Das Bild vom Hirten und dem SchafImmer wieder werden und Gott und Jesus als liebevolle Hirten bezeichnet und wir sind die Schäfchen, die es zu hüten gilt.
Das wird zum Beispiel auch klar im Gleichnis des verlorenen Schafes.
Doch da gibt es was, was übersehen wird.
Rollen wir es aber erstmal auf.
Dickhornschaf (Ovis canadensis) in Alberta, Kanada (fotografiert von Richard Giddins aus London, UK) Die Schafe (Ovis) sind eine Säugetiergattung aus der Gruppe der Ziegenartigen (Caprini). Sie umfassen zwanzig Arten, die sich in mehrere näher verwandte Gruppen gliedern lassen. Dazu zählen auch die Wildschafe, aus denen das Hausschaf hervorgegangen ist. Das männliche Schaf wird Widder (lateinisch Aries) genannt. Schafe sind vorwiegend tagaktiv, manchmal ruhen sie aber während der heißesten Tagesstunden und weiden auch nachts.
Schafe erreichen eine Kopfrumpflänge von 1,2 bis 1,8 Metern, wozu noch ein 7 bis 15 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe beträgt 65 bis 125 Zentimeter und das Gewicht 20 bis 200 Kilogramm – wobei die Männchen stets deutlich schwerer werden als die Weibchen. Die Fellfärbung variiert von weißlich bis dunkelbraun, es kommt häufig zu einem Fellwechsel. Die Männchen haben häufig eine Mähne am Hals, im Gegensatz zu den Ziegen aber keinen Kinnbart. Beide Geschlechter können Hörner tragen, die der Weibchen sind aber deutlich kleiner. Bei einzelnen Hausschafrassen haben beide Geschlechter keine Hörner oder nur die Männchen haben Hörner. Die Hörner der Männchen drehen sich im Alter spiralig ein und können über 1 Meter lang werden. Schafe haben zwei Euterhälften mit je einer Zitze, wobei deren Position variieren kann. Bei der Versorgung von Drillingen steht somit eine Zitze zu wenig zur Verfügung. In einzelnen Fällen können Schafe auch mit einer weiteren Zitze zur Welt kommen.
Schafe erreichen ein Alter von zehn bis zwölf, maximal 20 Jahren. Wilde Schafe kommen heute im westlichen, mittleren und nordöstlichen Asien sowie im westlichen Nordamerika vor. Im südöstlichen Europa (Balkanhalbinsel) sind wilde Schafe vor rund 3000 Jahren ausgestorben. Ob die Mufflon-Populationen auf einigen Mittelmeer-Inseln echte Wildschafe oder verwilderte urtümliche Hausschafe sind, ist umstritten. Die meisten Schafe sind Gebirgsbewohner, es gibt aber auch Tiere, die in Wüsten leben, etwa Populationen der Dickhornschafe.
Hausschafe zählen zu den ältesten Haustieren überhaupt. Die ersten Hausschafe und -ziegen werden auf etwa 8000 v. Chr. im "Fruchtbaren Halbmond" datiert. Trophäenjagd und Konkurrenz des Hausviehs gefährden die wildlebenden Arten.
Soweit zum biologischen Aspekt. Da dürfte jetzt nicht viel neues dabei gewesen sein. Hoffe ich.
In der Bibel kommen Schafe aber auch vor. Manchmal als buchstäbliche Tiere, manchmal als Symbol für das Opfer Jesu, in Form des Lammes, also dem Kind eines Schafes.
Klassisch werden Schafe ja von Hirten geführt und beschützt.
Sowas können wir dann auch in der christlichen Literatur finden. Ich nehme erneut ein Beispiel aus dem Kreis der Zeugen Jehovas, weil ich mich da am Besten auskenne. Aber solche und ähnliche symbolischen Zusammenhänge findet ihr in vermutlich jeder Literatur, die das Verhältnis eines treu sorgenden Gottes vermitteln will.
Im Arbeitsheft für die Leben und Dienstzusammenkunft von Oktober 2018, dem Gottesdienst unter der Woche, findet wir zum Beispiel das hier:
https://www.jw.org/de/bibliothek/jw-arbeitsheft/oktober-2018-mwb/programm-fuer-1-7okt/jesus-kuemmert-sich-um-seine-schafe/SCHÄTZE AUS GOTTES WORT | JOHANNES 9–10
Jesus kümmert sich um seine Schafe
10:1-5, 11, 14, 16
Zwischen einem Hirten und seinen Schafen besteht ein echtes Vertrauensverhältnis. Jesus, der Gute Hirte, kennt jedes seiner Schafe. Er kennt ihre Bedürfnisse, Stärken und Schwächen. Und die Schafe wissen genau, wer er ist, und folgen ihm voller Vertrauen.
Wenn ein echtes Vertrauensverhältnis zwischen Schaf und Hirte bestehen würde, bräuchte letzterer keine Zäune und Hirtenhunde, um die Rasselbande zu kontrollieren.
Schon in der hebräischen Bibel hat das Lamm symbolischen Wert als ein Muster an Wehrlosigkeit und Verletzbarkeit (z.B. Jes 5,17; Jes 11,6; Jer 11,19; Hos 4,16). Das zeigt der für dieses Thema in vielerlei Hinsicht sehr bedeutsame Vers des Vierten Gottesknechtsliedes:
"Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm (LXX: ἀμνός, amnos), das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf" (Jes 53,7).
Die gleiche Symbolik liegt der verbreiteten metaphorischen Vorstellung der Beziehung zwischen Gott und dem Volk zugrunde: Gott ist der Hirte Israels, und das Volk ist seine Herde. Die Symbolik der Wehrlosigkeit bedingt ferner, dass Israel ohne seinen Hirten schutzlos ist (z.B. Num 27,17; 1Kön 22,17; Ez 34). Als die Herde Gottes muss Israel seinem Hirten gehorchen, denn ohne ihn kann es sich möglicher Gefahren nicht erwehren.
In der Tierapokalypse im Ersten Buch Henoch (äthHen 83-90), dass zwar nicht kanonisch ist, aber dennoch Einblick in die Sichtweisen gibt, wird das Volk Israel symbolisch als eine Schafherde dargestellt (äthHen 89-90), hierbei wird vor allem die Wehrlosigkeit derselben betont. Die Schafe sind nicht in der Lage, sich gegen die wilden Tiere zu schützen bzw. zu Wehr zu setzen. Gleiches gilt auch für die Lämmer der Herde, welche von Raben zerrissen und zerschlagen werden (äthHen 90,6-9). Erst als der Herr der Schafe eingreift, werden die Schafe aus der Gewalt ihrer der wilden Tiere befreit (äthHen 90,18-19).
In der alttestamentlichen und frühjüdischen Literatur ist ein Lamm folglich besonders mit Konnotationen der Wehrlosigkeit und Verletzbarkeit belegt, aber auch mit Aspekten des Gehorsams verbunden, weil es sich führen lassen muss um sein Leben zu retten bzw. zu erhalten.
Die Geschichte vom verlorenen Schaf Diese Symbolik ist in die frühe christliche Literatur übernommen worden. Im Lukasevangelium beschreibt Jesus die Wehrlosigkeit der Jünger, wenn er sagt, dass er sie als Lämmer (ἄρνας, arnas) mitten unter Wölfe sendet (Lk 10,3; vgl. 2 Klem 5,2). Die Parallele im Matthäusevangelium verwendet das Wort Schaf (προβάτον, probaton) mit dem gleichen symbolischen Gehalt (Mt 10,16). Das Johannesevangelium bezieht sich auf die alttestamentliche Tradition, welche das Gottesvolk als Herde Gottes versteht, und überträgt diese Symbolik auf die Gemeinde, wobei selbsverstädnlich die Notwendigkeit eines Hirten impliziert wird (vgl. Joh 10,1-5; Joh 10,11-13; Joh 10,14-16; Joh 21,15-17). Das vierte Evangelium verwendet sowohl Lamm (ἀρνιον, arnion) (Joh 21,15) als auch Schaf (προβάτον, probaton) (Joh 10,1-16; Joh 21,16-17); in beiden Fällen wird die Wehrlosigkeit und Verletzbarkeit der Gemeinde symbolisch dargestellt.
Das hört sich jetzt alles schön an, denn Gott bietet uns seinen Schutz an, so wie ein Hirte seine Schafe schützt.
Doch warum macht Gott das überhaupt? Wie wir gelesen haben, geht es um den Schutz der Herde vor äußeren Gefahren. Z.B. Menschen, die nicht auf Gott hören oder Dämonen.
Aber warum beschützt der Hirte die Schafe? Hat er zu viel Zeit und sonst nichts zu tun?
Oh, warte!
Stimmt Schafe werden ja nicht gehalten, um des Haltens Willen. Der Hirte wird bezahlt dafür. Da könnte man jetzt die Analogie zu den Gebeten und Diensten für Gott anbringen.
Aber passiert mit den Schafen noch irgendwas mehr? Oh ja. Stand da oben nicht was von der Schlachtbank.
Stimmt ja. Schafe werden ja nicht zum Selbstzweck gehalten. Der Halter bezweckt mit der Aufzucht und dem Schutz der Tiere etwas. Für ihn sind sie lebendes Kapital, aus dem man Milch, Wolle oder Fleisch bekommt. Denn wie gut die Schafe auch immer gehalten werden und so brav sie auch immer auf ihren Hirten hören mögen, sie sind Vieh mit denen nach Belieben umgegangen wird. Notfalls werden es saftige Kotletts.
Der Hirte, der also in der Geschichte um das verlorene Schaf nach eben diesem Sucht, klingt vielleicht herzerwärmend. Aber unidiologisch betrachtet, ist es ein Wärter, der seinen Gefangenen, oder besser ein Händler, der sein Produkt/Kapital sucht.
Welche Parallelen ziehen wir da jetzt zu Religionen und Gott? Hm ...