Kritisches Denken




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mi 30. Jun 2021, 08:35

Die Arroganz des Klerus (Link)

BlooDNAcid ist ebenso wie Astrodicticum Simplex ein Autor auf dem scienceblog.de.
Er ist deutlich offener mit seiner Kritik über Kirche und Glaube. Heute möchte ich euch seine Übersetzung vorstellen, die er einem passenden Text von Pat Condell erstellt hat.

https://scienceblogs.de/bloodnacid/2013/10/25/die-arroganz-des-klerus/?all=1

Ein kleiner Auszug:
"Und wo sind Sie in der Zwischenzeit geblieben? Immer noch auf den Knien, um für die Erlösung zu beten? Wenn es so ist, dann machen Sie nur weiter, denn Ihr Lieblingsfernsehprediger muß sich unbedingt einen neuen Privatjet kaufen, von Ihrem Geld – in Jesu Namen versteht sich! Dieser Jesus wird ein wirklich wohlhabender junger Mann sein, falls er je zurückkommt, meinen Sie nicht auch? Bei all dem Zeug, das in seinem Namen schon gekauft wurde; all dieser krude, extravagante, überflüssige Luxus.

Ich frage mich, was er dächte, wenn er erkennen würde, daß das Symbol seines grausigen Todes am Kreuz zum weltweit lukrativsten Gelddruck-Logo in der Geschichte der Menschheit geworden ist und daß, 2000 Jahre später, damit immer noch bergeweise Zaster, das meiste davon von armen Leuten, eingefahren wird."
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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von Anzeige » Mi 30. Jun 2021, 08:35

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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mo 5. Jul 2021, 08:50

The burden of proof | QualiaSoup (11:31 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=KayBys8gaJY

Die Beweislast (besser Beweisführungslast) bestimmt, welcher Partei es in einem bestimmten Stadium des Prozesses obliegt, Beweis für ihre Behauptung anzubieten.
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Di 24. Aug 2021, 10:30

Wer seinen Unsinn hundertmal wiederholt, hat immer noch nicht Recht | heute-show (9:25 min)

Till Reiners erklärt humoristisch und in recht klaren Worten, warum verschiedene Ansichten zur uns umgebenden Natur nicht auf einer Augenhöhe stehen. Sehr verständlich wird dargelegt, warum nicht jeder Wust, der sich dem wissenschaftlichen Konsens entgegenstellt, auch gehört werden muss. Damit spricht er sich aber ganz eindeutig nicht dagegen aus, dass man seine Meinung kund tun darf. Er stellt aber fest, dass ein jeder die Freiheit und das Recht hat, sich nicht mit jedem Blödsinn beschäftigen zu müssen.

Nicht nur am Rande erklärt er ebenfalls, warum das wissenschaftliche Studium und die wissenschaftliche Arbeit weder in der deutschen Gesellschaft, noch in der deutschen Bildungspolitik ausreichend gewürdigt und unterstützt wird.


https://m.youtube.com/watch?v=5aVDRdQeBZM

Leider bleibt ein trauriges Resümee bestehen: Laut einer Studie verbreitet sich Unsinn 6x schneller als echte Nachrichten und Wissen. Schade.
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mi 8. Sep 2021, 22:29

"Leben ohne Gott ist wie Fussball ohne Ball"


Da kommt also die Überschrift her.

Man bezieht sich dabei offenbar auf den unten stehenden Bibeltext. Weil er etwas schwierig zu lesen ist, habe ich ihn noch einmal angeschrieben:

"Denn durch Gott leben wir, bestehen wir und sind wir."
- Apostelgeschichte 17:28

Hm...
Ist das so?

Grundsätzlich ist das ja wieder nur ein kosmologischer Gottesbeweis.
... 018, 13.12.2017: Grundlagen: Gottesbeweise - Teil 1: Die klassischen Gottesbeweise
Von daher müssen wir uns nicht erneut mit dieser unbewiesenen Behauptung befassen. Das könnte jetzt auch einfach die Fortsetzung des letzten Beitrags sein, denn auch wer 100 mal behauptet, Gott hätte irgendwas erschaffen, hat trotzdem nicht recht. Oder wie im letzten Video gesagt wurde: Um sinnvoll über die Probleme dieser Zeit zu diskutieren, müssen wir uns wenigstens auf eine Grundrealität einigen. Und eine dieser Grundrealitäten ist, dass Gott in naturwissenschaftlichen Arbeiten zu Recht keine Relevanz hat. Die Schwerkraft gibt es, ebenso wie die Elektrizität, unabhängig davon, was wir glauben oder welchem Gott wir dienen. Die Urknallhypothese entspringt, entgegen anderslautender Meinungen, nicht irgendeiner mythologischen Kosmologie, sondern der Kulmuliering der Beobachtung, dass das Universum sich heute offenbar ausbreitet. Und wenn es das früher schon getan hat, muss es kleiner gewesen sein. Das rechnet man dann bis zu einem Punkt zurück, wo man feststellt, dass unsere physikalischen Modelle an ihre beschreibbaren Grenzen stoßen. Irgendwo/Irgendwann vor 13,85 Milliarden Jahren. Das kann man nachvollziehen. Das kann man nachforschen. Das muss man nicht einer Autorität einfach glauben. Ich betone es erneut: Jeder Schritt des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns kann nachvollzogen werden. Man muss es nur wollen und sich reinknien.

Aber darum soll es heute nicht gehen.

Wie üblich, passt der jeweilige Text zum aktuellen Zeitgeist. Das Foto habe ich am 28. Juni 2021 geknipst. Wenn sich einer noch ein wenig an diese ferne Zeit zurück erinnert, kommt vielleicht auch die verschobene UEFA Europameisterschaft, die eigentlich Sommer 2020 hätte stattfinden sollen, in den Sinn. Nun fand diese wegen der Pandemie (Dam Dam Dam!) nicht schon 2020 statt. Das Eröffnungsspiel war am 11. Juni 2021 zwischen der Türkei und Italien und endete 0:3. Das Finale gewann Italien auch, da aber gegen England am 11. Juli im Elfmeterschießen.

Das war ja auch eine ulkige Runde. Mitten in der Pandemie ließ man den Plan bestehen, Mannschaften und Fans quer durch Europa zu jagen, während die Delta-Variante gerade aufblühte. Volle Stadien als sei nix. Die Warnungen der Virologen (das sind ja Wissenschaftler!) in den Wind geschossen. Hätte sich Hollywood nicht besser ausdenken können. Ging halt um viele Millionen Euro. Das muss so ein Virus doch verstehen. Aber auch sonst war in dieser EM einiges rekordverdächtig:
Der Engländer Jude Bellingham und der Pole Kacper Kozlowski waren die jüngsten Spieler mit Spieleinsatz bei einer EM. Im Spiel Österreich gegen Nordmazedonien wurde das 700. Tor einer EM-Endrunde erzielt, im Achtelfinale Frankreich gegen Schweiz das 800. Das 1:0 von Yussuf Poulsen im Spiel Dänemark gegen Belgien war das zweitschnellste Tor der EM-Geschichte. Dann unterbot Emil Forsberg mit 83 Sekunden im Spiel Schweden gegen Polen. Giorgio Chiellini war der älteste Mannschaftskapitän, Leonardo Bonucci der älteste Torschütze.

Hängen geblieben ist diese EM aber spielerisch wohl eher für die ungewöhnlich vielen Eigentore:
Das erste Tor der EM war erstmals ein Eigentor gleich im Eröffnungsspiel. Der polnische Spieler Wojciech Szczesny verursachte am 14. Juni im Spiel gegen die Slowakei als erster Torhüter ein Eigentor während einer EM. Auch Lukáš Hrádecký im Spiel Finnland gegen Belgien und Martin Dúbravka im Spiel Slowakei gegen Spanien lenkten als Schlussmänner ihrer Teams im weiteren Turnierverlauf den Ball ins eigene Netz. Deutschland ist die erste Mannschaft der EM-Geschichte, die während eines Turnierverlaufs sowohl mindestens ein Eigentor verursachte (Mats Hummels am 15. Juni gegen Frankreich, das erste deutsche Eigentor bei einer EM), als auch von mindestens einem profitierte. Im Spiel Portugal gegen Deutschland am 19. Juni erzielten Rúben Dias und Raphaël Guerreiro jeweils ein Eigentor. Damit wurden erstmals in der EM-Geschichte zwei Eigentore in einem Spiel erzielt. Am 23. Juni erzielte auch die Slowakei gegen Spanien zwei Eigentore durch Martin Dúbravka und Juraj Kucka.
Insgesamt wurde mit elf Treffern ins eigene Netz auch der Rekord für die Anzahl an Eigentoren pro Turnier übertroffen, der zuvor bei drei Treffern lag (bei der EM 2016). Damit wurde mehr als die Hälfte aller Eigentore der EM-Geschichte bei der Euro 2020 erzielt (insgesamt 20).

Mit seinem Treffer am 19. Juni zog Cristiano Ronaldo mit 19 Toren in EM- und WM-Turnieren (12 EM-, 7 WM-Treffer) mit Miroslav Klose (3 EM-, 16 WM-Treffer) gleich, im Spiel gegen Frankreich überholte er den alten Rekordhalter mit Tor 20 und 21. Gleichzeitig ist er seit diesem Spiel Rekord-Länderspieltorschütze (109 Treffer, gemeinsam mit Ali Daei für den Iran).
Seit 14. Oktober 2020 war Italien bis zur 114. Minute gegen Österreich am 26. Juni 1168 Spielminuten ohne Gegentreffer. Damit übertraf sie den alten Rekord, ebenfalls von den Italienern 1972 bis 1974 aufgestellt, um 25 Minuten.

Das 3:0 zwischen Italien und der Türkei war der höchste Sieg in einem EM-Eröffnungsspiel und der erste EM-Sieg Italiens mit drei Toren. Dänemark wurde als erste Mannschaft der EM-Geschichte mit einem Sieg und zwei Niederlagen (3 Punkte) Gruppenzweiter. England wurde als erste Mannschaft mit 2 Toren Gruppensieger und blieb als erste Mannschaft in 5 Spielen ohne Gegentor. Spanien konnte als erste Mannschaft in zwei aufeinander folgenden Spielen 5 Tore erzielen. Erstmals in der EM-Geschichte gab es einen Sieg mit vier Toren gegen den Titelverteidiger (am 19. Juni 2021 Deutschland gegen Portugal 4:2). Federico Chiesa ist der erste EM-Torschütze, dessen Vater (Enrico Chiesa) ebenfalls bei einer EM-Endrunde ein Tor erzielte (1996 gegen Tschechien).


Dieser Einschub soll lediglich als zusätzlicher Schmankerl dienen.
Wenn also so ein sportliches Großereignis erfolgt, was liegt da näher als mit irgendwas zu assoziieren, was herrlich dazu passt? Ein Fussball, ein Tor und/oder ein Stadion mit grünem, frischen Rasen. Dann hat man seinen Eye-Catcher. So ist auch die evangelische Freikirche in Weißwasser vorgegangen, wie ihr am obigen Bild feststellen könnt.

Aber ist Gott nun für uns als Menschen so essenziell, wie ein Fussball für ein Fussballspiel?

Nein!

Ein Fussballspiel enthält bereits im Namen mehrere Erklärungen bereit, worum es geht. Es ist ein Spiel, dass man mit dem Fuss spielt und man benötigt zwingend einen Ball. Das Spiel geht ohne einfach nicht. Es gibt keine Alternativen zur Ausübung dieses Sports. Und genau das ist bei Gott nicht so.

Gott erschafft laut den Kreationisten das Leben, aber der Fussball erschafft nicht das Spiel. Vielmehr wurde ein Ball (die gab es ja schon vorher) in einem neuen Regelwerk eingesetzt, dass sich übrigens immer wieder geändert hat und in dem immer noch Änderungen stattfinden. Das wäre eine traurig-beschämender Vergleich, wenn man Gott einfach hergenommen hätte, um ihn in ein neues Regelwerk einzusetzen. Dann war er vorher offenbar für irgendwas anderes gut, aber nicht zur Lebensführung oder -erschaffung. Außerdem unterstellt es Gott gewissen Regeln, die dann auch noch von anderen getroffen werden und veränderlich sind. Auch ist der Ball zwar immer präsent im Spiel, aber wer wird bei der Siegerehrung gefeiert? Irgendeiner der Rekorde und Merkwürdigkeiten da oben, den Ball betreffend?
Noch dazu sind Spieler, die den Ball gerade nicht haben, ja nicht nutzlos. Sie nehmen anderen den Ball weg, schießen ihn weg, geben ihn ab, stellen sich in den Weg, fangen ihn. Obacht es ist Ziel, den Ball möglichst aus dem eigenen Strafraum fernzuhalten und beim Gegner ins Netz zu schießen. Also für all jene, die den Sport nicht verstehen.
Der Fussball ist etwas, dass selbst aktiv am Geschehen des Spiels nicht teilnimmt, sonder immer von außen getrieben werden muss. Durch Treten, Boxen, Fangen, Köpfen, Tragen. Nix macht der Ball allein. Was soll uns das über Gott sagen? Der Ball wird durch einen geschickten Spieler gelenkt. Von wem wird Gott gelenkt?

Betrachten wir es aber auch aus einer anderen Perspektive:
Dieser Spruch unterstellt, dass Menschen ohne Gott nicht leben können, dass man ihn in seinem Leben braucht, wie eben ein Fussballspiel einen Fussball. Aber eine wachsende Anzahl von Leuten ist gottlos glücklich. Nun ist Gott offenbar doch nicht so essenziell. Ohne Gott schiebt man keine unfreiwillige Pause, ob nun wegen einer Verletzung eines Mitspielers oder wegen einer Auswechslung. Oder weil er ins Aus geschossen wurde (was für eine Metapher). Es gibt auch keine Halbzeitpause. Und dem Fussball muss man nicht sein Leben unterordnen, auch wenn das manche Tun. Dann aber eben nicht dem Ball, sondern dem Event und dem Spielkalender des Lieblingsvereines.
Vielleicht ist das Ende (Hölle, ewige Verdammnis, ewiger Tod) laut dem Gläubigen nicht gerade schick, wenn man sich nicht dem jeweils "wahren" Gott unterordnet. Aber man kann bis zum Abschied damit leben. Ohne Ball jedoch kann ein Spiel nicht mal starten. Und wenn der Glaube an Gott so essenziell für unsere Existenz ist, warum haben wir diesen nicht ab Geburt oder schon im Mutterleib, so wie ein Ball von Anfang an im Fussballspiel ist? Warum ist Glaube etwas Beigebrachtes, etwas Antrainiertes? Warum müssen wir Glauben lernen?

Also nochmal in kurzen Sätzen, warum der Vergleich mehr als hinkt:
  • Ohne Ball kein Spiel, aber ohne Gott kann man leben.
  • Der Ball ist von Beginn an im Spiel, aber Glaube nicht.
  • Der Ball ist Teil eines Regelwerks, das von außen kommt. Gott soll aber der Regelmacher sein.
  • Der Ball wird nicht für sein Können verehrt, sondern die Spieler.
  • Spieler ohne Ball sind nicht nutzlos. Was sind also Menschen ohne Gott?
  • Der Ball ist passiv und wird getrieben, Gott soll aber aktiv sein.
  • Der Ball wird gelenkt, Gott soll aber Lenker sein.
Gott, wie er uns in der Tora, dem Talmut, der Bibel oder dem Koran präsentiert wird, hat mit einem Ball also ausgesprochen wenig zu tun. Und wenn das Gleichnis doch stimmen sollte, sagt das leider Dinge über Gott aus, die ihn nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen. Sondern schwach und abhängig von außen.

Vielleicht ist der Vergleich dann doch treffender als gewollt.
Denn wenn Gott tatsächlich existiert, wofür braucht er dann Menschen, damit sie anderen erzählt, dass es ihn gibt?

Und vielleicht ist der Vergleich sogar noch treffender:
Der Ball ist von Menschenhand geschaffen. Gott also auch?
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Fr 10. Sep 2021, 14:45

The One True God | Darkmatter2525 (6:44 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=4ltduYpLoag

Interessante Anregung:
Wenn Gott sich allen Menschen zugewandt hat, warum sind dann nicht überall schon Christen / Juden / Muslime? Warum hat sich Gott nur einem kleinen Völkchen an einem Küstenstreifen am östlichen Mittelmeer, kaum größer als Hessen, offenbart? Und warum musste die Bekehrung mit Waffen stattfinden?
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mo 20. Sep 2021, 08:29

God's God | Darkmatter2525

Der gleiche YouTube-Kanal geht auch auf weitere Fragen bezüglich der Idee Gott ein.
Das folgende Video ist nicht ganz ernst zu nehmen, geht aber auf wichtige theologische Aspekte ein, z.B. den kosmologischen Gottesbeweis, den Stufenbeweis und den infiniten Regress.


https://m.youtube.com/watch?v=ODetOE6cbbc
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Do 21. Okt 2021, 12:09

4 Weird Questions That Might Make You an Atheist | Genetically Modified Skeptic (11:57 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=JE-P6mw60-A
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » So 24. Okt 2021, 21:25

5 Lies Theists Tell About Atheists | Genetically Modified Skeptic (12:35 min, engl.)

Ein weiteres Video über gewollte und ungewollte Missverständnisse von Gläubigen gegenüber Nichtgläubigen.


https://m.youtube.com/watch?v=kuNOFH93GHA
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mi 27. Okt 2021, 10:14

4 Mistakes Theists Make When Trying to Convert Atheists | Genetically Modified Skeptic (13:00 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=hprmo3CifJ0
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Fr 5. Nov 2021, 00:27

Die falschen Götter und der wahre Gott

Wir sind in einer fremden Stadt und haben Hunger. Um nicht ewig in der Gegend herumzufahren und nicht schon wieder bei McDonalds abzusteigen, suchen wir im Internet über eines unserer mobilen Endgeräte ein gutes Restaurant in der Nähe aus. Nur wie finden wir heraus, ob es gut ist?
Wir können natürlich einfach die Webseite der jeweiligen Restaurants abklappern. Aber was bekommen wir dann? Wird nicht jedes Restaurant sich selbst als das beste der Stadt bezeichnen? Ich meine, selbst McDonalds wird in keinem Werbeflyer schreiben, dass die Milkshakes von Burger King besser sind (kleine persönliche Note: Sie sind dort besser.). Sony wird auch nicht die Smartphones von Samsung preisen, Samsung nicht die von Apple, Apple nicht die von Huawei. Ebenso wenig umgekehrt.
Wenn man eine ausgewogene Beurteilung möchte, muss man andere Quellen zurate ziehen. Bewertungsportale sind eine Möglichkeit. Mit ein bisschen "critical thinking" kann man auch schnell ausmachen, dass die meisten Rezensenten nur dann rezensieren, wenn sie eine negative Erfahrung gemacht haben. Erst durch das Hinzuziehen externer Quellen aber kommt man überhaupt zu einem objektiveren Bild.
Eine solche Situation wird vermutlich nicht passieren. Zumindest war das bei mir noch nie der Fall. Irgendein Bäcker, irgendein Dönerladen, irgendein Asiafood findet sich immer. Ich bin da nicht anspruchsvoll.

Aber was hat das jetzt mit Göttern zu tun?
Wenn wir schon bei Restaurants oder anderen Entscheidungen so vorgehen, nämlich einen "Faktencheck" mit externen Quellen, warum dann nicht auch bei der Religion, in die wir hineingeboren oder hineinmissioniert wurden/werden? Immerhin ist eine miese Futterbude vielleicht ein kulinarischer Reinfall, aber in aller Regel hat es keine Folgen für den Rest des Lebens. Bei Religionen ist es aber sehr wohl so, dass dies Entscheidungen sind, die über den gesamten Alltag bestimmen können. Nicht nur das, die Religion maßt sich an, auch über unsere Gefühle und Gedanken bestimmen zu dürfen.
Es ist hier also sehr wohl und sehr dringend dazu zu raten, sich nicht nur mit den Werbematerial der jeweiligen Religion zu beschäftigen und unterschiedliches Quellenmaterial gegeneinander aufzuwiegen.

Hape Kerkeling hat seine persönliche Variante von Gott auf dem Jakobsweg entdeckt. Das beschreibt er ganz ausführlich in seinem Buch "Ich bin dann mal weg" (Malik, München 2006, Wiederauflage: Piper, München 2009), dass über 100 Wochen auf Platz 1 der Bestellerliste für Sachbücher stand und sich über 4 Millionen mal verkauft hat. Verfilmt wurde es natürlich auch. Heilig Abend 2015 war Kinopremiere. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Man kann das Buch auch lesen (oder als Hörbuch von ihm selbst vorlesen lassen), muss man aber nicht. Kurz zusammengefasst: Der echte Hape geht 2001 auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela und schreibt es in sein Reisetagebuch. Dabei erlebt er allerhand und begegnet verschiedenen Menschen, die alle ein anderes Ziel und andere Erwartungen auf diesen Weg mitbringen.
Interessant fand ich seine Beschreibung der Kirche(n) oder Religionen. "Das Bodenpersonal Gottes lässt doch sehr zu wünschen übrig. Es ist, wie wenn man einen sehr guten Film in einem schlechten Dorfkino ansieht." Die Umstände sind miserabel, die Tonqualität ist vielleicht schlecht, die Umgebung ist laut, und der Filmprojektor ist uralt, und leider besteht Gefahr, darüber zu vergessen, dass der Film selbst doch eigentlich grandios ist.

Kann man so sehen.
Ich denke ja, Gott gibt es nicht. Und das "Bodenpersonal" hat ihn lediglich erfunden, beziehungsweise den Bedarf eines Glauben an irgendwas höheres und sinnstiftendes mit den eigenen Regeln gefüllt. Um die Regeln zu verstehen und mit dem höheren Wesen in Verbindung zu treten, muss man dieses "Bodenpersonal" als Autorität anerkennen. Es gibt keine Erlösung von Sünde und Tod, es sei denn, man erkennt die Regeln des jeweiligen Gurus an, der sich ja als Sprachrohr oder einzig wahrer mit Verständnis präsentiert. Der Film, den Hape hier als Synonym für Gott verwendet, ist nicht grandios, sondern es ist "The greatest show on earth" wie Richard Dawkin eins seiner Bücher betitelte. Nur leider kommt Gott darin eher schlecht weg, beziehungsweise gar nicht vor. Wir sind auf einem tektonisch aktiven Planeten, der um einen Stern kreist, dessen Strahlung uns umbringen könnte, die auch noch in jedem Moment ihres Lebens immer heißer wird. 99% aller Lebewesen, die jemals unser Erdenrund bevölkert haben, sind ausgestorben und am Massensterben unserer Tage ist der Mensch selbst massiv beteiligt. Welchen Gott sollen wir also anbeten? Den, der dieses Unglück verursacht hat? Oder den, der nichts dagegen unternimmt?

.

Bringt es mir persönlich überhaupt etwas, an Gott zu glauben und ihm irgendwelche Dienste zu erweisen?

Ich ziehe jetzt mal einen Vergleich:
Meine Arbeit für den Gott anderer - denn mein Gott ist es ganz sicher nicht - unterscheidet sich nicht grundlegend von der Arbeit im Callcenter für einen x-beliebigen Auftraggeber.
Man muss ihn nicht mögen. Man muss nicht mal seine Produkte verwenden. Ist bei mir zum Beispiel der Fall.
Ich nutze äußerst selten Online-Versandhäuser und habe keinen Account bei irgendeinem Bezahldienstleister.
Ich habe keine überteuerte Technikspielerei, deren "Billig"-variante es genauso tut.
Ich habe keine Streaming-, On-Demand- oder HD+-Dienste für irgendwelche Fernsehaccount. Ich habe nicht einmal einen Fernseher.

Und hier besteht die erste Parallele:
Ich habe keinen Account bei Gott. Ich bin nicht sein Freund. Ich interessiere mich nicht für ihn. Ich gehe nicht einmal davon aus, dass es ihn gibt und das er eine besonders vernünftige Erklärung für irgendwas ist. Er ist für mich so überflüssig, wie Netflix und Co, wird aber bejubelt wie das neueste iPhone. Ich kann ohne leben, so wie ohne PayPal, Klarna und Co.

Und jetzt die zweite Parallele:
Ich kann trotzdem Dienst für "ihn" tun. So wie für alle Dienstleister, hinter deren Unternehmensphilosophien ich nicht stehen muss, kann ich auch für Gottesanbeter Hilfe leisten, obwohl ich deren Glauben nicht teile.
Die Menschen, die um Hilfe bitten, können nichts für die Werte des Unternehmens, dessen Produkte sie nutzen. Aber sie brauchen Hilfe. Und die habe ich immer nach besten Kräften gegeben. Auch bei den Dingen, die ich so überflüssig fand, wie ein drittes Auge, direkt an der Ferse. Wie der Predigtdienst, der keine Menschen rettet, sondern sie für eine fragwürdige Organisation als Mitglieder wirbt.
Die Gemeinden der Zeugen Jehovas spiegeln auch nur den Altersschnitt der Gesellschaft wieder. Also hilft man bei Saalrenovierung und -reinigung, bei Technik oder privaten Bauprojekten oder dem Einrichten des Handys der Gläubigen. Weil junge Leute gebraucht werden. Eben weil die Jugendkraft noch nicht zurück gekehrt ist, wie Gott es für das Paradies verspricht.

Und die dritte Parallele:
Die Produkte sind erst dann etwas wert, wenn Menschen mit diesen arbeiten und anderen helfen, mit ihnen zu arbeiten.
Ein Mac ist kein Deut besser als ein Windows-PC. Es kommt auf den Anwender an und dem wird bei einem Mac mehr abgenommen. Nicht weil der Rechner besser ist, sondern weil es weniger Konfigurationsmöglichkeiten gibt.
PayPal ist nicht besser als das restliche Bankwesen. Es wird nur mehr gepushed. Einfach weil es neuer ist und so spiegelt sich das auch in der Demografie der Nutzer wieder.
Auch Amazon, Netflix und Co haben nicht nur ihre Vorteile und man überlebt auch ohne.

Kurzum: Auch Gold ist nichts wert, wenn es keiner haben will. Und so grundlos wertvoll ist auch Gott. Es sind die Menschen, die sich gegenseitig unterstützen. Nicht wegen dem Segen irgendeines Gottes, sondern dem Anwenden eines selektiv zusammengefügten Codex. Zur Gänze wendet heute auch niemand mehr diese "göttlichen" Gesetze an. Auf Ehebruch steht die Todesstrafe oder wenn man Gottes Namen in unwürdiger Weise verwendet hat. Steinigen war quasi Volkssport. Im 5. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 11-12 steht, dass man der Frau die Hand abhacken soll, wenn sie ihrem Mann in einem Handgemenge hilft, indem sie an die Klöten des Kondrahenten fasst. Auch wurde Frauen untersagt, ihr Hinterteil einem Tier in erotischer Weise entgegen zu strecken. Wenn es wirklich so relevant war, dass es in das Buch der Bücher aufgenommen werden musste, muss das echt eine verrückte Zeit gewesen sein.
Das Weglassen heute unmoralisch empfundener Regeln macht "göttliche" Regelwerke überhaupt erst interessant. Und nur weil Menschen sie anwenden, lebt dieses Regelwerk und damit der anzubetende Gott fort.
Menschen müssen sich gegenseitig unterstützen. Weil Gott kein bisschen mehr hilft, als die Götzen, die er in Psalm 135:15-18 beschreiben lässt.

Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, gemacht von Menschenhänden. Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht, auch ist kein Odem in ihrem Munde. Die solche Götzen machen, sind ihnen gleich, alle, die auf sie hoffen.
- Psalm Kapitel 135, Vers 15-18, Lutherbibel 2017

Noch passender hat es sogar noch Jeremia ausgedrückt:

Denn die Bräuche der Heiden sind alle nichts: Man fällt im Walde einen Baum, und der Bildhauer macht daraus mit dem Beil ein Werk seiner Hände. Er schmückt es mit Silber und Gold und befestigt es mit Nagel und Hammer, dass es nicht umfalle. Es sind ja nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden; auch muss man sie tragen, denn sie können nicht gehen. Darum sollt ihr euch nicht vor ihnen fürchten; denn sie können weder helfen noch Schaden tun.
- Jeremia Kapitel 10, Vers3-5, Lutherbibel 2017

Ich habe bisher keinen Unterschied zwischen den "falschen" Göttern und dem "wahren" Gott feststellen können. Das heißt natürlich nicht, dass es diesen nicht gibt. Aber der Allmächtige hatte ja wohl reichlich Gelegenheit sich auch uns oder wenigstens mir heute durch irgendwelche Zauberstücke zu offenbaren und nicht nur durch ein altes Buch, dass auch noch auf zig Weisen gedeutet werden kann. Das ist so ziemlich die schlechteste Art sich als omnipotentes Wesen zu zeigen.

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Aber das ist alles nichts wert.
Ich helfe den Brüdern und Schwestern, den Jüngern Jesu, den Mitgliedern dieser von Gott gesegneten Vereinigung. Zumindest beschreibt sie sich immer wieder selbst so und verfällt dabei dem Confirm Bias, der lediglich die "guten Taten Gottes" zählt, die im Grunde nur aus Anekdoten darüber bestehen, wie Gott diesem und jenem nach einem Gebet beigestanden hat. Es werden lediglich die "erfüllten Gebete" gezählt, nicht jedoch die, die nicht erfüllt wurden. Oder und das ist noch perfider, es wird damit argumentiert, dass Gott andere Pläne hat, anders helfen wird, jetzt noch nicht die Zeit ist oder das man selbst durch sündige Neigungen oder den falschen Bewegrund schuld ist, wenn etwas nicht eintrifft. Dieser Blödsinn räumt Gott eine Win-Win-Situation ein, die völlig zurecht als absurd abgekanzelt werden kann. Wenn ich in einer Mathematikklausur durchfalle, kann ich doch auch nicht sagen, dass mein Stift andere Pläne hatte oder für das Bestehen der Prüfung noch nicht die Zeit reif war. Ich habe versagt, vermutlich, weil ich zuwenig gelernt habe, einen Blackout hatte oder einfach generell zu wenig gemacht habe, im Unterricht und in der Klausurvorbereitung. Wenn ich bestehe, danke ich doch nicht Gott. Denn der hat mit meinen Mathematikkenntnissen nichts zu tun. Ich habe sie mir erarbeitet, ich musste für die Klausur lernen und ich musste sie schreiben. Die Note ist nicht von Gebeten abhängig, sondern davon, ob ich die Lösungen richtig aufgeschrieben habe und wie ich die Rechenwege erkläre, wenn ich nicht auf das richtige Ergebnis gekommen bin. Wo taucht hier Gott auf?

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Aber ich kann mich hier maximal aufregen.
Gott wird es nicht erhören und nicht segnen. Nicht das, was ich hier tue. Denn es steht ihm entgegen. Aber auch die Hilfe, die ich "Glaubensbrüdern" anbiete ist vergebens. Warum?

Alle diese Flüche werden über dich kommen und dich verfolgen und treffen, bis du vertilgt bist, weil du der Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht gehorcht und seine Gebote und Rechte nicht gehalten hast, die er dir geboten hat. Und diese Flüche werden Zeichen und Wunder sein an dir und an deinen Nachkommen immerdar, weil du dem HERRN, deinem Gott, nicht gedient hast mit Freude und Lust deines Herzens, obwohl du Überfluss hattest an allem.
- 5. Mose Kapitel 28, Vers 45-47

Das verkennt aber, dass die Beweislage, bei dem liegt, der behauptet, den Überfluss habe ich von Gott. Aber es zeigt ganz gut, dass ich ein herzensguter Mensch sein könnte, Hunde vor dem Ertrinken rette und Katzen vom Baum. Das ich Omas über die Straße helfe oder ihr die Einkäufe die Treppe hochtrage. Ich könnte mich für das Deutsche Rote Kreuz und Amnesty International engagieren und mich mit Green Peace für den Regenwald in Brasilien einsetzen. Ich könnte eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen, bei der Tafel aushelfen. Es wäre alles egal. Solange ich "bloß" ein guter Mensch bin, ist das nichts wert.
Ich muss nicht den Menschen dienen, die Hilfe brauchen, sondern Gott. Warum? Was braucht der denn von mir? Was für ein Glaubenssystem kann sich denn als moralisch bezeichnen, wenn man die Liebe zu Gott über der Nächstenliebe zu seinen Mitmenschen erhebt? Wer darf von mir denn bedingunglose Liebe fordern? Das kann ich doch auch nicht als Vater oder Mutter eines Kindes. Liebe und Respekt muss man sich verdienen. Nicht einmal und dann ist gut. Sondern immer wieder. Und damit kommen wir wieder zum Confirm Bias und der Behauptung, dass Gott es ja ist, der für das Gute sorgt. Welchen Beweis gibt es dafür?
Man kann natürlich nun sagen: "Ja, das mit dem Ehebrecher steinigen und Eiergrabscher die Hand abhacken, steht schon drin, aber das ist ja das alte Testament. Das ist ja durch das neue Testament überholt." Mal ganz nebenbei, wenn 2 Bücher schon echt alt sind, würde ich die Bezeichnung "neu" sowieso meiden. Eigentlich gibt es ja nur ein "Ganz altes Testament" und ein "Nicht ganz so altes Testament".
Aber diese Argumentation ist trotzdem Quatsch. Konnte Moses wissen, dass noch zig weitere Bücher zu seinem Pentateuch hinzuverfasst werden. Wir finden zumindest keinen Hinweis darauf. Demnach bezieht sich das Halten der Gebote Gottes auf die 5 Bücher Mose. Dieses Halten der Gebote bezieht sich vermutlich sogar nur auf den juristischen Teil des 5. Buches. Wie komm ich denn da drauf?
Das 5. Buch Mose ist in mehrere Teile untergliedert: Kapitel 1, Vers 1 - 5 sind die Einleitung, Vers 6 - Kapitel 4, Vers 43 sind Moses erste wörtliche Rede. Dabei hält er einen Rückblick auf die 40-jährige Wanderung und gibt eine Mahnrede über das Bilderverbot. Kapitel 4, Vers 44 - 49 ist die Einleitung zur 2. wörtlichen Rede Mose. Die findet sich im Kapitel 5 - 11 und enthält einen Rückblick auf die Ereignisse am Horeb (wo die 10 Gebote überreicht wurden). Kapitel 12 startet mit einer Art Überschrift für den Gesetzteskorpus, der dann ab Vers 2 bis zum Kapitel 26, Vers 15 den damit größten Teil des Buches stellt. Den Rest von Kapitel 26 widmet er der Überleitung zur dritten wörtlichen Rede, die dann von Kapitel 27 - 30 geht, wo er Fluch und Segen vorlegt und den Bund mit Moab beschreibt. Kapitel 31 - 34 schließen das gesamte Pentateuch ab. Hier wird Josua als Nachfolger vorgestellt, gesegnet und Mose stirbt dann nach einer letzten Ermahnung und dem Besteigen eines Berges, wo er dass Land, in das er selber nicht mehr einziehen darf, wenigstens nochmal sehen kann.
Typisch für das auch Deuteronomium genannte Buch ist die Verbindung von Gesetzestexten und den warnenden Ausführungen des Mose. Diese Mahnrede legt sich wie ein Rahmen als Prolog und Epilog um die juristischen Stoffe, die den Kern des Deuteronomiums (Kapitel 12 bis 26) bilden. Es ist also schon ein ziemlich straffe Dehnung, den obigen Gebote-Gottes-halten-Text über alle Bibelbücher, bis sogar ins Neue Testament zu zerren.
Also müssen wir doch steinigen, verstümmeln und hinrichten, was das Zeug hält. Ich sehe aber keinen gerechten Richter auf der Erde, der nicht nur den Verbrecher bestraft, sondern auch die "Nachkommen immerdar". So einer würde auch recht schnell seine Robe abgeben dürfen. Ich verstehe jetzt also nicht wirklich, warum ich diesen uralten Codex über die modernen Verfassungen staatlicher Institutionen stellen soll.

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
- 1. Korintherbrief Kapitel 13, Vers 1-3

Und auch dieser Bibeltext sagt mir ganz eindeutig, dass es egal ist, wie gut und aufrichtig ich mein Leben gestalte. Wenn ich nicht die göttliche Liebe in mir habe, ist das alles sinnlos. Ich bin dann kein Deut besser, als jemand der vergewaltigt oder mordet. Schlimmer noch, ich bin der Böse. Denn solange der Verbrecher bereut, bekommt er durch Gottes Gnade auch dessen Segen und kehrt ins Himmelreich ein oder lebt im Paradies auf der künftigen Erde für immer. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass Menschen sich nicht ändern können. Auch das menschliche Justizsystem kennt eine Haftzeit, die ja endlich ist, nach der dem Verbrecher "vergeben" wird. Zumindest von staatsrechtlicher Seite. Es gibt auch vorzeitige Straferlässe, wenn sich der Sträfling gut führt. Das ist alles okay. Aber das Justizsystem verknackt (oder tötet mich) nicht, nur weil ich es nicht anbete oder sonstwie huldige. Solange ich mich an die Regeln halte, die eine Gesellschaft im Dialog erfochten hat, gibt es nichts zu befürchten. Wenn ich darüber hinaus auch noch gutes tue, werde ich als Vorbild gelten. Und es ist dabei egal, ob ich den Armen spende, weil ich Moslem, Christ, Jude, Hindu oder Sinkh bin. Es ist sogar egal, ob ich es überhaupt aus einem Glauben oder einer Überzeugung heraus mache. Jede gute Tat zählt in einer Gesellschaft.

Obendrein sind solche Mahnreden herrliche Gelegenheiten, die offenbarten Worte als starres Regelwerk überzustülpen.
Wieviele Leute haben noch "die Worte Gottes an Mose" erhalten? Kein weiterer? Hm ...
Wieviele Leute sind auf den Berg hinauf gestiegen, um die Gesetzestafeln zu "erhalten"? Nur Mose? Hm ...
Andere Leute, die von sich behaupten, Botschaften von Gott zu erhalten, die nur sie erhalten haben, stecken wir in die Psychatrie. Zumindest wenn die Propheten für sich oder die Gesellschaft eine Gefahr darstellen. Aber wenn das Ganze vor 3500 Jahren passiert ist und erst Jahrhunderte später niedergeschrieben wurde (die meisten Bibelkundigen verneinen nämlich die Autorenschaft Mose an den 5 Büchern des Pentateuch), dann müssen wir das glauben?

Okay. Klingt einleuchtend.

Nachtrag 08.11.2021:

Auch in der Versammlung am gestrigen Sonntag, stellte sich wieder heraus, wie innerhalb der Zeugen Jehovas über auswertige Lektüre gedacht wird. Irgendein Bruder Sowieso hat sich von der "Wahrheit" entfernt oder wurde ausgeschlossen. Hab ich mir nicht gemerkt. Was ich mir hingegegen gemerkt habe, ist die Art und Weise, wie man auf Literatur reagieren sollte, die nicht vom "treuen und verständigen Sklaven" kommt, also der eigenen Führungsriege. Wenn man sich diese nämlich anschaut, ist das schon ein starkes Indiz dafür, dass der Glaube ja vorher schon nicht so stark war. Allerdings sehe ich das, gewohnheitsgemäß, anders.
Wenn das alles "die Wahrheit" sein soll, dann muss sie sich an ALLEM messen lassen, nicht nur an dem Zeug, was eh im inneren Zirkel entsteht. Es passt ganz gut als Ergänzung zu den ersten Absätzen dieses Artikels. Wenn ich wissen will, welches Restaurant oder welche Werkstadt oder welcher Arzt der beste in der Stadt ist, dann ist es nur logisch, nicht allein auf die Stimme eines einzelnen Restaurantbesitzers oder Mechaniker oder Praxisleiter zu hören. Ich muss mir für eine objektivere Meinung auch anhören, was andere Gäste, Autobesitzer oder Patienten zu diesem Thema zu sagen haben. Und wenn Fragen über die rechte Handhabung von Hygienestandards beim Kochen, die rechte Handhabung bei Sicherheitsstandards bei der Reparatur oder die rechte Handhabung bei einer Behandlung aufkommen, dann muss darauf adäquat geantwortet werden können.
Es gibt immer wieder Erlebnisberichte, wie Zeuge X oder Y in "die Wahrheit" kam. Besonders jene, die aus einer anderen Religion kommen, bei uns in der Gegend in den allermeisten Fällen, irgendeine katholische oder evangelische Kirche, klagen gerne darüber, was alles in ihren alten Gemeinden falsch lief. Das Glaubensbrüder sich anfeinden oder hinter dem Rücken lästern. Wenn das gleiche aber bei den Zeugen geschiet, heißt es lapidar, dass die Menschen ja unvollkommen sind, man aber bitte das große Ganze sehen soll. Was ist denn das für eine Doppelmoral?
Warum verurteilt man seit den 80ern und 90ern die Missbrauchsskandale der katholischen Priester, erwähnt gegenüber seinen eigenen Schäfchen aber nicht, dass die Royal Commission in Australien schon vor Jahren über 1600 Fälle von über 1000 mutmaßlichen Tätern offengelegt hat, allein in der Region, in der sie zuständig sind: Australien. Dort leben nach Angaben der Religionsgemeinschaft selbst ca. 67.500 Zeugen Jehovas (Jahresbuch der Zeugen Jehovas 2017, #1). Aktuellere Zahlen finden sich nicht so schnell. 1000 mutmaßliche Kinderschänder hat der Bericht der Royal Commission in den von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebenen Dokumenten gefunden. Selbst wenns nur die Hälfte wären, wäre der Prozentsatz bekannter Fälle zur Mitgliederzahl höher als bei den Katholiken des gleichen Landes. Die liegen zwar nach absoluten Zahlen mit mindestens 4400 missbrauchten Kindern deutlich höher, aber sind bei 22,6% der gesamten Landesbevölkerung von fast 26 Millionen Einwohnern auch ungleich mehr Leute. Es ist also statistisch gesehen, 30 mal wahrscheinlicher von einem Zeugen Jehovas in führender Stellung missbraucht zu werden, als von einem katholischen Priester (ein Hunderstel der Mitgliederanzahl, aber ein Drittel der Missbrauchsfälle). Wie auch immer man dieses Zahlenspielchen hier spielt, es geht um Menschen, die unter den Schutz der ganzen Gesellschaft gehören: Kinder. Da ist bereits ein einzelner Fall einer zu viel. Geschweige denn, dass es darum geht irgendwelche High Scores aufzustellen. Davon weiß man innerhalb der Glaubensgemeinschaft aber nichts, weil es vertuscht wird. Das ist fast das noch größere Verbrechen, weil damit auch die Täter gedeckt werden, die dann ungehemmt weiter machen können. Das zeigt aber ganz klar die Doppelmoral dieser gottgeleiteten Organisation. Auf den anderen Kirchen und ihren Skandalen rumprügeln und die eigenen Skandale nicht einmal eingestehen.
Es gibt vermutlich viele Gründe, warum ein Zeuge Jehovas nicht allein ins Internet gehen sollte, aber mit "der Wahrheit" hat das nichts zu tun. Es gehört einfach zum Vertuschen dazu, dass die eigenen Schäfchen nicht wissen, was da draußen tatsächlich alles falsch läuft.

Und damit wären wir wieder bei Hape Kerkeling und seiner Dorfkino-Analogie. Vielleicht ist der Film, Gott, ja grandios, aber mit "seiner irdischen Organisation" hat das herzlich wenig zu tun.

#1 - Jahrbuch 2017, Jahresbereicht des Dienstjahres 2016: https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/2017-jahrbuch/bericht-dienstjahr-2016-jehovas-zeugen/
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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