Evolution oder Schöpfung




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 15. Dez 2021, 16:14

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 5 - Das Ohr)

Nach der ersten Pleite wollen wir auch ebenso schnell zum zweiten Punkt heraneilen, wie Werner Gitt selbst.

Im Grunde könnten wir die ganzen Punkte genauso demontieren, wie den ersten, denn Tastsinn, Ohren, Blut, Zellen, DNS und Gehirn besitzen die meisten Tiere ja auch, einige Punkte treffen auch auf Pflanzen zu und 3 sogar auf Bakterien.
Und auch hier versteigt er sich, nachdem er den Prozess des Hörens beschreibt, zu der Behauptung, dass dieser nicht natürlich (oder wie er es nennt "Prozess ohne Zielvorgabe") entstanden sein kann. Auch das wird uns die ganze Broschüre lang begleiten. Frei nach dem Motto: "Hey, I'm a clever guy and i can't imagine how it works. So it doesn't." Hier beschreibt er es wie folgt:
Woher kommt diese geniale Konstruktion? Kann ein Prozess ohne Zielvorgabe so etwas zuwege bringen? Natürlich nicht! [...] Das Ohr entstammt keinem Evolutionsprozess sondern beruht auf einer genialen Schöpfertat.

Auslassung von mir, siehe Bild.
Hören ist in der Tat bemerkenswert. Aber diese genaue Messtechnik hat die gleichen Einschränkungen wie das Mikrophon. Es ist allein für Schalldruck empfindlich.

Bild
Anatomie des menschlichen Ohres


Könnte das Ohr des Menschen aber vielleicht doch einfach nur ein nacktes Primatenohr sein? Hm ...
Schon Darwin beschrieb auffallende Ähnlichkeiten der Ohren von Menschen und des Affen in seinem zweitberühmtesten Buch "The descent of man, and selection in relation to sex" (dt. "Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl", Orginal und deutsche Fassung im Jahre 1871 erschienen).

Bild
Lässt sich eine leckere Frucht schmecken: Junger Schimpanse mit auffallend menschenähnlichen Ohren.


Sprechen wir kurz über Atavismen:

Ein Atavismus (von lateinisch atavus "Urahn") ist das Wiederauftreten von anatomischen Merkmalen bei einem Lebewesen, die bei entfernteren stammesgeschichtlichen Vorfahren ausgebildet waren, bei den unmittelbaren Vorfahren jedoch reduziert wurden, da sie für die gegenwärtige Entwicklungsstufe keinerlei Funktion mehr besitzen. Häufig werden Atavismen daher als Missbildung wahrgenommen. Sie zählen, ebenso wie die Rudimente, zu den klassischen Evolutionsbelegen und können bei allen Lebewesen gleichermaßen auftreten.
Beim Menschen gibt es ein paar Atavismen: Mancher Mensch hat Halsrippen, die eigentlich im Laufe der Evolution zurückgebildet wurden, bei den ursprünglichen Landwirbeltieren noch vorhanden waren. Heutzutage schleppen das vorrangig Schlangen, Krokodile, Brückenechsen und die Laufvögel noch mit sich rum. Andere Menschen haben einen Schwanzfortsatz mit ausgeprägter Schwanzwirbelsäule durch ein herausgewachsenes Steißbein. Das fällt auch bei den Menschenaffen gelegentlich auf, obwohl sie im Gegensatz zum Gibbon z.B. gar keinen Schwanz mehr haben. Oder die berühmtere dritte Brustwarze. Die kann man jetzt ohne Vorwissen als Mutante abtun und der Unvollkommenheit des Menschen nach dem Sündenfall zurechnen, aber es ist schon erstaunlich, dass diese überzähligen Brustwarzen ausnahmslos an der Milchleiste auftreten. Was soll das nun wieder sein? Die Milchleiste ist eine bei Säugetieren beiderlei Geschlechts während der Embryonalentwicklung anzutreffende streifenförmige Verdickung der Oberhaut, die sich zu beiden Seiten des Stamms vom Ansatz der Vorderbeine zu jenem der Hinterbeine erstreckt. Aus ihr entsteht die Milchdrüse. Beim Menschen entsteht die Milchleiste in der siebten Woche der embryonalen Entwicklung und bildet sich kurz danach mit Ausnahme eines kleinen Teils in der Brustregion wieder zurück. Das Deck- und Drüsengewebe des verbliebenen Anteils sprosst in das darunterliegende Bindegewebe ein und bildet 16 bis 24 Verzweigungen, die sich am Ende der Schwangerschaft in die Milchgänge umwandeln. Eine nur teilweise Rückbildung der Milchleiste kann zu eben diesen zusätzlichen Brustwarzen führen. Das ist nicht schlimm, kann aus kosmetischen Gründen auch entfernt werden. Noch seltener bildet sich ein verbliebenes Restgewebe der Milchleiste zu einer vollständigen zusätzlichen Brustdrüse aus. Dieses Erscheinungsbild wird als Polymastie bezeichnet. Das haben auch einige Stars, z.B. der Schauspieler Zac Efron, die Sängerin Lily Allen, der Rapper und Schauspieler Mark Wahlberg.
Ein weiterer Atavismus führt uns zum Mythos des Wolfsmenschen und vielleicht sogar zu "Die Schöne und das Beast". Als Hypertrichose oder Hypertrichosis bezeichnet man das Symptom einer über das übliche Maß an geschlechtsspezifischer Behaarung hinausgehenden Haardichte bzw. eine Behaarung an sonst stets unbehaarten Stellen. Kennt irgendjemand von euch behaarte Tiere, vielleicht sogar Affen, die über Verwandtschaftsverhältnisse für so einen Atavismus Pate stehen könnten? Weniger schaulustig ist Hirsuties papillaris penis, exakter Hirsuties papillaris coronae glandis, eine Reihe weißlicher, hautfarbener oder rötlicher warzenartiger Bildungen, die am Eichelrand bis hin zum Vorhautbändchen des Penis des Menschen vorkommen. Es handelt sich dabei nicht, wie vielfach geglaubt wird, um Warzen, eine Fehlbildung, eine sexuell übertragbare Erkrankung, ein Symptom einer anderen Krankheit oder einen Zustand, der durch mangelnde Hygiene bedingt wäre, sondern vielmehr um einen harmlosen Atavismus ohne Krankheitswert. Sie sind daher auch nicht ansteckend. Processus supracondylaris kann man ohne Röntgen-Apparat gar nicht sehen. Denn das ist ein knöcherner Fortsatz, der bei max. 2% aller Menschen vorkommt. Während der stammesgeschichtlichen Entwicklung bildete sich dieser Knochensporn zurück, er ist jedoch bei anderen Wirbeltieren (z. B. Katzen) als Foramen supracondylare noch vorhanden.

"Almafan, du hast doch sicher irgendeinen Plan, wenn du uns damit nun zuschwallst mit Wolfsmenschen und dritten Nippeln, oder?", höre ich euch schon tuscheln.

Bild Bild
1. Bild: der Punkt, auf den der Pfeil zeigt, ist ein Darwin-Ohrhöcker.
2. Bild: Ein homologer Punkt bei einem Javaneraffen.
3. Bild: Darwinscher Ohrhöcker besser zu erkennen.

Ups, ein weiterer Atavismus. Der Darwin-Ohrhöcker, ein Knorpelfortsatz am Außenrand der Ohrmuschel des Menschen, ein evolutionäres Überbleibsel des vormals spitzen Säugetierohres. Obwohl nach Darwin benannt, wurde er zuerst vom britischen Bildhauer Thomas Woolner beschrieben.

So ein Atavismus ist auch eine verflixte Sache und das Tiere die gleiche und teilweise sogar eine deutlich bessere Hörleistung haben als wir, die auch ganz gut zu ihren jeweiligen Lebensgewohnheiten passen, wirkt unfreiwillig komisch, wenn man das menschliche Gehör als superpräzises, gottgegebenes Werkzeug präsentiert.

Bild
10 Mammaliaform inner ear evolution: pattern of innervation of cochlear duct and canal curvature (inner ear endocasts in dorsal or endocranial view). (A) Morganucodon, (B) Haldanodon, (C) Hadrocodium, (D) Ornithorhynchus (the anterior and posterior semicircular canals are incomplete as broken in the original petrosal bone), (E) Tachyglossus, (F) generalized eutriconodont (based on gobiconodontids), (G) gondwanatherian Vintana, (H) taeniolabidoid multituberculate Meniscoessus, (I) spalacotherioid Zhangheotherium, (J) cladotherian Dryolestes, (K) marsupial Didelphis. GC, ganglion of the cochlea; TF, tractus foraminosus ("cribriform plate"); for clades see 1. (B redrawn from Ruf et al. 2013; G redrawn from Hoffmann et al. 2014; all others are new illustrations by the authors)

Nochmal Ups. Eine wissenschaftliche Arbeit (#1) zur Entwicklung des inneren Ohrs über ziemlich große Zeiträume hinweg. Gondwanatheria (G) stammt aus einer Zeit vor über 33 Millionen Jahren.

Eine stammensgeschichtliche Herkunft ist nicht weiter verwunderlich. Das Hörorgan von allen Säugetieren besteht aus den Außenohr, Mittelohr und dem Innenohr zu beiden Seiten.
  • Das Außenohr besteht aus Ohrmuschel, Ohrläppchen und Gehörgang. Seine wichtigste Funktion ist die Richtwirkung, also die Umkodierung von räumlicher in zeitliche/spektrale Information.
  • Das Mittelohr besteht aus einem Hebelapparat mit drei Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel). Seine wichtigste Funktion ist die Impedanzanpassung (auch Leistungsanpassung) und die Schutzfunktion durch den Stapediusreflex.
  • Das Innenohr besteht aus Hörschnecke und Gleichgewichtsorgan. Seine wichtigste Funktion ist die Frequenz-Orts-Transformation durch eine Wanderwelle auf der Basilarmembran, auf der sich das Corti-Organ befindet.
Ein solches Gehör ist bereits bei frühen Wirbeltieren vorhanden. Entstanden sind sowohl das Gleichgewichtsorgan als auch das Hörorgan aus dem Seitenlinienorgan der Fische. Dieses veränderte sich im Laufe der Evolution u. a. durch die Entstehung der Gehörknöchelchen (ursprünglich Teile des primären Kiefers). So findet sich der Steigbügel bereits bei den Amphibien, Hammer und Amboss kommen ausschließlich bei Säugetieren vor. Anders als Säugetiere haben Fische weder eine Gehörschnecke noch ein Trommelfell. Die Schall-Vibrationen des Wassers werden auf das Skelett des Fisches und weiter auf Otolithen (Gehörsteinchen) übertragen, die sich in einem Innenohr befinden. Durch die Vibrationen werden sie in Bewegung gesetzt und regen Sinneshärchen an. Bei einigen Arten werden die Vibrationen durch die Schwimmblase als Resonanzkörper verstärkt (#2). Ferner können die meisten Fische und auch einige Amphibien (z. B. Kaulquappen) Wasservibrationen mit dem Seitenlinienorgan wahrnehmen. Bei Landwirbeltieren wie Amphibien, Reptilien und Vögeln läuft die Schallübertragung (bis auf wenige Ausnahmen) über Trommelfelle und Gehörknöchelchen zum Innenohr. Dieses ist aber im Gegensatz zu dem der Säugetiere kürzer und nicht in einer Gehörschnecke (Cochlea) aufgerollt (#2).
Neben den Wirbeltieren verfügen jedoch eine Reihe weiterer Tiergruppen über ein Gehör. So haben alle Insekten, die Laute zur Kommunikation erzeugen, Hörorgane, die unterschiedlich aufgebaut sein können. Hierzu gehören etwa die Langfühlerschrecken, die Kurzfühlerschrecken und die Zikaden. Viele Fangschrecken können sogar Ultraschall wahrnehmen, der von Fledermäusen zur Ortung ihrer Beute ausgesandt wird. In der Klasse der Insekten sind Körperhaare verbreitet, die zu schwingen beginnen, wenn sie von Schallwellen angeregt werden. Aufgrund des Resonanzhänomens schwingen bestimmte Haare verstärkt bei spezifischen Schall-Frequenzen. Diese Spezifität hängt von der Steifigkeit und der Länge der Haare ab. Daher konnten beispielsweise einige Raupenarten Haare evolvieren, deren Resonanzfrequenz auf das Geräusch summender Wespen abgestimmt ist, sodass die Raupen rechtzeitig über die Anwesenheit der Fressfeinde informiert sind. Außerdem besitzen Stechmücken Haare auf den Fühlern, die auf das Fluggeräusch von artgleichen Weibchen spezifiziert sind, sodass die Männchen ihre potentiellen Geschlechtspartner erkennen können. (#2) Einige Insekten besitzen auch ein Tympanalorgan. Dies sind "Trommelfelle", die luftgefüllte Kammern an den Beinen bedecken. Ähnlich wie beim Hörvorgang bei Säugetieren wird das Trommelfell durch Schallwellen zur Schwingung angeregt. An der Innenseite angebrachte Rezeptoren wandeln die Schwingung in elektrische Signale um und übermitteln sie dem Gehirn (#2).

Auch hier müssen wir Modell B (Schöpfung) aufgrund der Falschbehauptung Werner Gitts, die Evolution bringt's nicht, den Punkt aberkennen. Zwar sind die Erkenntnisse, wie in allen Wissenschaften nach wie vor lückenhaft, deuten aber schon ein klares Übergewicht zur Evolutionstheorie an. Der Punkt geht also doch an Modell A (Evolution).

Modell A : Modell B - 0:2

Modell A : Modell B - 2:0


#1 - Evolution of the Middle and Inner Ears of Mammaliaforms: The Approach to Mammals

#2 - Neil A. Campbell: Biology. Achte Englische Edition, S. 1096
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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von Anzeige » Mi 15. Dez 2021, 16:14

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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 17. Dez 2021, 19:52

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 6 - Das Blut)

Wenden wir uns nun dem Transportsystem des Körpers zu. Wobei Blut nicht das ganze System darstellt. Es ist eher Lieferwagen und Polizei.

Jede Zelle ist für den Erhalt ihres Stoffwechsels auf den stofflichen Austausch mit ihrer Umgebung angewiesen. Da mit der Entwicklung komplexerer Vielzeller nicht mehr jede Zelle mit der Körperoberfläche in direktem Kontakt steht und die Diffusion ein sehr langsamer Vorgang ist, dessen Zeitbedarf sich proportional zum Quadrat der Entfernung verhält (z.B. doppelte Entfernung, vierfacher Zeitaufwand), wird mit zunehmender Größe des Lebewesens ein Transportmedium für diese Austauschprozesse notwendig. Diese Flüssigkeit bringt die Stoffe also in die Nähe der Zielzellen und verkürzt damit die notwendige Diffusionsstrecke.

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Kommen ohne Blutgefäße und separiertes Blut aus: Krebstiere

Bei den Tieren mit offenem Blutkreislauf (z.B. Gliederfüßern oder Weichtiere) sind Blut- und interstitielle Flüssigkeit (Flüssigkeit im Gewebszwischenraum) nicht voneinander getrennt. Die hier zirkulierende Flüssigkeit wird als Hämolymphe bezeichnet. Den Nachteil des relativ langsamen Blutflusses in einem offenen Kreislauf kompensieren Insekten dadurch, dass die Hämolymphe nicht dem Sauerstofftransport dient, sondern dieser über Tracheen gewährleistet wird. Das Herz ist ein stark verkürzter Schlauch, das in einem dorsal gelegenen Teil der Leibeshöhle, dem Perikardialsinus, liegt. Die Hämolymphe tritt durch segmentale, seitlich liegende Ostien (Öffnungen mit Ventilklappen) in das Herz ein, das sie durch Kontraktion der quergestreiften Herzmuskulatur in ein System aus offenen und geschlossenen Arterien drückt. Früher oder später mündet die Hämolymphe in das Mixocoel. Es liegen keine Venen vor, die Hämolymphe dringt durch den entstehenden Unterdruck im Herzen durch die Ostien wieder ins Herz ein. Bei ganz kleinen Vertretern der Arthropoden kommt es sogar zur völligen Zurückbildung des Blutkreislaufsystems und einer veränderten Funktion der Hämolymphe. Insekten, Spinnentiere und Krebse, haben also weder einen geschlossenen Blutkreislauf, noch differenzierte Herzen, Insekten nichtmal eine Lunge. Und wow: Gliederfüßer haben nicht mal rotes Blut!
What?

Ja, ihr Blutfarbstoff ist das Hämocyanin.
Anders als beim roten, eisenhaltigen Hämoglobin wird der Sauerstoff im Hämocyanin von zwei Kupfer-Ionen gebunden. Sauerstofffreies Hämocyanin ist farblos, mit gebundenem Sauerstoff hat es eine blaue Farbe. Blaues Blut gibt es also wirklich.
Bei einer Reihe mariner wirbelloser Tiere (z.B. Ringelwürmer, Spritzwürmer, Armfüßer (z.B. Muscheln)) kommt Hämerythrine als Sauerstofftransporter zum Einsatz. Die Farbe des oxidierten Moleküls ist violett, desoxidiert ist es farblos.
Auf nix kann man sich verlassen. Nicht einmal Hämoglobin ist unersetzlich.

Aber wie kommt nun diese Abfolge verschiedener Hämoglobine zu Stande?
Ja, es gibt diese Abfolge. Aber es ist nicht ein Organ oder "alle chemischen Fabriken" die "auf Hochtouren" laufen, wie es Werner Gitt darstellt.
Die ersten, embryonalen Hämoglobine werden in der Embryonalphase, den ersten 8 Wochen nach der Befruchtung, in Blutinseln des Dottersacks gebildet, gelegen in dem den Embryo versorgenden und umgebenden Anteil des Keims. Die Synthese des zweiten, fetalen Hämoglobins beginnt schon in der vorangehenden Embryonalphase und wird auch nicht sofort nach der Geburt gestoppt, sondern hält noch einige Monate an. Bildungsort sind Leber und Milz, also anstatt in "externen" Dottersäcken, nun im Empryo. Es hat eine viel höhere Sauerstoffaffinität als adultes Hämoglobin, um den Sauerstoff aus dem mütterlichen Blut aufzunehmen. Die Synthese der dritten, adulten Hämoglobine beginnt schon im Fetus und ersetzt dann in den ersten Monaten nach Geburt das fetale Hämoglobin. Bildungsort ist das Knochenmark.
Warum nicht schon von Anfang an, das richtige Blut in den richtigen "Fabriken"?
Nun, erst ab dem 25./26. Tag entwickelt sich die Leber, als wichtigstes blutbildendes Organ des Embryos und Fetus und die Milz. Die Mehrzahl der später fast rein knöchernen Skelettteile sind ursprünglich Knorpel. Sie werden erst im Laufe der Entwicklung ganz allmählich zu knöchernen Skelettteilen umgebildet. Der Ersatz von Knorpel durch Knochen während des Skelettwachstums beginnt etwa ab der sechsten Woche und dauert bis über das 20. Lebensjahr hinaus.
Kurzum: Eine Fabrik kann nichts produzieren, wenn sie nicht gebaut ist.

Aber allein die Beschreibung Werner Gitts für dieses komplizierte Räderwerk lässt mich an der Weisheit Gottes Zweifeln. 3 potenziell lebensbedrohliche Umstellungen, die, wie Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten zeigen, auch mal schief gehen können. Warum macht man sowas? Um zu zeigen, wie unnötig kompliziert man etwas kreieren kann, damit es in den meisten, aber eben nicht in allen Fällen, klappt?
Bei Chromosomenfehlern kann sich der Abbau der embryonaler Hämoglobine verzögern und/oder den Start der Bildung des fetalen Hämoglobins (#1).
Wozu überhaupt so etwas risikoreiches wie eine Geburt oder die Eiablage bei Tieren oder so etwas energetisch aufwändiges wie eines Zellteilung? Das sind alles Prozesse mit dem Risiko, dass "Mutter" und "Kind" draufgehen. Hast Gott und so sehr, dass er das Leben schon vor dem Start als Kampf inszeniert?

Vielleicht wird sowas im Paradies ja der Vergangenheit angehören. Von Engelkindern habe ich jedenfalls noch nichts gelesen.
Matthäus Kapitel 12, Vers 25 sagt: "Wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht wie hier auf der Erde verheiratet sein, sondern wie die Engel im Himmel leben" (Hoffnung für alle).
Wenn also Engel nicht heiraten, Gott Kinder aber nur in einer Ehe gutheißt, dann gibt es im Himmel keine Kinder mehr.

Dieser Part ist zwar kürzer als der letzte, aber ich denke, wenn ich die Zelle hier auch noch mit aufführe, wird er wiederum zu lang.

Unterm Strich: Ist auch das Hämoglobin evolutionär erklärbar. Es ist nicht der einzige Transporter für Sauerstoff und es ist sogar selbst ein Indikator für eine gemeinsame Abstammung mit Schimpansen und Gorillas, da sie den exakt gleichen Fehler haben.

... 041, 03.04.2018: Perfektion? - Aus Fehlern wird man klug! - Teil 2: Was beta-globin über Artverwandtschaften verrät

Wie sieht der Punktestand aus. Werner Gitt war ja bei folgender Zählung, ich eher nicht.

Modell A : Modell B - 0:3

Modell A : Modell B - 3:0


#1 - Al-Mufti R, Hambley H, Farzaneh F, Nicolaides KH: Fetal and embryonic hemoglobins in erythroblasts of chromosomally normal and abnormal fetuses at 10-40 weeks of gestation. In: Haematologica. 85, Nr. 7, Juli 2000, S. 690–3. PMID 10897119.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 27. Dez 2021, 02:04

Wie Evolution funktioniert | Kurzgesagt (11:48 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=hOfRN0KihOU

Deutsche, etwas kürzere Variante des gleichen Videos von Evokids:
https://m.youtube.com/watch?v=P5zD6HtTCp4

Veröffentlicht am 11.07.2013

Die Mechanismen der Evolution in einem Video. Die Evolutionstheorie erklärt, wie die enorme Vielfältigkeit des Lebens zustande kommen konnte. Wie ist es möglich, dass primitive Lebensformen Millionen unterschiedlicher Arten hervorbringen konnte, die heute existieren? Unglücklicherweise wird die Evolution oft missverstanden, da ihre Mechanismen kontraintuitiv scheinen. Mit Hilfe von Visualisierungen, Infografiken und ansprechenden Charakteren ist es wahrscheinlicher, dass der Zuschauer die komplexen Informationen versteht. Mehr noch: durch die Präsentation der Informationen in einer unterhaltsamen Art, ist es wahrscheinlicher, dass die Informationen verinnerlicht werden.

Die Folianten vergilben, der Städte gelehrter Glanz erbleicht, aber das Buch der Natur erhält jedes Jahr eine neue Auflage.
Hans Christian Andersen, dänischer Dichter (1805-1875)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Do 30. Dez 2021, 03:17

Was ist Evolution? | Claudia Bischoff (3:47 min)

Eine vereinfachte Anschauung für den Vorgang der Evolution.


https://m.youtube.com/watch?v=6uIzL2l3wuY

Veröffentlicht am 28.11.2017

Die "Mini-Moocs" erklären naturwissenschaftliche Grundlagen für Kinder und Jugendliche. Sie passen zu den "ForschKisten", welche von Schulen ausgeliehen werden können:
https://www.lifescience-learningcenter.uzh.ch/de/forschzeitprimar.html (Universität Zürich)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 5. Jan 2022, 23:55

The Timeline of the UNIVERSE (illustrated in Minecraft) (14:34 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=DzFrh6GInjc

Hätte man bei der Erschaffung der Welt eine Kommission eingesetzt, dann wäre sie heute noch nicht fertig.
George Bernand Shaw, anglo-irischer Schriftsteller und Nobelpreisträger (1656-1950)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 12. Jan 2022, 09:54

Vor 3.950.000.000 Jahren existierte Leben auf der Erde! Die 10 ältesten Funde! | Verborgene Welten (12:00 min)

Der Kanal selbst klingt erstmal sehr abstrus und esoterisch und ich teile auch nicht alle Inhalte vorbehaltlos, aber den Nachweis für dieses sehr frühe Leben wollte ich euch nicht vorenthalten.


https://m.youtube.com/watch?v=0lYtUo_g8Fs
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 17. Jan 2022, 11:39

Zeit: Die Vergangenheit & Zukunft von allem | Kurzgesagt (7:45 min)


https://m.youtube.com/watch?v=mOJSuBTNkY8

Veröffentlicht am 12.09.2018

Zeit kann man am besten in kurzen Abschnitten begreifen. Versucht man sich lange Zeiträume vorzustellen, stößt man schnell an seine Grenzen. In diesem Video sehen wir uns Sekunden und Tage an und versuchen uns 13,75 Milliarden Jahre vorzustellen. Unser Fazit: jeder Augenblick zählt!

Die Zukunft ist jene Zeit, da unsere Geschäfte gedeihen, unsere Freunde treu sind und unser Glück gewiss.
Ambrose Bierce, amerikanischer Erzähler (1842-1914)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 21. Jan 2022, 11:05

Where is everybody? - Teil 4: Das Fermi-Paradoxon - Schwache und prinzipielle Argumente

Ist ja doch schon ein paar Tage her, dass diese Artikelreihe angefangen hat, daher gibt es als kleine Erinnerungsstütze die bereits veröffentlichten Artikel noch einmal vorgelegt.
... 148, 05.10.2021: Where is everybody? - Teil 1: Das Fermi-Paradoxon - Über die Wahrscheinlichkeit außerirdischer Intelligenzen
... 149, 07.10.2021: Where is everybody? - Teil 2: Die Drake-Gleichung - Parameter
... 150, 11.10.2021: Where is everybody? - Teil 3: Die Drake-Gleichung - Unsicherheiten

Das Fermi-Paradoxon lässt sich also aktuell, vielleicht sogar nie mit der Drake-Gleichung lösen.
Zur Erklärung des Paradoxons, warum wir bisher keine Außerirdischen gefunden haben, obwohl es vielleicht tausende Zivilisationen geben könnte, gibt es dennoch mehrere Ansätze. Dabei kann zwischen prinzipiellen Argumenten (die auf Grund der Naturgesetze für sämtliche Zivilisationen gleichermaßen gelten) und schwachen Argumenten unterschieden werden.

Das Problem der schwachen Argumente besteht darin, dass Fermi davon ausgeht, dass nur eine einzige Zivilisation notwendig ist, um das beschriebene Paradoxon zu verursachen. Diese Zivilisation muss allerdings ihre grundlegenden Eigenschaften über geologische Zeiträume beibehalten.

Folgende Passage wurde aus der Arbeit The Fermi Paradox: An Approach Based on Percolation Theory (#1) von Geoffrey A. Landis dazu sinngemäß übersetzt:
"Vorgeschlage Lösungen des Fermi-Paradoxons verneinen entweder vollständig die Möglichkeit extraterrestrischer Zivilisationen, eine Annahme, die bisher nicht belegt werden kann, oder akzeptieren die Möglichkeit außerirdischer technischer Zivilisationen und schlagen Erklärungen vor, warum diese trotzdem nicht die Milchstraße kolonisiert haben.
Die Erklärungen beinhalten dabei die Vorschläge, dass solche Zivilisationen zusammenbrechen oder sich selbst zerstören, ihnen die Ressourcen ausgehen, sie sich gegen Kolonisierung entscheiden oder zwar kolonisieren, aber uns bewusst ignorieren.
Das Problem mit diesen Erklärungsversuchen ist, dass sie alle eine Gleichartigkeit der Motive von Zivilisationen über extrem lange Zeiträume voraussetzen. Wenn sich auch nur eine einzige Zivilisation für die Kolonisierung der Milchstraße entscheidet, müssen diese Erklärungsversuche scheitern."

Ein prinzipielles Argument, dass gegen außerirdische, technisch begabte Wesen spricht ist die Hypothese der ungewöhnlichen Erde (Rare-Earth-Hypothese). Sind wir tatsächlich allein?
Der Gedankengang ist dieser, dass vielzelliges Leben im Universum / in der Milchstraße selten sei, weil erdähnliche Planeten potentiell selten seien. Es seien viele unwahrscheinliche Zufälle zusammengekommen, die Leben auf der Erde möglich gemacht hätten:
  • die Lage innerhalb der Galaxie (galaktische habitable Zone)
  • die Natur des Zentralgestirns
  • die allgemeine Konfiguration des Planetensystems
  • die Lage innerhalb des Planetensystems (zirkumstellare habitable Zone)
  • die Größe und Masse des Planeten
  • das Vorhandensein eines großen Mondes im Orbit des habitablen Planeten
  • das Vorhandensein geologischer Voraussetzungen für ein planetares Magnetfeld und Plattentektonik
  • die chemische Zusammensetzung der Lithosphäre, Atmosphäre und Ozeane
  • sowie das Auftreten "evolutionsfördernder" Ereignisse, wie zum Beispiel eine massive Vergletscherung und Einschläge von Kometen oder Asteroiden in größeren Abständen.
Die Entstehung von intelligentem Leben könnte noch andere seltene Vorbedingungen benötigt haben. Dazu mehr in einem späteren Beitrag in dieser Artikelserie.
Letztlich sind die Parameter der Drake-Gleichung bei diesem Erklärungsversuch derart gewählt, dass in unserer Galaxie nur eine einzige Zivilisation existiert: unsere. Insofern verliert das Fermi-Paradoxon seinen paradoxen Charakter, weil bereits eine der Grundannahmen abgelehnt wird.
In wie fern die Rare-Earth-Hypothese überzeugend ist, bleibt in Zeiten immer neuer entdeckter Exoplaneten abzuwarten.

Vielleicht aber gibt es auch zahlreiche technische Zivilisationen, aber interstellare Kolonisierung, mit den auf Planeten verfügbaren Ressourcen, ist prinzipiell nicht möglich. Dann sie zu weit räumlich getrennt, um sich gegenseitig zu beeinflussen.
Zur Veranschaulichung sei als Beispiel die Entfernung unserer Sonne zum nächsten Stern, Proxima Centauri, genannt, der selbst bei annähernd Lichtgeschwindigkeit erst nach einigen Jahren erreicht werden könnte. Da ein Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit nach derzeitigem Kenntnisstand nicht möglich ist, stellen sich einige Fragen:
  • Könnte eine Zivilisation (noch) die Ressourcen aufbringen, fremde Sternsysteme zu erreichen, sobald eine Situation eintritt, die solch eine Unternehmung lohnend oder gar notwendig erscheinen lässt?
  • Welchen zeitlichen Versatz in der Kommunikation müssen Populationen in verschiedenen Sternsystemen akzeptieren können, um überhaupt den für eine Zivilisation nötigen Zusammenhalt zu haben?
Eine andere, ebenfalls von Geoffrey A. Landis (nochmal #1), stammende Herangehensweise geht von einer Art zivilisatorischen Diffusion (#2) aus. Diese Verteilungsmuster lassen sich mittels der Perkolationstheorie (#3) beschreiben. Landis geht dabei von zwei Prämissen aus:
  • Jede Zivilisation ist maximal in der Lage, direkte Nachbarsysteme in einem beschränkten Umkreis zu kolonisieren.
  • Jede Kolonie kann sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit P zu einer ebenfalls kolonisierenden oder aber mit der Wahrscheinlichkeit 1 - P zu einer stagnierenden (also nicht kolonisierenden) Zivilisation entwickeln.
Unter Annahme dieser Prämissen würde die Galaxis nicht gleichmäßig bevölkert. Es würden sich vielmehr "Blasen" herausbilden, die von stagnierenden Kolonien umgrenzt sind. Innerhalb dieser "Blasen" würde dann keine weitere Kolonisierung erfolgen. Umgekehrt könnte es dann auch “Blasen" mit einer hohen "Zivilisationsdichte" geben. Das Verhältnis zwischen diesen "Blaaen" wird dabei maßgeblich von der Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Kolonisierung, sowie der Entwicklung zum kolonisierenden oder stagnierenden Zivilisationstyp beeinflusst:
  • Liegt P unterhalb eines Grenzwertes P{c}, wird die Kolonisierung nach einer endlichen Anzahl Kolonien stoppen.
  • Liegt P oberhalb des Grenzwertes P{c}, wird nahezu die gesamte Galaxis gefüllt, mit Ausnahme einiger kleiner "Blasen".
  • Liegt P nahe am Grenzwert P{c}, wird die Galaxis von einer fraktalen Struktur durchzogen, in der sowohl große bevölkerte, als auch nicht bevölkerte Gebiete existieren. Wir würden dann in einem nicht bevölkerten Gebiet leben.

Vielleicht aber gab es sie auch. Wir haben sie nur verpasst.

Nuklearexplosion der 1000-fachen Hiroshimastärke (Operation Castle)

Ein möglicher Grund ist das Argument der Selbstauslöschung. Es liege in der Natur technischer Zivilisationen, sich zu zerstören. Nach Stephen Hawking sei die Entstehung von Leben wahrscheinlich und die Entwicklung von Intelligenz möglich, würde ab einem gewissen Punkt aber instabil werden, so dass zu einer Selbstauslöschung kommt. Möglicherweise unbeabsichtigt. Szenarien reichen von Atomkriegen, genmanipulierten Viren bis zum unkontrollierbaren Treibhauseffekt. Natürlich gibt es auch die klassischen Science-Fiction-Varianten, wie Nanobots oder eine sich explosionsartig entwickelnde Superintelligenz, die jeweils nicht mehr von der Zivilisation kontrollierbar sei. Es könnte aber auch eine noch unbekannte Unwägbarkeit sein.
[T]he most likely explanation of negative results, after a comprehensive and resourceful search, is that societies destroy themselves before they are advanced enough to establish a high-power radio transmitting service.“
- Carl Sagan
Übersetzung:
Die wahrscheinlichste Erklärung für negative Ergebnisse nach einer umfassenden und gut ausgestatteten Suche ist, dass Gesellschaften sich selbst zerstören, bevor sie weit genug fortgeschritten sind, um einen Hochleistungs-Funkverkehr einzurichten.


Vielleicht sind die aber auch ohne eigenes Zutun untergegangen:
Gammastrahlenausbrüche (GRBs) gelten als die energiereichsten Phänomene im Universum. Sie können die über die gesamte Lebensdauer eines Sternes freiwerdende Energiemenge in Sekunden in Form fokussierter Jets abstrahlen. Auch über Lichtjahre entfernt können diese auf den in ihren Strahlenkegeln befindlichen Planeten Massensterben und die Vernichtung höherer Lebensformen auslösen. Dieser Effekt könnte bei entsprechender Häufigkeit für eine weitgehende Sterilisierung der kosmischen Lebensbedingungen verantwortlich sein. Die Wahrscheinlichkeit für einen die Lebensbedingungen der Erde zerstörenden GRB lag für die vergangenen 500 Millionen Jahre bei 50 %. Nach einer auf den Swift-Daten basierenden Abschätzung (Tsvi Piran et al.) soll in Galaxien, die sich in den ersten fünf Milliarden Jahren des Universums bildeten (z > 0,5), aufgrund intensiver GRB-Aktivität eine Entwicklung zu komplexeren Lebensformen generell unmöglich gewesen sein. Von den heute existierenden Galaxien soll nur in einer von zehn Leben – wie wir es kennen – ausreichend lange Zeit gehabt haben, sich ungestört entwickeln zu können – insbesondere jedoch in größeren Galaxien als unserer Milchstraße. (#5)

Dann gibt es aber auch noch das mathematische A-priori-Argument, dass der Astrophysiker J. Richard Gott (der heißt wirklich so) wie folgt wiedergab, dass die Wahrscheinlichkeit gegen die These einer weitgehend kolonisierten Galaxis spricht. Demnach wären fasst alle Lebewesen Mitglied solcher Superzivilisationen. Gäbe es solche Zivilisationen, dann wäre es aus statistischen Gründen eher unwahrscheinlich, ausgerechnet als Mitglied einer vergleichsweise kleinen, jungen und noch nicht kolonisierten Zivilisation wie der unsrigen geboren worden zu sein. Allerdings ist die Überlegung rein mathematisch und erlaubt keine Aussage über die Existenz außerirdischen Lebens. Dieses Argument besagt lediglich, dass, sollte es weitere Zivilisationen geben, diese offenbar nicht kolonisieren. Damit löst sich Fermis Paradoxon auf, da dessen Grundannahme verneint wird.

#1 - Geoffrey A. Landis: The Fermi Paradox: An Approach Based on Percolation Theory.
http://www.sff.net/people/Geoffrey.Landis/percolation.htp

#2 - Diffusion

Modellhafte Darstellung der Durchmischung zweier Stoffe durch Diffusion

Abstammend vom lateinischen diffundere ("ausgießen", "verstreuen", "ausbreiten") beschreibt Diffusion, den ohne äußere Einwirkung eintretenden Ausgleich von Konzentrationsunterschieden als natürlich ablaufenden Prozess aufgrund der brownschen Molekularbewegung (#4). Er führt mit der Zeit zur vollständigen Durchmischung zweier oder mehrerer Stoffe durch die gleichmäßige Verteilung der beweglichen Teilchen. Für gewöhnlich wird dieser Begriff auf Teilchen, wie Atome, Moleküle, Ladungsträger oder freie Neutronen verwendet. Meist ist zumindest einer der Stoffe ein Gas oder eine Flüssigkeit, doch können auch Feststoffe und Plasmen ineinander diffundieren.

#3 - Perkolationstheorie
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Kanten- und Knotenperkulation

Vom englischen percolation ("Durchsickerung") stammend, beschreibt diese Theorie das Ausbilden von zusammenhängenden Gebieten (Clustern) bei zufallsbedingtem Besetzen von Strukturen (Gittern). Mit der Perkolationstheorie können Phänomene wie elektrische Leitfähigkeit von Legierungen, Ausbreitungen von Epidemien und Waldbränden oder Wachstumsmodelle beschrieben werden.

#4 - Brownsche Bewegung
Die vom schottischen Botaniker Robert Brown im Jahr 1827 unter dem Mikroskop entdeckte unregelmäßige und ruckartige Wärmebewegung kleiner Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen, trägt auch den ebenfalls gebräuchlichen Namen brownsche Molekularbewegung. Das rührt daher, dass das Wort Molekül damals noch generell zur Bezeichnung eines kleinen Körpers gebraucht wurde. Moleküle im heutigen Sinn sind aber noch um Vieles kleiner als die im Mikroskop sichtbaren Teilchen und bleiben hier vollständig unsichtbar.
Die Moleküle der umgebenden Materie bringen aber die brownsche Bewegung hervor. Nach der 1905 von Albert Einstein und 1906 von Marian Smoluchowski gegebenen Erklärung wird die im Mikroskop sichtbare Verschiebung der Teilchen dadurch bewirkt, dass die Moleküle aufgrund ihrer ungeordneten Wärmebewegung ständig und aus allen Richtungen in großer Zahl gegen die Teilchen stoßen und dabei rein zufällig mal die eine Richtung, mal die andere Richtung stärker zum Tragen kommt.
Diese Vorstellung wurde in den folgenden Jahren durch die Experimente und Messungen von Jean Baptiste Perrin quantitativ bestätigt. Die erfolgreiche Erklärung der brownschen Bewegung gilt als Meilenstein auf dem Weg zum wissenschaftlichen Nachweis der Existenz der Moleküle und damit der Atome.

#5 - Gamma-ray bursts are a real threat to life. In: CERN Courier. Vol. 55, Nr. 01 (Jan/Feb) 2015, S. 15 ([url]fileburst.com[/url] [PDF; 7,8 MB]).
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 24. Jan 2022, 10:50

Where is everybody? - Teil 5: Das Fermi-Paradoxon - Andere Argumente

Fehlende Ambitionen

Neben all den Abwägbarkeiten und prinzipiellen Möglichkeiten, stellt sich auch die Frage, ob eine Zivilisation, bei aller nötigen technischen Raffinesse zu interstellarer Kommunikation und Kolonisation, überhaupt ein ökonomisches oder philosophisches Interesse an der Nutzung dieser Technik hat. Nehmen wir nur unsere Zivilisation: Bisher sind die Anstrengungen, bewusst Signale auszusenden, eher gering und die menschliche Raumfahrt beschränkt sich weitgehend auf das Aussenden von Sonden. Selbst prinzipiell mögliche interplanetare Raumflüge werden hinsichtlich ihres ökonomischen und wissenschaftlichen Sinns hinterfragt.

Falsche Suche

Vielleicht "sehen" wir sie auch einfach nicht. Das Aussenden von Radiosignalen zur Kommunikation ist relativ ineffizient. Falls alle Zivilisationen innerhalb kurzer Zeit zu effizienteren Kommunikationsmethoden übergehen, sinkt der Anteil an Radiostrahlung, über den sich eine Zivilisation bemerkbar machen würde.
Ein mögliches Ergebnis der Informationstheorie (#1) ist schlicht das Fehlen erkennbarer Signale. Eine maximal komprimierte Nachricht ist für jene ununterscheidbar vom Hintergrundrauschen, die den Kompressionsalgorithmus nicht kennen. SETI hingegen sucht ausschließlich nach dem simpelsten aller Signale, einer unmodulierten Sinuskurve. Die Grundannahme dieser Suche durch SETI ist die Bereitschaft anderer Lebensformen, sich durch ein einfach zu entdeckendes Signal deutlich mitzuteilen. Daher würden die heutigen Suchmethoden eine hochgradig komprimierte Übertragung schlicht übersehen.

Die Sommerschlaf-Hypothese greift Überlegungen von Freeman Dyson auf und geht damit einen Schritt weiter. Sie bezieht sich auf eine weit fortgeschrittene Zivilisation, für die Informationsverarbeitung wesentlich ist. Dafür wird Energie benötigt. Die ist aber endlich.
Da sich das Universum inflationär ausdehnt, wird es kälter, und das De-Sitter-Modell (#2) kann gelten. Unter Berücksichtigung des Landauer-Prinzips (#3) ist offenkundig, dass die Informationsverarbeitung nach der Abkühlung um einen astronomisch hohen Faktor effizienter ist. Eine fortgeschrittene Zivilisation wird sich daher zu einer Zeit mit noch warmer Umgebung in Schlaf versetzen, um zu einem viel späteren Zeitpunkt von der dann kalten Umgebung zu profitieren.

Wir haben sie verpasst

Basierend auf der Annahme, dass alle besuchenden Zivilisationen langfristig stagnieren oder aussterben, statt zu expandieren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Menschheit einfach zu jung ist, um zeitgleich existiert zu haben. Auf der kosmischen Skala ist die Menschheitsgeschichte derart klein, dass selbst ein Weiterleben unserer Spezies über Hunderttausende von Jahren wenig ändert.
Zivilisationen sind zeitlich und räumlich schlicht zu weit auseinander, um einander zu begegnen.

Widerlegen lässt sich diese Hypothese zum Beispiel mit der Möglichkeit der Von-Neumann-Sonden (#4), die eine weit längere Lebensdauer als ihre Ursprungszivilisation haben könnten. Ob als reisendes, automatisiertes Raumschiff oder stationäre Boje könnte sie zum Beispiel selbst ein schwaches Signal aussenden.

Es gibt sie, aber sie ignorieren uns

Bei dieser Annahme wird vorausgesetzt, dass unter allen Zivilisationen in unserer Nachbarschaft ein Konsens darüber herrscht, eine Kontaktaufnahme zu vermeiden. In Star Trek heißt dieses Prinzip "Oberste Direktive" und betrifft alle Nichteinmischungsgebote solange eine Zivilisation nicht eine definierte Schwelle überschritten hat, zum Beispiel die technologische Fähigkeit zu interstellaren Reisen. Wir leben demgemäß in einer Art Zoo, wo Außerirdische auf uns schauen, wie wir auf unsere "primitiven" Verwandten aus dem Tierreich, nur ohne Füttern.
Überlegungen uns selbst zu tarnen, sprechen für die Möglichkeit anderer, technisch höher entwickelter Gesellschaften, dies viel besser zu können.

Es gibt sie, aber wir ignorieren Sie

Außerirdische Zivilisationen haben längst Kontakt aufgenommen, aber diese Kontaktaufnahmen wurden bewusst von der Wissenschaft ignoriert oder von Regierungen unterdrückt. Diese Variante schlägt sich in unzähligen Science-Fiction-Romanen und -Filmen nieder und bietet allerlei Nährboden für UFO-Sichtungen, Verschwörungstheorien und für Anhänger verschiedener Pseudowissenschaften (Prä-Astronautik, Rosswell, Area 51, etc.).
Die Motivation der Unterdrücker eines Kontaktes sind unterschiedlich auszulegen: Mal geht es um Machterhalt, mal um Angst vor den Fremden, mal um Unverständnis, aber auch um zusammenbrechende Weltbilder und religiöse Dogmen.

#1 - Die Informationstheorie

Die Informationstheorie ist eine mathematische Theorie aus dem Bereich der Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik, die auf den US-amerikanischen Mathematiker Claude Shannon zurückgeht. Sie beschäftigt sich mit Begriffen, wie Information und Entropie, der Informationsübertragung, Datenkompression und Kodierung, sowie verwandten Themen.
Neben der Mathematik, Informatik und Nachrichtentechnik wird die theoretische Betrachtung von Kommunikation durch die Informationstheorie auch zur Beschreibung von Kommunikationssystem in anderen Bereichen (zum Beispiel Medien in Publizistik, Nervensystem in der Neurologie, DNA und Proteinsequenzen in der Molekularbiologie, Wissen in der Informationswissenschaft und Dokumentation) eingesetzt.
Die Theorie verwendet den Begriff der Entropie, um den Informationsgehalt, bzw. die Informationsdichte, von Nachrichten zu charakterisieren. Je ungleichförmiger eine Nachricht aufgebaut ist, desto höher ist ihre Entropie. Grundlegend für die Informationstheorie ist neben dem Entropiebegriff das Shannon-Hartley-Gesetz nach Shannon und Ralph Hartley. Es beschreibt die theoretische Obergrenze der Kanalkapazität, also die maximale Datenübertragungsrate, die ein Übertragungskanal in Abhängigkeit von Bandbreite und Signal-zu-Rausch-Verhältnis ohne Übertragungsfehler erreicht.

#2 - De-Sitter-Modell

Das De-Sitter-Modell (auch De-Sitter-Kosmos) ist eine Raumzeit mit positiver kosmologischer Konstante und verschwindendem Materieinhalt. Es wurde 1917 von dem niederländischen Astronom Willem de Sitter entwickelt. Im gleichen Jahr, aber unabhängig von de Sitter wurde es auch von Tullio Levi-Civita eingeführt. Damals wurde es als stationäres Universum gesehen und war bis Anfang der 1930er Jahre zusammen und in Konkurrenz zum Einstein-Kosmos das dominierende kosmologische Modell. Später wurde es als Spezialfall der dynamischen Friedmann-Lösungen (#5) erkannt.

Nach Ansicht vieler Kosmologen glich das Universum am Anfang einem De-Sitter-Raum und könnte sich im Laufe der Zeit, durch die Beschleunigung der kosmischen Expansion und die von ihr bewirkte Verdünnung der Materie wieder einem solchen materiefreien Modell mit kosmologischer Konstante annähern.

#3 - Landauer-Prinzip

Das Landauer-Prinzip ist eine 1961 von Ralf Landauer formulierte Hypothese, die die Informationstheorie mit der Thermodynamik und der statistischen Physik verknüpft. Sie besaht, dass das Löschen eines Bits an Information zwangsläufig die Abgabe einer Energie von W = k{B} x T x ln2 in Form von Wärme an die Umgebung bedeutet. Dabei ist k{B} die Boltzmann-Konstante und T die absolute Temperatur der Umgebung.

#4 - Von-Neumann-Sonden

Die Von-Neumann-Sonde ist ein hypothetisches Konzept für selbstreplizierende Raumschiffe, das auf der Idee der selbstreproduzierenden Automaten des Mathematikers John von Neumann beruht. Der Grund für die Namenswahl ist der Titel des Buches Theory of Self-Reproducing Automata von John von Neumann und Arthur W. Burks, wobei von Neumann selbst nicht die Nutzung solcher Automaten in der Weltraumforschung vorschlug.
Diese Maschine zeichnet sich dadurch aus, dass sie ohne Eingriff eines Menschen eine exakte Kopie ihrer selbst herstellen kann, welche ihrerseits wiederum in der Lage ist, sich exakt zu kopieren.


NASA Conference Publication 2255 (1982), based on the Advanced Automation for Space Missions NASA/ASEE
summer study Held at the University of Santa Clara in Santa Clara, California, from June 23-August 29, 1980


Baut eine Sonde innerhalb von 100 Jahren nur je eine Kopie von sich, die tiefer ins All vordringen und den Vorgang wiederholen, wären nach 10.000 Jahren bereits (2 hoch 100) 1,268 x 10 hoch 30 Von-Neumann-Sonden unterwegs.
Außerirdische Zivilisationen hätten, bei dem bekannten, hohen Alter des Universums bereits mittels selbstreplizierender Sonden jeden Winkel der Galaxie, vielleicht sogar das ganze All erkundet oder gar erobert. Diese Idee verwendete Frank J. Tipler zur Wiederlegung der Existenz Außerirdischer.

#5 - Friedmann-Gleichung

Die Friedmann-Gleichung beschreibt die Entwicklung des Universums. Sie wird manchmal auch als Friedmann-Lemaître-Gleichung bezeichnet, weil sie unabhängig von Friedmann und auch von Georges Lemaître entdeckt wurde. Aus dieser Gleichung lassen sich je nach dem Energiegehalt des Universums Voraussagen über die zeitliche Entwicklung, dass heißt dessen spezieller Form der Expansion oder Kontraktion herleiten.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » So 30. Jan 2022, 01:17

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 7 - Die Zellen und die DNS)

Hier nocheinmal zu den ersten 6 Teilen dieser Rezensionsreihe:
... 151, 17.10.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 1 - Evangelikale und Werner Gitt)
... 152, 20.10.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 2 - Ingenieure stürmen voran)
... 153, 22.10.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 3 - Einführung ins Faltblatt)
... 161, 13.12.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 4 - Der Tastsinn)
... 162, 15.12.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 5 - Das Ohr)
... 163, 16.12.2021: Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 6 - Das Blut)

Nachdem der Transporter ein weiteres Mal die Evolutionstheorie bestätigt hat und eben nicht "ganz eindeutig" die Schöpfungsgeschichte, kommen wir doch zu den Dingen, die er versorgt: Den Zellen.

Hier wird lediglich mit Zahlen manipuliert ... äh argumentiert. Nun, das hört sich vielleicht etwas doof an. Aber Vielzeller bestehen aus vielen Zellen. Und da alles aus Molekülen besteht, fragt man schon etwas bedeppert drein: Warum soll das bei Zellen anders sein? Es gibt Vielzeller, die aus wenigen Zellen bestehen, die auch wenig spezialisiert sind und es gibt größere Vielzeller, deren Zellen stärker spezialisiert sind. Je größer der Organismus, desto größer die Differenzierung der Spezialfähigkeiten. Nephronen filtern Harn, Blutzellen tragen Nährstoffe und Sauerstoff hin und her, Nervenzellen verarbeiten Reize und "denken" so für das ganze System. Und so weiter. Da man diesen Organisierungsgrad nachvollziehen kann, ist eine Entwicklung von klein zu groß für die Evolutionsforscher jetzt nicht gerade so überraschend.
Natürlich gibt es aktuell kein einheitliches Bild, wie das Ganze von statten ging. Aber das ändert an den vorliegenden Daten doch nichts:
Vielzeller oder Mehrzeller sind Lebewesen, die aus mehreren Zellen aufgebaut sind. Echte Vielzeller unterscheiden sich dabei von Kolonien einzelliger Lebewesen durch einen gemeinsamen Stoffwechsel des Zellverbands, eine mehr oder weniger ausgeprägte Aufgabenteilung der Zellen sowie häufig die Ausbildung von Geweben. Eine Grenze zwischen echten Vielzellern und Einzellerkolonien mit einem gewissen Differenzierungsgrad ist nicht genau definiert.
Vielzellige Lebewesen umfassen die Mehrzahl der Tiere (Animalia), Pflanzen (Plantae) und Pilze (Fungi). Diese wurden von Ernst Mayr als Metabionta den einzelligen Protisten und Bakterien (damals noch die Archaeen mit umfassend, entsprechend dem moderneren Terminus Prokaryoten) gegenübergestellt. Diese beiden Gruppen bilden allerdings nur Organisationsstufen und keine verwandtschaftlichen Gruppen (Kladen), da Vielzelligkeit mehrmals unabhängig voneinander entstanden ist[1] und manche Prostisten näher mit Tieren, Pflanzen oder Pilzen verwandt sind, als diese untereinander. Zudem gibt es bei verschiedenen Gruppen der Algen, Protozoen, Pilzen und teilweise auch bei Bakterien (Bacteria) Übergangsformen zur Vielzelligkeit.

Bild
Vergleichende Darstellung der Vielfalt der Zellen in verschieden organisierten Organismen
in einem Erklärungsmodell für die evolutionäre Entstehung von vielzelligen Organismen:
Oben solitäre Choanoflagellaten, in der Mitte koloniebildenden Choanoflagellaten, unten Schwämme


Die Entwicklung vom Einzeller zum Vielzeller ist sicher einen ganz eigenen Artikel wert. Es würde den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen. Fakt ist, "wissenschaftlich völlig ungeklärt" ist hier gar nichts. Fakt ist auch: Unwissen führt nicht zu Gott. Ja, die Evolution hat keinen Verstand. Aber beachten wir noch einmal Orgels Regel:

"Evolution is cleverer than you are"
("Die Evolution ist raffinierter als du es bist")

Diese Regel (im englischen Orgel's rule oder auch Orgel's second rule) ist kein empirisches Gesetz, sondern eine Art Arbeitsanweisung, welche eine Suchstrategie zum Auffinden neuer Lösungen für biologische Problemstellungen definieren. Als solche ließe sie sich beispielsweise durch den bisherigen Erfolg oder allgemeiner auch durch die oft beobachtete Überlegenheit von evolutionären Versuchs- und Irrtums-Strategien gegenüber vorausschauender Planung durch menschliche Intelligenz begründen. Dies besonders, sofern komplexe Systeme betroffen sind.

Diese zweite Orgelsche Regel (#2) kann auch als eine Erwiderung auf wissenschaftlich nicht haltbare Einwände gegen die biologische Evolution gedeutet werde, welche speziell die Fehlschlüssigkeit von Argumenta ad ignorantiam (Argumenten aus Unwissenheit) deutlich macht. Um ein Argumentum ad ignorantiam handelt es sich, wenn jemand aus einem Fakt, für den er keine natürliche Erklärung kennt oder sich vorstellen kann, den Fehlschluss zieht, dass der Fakt grundsätzlich nicht natürlich erklärt werden kann. Speziell macht Orgels Regel deutlich, dass es z. B. keinen Beweis gegen die Entstehung komplexer (molekular)biologische Systeme gemäß Evolutionstheorie darstellt, wenn gegenwärtig unbekannt ist, wie diese Entwicklung ablief, oder sich manche die Entwicklung gemäß Evolutionstheorie nicht vorstellen können. Sie macht auch deutlich, dass viele pseudowissenschaftliche Einwände gegen die Evolutionstheorie von einer stillschweigenden, der Orgelschen Regel entgegengesetzten und unbegründbaren Annahme ausgehen, wonach menschliche Planung (oder allgemeiner auch Planung durch eine menschenähnliche „Intelligenz“) der biologischen Evolution oder natürlichen Mechanismen grundsätzlich überlegen wäre.

Und genau das macht hier Werner Gitt. Er kennt keinen Mechanismus wie das geht, also geht es nicht.
Die Leute haben früher aber auch rote Haut bekommen, wenn sie zu lange in der Sonne waren und es hat auch früher schon geblitzt. Tiere bekommen schon seit Jahrtausenden, Jahrmillionen Kinder. Wenn der menschliche Verstand der Maßstab all dieser Dinge sein soll, warum gab es diese Dinge dann, bevor man sie verstanden hat.

Von den grundlegenden Entwicklungslinien der Domäne der Eukaryoten haben die meisten ausschließlich einzellige Vertreter hervorgebracht. Diese wurden früher, als man sich über ihre grundlegende Verschiedenheit noch nicht klar war, als „Protisten“ zusammengefasst. Von den mindestens etwa 120 größeren Kladen enthalten nur 36 Gruppen, die (zumindest in einigen bis vielen ihrer Arten) mehrzellige Verbände aufbauen. Dabei handelt es sich meist um einfache Zellfäden bzw. flächige oder kugelige Ansammlungen, die als Zellkolonien bezeichnet werden. Sie bestehen in der Regel aus untereinander gleich differenzierten Zellen, gelegentlich kommen zwei (selten drei) verschiedene Zelltypen vor. Höherentwickelte, echte mehrzellige Organismen, die durch den Besitz zahlreicher unterschiedlicher Zelltypen gekennzeichnet sind, die sich zu komplexen Geweben zusammenschließen, existieren in sechs Entwicklungslinien:
  • vielzellige Tiere (Metazoa)
  • Landpflanzen (Embryophyta)
  • Rotalgen der Klasse Florideophyceae
  • Braunalgen ("Tange") der Ordnung Laminariales
  • Ständerpilze (Basidiomycetes)
  • Schlauchpilze (Ascomycetes)
Der Übergang zur vielzelligen Lebensweise wurde in jeder dieser Linien auf eine jeweils einmalige Weise unabhängig von den anderen erreicht.

Auch in den übrigen etwa 30 Entwicklungslinien mit einfacheren mehrzelligen Vertretern sind mehrzellige Verbände, nach aktuellem Stand der Forschung über die Verwandtschaftsverhältnisse, mindestens 22-mal unabhängig voneinander entstanden (#3). Dies legt nahe, dass es innerhalb der Evolution eine gewisse Tendenz zur Viel- und Mehrzelligkeit gibt. Nach wie vor sind jedoch auch heute einzellige Organismen nicht nur vorhanden; sie besitzen im Gegenteil eine große Dichte und Artenfülle, ohne dass eine Tendenz zu ihrer Verdrängung durch Viel-/Mehrzeller bestände. Während die Tiere und die Landpflanzen ausschließlich vielzellige Organismen umfassen, existieren in allen anderen Linien bis heute alle Übergänge von Einzellern über einfache Kolonien und Verbände bis hin zu echten Vielzellern nebeneinander. Dies wäre nicht möglich, wenn das Organisationsniveau der Vielzeller in allen Belangen und unter allen Bedingungen unzweifelhaft überlegen wäre.

Durch das argumentative Faul bekommt Modell A einen Freistoß und verwandet zum 4:0.

Dieser Abschnitt ist noch schon lang, aber hier passt noch was rein.
Warum? Weil ich darüber schon einmal geschrieben habe. Von daher kann ich bei der DNS/DNA auf den Fundus hier im Forum zurückgreifen.

... 051, 27.09.2018: Rezension: Die DNA: Bibliothek des Lebens - Teil 1: Einstimmung (2013)
... 052, 28.09.2018: Rezension: Die DNA: Bibliothek des Lebens - Teil 2: Vorhersagen in geschichtlicher Forschung (2013)
... 053, 01.10.2018: Rezension: Die DNA: Bibliothek des Lebens - Teil 3: Experimentelle Evolutionsforschung - Richard Lenski und das E.Coli-Langzeitexperiment (2013)
... 054, 04.10.2018: Rezension: Die DNA: Bibliothek des Lebens - Teil 4: Sichtbare Evolution (2013)
... 055, 13.10.2018: Rezension: Die DNA: Bibliothek des Lebens - Teil 5: Mögliche Entwicklung und Vorläufer der DNA (2013)

Wir schließen uns also Werner Gitts Aussage an:
Raten Sie einmal, welches Modell hier den Punkt erhält.


Modell A : Modell B - 0:5

Modell A : Modell B - 5:0


#1 - RK Grosberg, RR Strathmann: The evolution of multicellularity: A minor major transition?. In: Annu Rev Ecol Evol Syst. 38, 2007, S. 621–654. doi:10.1146/annurev.ecolsys.36.102403.114735

#2 - Die erste Orgelsche Regel besagt, dass Moleküle vom Typ MX_4Y_4 eine dodekaederische Stereochemie annehmen sollten. Da diese bereits früher aufgestellt wurde, lautet die berühmtere Regel dennoch oft "zweite Regel".

#3 - Andrew H. Knoll (2011): The Multiple Origins of Complex Multicellularity. Annual Review of Earth and Planetary Sciences 39: 217–239. doi:10.1146/annurev.earth.031208.100209
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