Der regionale Kongress 2021 - Teil 2: Freitag ("diese Generation" und die Wirkung der Gebete)Die großen Kongresse werden während der Pandemiezeit aufgenommen und für das interne "Netflix" aufbereitet. In 6. Teilen wird es dann veröffentlicht (Freitag Vormittag, Freitag Nachmittag, Samstag Vormittag, Samstag Nachmittag, Sonntag Vormittag und Sonntag Nachmittag). Jeder dieser 6 Teile geht 2-3 Stunden, die entsprechenden Videodateien sind auch noch einmal in einen 1. Teil und einen 2. Teil gesplittet. Es gibt also 12 Videodateien. Mal mit Zugang durch die Öffentlichkeit über die jw.org Webseite, mal über eine Broadcasting-Webseite, deren Link nur den Versammlungen bekannt ist (war zumindest bei den ersten 2 "kleinen" Kongressen so).
Keine Angst, ich werde den Kongress nicht ebenso in 12 Teile splitten, sondern wieder schauen, was sich überhaupt lohnt zu berichten. Es war, nur so nebenbei der letzte große Kongress, den ich mitgemacht habe. Den diesjährigen habe ich mir nicht angeschaut. Ich habe genug in meiner Freizeit zu tun, als das ich sie dafür weiterhin verschwenden möchte. Es hat mich genug Zeit meines Lebens gekostet. Ich weiß, dass ich gerade ebenfalls Zeit für diese Aufarbeitung verwende und mich diese Religion demnach immernoch Zeit kostet. Diese Zeit nehme ich mir, auch um selbst für diese Programme zu verstehen und nebenher auch, um euch gegebenenfalls zu helfen, nicht in die gleichen Fallen zu tappen.
Thematisch ist der Kongress ebenfalls in 3 Teile gefasst:
Am Freitag geht es darum, Glauben zu entwickeln oder zu stärken.
Am Samstag geht es darum, den Glauben zu bewahren und Angriffe abzuwehren.
Am Sonntag geht es darum, welche Belohnung den Gläubigen erwartet, wenn er durchhält.
Wir sind beim Freitag:
Viele Vorträge fangen damit an oder unterbrechen die eigentliche Schwadroniererei dafür, irgendein Wort zu definieren oder umzudefinieren. Kein Witz.
Das Wort "Generation" steht dafür exemplarisch. Wenn man den Begriff schonmal definiert hat und nun eine neue Definition vorbringt, dann nennt sich das "neues Licht" oder "neues Verständnis".
Bleiben wir kurz bei dem Wort "Generation", weil man daran die Doktrin gut erkennen kann.
Wie im bereits eingebetteten Video von John Cedar / Llyod Evans klar gemacht, ist der 1975-Armageddon-Scam nichts, was sich irgendwelche Leute an der Basis bei den Zeugen Jehovas ausgedacht hatten, sondern der "treue und verständige Sklave", wie sich die leitende Körperschaft ja selbst auch gerne sieht. Nun ist 1975 aber gekommen und gegangen und hat außer einem Mitgliederschwund bzw. verlangsamten Wachstum nichts bewirkt. Viele sind aufgrund dieser falschen Prophetie gegangen, andere haben sich wegen dem Hype um das Jahr gar nicht erst taufen lassen. Seither ist die Organisation bemüht, diesen Fehler vergessen zu machen, z.B. indem man den Zugang zu Publikationen, die über das Jahr aufklären, verwehrt oder klammheimlich entfernt. Und das Dumme: Es funktioniert. Ich hatte bei meinem Bibelstudium nichts davon gewusst und im Indoktrinationsprozess wird vor fremden Quellen gewarnt, die solche "Lügen" verbreiten. Also steht subjektiv betrachtet, Aussage gegen Aussage. Aber das 1975 ein Jahr war, auf das die Organisation geschaut hat, ist nicht ausgedacht, kommt nicht von außen, kommt nicht von Gegnern. Es war damals gelehrte Doktrin. Aber was hat das jetzt mit "Generation" zu tun.
Jesus sagte ja, dass es ein kombiniertes Zeichen von katastrophalen Zuständen auf der Erde geben wird, wenn Satan aus dem Himmel geworfen wird (Matthäus 24:3, 7, 12; Lukas 21:10, 11; Lukas 21:25, 26). Zur gleichen Zeit wird das Predigtwerk weltweit ausgerollt. Dieses kombinierte Zeichen wollen die Zeugen seit 1914 sehen. Zu diesem Jahr wird es ein ganz eigenes Schriftstück hier im Thread geben.
Es wird auch von Widerstand gegen die "wahre Anbetung" gesprochen (2. Timotheus 3:1; 2. Petrus 3:3; Lukas 21:12), aber auch davon, dass die "gute Botschaft vom Königreich [...] auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden" wird (Matthäus 24:14). Das passiert aber nun schon eine Weile und Jesus sagt ja auch, dass "daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen" (Matthäus 24:34).
Ausgangspunkt für "diese Generation" ist das Jahr 1914. Wer 1914 getauft war, hatte also die Aussicht schon zu Lebzeiten das Ende zu sehen. Also die Vernichtung der bestehenden Weltsysteme, eine euphemistische Bezeichnung für Genozid an allen, die nicht in dieser Religion sind. Nun ist 1914 aber schon über 100 Jahre her und die Wahrscheinlichkeit, dass von den damals Getauften noch einer unter uns weilt, dürfte 0 % sein. Es gibt ja keine Kindstaufe bei den Zeugen, sondern die Taufe aufgrund der "eigenen Entscheidung", wie unabhängig oder beeinflusst sie auch immer getroffen sein mag. Zum Zeitpunkt der Taufe sind also schon ein paar Jahre ins Land gegangen. Jeder Täufling von damals wäre heute aber 108 Jahre älter, als zum Zeitpunkt der Taufe. Oder - und das dürfte auf alle damals getauften zutreffen - sie sind mittlerweile seit Jahrzehnten tot.
Dass das Ende doch nicht so schnell kommt, wurde auch der Obrigkeit irgendwann bewusst und so musste eine neue Definition für das Wort "Generation" her. Die Bibel selbst kann es ja nicht falsch gesagt haben. Sie ist das unfehlbare Wort Gottes. Also muss die Deutung falsch sein. Seither wird "Generation" wie folgt gelesen und interpretiert:
Es gibt jene, die 1914 "das Zeichen sahen", getauft waren und zu den Gesalbten gehören. Das ist der 1. Teil der Generation. Und dann gibt es jene, die diese Menschen noch persönlich kannten, nun auch getauft sind und zu den Gesalbten gehören. Als Gesalbter hat man Aussicht, mit Jesus im Himmel über die "anderen Schafe" zu regieren, also jene, die zwar nicht gesalbt sind, aber von Jehova in seiner unendlichen Gutherzigkeit, nicht mit den anderen 7,8 Milliarden Menschen abgeschlachtet werden.
Das in der Bibel mit „Generation“ wiedergegebene griechische Wort wird als „die in der gleichen Zeit Geborenen“ definiert. „Hier schließt die Bedeutung Zeitgenossenschaft, Zeitalter ein“ (Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament). „D. Reihe d. gleichzeitig Geborenen d. Generation, d. Zeitgenossen“ (Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer, 5. Aufl., 1971). Diese Definitionen schließen sowohl diejenigen ein, die um die Zeit eines historischen Ereignisses geboren werden, als auch diejenigen, die zu jener Zeit am Leben sind.
Wenn Jesus den Begriff „Generation“ in diesem Sinn gebrauchte und wir ihn auf das Jahr 1914 anwenden, dann sind diejenigen, die damals Babys waren, heute 70 Jahre oder älter. Viele andere, die 1914 am Leben waren, sind nun über 80 Jahre alt, und so mancher hat sogar 100 Jahre erreicht. Viele Millionen aus jener Generation sind noch am Leben, und einige von ihnen werden am Leben bleiben, so daß man wirklich sagen kann: „Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis alle Dinge geschehen“
- 1914 — Die Generation, die nicht vergehen wird, Erwachet! 1984 (#1)
Nun sind die Millionen von damals aber schon ziemlich eingestampft. Immerhin ist auch dieser Erwachet schon fast 40 Jahre alt.
Ein Stück weiter unten im gleichen Artikel wird erkannt, dass die Generation von 1914 schon damals sehr betagte Leuten gewesen sind und das Ende daher nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Damals gab es noch nicht diese neue Definition eines Begriffes, den sonst keiner so verwendet. Verglichen wird das Ganze auch mit den römischen Heeren, die im Jahr 66 u. Z. Jerusalem belagerten. Denn die Zuhörer von Jesus wurden ja gewarnt, dass wenn sie Jerusalem umstellt sehen, sie aus ihr herausgehen sollen (Lukas 21:20). Die Verfolgung der "wahren Religion" ist auch ein Zeichen der letzten Tage und so liest man auch die Entscheidung Russlands, die Religion zu verbannen und Treffen polizeilich zu sprengen (gemäß Lukas 21:12). Also alle Zeichen sind da, das Ende ist nah. Um der Gefolgschaft trotzdem irgendwas "greifbares", eine Art Datum zu geben, ohne sich festlegen zu müssen, wurde der Generationsbegriff umdefiniert.
Jetzt ist eine Generation etwas weiter gefasstes. Es sind all jene, die 1914 "das Zeichen sahen" und getauft und gesalbt waren. Und es sind all jene, die eine Zeit lang mit diesen Leuten gelebt haben, aber erst nach 1914 getauft und gesalbt wurden. Es gibt also eine erste Gruppe und eine zweite Gruppe der "letzten Generation".
Ich verlinke den September 2015 Broadcast, der das ausführlich erklärt:
https://www.jw.org/de/bibliothek/videos/?appLanguage=X#de/mediaitems/StudioMonthlyPrograms/pub-jwb_201509_1_VIDEOBeginnt bei ca. 8:00 Minuten, ab 9:44 Minuten sieht man die Grafik, die ich hier unten nachgemacht habe. Es geht bis ca. Minute 13.
Dabei beginnt diese Stelle schon falsch. Das kombinierte Zeichen des Jahres 1914 haben nicht nur Zeugen Jehovas "erkannt". Diese "Prophezeiung" kommt nicht mal von ihnen selbst. Im Jahr 1876 erhielt Charles Taze Russell, der Gründe der Wachtturm-Gesellschaft, eine Ausgabe der Zeitschrift The Herald of the Morning, die von dem Adventisten Nelson H. Barbour in Rochester herausgegeben wurde. Barbour überzeugte Russell davon, dass das Jahr 1874 richtig war, aber dass die Wiederkunft Christi unsichtbar erfolgte. Durch diese Umdeutung konnten die Berechnungen aufrechterhalten werden. Russell schränkte seine geschäftlichen Aktivitäten ein und unterstützte Barbours Zeitschrift, deren Mitherausgeber und Finanzier er wurde. Gemeinsam gaben sie auch das Buch Three Worlds, and the Harvest of This World heraus, in dem sie Gründe für die angebliche Wiederkunft Christi im Jahre 1874 und für "die irdische Phase des Reiches Gottes" (Ende der Zeiten der Nationen, "Sieben Zeiten") im Jahre 1914 ausführten.
Er scherzt noch bei ca. 12:00 Minuten, ob die Salbungen nicht einfach weitergehen werden und man nicht in ein paar Jahren in einem revidierten Verkündigerbuch über diese lesen kann. Das wäre ein berechtigter Einwand, denn es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine Deutung als falsch herausstellt und "neues Licht" diese Deutung umwirft. Wer weiß, wie der Generationsbegriff in Zukunft ausssehen wird. Aber eines ist klar, viel Zeit für eine neue Idee haben die nicht mehr. Wie der Sprecher selbst sagt, sind die meisten der zweiten Gruppe "dieser Generation" ja auch schon älter. Keiner von denen dürfte unter 60 sein.
Warum dieser ganze Text über einen Begriff, der in diesem Kongress gar nicht dran kam.
Einfach zur Darstellung, dass es ganz wichtig ist, für solche Kulte, Begriffe neu zu definieren, eine interne Sprache zu kreieren, damit die im System sitzenden, ein stärkeres Wir-Gefühl verspüren und sich besser nach außen abzugrenzen. Ich habe natürlich nicht mit allen gesprochen, aber keiner mit dem ich gesprochen habe, hat irgendwie Anstoß an dieser neuen Lehre genommen. Niemand scheint sich dafür zu interessieren, dass dieser Begriff anders definiert wird, als im Rest der Welt. Niemand sagt, er sei in einer Generation mit seinem Großvater. Er lebt zur gleichen Zeit, aber es sind andere Generationen. So verwendet man das Wort landläufig, alltagssprachlich. Das ist die normale Verwendung.
Und das sehen wir beim nächsten Beispiel gleich. Obendrein auch, warum etwas intern gut oder schlecht ist, wenn es außerhalb genau umgekehrt ist.
Schauen wir uns jetzt eine der ersten Bibelstellen an, die sie im ersten Vortrag verwendet, Hebräer 11:1. Ich nehme es einmal aus der Lutherbibel und einmal von JW.org:
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
- Lutherbibel 2017
Der Glaube ist die Gewissheit, dass etwas, auf das man hofft, auch eintrifft. Es ist der überzeugende Beweis für Wirklichkeiten, die man nicht sieht.
- Revidierte Aussage der Neuen Welt Übersetzung
Man soll an die "unsichtbaren Wirklichkeiten" so sehr glauben, als seien sie bereits eingetroffen. Die geistigen Wirklichkeiten sind für Zeugen Jehovas so real, wie die Gravitation oder, wie es in dem Vortrag verglichen wurde, wie Funkwellen. Wir können sie nicht sehen, aber deren Auswirkung. Nur sind die Auswirkungen und die Glaubenssysteme, die diese geistigen Wirklichkeiten sehen, unterschiedlich und sie führen zu unterschiedlichen religiösen Erklärungsmodellen. Diese sind allesamt in sich gerne auch mal konsistent (was auch nicht immer gegeben ist), aber sie lassen sich nicht wissenschaftlich prüfen und genau da hinkt der Vergleich. Das tut er immer.
Funkwellen haben reale Auswirkungen, die wir messen können. Genau deswegen funktioniert ja ein Funkgerät. Es misst und analysiert und wandelt entsprechend um. Ob es ein Walky Talky ist, ein WLAN Router oder ein Radio. Die Grundfunktion ist die gleiche. Diese Maschinen glauben nicht, sie machen. Wir können an Funkwellen glauben oder nicht, ihre Auswirkungen sind real. Die geistigen Wirklichkeiten können mit dieser evidenten Vorgehensweise nicht mithalten. Wer für die geistigen Wirklichkeiten sorgt, in welchem Glaubenssystem das stattfindet, welche Intention der entsprechende Gott hat (selbst wenn es der gleiche Gott ist, wie im Islam, Katholizismus, Judentum oder sonst wo) und wie sich diese Auswirkungen zeigen und zu deuten sind. Das alles unterschiedet sich, selbst wenn man sich auf das gleiche Werk, z.B. die Bibel zu Grunde legt. Ihr seht es ja auch an den beiden oben genutzen Bibelübersetzungen. Bereits das kann viel entscheiden. Welche "unsichtbare Wirklichkeiten" ist denn nun die wirkliche?
Die Lutherbibel drückt es ja auch schön drastisch aus. Ein "Nichtzweifeln" wird da als gut bezeichnet, wo es dem jeweiligen Glauben an diesen unsichtbaren Gott nutzt. Genauer, denen, die behaupten, diesen Gott zu vertreten oder "korrekt" zu interpretieren. Allerdings ist Zweifel dann gewünscht, besonders bei Zeugen Jehovas oder Mormonen oder anderen missionierenden Religionen, wenn man als Gepredigtem, seinen alten Glauben hinterfragt, um der "wahren Religion" beizutreten. Dann ist Zweifel sogar wichtig und richtig, ja sogar notwendig. Aber sobald man in der "wahren Religion" ist, wird Zweifel nicht mehr gewünscht. Man soll den geistigen Führern vertrauen und ihnen unbeirrt nachfolgen.
"Bewiesen" wird diese unsichtbare Wirklichkeit zum Beispiel mit der Ordnung im Universum, der Komplexität von Hirn und Auge, die ja einen Schöpferglauben aufdrängt. Wenn man nicht weiterdenkt und sich diese bunte Wand malt, dann ja.
Wenn man aber daran denkt, dass Ordung ein Zeichen "toter" Systeme ist, wie Kristalle und Leben gerade vom Chaos, vom stetigen Kampf gezeichnet ist, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass die Faltungen im Hirn zwar die Übertragung- und Bearbeitungsfläche erhöht, die Kommunikationswege aber eben auch, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Hirn, besonders das Stammhirn kaum Aufbauunterschiede zum Schimpansen aufweist, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Auge 40 nachweisbare Vorläufer hat, die eine schrittweise Entwicklung belegt, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Auge mit einem Glaskörper aufgebaut ist, der mit Blut- und Nervenzellen durchzogen ist und damit einiges an eingefangenem Licht abfängt, dass es den blinden Fleck gibt und die Rezeptoren auf der Rückseite der Netzhaut sind und demnach erst sehen, wenn das Licht die Strecke durchs Auge zweimal durchlaufen hat, dann wird es anders.
Allein diese haltlosen, typisch kreationistschen Behauptungen zeigen, dass der Schöpfungsglaube sich eben nicht aufdrängt, wenn man ein wenig ins Detail geht. Man darf nicht bei der bunten Wand stehen bleiben, die man Gott nennt, damit alles erklären und nicht dahinterschauen.
Gott ist eine Dramaqueen, die nebenher auch noch volle Aufmerksamkeit möchte (Hebräer 11:6). Ohne Glauben an ihn, ist es nicht möglich, ihm zu gefallen. Aber wir müssen nicht nur an ihn glauben, also glauben, dass er ist, sondern ihn anbeten und unser Leben seinen Vorstellungen anpassen. Zum Beispiel aufhören schwul zu sein, obwohl er denjenigen so erschaffen hat. Das ist in etwa so, als würde man einem Heterosexuellen sagen, er solle jetzt bitte schwul oder lesbisch sein. Abraham wird als Glaubensvorbild gesehen. Ihr wisst schon, der Typ, der ohne zu zucken seinen Sohn der Stimme in seinem Kopf geopfert hätte. Ich bin sicher kein Anwärter für den Beste-Vater-Award, aber wenn ein Gott von mir verlangt, dass ich meinem Gehorsam durch die Tötung meines Kindes Ausdruck verleihe, dann lautet die einzig richtige Antwort: "Nein!" Ich habe das als Meme nochmal gefunden.

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Im darauffolgenden Vortrag ging es darum, was Glaube bewirken kann.
Er kann eine emotionale Stütze für einen Strauchelnden sein. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber er kann keine Berge versetzen. Er verbessert keine Situation, er hilft maximal, diese zu ertragen. Und jetzt kommt es, es ist in Studien nachgewiesen, dass es dabei ziemlich egal ist, welchen Gott man dafür anbetet und welcher Religion man angehört.
Genau das haben mehrere Mediziner in zwei groß angelegten Blindtest-Studien untersucht und in den angesehenen Fachzeitschriften The Lancet (Mantra II Studie, #2) im Jahre 2005, und American Heart Journal (STEP-Studie, #3) im Jahre 2006, veröffentlicht. Sie unterteilten Patienten, die eine Herzkranz-Bypass-Operation erhielten, in drei Gruppen zu jeweils etwa 600 Personen. Außerdem gab es drei Gruppen kirchlich-christlicher Gruppen, die die Namen der Patienten der ersten beiden Gruppen erfuhren und für sie beten sollten, dass sie ohne Komplikationen gesunden sollten. Die Patienten der ersten Gruppe, wurden informiert, dass für sie gebetet würde, die zweite Gruppe, für die gebetet wurde, wurde informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde und die dritte Gruppe, für die nicht gebetet wurde, wurde darüber informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde.
War die Komplikationsrate jener Patienten, für die gebetet wurde, geringer als bei denen für die nicht gebetet wurde? Das Ergebnis: Die Komplikationsrate der letzten beiden Gruppen, die nicht wussten ob für Sie tatsächlich gebetet wurde (wovon für eine tatsächlich gebetet wurde und für die andere nicht), war mit 51% und 52% statistisch gesehen gleich. Lediglich die Patienten der ersten Gruppe, für die gebetet wurde und die davon wussten, hatten mit 59% eine signifikant höhere Komplikationsrate! Der Grund für dieses letztere unerwartete Ergebnis war wahrscheinlich, so die Medizinern, der geringere Lebensmut und damit körperliche Widerstandskraft, die sich einstellt, wenn man erfährt, dass es wohl sehr schlecht um einen stehen muss, wenn andere für einen beten. Ansonsten ist das Ergebnis eindeutig: Das Beten der drei kirchlich-christlichen Gruppen hatte keinen positiven Einfluss auf die Gesundung der Herzpatienten. Beten hat einfach nicht geholfen.
Allein daraus den Schluss zu ziehen, es gäbe keinen Gott, ist heikel und mit Recht umstritten. Auf jeden Fall lässt sich folgendes sagen: Wenn es keinen Gott gibt, dann lässt sich das Ergebnis zwanglos erklären. Wenn es einen Gott gibt, dann lässt er sich durch beten offensichtlich nicht dazu überreden, das Gute in unserer Welt zu fördern und dem Bösen Einhalt zu gebieten. Angesichts der Eigenschaften Gottes, allgütig, allwissend und allmächtig zu sein, einerseits, und andererseits der unsäglichen Gräuel auf dieser Welt, für die gebetet wird und nun von dem wir nun wissen, dass es nichts nützt, sind starke Zweifel an seiner Existenz sicherlich angebracht. Und ich habe Verständnis für so manchen schicksalsgebeutelten Menschen, den ich getroffen habe, der sich fragt, ob er so einen Gott in seinem Leben wirklich noch braucht.
Wenn Gott also nicht einmal bei natürlichen Krankheiten eingreift, wie hilft er dann gegen die bösen Geistermächte? Ich habe da allerdings so eine Idee.
#1 - 1914 — Die Generation, die nicht vergehen wird, Erwachet! 1984
Quelle: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1984361
#2 - Charles McLafferty Jr, Anthony Onwuegbuzie: The MANTRA II study https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(05)67718-5/fulltext
#3 - Herbert Benson 1, Jeffery A Dusek, Jane B Sherwood, Peter Lam, Charles F Bethea, William Carpenter, Sidney Levitsky, Peter C Hill, Donald W Clem Jr, Manoj K Jain, David Drumel, Stephen L Kopecky, Paul S Mueller, Dean Marek, Sue Rollins, Patricia L Hibberd: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in cardiac bypass patients: a multicenter randomized trial of uncertainty and certainty of receiving intercessory prayer https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16569567/