Dieter Nuhr und die Aufarbeitung des Sommerkongresses 2014 (Teil 2)Ich habe mehrere Bücher der Wachtturm-Gesellschaft mit Jehovas Zeugen studiert, mehr Schriften und Videos allerdings auch noch zusätzlich ohne "Beirat". Ich bin in nahezu jeder Versammlung (Gottesdienst), ich beteilige mich sogar am Predigtdienst und ich helfe in den Versammlungen bei der Technik. Dadurch ist keine einzige Verheißung realer geworden und ich versuche Themen auszusparen, bei denen es sich so unglaublich falsch anfühlt, etwas meiner Sichtweise gegenläufiges zu erzählen. Ich schweige lieber, wenn das Thema Evolution oder Schöpfung auf den Plan tritt und ich weiß mitlerweile, dass im Grunde alle Äußerungen diesbezüglich einfach nur auf Unkenntnis und Konditionierung beruhen. Es hat einen Grund, warum gerade jetzt in der Zeit, in der durch Corona vermehrt Briefe für den Predigtdienst geschrieben werden, besonders die Briefe sich wie eine Kopie des Wachtturms lesen, dessen Schreiber nicht nur seltener am Briefeschreiben beteiligt ist, sondern die auch besonders in dieser Schiene drin stecken. Man könnte aber auch in Gesprächen ständig einen Bingo-Block zücken. Irgendeine Evergreen-Bibelstelle wird schon fallen.
Jehovas Zeugen bestimmen einen großen Teil meines Lebens. Das ist nun mal so. Aber sie bestimmen nicht über meinen Kopf. Das ist gut so.
Ich bin den Menschen dankbar, die mir bei meinen realen Problemen helfen. Sei es ein Umzug oder die Beschaffung irgendeines Gegenstandes.
Ich bin nicht einem Gott und seiner auserwählten, einzig wahren Religion dankbar, die mir eine Schuld (die Erbsünde) einreden möchte, damit ich irgendein Lösegeld von dieser Schuld als meinen Meister anerkenne.
Man sagt in den Versammlung sehr oft "Erfahrungen mit Jehova hat jeder von uns schon einmal gemacht." Nein. Nein ... ganz sicher nicht jeder.
Ich schließe mich da aus. Menschen helfen Menschen, Menschen freuen sich mit Menschen. Gott habe ich nie kennengelernt. Nicht beim Bibellesen, beim Studieren, in der Versammlung, bei der Saalrenovierung, beim Saalputz oder zu Besuch bei irgendwem. Auch nicht beim Betrachten der Natur oder irgendeines Dinges.
Das ist schade. Denn wenn er sich hätte zeigen wollen und mir unmissverständlich beibringen wollte, dass er nicht nur ist, sondern sich auch um mich kümmern möchte, hätte er mehr als genug Gelegenheiten gehabt. Dem Richter Gideon hat er auch sehr unmissverständlich beigebracht, dass er auf seiner Seite ist (Richter 6:17-21 und 36-40).
HolzwegeMein ganzes Leben ist mitlerweile auf den Rhytmus von Versammlung und Predigtdienst eingestellt. Geeicht könnte man es auch nennen.
Immer wieder habe ich zuviele Zugeständnisse gemacht. Erst das "Amen" beim Gebet, dann in die Versammlung gehen, dann das Studium, dann das Mitsingen, dann das Beten, dann der Predigtdienst, dann die Taufe, dann die Technik, dann die Tagestextbesprechnung und nun auch die Leitung eines Predigtdiensttreffpunktes.
Wenn ein Zeuge diese Zeilen hier liest, denkt er, Satan habe sein Ziel bei mir erreicht, mich von Gott zu entfremden. Aber ich war Gott nie so nahe, wie in den letzten 7-8 Jahren. Das spricht entweder gegen die Auffassung, dass Gott existiert und ich ihm daher nicht nahe kommen kann oder dafür, dass Satan mehr Macht über mich haben kann als Gott. Beides nicht berauschend für einen, der Glauben entwickeln soll.
Also lebe ich mit diesem Aufsatz "Religion", der moralische und ethische Fragen einer kleinen Gruppe von Leuten überlässt, die irgendwo im Staate New York sitzen und die Deutungshoheit über 8.000.000 Follower haben. Denn selbstverständlich darf man auch gern was anderes glauben und auch seine Kritik äußern. Aber doch bitte nicht in der Versammlung. Das würde zu Spaltungen führen. Nicht, dass es das nicht schon früher gegeben hätte:
Als der Begründer Charles Taze Russell im Wachtturm lehrte, dass der Neue Bund ausschließlich ins kommende Zeitalter gehöre, spalteten sich die Freien Bibelforscher 1909 von Russells Organisation ab, da sie darin ein Abweichen von der biblischen Lehre sahen. Sein Nachfolger Joseph Franklin Rutherford organisierte die Bewegung zentralistisch und entdemokratisierte die Entscheidungswege. Dies führte zu einer weiteren Abspaltung, aus der die Ernsten Bibelforscher, die Laien-Heim-Missionsbewegung und die Kirche des Reiches Gottes entstanden.Ulkig, jede dieser Gruppen fühlt sich im Recht. Ich kann es mit meinem begrenzten Wissen nicht beurteilen.
Aber das muss ich auch gar nicht. Der wissenschaftliche Konsens zeigt ganz, ganz deutlich, dass Gott in allen beschriebenen Theorien völlig irrelevant ist. Gott spielt in der Physik ebenso wenig eine Bedeutung, wie in der Chemie, der Biologie oder der Medizin. Natürlich steht es jedem frei, eine Krankheit wegzubeten oder zu seinem Voodooheiler zu gehen. Das ist noch nicht einmal Äpfel mit Birnen vergleichen. Aus rational-wissenschaftlicher Sicht, ist es irrelevant, was der Kranke glaubt, solange ihm von einer höheren Macht geholfen wird, wird der Placebo-Effekt in dieser "Therapie" helfen, eine reale Krankheit zu kurieren oder die Leiden zu verringern. Ebenso hilft es bei einem ausgeglichereren und glücklicheren Leben. Und auch hier spielt die Religion die dahintersteht eine untergeordnete, vernachlässigbare Bedeutung. Medizinische Forschungen konnten jedoch, entgegen einer Verlautbarungen aus gläubigen Kreisen, noch nie einen empirischen Wirkungszusammenhang, über diesen Placebo-Effekt hinaus, zwischen dem Beten von Fürbitten und der Genesung von Krankheiten herstellen (#1, #2, #3, #4, #5, #6).
Wie lebt man eigentlich so, als Jehovas Zeuge, mit der Überzeugung, dass die Evolution die Antwort auf unsere Herkunft ist und nicht die Schöpfung?
Erstaunlicherweise geht das ganz gut.
Unser Kreisaufseher (von Versammlung zu Versammlung reisende Instanz, der nach dem Rechten schauen soll) holte mich ja einmal ins Boot für einen seiner Predigtdiensttreffpunkte und fragte mich, wie ich mich denn fühle, zu verstehen, dass ich seit meiner Taufe zu "unserem" und nicht mehr nur zu "meinem" Gott beten kann. Immerhin bin ich erst seit meiner Taufe Mitglied in Gottes ausgewählter Organisation. Ich war von der Frage überrumpelt und konnte nichts "Erbauendes" erwidern. Es war ja nie "mein" Gott, wieso sollte es plötzlich "unser" Gott sein? Das war "deren" Gott.
Auch als Glaubensmensch hätte ich die Frage sicher nicht richtig beantwortet. Gott gehört niemandem. Ich hätte auch vor meiner Taufe zu "unserem" Gott beten können, denn gläubig wäre ich ja schon gewesen. Die Taufe bringt mich Gott ja nicht näher, sondern nur seinem irdischen Verein. Ob ich bete oder nicht, laut seiner Weltanschauung gibt es nur diesen einen Gott. Er ist also der Gott aller, ob sie an ihn glauben oder nicht. Ein Schwenk zu "unserem" Gott ist also völlig hinfällig. Gleichsam wäre er für einen Gläubigen "mein" Gott, denn das persönliche Verhältnis zu diesem, z.B. durch Gebete und Studium, kann man nur selbst herstellen und aufrechterhalten. Die Eltern können einen so wenig ins Paradies tragen, wie sie ebenso wenig das persönliche Verhältnis zwischen dem Gläubigen und Gott erzeugen können. Für persönliche Verhältnisse ist jeder selbst verantwortlich, ob nun zu Gott oder zu irgendwem oder irgendetwas. Man kann einem maximal "Wissen" vermitteln. Die Schlüsse daraus muss jeder für sich ziehen.
Er ist also immer "unser" Gott und zugleich "mein" Gott. Die Richtigkeit des Glaubenssystems und die persönliche Einstellung zu Gott vorrausgesetzt.
Ob man das hätte so sagen dürfen, bei einem Predigtdiensttreff, in der Versammlung, im Beisein von Ältesten, zu Besuch bei irgendeinem Zeugen? Hm ... Ich kann es euch nicht verraten.
Auf einem Kongress wäre es sicher nicht gut angekommen. Da freuen sich die Leute, dass sie sich gegenseitig mal wiedersehen und geeint ihre Lieder trällern können. Ich hatte 2014 niemanden, dem ich bei Kongressen in die Arme gefallen wäre und ich habe heute niemanden, den ich auch nur vermissen würde, wenn er nicht dort auftaucht. Ob es 600 Leute in Velten sind, 2.000 in Glauchau, 20.000 im Stadion oder 60-70 Kacheln aktuell in Zoom. Es ist für mich irrelevant.
Ich werde weiterhin meine Überzeugung haben, weiterhin diese stärken und ich werde gleichzeitig weiterhin in der Versammlung aktiv sein. Ich bin mir des Widerspruchs bewusst. Aber ich akzeptiere diesen besser als noch vor 7 Jahren, als ich das erste Mal über den Kongress schrieb. Diese Akzeptanz wird mal stärker freudig sein, mal eher mürrisch. Und das ist völlig okay so.
Die Erbsünde ist nach wie vor ein Aufsatz, eine eingeredete "Krankheit" um eine "Lösung" zu verkaufen. Die "Wahrheit" ist nach wie vor ein Label und nicht verankert in der Realität. Davon bin ich überzeugt und ich finde immer wieder Bestätigungen dafür.
Ich kann nicht ausschließen, im Gegensatz zu früher, dass ich im Grunde den falschen Lehren folge. Vielleicht stellt sich die Evolutionsforschung als der Scharlatan heraus, als den ihn uns die Gemeinde der Kreationisten immer hinstellen mag. Aber auch dann blieben all die vielen Forschungsergebnisse, die es im Sinne des Kreationismus umzudeuten gehört, damit daraus eine brauchbare Alternative wird. Das gilt für alle Erkenntnis, die sich in das jeweilige religiöse Konstrukt einbinden lassen muss.
Ich bin nun 37 Jahre alt. Das Ende der "letzten Tage" ist angebrochen und die Welt, die in Satans Macht liegt wird bald zusammenbrechen.
Jehovas Zeugen - Das Ende der Welt bis 2040! | Wahrheiten jetzthttps://m.youtube.com/watch?v=N1nqpxEOZL4Heute ohne eingebettetes Video, davon gibt es hier genug. Und ich unterstütze nicht die weiteren Inhalte des Anbieters dieses Videos. Okay, bis 2040 fließt noch viel Wasser die Elbe runter. Oder den Rhein, oder die Donau, oder den Nil, oder den Amazonas.
Innerhalb dieser Zeit muss wohl die alte Weltordnung zusammenbrechen und Gottes Reich auf Erden aufgerichtet werden. Das sind immerhin noch fast 20 Jahre. Der Durchschnittszeuge bleibt da ähnlich wage, aber rechnet in kürzeren Abschnitten. Gespräche habe ich geführt mit welchen, die denken, dass es in 2 Jahren durch ist. Das war im Sommer 2019. Hm ...
Kommen wir nocheinmal zurück zum Kongress:
Auf diesem wurde auch erwähnt, dass Agnostiker und Atheisten zwar den Wegen Babylon der Großen nicht mehr folgen. Dennoch sind sie auf dem falschen Weg, da sie Jehova nicht anbeten. Dies wird an mehreren Stellen der Bibel bekräftigt. Sowohl Psalm 14:1 als auch Psalm 53:1 zeigen deutlich, dass jeder, der Gott verleugnet, automatisch nur Schlechtes tut. Das widerspricht den Beobachtungen. Andersfalls sind außer den knapp 8 Millionen Zeugen alle Menschen böse. Sie sind alle Lügner, Okkultisten, Spiritisten, Irrlehrer, Mörder, Hurer und Verleumder. Auch Kinder und Babies. Aber da es Feuerwehr, Krankenhaus, Polizei und etliche Hilfsorganisationen hilft, ist Gottglaube kein zwingender Bestandteil für gute Handlungen. Und wie die Geschichte zeigt, ist es auch kein Garant dafür, dass Menschen nichts Schlechtes tun.
Wer Psalm 10:1-13 aufmerksam liest, wird feststellen, dass der böse Ungläubige mit missionarischen Feuereifer Jehovas Anhänger zu unterdrücken versucht. Gut, auch das widerspricht der Realität. Denn die große Mehrheit der Atheisten und Agnostiker ist völlig teilnahmslos, wenn es um Religion geht. Die, die dagegen eifern, haben ihre Gründe. Sie fühlen sich entweder angegriffen, da man ihren Glauben demonisiert, da sie früher selbst Mitglieder waren und sich nun von der Organisation Gottes verraten fühlen oder weil sie ihren Wissenschaftszweig verunglimpft sehen. Dann gibt es noch die, die sich gegen Manipulation und Indoktrinierung wehren. Und ich kann jeden einzelnen dieser Gründe nachvollziehen. Der Zeuge vor der Tür (oder aktuell dessen Brief im Briefkasten) ist unerwartet. Niemand wartet stundenlang daheim, dass endlich die Zeugen an der Tür klingeln.
Aber so ist das propagierte Schwarz-Weiß-Bild: Wer nicht in der Bibel forscht, gehört zu den Bösen (Psalm 10:4 und 1. Timotheus 6:3-5) oder zumindest zu den vom Teufel Verblendeten. Ein wirklich fruchtbarer Dialog kann so gar nicht stattfinden. Es unterminiert die Möglichkeit zu einem Dialog. Wenn ich etwas von vornherein ablehne, weil es nicht zu meinen Glaubensvorstellung passt (was ulkigerweise von Esoterikern und Kreationisten den Naturalisten vorgeworfen wird), dann kann ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen und denen Engstirnigkeit attestieren.
Viele schießen bei der "keine Bibel = Bösewicht"-Argumentation auch über das Ziel hinaus und erklären freimütig, dass Hitler und Stalin ja auch Atheisten waren.
Ja, Hitler wurde zwar getauft, hasste aber den Religionsunterricht. Hitler blieb trotz Ablehnung der Amtskirchen, die er als Konkurrenz auf ideologischer und organisatorischer Ebene sich unterzuordnen suchte, zeitlebens Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Rhetorisch bekannte er sich zu einem persönlichen Gott, den er als "Allmächtigen" oder "Vorsehung" bezeichnete und als in der Geschichte wirksame Macht verstand. Er habe das deutsche Volk geschaffen, zur Herrschaft über die Völker bestimmt und Einzelpersonen wie ihn selbst zu seinen Führern auserwählt. Damit übertrug er die biblische Erwählung des Volkes Israel auf das Deutschtum und integrierte sie in das rassistische Weltbild des Nationalsozialismus. Der Philosoph Hermann Schmitz charakterisiert Hitler in
Adolf Hitler in der Geschichte (1999) als antichristlich. Zum Beleg zitiert er unter anderem Joseph Goebbels' Tagebucheintrag vom 8. April 1941: "Der Führer ist ein ganz auf die Antike ausgerichteter Mensch. Er haßt das Christentum, weil es alles edle Menschentum verkrüppelt hat." Gemäß dem NSDAP-Programm, das ein überkonfessionelles "positives Christentum" gegen den "jüdisch-materialistischen Geist" im Rahmen des "Sittlichkeits- und Moralgefühls der germanischen Rasse" bejahte, erklärte Hitler den politischen Antisemitismus zum Willen Gottes und sich zu dessen Vollstrecker: "So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."
Diesen "Erlösungsantisemitismus" behielt er bis zu seinem Suizid unverändert bei und hob ihn immer wieder als Kern seines Denkens hervor. Aus dem Scheitern der "Los-von-Rom"-Bewegung Georg von Schönerers folgerte er: Der Nationalsozialismus müsse beide Großkirchen und ihre Lehren als "wertvolle Stützen für den Bestand unseres Volkes" respektieren, schützen und konfessionelle Parteipolitik bekämpfen. Gläubige Protestanten und Katholiken könnten ohne Gewissenskonflikte in der NSDAP mitwirken. Schönerers Kampf gegen die Kirche habe die Volksseele missachtet und sei taktisch falsch gewesen, ebenso Karl Luegers Judenmission, statt eine Lösung für die "Lebensfrage der Menschheit" anzustreben.
Also Hitler war für die Kirche aber gegen die Religion. Komisch, aber im Grunde waren ihm die Kirchen nur Mittel zum Zweck.
Und Stalin?
Nachdem seine Mutter Ketewan 1883 mit ihm (als einziges lebendes Kind aus der Ehe) vor der häuslichen Gewalt des Vaters floh, wuchs er bei ihren Verwandten auf. Seine mutter war streng religiös. Die ehrgeizige Ketewan war entschlossen, ihrem Sohn eine umfassende Schulbildung zu ermöglichen und ihre guten Beziehungen zum orthodoxen Klerus ermöglichten Stalin ab September 1888 den Besuch der kirchlichen Schule in Gori. Er verließ die Schule 1894 als bester Schüler und wurde für den Besuch des orthodoxen Tifliser Priesterseminars vorgeschlagen, damals die bedeutendste höhere Bildungsanstalt Georgiens und ein Zentrum der Opposition gegen den Zarismus. Nachdem Stalin im Alter von 17 Jahren das zweite Studienjahr des Seminars absolviert hatte, nahm er Kontakt zu geheimen marxistischen Zirkeln auf. Er besuchte eine Buchhandlung, in der er Zugang zu revolutionärer Literatur hatte. 1897 ließ ihn der Rektor des Seminars Hermogen einsperren, weil er verbotene Bücher gelesen hatte, unter anderem Charles Letourneaus
Die literarische Entwicklung der Nationen und Victor Hugos
Die Arbeiter des Meeres und
1793.
1897 wurde Dschughaschwili mit 18 Jahren in die erste sozialistische Organisation Georgiens aufgenommen, die Messame-Dassi-Gruppe. Im folgenden Jahr leitete Stalin einen Studienzirkel für Arbeiter. Zu dieser Zeit las er schon Werke von Plechanow und die ersten Schriften Lenins. 1898 trat er offiziell in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) ein. 1899 wurde er aus dem Priesterseminar ausgeschlossen, weil er aufgrund dieser politischen Tätigkeiten bei mehreren wichtigen Prüfungen gefehlt hatte. Trotzdem erhielt er in seinem Abgangszeugnis die Note "sehr gut" für sein Betragen. Statt Priester wurde Stalin Berufsrevolutionär.
Die Staatsdoktrin der Sowjetunion war atheistisch. Die Ausübung von Religionen war zeitweise verboten oder unterlag umfangreichen staatlichen Einschränkungen, so gab es z. B. Gesetze gegen das öffentliche Singen religiöser Lieder. Schon unter Lenin wurde formalrechtlich freie Religionsausübung gewährt, dabei aber die Kirchen enteignet. Sie galten als Vertreter der alten Ordnung und ihre Anhänger als Konterrevolutionäre gesehen. In der Folge kam es zu Massenhinrichtungen von Priestern der Russisch-Orthodoxen Kirche. Unter Josef Stalin wurden tausende Priester in Arbeitslager (Gulag) deportiert. Ebenso wurden in Zentralasiatischen Republiken, wo mehrheitlich Muslime lebten, die meisten Moscheen geschlossen und die Religionsausübung ebenfalls verboten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die strenge staatliche antireligiöse Haltung etwas gelockert. Einige Bischöfe und Priester wurden aus der Haft entlassen. Es wurden einige geistliche Hochschulen sowie Kirchen und Klöster wieder zugelassen. Nach der Machtübernahme von Nikita Chruschtschow wurde eine neue Welle des antireligiösen Kampfes ausgelöst.
Für diese und andere Despoten wurde allerlei Blut vergossen. Regime haben Gewalt angewendet. Und ja, die Verneinung der Gottexistenz ist die Gemeinsamkeit aller Atheisten. Es ist sogar der Grund der Benennung dieser Gruppe. Aber das ist das einzige. Nirgendwo gibt es gemeinsame heilige Bücher oder Glaubenssätze. Theologisch gesehen hat ein Zeuge Jehovas mehr mit einem islamischen Fundamentalisten zu tun, als ich mit einem Stalinisten. Die Kreuzfahrer und die Iquisitionen bestanden aus lauter Gläubigen. Ebenso Mohammeds Truppen, die die arabische Welt eroberten. Dennoch werfe ich diese Gruppen nicht in einen Topf.
Kann man überhaupt aus der Nichtexistenz eines übergeordneten Wesens einen Heilsplan entwickeln? Das Wort Atheist sagt nicht, was ich glaube, was ich denke, nach welchem moralischen Codex ich lebe, welche Dinge ich gut und welche ich schlecht finde. Es sagt nur eines aus, dass ich an eine Sache nicht glaube: an Gott.
Mir kann man den Holocaust und die stalinistischen Säuberungen genauso wenig anhängen, wie einem Bibelkreis irgendwelche Gräuel im vorderen Orient.
Das vergisst man allzu oft.
Was ist die Essenz dieses Textes?`
Dieter Nuhr ist nicht mein Gott.
Der Kongress 2014 und die Kongresse danach berühren mich nicht.
Ich bin weder Hitler, noch Stalin. Sondern einfach nur Atheist.
#1 - R. C. Byrd: Positive therapeutic effects of intercessory prayer in a coronary care unit population; in: South Med J. 81/7 (1988), S. 826–829; PMID 3393937.
#2 - M. W. Krucoff u. a.: Integrative noetic therapies as adjuncts to percutaneous intervention during unstable coronary syndromes: Monitoring and Actualization of Noetic Training (MANTRA) feasibility pilot; in: Am Heart J. 142/5 (2001), S. 760–769; PMID 11685160.
#3 - M. W. Krucoff u. a.: Music, imagery, touch, and prayer as adjuncts to interventional cardiac care: the Monitoring and Actualisation of Noetic Trainings (MANTRA) II randomised study; in: The Lancet 366/9481 (2005), S. 211–217; PMID 16023511.
#4 - K. S. Masters, G. I. Spielmans: Prayer and health: review, meta-analysis, and research agenda; in: J Behav Med. 30 (2007), S. 329–338. PMID 17487575.
#5 - K. S. Masters u. a.: Are there demonstrable effects of distant intercessory prayer? A meta-analytic review; in: Ann Behav Med 32 (2006), S. 21–26; PMID 16827626.
#6 - H. Benson u. a.: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in cardiac bypass patients: a multicenter randomized trial of uncertainty and certainty of receiving intercessory prayer; in: Am Heart J 151, S. 934–942; PMID 16569567.