Kritisches Denken




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 23. Jun 2020, 09:06

Wir müssen lernen, all die Unsicherheit zu ertragen (Link)

Der vorliegende Text stammt von Philipp Huebl, Philosoph und bis 2018 Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart, Autor von "Die aufgeregte Gesellschaft. Wie Emotionen unsere Werte prägen und die Polarisierung verstärken" (C. Bertelsmann) und "Bullshit-Resistenz" (Nicolai).

Es geht zwar vorrangig um die aktuelle Wissenschaftsberichterstattung um Corona, Virologie und Professor Drosten. Aber es wird nebenher und als eigentlicher roter Faden durch das ganze Essay erklärt, wie Wissenschaft funktioniert und warum die scheinbare "Wankelmütigkeit" im Alltag anstrengend sein kann. Es wird aufgezeigt, warum eine wissenschaftliche Debatte nicht das gleiche ist, wie ein politisces oder persönliches Streitgespräch und warum Diskussion, Zweifel und Vorsicht wissenschaftliches Tagesgeschäft sind.

Hier geht es zum Artikel:
ESSAY PHILIPP HUEBL
WISSENSCHAFTSJOURNALISMUS
Wir müssen lernen, all die Unsicherheit zu ertragen


Ich verweise auch auf das Video von maiLab zu dem Thema:
Was ist jetzt mit Schulen und Kitas?

Und auch auf die Carolin Kebekus Show:
Wissenschaftler haben auch Gefühle!

In allen Links geht es um berechtigte und unberechtige Kritik am Wissenschaftsbetrieb und warum Wissenschaft aktuell die beste Methode ist, Irrwegezu erkennen und dem Ideal der Wahrheit jedesmal ein kleines Stück näher zu kommen.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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von Anzeige » Di 23. Jun 2020, 09:06

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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 29. Jun 2020, 16:15

Video: Wissenschaft irrt sich auch! - Teil 4: maiLab - Wissenschaftler irren


https://m.youtube.com/watch?v=DHyRaUeHcGY

Das Video fasst gängige Methoden zum Erkenntnisgewinn zusammen und erklärt nach wie vor existierende Schwierigkeiten bei dieser Methodik.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 12. Okt 2020, 15:50

Misquote: Und Gott würfelt doch! - Albert Einstein und die Regie des Zufalls

Viel von dem, was wir über Einstein zu wissen glauben, ist falsch. Er glaubte nicht an Gott, sehr wohl aber an den Zufall. Zwar gilt er als das Genie schlechthin, doch auch er unterlag so manchem Irrtum.

Es steht außer Frage, dass Albert Einstein ein genialer Physiker war. Allein im Jahr 1905 veröffentlichte er fünf Arbeiten. Darunter drei bahnbrechende Arbeiten über die Brownschen Molekularbewegung, die Spezielle Relativitätstheorie und über die Quantentheorie der elektromagnetischen Strahlung (photoelektrischer Effekt). Für letztere, nicht für die Relativitätstheorie erhielt er 1921 den Physiknobelpreis. 10 Jahre nach der speziellen Relativitätstheorie folgte seine bekannteste Arbeit: die Allgemeine Relativitätstheorie.

Ebenfalls berühmt sind seine Äußerungen in Bezug auf Gott. Sie werden immer wieder kontextbefreit für eigene Ideologien vor den Karren gestellt. So wird Einstein von Gläubigen dankbarer Weise mit den Worten zitiert: "Die Naturwissenschaft ohne Religion ist lahm", wobei der zweite Teil ", die Religion ohne Naturwissenschaft aber ist blind." gerne unterschlagen wird.
Was Einstein wohl vom Glauben hielt, verrät dieses Zitat:
Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. [...] Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens.

Man kann sich also reichlich bedienen. Bei ausreichender Suche, wird man für viele Standpunkte fündig.
Und das gleiche gilt für das Zitat ...

"Gott würfelt nicht."

Dieses wird gern verwendet, von Menschen, die davon überzeugt sind, dass es in unserer Welt keinen Zufall gibt, sondern alles durch Gott vorherbestimmt ist. Optional auch vom deutlich schemenhafteren Schicksal. Aber wie steht es tatsächlich um diese Worte?

Nun Einstein hat dies so nie gesagt, beziehungsweise ist in der damaligen Debatte um die Wirkweise der Quantenmechanik so nie zitiert worden. Einstein glaubte sehr wohl an den Zufall.
Es gibt allerdings zwei Aussagen, auf denen dieser Ausspruch aufbaut.
In einem am 4. Dezember 1926 an Max Born verfassten Brief schrieb Albert:
Die Quantenmechanik ist sehr achtung-gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, daß das doch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, daß der nicht würfelt.

Und am 21. März 1942 schrieb er dem mathematischen Physiker Cornelius Lanczos:
Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu gucken. Aber dass er würfelt und sich telepathischer Mittel bedient (wie es ihm von der gegenwärtigen Quantentheorie zugemutet wird), kann ich keinen Augenblick glauben.

Die angesprochenen "telepathischen Mittel" sind die damals noch theoretisierten spukhaften Fernwirkungen der Quantenphysik (#1). Fakt ist jedoch, es gibt sie wirklich und die Quantentheorie beschreibt sie korrekt. Einstein behält jedoch Recht, wenn es um die Kausalität in unserem Universum geht. Diese bleibt dennoch erhalten. Eine Aktion erzeugt immer eine Reaktion, eine konkrete Ursache immer eine konkrete Wirkung.

Er kannte die Quantenphysik so gut, wie kaum ein anderer. Er hatte mit seinen Arbeiten über die Brownsche Bewegung und den quantenmechanischen Photoeffekt zwei bemerkenswerte Beiträge zum Verständnis dieser Theorie beigesteuert. Ihm war klar, daß in der Welt der Atome der Zufall das bestimmende Element war. Die von ihm richtig beschriebene Brownsche Molekularbewegung ist eine rein zufällige Bewegung, den ein Molekül durch Stöße mit anderen Molekülen beschreibt.

Was könnte Einstein mit "nicht würfelt" dann meinen?
Den Kollaps der Wellenfunktion. In der Quantenmechanik wird einem Teilchen eine Wellenfunktion zugeschrieben. Diese ist jedoch nicht direkt messbar. Der Zustand eines Teilchens beschreibt diese Wellenfunktion nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Wir erhalten erst dann Gewissheit, wenn wir den Zustand des Teilchens messen. Vor dieser Messung nimmt das Teilchen mit gewissen Wahrscheinlichkeiten alle möglichen Zustände gleichzeitig ein.

Eines der bekanntesten Gedankenexperimente über Wellenfunktionen ist das Paradoxon von Schrödingers Katze: In einer undurchdringlichen Kiste sitzt eine Katze, die einer zufälligen Gabe von Gift ausgesetzt ist. Ist die Katze nun tot oder lebendig? Quantenmeschanisch betrachtet ist sie beides zugleich! Der Menschenverstand, der in aller Regel für solche Ideen nicht gemacht ist, sagt, dass ist Quatsch! Entweder lebt die Katze ODER sie ist tot. Egal, ob ich nachsehe oder nicht.


Ein weiteres Beispiel: Ein Würfel wird in einem Würfelbecher geschüttelt. Nach dem Wurf liegt der Würfel verdeckt unter dem Becher auf dem Tisch. Der Würfel - oder vielmehr die Wellenfunktion des Würfels - hat nun die Zahlen 1 bis 6 mit einer jeweiligen Wahrscheinlichkeit von 1/6 gleichzeitig. Mumpitz sagt das Hirn: Der Würfel hat bereits eine Zahl oben, wir wissen Sie lediglich noch nicht. Erst wenn wir nachschauen, zeigt sie uns zum Beispiel die 4. Die bis heute akzeptierte Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik besagt, dass mit dem Nachschauen die Wellenfunktion auf ihren tatsächlichen Wert 4 kollabiert.

Auch Einstein tat sich schwer mit diesem Gedanken. Sein Argument war aber nicht der gesunde Menschenverstand, sondern dass die Welt sich nicht unstetig verhält: Was gerade noch eine Verteilung von Zahlenwerten war, kann jetzt nicht eine zufällige konkrete Zahl sein. Dieser unstete Übergang (Kollaps), der sehr zufällig von jedem und allem und insbesondere von Gott herbeigeführt werden kann, erregte also seinen Unmut.
Man kann die Worte "Gott würfelt nicht" also so lesen, wie er es selbst sagte: Es bringt uns dem Geheimnis des Alten kaum näher. In diesem - und nur in diesem - Sinne würfelt das Universum und so auch Gott nicht. Doch hier irrte Einstein.

Sehr wohl recht hatte er aber mit seinem Zweifel an einem makroskopischen Schwebezustand der Welt. Makroskopische Objekte wie Katzen und Würfel interagieren ständig mit ihrer Umgebung. Das führt zu einer sogenannten Dekohärenz ihrer Wellenfunktion. Die Umgebung wirkt durch ihre ständige Interaktion als stetig laufendes Messgerät. Im Sinne der Quantenmechanik kollabiert die Wellenfunktion immer.
Kurzum: Weil der Würfel beim Aufprall mit dem Tisch interagiert, wird aus der Wellenfunktion mit 6 möglichen, gleichzeitigen Zahlen die konkrete 4.
Die Dekohärenz von Wellenfunktionen ist allerdings eine Erkenntnis der letzten Jahrzehnte, die die Physiker zu Einsteins Zeiten und Einstein selbst noch nicht kannten.

Einsteins Alternativtheorie sah eine Hintergrundvariable in der Quantenmechanik vor. Eine Art tieferliegende, deterministisch (also nicht zufällige) wirkende Ursache, die so stets einen scheinbar zufälligen Kollaps auslöst. Die Bellsche Ungleichung (#2), die in Sachen Quantenmechanik eine experimentelle Entscheidung für oder wider Einstein ermöglichte, wurde erst lange nach Einsteins Tod bekannt, und es dauerte weitere Jahrzehnte, ehe die Entscheidung experimentell durchgeführt werden konnte. Sie fiel gegen Einstein aus und stellt ein Grundlagenergebnis dar.

Also auch dieser großartige Physiker unterlag so manchem Irrtum. Weiteres Beispiel gefragt?
"Es gibt nicht das geringste Anzeichen, daß wir jemals Atomenergie entwickeln können."
- Albert Einstein

Der Physiker Richard Feynman drückte es einmal so aus:
Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit von Experten.

Einen Nachtrag findet ihr hier:
... 084, 16.05.2022: Nachtrag: Misquote: Und Gott würfelt doch! - Albert Einstein und die Regie des Zufalls

#1 - Spukhafte Fernwirkung der Quantenphysik

Das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung (selten Quantenkorrelation) liegt vor, wenn der Zustand eines Systems von zwei oder mehr Teilchen sich nicht als Kombination unabhängiger Ein-Teilchen-Zustände beschreiben lässt, sondern nur durch einen gemeinsamen Zustand.

Verschränkte Photonen können durch die parametrische Fluoreszenz (parametric down-conversion) in nichtlinear optischen Kristallen erzeugt werden. Dabei wird aus einem Photon mit hoher Energie im Kristall ein verschränktes Paar von Photonen mit niedrigerer Energie (der Hälfte der Energie des Ursprungsphotons) erzeugt. Die Richtungen, in die diese beiden Photonen abgestrahlt werden, sind miteinander und mit der Richtung des eingestrahlten Photons korreliert, sodass man derartig erzeugte verschränkte Photonen gut für Experimente (und andere Anwendungen) nutzen kann.

Bestimmte Atomsorten kann man mit Hilfe eines Lasers derart anregen, dass sie bei ihrer Rückkehr in den nichtangeregten Grundzustand ebenfalls ein Paar verschränkter Photonen abstrahlen. Diese werden jedoch mit gleicher Wahrscheinlichkeit in jede beliebige Raumrichtung abgestrahlt, sodass sie nicht sehr effizient genutzt werden können.

Bei Photonen bezieht sich die Verschränkung meist auf die Polarisation der Photonen. Misst man die Polarisation des einen Photons, ist dadurch die Polarisation des anderen Photons festgelegt (z. B. um 90° gedreht).

Bei Atomen kann sich die Verschränkung auf deren Spin beziehen. Regt man ein zweiatomiges Molekül mit einem Spin von null mit einem Laser derart hoch an, dass es zerfällt (dissoziiert), und besitzen die beiden freiwerdenden Atome Spin, so sind sie diesbezüglich verschränkt. Bei entsprechenden Messungen wird eines von ihnen etwa den Spin +1/2 zeigen, das andere −1/2. Es ist aber nicht vorhersagbar, welches der beiden Atome den positiven und welches den negativen haben wird. Misst man aber den Spin eines der beiden Atome, wird dadurch der Spin des anderen festgelegt.

#2 - Bellsche Ungleichung

Die bellsche Ungleichung betrifft Messreihen an quantenverschränkten Teilchen. Sie wurde 1964, 9 Jahre nach Einsteins Tod von John Stewart Bell veröffentlicht und widerlegte Einsteins Konzept einer universellen, deterministisch wirkenden Hintergrundvariable, die für den zufällig scheinenden Kollaps der Wellenfunktion von Objekten verantwortlich sein sollte.

1935 hatten Albert Einstein, Boris Podolsky und Nathan Rosen dargelegt, dass der lokal-realistische Standpunkt der klassischen Physik dazu zwingt, den Teilchen individuelle Eigenschaften zuzuschreiben, die ihr unterschiedliches Verhalten bei Messungen steuern und damit den quantenmechanischen Zufall vortäuschen (Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon oder kurz EPR-Paradoxon). Andernfalls sei die Quantentheorie unvollständig. John Stewart Bell zeigte jedoch, dass bei bestimmten Experimenten an verschränkten Teilchenpaaren die Messergebnisse stets seine Ungleichung erfüllen müssten, falls man Einsteins Konzept folgt. Die Quantentheorie sage aber in bestimmten Fällen die Verletzung der Ungleichung voraus. Was 1964 bei Bell lediglich Theorie war, wurde ab 1982 erstmals durch Alain Aspect experimentell bestätigt.
Gleichzeitig mit dem Konzept der individuellen Teilcheneigenschaften gilt seitdem auch der lokale Realismus als widerlegt: Mindestens eines der beiden Prinzipien von Lokalität und Realismus muss man aufgeben. Aber nicht alle Physiker folgen dieser Argumentation.

Die Quantenmechanik ist keine realistische lokale Theorie. Bestimmte in der Quantenmechanik berechnete Mittelwerte verletzen die bellsche Ungleichung. Daher kann die Quantenmechanik - im Gegensatz zu einer Annahme Albert Einsteins - nicht durch Hinzufügen von verborgenen Variablen zu einer realistischen und lokalen Theorie vervollständigt werden.
Bei verschränkten Photonenpaaren ist die Verletzung der bellschen Ungleichung gemessen worden. Ihre Polarisationseigenschaften stimmen mit der Quantenmechanik überein und sind nicht mit der Annahme von Realität und Lokalität verträglich. Dies bedeutet, dass nicht alle Messwerte vor der Messung feststehen oder dass die Messwerte nichtlokal von weit entfernten, unvorhersehbaren Entscheidungen abhängen oder dass man nicht beliebig wählen kann, welche Eigenschaft des Systems gemessen werden soll.

Man kann Einsteins Postulate, insbesondere die Vorstellung verborgener Variablen, aufgeben und hinnehmen, dass die Wellenfunktion nur die Wahrscheinlichkeit der Messwerte festlegt, nicht aber, welcher Messwert in jedem Einzelfall auftritt. Dies ist die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik, die unter Physikern vorherrscht. So aufgefasst ist die Quantenmechanik nicht-real, weil eine Messung nicht einfach eine Eigenschaft abliest, sondern herstellt, was zuvor nicht feststand. Zudem ist die Quantenmechanik auch nicht-lokal, weil sich der quantenmechanische Zustand des Photonenpaares über beide Messplätze erstreckt.

Mehr:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bellsche_Ungleichung

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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » So 18. Okt 2020, 02:52

Warum Menschen merkwürdige Dinge glauben

Wir glauben oft aus emotionalen Gründen, die nicht auf Vernunft oder Beweisen basieren. Zumeist ist es die Erziehung, ob nun religiöser oder politischer Glaube. Wir vertrauen darauf, dass das wahr ist, unabhängig von Gründen und Beweisen. Das ist genau umgekehrt zu wissenschaftlichem Denken.

In der Wissenschaft sucht man erst Beweise und schaut dann, wo diese Beweise hinführen und das akzeptiert man als vorläufig wahr. Aber unsere Gehirne arbeiten nicht so, sind eher beschaffen, wie ein Rechtsanwalt der einen Mandaten vertritt, unseren Glauben, unsere Überzeugung.
Wissenschaftliches Denken geht erstmal davon aus, dass wir in Bezug auf die meisten Überzeugungen falsch liegen und deshalb skeptisch sein müssen. Darum fangen wir mit der Nullhypothese an: Was immer jemand behauptet, ist wahrscheinlich nicht wahr. Jetzt liegt die Beweislast bei dem, der behauptet. Es ist nicht einfach, die Behauptung der Kritik anderer auszusetzen. Das ist aber in der Wissenschaft notwendig und wenn du es nicht tust, tut es ein anderer.

Der bekannteste Fehler ist der Bestätigungsfehler. Es handelt sich dabei um eine kognitive Verzerrung, in der wir die Art, wie wir die Welt sehen, so formen, dass sie zu dem passt, was wir bereits glauben. Man sucht Beweise zur Bestätigung dieser Überzeugung und man findet sie auch. Über dieser Schicht liegt ein Denkprozess, der versucht die Welt insgesamt zu verstehen und ihr Sinn zu verleihen.
Das ist aber ziemlich sinnfrei, denn die Welt ist größtenteils chaotisch. Es gibt viele Variablen, die ein Ereignis beeinflussen. Beliebigkeit und Zufall sind Faktoren, die wir meistens nicht wahrnehmen. Und auch nicht wahr haben wollen.

Unsere Gehirne sind nicht für große Muster oder Zusammenhänge ausgerichtet, sondern für kleine Muster, die etwas verstehbar machen.
Da greifen Verschwörungstheorien und Religionen, weil sie im Kern einfach sind und nur relativ wenige Faktoren beinhalten. Da ist jemand, der im Geheimen die Strippen zieht und für Kriege, Unruhen und superreiche Oligarchen sorgt.

Dabei sind einige eher bereit, Dinge zu glauben und andere sind skeptischer. Man kann es sich als eine Art Glockenkurve vorstellen, die von den Extremen Leichtgläubigkeit bis Skeptizismus reicht.
Dabei sollte man auf ein gesundes Mittelmaß achten. Man sollte offen genug sein, neue Vorstellungen zu akzeptieren, wenn sich herausstellt, dass sie richtig sind. Allerdings nicht zu offen, so dass man alle verrückten Dinge glaubt. Das Mittelmaß funktioniert eben durch Beweise und Vernunft, durch empirische Methoden der Wissenschaft und dem Rüstzeug des logischen Denkens. Ich sollte in der Lage sein ein vorläufiges Ergebnis auch als solches zu begreifen. Ändert sich die Beweislage, ändere ich meine Meinung. Falls nicht, dann bleibe ich dabei.

In den Industrienationen wachsen immer mehr Menschen in nicht-reliösen Elternhäusern auf, also weder religiös noch anti-religiös. Religion spielt einfach keine Rolle. Untersuchungen der Entwicklungspsychologie zeigen, dass der Einfluss der Eltern im frühen Teenageralter schwindet, der Freundeskreis wichtiger wird. Aber egal in welchem Alter, begibt man sich in eine Filterblase (das kann ein politisches Engagement genauso sein wie eine religiöse Vereinigung) dann ergibt dort alles Sinn,alles ist logisch und in sich stimmig. Doch es gibt Tausende von Göttern und Zehntausende unterschiedliche Religionen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die richtige erwischt hat und dass all die anderen sich irren?
Die Anthropologie und Sozialpsychologie geht davon aus, dass Menschen ihrer Religion angehören, weil es der Kultur entspricht, in der sie geboren wurden. Es ist der Glaube, der ihnen zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte von ihrer Kultur mitgegeben wurde. Das ist ganz offensichtlich der Grund, warum sie (meist) daran glauben.
Religion ist aus dieser Sicht nichts weiter als ein soziales Konstrukt, dass ähnlich wie Stammes- und Sippenzugehörigkeit, nur in größerem Maßstab funktioniert. Wenn man seinen Glauben ablegt, ist das sehr emotional, ebenso wie die Annahme einer Religion nicht gerade rational entschieden wird. Besonders schwer ist das Ablegen des Glaubens, wenn dort die einzig scheinbar stabilen Freundschaften verortet sind. Dieser "Gruppenzwang" (der kein real durchgeführter sein muss), oft nur im Kopf, aber durch gewisse Erwartungshaltungen geschürt, führt sicher auch den ein oder anderen überhaupt erst in die Hallen der jeweiligen Religion und die persönliche Bindung gestaltet den Ausstieg schwieriger.
Besonders schwere, einschneidende Ereignisse oder "Gottesprüfungen" ("Lieber Gott, wenn du XY machst, dann glaube ich." XY ist dabei vage genug gehalten, dass ein Eintreffen des Ereignisses oder einer stark ähnelnden Situation als Erhören des Gebets beurteilt werden.) können dazu führen, dass auch der letzte Rest Skepsis aufgrund nicht repräsentativer, persönlicher Erfahrung verschwindet.

Nach dem Holocaust zum Beispiel gab es viele Diskussionen unter Theologen. Viele Juden glaubten nicht mehr an Gott. Es ist einfach nicht möglich, dass Gott erlauben würde, dass unseren Leuten so etwas angetan wird, sagten sie. Andere wurden religiöser. Es ist eine individuelle Sache, die vom eigenen Lebensweg abhängt. Sozialwissenschaftler können nur einige Einflüsse verstehen. Genetik, Erziehung, Kultur und so weiter. Aber irgendwann ist da einfach der persönliche Lebensweg, der sich durch Tausende unterschiedliche Einflüsse gebildet hat, die nur man selbst kennt und zu denen kein anderer Zugang hat. Ich denke, davon hängt viel ab. Und auch von der eigenen Persönlichkeit. Und auch wieder, wie stark unser Hang zum Glauben an etwas Übersinnliches ausgeprägt ist. Es gibt Menschen, die sehr anfällig für Fantasiekonstrukte sind und die mit höherer Wahrscheinlichkeit in Bäumen oder dem Wind eine höhere Macht sehen, die in zufälligen Ereignissen eine universelle Macht wirken sehen, welche die Dinge in eine bestimmte Richtung beeinflusst, oder die eine Art kosmisches Karma zu erkennen glauben. Einige Menschen neigen eher dazu, so etwas zu glauben als andere.

Deshalb ist es wichtig, die Werkzeuge der Wissenschaft, das wissenschaftliche Denken, auch ein gesundes Maß an Skepsis auf alles anzuwenden. Ich kann jede empirisch begründbare Aussage damit prüfen. Ob es die Anzahl der Leute in einem Raum ist oder der Urknall oder die Lichtgeschwindigkeit oder die Evolution oder die Auferstehung Jesu oder die stillstehende Sonne zu Gibeon oder die Teilung des roten Meeres. Das sind alles Behauptungen, denen wir uns mit der Wissenschaft zuwenden können. Durch Logik und philosophischem Denken können wir herausfinden, woher man weiß, dass etwas wahr ist, was wahr ist und woher wir wissen, was Wahrheit eigentlich ist.

Natürlich glauben Menschen auch an Verschwörungstheorien, weil es ja auch tatsächlich Verschwörungen gibt. Watergate, die Ermordung Lincolns, die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand 1914, der zum ersten Weltkrieg führte, durch serbische Nationalisten der "schwarzen Hand".
Und wieder sind wir bei der Frage: Woher wissen wir, ob etwas wahr ist oder nicht? Denn einige Dinge könnten vielleicht wahr sein, andere nicht. Es hängt auch hier alles von Beweisen ab .Wie viele Menschen haben damit zu tun? Wie viele Einflüsse müssen zusammenkommen? Was ist die genaue Zielrichtung des Ganzen? Und so weiter. Dann kann man anfangen zu unterscheiden zwischen den Verschwörungstheorien, die wahrscheinlich wahr sind, und denen, die wahrscheinlich nicht wahr sind. Und das müssen wir auf jeden einzelnen Fall anwenden.

Alles begann mit der Entdeckung, dass das Universum erkennbar und von Naturgesetzen bestimmt ist, die wir verstehen können. Es beginnt also alles mit der materiellen Welt. Kopernikus, Kepler, Galileo und Newton, sie alle vereinheitlichten die materielle Welt und entdeckten, dass alles von einer Handvoll Gleichungen und Naturgesetzen bestimmt ist. Die Aufklärung wandte dies Stück für Stück auf unsere Körper,die Wirtschaft, politische Systeme, Geschichte, ja sogar auf Religion an. Alles kann man aus dieser Sicht auf die Welt untersuchen. Vielleicht verstehen wir es aktuell noch nicht, aber wir könnten. Wir müssen lediglich dahinter stehenden Gesetzmäßigkeiten herausfinden und sie dann nutzen, um die Welt zu verändern.

Es gibt einen Grund, warum es heute mehr Demokratien gibt als je zuvor, 118 liberale Demokratien. Noch vor einem Jahrhundert gab es keine einzige. Frauen konnten nicht wählen. Und eine Demokratie, in der die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung nicht wählen kann, ist keine Demokratie. Heute können Frauen in jedem Land der Welt wählen, einschließlich Saudi-Arabien. Wow. Aber warum ist das so? Das ist kein Zufall. Dahinter stehen bestimmte Kräfte. Und diese Kräfte haben etwas mit der vernünftigen und wissenschaftlichen Entdeckung zu tun, dass Frauen sich von Männern in dieser Hinsicht nicht unterscheiden.
Religiöse Menschen behaupten, dass die Religion die treibende Kraft gewesen sei. Aber wenn man sich die historischen Ereignisse anschaut, stellt man fest, dass Religion immer dem Zeitgeist hinterherhinkte. Immerhin hatten die Religionen jahrtausende lang einen viel stärkeren Einfluss als heute. Warum sind Demokratien, wissenschaftliche Erkenntnisse und universelle Menschenrechte dann erst so spät aufgetaucht?

Wissenschaftlich betrachtet leben wir in der besten und moralischsten Zeit der bisherigen Geschichte der Menschheit. Viele Menschen würden diesem Satz nicht unbedingt zustimmen. Wenn man einen Blick in die Nachrichten wirft, könnte der Eindruck entstehen, dass es sich anders verhält.
Nun die Kameras sind nur da, wo etwas passiert. Die aktuellen Nachrichten sahen nichts über die langfristige Entwicklung der Menschheit aus,nichts über die historische Perspektive. Aufgabe der Nachrichten ist es Ereignisse zu berichten. Wo nichts geschieht, wird nicht berichtet.
Ein Schulmassaker ist definitiv schlimm. Es gibt im Grunde keinen adäquaten Begriff im Deutschen dafür. Aber an wie vielen Schulen ist an jenem Tag nichts Aufsehen erregendes passiert?
Deswegen sind Statistiken so wichtig. Ebenso beim Klimawandel. Jede Temperaturabnahme wird von den Leugnern ausveschlachtet, aber man darf nicht jede Beule überinterpretieren. Man muss sich die langfristigen Entwicklungen anschauen.

Was den moralischen Fortschritt betrifft, gibt es kein Utopia, von dem wir sagen können: das ist die perfekte Gesellschaft.
So etwas gibt es nicht. Und so etwas wird es nie geben.
Wir müssen einfach versuchen, das Morgen ein kleines bisschen besser zu machen als das Heute. Und das Heute war schon ein kleines bisschen besser als das Gestern. Es ist nicht wichtig, ob es in 500 Jahren ein Utopia geben könnte. Wichtig ist, dass wir dafür sorgen, dass es künftig Menschen gibt, die in kleinen Schritten darauf hinarbeiten können. Aber wir sollten keinen Gedanken an die Erfüllung dieses Ziels verschwenden. Dss endet vermutlich in einer Katastrophe, so wie alle bisherigen Versuche von religiösen Führern, Wirtschaftern und Diktatoren auch gescheitert sind.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 16. Nov 2020, 10:00

Grundsatzartikel: Der Clown und Babylons Fleischtöpfe

Wir hatten am 8. November 2020 einen Kreiskongress mit dem Namen "Machen wir Jehovas Herz Freude!" (entnommen aus dem Bibelbuch Sprüche 27:11)

In der Taufansprache ging es um den Vergleich verschiedener Arten von Ehe und Taufe:
Die Ehe aus Liebe, die auch im Westen noch gar nicht so lange als "Standard" gilt, wurde mit der Taufe aus Liebe zu Gott verglichen. Die arrangierte Ehe, in der Zeit und Partner von außen vorgegeben sind, aber die künftigen Eheleute kein größeres Problem darin sehen, wurde mit der Taufe aus Interesse gleichgesetzt. Die Zwangsehe wiederum, in der mindestens ein Ehepartner durch Androhung oder Ausübung von Gewalt in die Ehe gezwungen wird, entsprach im Gleichnis der Zwangstaufe. Letztere ist jene, die zum Beispiel die Sachsen unter Widukind erfahren haben, als die Franken unter Karl dem Großen über sie hereinbrachen. Tod oder Taufe. Die Taufe aus Interesse hat mehr was mit Bestechung zu tun. Besonders in armen Ländern gilt gern "Brot gibt es nur, wenn du dich taufen lässt."

Ich würde mich auch eher als "Reis-Christ" beschreiben, wie die Getauften aus Interesse, auch genannt werden. Denn, wie bereits erwähnt, getauft bin ich ja, aber ich verstehe nicht, wie ich Gott lieben sollte. Ich habe mich nie für irgendwas in der "wahren Anbetung" begeistert. Ich habe es unaufgeregt einfach mitgemacht. Beten, okay, es hört nur niemand zu. Lieder mitsingen für die Anbetung, von mir aus, aber ich mag die Musik nicht. Mich auf den Wachtturm vorbereiten, wenn's sein muss, aber wir nehmen den Stoff in der Versammlung eh nochmal durch und der Lehrstoff ist immer der gleiche, nur mit angepasster Gewichtung. Was lag da näher, als sich taufen zu lassen. Holzwege muss man auch mal konsequent zu Ende gehen. Ich habe es früher schon mal erwähnt (und sogar schon gegenüber meiner gläubigen Frau geäußert): "Vorher war ich ein ungetaufter Idiot, heute bin ich ein getaufter Idiot."
Das Interesse an "der Wahrheit" könnt ihr hier lesen. Es ist rein intellektueller Natur und soll meinen Blick auf die Vielfalt der echten Wahrheit, der Wirklichkeit schärfen. Gott habe ich nie erfahren. Die Erwartungen anderer veranlasst mich zu beten, zu singen, mich zu rasieren, einen Anzug zu tragen, zu den Gottesdiensten zu gehen bzw. aktuell den Videokonferenzen beizuwohnen und als Techniker zu unterstützen, zu predigen und mich taufen zu lassen.
In einer Jackettjacke habe ich wenigstens Schultern, auch wenn die dadurch nicht belastbarer werden. Das ist alles machbar, aber es fühlt sich leer an. So überhaupt nicht erfüllend und sinnstiftend, wie versprochen. Und nun bin ich der Clown, der lacht, auch wenn er weint. Eine dragikomische Gestalt.

Aber das ist nur der Einstieg in den heutigen Text. Denn ich bin offenbar nicht der einzige, der nicht an ein baldiges Ende dieses Weltsystems und die ebenso baldige Errichtung von Gottes Königreich auf Erden glaubt. Scheinbar ist die Zentrale selbst nicht so recht überzeugt. Das muss ich kurz erläutern:
Zeugen Jehovas, und das haben alle exklusiven Religionsgemeinschaften gemeinsam, sehen sich als die einzig wahren Christen, während alle anderen zu "Babylon" (in Anlehnung an die Gefangenschaft in Babylon), dem "Weltreich der falschen Religion" gehören. Sie sind stolz darauf "christlich neutral" zu sein und eben "kein Teil der Welt" zu sein. 160.000 Zeugen leben in Deutschland Tür an Tür mit den Todgeweihten, die in Harmageddon vernichtet werden. Sie haben schon gewählt, "das Königreich Gottes" und gehen daher nicht wählen, beteiligen sich nicht am Kriegs- und Wehrdienst und überstützen keine Einflussnahme der Religion auf die Politik.
Sie ordnen sich zwar den staatlichen Autoritäten unter (sofern es nicht gegen Gottes Wort geht), aber sie bezeichnen die heutige Welt, als eine von Satan beherrschte ("Die ganze Welt ist in der Gewalt des Bösen" - 1. Johannesbrief Kapitel 5, Vers 19).

Umso erstaunlicher, das man sich um die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts bemühte. Diese wurde 2006 in Deutschland gewährt, 2009 in Österreich.
Warum erstaunlich? Nun, zum einen erwarb man sich die Körperschaft vom Feind und zum anderen scheint Harmageddon doch noch eine Weile hin zu sein und eben nicht so bald zu kommen. Immerhin richtet die leitende Körperschaft sich häuslich im System Satans ein. Dass die Verleihung der Körperschaftsrechte eine besondere Nähe zum Staat mit sich bringt, die sich eigentlich nicht mit der Religionsauffassung der Zeugen Jehovas vereinbaren lässt, sollte durch obige Punkte eigentlich auffallen.

Dass die Herren vom Bundesverfassungsgericht damals sehr wohl wussten, mit wem sie es hier zu tun hatten, kam in folgenden Worten von Richter Hassemer zum Ausdruck:

"Die Konstellation um die gestritten wird, ... ist insbesondere folgende: Die Zeugen Jehovas verbieten die Transfusionen von fremdem Blut, bringen deshalb ihre Mitglieder in Probleme. Sie haben abweichende Meinungen zur Ableistung von Wehr- und Zivildienst, sie haben vom Grundgesetz abweichende Meinungen dafür, ob die Bürger zur Wahl gehen sollen, oder sich zur Wahl stellen sollen. Sie machen den Leuten Probleme, die willig sind auszutreten und sie machen auch Kindern Probleme, durch ein besonders rigides System."

Der Staat ist ein Werkzeug Satans, das ist eine zentrale Doktrin, die an alle Mitglieder so weitergegeben wird und doch will man durch dieses Werkzeug priveligiert werden und auf gewisse Art und Weise selbst Teil des staatlichen Gewands zu werden.
Man fragt sich, wie die Zeugen Jehovas diese Negativhaltung gegenüber dem Staat mit ihrer Bestrebung vereinbaren, von eben diesem Bestandteil der "Welt Satans" besondere Vorrechte verliehen zu bekommen.
Das aktive und das passive Wahlrecht, wird als Verstoß gegen das Neutralitätsgebot begriffen und über den Gemeinschaftsentzug, mit verheerenden sozialen Folgen für den Betroffenen, sanktioniert. Nunmehr aber verlangten die Rechtsvertreter der Wachtturm-Gesellschaft vom Staat die Verleihung des Körperschaftsstatus der öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft. Man könnte versucht sein, darin bereits aus Sicht der Beschwerdeführerin selbst den Versuch einer Quadratur des Kreises zu sehen.
Und priviligiert der Staat eine solche Religionsgemeinschaft, die ihn so rigoros ablehnt, dann verliert er an Glaubwürdigkeit hinsichtlich seiner eigenen Existenzberechtigung, gibt seine Souveränität zumindest teilweise preis. Es fehlt an Dialogfähigkeit - ironischerweise trotz Predigt von Haus zu Haus - also die Fähigkeit sich mit anderen Kräften der Gesellschaft überhaupt positiv auseinander zu setzen. Wie auch, wenn man der Welt, inklusive Staat, verdammt? Wir alle werden Dünger auf den Schlachfeldern in Harmageddon, außer den Zeugen natürlich. Hier entsteht zwangsläufig ein absolutes Feindbild.

Man richtet sich ein. Das Ende kommt doch nicht so schnell wie erwartet.

Das Bundesverfassungsgericht hat die Menschenwürde, und damit auch das Bild des Grundgesetzes vom Menschen, doch in einer spezifischen modernen Weise interpretiert, die immer wieder betont, dass der Einzelne sich selbst entwirft, dass der Einzelne frei sein muss, dass die Menschenwürde letztlich im Persönlichkeitsrecht und ihrer Handlungsfreiheit wohl ihren eigentlichen Kern findet.
Da bei Zeugen Jehovas durch die gewünschte (Teil-)Isolation der Umgang mit der "Welt" gering gehalten werden soll, der Gebrauch des gesetzlichen Rechts zu wählen zu Gemeinschaftsentzug führen kann, ebenso wie eine Bluttransfusion, sexuelle Handlungen zwischen Unverheirateten oder Partnern gleichen Geschlechts oder gar der Konsum gewalttolerierender Filme oder Spiele (vor nicht mal zwei Generationen gehörte auch Schach dazu), wird stark in dieses Persönlichkeitsrecht und in die Handlungsfreiheit eingegriffen. Immer wieder solle man prüfen, was "für den Herrn annehmbar" ist, um auch Dinge und Gewohnheiten abzulegen, die nicht in die Leitlinie passen, aber bis dato gar nicht auffielen. Sogar bestimmte Musikrichtungen sind tabuisiert. Mit der Entscheidung, sich im Namen dieser Organisation taufen zu lassen, geht man mit diesem Verbotskatalog überein und gibt seine vom Staat zugestandenen Rechte an der Garderobe zum Taufbecken ab.

Jeder Gartenverein hat seine Regeln. Aber es zeigt sich wieder einmal, dass nur Religionen und andere Ideologien so tief bis ins Private, ja sogar bis ins Hirn vordringen.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
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("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 17. Nov 2020, 22:59

Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen

"Zoom" ist nicht nur der Videokonferenz-Messenger für den sich während der Corona-Pandemie das deutsche Zweigbüro entschieden hat, um die Versammlungen auch während Kontaktbeschränkungen fortzuführen. Selbstverständlich wurde auch das wieder als geistige Leitung von oben angesehen.
Es ist auch ein Bilderbuch des 1949 in Ungarn geborenen Zeichners Istvan Banyai.

Istvan Banyai
Zoom
Verlag Sauerländer
ISBN 978-3-7373-6064-7
https://www.amazon.de/Zoom-Istvan-Banyai/dp/3737360642/
(Auch als Video auf Youtube zu finden.)

"Es klingt doch alles so logisch."
Die Argumente, dass wir in den letzten Tagen leben... Völlig logisch.
Die Einwände gegen die Evolutionstheorie... Plausibel.
Das Gott in dieser oder jener Situation eingegriffen und unterstützt hat... Na klar, ich habe es doch selbst erlebt.

Was aber hat dieses Buch bei n schicken Retro-Design der 50er-Jahre mit diesen Dingen zu tun?

Ich will nicht von bewusster Manipulation sprechen, wenn es um die Überzeugung zu irgendeiner Religion geht. Denn in der Regel sind die Bekehrenden zutiefst davon überzeugt, dass das, was sie weitergeben, wahr ist. Und der, der sie überzeugt hat, ist auch überzeugt. Und so weiter.
Ich kenne nur die Zeugen Jehovas von innen, aber es gibt auch andere Gruppierungen, die dazu angehalten sind, sich von "der Welt" getrennt zu halten und das gilt dann auch für deren Medien. Immerhin stellt man eigene höchst vertrauenswürdige Publikationen bereit, mit denen sich "Suchende" ja informieren könnten.

Doch wie kann man Betreffenden vermitteln, dass sie hier einer Täuschung erlegen sind, die jeden Menschen treffen könnte?
Die Dinge sind nicht immer so, wie sie uns auf dem ersten Blick erscheinen. Nicht selten erliegen wir einer (Selbst-)Täuschung, weil wir unseren Blick zu stark fokussieren auf das, was vor uns ist und so die falschen Schlüsse ziehen. Einfach weil unserem Wahrnehmungsvermögen von vornherein Beschränkungen auferlegt sind, die wir aber durchaus überwinden können.

Banyais Bilderserie beginnt mit einem Zackenmuster, das unter Aufbietung der Phantasie alles Mögliche sein könnte. Blättert man eine Seite weiter, erkennt der Betrachter, daß diese gezackte Struktur der Kopfschmuck eines Hahns ist. Geht man über die nächste Seite noch weiter zurück, dann sieht man zwei Kinder, die vom Fenster aus diesen Hahn beobachten. Über die nächsten Seiten, und damit die Beobachtungsebenen weiter zurückverschiebend - also den Weitwinkel des Zooms erweiternd - kommt man auf immer neue, überraschende Einsichten, die dem Betrachter für jede Seite eine Neubewertung der beobachteten Situation abfordern. Dabei gelingt es Banyai, immer wieder neue überraschende Wendungen herbeizuführen.

Die Welt ist nicht immer eindeutig. Die Welt ist komplex. Vieles entzieht sich unserer Wahrnehmung und damit auch unserer vollständigen Kontrolle, so sehr wir uns verständlicherweise auch wünschen, diese zu behalten, beziehungsweise der festen Überzeugung sind, diese inne zu haben.

Leben wir also in den letzten Tagen, in denen alles "vom Schlechten zum Schlimmeren" verläuft oder fokussieren wir uns nur auf das negative Bild "der Welt"? Verklären wir die Vergangenheit zu einer projezierten Idealvorstellung? War es früher wirklich besser?

Habe ich als Laie, ob fachinteressiert oder nicht, überhaupt den Einblick und das Hintergrundwissen, um eine der am besten bestätigten Theorien unserer Zeit zugunsten eines mythischen, antiken Erklärungsmodells fallen zu lassen? Ist die eigene Erfahrungswelt der Maßstab für alle Vorgänge im Universum ("Von nichts kommt nichts!")? Oder führt uns hier unser beschränkter Ereignishorizont zu falschen Trugschlüssen?

Wäre diese oder jene Situation "ohne Hilfe von Gott" genauso glimpflich verlaufen? An welcher Stelle hat Gott wie eingegriffen? Führt mich meine selektive Wahrnehmung an der Nase herum?

Zu vermitteln, was es bedeutet, einfach den Blick zu weiten, dazu ist Istvan Banyais "Zoom" ein geeignetes Mittel. Ganz ohne wortreiche Erklärungen.

Und ja. Ich bin mir bewusst, dass man den Spieß auch umdrehen kann, indem die Wissenschaft und der Atheismus mit dem Ausschluss Gottes als Erklärungsmodell seine Sicht einengt und daher gerade jenen Zoom benötigt, um mit Weitblick nun doch Gott sehen zu können.
Aber besonders Wissenschaft funktioniert nicht deswegen, weil der Forscher an diesen oder jenen Gott glaubt, sondern weil sie statistisch signifikante Ergebnisse liefert.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 19. Feb 2021, 16:33

11 Scheinargumente, die jeder erkennen sollte

Das hier ist auch wieder was ganz besonderes. Es ist der 300. Beitrag der Rubrik "Der Kritiker". Dafür kann es schon mal Applaus geben.

Alle Beispiele beziehe ich auf das Thema "Evolution oder Schöpfung", weshalb ich den Text hier veröffentliche und nicht bei den Verschwörungstheorien, wo ja von MaiLab bereits 2 Videeos mit ähnlichem Inhalt kursieren. Dieser Text ist aber älter als die Video-Verlinkungen. Er schlummmerte bereits locker 1 Jahr in meinen Speichern herum.

Nicht zwangsläufig festgenagelt, aber doch orientiert, ist dieser Text an Carl Sagans Argumentationstypen aus seinem Buch "The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark" (in Deutsch erschienen mit dem Titel "Der Drache in meiner Garage oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven").
In diesem Buch zeigt Sagan an zahlreichen Beispielen den Mangel an kritischem Denken auf. Zum Großteil beruht dies auf unzureichender naturwissenschaftlicher Aus- und Allgemeinbildung. Die wichtigsten Grundprinzipien der Naturwissenschaft sind Überprüfbarkeit und eine kritische Haltung gegenüber dogmatischen Sätzen beliebiger Autoritäten.

Hier möchte ich mich mit elf der häufigsten Scheinargumente beschäftigen. Wie erkennt man diese? Alltägliche Situationen können sich schnell in hitzigen Diskussionen niederschlagen. Scheinargumente zu kennen und auch als solche zu entlarven, kann Debatten die Hitze entziehen. Doch merke: Selbst die besten "echten" Argumente helfen nicht, wenn man sich nicht zurücknehmen kann. Argumenatives Festnageln ist nicht hilfreich, den eigenen Standpunkt zu vermitteln und das Gegenüber zu überzeugen.
Wenn man Scheinargumente erkennt, sind sie eigentlich ganz einfach zu entkräften.

Fangen wir an:

Argumentum ad hominem - Das Argument auf die Person

Vermeintliche Schwächen des Diskussionpartners werden ins Spiel gebracht, um dessen Standpunkt und seine Argumente zu delegitimieren.

Beispiel: "Du bist schon zweimal durch die Bio-Prüfung gerasselt. Woher willst du etwas über die Mendel'schen Vererbungsregeln wissen?"

Es gilt allerdings, die Argumente selbst auf ihre Tauglichkeit zu prüfen, nicht das vermeintlich schlechte Bildungsniveau des Argumentierenden. Fakten und Daten ändern sich nicht durch den Mund, der sie äußert.

Argumentum ad verecundiam - Das Argument der Autorität

Dieses Scheinargument ist artverwandt dem ersten. Nur geht es diesmal nicht um, den Diskussionpartner, sondern um irgendeine "Autorität", die zu irgendwas die gleiche Meinung vertritt, wie man selbst oder das Gegenüber. Negative Assoziationen werden bei gegenteiligen Standpunkten propagiert, positive bei gleichem Standpunkt.

Beispiele: "Ernst Haeckel war für seinen Antsemitismus bekannt und befürwortete Euthanasie, um im Sinne der Evolution nur die Stärksten überleben zu lassen. Die Evolutionstheorie ist also überhaupt nicht moralisch haltbar."
Oder: "Albert Einstein hat gesagt, Gott würfelt nicht. Es kann also nicht alles auf den Zufall geschoben werden."

Mit Autoritäten sind hier Personen gemeint, die nicht tatsächlich Macht innehaben müssen, aber deren Meinung aufgrund von Bekanntheit oder anderer zutreffender Aussagen besonders gewichtet wird. Wenn eine Person des öffentlichen Lebens dieselbe Meinung vertritt wie man selbst, dann ist dies sicherlich erfreulich, aber es ist definitiv kein Argument. Es ist nicht einmal eine Begründung, warum dessen Aussage eine andere Gewichtung aufweisen sollte, als die jedes x-beliebigen anderen. Auch hier gilt, dass das Argument für sich sprechen muss.

Argumentum ad ignorantiam - Das Argument der Ignoranz

Dieses Argument appelliert an das Nichtwissen. Eine These wird dann für falsch erklärt, allein weil sie bisher nicht bewiesen werden konnte. Oder umgekehrt: Eine These wird für richtig erklärt, allein weil sie bisher nicht widerlegt werden konnte. Es fehlt der Bezug zu den Sachargumenten. Der so Argumentierende sieht seine mangelnde Vorstellungskraft oder seine Ignoranz als hinreichend für die Widerlegung bzw. Bestätigung einer These an.
Das grundlegende Schema ist: Das Fehlen von Evidenz für eine These wird als Beweis gesehen, dass stattdessen eine andere Behauptung wahr ist.

Beispiel: "Da das Bindeglied zwischen Mensch und Affe fehlt, glaube ich, dass ein Schöpfer uns separat erschaffen hat."

Fern ab, dass es sehr wohl stammbaumartig in diversen Gesteinsschichten verschiedene Vorfahren der Homini zu finden sind und der Mensch kein Nachfahre heute lebender Affenarten ist, belegt das Fehlen einer vollständigen Ahnenggalerie nicht, dass Gott irgendeinen Anteil am Entstehen des Menschen hatte.

Shifting the burden of proof - Die Beweislastumkehr

Die Beweispflicht wird umgekehrt. Plötzlich soll derjenige den Standpunkt widerlegen, den der andere aufgestellt hat. So versucht man zu umgehen, dass man seine These selbst belegen muss. Das Argument der Ignoranz versucht, die These dadurch zu stützen,da sie bisher nicht widerlegt scheint.

Beispiel: "Widerlege doch die Existenz eines Schöpfers, um deine Evolutionstheorie zu stützen."

Diese Argumentation kann in alle Richtungen umgekehrt werden und dann hat jeder recht, da er nicht widerlegt wurde. Doch dies ist kein Beweis für die Richtigkeit des Arguments. Es gilt, dass immer derjenige, der eine These aufstellt, diese auch belegen muss. Es ist nicht Pflicht des Konterparts, diese zu widerlegen.

Fallacia compositionis - Das Kompositionsargument

Von Einzelereignissen wird auf generelle Sachverhalte geschlossen. Zum Beispiel wird das Verhalten einzelner auf das Verhalten einer ganzen Gruppe ausgewalzt.

Beispiel: "Die Evolutionstheorie musste schon mehrfach angepasst werden. Einige Äußerungen müssten zurück genommen werden. Man siehe nur auf die Geschichte des Pilt-Down-Menschen, die komplett gefälscht war. Das ganze Gebilde ist doch nur Lug und Drug."

Auch hier kann wieder genauso in die Gegenrichtung geschossen werden. Aber das Verhalten eines Einzelnen ist nicht automatisch repräsentativ für die Gruppe, der er angehört.

Argumentum ad antiquitatem - Das Argument der Tradition

Weil Dinge früher so gedacht oder getan wurden, sind sie nicht automatisch richtig. Doch mit dem Argument der Tradition wird besonders in alterntivmedizinischen, spirituellen, astrologischen und kreationistischen Kreisen argumentiert.

Beispiel: "Jede Kultur der Welt geht von einer höheren Macht oder ähnlich gearteten Wesen oder Kräften aus, die die Welt geschaffen haben. Jede Kultur hat ihren Schöpfungsbericht."

Das Alter einer Aussage steht nicht für ihre Richtigkeit. Der Verweis auf das Früher zeigt lediglich, wie einst darüber gedacht wurde, nicht was wahr und was falsch ist. Man beachte auch etwaige Widersprüche in den alten Aussagen untereinander. Welche Schöpfungslegende ist denn da die richtige?

Argumentum ad novitatem - Das Innovationsargument

So wenig das Alte als Argument taugt, so wenig taugt das Neue.

Beispiel: "Die neuere Theorien zur Entstehung des aufrechten Ganges beim Menschen, gehen davon aus, dass der Mensch nicht wegen dem Tragen und dem Aufrichten in der Steppenlandschaft immer häufiger auf zwei Beinen lief, sondern weil er in Ufernähe in seichtem Wasser watete. Daher ist die gängige Theorie falsch."

Aber "neuer" ist nicht gleichbedeutend mit "richtiger". Neues steht genauso auf dem Prüfstand, wie Altes. Das eine löst das andere nicht automatisch ab.

Circulus vitiosus - Das Zirkelschlussargument

Häufig werden Meinungen über Umwege durch sich selbst begründet. Man argumentiert für eine Meinung durch ein Argument, welches seine ursprüngliche Berechtigung aber in genau jenem ersten Argument hat.

Beispiel: Römer 1:20 "Schließlich sind seine unsichtbaren Eigenschaften seit Erschaffung der Welt klar zu erkennen, denn sie sind in den Schöpfungswerken wahrnehmbar, ja seine ewige Macht und Göttlichkeit, sodass sie keine Entschuldigung haben."

Gottes Macht wird aber nicht dadurch ersichtlich, dass man ihm die Erschaffung der Welt ohne jeglichen Beweis zuschiebt. Und von daher bleibt die Aufgabe, die Schöpfung als solche zu beweisen, verfehlt.
Aussagen können nicht aus sich selbst heraus begründet werden.

Argumentum ad nauseam - Das Argument der penetranten Wiederholung

Im Internet nennt man sie "Trolle", im wahren Leben "Nervensägen": Leute, die einfach immer und immer wieder genau das Gleiche und lediglich in anderen Worten sagen. Aber sie argumentieren nicht wirklich. Häufig gibt das Gegenüber einfach nach. Nicht weil es überzeugt ist, sondern weil es im wahrsten Sinne des Wortes "überredet" wurde.

Beispiel: "Die Schöpfung zeigt uns unseren liebevollen Schöpfer." - "Die Erde ist ein guter Planet für Leben, wie wir es kennen, aber sie ist kein Paradies." - "Aber sieh doch wie schön die Natur ist. Und der Sternhimmel in seiner Pracht. Gottes Liebe spiegelt sich auch im Federkleid der Vögel, den Flügeln des Schmetterlings und der Mähne des Löwen. Alles ist so schön gemacht."...

Die stetige Wiederholung macht nur nichts wahr, sondern die Diskussion nur nervig.

Straw man fallacy - Das Strohmann-Argument

Diese Art, eine Diskussion zu eskalieren, funktioniert wie folgt: Man interpretiert das Argument des Gegenübers völlig falsch und zieht aus dem gegnerischen Argument absichtlich falsche Schlussfolgerungen. Diese verzerrten Standpunkte werden dann angegriffen und entkräftet, obwohl man sie ja gar nicht vertritt.

Beispiel: "So ein Quatsch wie die Evolution glaubst du? Neue Arten können doch gar nicht durch Selektion entstehen. Selektion funktioniert doch wie ein Sieb."

Klar ist die Aussage richtig, nur eben kein Standpunkt der Evolutionstheorie. Das war schon zu Darwins und Wallace Zeiten nicht der Fall. Mutationen erschaffen in vielen Schritten neue Arten, die sich dann im Wettbewerb behaupten müssen und durch die Selektion begünstigt oder ausgesiebt werden.
Aber: Nicht das, was man in das Argument hinein interpretiert, muss in Diskussionen entkräftet werden, sondern das, was das Argument wirklich aussagt.

Whataboutism - Das Argument des Vergleichs

Ich behandel hier nur elf Scheinargumente, beziehungsweise Strategien sich echter Argumentation zu entziehen, aber die Liste ist definitiv nicht vollständig. Sie erhebt auch nicht den Anspruch darauf. Als letzten, aber nicht minder wichtigen Punkt, ist "Whataboutism" eine Methode aus der Propagandastrategie. Prangert man ein Fehlverhalten von jemanden an, wird dieses relativiert, indem man es in Relation zu jemanden setzt, der augenscheinlich ein noch größeres Fehlverhalten begangen hat.

Beispiel: "Die Religion hat vielleicht Hexenverbrennung und Inquisition verursacht, aber der Darwinismus ist für ethnische Kriege verantwortlich."

Das ist selbstverständlich Blödsinn, da ethnische Konflikte so alt wie die Menschheit sind und Religion auch heute noch hinter weit mehr Gräueltaten steckt, als New-Age-Exorzismus. Man bedenke, dass der deutsche Wikipedia-Artikel zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche über 132 ausgedruckte DIN A4-Seiten in Schriftgröße Arial 10 ergeben würde, um nur einen kleinen Teilbereich aktueller Unfassbarkeiten aufzuzeigen.
Unabhängig davon sagt die Auslegung als Hetzwerkzeug leider rein gar nichts über das zugrundeliegende Argument aus. Auch wenn damit Gräueltaten legitimiert werden, macht es weder andere Gräueltaten weg, noch Argumente richtiger oder falscher.

Man sieht, in die Fallstricke von Scheinargumenten kann man schnell geraten. Und daher ist es gut, diese zu erkennen und rechtzeitig entkräften zu können.

Nachtrag 30.08.2021:
Auch Quarks und Co haben eine Liste mit Scheinargumenten erarbeitet.
https://www.quarks.de/gesellschaft/scheinargumente-hier-solltest-du-in-diskussionen-aufpassen/
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Re: Videos zum Nachdenken

Beitragvon almafan » Mi 14. Apr 2021, 11:47

Kindesmissbrauch: Die Kirche hat einiges zu beichten | heute-show


https://m.youtube.com/watch?v=R_Bu8ed5Vw8
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Re: Ieh ... Wissen! - Kritisch denken

Beitragvon almafan » Di 4. Mai 2021, 11:46

Critical Thinking | techNyouvids (Videoreihe)

Es folgen 6 Videos des YouTube-Kanals techNyouvids. Diese befassen sich mit kritischem Denken. Diese Videos wurden ursprünglich am 31.03.2012 veröffentlicht.

Critical Thinking Part 1: A Valuable Argument | techNyouvids (2:20 min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=iSZ3BUru59A

Ein entscheidender Teil des kritischen Denkens besteht darin, Argumente zu identifizieren, zu konstruieren und zu bewerten.

Im Alltag verwenden Menschen oft "Argumente", um einen Streit zwischen Menschen zu deuten. In der Logik und im kritischen Denken ist ein Argument eine Liste von Aussagen, von denen eine die Schlussfolgerung und die anderen die Prämissen oder Annahmen des sind, warum diese Schlussfolgerung zutreffen sollte. Ein Argument ist nicht unbedingt dazu gedacht, jemanden anzugreifen oder zu kritisieren. Argumente können auch verwendet werden, um die Standpunkte anderer zu unterstützen.

Hier ist ein Beispiel für ein Argument:

Wenn Sie einen guten Job finden wollen, sollten Sie hart arbeiten.
Sie wollen einen guten Job finden. Sie sollten also hart arbeiten.

Die ersten beiden Sätze hier sind die Prämissen des Arguments, und der letzte Satz ist die Schlussfolgerung.

Es gilt allerdings auch einige Punkte zu beachten:
  • Dogmatische Menschen neigen dazu, ohne Angabe von Gründen Aussagen zu machen. Wenn sie kritisiert werden, geben sie oft keine Argumente an, um ihre eigenen Meinungen zu verteidigen.
  • Um unsere Fähigkeiten zum kritischen Denken zu verbessern, sollten wir uns angewöhnen, gute Argumente zu liefern, um unsere Meinungen zu stützen.
  • Überlegen Sie sich, um eine Meinung zu verteidigen, ob Sie mehr als ein Argument zur Untermauerung vorbringen können. Denken Sie auch über mögliche Einwände gegen Ihre Meinung nach. Ein guter Denker wird die Argumente auf beiden Seiten eines Themas berücksichtigen.

Critical Thinking Part 2: Broken Logic | techNyouvids (2:01 min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=VRZk62QNOsM

Logik hat wie mathematische Gleichungen eine Struktur.

Es sieht ein bisschen so aus: Eins plus zwei entspricht drei. Auf der einen Seite der Gleichung haben wir Dinge, die wir bereits kennen oder über die wir uns einig sind. Auf der anderen Seite ist eine Antwort richtig, solange sich die Zahlen auf der anderen Seite nicht ändern.

In der Logik wird eine Idee als Prämisse bezeichnet, die mit anderen Prämissen so zusammengesetzt werden kann, dass sie uns zu einer Schlussfolgerung führt.

Eine Prämisse könnte sagen, dass Magnete Eisen anziehen.
Die andere Prämisse könnte sein, dass dieses Objekt aus Eisen besteht.
Ohne es zu sehen, kann man logischerweise sagen, dass der Magnet dieses Objekt anzieht.

Aber was ist, wenn Sie die Informationen austauschen?
Sagen wir, Magnete ziehen Eisen an und dieses Objekt wird von Magneten angezogen.
Kann man daraus schlussfolgern, dass dieses Objekt aus Eisen besteht?

Leider nicht.

Es sieht immer noch nach Logik aus, aber die Schlussfolgerung funktioniert nicht mehr.

Magnete ziehen nicht nur Eisen an, sondern auch andere Metalle wie Nickel.

Diese gebrochene Logik wird als logischer Irrtum bezeichnet. Dieses besondere Beispiel ist ein formaler Irrtum, weil seine Form der Logik ähnelt, aber falsch ist.
In lateinischer Sprache und in juristischen Kreisen wird es als "non sequitur" bezeichnet, was "folgt nicht" bedeutet. Es ist leicht, einen logischen Irrtum mit echter Logik zu verwechseln, wenn man nicht vorsichtig ist.


Wir machen das die ganze Zeit. Andere machen das die ganze Zeit. Manchmal aus Versehen und manchmal, um einen zu täuschen.

Es ist wichtig, die Struktur eines logischen Arguments zu kennen.
Man würde nicht den Fehler machen, zu denken: Drei plus zwei sind gleich eins. Regeln sind schließlich Regeln. Wenn Sie jedoch gegen die Regeln der Logik verstoßen, kann eine Antwort richtig erscheinen, auch wenn dies nicht der Fall ist.

Critical Thinking Part 3: The Man Who Was Made of Straw | techNyouvids (1:59 min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=kgdDK4XMpm0

Ein Strohmann-Argument (auch Strohmann-Trugschluss, von englisch straw man fallacy oder straw man argument) ist ein Schein-Argument, der auf einem informellen Fehlschluss beruht. Hierbei wird der Eindruck erweckt, das Argument eines Gegners zu widerlegen, während tatsächlich ein Argument (unterstellt) zurückgewiesen wird, das vom Gegner gar nicht vorgetragen wurde.
Der Begriff des Strohmanns geht auf im Laufe des 19. Jahrhunderts außer Gebrauch gekommene Strohpuppen zurück, die unter anderem beim Fechttraining aufgestellt wurden.

Mit einem Strohmann-Argument wird ein Streitgespräch mit der Gegenposition fingiert, indem den eigenen Argumenten angebliche Argumente der Gegenseite gegenübergestellt werden. Statt auf die tatsächliche Position des Gegners und seine Argumente einzugehen, wird gegen einen nicht anwesenden, fiktiven Gegner – den "Strohmann" – argumentiert. Dabei werden diesem oft verzerrte und undifferenzierte Versionen der gegnerischen Argumentation in den Mund gelegt. Es wird dann behauptet, die Widerlegung der Strohmann-Position wäre eine Widerlegung der tatsächlichen Position des Diskussionsgegners.

Es gibt verschiedene Methoden der Strohmann-Argumentation:
  • Die These des Gegners wird verzerrt, übertrieben oder falsch dargestellt, dann die entstellte These widerlegt und behauptet, dass damit die ursprüngliche These widerlegt sei.
  • Es wird konkret jemand beschrieben, der die gegnerische These mit wenig überzeugenden Argumenten verteidigt. Diese Argumente werden widerlegt und unter Unterschlagung anderer möglicher Begründungen der These behauptet, dass dadurch jeder Vertreter dieser These und somit auch die These selbst widerlegt sei.
  • Es wird eine Person mit fragwürdigen Anschauungen oder Handlungen beschrieben, die angeblich typisch für die Vertreter der gegnerischen These sei. Dann folgt eine Zurückweisung der These per Association fallacy.
  • Es werden scheinbare Analogien zur gegnerischen These vorgebracht, die sich leicht widerlegen lassen. So kann man sich Analogien zurechtlegen, die wesentlich einfacher zu widerlegen sind als die eigentlich zu widerlegende These.
Strohmann-Argumente können als rhetorische Technik erfolgreich sein (d. h. Leute überreden), sie führen den Zuhörer jedoch zu Fehlschlüssen, da die tatsächliche Argumentation des Gegners nicht widerlegt ist. Strohmann-Argumente können auch oft die Folge von Beurteilungsfehlern des Redners sein, der seinem Gegner irrtümlich die angegriffenen Positionen unterstellt, weil er ihn missversteht oder von Vorurteilen geleitet wird.

Critical Thinking Part 4: Getting Personal | techNyouvids (2:04 min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=W_veZ24nC3g

Personen sind keine Argumente

Es gibt bescheuerte Argumente gegen Veganismus.
Wenn ein Veganer anführt, dass er die Nutzung tierischer Produkte für unmoralisch hält, die Produktion von Fleisch- und Milchprodukten für umweltschädlich und ökologischen und ökonomischen Quatsch, und er deswegen den Konsum dieser Produkte einschränkt oder nach bestem Wissen und Gewissen so weit es geht vermeidet, dann entsteht beim Gegenüber typischerweise das Bedürfnis, ihm Inkonsequenz nachzuweisen.

"Aber deine Schuhe? Deine Seife? Dein Kleber?"
Der benutzt doch bestimmt selbst auch irgendwelche tierischen Produkte!

Es ist aber selten das nachvollziehbare Interesse daran, inwieweit tierische Produkte unser Leben durchziehen und wie schwierig es tatsächlich wäre, sie zu vermeiden. Es ist als Argument gemeint.

Und dann findet es sich früher oder später: Das Tierprodukt im Alltag des Veganers. Einen Raunen geht durch die Reihen: "Aha! Der feine Herr hält sich selbst nicht dran." Als ob damit irgendeiner der angeführten Punkte widerlegt sei.

Ob er es schafft aus seinen mit Gelatine geklärten Lieblingswein zu verzichten oder nicht, ändert nichts an den Argumenten. Ob die Kids von Friday for Future auch Handys benutzen, die ja dieses böse Lithium enthalten, ändert nichts an der erdrückenden Nüchternheit ihrer zutreffenden Argumente. So eine "Überführung" ist kein Gegenargument.

Noch absurder als die Idee, damit jemanden entkräften zu wollen, ist die Häufigkeit dieser Argumentationsweise. Es scheint offenbar gerne die Wahl zu sein, eine Art natürliche Reaktion von Menschen, wenn ihr Lebensstil in Frage gestellt wird.

Wer erinnert sich nicht an das Cyber-Bashing gegen Greta, als sie mit ihrem Segler nach Amerika reiste.
Das Netz ist voll von Statements dazu, dass dieser Trip ja wohl auch nicht CO2-neutral ist. So eine Heuchlerin!

Die CO2-Bilanz wäre aber nur relevant, wenn sie damit zu beweisen versucht, dass Segelyachten eine echt prima Alternative zu Interkontinentalflügel wären. Will sie meinens Wissens aber nicht. Es wäre auch egal, ob Greta ihr Wasser mit einer Solaranlage oder über brennen Autoreifen kocht oder heimlich doch Fleisch ist.
Ihre Forderung ist, dass politische Entscheidungen zum Klimaschutz sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren sollen. Und die Wissenschaft sagt, dass wir schnell und effektiv handeln sollten, wenn wir die Schäden für die Menschheit so klein wie möglich halten wollen.
Wie andere, z.B. Al Gore, wirbt Greta dafür, dass wir das dann auch tun.

Diese Forderung ist nicht identisch mit der Person Greta Thunberg.
Fridays for Future ist mehr als Greta.
Der Wunsch nach effektivem Klimaschutz ist mehr als Fridays for Future.

Ob ihr sie zu einer Party einladen würdet oder nicht - es ändert nichts an ihren Argumenten.

Wer der Meinung ist, dass CO2-Emissionen nicht reduziert werden sollten, muss Argumente dafür liefern.
Wer der Meinung ist, Veganismus schade dem Körper, muss Argumente dafür liefern.
Wer der Meinung ist, Tiere hätten keine Gefühle, muss Argumente dafür liefern.
Wer der Meinung ist, dass Homöopathie wirkt, muss Argumente dafür liefern.
Wer der Meinung ist, dass die Sterne unser Leben beeinflussen, muss Argumente dafür liefern.
Wer der Meinung ist, dass die Welt von einem omnipotenten Wesen geschaffen wurde, muss Argumente dafür liefern.

Weder der Lebensstil, der Charakter oder die Frisur von irgendwem sollten in einer wissenschaftlich oder rationalen Diskussionen eine Rolle spielen. Wir sollten uns mehr auf die Inhalte konzentrieren.

Critical Thinking Part 5: The Gambler's Fallacy | techNyouvids (2:57 min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=K8SkCh-n4rw

Der Spielerfehlschluss (englisch Gambler’s Fallacy) ist ein logischer Fehlschluss, dem die falsche Vorstellung zugrunde liegt, ein zufälliges Ereignis werde wahrscheinlicher, wenn es längere Zeit nicht eingetreten ist, oder unwahrscheinlicher, wenn es kürzlich/gehäuft eingetreten ist.

Dieser Denkfehler ist im Alltag auch bei der Beurteilung von solchen Wahrscheinlichkeiten verbreitet, die bereits sorgfältig analysiert sind. Viele Menschen verspielen seinetwegen Geld. Die Widerlegung dieser Überlegung lässt sich in dem Satz zusammenfassen: "Der Zufall hat kein Gedächtnis."

Critical Thinking Part 6: A Precautionary Tale | techNyouvids (2:53 Min, englisch)


http://www.youtube.com/watch?v=vjaqM4yd_RA

Ja, wir sollten vorsichtig mit Aussagen sein, aber da es in der Wissenschaft nie 100%-zutreffende Beschreibungen über die Realität geben wird, müssen wir mit der Unsicherheit umzugehen lernen.
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Di 11. Mai 2021, 11:12

Open-mindedness | QualiaSoup (9:40 min, engl.)

Nach der Videoreihe von techNyouvids, die allesamt in Englisch sind, kommt eine neue Videoreihe von QualiaSoup, deren ebenfalls englischsprachige Videos sogar noch älter sind.

Veröffentlicht am 01.04.2009:


https://m.youtube.com/watch?v=T69TOuqaqXI
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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almafan
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