Evolution oder Schöpfung




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 13. Sep 2021, 10:52

Rezension: Jw.org - Wie ist es möglich, ewig zu leben? (Teil 1 - Hypothetische Unsterblichkeit)

Da gibt es schon so ein paar Optionen. Man müsste ein Baum sein, zum Beispiel.
Old Tjikko ist der älteste Baum der Welt. Das ist jetzt nur eine sehr vereinfachte Darstellung.
Diese ca. 9550 Jahre alte Gemeine Fichte (Oicea abies, wächst vor allem in Nordeuropa, aber auch in Tschechien, Polen, dem Erzgebirge und den Alpen bis nach Dalmatien runter) ist korrekter bezeichnet der älteste lebende individuelle Klonbaum.

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Wenig spektakulär, wenn man es nicht wüsste, ragt hier gerade mal 5m in die Höhe: Old Tjikko

Das Alter des Baums ist mit Radiokohlenstoffdatierung des Wurzelsystems unter dem Baum ermittelt worden, nicht mit Dendrochronologie oder dem Zählen der Jahresringe. Der Stamm selbst wird nur auf ein Alter von maximal 600 Jahren geschätzt. Aber der Baum als Ganzes hat durch Absenker, also das Wurzelschlagen eines Asts, der den Grund berührt, oder durch vegetative Vermehrung, also das Nachwachsen eines neuen Stamms aus dem noch lebenden Wurzelsystem, wenn der Stamm abstirbt, sehr viel länger überlebt. Dieses Absenken kann durch schwere Schneemassen geschehen. Passt ganz gut zum Standort: Old Tjikko steht in der schwedischen Provinz Dalarna, im Nationalpark Fulufjället, keinen Kilometer vom Oberlauf des 93 Meter hohen Njupeskär, dem höchsten Wasserfall Schwedens, entfernt.

Am Wasserfall war ich schon, Old Tjikko habe ich damals aber verpasst. Ich habe erst im Nachhinein per Google Maps festgestellt, das er dort steht. Das Museum am Anfang des Wanderpfades hat übrigens ein ausgezeichnetes, freies WLAN und selbstverständlich auch hübsche Exponate.

Vermutlich wuchs der Baum anfänglich als Krummholz-Formation, um den extremen Umgebungsverhältnissen, in denen er wuchs, zu widerstehen. Während der Erwärmung des letzten Jahrhunderts hat sich der Baum in die normale Baum-Formation gewandelt. Leif Kullman, ein Professor für Physische Geographie an der Universität Umeå, hat den Baum entdeckt. Er schreibt den Wachstumsspurt der globalen Erwärmung zu. Den Baum hat er nach seinem verstorbenen Hund "Old Tjikko" genannt (#1).
Die Radiokohlenstoffdatierung ist nicht genau genug, um das exakte Jahr, in dem der Baum aus seinem Samen entsprang, zu ermitteln, aber aufgrund des geschätzten Alters muss dies ungefähr um 7.550 v. Chr. gewesen sein. Im Vergleich hat die Geschichte der Schrift (und damit die schriftliche Überlieferung) erst im 4. Jahrtausend v. Chr. begonnen. Forscher haben eine Ansammlung von ungefähr 20 weiteren Fichten in derselben Gegend gefunden, die alle über 8.000 Jahre alt sind.
Frühere Forscher haben angenommen, dass die Gemeine Fichte eine Art ist, die relativ spät nach Schweden gekommen ist. Theorien gingen davon aus, dass sie ungefähr vor 2000 Jahren in die Region eingewandert ist. Exemplare, die viel älter als 10.000 Jahre sind, sollten in Schweden praktisch unmöglich sein, weil die Gegend bis vor etwa 11.000 Jahren während des Pleistozäns fest im Griff einer weltweiten Eiszeit war.

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Hübscher Wald im Herbst, aber nur ein kleiner Teil des "Pando".

Es gibt aber Beispiele für noch ältere Klonkolonien. Das sind mehrere Bäume, die durch ein gemeinsames Wurzelsystem verbunden sind, wie zum Beispiel Pando, dessen Wurzelsystem auf über 80.000 Jahre geschätzt wird. Pando (von lateinisch pandere "ausbreiten") ist eine Klonkolonie der Amerikanischen Zitterpappel (Populus tremuloides) im Fishlake National Forest, knapp 50 km südöstlich von Richfield in Utah, USA, die als das älteste und schwerste bekannte Lebewesen der Erde gilt. Die ganze Kolonie (Genet) erstreckt sich über eine Fläche von 43,6 Hektar. Die Amerikanische Zitterpappel bildet als Genet bezeichnete Kolonien, deren Baumstämme über Rhizome miteinander verbunden sind und somit einen einzelnen Organismus bilden. Während einzelne Baumstämme absterben und neue hinzukommen, besteht die Kolonie als Ganzes fort.
Die Anzahl der Stämme beträgt etwa 47.000 und das Gesamtgewicht wird auf etwa 6000 Tonnen geschätzt. Einzelne Bäume werden selten älter als 100 bis 130 Jahre.
Eine im Oktober 2018 veröffentlichte Studie kommt anhand der Vergleiche von Luftbildaufnahmen zu dem Schluss, dass Pando seit 30–40 Jahren nicht weiter gewachsen ist und sieht Pando daher als akut vom Tod bedroht (#2).

Vegetative Vermehrung ist bei vielen Pflanzen üblich, zum Beispiel beim Kreosotbusch, dessen Exemplar "King Clone" basierend auf der Wachstumsrate auf ein Alter von annähernd 11.700 Jahren geschätzt wird. Er hat einen Durchmesser von 22 Metern (67 Fuß) und befindet sich in der Mojave-Wüste.

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Auch nicht gerade aufregend anzuschauen: King Clone

Viele andere Pflanzen nutzen diesen Mechanismus exklusiv oder in Verbindung mit geschlechtlicher Fortpflanzung, aber die Datierung oder Schätzung des Alters dieser Organismen ist ohne konkrete Hinweise, z.B. alte Wurzeln, alte Überreste, konstante Wachstumsraten, nicht möglich.
In der Bonatik nennt man das ganze Genet (von griechisch geneá, deutsch "Abstammung") und Ramet, was die "Klongeschwister", also die kleinste lebensfähige Einheit eines Genets sind. Die Begriffe Genet und Ramet sind im Kontext zueinander zu verstehen. Alle Ramets desselben Ursprungs bilden die Gesamtheit eines Klons. Demnach ist eine Erdbeermutterpflanze mit ihren Ausläufern ein Genet, all ihre Ableger sind Rameten und bilden zusammen einen Klon. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit einer Gemüse- oder Tulpenzwiebel und ihren aus den Tochterzwiebeln entstandenen Nachkommen.

Es geht aber auch anders.

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Turritopsis dohrnii medusa

Dem üblichen Lebenszyklus der Cnidaria (Nesseltiere) zufolge sterben die Medusen nach erfolgter Vermehrung ab. Bei Turritopsis dohrnii können allerdings Zellen des Außenschirms (Exumbrella) durch Transdifferenzierung zum Keim eines neuen Polypen werden. Dadurch wird eine neue Polypengeneration erzeugt, die direkt aus der Meduse hervorgeht und mit dieser genetisch identisch ist. Die Art ist damit der erste bekannte Fall eines Vielzellers (Metazoa), bei dem sich das geschlechtsreife Individuum wieder zu einer sexuell unreifen koloniebildenden Lebensform zurückentwickelt. Auf diese Weise kann ein Individuum den gesamten Lebenszyklus immer wieder durchlaufen und so theoretisch Unsterblichkeit praktizieren (#3, #4). Neuere taxonomische Untersuchungen haben gezeigt, dass die mediterranen Exemplare, an denen viele der Untersuchungen durchgeführt wurden, sehr wahrscheinlich zur Art Turritopsis dohrnii zu zählen sind, welche z. B. durch eine geringere Anzahl von Tentakeln gekennzeichnet ist (#5). Auch die japanischen Formen von Turritopsis nutricula bzw. dohrnii besitzen dieselbe Fähigkeit zur Rejuvenation (Wiederverjüngung).

Jetzt dürfen wir aber gern davon ausgehen, dass man im Paradies auf Erden und auch im Himmelsreich nicht nur als Baum herumsteht und auch nicht als klibberige Qualle, sondern in menschlicher Gestalt. Das soll keineswegs als Wertung verstanden werden. Ohne Bäume käme unser Ökosystem - wie wir es kennen - nicht aus und auch Quallen haben eine wichtige Funktion, zum Beispiel durch ihre Koloniebildung für die Erhaltung von Riffen. Es ist Im Grunde der Mensch auf den verzichtet werden kann. Gläubige in aller Welt werden diese Umkehr aber vermutlich nicht gutheißen.
Rezensieren wir also, nach diesem ausgiebigen Vorwort, den heutigen Artikel:
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/fragen/wie-ewig-leben/

Die Bibel verspricht: „Wer tut, was Gott will, wird ewig leben“ (1. Johannes 2:17, Hoffnung für alle). Was genau bedeutet es, zu tun, was Gott will?

So heißt es im ersten Satz des Artikels.
Wie wir in der vorletzten Rezension schon feststellen durften, ist es Tieren nicht vergönnt, in den Himmel aufzusteigen, weil sie augenscheinlich nicht moralisch handeln können und auch nicht über eine Selbsterkenntnis verfügen. Beide Vorwürfe scheinen in der Wissenschaft zwar nicht mehr so sicher. Aber für die weitere Betrachtung lassen wir das mal so stehen. Es hat für den vorliegenden Artikel keine Relevanz.

Das sehen wir aber erst in Teil 2.


Übersetzung: Mir wurde beigebracht, Dinge als Gottes Weg zu sehen, und wenn etwas nicht funktioniert, dann war es Gottes Plan. Ich hatte schon immer viele Fragen über die Welt, auch schon im Kindergarten. Eine große Frage für mich war Fairness. Wenn ich in einer anderen Religion großgezogen worden wäre, hätte ich dieselbe Chance auf den Himmel wie Christen? Als ich von der Bequemlichkeit der Religion befreit wurde, war es für mich kein verlorener Glaube, es war eine Entdeckung meines Selbst ... Es gibt Frieden im Verständnis, dass ich nur ein Leben habe, hier und jetzt, und ich bin verantwortlich.
- Brat Pitt

#1 - Landau, Elizabeth: World’s oldest tree points to global warming impact, CNN. Abgerufen am 22. Juni 2021.

#2 - Yessenia Funes: The Biggest Organism on Earth Is Dying, and It's Our Fault. In: Earther. (gizmodo.com, abgerufen am 22. Juni 2021).

#3 - Giorgio Bavestrello, Christian Sommer & Michele Sarà: Bi-directional conversion in Turritopsis nutricula (Hydrozoa), in: Bouillon, J. et al. (Hrsg.): Aspects of Hydrozoan Biology, Scientia Marina, Vol. 56(2-3), 1992, S. 137–140, PDF

#4 - Stefano Piraino, Ferdinando Boero, Brigitte Aeschbach & Volker Schmid: Reversing the Life Cycle: Medusae Transforming into Polyps and Cell Transdifferentiation in Turritopsis nutricula (Cnidaria, Hydrozoa), in: The Biological Bulletin, Vol. 190, 1996, S. 302–312

#5 - Peter Schuchert: Revision of the European athecate hydroids and their medusae (Hydrozoa, Cnidaria): Families Oceanidae and Pachycordylidae. In: Rev. Suisse Zool., Vol. 111(2), 2004, S. 315–369. PDF
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 15. Sep 2021, 09:53

Rezension: Jw.org - Wie ist es möglich, ewig zu leben? (Teil 2 - Hominisation)

Bäume sind wir nicht, Quallen auch nicht. Gott verspricht uns dennoch die Ewigkeit, wenn wir tun, was er will. Das verspricht er uns in der Bibel.

Hier nochmal der Link zum JW.org-Artikel:
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/fragen/wie-ewig-leben/

Die Schritte zur Ewigkeit sind eigentlich recht simpel. Laut Johannes 17:3 müssen wir Gott und Jesus kennenlernen, durch die Bibel. Aus der Bibel lernen wir, was unser Schöpfer mit uns vor hat und wofür Jesus am Pfahl sterben musste. Da das aber auch die Dämonen tun, muss man auch an das Opfer von Jesus glauben (Matthäus 20:28, Johannes 3:16) und sich seine sündige Natur eingestehen, ein geläutertes Leben führen und sich in den Dienst für Gott stellen (Matthäus 7:21; Jakobus 2:17). Man muss ein Freund Gottes und Jesus werden (Jakobus 2:23; 4:8). Gott möchte ja nur das Beste für uns und Tod steht da halt nicht auf der Agenda. Auch, wenn es die letzten 6.000 Jahre seit Adam irgendwie anders aussah. Aber durch Adams Sünde soll der Tod sich ja erst unter den Menschen ausgebreitet haben, immerhin sind dessen erste Kinder erst nach dem Sündenfall geboren worden. Also sind alle sterblich.

Unter dem Teilabschnitt "Falsche Vorstellungen vom ewigen Leben" wird der Wissenschaft gleich mal eine Abfuhr erteilt. Zwar gibt es die Fortschritte in Medizin und Hygiene, die die Lebenserwartung verlängern, aber ewiges Leben wird so nie möglich. Eine paar Quellen wären für diese Behauptung schon ganz gut gewesen. Und ja, die Wissenschaft weiß nicht alles und kann nicht alles. Klar, aber wir wissen doch gar nicht, was da in Zukunft noch kommt. Vor 100 Jahren sah das Leben nicht nur medizinisch ganz anders aus. Eine so rasante Änderung der Umgebung gab es noch nie und wahrscheinlich wird sich der Trend beschleunigen, ob wir das gut finden oder nicht.
Diese Aussage muss aber platziert werden. Denn könnten Menschen das alles alleine richten, wozu brauchen wir dann ein Wunder oder Eingriff Gottes, bzw. Gott selbst? Man bringt seine Sermonen nicht unters Volk, wenn man der "Konkurrenz" nicht vorraus ist.
Und selbstverständlich kann die Unendlichkeit langweilig werden. Wenn man alles gesehen hat und alles getan hat, wiederholt es sich nur noch. Auch heute sind viele Dinge Wiederholungen. Aber wir kosten in der Regel das Leben aus, weil es endlich ist. Der Spruch "Man lebt nur einmal." hat nicht umsonst so eine Zugkraft. Wenn ich ewig lebe, werde ich viele Dinge auf die extrem lange Bank schieben. Warum soll ich heute jemanden besuchen gehen, wenn ich den in 1000 Jahren auch noch sehen kann. Ich habe schon ein paar Dinge gehört, die jemand im Paradies machen möchte. Und das ist alles so eintönig und es besteht schon in ihrer Vorstellung nur aus Wiederholung.
"Ich werde jeden Morgen von einer Klippe ins Meer springen und eine große Runde schwimmen."
"Ich werde Whiskey und Holzmöbel herstellen."
U.s.w.
Ich mache mir keine Gedanken um die Ewigkeit. Sollte sie eintreffen und ich darf dabei sein, dann wird sich das im Groben nicht vom heutigen Stand in einer restriktiven Religion unterscheiden. Irgendwer, im besten Falle Gott, wird mir schon sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ob ich das sinnvoll finde oder nicht. Es wird ebenso heiligen Dienst geben und die ersten 1000 Jahre sogar den Predigtdienst, denn es gibt ja auch eine Auferstehung der "Ungerechten", also all jener, die noch keine "Anbeter des wahren Gottes" sind. Und die müssen ja auch unterwiesen werden. Das Leben wird also auch zu einem guten Teil fremdbestimmt sein. So wie jetzt.
Ich denke aber nicht, dass ich zugelassen werde, sollte es eintreffen. Warum? Guckt euch doch hier mal um. Die Taufe hat an meiner Einstellung nichts geändert. Die Faktenlage ist die gleiche, wie zuvor. Wieso sollten Australopithecen auch verschwinden oder Atavismen wie eine dritte Brustwarze, nur weil ich mich unter Wasser tauche? Die Evolution ist belegt und nichts zaubert das einfach so weg. Auch sonst halte ich das Konzept "Gott" für ... ehm ... unzureichend.

Gott hat den Menschen so gemacht, dass er sich danach sehnt, ewig zu leben und mehr über ihn zu erfahren [...]

So heißt es im letzten Absatz. Weil wir gerne ewig leben wöllten, gibt es selbstverständlich auch den passenden Gott, der uns das alles mal ermöglichen wird. Aber ich bin zum Beispiel nicht mit dem Wunsch gesegnet, mehr über ihn zu erfahren. Bin ich defekt ausgeliefert worden? Der Gläubige wird sagen: Ja, klar. Erbsünde und so. Aber sollte Gott bei den Stellschrauben zur Erbsünde nicht eher das Verlangen nach ewigem Leben kaputt machen, als das Verlangen, dass der defekt gelieferte Mensch sein Freund sein will? Der Wunsch nach einem ewigen Leben ist in erster Linie erstmal egoistisch. Und Gott mag keine egoistischen, hochmütigen Leute (z.B. Philliper 2:3, 1. Korinther 10:24 und 13:4-5).
Und wenn wir Menschen schon immer auch vom Fliegen träumten, ist dass dann auch etwas, dass Gott uns eingegeben hat. Waren wir einmal Vögel? Das würde ein ganz anderes Licht auf die Evolution werfen. Intelligent sind die geflügelten Nachfahren der Dinosaurier immerhin. Sie können es bei Knobelaufgaben mit den Primaten aufnehmen.

Verlassen wir die Märchenstunde aber erst einmal und tragen kurz zusammen, warum der Mensch schon immer stirbt und es da nix anderes gab und vermutlich auch nicht geben wird (entsprechende wissenschaftliche Fortschritte erstmal ignorierend, denn wir wissen ja nicht, wo die Reise hingeht).

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Kladogramm der Familie der Menschenaffen (Hominidae) und ihrer Unterfamilien Ponginae und Homininae sowie der heute noch lebenden Gattungen Pongo (Orang-Utans), Gorilla, Pan (Schimpansen) und Homo

Als Stammesgeschichte des Menschen wird das durch Evolution bedingte Hervorgehen des modernen Menschen (Homo sapiens) und seiner nächsten Verwandten aus gemeinsamen Vorfahren bezeichnet. Die Stammesgeschichte des Menschen begann nach heutiger Auffassung mit der Aufspaltung der letzten gemeinsamen Vorfahrenpopulation der Schimpansen und des Menschen. Diejenige der beiden Teilpopulationen, aus der die Menschen hervorgingen, sowie alle ihre ausgestorbenen und noch lebenden Nachfahren werden als Hominini bezeichnet.
Häufig werden die Arten der Hominini wie folgt bezeichnet:
  • die Australopithecinen als Vormenschen
  • Homo habilis und Homo rudolfensis als Urmenschen
  • alle späteren Arten der Gattung Homo (außer Homo sapiens) als Frühmenschen
  • Homo sapiens als Jetztmensch oder anatomisch moderner Mensch.
Den Hominini vorangestellt wird gelegentlich das 1958 von Gerhard Heberer benannte Tier-Mensch-Übergangsfeld.

Der Name "Homo sapiens" als Artbegriff des "verstehenden, "verständigen", "weisen", "gescheiten", "klugen" und/oder "vernünftigen" Menschen hat Carl von Linné eingeführt. Übrigens schon 1758 in der zehnten Auflage seines Werks Systema Naturae. Von der Evolutionstheorie Darwins konnte der gute Mann nur schwer vereinnahmt worden sein, denn Darwin wurde erst 50 Jahre später überhaupt geboren. In der ersten Auflage 1735 hat er den Menschen aber schon in Tierreich eingegliedert.

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Beschreibung des Menschen in der ersten Auflage von Linnés Systema Naturæ: Im Unterschied zu seiner üblichen Vorgehensweise, verzichtete Linné auf eine Diagnose, das heißt auf eine an körperlichen Merkmalen ausgerichtete, genaue Beschreibung der Gattung. Stattdessen notierte er: Nosce te ipsum („Erkenne dich selbst“) und ging demnach davon aus, dass jeder Mensch genau wisse, was ein Mensch sei.

Im Laufe der Stammesgeschichte des Menschen, der Hominisation und der soziokulturellen Evolution haben sich Merkmale herausgebildet, welche die Voraussetzungen dafür bildeten, dass der Mensch ein in hohem Maße sozialisations- und kulturabhängiges Wesen werden konnte. Dazu gehören eine lang andauernde Kindheit, die Fähigkeit zum Spracherwerb und zu gemeinschaftlicher Arbeit sowie das Eingehen besonders komplexer sozialer Bindungen. Anhand von Fossilienfunden ist belegbar, dass sich der aufrechte zweibeinige Gang des Menschen deutlich früher entwickelte als die starke Vergrößerung des Gehirns. Die Vergrößerung des Gehirns ereignete sich zeitgleich mit einer Verkleinerung der Kaumuskulatur.
Und selbst wenn wir alle Beweise für die Früh-, Vor- und Urmenschen wegwischen, ist der älteste Schädelknochen, der unbestritten dem anatomisch modernen Menschen zugeordnetet wird, 315.000 Jahre alt. Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die Ausbreitung des Menschen während der letzten Kaltzeit vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 Meter je Jahr. Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen nimmt an, dass sich der Homo sapiens in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem Homo erectus entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.
Bereits vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich, nach heutigem Kenntnisstand, die kulturellen Innovationen, und seit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehhaltung greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein. Wann soll das denn stattgefunden haben und wie will man das nachweisen?

Der Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum) wird zumeist mit dem Beginn des Ackerbaus gleichgesetzt. Der Ackerbau entstand lokal als Grabstockackerbau (siehe Bild) in der Levante. Es fanden vor allem primitive Geräte wie Furchenstock und Erntemesser Verwendung. Mit der Verbreitung des Ackerbaus setzte die Rodung von Waldgebieten ein. Der Beginn der Jungsteinzeit lässt sich, ähnlich wie der anderer Epochen, nur regional präzise datieren, da er eine kulturelle Entwicklung darstellt. In der Levante war der Zeitpunkt des Beginns des Ackerbaus nach neuesten Erkenntnissen um 11.000 v.u.Z. und verbreitete sich bis 9000 v.u.Z. im gesamten Fruchtbaren Halbmond. Von dort brachten Bauern ab 7.000 v.u.Z.. die Landwirtschaft in das von Jägern und Sammlern bewohnte Südeuropa und von dort ins restliche Europa, bis sie schließlich 3000 v.u.Z. auch in Nordeuropa weitgehend verbreitet war. In Afrika verbreitete sich im 3. Jahrtausend v.u.Z. der Ackerbau auch südlich der Sahara (#1).

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Traditioneller Ackerbau im Sudan mit dem Grabstock

In Asien gab es zwei parallele Entwicklungen.
Vom Westen her erreichte der Ackerbau im 7. Jahrtausend v.u.Z. Pakistan und den Nordwesten Indiens, von dort breitete er sich aber offenbar erst ab dem 4. Jahrtausend v.u.Z. weiter auf dem Subkontinent aus.
Unabhängig vom Nahen Osten scheint sich die Landwirtschaft in Ostasien entwickelt und ausgebreitet zu haben. 7000 v.u.Z. gab es Ackerbau in Nord- und Zentralchina, 2000 Jahre später auch in Südchina und um 3500 v.u.Z. auf Taiwan. Um 2000 v.u.Z. kam er nach Vietnam, Thailand und Kambodscha, sowie nach Borneo und Sumatra, 500 Jahre später auf andere Inseln Indonesiens. Genetische Forschungen haben gezeigt, dass auch hier die neue Kultur durch Wanderungsbewegungen von Bauern weiterverbreitet wurde. In Japan hielt der Ackerbau erst um 300 v.u.Z. Einzug, als sich andere Kulturen bereits in der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit befanden. Technologisch gesehen sind einige Amazonas-Gebiete und Gebiete der Kalahari teilweise heute noch als jungsteinzeitlich einzuordnen. Sentinelesen, eine seit Jahrhunderten abgeschottete kleine Gruppe Menschen auf einer kleinen Insel, östlich von Indien, westlich von Indo-China und nördlich von Indonesien, ist ganz sicher noch in deutlichen frühren Zeiten gefangen. Das Wrack des Frachters Primrose ist ziemlich sicher das einzige bearbeitete Metall auf der Insel. Es strandete dort nach einem Taifun 1981. Die 33-köpfige Besatzung musste mit Hubschraubern gerettet werden. Es gibt aber noch mehr Völkchen, die in freiwilliger Isolation leben (#2).

Die mit dem Aufkommen des Ackerbaus verbundenen technischen und sozialen Entwicklungen werden auch als Neolithische Revolution bezeichnet.

Die erste Domestizierung von Wildtieren erfolgte in denselben Regionen, und von denselben menschlichen Populationen, die auch die ersten Pflanzen anbauten und daraus Kulturpflanzen entwickelten, also als erste Landwirtschaft betrieben. Einzige Ausnahme ist, soweit bekannt, der Hund, der schon von nomadisierenden Wildbeutern und Sammlern Jahrtausende vor der Sesshaftwerdung domestiziert wurde. Für die meisten der frühen Haustiere sind drei unabhängige Zentren der frühesten Domestizierung auszumachen, die gleichzeitig teils unabhängige Regionen bei der Erfindung der Landwirtschaft waren: der "Fruchtbare Halbmond" in Vorderasien vor etwa 10.500 bis 10.000 Jahren, gleichzeitig, oder wenig später, Zentral-China, und, deutlich später, die südamerikanischen Anden.

Da stellt sich mir die Frage, wenn der Anfang der Menschheit, so wie die Bibel es uns schildert, schon nicht stimmt, wieso sollte ich davon ausgehen, dass der gesamte Heilsplan, inklusive Paradies in alle Ewigkeit, stimmt?

#1 - Daniel Richter, Rainer Grün, Renaud Joannes-Boyau u. a.: The age of the hominin fossils from Jebel Irhoud, Morocco, and the origins of the Middle Stone Age. In: Nature. Band 546, Nr. 7657, 2017, S. 293–296, doi:10.1038/nature22335.
Oldest Homo sapiens fossil claim rewrites our species’ history. In: nature.com vom 7. Juni 2017.

#2 - Mehr über isolierte Völker:
https://de.wikipedia.org/wiki/Isolierte_V%C3%B6lker
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 17. Sep 2021, 10:20

Rezension: Jw.org - Wie ist es möglich, ewig zu leben? (Teil 3 - Unterschiedliche Zellen)

Also wir sind keine Bäume und keine Quallen. Klonen fällt als Option der Unsterblichkeit flach.
Der Mensch existierte lange vor dem Heilsplan Gottes. Also passt hier auch was nicht.
Haben wir andere Anhaltspunkte, warum wir einmal ewig leben können sollten?

Hier nochmal der Link zum JW.org-Artikel:
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/fragen/wie-ewig-leben/

Mal kurz ein Einschub:
Im Jahre 2009 bin ich auf den ScienceBlog gestoßen, eine Community von Wissenschaftlern, Wissenschaftskommunikatoren und Wissenschaftsinteressierten. Ich habe damals zu dem 2012-Nibiru-Annunaki-Weltuntergangs-Geschwurbel verlässliche, rationale, wissenschaftliche Antworten gesucht. Das war der erste Hoax, mit dem ich mich aktiv beschäftigt habe und über diesen Schwachsinn habe ich die Wissenschaft kennengelernt. Seitdem sind ein paar Jahre ins Land gezogen. Und auch wenn der Nibiru-Thread bereits über 5000 mal angeklickt wurde und viel Arbeit und Zeit gekostet hat, war er doch nur der Beginn einer viel größeren Geschichte. Heute beschäftige ich mich - wie ihr an diesem Beitrag ja auch wieder seht - viel lieber mit der Schöpfung oder zumindest dem, was Kreationisten dafür halten.
Es gab damals aber auch noch andere Dinge, die auf ScienceBlog durch den Äther liefen. Eins habe ich mehr durch Zufall gefunden: Die Pseudowissenschaftlichkeit in der Kosmetik.

Ich habe für euch die Artikel von damals herbeigesucht:

Stammzellen und DNA in der Kosmetik
https://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/stammzellen-und-dna-in-der-kosmetik/
Abgeblich sollen bestimmte Hautcremes das Wachstum von Stammzellen anregen. Allerdings stellt sich für den verfassenden Laboranten, die Frage, wie man diesen Prozess im Zaum hält, damit nicht Krebstumore oder dergleichen entstehen. Wie unterbindet man Nebenwirkung beim Beeinflussen der DNA, so dass keine Mutanten entstehen?

Gen-Werbung
https://scienceblogs.de/wissen-schafft-kommunikation/2009/10/27/genwerbung/
Auch Chris fragt sich, wie man mit Nebenwirkungen umgeht, wenn das Zeug mit den Genen und der DNA interagiert.

Frauen ab 40… und die Bakterien
https://scienceblogs.de/wissen-schafft-kommunikation/2009/11/15/frauen-ab-40-sind-bakterien/
Wie ihr am Link erkennen könnt, war die ursprüngliche Überschrift: "Frauen ab 40 sind Bakterien". Immerhin wird als schematische Darstellung etwa verwendet, dass deutlich mehr Bakterien oder Viren ähnelt, als Hautzellen (oder Zellen überhaupt).

Warum die Werbung falsch war
https://scienceblogs.de/wissen-schafft-kommunikation/2009/11/23/warum-die-werbung-falsch-war/
Befasst sich nochmal mit dem gleichen Fall.

Nivea und die Biologie
https://scienceblogs.de/erklaerfix/2014/01/09/nivea-und-die-biologie/
Diesmal bestehen Damen aus Pflanzenzellen.

Nivea die dritte
https://scienceblogs.de/erklaerfix/2018/11/19/nivea-die-dritte/
Um nicht nocheinmal etwas falsch zu machen, bestehen Frauen nun einfach aus Hexagonalen.

Warum dieser Link-Dschungel?
Nicht nur die Werbebranche hat nicht so recht den Durchblick, was Viren, Bakterien und unterschiedlichste Zellen unterscheidet und wie sich diese Unterschiede ganz gewaltig auf den sie tragenden Organismus auswirken.

Hey, Schildkröten mit 150 Jahren Lebenserwartung sind schon beneidenswert, aber erst ein kleiner Teil des Lebens eines Baumes. Einige der ältesten bekannten Einzelbäume sind Exemplare der langlebigen Grannenkiefer, heimisch im Hochgebirge der kalifornischen White Mountains. Sie schaffen es sogar auf 5.000 Jahre und mehr. Davon können wir Menschen nur träumen. Und das hat einfach mehrere Gründe.

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Grannenkiefer (Pinus aristata), ca. 5.000 Jahre alt. White Mountains / Kalifornien

Der Aufbau eines Menschen ist deutlich komplexer. Aber auch jener von Schildkröten, Katzen, Pferden, Vögeln, Hamstern, Krokodilen, Schlangen und auch Stubenfliegen. Je komplexer jedoch ein System ist, desto anfälliger ist es. Wir besitzen viele Organe: Herz, Lunge, Blutgefäße, Nieren, Magen, Darm, Milz, Leber, Drüsen und natürlich ein Gehirn. Auch wenn es so scheint, als würden einige Volksgesinnte ohne letzteres und Psychopaten ohne ersteres auskommen, jeder Mensch braucht sie alle und das trifft auf einen Großteil der Tiere auch zu. Es gibt Chordatiere (Fische), die kommen ohne Herz aus und Schnecken haben kein zentrales Nervensystem, wie wir. Aber im Grunde sind auch diese Tiere deutlich komplexer als ein Baum. Alle Organe müssen aber nicht nur vorhanden sein. Sie müssen alle funktionieren. Eine halbe Minute ohne Sauerstoff im Gehirn und es ist vorbei. Von Einzelfällen abgesehen.
Abgesehen vom Hirn, erneuern sich die meisten anderen Organe Stück für Stück. Aber bei jeder Zellteilung verkürzt sich die DNA. Diese nicht mit kopierten Teile der DNA nennt man Telomere. Sie bestehen aus sich regelmäßig wiederholenden Nukleotidsequenzen (bei allen Wirbeltieren, einschließlich Mensch und Maus ist das TTAGGG (#1)). Warum kopiert die Polymerase bei der Zellteilung nicht den ganzen DNA-Strang? Weil diese nicht an den Folgestrang der Telomere ansetzen kann. Die Telomerase gleicht die Verkürzung der DNA-Enden wieder aus.

Ja, wenn da ein Ausgleichsmechanismus ist, dann ist da ja doch was dran an der Unsterblichkeit, oder?
Aktiv ist die Telomerase prinzipiell bei einzelligen Eukaryoten (Protozoen). In höheren, mehrzelligen Organismen kommt nach dem Embryonalstadium das Enzym jedoch nur noch in ganz bestimmten Zellen zum Einsatz:
  • in den Zellen der Keimbahn,
  • in Zellen, die sich sehr häufig teilen müssen, wie den Stammzellen (z.B. im Knochenmark) und den Immunzellen,
  • in bis zu 94 % aller proliferierenden Krebszellen.
Unterschreitet die Telomerlänge ein kritisches Minimum von circa 4 Basenpaaren, kann sich die Zelle nicht mehr teilen. Oft tritt dann der programmierte Zelltod (Apoptose) oder ein permanenter Wachstumsstopp ein (Seneszenz). Die hierdurch begrenzte Lebenszeit der Zelle wird als Mechanismus zur Tumorunterdrückung verstanden. Erfolgen trotz verkürzter Telomere weitere Zellteilungen, wie in manchen Krebszellen, verlieren die Chromosomen an Stabilität. Die Zellen alter Menschen teilen sich langsamer und sind insgesamt nicht mehr so leistungsfähig.

Bei Bäumen ist das anders. Der ist zum größten Teil schon tot. Ja, richtig gelesen.
Die Rinde ist totes Material und das Innere des Stamms besteht aus leblosem Holzgewebe. Diese Zellen betreiben keinen Stoffwechsel mehr, sie lassen nur noch passiv Wasser durch. Was an einem Baum lebt, sind die Blätter und vor allem die dünne Schicht unterhalb der Rinde, also zwischen Borke und Stamm. Nur hier entsteht neues Holz. Nur hier wächst der Baum (in die Breite). Und nur hier entstehen durch den Wechsel von Sommer und Winter die Jahresringe.
Dieses neue Gewebe besteht immer aus jungen, embryonalen Zellen. Denen sieht man das Alter des Baums praktisch nicht an. Die alten Zellen eines Baums wiederum befinden sich in der Mitte des Stamms und sind dort vor Pilzen und anderen Schadorganismen gut geschützt. Und nun kommt's: Selbst wenn sie angegriffen und von Pilzen verschmaust werden, ist das nicht so dramatisch. Der Stamm ist am Ende vielleicht hohl, aber der Baum noch lange nicht tot.

Kleiner Rant:
Es fällt auf, dass Nadelbäume potenziell älter werden als Laubbäume. Unsere Eichen erreichen leicht 1300 Jahre, und von Linden sind sogar 1900 Jahre überliefert. Aber die obigen Grannenkiefern sind über 5.000 Jahre alt und auch Old Tjikko ist noch lange nicht tot. Ein Ende ist bislang nicht abzusehen.

Natürlich werden auch Bäume älter, sie machen sogar altersabhängige Reifeprozesse durch. Auf die Keimung folgt eine Jugendperiode, und erst nach etlichen Jahren werden sie "geschlechtsreif", sie blühen und bilden Samen für die nächste Generation. Das mag jetzt erstmal nach Gleichmacherei klingen, aber für Pflanzen gelten ein paar Besonderheiten:
Sie altern zwar als Ganzes, regenerieren sich jedoch ständig. Blüten werden in jedem Jahr neu gebildet. Stellt euch vor, im Herbst fallen euch die Geschlechtsteile ab und im nächsten Frühling wachsen die neu. Laubbäume treiben einmal pro Jahr frische Blätter aus, und Nadelbäume werfen ihre alten Nadeln nach einigen Jahren ab. Ermöglicht wird dieser Lebensstil durch eine dünne Schicht ewig teilungsfähiger Zellen, die in Zweigen, Ästen und - wie oben beschrieben - im Stamm wie ein Mantel direkt unter der Borke liegen. In jedem Frühling wird diese als Meristem bezeichnete Zellschicht wieder aktiv. Sie bildet neues Gewebe, das den Stamm dicker werden lässt. Die Borke der Eiche wird deshalb rissig oder sie blättert ab wie bei Platanen und Birken. Und das Meristem lässt die Zweige in jedem Jahr ein Stückchen länger werden. Bäume wachsen deshalb ein Leben lang.

Ein Baum ist nach dem Prinzip austauschbarer Module organisiert. Wie ein Fernsehapparat, bei dem nur eine schadhafte Platine ausgewechselt werden muss, bleibt ein Baum funktionsfähig, indem er jedes Jahr lebenswichtige Organe verjüngt. Die Organisation nach dem Modulprinzip ermöglicht es auch, selbst schwere Verluste wie das Abbrechen großer Äste in einem Sturm zu überleben. Wenn uns ein Arm abfällt, bekommen wir den nicht ersetzt.
Die menschlichen Stammzellen, die an erstaunlich vielen Stellen im Körper gefunden wurden, sind allerdings nicht so regenerationsfreudig wie das Meristem.

Einen Großteil des Lebens verbringen sie in der Reifephase. Der Baum wächst kontinuierlich weiter und bildet einen dicken Stamm. Die Altersphase läutet sich durch die ersten Altersprobleme des Baumes ein. Wunden, die er über die Jahre hinweg erlitten hat, führen zu Pilzinfektionen und Fäulen. Die Vitalität nimmt ab und Äste brechen. Der Baum geht in die Zerfallsphase über. Die Krone bildet sich zurück und der Baum wird wieder kleiner, bis er eine Etage tiefer eine neue Krone bildet. In dieser Phase kann der Baum noch eine lange Zeit verweilen, bis Stürme, Pilze oder der Mensch sein Ende einläuten.
Bäume haben einen großen Vorteil gegenüber Tieren. Sie können ihren Wunden und Verletzungen einfach davonwachsen. Eine große Wunde führt bei Tieren und Menschen und zu Blutverlust. Ist dieser nicht schnell gestoppt, stirbt der Betroffene. Bäume haben keinen Blutkreislauf. Eine Wunde am Baum führt zwar bei manchen Arten auch zum Austritt von Baumsäften, diese kommen jedoch aus isolierten wasserführenden Systemen Sie gefährden nicht den gesamten Organismus. Ein Baum "blutet" nicht aus.
Ähnlich wie bei Tier und Mensch ist eine Baumwunde auch anfällig. Sie entzündet sich zwar nicht, doch sie ist eine Eintrittspforte für Bakterien und Pilze. Und hier liegt der große Unterschied: Der Baum ist nicht in der Lage, diese Wunde zu heilen! Er schottet aber die betroffenen, toten Zellen ab, damit die Schaderreger nicht bis in den gesunden Teil des Baumes vordringen. Erst dann folgt der nächste Schritt: Der Baum wächst um die Wunde herum, bis der Außenmantel wieder ganz ist.
Bestimmte holzzersetzende Pilzarten sind für Bäume gefährlich. Sie dringen über Wunden ins Holz ein und zersetzen den Baum von innen. Das ist nicht weiter schlimm, da der Baum im Kernholz aus toten Zellen besteht. Mit der Zeit höhlt der Stamm aus und der Pilz dringt tiefer in die äußeren Holzschichten vor. Gleichzeitig wächst der Baum in die Breite. Mit jeder sich neu bildenden Zellschicht stirbt die ältere, innenliegende Zellschicht ab. Ob Pilz oder Baum die Oberhand behalten, hängt damit vorrangig davon ab, wer schneller ist. Solange der Baum genügend neue Zellsicht bildet, dass der verbleibende Stammholzring ausreicht, um den Baum standsicher zu halten, hat er nichts zu befürchten. Manche Bäume leben mit dieser Strategie hunderte von Jahren mit dem Pilz.

Man sollte meinen, ein schnell wachsender Baum mit idealen Bedingungen wird auch am ältesten. Tatsächlich werden jedoch solche Bäume uralt, die unter widrigen Bedingungen leben. Sie wachsen langsam, bilden enge und dünne Jahrringe und haben ein sehr hartes Holz. Das erschwert es Angreifern wie Pilzen oder Insekten, dem Baum zu schaden. Die kleinen Bäume sind zudem Stürmen weniger ausgesetzt und überleben mit weniger Nährstoffen. Sie überdauern damit schlechte Zeiten viel länger als ein großer Baum.
Diese Strategie findet sich auch im Wald wieder. Kleine Bäumchen wachsen im Schatten der großen Waldbäume. Das wenige Licht und die kargen Nährstoffe, die für sie übrig bleiben, sorgen dafür, dass die Bäume viele Jahrzehnte sehr langsam wachsen. Dünne Jahrringe und ein hartes Holz sind die Folge. Dieses Holz bildet später den innersten Teil des Stammes – ein widerstandsfähiger und bruchsicherer Kern ist die Folge.

Die oben genannten Grannenkiefern und auch Old Tjikko entsprechen ebenfalls dieser Beschreibung, sie stehen in kargem Gelände und sind widrigen Witterungsbedingungen ausgesetzt.
Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Baum potentiell unsterblich ist, wenn die äußeren Umstände es zulassen.

So ein regelmäßiger Austausch von gealterten Organen, am besten aus den eigenen Stammzellen hergestellt, wäre jetzt natürlich eine verlockende Sache. Aber nach aktuellem Wissenstand (noch) ferne Zukunftsmusik.

Warum es für uns vermutlich gar nicht so gut wäre, so alt oder deutlich älter zu werden bzw. was das alles für Probleme mit sich bringt, erklärt und Kyle Hill von Because Science, dass ich schonmal im Tutorial-Forum eingebettet habe:
You Don’t Want to Live Forever | Because Science w/ Kyle Hill (engl.)

Auch wenn ein ewiges Leben vielleicht nicht zwangsläufig langweilig werden muss, wie die Bibel es uns verspricht, so ist es doch die Bibel, die es uns verspricht. Aus mittlerweile sehr naheliegenden Gründen denke ich nicht, dass ich diesem Versprechen Glauben schenken kann. Dafür hat sie bei früheren Vergleichen mit der Realität schon viel zu oft daneben gelegen.


Übersetzung: Ich verstehe diese Idee Gottes nicht, die besagt, du musst mich kennenlernen. Du musst sagen, dass ich der Beste bin. Und dann wirst du von mir ewige Glückseligkeit erhalten. Wenn du das nicht tust, bekommst du es nicht. Das klingt sehr nach einem Egomanen. Ich kann nicht erkennen, dass Gott egoistisch handelt, also macht das Ganze keinen Sinn für mich.
- Brat Pitt

#1 - Was ist ein Nukleotid?

Als Nukleotide, auch Nucleotide, (abgekürzt nt) werden die Bausteine von Nukleinsäuren sowohl in Strängen der Ribonukleinsäure (RNA bzw. deutsch RNS) wie auch der Desoxyribonukleinsäure (DNA bzw. deutsch DNS) bezeichnet. Ein Nukleotid setzt sich aus einem Basen-, einem Zucker- und einem Phosphat­anteil zusammen.
Die vier Basen der Desoxyribose als Zucker lauten Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T).
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what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 21. Sep 2021, 16:09

Video: Warum Schönheit uns glücklich macht! | Kurzgesagt (7:46min)

Nach 3 Rezensionen in Folge gibt es wieder ein paar Videos zur Auflockerung. Den Anfang macht die Schönheit.


https://m.youtube.com/watch?v=EpkzT-AeVZU

Veröffentlicht am 04.12.2019

Es ist schwer zu sagen, was Dinge schön macht. Aber wenn wir etwas Schönes sehen, dann wissen wir instinktiv, dass es schön ist. Warum ist das so und wie beeinflusst Schönheit unser Unterbewusstsein?
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » So 26. Sep 2021, 09:53

Video: Fünf Fakten zum Ende der Megafauna | Terra X (14:28 min)


https://m.youtube.com/watch?v=ZG4Nzq3S1qk

Veröffentlich am 03.11.2019

Millionen von Großtieren wie Mammuts, Höhlenlöwen, Riesenfaultiere und Säbelzahnkatzen bevölkern in der Eiszeit die Erde. Es ist ein Zeitalter der Riesen. Doch dann steigen die Temperaturen und drei Viertel dieser Tierarten sterben mit dem Ende der Eiszeit vor etwa 13.000 Jahren aus. Wurden sie Opfer des Klimawandels oder hat der Mensch sie auf dem Gewissen? In dieser Zeit erobert er Schritt für Schritt die Erde. Klima oder Mensch? Was ist passiert? Fünf Fakten zum Ende der Megafauna.

Dieses Video ist eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit Bilderfest.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 1. Okt 2021, 14:16

Video: Gibt es Zufall? | Harald Lesch (14:39 min)


https://m.youtube.com/watch?v=TZ5IULqYRDo

Veröffentlicht am 24.06.2020

Schon im Alltag ist der Zufall umstritten: "Es gibt keinen Zufall!" sagen manche und denken dabei an höhere Mächte. Andere halten dagegen alle Ereignisse, die überraschend und scheinbar ohne Erklärung eintreffen, für Zufälle. Aber was ist mit der Macht der Naturgesetze? Wenn sie überall im Universum gelten: spricht das nicht generell gegen Zufälle? Hätte daher alles genauso kommen müssen, wie es kommt? Die Physik lebt von Gesetzen, von Ursache und Wirkung. Harald Lesch schaut nach, ob es hier nicht doch ein Schlupfloch für den Zufall gibt.

Dieses Video ist eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit objektiv media.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 5. Okt 2021, 11:03

Where is everybody? - Teil 1: Das Fermi-Paradoxon - Über die Wahrscheinlichkeit außerirdischer Intelligenzen

Da wir wieder Außerirdische behandeln, verweise ich noch einmal auf die Panspermiereihe und ebenso auf die Videoreihe "Leben im All".
... 087, 22.01.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 1 - Heidelberg-Initiative und Grundbegriffe)
... 096, 02.03.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 2 - Geschichte der Hypothese)
... 105, 14.04.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 3 - Probleme und Varianten der Hypothese)
... 110, 30.04.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 4 - Für und Wider der Hypothese)
... 122, 16.06.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 5 - Heidelberg-Initiative)
... 123, 17.06.2021: Panspermie - Bausteine, die vom Himmel fallen (Teil 6 - Die Heidelberg-Initiative 2)
... 124, 21.06.2021: Video: Leben im All - Planetenjäger (1/4) | ARTE (52:58 min)
... 125, 22.06.2021: Video: Leben im All - Unterwegs zu einem neuen Planeten (2/4) | ARTE (52:05 min)
... 126, 23.06.2021: Video: Leben im All - Auf der Suche nach Außerirdischem (3/4) | ARTE (51:15 min)
... 127, 24.06.2021: Video: Leben im All - Der erste Kontakt (4/4) | ARTE (51:47 min)

Enrico Fermi (1901, Rom - 1954, Chicago) war einer der bedeutendsten Kernphysiker des 20. Jahrhunderts.
Seine Lehr- und Studienjahre in Pisa, Göttingen, Niederlande, Florenz und Rom gipfelten von 1926 bis 1932 in wichtige Arbeiten zur Quantenmechanik mit Anwendungen zum Beispiel in der Festkörperphysik und Quantenstatistik (Fermi-Dirac-Statistik für Fermionen, Fermis Goldene Regel, Fermifläche, Fermi-Resonanz, Thomas-Fermi Theorie des Atoms). Angeregt durch die Entdeckung des Neutrons durch James Chadwick 1932 sowie durch den Nachweis von Kernumwandlungen nach Bestrahlung mit Alphateilchen durch Irène und Frédéric Joliot-Curie wandte sich Fermi 1934 der Experimentalphysik zu. Seine bahnbrechende Entdeckung war, dass Kernumwandlungsprozesse durch Neutronenstrahlung wesentlich effektiver ablaufen. 1934 veröffentlichte Fermi seine Theorie des Beta-Zerfalls ("Fermi-Wechselwirkung"). Schon 1933 hatte er die Bezeichnung Neutrino für eines der am Beta-Zerfall beteiligten Teilchen geprägt, dessen Existenz drei Jahre zuvor von Wolfgang Pauli postuliert worden war. Durch Neutronenbestrahlung des damals schwersten bekannten Elements Uran erzielten Fermi und seine Mitarbeiter ebenfalls Veränderungen, wie anderes chemisches Verhalten und geänderte Halbwertszeiten der austretenden Strahlung. 1938 erhielt Fermi für seine Arbeiten den Nobelpreis der Physik (laut offizieller Begründung für die Identifizierung neuer radioaktiver Elemente produziert nach Bestrahlung mit Neutronen und seine Entdeckung von Kernreaktionen, die durch langsame Neutronen bewirkt werden), obschon seine Interpretation des Neutronenexperiments (Erzeugung von Transuranen) nach heutigem Kenntnisstand falsch war. Im selben Jahr emigrierte Fermi aufgrund der 1938 erlassenen antisemitischen Gesetze des Mussolini-Regimes, die seine jüdische Frau Laura, seine beiden Kinder und einige seiner Mitarbeiter betrafen, mit seiner Familie in die USA.
Ihm gelang am 2. Dezember 1942 um 15:25 Uhr an der University of Chicago mit dem Kernreaktor Chicago Pile No. 1 erstmals eine kritische Kernspaltungs-Kettenreaktion, eine Leistung, die auf der theoretischen Vorarbeit von Leó Szilárd fußte. Als Berater von Robert Oppenheimer spielte Fermi eine wichtige Rolle bei Entwicklung und Bau der ersten Atombomben. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich Fermi wieder mit der Grundlagenforschung im Kernforschungszentrum an der Universität Chicago.

Was ist das Fermi-Paradoxon?

Eine seiner Überlegungen nach dem Zweiten Weltkrieg war der Gedankengang, der die Wahrscheinlichkeit außerirdischen, intelligenten Lebens hinterfragt.
Fermi ging davon aus, dass es intelligentes außerirdisches Leben gibt, das technisch hochentwickelte Zivilisationen über Millionen von Jahren aufrecht erhalten kann. In dieser Zeitspanne sollte es mittels interstellarer und intergalaktischer Raumfahrt möglich sein, ganze Galaxien zu kolonisieren. Der Wahrscheinlichkeit nach sollte dies bereits geschehen sein. Dass dennoch die Suche nach den Spuren von Außerirdischen bisher erfolglos blieb, erschien ihm paradox und als Hinweis darauf, entweder die Annahmen oder die Beobachtungen zu hinterfragen.

Entstanden sind diese Gedanken auf dem Weg zum Mittagessen 1950, wo er anschließend sein Gegenüber Edward Teller fragte: "Where is everybody?" Vorausgegangen ist dem Gespräch die angebliche UFO-Sichtung Emil Konopinskiund Herbert York und ein Cartoon aus The New Yorker.
Warum sind weder Raumschiffe noch Spüren anderer extraterristischer Technik zu finden oder zu beobachten?

Aufgrund des Alters des Universums und seiner hohen Anzahl an Sternen sollte Leben auch außerhalb der Erde verbreitet sein,vorausgesetzt, die Entstehung von Leben auf der Erde wäre kein ungewöhnlicher Vorgang (Rare-Earth-Hypothese) und demnach das Sonnensystem nicht in dem Sinne einzigartig, dass es Lebewesen enthält. Daraus folgt eine bisher nicht bezifferbare Möglichkeit, dass weitere technische Zivilisationen in unserer Galaxie existieren, die mit Reisegeschwindigkeiten, ähnlich des Projekt Icarus (0,01 - 0,1 Lichtgeschwindigkeiten) etwa 1 - 10 Millionen Jahre zum Durchqueren der Milchstraße bräuchten (100.000 Lichtjahre Durchmesser) und diese binnen 20 - 40 Millionen Jahren in den meisten Winkeln von den Kolonisten besiedelt sein müsste. Da die Milchstraße schätzungsweise zwischen 7 - 10 Milliarden Jahre alt ist, steht reichlich Zeit zur Durchquerung und Kolonisierung zur Verfügung.
Wenn also in der Milchstraße auch nur eine einzige Zivilisation existiert, die zu interstellarer Kolonisation fähig ist, dann könnte die gesamte Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert und auch in unserer nächsten Nachbarschaft zu finden sein. Bisher konnte jedoch kein Hinweis auf extraterrestrische Zivilisationen gefunden werden.

Zusammengefasst:
Der weit verbreitete Glaube, es gebe in unserem Universum viele technisch fortschrittliche Zivilisationen, in Kombination mit unseren Beobachtungen, die das Gegenteil nahelegen, ist paradox und deutet darauf hin, dass entweder unser Verständnis oder unsere Beobachtungen fehlerhaft oder unvollständig sind.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Do 7. Okt 2021, 08:41

Where is everybody? - Teil 2: Die Drake-Gleichung - Parameter

Eng verbunden mit dem Fermi-Paradoxon ist die Drake-Gleichung. Mit deren Hilfe soll die Wahrscheinlichkeit für die gleichzeitige Existenz anderer technischer, intelligenter Zivilisationen in der Milchstraße abgeschätzt werden.

Benannt ist die Drake-Gleichung nach Frank Donald Drake (geb. 1930, Chicago), US-amerikanischer Astronom und Physiker, der an der Cornell-Univerity studierte und in Harvard promovierte. Er startete 1960 die ersten radiometrischen Versuche, begründete das Projekt Ozma (benannt nach dem Kinderbuch Ozma von Oz) und organisierte 1961 mit J. Peter Pearlman die erste SETI-Konferenz. Seit 1984 ist er Präsident des SETI-Instituts.

Er entwickelte die Drake-Gleichung und stellte sie 1961 am Green-Bank-Observatorium auf einer Wissenschftskonferenz vor. Diese Formel gilt seither als Grundlage aller weiterführenden Diskussionen in Bezug auf die Suche nach extraterrestrischem Leben.
Seit seiner Jugend beschäftigt sich Frank Drake mit diesem Thema. Er ist der erste Mensch in der Geschichte, der systematisch mit Hilfe von Radioteleskopen nach außerirdischer Intelligenz im Universum forscht.

Es handelt sich bei der Gleichung um ein Produkt, von dem die meisten Faktoren unbekannt sind. Waren Drakes ursprünglichen Berechnungen sehr optimistisch was die Möglichkeit von außerirdischem Leben angeht, so kommen jüngste Lösungen einer Abwandlung der Gleichung unter Einbeziehung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen von Sandberg, Drexler und Ord (2018) zu ernüchternden Ergebnissen und legen eine nur geringe Wahrscheinlichkeit von außerirdischem Leben innerhalb und außerhalb der Milchstraße nahe.

Zugrunde liegende Parameter

  • Schwefel und Silizium als Grundlage für Leben wird nicht berücksichtigt, da nicht genau vorhersehbar ist, ob überhaupt solches Leben entstehen kann, und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Die Betrachtung stützt sich nur auf Leben, dass bestimmte Verhältnisse von Stickstoff, Kohlenstoff und weiteren Unsicherheitsfaktoren aufweisen muss. Die Spezies Mensch gilt als Beweis, dass es funktionieren kann.
  • Der Zentralstern muss eine geeignete zirkumstellare habitable Zone aufweisen. Dass heißt, der Stern darf nicht zu heiß sein, da die habitable ("lebensfreundliche") Zone sonst weit weg sein muss, um vernünftige Temperaturen zuzulassen. Dann aber ist Licht für Photosynthese und ähnliche Prozesse zu schwach. Andererseits darf er nicht zu kalt sein, da die habitable Zone sonst sehr dicht am Stern sein muss, wo die Gravitation keine stabile Bahnen zulässt oder diese, ähnlich wie bei Merkur sehr lang gestreckt sind, was zu starken Temperaturschwankungen führen würde. Dies ist der Fall für Sterne der Spektralklassen (#1) F bis M und der Leuchtkraftklasse (#2) V. (Mehr dazu: ... 046, 23.05.2018: Photosynthese auf anderen Planeten)
  • Eine weitere habitable Zone ist die galaktische habitable Zone. Diese ist nah genug am Zentrum der Galaxis, um geeignete Chemie bilden zu können, andererseits weit genug weg, um nicht allzu häufigen kosmischen Katastrophen wie Supernovaexplosionen ausgesetzt zu sein, die Planeten und möglichem Leben abträglich wäre.
  • Außerdem muss sich der Planet vor Ablauf des kosmischen habitablen Alters bilden. Das ist jene Zeit, in der noch genügend radioaktive Elemente zur Verfügung stehen, um auf dem Planeten eine Plattentektonik zu ermöglichen, die sich aus unterschiedlichen Gründen förderlich auf die Entstehung von Leben und evolutionäre Prozesse auswirkt. Das habitable Alter unseres Universums wird sehr wahrscheinlich aber noch 10 bis 20 Milliarden Jahre andauern.
Es gibt noch weitere allgemein anerkannte Bedingungen und Einschränkungen, die durch die Lebensentwicklung auf der Erde für wahrscheinlich, aber nicht für notwendigerweise gehalten werden.
Die Rotationsachse, die über die jahreszeitlichen Unterschiede entscheidet oder ein die Rotationsachse stabilisierenden Mond im richtigen Abstand, sind solche Bedingungen. Allerdings kann auch ein Planet mit hoher oder sogar chaotischer Achsneigung habitabel sein. (Mehr dazu: Beitrag 071, 23.05.2018: Photosynthese auf anderen Planeten)



Hubble-Aufnahme von Staubscheibe und Exoplanet (s. Einblendung rechts unten) um den Stern Fomalhaut

So sieht die Gleichung aus:

N = R{*} x f{p} x n{e} x f{l} x f{i} x f{c} x L

N gibt die mögliche Anzahl der außerirdischen Zivilisationen in der Galaxis an, die in der Lage und gewillt wären, zu kommunizieren.

R{*} steht für die mittlere Sternentstehungsrate pro Jahr in unserer Galaxie, die durch empirische Beobachtungen, wie zum Beispiel durch das Hubble-Weltraumteleskop, relativ gut abschätzbar ist und zwischen 4 und 19 veranschlagt wird.
Hierbei können nach aktuellem Kenntnisstand nur Sterne mittlerer Größenordnung betrachtet werden. Sterne, die größer als unsere Sonne sind, verbrauchen ihre Energie bereits in weniger als einer Milliarde Jahren, was, wie die irdische Lebensentwicklung nahe legt, zeitlich nicht auareicht. Allerdings sind etwa 70% aller Sterne leuchtschwache rote Zwerge, die zwar eine lange Lebensdauer haben die um Größenordnungen größer als die der Sonne ist, deren habitable Zone aber so dicht am Stern liegt, dass Planeten sehr starken Gezeitenkräften ausgesetzt sind, die den Planeten durchkneten. Auch neigen rote Zwerge zu starken Änderungen in der Sonnenaktivität.
Es gilt auch zu beachten, dass ungefähr jede zweite Entstehung ein Doppel- oder Mehrfachsternsystem ist, bei je nach Konstellation immer wieder andere Gravitationskräfte auf Planeten wirken und diese keine stabile Bahn aufweisen. Sie stürzen früher oder später entweder auf einen der Sterne oder werden aus dem System gekickt. Eine Ausnahme sind Planeten, die von ihren Sonnen so weit entfernt sind, dass die Anziehungskraft dieser wie die Anziehungskraft eines Zentralgestirns wirkt. Dann aber sind sie weit außerhalb habitabler Zonen.

f{p} beschreibt den Anteil an Sternen mit Planetensystem. Seit 1995 wurden mit sehr empfindlichen Detektoren durch Messung der Radialgeschwindigkeit von Sternen und Beobachtungen von Planetentransits bereits, Stand vom 26. Januar 2019, 3973 Exoplaneten in 2969 Systemen entdeckt (davon 652 multiplanetare Systeme mit zwei bis acht nachgewiesenen Planeten). Planetensysteme gelten heute in der unmittelbaren Umgebung der Sonne als sicher nachgewiesenes, allgemein verbreitetes Phänomen. Untersuchungen und Messungen des Institut astrophysique de Paris ergaben, dass ein Stern der Milchstraße im Durchschnitt ein bis zwei Planeten hat.

n{e} beziffert die durchschnittliche Anzahl der Planeten pro Stern, innerhalb des als Ökosphäre benannten Bereichs, in dem die physikalischen Bedingungen die Entstehung von Leben nicht von vornherein ausschließen (z.B. Nähe zum Stern). In unserem Sonnensystem trifft das auf Venus, Erde und Mars zu und 2007 erstmals auch auf 2 Exoplaneten. Ob die Bedingungen auf HD 209458 b oder Gliese 581 c wirklich lebensfreundlich sind, ist umstritten.
Statistische Analysen der Daten des Kepler-Teleskops deuten darauf hin, dass es in der Milchstraße mehrere Milliarden erdgroße Planeten in der Ökosphäre um sonnenähnliche Sterne gibt.

f{l} bezeichnet den Anteil an Planeten mit Leben, doch genau dafür gibt es keine wissenschaftlich belegbaren Zahlen. Bisher kennen wir nur einen Planeten, auf den das zutrifft: Die Erde.
Für die Zukunft erwartet man, mit empfindlicheren Teleskopen auch auf Exoplaneten die Spuren von Leben, zum Beispiel Sauerstoff in der Atmosphäre, suchen zu können.

f{i} wiederum wäre der Anteil an Planeten mit intelligentem Leben. Denn nicht auf jedem Planeten, auf dem sich Leben entwickelt, muss dieses sich nicht zwangsläufig auch zu intelligentem Leben entwickeln. Aber auch für diesen Faktor gibt es keine wissenschaftlich belegbaren Zahlen. Es kann wieder nur unser Sonnensystem als Beispiel herangezogen werden. Hier stellt sich auch die Frage, wie Intelligenz definiert ist.

f{c} ist der Anteil an Zivilisationen mit Interesse an interstellarer Kommunikation, der auch nur hypothetisch sein kann. Denn nur wenn sie Interesse an Kommunikation haben, besteht für uns die Möglichkeit, sie zu finden. Man geht davon aus, dass extraterrestrische intelligente Wesen auch auf die Suche nach Leben gehen.

L steht für die Lebensdauer einer technischen Zivilisation, einer Zivilisation also, die Radiosignale aus dem Weltraum empfangen und ebenso Signale in den Weltraum senden kann.
Leben auf Planeten ist durch externe und interne Faktoren bedroht. Eine komplette Zerstörung kann durch Ereignisse ausgelöst werden, die in der Erdgeschichte schon mehrmals zu Massenaussterben geführt haben. Dazu zählen drastische Klimaveränderungen, ausgelöst durch massive Vulkanausbrüche und Einschläge von Gesteinsbrocken aus dem Weltall. Denkbar wäre auch die Selbstzerstörung einer technischen Zivilisation und die Zerstörung einer technischen intelligenten Zivilisation durch eine andere Spezies, wie zum Beispiel ein Virus.
Da die Lebensdauer von Sternen begrenzt ist (die habitable Zeit ist sogar noch geringer, da sich Leuchtkraft und Strahlung des Sterns im Lauf seines Lebens immer weiter erhöhen), ist auch die Lebensdauer einer Zivilisation im jeweiligen Sonnensystem begrenzt. Zivilisationen außerhalb von Sonnensystemen müssten auf ausreichende sonnenunabhängige Energiequellen umgestiegen sein.

Beschäftigen wir uns daher als nächstes mit der Brauchbarkeit dieser Formel.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 11. Okt 2021, 08:58

Where is everybody? - Teil 3: Die Drake-Gleichung - Unsicherheiten

Für die Aussagekraft der Drake-Gleichung sind die Unsicherheiten der einzelnen Faktoren bestimmend. Besonders zu den letzten 4 Faktoren gibt es bestenfalls sehr weit streuende Vermutungen über den korrekten Wert. Dadurch wird die aus dem Produkt unsicherer Faktoren abgeschätzte Gesamtzahl intelligenter Zivilisationen extrem ungenau.

Die Drake-Gleichung bezieht sich nur auf unsere Galaxie, die Milchstraße, die eine Balkenspiralgalaxie ist (dieser Typ macht cirka 2/3 aller im Universum befindlichen Galayien aus), von denen es schätzungsweise 50-100 Milliarden gibt. Damit müsste der Wert aus der Drake-Gleichung für das gesamte Universum mit einem entsprechenden Faktor multipliziert werden. Damit erhöht sich zwar die abgeschätzte Gesamtzahl möglicher Zivilisationen ganz erheblich, bleibt jedoch aufgrund bislang unzureichender Daten aus anderen Galaxien immer noch extrem ungenau. Die ermittelten Schätzwerte basieren zudem auf der Hochrechnung von lediglich vermuteten Ähnlichkeiten der Ausgangsdaten in allen Galaxien.


NGC 1300 fast von oben gesehen. Bild des Hubble-Weltraumteleskops


Die Drake-Gleichung bezieht sich explizit auf die praktische Möglichkeit von Kontakten. Bereits eine der nächsten Galaxien, der Andromeda-Nebel, ist mit 2,5 Millionen Lichtjahren für eine praktische Kontaktaufnahme nicht in Betracht zu ziehen. In absehbarer Zeit bleibt uns in der Gleichung also doch nur die Milchstraße.
Zusätzlich dazu hat der Biologe Ernst Mayr darauf hingewiesen, dass sich unter den circa 50 Milliarden Arten, die die Erde hervorgebracht hat, lediglich eine der andernorts zu suchenden intelligenten Zivilisationen entwickelt hat, die technisch in der Lage Kontakt zu Extraterrariern aufzunehmen.

Es wurden auch Erweiterungen und Abwandlungen der Drake-Gleichung veröffentlicht, die am grundsätzlichen Problem der Unschärfe ihrer Aussagekraft nicht viel ändern.

Auf der ursprünglichen Green-Bank-Konferenz wurden drei Modelle der Drake-Gleichung vorgestellt:
  • Konservatives Modell: Eine Zivilisation in unserer Milchstraße.
  • Optimistisches Modell: 100 Zivilisationen in unserer Milchstraße, 5000 Lichtjahre mittlerer Abstand zweier sendender Zivilisationen.
  • Enthusiastisches Modell: 4.000.000 Zivilisationen in unserer Milchstraße, 150 Lichtjahre mittlerer Abstand zweier sendender Zivilisationen.
Wenngleich diese Angaben angesichts der geschilderten enormen Unsicherheiten nicht widerlegt werden können, gehen verschiedene spätere Quellen von wesentlich kleineren Werten für das zweite und dritte Modell aus. Zum einen wird die Ökosphäre deutlich enger, wenn man hier schon die prinzipielle Möglichkeit komplexeren Lebens einbezieht. Zum anderen setzen die obigen Modelle voraus, dass mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann Leben entsteht, wenn über einen langen Zeitraum die Bedingungen hierfür günstig sind.
Der amerikanische Astronom und Exobiologe Carl Sagan schätzte die Anzahl an Zivilisationen auf zehn.

#1 - Spektralklasse

Die Spektralklasse, auch Spektraltyp genannt, ist in der Astrononie eine Klassifizierung der Sterne nach dem Aussehen ihres Lichtspektrums. Das System beruht auf der Entdeckung von Joseph von Frauenhofer im Jahr 1813, der im Sonnenspektrum dunkle Absorbtionslinien fand.
Bild
Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff entdeckten 1859, dass diese Linien von der Lage her identisch mit Emissionslinien sind, die von bestimmten chemischen Elementen abgegeben werden.
Bild
Spektrum einer Niederdruck-Cadmiumdampflampe, obere Aufnahme mit einem 256-Pixel-Zeilensensor, untere Aufnahme mit einer Kamera


Der Schluss lag nahe, dass diese Elemente in der Sonne vorhanden sein mussten. Die Spektralanalyse war begründet. Neben der Analyse von Materialien auf der Erde ließen sich so auch die Sternspektren analysieren.

#2 - Leuchtkraftklasse

Bereits in der babylonischen Astronomie, durch Hipparch übernommen, wurden Sterne nach der "Größenklasse" (auch "Magnitudo" genannt) basierend auf ihrer scheinbaren Helligkeit geordnet. Also wie sie von der Erde aus zu beobachten sind. Diese freiäugige Skala (Sterne 1. bis 6. Größe) wurde 1850 streng logarithmisch definiert und erweitert. Heute reicht sie bis zu den schwächsten Sternen 25. Größe, die nur noch mit den größten Teleskopen aufgelöst werden können.
Da die scheinbare Helligkeit den Anforderungen der modernen Astronomie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr genügte, wurde die absolute Helligkeit als neues Maß eingeführt. Normiert wird die Grössenklasse, die der Stern in einer Entfernung von 10 Parsec (1 Parcec (Was ist ein Parsec? [url=https://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/parsec/327[/url]) entspricht etwa 3,2 Lichtjahren) scheinbar leuchten würde. Diese auch Leuchtkraft genannte Energieabstrahlung gehört zu den wichtigsten Zustandsgrößen der Astrophysik und bildet die Basis für die Klassifikation der Sternfamilien im Hertzsprung-Russell-Diagramm.
Um 1950 definierte man eine Skala von I (Überriesen) bis V (Hauptreihensterne, früher "Zwerge" genannt) zur Einteilung nach Leuchtkraft. Sie wurde später um 0, Ia, Ib, VI (Unterzwerge) und VII (Weisse Zwerge) ergänzt, woraus letztlich die Leuchtkraftklasse des MK-Systems entstand.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » So 17. Okt 2021, 20:49

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 1 - Evangelikale und Werner Gitt)

Das vorliegende Faltblatt habe ich dem Flyerkasten unserer örtlichen Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde entnommen. Ich habe es abfotografiert und wieder zurückgesteckt. Ich brauche das Zeug nicht zusätzlich zum restlichen kreationistischen Sammelsorium in meinen vier Wänden.

Kennt ihr den Verlag "Bruderhand-Medien"? Kennt ihr den Hänssler Verlag? Kennt ihr CLV?
Noch nicht? Das wird sich vermutlich ändern, wenn die Evangelikalen und andere fundamentalistische Strömungen nicht nur Fuß fassen (was schon geschehen ist), sondern Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit haben werden.

Was ist so ein Evangelikaler eigentlich?
Der Evangelikalismus (vom englischen evangelicalism) ist eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, die auf den deutschen Pietismus (#1), den englischen Methodismus (#2) und die Erweckungsbewegung (#3) des 18. Jahrhunderts zurückgeht.
Das zugehörige Adjektiv evangelikal wird von dem umfassenderen und häufig konfessionsbezogen verwendeten Adjektiv evangelisch unterschieden. Evangelikale Christen können verschiedenen protestantischen Konfessionen angehören, sie können beispielsweise reformiert, lutherisch, baptistisch, methodistisch oder anglikanisch sein, sich aber auch im pietistischen Sinne konfessionsübergreifenden (überkonfessionellen) oder keinen speziellen konfessionellen Gruppierungen zugehörig fühlen. Damit ist Evangelikalismus kein trennscharfer, konfessionsspezifischer Begriff. Im deutschsprachigen Raum sind die Evangelikalen überwiegend in Freikirchen oder in Landeskirchlichen Gemeinschaften organisiert.
Das ist zwar recht hübsch, dass die Wiki uns sowas verrät, aber zumindest ich kann mir als da nicht viel drunter vorstellen, so als böser Atheist mit (unterstelltem) Hang zum Satanismus und überhaupt und so ...

Ich versuche kurz zusammen zu fassen, was so einen Evangelikalen ausmacht und woran er glaubt.
Evangelikale Christen sehen sich in der Regel auch als evangelisch, da der Begriff durch die Reformation aber schon vereinnahmt wurde, konnte man diesen nicht einfach ins Deutsche so übersetzen und hat daher eine Wortschöpfung erdacht: evangelikal. Fix ist der aber auch erst seit 1966.
Die Evangelikalen sind in weiten Teilen der Erde verbreitet und, wenn man die Pfingstbewegung dazuzählt, eine der schnellst wachsenden Bewegungen. Nach aktuellen Statistiken gibt es derzeit 329 Millionen evangelikale Christen weltweit. Der evangelische Theologieprofessor Werner Ustorf, selbst einem liberalen Protestantismus verpflichtet, schätzt die Evangelikalen einschließlich der pfingstlerischen und charismatischen Kirchen auf "27,7 per cent of organised global Christianity". Auch der Zeitgeschichtler Martin Greschat hält diese Zahlen für zutreffend. In Asien, Afrika, Südamerika und den USA ist die Bewegung im Wachstum begriffen, teilweise auf Kosten liberaler und traditioneller Kirchen.
Man muss erstmal klar stellen, dass es sich um eine Bewegung und nicht um eine einzelne Kirche mit festgelegten Dogma handelt. Das heißt meine Liste bietet maximal einen Überblick über die Sachen, die von den meisten Evangelikalen akzeptiert werden:
  • Evangelikale sehen die Bibel als Gottes Wort, von Menschen aufgeschrieben, aber von Gottes Geist inspiriert. Über das genaue Verständnis der Inspiration besteht keine Einigkeit.
  • Die Bibel sei der verbindliche Maßstab des Glaubens und der Lebensführung, an dem sich alles andere messen müsse.
  • Evangelikale sind sich bewusst, dass die Bibel ausgelegt werden muss, sind aber der Überzeugung, dass auch Nichttheologen die Bibel richtig verstehen können.
  • Sündhaftigkeit und Schuld setzen den Menschen Gottes Zorn und Verdammnis aus. Die Erlösung könne nur durch einen Gnadenakt Gottes erfolgen und setze den Glauben an Jesus Christus, seinen stellvertretenden Opfertod und seine Auferstehung sowie die Bekehrung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist voraus.
  • Christentum basiert für Evangelikale auf einer persönlichen, bewussten Entscheidung für den christlichen Glauben und einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus. Diese Entscheidung muss Auswirkungen auch im Alltag auf das persönliche Handeln haben. Kirchenmitgliedschaft allein genüge nicht. Diese bewusste Entscheidung wird in Form eines persönlichen Gebets vollzogen, das als Lebensübergabe bezeichnet wird. Die Erwachsenentaufe wird in manchen Bewegungen als symbolische Bestätigung der Hinwendung zum "Reich Gottes" praktiziert.
  • Aufgrund der Vorstellung einer persönlichen Beziehung zu Gott rechnen Evangelikale mit dem direkten Eingreifen Gottes in ihr Leben.
  • Wunder halten sie für möglich oder zumindest nicht für ausgeschlossen, entdecken aber Gottes Wirken auch in alltäglichen Begebenheiten.
  • Das allgemeine Priestertum der Laien spielt bei Evangelikalen eine wesentliche Rolle. Jeder Einzelne soll persönlich mit der Bibel umgehen, sie privat und in Kleingruppen studieren, auslegen und auf sich wirken lassen. Daher finden sich unter Evangelikalen viele Laien mit beträchtlicher Bibelkenntnis.
  • Für Leitungs- und Schulungsaufgaben ist eine formelle theologische Ausbildung nicht unbedingt erforderlich. Inwieweit Frauen an Leitungsaufgaben und geistlichen Ämtern innerhalb der Gemeinde beteiligt werden sollen, wird unter Evangelikalen sehr unterschiedlich beantwortet.
  • Kirche und Konfession sind oft von untergeordneter Bedeutung. Die meisten Evangelikalen sehen sich als Teil der weltweiten Christenheit und fühlen sich ungeachtet ihrer Kirchen- oder Gemeindezugehörigkeit mit anderen Evangelikalen verbunden. Jedoch stehen Evangelikale der ökumenischen Bewegung häufig distanziert gegenüber, insbesondere die römisch-katholische Kirche wird als irrend abgelehnt, ebenso orthodoxe Kirchen, aber auch der liberale Protestantismus. Nicht-evangelikale Christen werden von manchen Strömungen als "Namenschristen" abgewertet, die neu evangelisiert werden müssten.
  • Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen (z.B. Islam, Buddhismus, aber auch die anderen christlichen Richtungen) als Irrwege abgelehnt. Ein Dialog der Religionen findet meist nur unter missionarischem Gesichtspunkt statt.
  • Evangelikale sehen es als wichtig an, ihren Glauben gegenüber allen Nicht-Christen in ihrem Sinne zu bezeugen und die biblische Erlösungsbotschaft zu verbreiten.
Viele Punkte kommen mir sehr vertraut vor:
Auch Zeugen Jehovas, sehen die Bibel als inspiriertes Wort Gottes, für den verbindlichen Maßstab, Jesu Opfertod als einzige Lösung für die sündhafte Menschheit. Sie lehnen die Kindstaufe ab und führen nur Taufen bei jenen durch, die sich selbst entscheiden und nach der Bibel (oder deren aktueller Auslegung) leben. Es geht um eine persönliche Beziehung zu Gott, es gibt keine allgemeine Priesterklasse, sondern alle predigen. Die Leitungsaufgaben liegen aber klar bei Männern. Auch Zeugen Jehovas führen mit Andersgläubigen keinen offenen Dialog, sondern sehen den anderen perse im Irrtum und versuchen zu bekehren. Naja und vor Corona hat vermutlich jeder schon einmal an einem Samstag Morgen Besuch von 2 adrett gekleideten Personen erhalten oder kennt jemanden, bei dem es so war.

Aber genauso wie bei anderen Bekehrungsreligionen auch, geht es bei der Bekehrung nicht zwangsläufig sachlich zu. Über Emotionen lassen sich Menschen viel besser einfangen. Durch vorgefertigte Gedanken auf Papier auch schön manipulativ in eine Richtung lenken. Ob sie es merken oder nicht.

Und das ist auch beim Faltblatt aus dem Schaukasten der Fall.

. ...

....
Alle Bildchen lassen sich anklicken. So stelle ich sicher, dass ihr den Orginaltext lesen und prüfen könnt, ob ich tatsächlich die Positionen aus dem Faltblatt wiedergebe.


Was sind "Bruderhand-Medien", Hänssler Verlag und CLV?

Das sind alles Verlage, die die christliche Missionierung ganz oben auf ihrer Fahne haben.
Der Hänssler Verlag ist ein christlicher Verlag. Seit der Fusion 2007 mit anderen evangelikalen Verlagen zum SCM-Verlag der Stiftung Christliche Medien wird das Portfolio unter der Marke SCM Hänssler fortgesetzt. Das Musiklabel Hänssler Classic liegt seit 2015 wieder ganz in den Händen des damaligen Mitbegründers Günter Hänssler.
Die Christliche Literatur-Verbreitung (CLV) ist ein Verlag für christliche Literatur. Er wurde am 15. Mai 1983 in Bielefeld gegründet. Einen Schwerpunkt der Publikationen bilden Bibelausgaben, nämlich die Schlachter- und die Menge-Bibel, außerdem Schriften für das Studium der Bibel und evangelistische Themen sowie das Bibelprogramm CLeVer.

Sie dienen dem Missionswerk.

Aber wer ist dieser Werner Gitt?

Bedenkt man seine Herkunft, so ist er heute heimatlos. Er wurde 1937 in Uschdeggen, einem kleinen Dorf im Nordosten Ostpreußens, geboren. Das Gebiet gehört heute zu Kaliningrad, der Ostsee-Enklave der russischen Förderation. Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 wurde während des Flüchtlingstrecks nach Westen zunächst sein älterer Bruder Fritz von den Russen verschleppt, kurz darauf seine Mutter in die Ukraine, wo sie wenig später verstarb. Als er von den Polen ausgewiesen wurde, gelangte Werner Gitt nach Westdeutschland. Nachdem sein Vater aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, zog er mit ihm zunächst in die Gegend von Lüchow, im heutigen Niedersachsen, und später nach Westfalen.

Auf den Kopf gefallen ist er dabei offenbar nicht. Von 1963 bis 1968 absolvierte Gitt ein Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule Hannover, das er als Diplomingenieur abschloss. Im Anschluss war er als Assistent am Institut für Regelungstechnik der Technischen Hochschule Aachen tätig. Hier promovierte er 1971 zum Dr.-Ing. Seine Dissertation an der Technische Hochschule Aachen 1970 hatte folgenden, wohlklingenden Titel: "Parameterbestimmung an linearen Regelstrecken mit Hilfe von Kennwertortskurven für Systemantworten deterministischer Testsignale". Seit 1971 war er Leiter des Fachbereichs Informationstechnologie an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, wo er 1978 zum Direktor und Professor ernannt wurde. In dieser Position ging er 2002 in den Ruhestand.

In den 30 Jahren ist er definitiv nicht dümmer geworden. Aber auch er hätte erkennen müssen, dass alle seine Forschungsaufträge, eigenen Forschungen und Formeln auch dann vollkommen korrekt sind, wenn man nicht an Gott glaubt. In der Informatik, der Physik und der Mathematik ist Gott egal. Ebenso in der Chemie. Warum sollte er also in der Biologie eine Wirkung haben? Und warum versucht Werner Gitt uns das einzureden?
Er ist Buchautor (was auf dem Flyer gut zu erkennen ist, da bewirbt er seinen Evergreen) und einer der bekannteren Vertreter des Kreationismus in Deutschland.
Warum das? Irgendwann nach 1966 (er war schon verheiratet) wurde er und seine Frau auf einer Evangelisationsveranstaltung in Braunschweig bekehrt. Seitdem gehört das Ehepaar zur Braunschweiger Friedenskirche, einer Evangelisch-Freikirchlichen Baptistengemeinde. Werner Gitt ist auch Mitglied der Studiengemeinschaft Wort und Wissen und tritt in ganz Deutschland auf Evangelisationen als Vortragsredner auf. Er hat zahlreiche Bücher verfasst. Aufnahmen seiner Vorträge werden vertrieben und sind teilweise auch online verfügbar.

Und jetzt kommen wir zu den Verlagen. Werner Gitt veröffentlicht seine Büchlein vorrangig dort. 7 seiner 15 Bücher beim Hänssler Verlag, 7 beim CLV und sein aktuell letztes Werk beim Lichtzeichen Verlag. Der Flyer "Der Mensch - Eine geniale Konstruktion" verweist auf zwei seiner Schriften: "Fragen, die immer wieder gestellt werden" (CLV, Bielefeld 1989, mitlerweile in 20. Auflage) und "Faszination Mensch" (CLV, Bielefeld 1996, in 4. Auflage).

Welche wissenschaftliche Qualifikation befähigt diesen Ingenieur jenseits seiner Promotion solche Aussagen zu treffen?

#1 - Der Pietismus (von lateinisch pietas; "Gottesfurcht", "Frömmigkeit") ist nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im kontinentaleuropäischen Protestantismus. Theologisch versteht sich der Pietismus als eine Besinnung auf zentrale Anliegen der Reformation (etwa Ersatz des toten Buchstabenglaubens durch wahre Gottesfurcht und werktätige Liebe), die jedoch durch die Aufnahme anderer Traditionsstränge in spezifischer Weise umgeformt wurden. Das fromme Subjekt rückt in den Fokus der pietistischen Bewegung, die reine Lehre sowie die kirchliche Einheit geraten dabei in den Hintergrund. So findet sich einerseits in der pietistischen Bewegung ein moderner, "frühaufklärerischer" Zug, da sie der Persönlichkeit des Einzelnen, zu dessen frommer Pflicht die Selbstbeobachtung gehören sollte, einen hohen Stellenwert gibt. Andererseits ist der Pietismus im Laufe seiner Entwicklung in weiten Teilen eine theologisch und sozial konservative Bewegung geworden.

#2 - Methodistische und wesleyanische Kirchen sind Kirchen, die in Theologie und Kirchenverfassung auf der von John Wesley begründeten methodistischen Tradition beruhen. Bei John Wesley liegt das Hauptgewicht seiner Theologie nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung. Mitbegründer der methodistischen Kirchen waren Johns Bruder Charles Wesley und George Whitefield.
Die Kirchen methodistischer und wesleyanischer Tradition sind im Weltrat methodistischer Kirchen (WMC) organisiert, der zu den großen protestantischen Kirchenbünden zählt. Im deutschen Sprachraum vertretene Gliedkirchen des WMC sind die Evangelisch-methodistische Kirche,die Evangelische Gemeinschaft Deutschland und die Kirche des Nazareners. Die Heilsarmee entstammt ebenfalls methodistischer Tradition, ist aber nicht Mitglied im WMC.

#3 - Als Erweckungsbewegungen werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die ihre Existenz meist einer Welle der "Erweckung" verdanken und die inhaltlich die Bekehrung des Einzelnen, das (individuelle und gemeinschaftliche) Glaubenserlebnis sowie die praktische christliche Lebensweise ("Leben in Gemeinschaft mit Gott" und "in der Nachfolge Jesu") besonders betonen. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen treten hinter ein "ursprüngliches" Verständnis eines direkt aus der Bibel entnommenen Evangeliums zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den „Ruf des Evangeliums“ zu Umkehr und geistlicher Erneuerung beginnt.
Erweckung im Sinne der Erweckungsbewegung meint ein einschneidendes subjektives Erlebnis des plötzlichen Ergriffenseins durch Gott, was zu einer radikalen Kehrtwende im Leben und zur völligen Hingabe an Gott führen kann. Von Erweckung ist insbesondere die Rede, wenn das Phänomen dieses Erlebnisses nicht nur singulär auftritt, sondern eine Gruppe von Personen oder eine ganze Region erfasst wird. Heute werden vergleichbare kollektive Ereignisse meist eher "Geistlicher Aufbruch" genannt.
Gedanklich fußt der Begriff auf den Epheserbrief des Paulus Kapitel 5, Vers 14: "Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten." Da nur der Glaube ins ewige Leben führe, sei die Existenz des Ungläubigen dem Tode geweiht. Somit erscheint die Hinwendung zum Glauben als Hinwendung zum Leben bzw., in Analogie zur Auferstehung Christi, als Erweckung vom Tode.
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