Rezension: Jw.org - Fragen junger Leute: Schöpfung oder Evolution?
Auf der Webseite jw.org gibt es eine Rubrik Teenager, in der speziell auf Jugendliche zugeschnitte Artikel, Ratschläge und Videos veröffentlicht werden. Thematisch sortiert geht er auf zahlreiche Lebensbereiche ein, so zum Beispiel "Schule", wo natürlich auch die Evolutionstheorie aufgegriffen wird. In 4 aufeinanderfolgenden Artikeln werden folgende Fragen erörtert: Was spricht für einen Glauben an Gott? Was spricht gegen die Evolution? Was spricht für die Schöpfung? Wie kann ich erklären, warum ich an die Schöpfung glaube?
Wie unschwer zu erkennen ist, sind die Fragen bereits tendenziös gestellt und zeigen bereits vorab, in welche Richtung es gehen muss. Wohin denn auch sonst? Sind Zeugen Jehovas doch von der Schöpfung durch einen allmächtigen Gott überzeugt.
Schöpfung oder Evolution? - Teil 1: Was spricht für den Glauben an Gott?
Die einleitenden Sätze implizieren eine Übermacht der Evolutionsgläubigen, die es laut dem Eintrag "Das Vorrücken der Kreationisten" und den hießigen Fußnoten nicht gibt (#1, #2, #3). Richtig ist, dass auf beiden Seiten viel nachgeplappert wird, ohne selbst zu reflektieren oder recherchieren.
Laut Römer 12:1 soll der eigene Verstand gebraucht werden, um nicht einfach den Glauben der Eltern oder des Umfelds zu übernehmen oder einem Bauchgefühl zu folgen. Grundsätzlich kann ich diese Aussage nur unterstützen, da eigenes Denken und kritisches Hinterfragen voranbringt. Allerdings formt ein jeder seine Umgebung, so wie er von ihr geformt wird. Eine gänzlich unabhängige Meinung wird also niemand ausformen. Schon der Eunuch in Apostelgeschichte 8:26 - 40 antwortet auf die Frage des Philippus, ob er die Worte der heiligen Schriftrollen verstehe: "Wie könnte ich es denn je, wenn mich nicht jemand anleitet?" (Apostelgeschichte 8:31). Und da ist die Krux, denn um einem Glaubensmodell zu folgen, bin ich faktisch gezwungen, bestimmte Glaubenssätze einfach anzunehmen, um überhaupt innerhalb der Glaubensgemeinschaft aufgenommen zu werden. Freiheitliches Denken ist also von Vornherein nur eingeschränkt möglich. In der Wissenschaft könnte ich dagegen jeden Schritt des Erkenntnisgewinns nachvollziehen und selbst meine Schlüsse ziehen. In der Bibel stoppt man spätestens bei den Wundern, da diese auch in der Ewigkeit nicht zu beweisen sind, da sie per Definition den naturwissenschaftlichen Kenntnissen widersprechen und in der Regel einmalig auftraten. Hier ist Glauben unabdingbar, ja sogar zu gewissen Teilen nicht anders möglich als blind. Hier ist Glauben synomym mit "nicht zweifeln dürfen".
Bei einem dicken Buch, wie der Bibel oder aber bei einer so umfangreichen Theorie, wie der die die Evolution beschreibt, ist es eigentlich auch nicht zu erwarten, dass man ganz ohne Erklärung von außen, selbst alle Verknüpfungen legen kann.
Da der Glaube an eine Schöpfung (ein eben solch übernatürliches Wunder) unmittelbar an einen Glauben an Gott geknüpft ist, soll man erstmal das dort hinterlegte Arbeitsblatt "Darum glaube ich an Gott ..." (PDF) durcharbeiten, um mit den vorgefertigten und zielgerichteten Fragen zu einer "unabhängigen" Überzeugung zu gelangen. Alle dort verlinkten Bibelstellen sind wieder poetische Fassungen des kosmologischen Gottesbeweises, der Gott voraussetzt, aber nicht durch Logikschlüsse "beweist". Die Aussagen der Jugendlichen sind dann eigentlich nur noch eine Fortsetzung der Bibeltexte.
Der Trugschluss, dass die mathematische Präzision die Zufälligkeit der Evolution ausschließe, wie der zitierte Anthony behauptet, baut darauf auf, Wissenschaften getrennt zu betrachten. Aber alles baut aufeinander auf. Mathematik stellt das Grundgerüst der Physik, der Beschreibung der Energiezustände und der Kräfte. Diese ist wiederrum Grundlage aller chemischen Prozesse. Biologie ist aber wiederum ein Teilbereich der organischen Chemie. Wenn also das Universum so mathematisch präzise ist, so ist die Evolutionsbiologie ein zwangsläufiges Ereignis und kein Wunder. Ein schöpferischer Akt wird nur in einem Universum benötigt, das offenbar nicht für Leben ausgerichtet ist.
Der Verweis, dass viele intelligente Leute an Gott und die Schöpfung glauben, soll die eigene Überzeugung stärken, in der völligen Verkennung, dass die Mehrheit der sachkundigen Wissenschaftler eben doch die Evolutionstheorie als Erklärungsmodell bevorzugen und durch teils selbst erarbeitete Erkenntnisse bestätigt sehen. Schlussendlich ist die Frage nach Gott höchst persönlich und wenig empirisch oder evidenzbasiert. Denn die Frage, wie viele Forscher auch an Gott glauben, ist so aussagekräftig, wie die Zahl der Ärzte, die wissen, dass Rauchen schädlich ist und dennoch rauchen.
Ein anderer Verweis zeigt auf, dass Leben immer nur aus Leben entsteht und für diese spontane, zufällige Entstehung kein Nachweis vorliegt. Für das Eingreifen eines Gottes zwar auch nicht, aber das müssen wir mit dem Vermerk auf den Glauben ignorieren. Chemiker und Biologen stehen tatsächlich vor dem Rätsel, wie Leben aus unbelebter Materie wurde (Abiogenese). Das heißt aber nicht, dass das Rätsel nicht lösbar wäre. Aus der Frage, warum Leid existiert, wenn Gott doch gütig ist, ein Bibelstudium zu beginnen, würde zumindest bei mir verfangen, da das Leid auf Erden auch ohne Gott erklärbar ist, da wir nunmal nicht auf einer menschgemachten Welt leben, sondern einem tektonisch aktiven Steinklumpen.
Teil 2: Was spricht gegen die Evolution?
Lehrer sind Menschen und unterliegen dem gewöhnlichen Durchschnitt. In den USA glauben die meisten Menschen an die Schöpfung, so eben auch die Lehrer. Eigentlich ein exzellentes Beispiel für Selektion: Denn Lehrer denken nicht anders als die Schulgemeinde, da Lehrer mit unliebsamen Ansichten im amerikanischen Schulsystem von gewählten Schulräten schnell eliminiert werden. Denn auch hier gibt es ebenso viele strikte Kreationisten wie draußen in der Bevölkerung: Vier von zehn Lehrern lehnen die Evolutionslehre ab. Sie müssen sie aber lehren, da die Schulbehörden staatlich organisiert sind. Doch die eigentliche Tragik ist, dass die verbleibenden 60 Prozent oft schon aus Unsicherheit, meist aber vor allem aus Angst vor dem Druck der Eltern das Thema Evolution im Biologieunterricht meist so schwammig präsentieren, dass den Schülern nur der Eindruck bleiben kann, es handele sich hier um etwas, das eher einer Meinung als einer wissenschaftlichen geprüften Theorie entspricht. Sie wird in den allerwenigsten Fällen als Fakt präsentiert - was ebenso falsch wäre - sondern von denen, die ein kreationistisches Weltbild vertreten, als Aufzwängen als solch ein Fakt empfunden.

Schematisch vereinfachte, aber in diesem Sinne fehlerhafte Darstellung der Entwicklung des Menschen auf affenähnlichen Vorfahren.
Daraufhin wird auf die Uneinigkeit in der Wissenschaftgemeinde bezüglich der Evolution verwiesen, obwohl sie schon seit Jahrzehnten erforscht wird. Es gibt trotzdem keine einheitliche Fassung, der alle zustimmen. Das sieht aber nur der als Kritikpunkt, der Wissenschaft nicht versteht. Diskurs und Kontroversen gehören dazu. Je komplexer ein zu untersuchender Sachverhalt - und Leben ist überaus komplex - desto länger und schwieriger ein Einigungsprozess, eben weil an ganz unterschiedlichen Stellen neue Erkenntnis gewonnen wird und das Feld sehr weit gefächert ist. So weit, dass es keiner mehr überblickt. Das man diesen Wissenschaftsapparat hinterfragen soll, ist sogar eine ausdrückliche Forderung eben diesen Apparates, denn nur so funktioniert deren Selbstreinigungsprozess, der am Ende des Tages, die Theorien aussiebt, die den Beobachtungen und Experimenten nicht standhalten können. Dieser Prozess wird in der Evolutionswissenschaft genauso angewandt, seit über 100 Jahren. Dies könnte ein kleiner Hinweis sein, warum sie trotz Widerstand immer noch existiert. Die Evolutionstheorie ist das Resultat eines dynamischen, sich selbst permanent hinterfragenden Apparats, den wir Wissenschaft nennen. Wenn sich alle einig wären und keiner hinterfragen würde, gäbe es keine Anreize neue Dinge herauszufinden. Die Wissenschaft lebt von der Debatte. Wenn Uneinigkeit wirklich ein Punkt zur Ablehnung einer Theorie wäre, so würde auch die Urknalltheorie die Bibel nicht stützen, da diese ebenso noch heute diskutiert wird.
Religionsgelehrte unterschiedlicher Coleur sind sich beim Thema Gott auch nicht einer Meinung. Allein das Christentum ist in zweitausend verschiedene Grüppchen zersplittert. Solche und ähnliche Glaubensfragen sind schon seit Jahrtausenden Gegenstand intensiver Forschung. Religionsgelehrte konnten sich auch mit dem Schwert bisher nicht auf eine Erklärung für Gott und das Leid auf Erden einigen, der alle zustimmen. Wenn sich also die Gelehrten nicht einig sind, warum soll ich Gott dann nicht auch hinterfragen?
Das Konstrukt der Evolutionstheorie(n) steht, es enthält die fünf Säulen der Mutation (lat. mutare "ändern, verwandeln"), Selektion (lat. selectio "Auswahl/Auslese"), Variation (lat. variare "verändern"), Adaption (lat. adaptare "anpassen") und des genetischen Drifts (in der Populationsgenetik eine zufällige Veränderung der Allelfrequenz innerhalb des Genpools einer Population). Irritierenderweise würde vermutlich auch eine Übereinkunft nicht von der Evolution überzeugen, da man dann wieder den Vorwurf des Dogmas einstreut. Man kann es also dem Gegner nicht recht machen.
Wie schon erörtet, ist in diesem Zusammenhang die Sinnsuche unbedeutend. Selbstverständlich hat es Einfluss auf meine Lebensführung, wie meine Weltanschauung aussieht. Aber die Realität kümmert das wenig. Ob ich Sinnhaftigkeit wünsche oder nicht, sagt nichts über die Richtigkeit der Evolutionstheorie aus.
Auch die kritischen Fragen ändern daran nichts: Den Urknall Gott in die Schuhe zu schieben, ist eine Behauptung, denn wir wissen konsequenterweise nicht, warum alles ins Dasein kam (ausführlicher im Eintrag "... 037, 07.01.2018: Was hat die Nacht mit dem Urknall zu tun?"). Die Frage nach der Abstammungsgeschichte des Menschen und der Komplexität von einfachen Lebensformen ist Forschungsgebiet verschiedener Wissenschaftszweige. Es mag Leute geben, die sich mit "Gott war's!" zufrieden geben. Aber einfach gar keine Fragen mehr stellen, als sich aktuell eingestehen zu müssen, dass man nicht oder nicht vollumfänglich antworten kann, ist keine Lösung.
Die Frage nach dem Intellekt versuchen Evolutionsforscher wie folgt zu beantworten: Kochen und Braten von proteinhaltiger Nahrung, hat dazu geführt, dass unsere "affenähnlichen" Vorfahren die Inhaltsstoffe besser aufspalten konnten. Dadurch wuchs das Hirnvolumen und es veränderte sich die Struktur. Gleichzeitig wurde weniger Nahrung benötigt, um den Körper zu versorgen. Ergo brauchte man auch weniger Zeit für die Nahrungssuche. Das Erhalten und Entfachen von Feuerstellen wurde essentiell und verlangte Intellekt. Der frühe Mensch wuchs also in seine Aufgabe hinein und hatte mehr Zeit, sich überhaupt über anderes als Futtern Gedanken zu machen.
Gerade die Übereinstimmung so komplexer Strukturen wie der DNA oder eingelagerten Bakterien und Viren gereicht dem Biologen ja zur Annahme, dass bestimmte Arten eine Verwandtschaft ausweisen, demnach logischerweise also einen gemeinsamen Vorfahren haben müssen.
Die darauffolgenden Fragen von Gwen, Jessica und Julia entspringen dann wieder nur dem Unverständnis, was der Urknall aussagt und wie organische Chemie sich von anderen Prozessen im Universum unterscheidet. Bereits die einfache Theorie, dass wir uns zu sozialen Tieren entwickelt haben, um als Gruppe besser zu überleben, erklärt viele moralische und soziale Aspekte unseres Lebens, ohne einen Gott anzunehmen. Denn es geht in der Evolution nicht um das Überleben des Stärkeren, gleichwohl ist Konkurrenz ein bestimmendes Moment.
Ich bin im Übrigen von der Richtigkeit der Evolutionstheorie nicht deshalb überzeugt, weil kluge Leute, sie vertreten, sondern weil sie allen wissenschaftlichen Tests und Fragestellungen der letzten 160 Jahre standgehalten hat. Weil sie wandelbar ist und neue Ergebnisse berücksichtigt. Weil sie kritisch untersucht wird, bereits innerhalb der Gruppe der sie Erforschenden.
Teil 3: Was spricht für die Schöpfung?
Um auf den Einwand einzugehen, natürlich hat Schöpfungsglaube nichts mit Gehirnwäsche oder Dummheit zu tun und natürlich muss sich kein Hass oder eine Feindschaft auf die Wissenschaft daraus ableiten. Aber im Grunde sind diese Argumente auch nur eine Verteidigung des eigenen Glaubens und keine Argumente für eine Schöpfung. Und ja, es stimmt: Galileo und Newton waren gläubig und ihr Glaube war ein Motivator zu forschen. Aber die aufgestellten Theorien funktionieren nicht deshalb, weil sie Gott gesucht haben, sondern weil sie experimentell überprüfbar sind. Man braucht Gott nicht, um die Schwerkraft zu beschreiben.
Natürlich sind die Dinge schön, sie sind kompliziert und vermutlich werden wir sie nie verstehen. Aber einfach Gott vorzuschieben, löst keine dieser Fragen. Einfaches Abnicken von vorgesetzten Dogmen übrigens auch nicht. Die Evolutionstheorie ist leider keine fixe Idee, aber solange lediglich eine vage Vorstellung von dieser vorhanden ist und auch in der Schule nur so gelehrt wird, ist mit diesem Halbwissen den Kreationisten Tür und Tor geöffnet.
Selbstverständlich gibt es Wissenschaftler, die Glaube und Wissenschaft vereinen können. Aber ihre wissenschaftlichen Arbeiten müssen zur Reproduzierbarkeit, zur Prüfung und Verifizierung eben rein naturalistisch sein, da Glaubensinhalte nicht gemessen werden können. Ein fehlender Widerspruch lässt sich bei vielen Wissenschaftlern bereits dadurch erklären, dass deren Tätigkeitsfeld sich nicht mit Glaubensansichten schneidet. Die meisten sachkundigen Wissenschaftler kommen trotz intensivem Naturstudium nicht zu der Überzeugung, dass dies alles Ergebnis einer statischen Schöpfung ist. Beispielsweise spricht ein in mehreren Arten identisch deaktiviertes Vitamin-C-Enzym dafür, dass es sich um verwandte Arten mit einem gemeinsamen Vorfahren handeln muss. Da Erbgut ein Erbe bedingt. Der biblische Schöpfungsbericht stimmt demnach "unterm Strich" nicht "mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen" überein. Daran ändert auch nichts, dass der Schöpfungsbericht nichts über die Zeiträume sagt. Auslassungen sind per Definition nie im Widerspruch mit irgendwas, weil sie keine Aussagen sind. Dies ist also keine besondere Leistung.
Die verlinkten Wissenschaftler in der Online-Bibliothek sind sicherlich firn in ihrem Gebiet, aber ich habe das Gefühl, sie erliegen einfach der Faszination des Nichtwissens. An irgendeinem Punkt forschen sie nicht weiter und setzen dort Gott hin. An diesem Punkt endet Wissenschaft. Alles ist so komplex und schwer zu begreifen und man könne ja nie wissen ...
Überprüfen wir die aktuellen Planetenentstehungsmodelle mit einem anderen Schöpfungsmythos:
In einem der ägyptischen Schöpfungsmythen entsteht die Erde und das Meer aus dem Sonnengott Atum, der sich zuvor selbst erschaffen hatte (so auch eine Bedeutung seines Namens).
Bereits aus der genannten Kausalkette und der Funktion des Gottes lassen sich wissenschaftliche Aussagen ableiten und diese entsprechen methodisch erworbenen Erkenntnissen zur Planetenentstehung: Denn erst als die Sonne zu brennen anfing, fegte der entstehende Sonnenwind alle Bestandteile, die unterhalb einer kritischen Masse lagen aus dem Zentrum des Sonnensystems und der sie umgebenden jungen Planeten hinfort. Dadurch wurde die Planetenbildung abgeschlossen, da nicht unentwegt immer weitere Kometen und Meteoriten auf die jungen Planeten stürzten. Die Planeten sind stark aufgeheizt und haben keine fest Oberfläche, aber bereits eine ionisierte Atmosphäre (entspräche den ersten Schöpfungen des Atum: Schu, der Gott der Luft und Tefnut, Göttin des Feuers). Durch die beginnende Abkühlung mit gleichzeitiger Ausdunstung aus dem Planeteninneren konnte aus der Dunstglocke erstmals Regen, wenn auch saurer entstehen. Das meiste Wasser aber stammt nach aktuellen Modellen aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Das passt zum Pyramidentext 260, nachdem Horus vom Himmel stürzend (also als Feuerschweif) das Wasser brachte. Es entstehen also Land und Meer.
Wie konnten die alten Ägypter schon mehr als 700 Jahre vor Mose an diese noch viel genauere Beschreibung der Entstehung unserer Erde gelangen?
Finden sich bei genauer Analyse in anderen Schöpfungsmythen noch weitere mit der aktuellen Wissenschaft in Einklang zu bringende Erkenntnisse?
Was sind laut Wachtturm-Gesellschaft eigentlich "gesichtere wissenschaftliche Erkenntnisse"? Ohne vorauszugreifen kann ich bestätigen, dass radiometrische Verfahren zur Altersbestimmung (wie Radio-Carbon-Datierung) in den bibelerklärenden "Einsichten in die Heilige Schrift" (2 Bände, ebenfalls von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegeben) angezweifelt werden, sowie die gesamte wissenschaftliche Chronologie der Menschheitsgeschichte (vornehmlich weil Adam und Eva nicht berücksichtigt werden und die Erkenntnisse weit mehr in die Vergangenheit reichen, als diese erste Menschenpaar). Auch soll die Sintflut ja die Gesteinschichten durcheinander gewirbelt haben, weshalb Messung zwangsläufig falsch sein würden (#4). So bestätigt sich das Glaubenshaus selbst und macht sich unantastbar. Wieder etwas, dass ich glauben muss oder nicht.
Auch die Berufung auf die Biomimetik, Technik also, die die Natur kopiert und somit vorgibt, von Konstruktionen der nachgebauten Natur auf den Konstrukteur der Natur zu schließen, ist lediglich ein Non sequitur. Nur, weil wir Dinge bauen, heißt es eben leider nicht, dass alles erbaut wurde. Auch der Bezug auf die Rubrik "Wer hat es erfunden?", die man auf vielen Erwachet oder auf der Webseite nachlesen kann, ist lediglich der Versuch, diesen Vergleich zu bemühen und vom Staunen auf Gott zu schließen. Weiter geführt wird dies mit den Broschüren "Das Leben: Reiner Zufall?" und "Der Ursprung des Lebens: Fünf Fragen kritisch beleuchtet" auf die ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen will.
Schlussendlich lässt sich feststellen, dass kein einziger Beweis für die Schöpfung erbracht wurde, obwohl der dritte Teil der Serie den Titel "Was spricht für die Schöpfung?" heißt.
Teil 4: Wie kann ich erklären, warum ich an die Schöpfung glaube?
Selbstverständlich muss man kein "Genie in den Naturwissenschaften" sein, um die Schöpfung zu verteidigen, da sie selbst keine Naturwissenschaft ist. Aber auch der bereits als Fehlschluss aufgezeigte Verweis auf Hebräer 3:4 ("Natürlich wird jedes Haus von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott.") wird sicherlich viele beeindrucken. Nicht aber, weil er richtig wäre, sondern die Vorstellung, was Evolution ist, sehr vage ausfällt, selbst beim Lehrer. Warum ein gebautes Haus aber nicht zwingend auf Gott schließen lässt, habe ich in "Grundlagen: Gottesbeweise - Teil 5: Klassische Gottesbeweise" erklärt. Auch der Zahnstocher aus der Erzählung Carols gibt nichts neues zu denken.
Die Situation ist absurd: Auf das "Wie" suchen Kreationisten übrigens keine Antworten, betrachten es oft sogar als nebensächlich. Kommt jedoch eine Wissenschaft bei ihrer Suche nach dem "Wie" zu abweichenden Ergebnissen, so gilt es diese methodisch erworbene Erkenntnis zu bekämpfen. Es wird dabei aber weiterhin auf ein "Wie" verzichtet, also auf einen plausiblen Aufbau einer Alternativtheorie, die nicht lediglich im luftleeren Raum des Übernatürlichen schwebt.
Auch die Frage "Wer hat Gott erschaffen?" führt von säkularisierter Seite nicht weiter. Gekontert werden kann darauf auch lapidar, dass man den Vater eines konkreten Smart Phone Tüftlers auch nicht kennt und dennoch das Produkt des Erbauers in Händen hält. Im Anhang ist im Gegensatz zu diesem simplen Vergleich wenigstens ein Versuch einer Erklärung (#5).
Bei der Argumentation Beispiele aus der Natur zu aufzuzeigen kann bei unbedarften Gesprächspartnern tatsächlich verfangen, aber schlussendlich beweisen sie keinen Schöpfer, sondern enden in der Behauptung, dass es ihn gäbe.
Eine freundliche Diskussion führt auf beiden Seiten seltener zu Abwehrreaktionen oder Verschließen. Herablassend sollte man auch als Evolutionsbefürworter nicht werden. Nicht jeder Gläubige glaubt "blind". Wer sich also mit den Mechanismen der Evolutionstheorie auseinander setzt, ist ebenfalls "bereit zu einer Verteidigung vor jedermann". Und er kann auch dann erklären, warum der Glaube an Schöpfer zwar logisch erscheinen mag, aber nicht zwingend ist. Auf die letzten Einwände bin ich bereits in früheren Artikeln eingegangen.
Und somit ist die Betrachtung dieser Artikelserie abgeschlossen:
Selbstverständlich wird die Evolutionstheorie in den naturwissenschaftlichen Fächern gelehrt, da es keine naturwissenschaftliche Alternative zu dieser gibt, eben auch alternativlos. Darauf werden sich auch künftige Generationen von schöpfungsgläubigen Schülern einstellen müssen. Es gilt aber auch für diese wohl, dass die Evolution als solch schwammiges Konstrukt vorgetragen wird, dass man es auch in dieser schönen Zukunft eher als Idee, denn als wissenschaftlich-methodisch erarbeitete Theorie wahrnehmen wird.
Solche und ähnliche Inhalte wird es im Netz also noch lange geben, was an ihrem geringen Wahrheitsgehalt nichts mehr ändert.
# 1 - Bei den Biologen ist die "Ungläubigkeit" ein gutes Stück höher als in anderen Disziplinen:
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4511
65 Prozent Atheisten, 29 Prozent Agnostiker und 6 Prozent sind Theisten in der National Academy of Sciences.
Quelle: Larry Witham, Where Darwin Meets the Bible (New York: Oxford University Press, 2002), pp. 271-273
#2 - Glauben der führenden Wissenschaftler im Forschungfeld der Evolutionstheorie:
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4551
87 Prozent leugnen Gottes Existenz, 88 Prozent lehnen ein Leben nach dem Tod und 90 Prozent lehnen eine "gelenkte" Evolution ab.
Quelle: Gregory W. Graffin and William B. Provine, "Evolution, Religion and Free Will," American Scientist, vol. 95 (July-August 2007), pp. 294-297; results of Cornell Evolution Project Survey (PDF)
#3 - Religiöser Unglaube unter Biologen an 4 bzw. 2 Jährigen Studium in Colleges oder Universitäten
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4561
61 Prozent sind Atheisten oder Agnostiker.
Quelle: Neil Gross and Solon Simmons, “How Religious are America’s College and University Professors?” (Feb. 6, 2007)
#4 - Wie erklärt die Sintflut eine Besiedlung von entlegenen Inselarchipelen mit einer einzigartigen Flora und Fauna in weniger als 4000 Jahren, wenn auf der Arche doch nur maximal die Grundtypen aller Lebewesen gepasst haben können und eigentlich noch nicht einmal das?
#5 - Wer hat Gott erschaffen?
Alles hat ja einen Anfang und ein Ende. Anders ist das für uns nicht vorstellbar, was aber keineswegs bedeutet, dass es anders nicht sein kann. Albert Einstein hat mit seiner Relativitätstheorie rechnerisch nachgewiesen, dass die Zeit keine feststehende Größe ist, sondern eine relativ von Masse und Geschwindigkeit eines Körper abhängige. Je schneller und massereicher etwas ist, desto langsamer vergeht die Zeit für dieses Objekt. Das nennt sich Zeitdilatation. Dies betrifft sowohl die Gleichzeitigkeit von Ereignissen, die an verschiedenen Orten stattfinden, als auch die Zeitdauer zwischen zwei Treffen zweier Beobachter, die sich zwischen diesen Treffen relativ zueinander bewegen. Da es kein absolut ruhendes Koordinatensystem gibt, ist die Frage, welcher Beobachter die Situation korrekt beurteilt, nicht sinnvoll. Man ordnet daher jedem Beobachter seine so genannte Eigenzeit zu. Ferner beeinflusst die Anwesenheit von Massen den Ablauf der Zeit, so dass diese an verschiedenen Orten im Gravitationsfeld unterschiedlich schnell verstreicht.
Dies hat man experimentell später mit zwei Atomuhren in einem Experiment nachgewiesen. Dabei platzierte man eine von zwei absolut gleich laufenden Atomuhren in einer Concorde, die andere ließ man am Boden zurück. Nach einer mehrstündigen Überschallflugzeit der Concorde konnte man tatsächlich eine Abweichung der beiden Uhren feststellen, wenn auch nur wenige Millionstel Sekunden. In der Concorde war weniger Zeit vergangen als auf der sich langsamer bewegenden Erde.
Da Gott geistig und nicht materiell ist, ist er der Zeit, die er ja auch geschaffen haben soll, nicht unterworfen. Das bedeute wieder nicht, dass es in dieser geistigen Welt (klassisch als "Der Himmel" bezeichnet) keine Gegenstände geben kann, sondern nur, dass diese nicht aus der Materie bestehen, die die Zeit für Ihre Existenz benötigt. Wenn es aber diese Zeit dort nicht geben kann, dann ist dort auch kein Anfang und kein Ende, sondern eben Ewigkeit.
Bei solchen Überlegungen setzt freilich der eigene Geist aus. Aber so kann man vermutlich die zeitlose Existenz Gottes erklären, die keinen Anfang und kein Ende kennt.
Aber damit beschreibt man auch nur die Kleider eines Kaisers, der wohlmöglich gar nicht existiert (eine treffende Analogie zu "Des Kaisers neue Kleider").
Auf der Webseite jw.org gibt es eine Rubrik Teenager, in der speziell auf Jugendliche zugeschnitte Artikel, Ratschläge und Videos veröffentlicht werden. Thematisch sortiert geht er auf zahlreiche Lebensbereiche ein, so zum Beispiel "Schule", wo natürlich auch die Evolutionstheorie aufgegriffen wird. In 4 aufeinanderfolgenden Artikeln werden folgende Fragen erörtert: Was spricht für einen Glauben an Gott? Was spricht gegen die Evolution? Was spricht für die Schöpfung? Wie kann ich erklären, warum ich an die Schöpfung glaube?
Wie unschwer zu erkennen ist, sind die Fragen bereits tendenziös gestellt und zeigen bereits vorab, in welche Richtung es gehen muss. Wohin denn auch sonst? Sind Zeugen Jehovas doch von der Schöpfung durch einen allmächtigen Gott überzeugt.
Schöpfung oder Evolution? - Teil 1: Was spricht für den Glauben an Gott?
Die einleitenden Sätze implizieren eine Übermacht der Evolutionsgläubigen, die es laut dem Eintrag "Das Vorrücken der Kreationisten" und den hießigen Fußnoten nicht gibt (#1, #2, #3). Richtig ist, dass auf beiden Seiten viel nachgeplappert wird, ohne selbst zu reflektieren oder recherchieren.
Laut Römer 12:1 soll der eigene Verstand gebraucht werden, um nicht einfach den Glauben der Eltern oder des Umfelds zu übernehmen oder einem Bauchgefühl zu folgen. Grundsätzlich kann ich diese Aussage nur unterstützen, da eigenes Denken und kritisches Hinterfragen voranbringt. Allerdings formt ein jeder seine Umgebung, so wie er von ihr geformt wird. Eine gänzlich unabhängige Meinung wird also niemand ausformen. Schon der Eunuch in Apostelgeschichte 8:26 - 40 antwortet auf die Frage des Philippus, ob er die Worte der heiligen Schriftrollen verstehe: "Wie könnte ich es denn je, wenn mich nicht jemand anleitet?" (Apostelgeschichte 8:31). Und da ist die Krux, denn um einem Glaubensmodell zu folgen, bin ich faktisch gezwungen, bestimmte Glaubenssätze einfach anzunehmen, um überhaupt innerhalb der Glaubensgemeinschaft aufgenommen zu werden. Freiheitliches Denken ist also von Vornherein nur eingeschränkt möglich. In der Wissenschaft könnte ich dagegen jeden Schritt des Erkenntnisgewinns nachvollziehen und selbst meine Schlüsse ziehen. In der Bibel stoppt man spätestens bei den Wundern, da diese auch in der Ewigkeit nicht zu beweisen sind, da sie per Definition den naturwissenschaftlichen Kenntnissen widersprechen und in der Regel einmalig auftraten. Hier ist Glauben unabdingbar, ja sogar zu gewissen Teilen nicht anders möglich als blind. Hier ist Glauben synomym mit "nicht zweifeln dürfen".
Bei einem dicken Buch, wie der Bibel oder aber bei einer so umfangreichen Theorie, wie der die die Evolution beschreibt, ist es eigentlich auch nicht zu erwarten, dass man ganz ohne Erklärung von außen, selbst alle Verknüpfungen legen kann.
Da der Glaube an eine Schöpfung (ein eben solch übernatürliches Wunder) unmittelbar an einen Glauben an Gott geknüpft ist, soll man erstmal das dort hinterlegte Arbeitsblatt "Darum glaube ich an Gott ..." (PDF) durcharbeiten, um mit den vorgefertigten und zielgerichteten Fragen zu einer "unabhängigen" Überzeugung zu gelangen. Alle dort verlinkten Bibelstellen sind wieder poetische Fassungen des kosmologischen Gottesbeweises, der Gott voraussetzt, aber nicht durch Logikschlüsse "beweist". Die Aussagen der Jugendlichen sind dann eigentlich nur noch eine Fortsetzung der Bibeltexte.
Der Trugschluss, dass die mathematische Präzision die Zufälligkeit der Evolution ausschließe, wie der zitierte Anthony behauptet, baut darauf auf, Wissenschaften getrennt zu betrachten. Aber alles baut aufeinander auf. Mathematik stellt das Grundgerüst der Physik, der Beschreibung der Energiezustände und der Kräfte. Diese ist wiederrum Grundlage aller chemischen Prozesse. Biologie ist aber wiederum ein Teilbereich der organischen Chemie. Wenn also das Universum so mathematisch präzise ist, so ist die Evolutionsbiologie ein zwangsläufiges Ereignis und kein Wunder. Ein schöpferischer Akt wird nur in einem Universum benötigt, das offenbar nicht für Leben ausgerichtet ist.
Der Verweis, dass viele intelligente Leute an Gott und die Schöpfung glauben, soll die eigene Überzeugung stärken, in der völligen Verkennung, dass die Mehrheit der sachkundigen Wissenschaftler eben doch die Evolutionstheorie als Erklärungsmodell bevorzugen und durch teils selbst erarbeitete Erkenntnisse bestätigt sehen. Schlussendlich ist die Frage nach Gott höchst persönlich und wenig empirisch oder evidenzbasiert. Denn die Frage, wie viele Forscher auch an Gott glauben, ist so aussagekräftig, wie die Zahl der Ärzte, die wissen, dass Rauchen schädlich ist und dennoch rauchen.
Ein anderer Verweis zeigt auf, dass Leben immer nur aus Leben entsteht und für diese spontane, zufällige Entstehung kein Nachweis vorliegt. Für das Eingreifen eines Gottes zwar auch nicht, aber das müssen wir mit dem Vermerk auf den Glauben ignorieren. Chemiker und Biologen stehen tatsächlich vor dem Rätsel, wie Leben aus unbelebter Materie wurde (Abiogenese). Das heißt aber nicht, dass das Rätsel nicht lösbar wäre. Aus der Frage, warum Leid existiert, wenn Gott doch gütig ist, ein Bibelstudium zu beginnen, würde zumindest bei mir verfangen, da das Leid auf Erden auch ohne Gott erklärbar ist, da wir nunmal nicht auf einer menschgemachten Welt leben, sondern einem tektonisch aktiven Steinklumpen.
Teil 2: Was spricht gegen die Evolution?
Lehrer sind Menschen und unterliegen dem gewöhnlichen Durchschnitt. In den USA glauben die meisten Menschen an die Schöpfung, so eben auch die Lehrer. Eigentlich ein exzellentes Beispiel für Selektion: Denn Lehrer denken nicht anders als die Schulgemeinde, da Lehrer mit unliebsamen Ansichten im amerikanischen Schulsystem von gewählten Schulräten schnell eliminiert werden. Denn auch hier gibt es ebenso viele strikte Kreationisten wie draußen in der Bevölkerung: Vier von zehn Lehrern lehnen die Evolutionslehre ab. Sie müssen sie aber lehren, da die Schulbehörden staatlich organisiert sind. Doch die eigentliche Tragik ist, dass die verbleibenden 60 Prozent oft schon aus Unsicherheit, meist aber vor allem aus Angst vor dem Druck der Eltern das Thema Evolution im Biologieunterricht meist so schwammig präsentieren, dass den Schülern nur der Eindruck bleiben kann, es handele sich hier um etwas, das eher einer Meinung als einer wissenschaftlichen geprüften Theorie entspricht. Sie wird in den allerwenigsten Fällen als Fakt präsentiert - was ebenso falsch wäre - sondern von denen, die ein kreationistisches Weltbild vertreten, als Aufzwängen als solch ein Fakt empfunden.

Schematisch vereinfachte, aber in diesem Sinne fehlerhafte Darstellung der Entwicklung des Menschen auf affenähnlichen Vorfahren.
Daraufhin wird auf die Uneinigkeit in der Wissenschaftgemeinde bezüglich der Evolution verwiesen, obwohl sie schon seit Jahrzehnten erforscht wird. Es gibt trotzdem keine einheitliche Fassung, der alle zustimmen. Das sieht aber nur der als Kritikpunkt, der Wissenschaft nicht versteht. Diskurs und Kontroversen gehören dazu. Je komplexer ein zu untersuchender Sachverhalt - und Leben ist überaus komplex - desto länger und schwieriger ein Einigungsprozess, eben weil an ganz unterschiedlichen Stellen neue Erkenntnis gewonnen wird und das Feld sehr weit gefächert ist. So weit, dass es keiner mehr überblickt. Das man diesen Wissenschaftsapparat hinterfragen soll, ist sogar eine ausdrückliche Forderung eben diesen Apparates, denn nur so funktioniert deren Selbstreinigungsprozess, der am Ende des Tages, die Theorien aussiebt, die den Beobachtungen und Experimenten nicht standhalten können. Dieser Prozess wird in der Evolutionswissenschaft genauso angewandt, seit über 100 Jahren. Dies könnte ein kleiner Hinweis sein, warum sie trotz Widerstand immer noch existiert. Die Evolutionstheorie ist das Resultat eines dynamischen, sich selbst permanent hinterfragenden Apparats, den wir Wissenschaft nennen. Wenn sich alle einig wären und keiner hinterfragen würde, gäbe es keine Anreize neue Dinge herauszufinden. Die Wissenschaft lebt von der Debatte. Wenn Uneinigkeit wirklich ein Punkt zur Ablehnung einer Theorie wäre, so würde auch die Urknalltheorie die Bibel nicht stützen, da diese ebenso noch heute diskutiert wird.
Religionsgelehrte unterschiedlicher Coleur sind sich beim Thema Gott auch nicht einer Meinung. Allein das Christentum ist in zweitausend verschiedene Grüppchen zersplittert. Solche und ähnliche Glaubensfragen sind schon seit Jahrtausenden Gegenstand intensiver Forschung. Religionsgelehrte konnten sich auch mit dem Schwert bisher nicht auf eine Erklärung für Gott und das Leid auf Erden einigen, der alle zustimmen. Wenn sich also die Gelehrten nicht einig sind, warum soll ich Gott dann nicht auch hinterfragen?
Das Konstrukt der Evolutionstheorie(n) steht, es enthält die fünf Säulen der Mutation (lat. mutare "ändern, verwandeln"), Selektion (lat. selectio "Auswahl/Auslese"), Variation (lat. variare "verändern"), Adaption (lat. adaptare "anpassen") und des genetischen Drifts (in der Populationsgenetik eine zufällige Veränderung der Allelfrequenz innerhalb des Genpools einer Population). Irritierenderweise würde vermutlich auch eine Übereinkunft nicht von der Evolution überzeugen, da man dann wieder den Vorwurf des Dogmas einstreut. Man kann es also dem Gegner nicht recht machen.
Wie schon erörtet, ist in diesem Zusammenhang die Sinnsuche unbedeutend. Selbstverständlich hat es Einfluss auf meine Lebensführung, wie meine Weltanschauung aussieht. Aber die Realität kümmert das wenig. Ob ich Sinnhaftigkeit wünsche oder nicht, sagt nichts über die Richtigkeit der Evolutionstheorie aus.
Auch die kritischen Fragen ändern daran nichts: Den Urknall Gott in die Schuhe zu schieben, ist eine Behauptung, denn wir wissen konsequenterweise nicht, warum alles ins Dasein kam (ausführlicher im Eintrag "... 037, 07.01.2018: Was hat die Nacht mit dem Urknall zu tun?"). Die Frage nach der Abstammungsgeschichte des Menschen und der Komplexität von einfachen Lebensformen ist Forschungsgebiet verschiedener Wissenschaftszweige. Es mag Leute geben, die sich mit "Gott war's!" zufrieden geben. Aber einfach gar keine Fragen mehr stellen, als sich aktuell eingestehen zu müssen, dass man nicht oder nicht vollumfänglich antworten kann, ist keine Lösung.
Die Frage nach dem Intellekt versuchen Evolutionsforscher wie folgt zu beantworten: Kochen und Braten von proteinhaltiger Nahrung, hat dazu geführt, dass unsere "affenähnlichen" Vorfahren die Inhaltsstoffe besser aufspalten konnten. Dadurch wuchs das Hirnvolumen und es veränderte sich die Struktur. Gleichzeitig wurde weniger Nahrung benötigt, um den Körper zu versorgen. Ergo brauchte man auch weniger Zeit für die Nahrungssuche. Das Erhalten und Entfachen von Feuerstellen wurde essentiell und verlangte Intellekt. Der frühe Mensch wuchs also in seine Aufgabe hinein und hatte mehr Zeit, sich überhaupt über anderes als Futtern Gedanken zu machen.
Gerade die Übereinstimmung so komplexer Strukturen wie der DNA oder eingelagerten Bakterien und Viren gereicht dem Biologen ja zur Annahme, dass bestimmte Arten eine Verwandtschaft ausweisen, demnach logischerweise also einen gemeinsamen Vorfahren haben müssen.
Die darauffolgenden Fragen von Gwen, Jessica und Julia entspringen dann wieder nur dem Unverständnis, was der Urknall aussagt und wie organische Chemie sich von anderen Prozessen im Universum unterscheidet. Bereits die einfache Theorie, dass wir uns zu sozialen Tieren entwickelt haben, um als Gruppe besser zu überleben, erklärt viele moralische und soziale Aspekte unseres Lebens, ohne einen Gott anzunehmen. Denn es geht in der Evolution nicht um das Überleben des Stärkeren, gleichwohl ist Konkurrenz ein bestimmendes Moment.
Ich bin im Übrigen von der Richtigkeit der Evolutionstheorie nicht deshalb überzeugt, weil kluge Leute, sie vertreten, sondern weil sie allen wissenschaftlichen Tests und Fragestellungen der letzten 160 Jahre standgehalten hat. Weil sie wandelbar ist und neue Ergebnisse berücksichtigt. Weil sie kritisch untersucht wird, bereits innerhalb der Gruppe der sie Erforschenden.
Teil 3: Was spricht für die Schöpfung?
Um auf den Einwand einzugehen, natürlich hat Schöpfungsglaube nichts mit Gehirnwäsche oder Dummheit zu tun und natürlich muss sich kein Hass oder eine Feindschaft auf die Wissenschaft daraus ableiten. Aber im Grunde sind diese Argumente auch nur eine Verteidigung des eigenen Glaubens und keine Argumente für eine Schöpfung. Und ja, es stimmt: Galileo und Newton waren gläubig und ihr Glaube war ein Motivator zu forschen. Aber die aufgestellten Theorien funktionieren nicht deshalb, weil sie Gott gesucht haben, sondern weil sie experimentell überprüfbar sind. Man braucht Gott nicht, um die Schwerkraft zu beschreiben.
Natürlich sind die Dinge schön, sie sind kompliziert und vermutlich werden wir sie nie verstehen. Aber einfach Gott vorzuschieben, löst keine dieser Fragen. Einfaches Abnicken von vorgesetzten Dogmen übrigens auch nicht. Die Evolutionstheorie ist leider keine fixe Idee, aber solange lediglich eine vage Vorstellung von dieser vorhanden ist und auch in der Schule nur so gelehrt wird, ist mit diesem Halbwissen den Kreationisten Tür und Tor geöffnet.
Selbstverständlich gibt es Wissenschaftler, die Glaube und Wissenschaft vereinen können. Aber ihre wissenschaftlichen Arbeiten müssen zur Reproduzierbarkeit, zur Prüfung und Verifizierung eben rein naturalistisch sein, da Glaubensinhalte nicht gemessen werden können. Ein fehlender Widerspruch lässt sich bei vielen Wissenschaftlern bereits dadurch erklären, dass deren Tätigkeitsfeld sich nicht mit Glaubensansichten schneidet. Die meisten sachkundigen Wissenschaftler kommen trotz intensivem Naturstudium nicht zu der Überzeugung, dass dies alles Ergebnis einer statischen Schöpfung ist. Beispielsweise spricht ein in mehreren Arten identisch deaktiviertes Vitamin-C-Enzym dafür, dass es sich um verwandte Arten mit einem gemeinsamen Vorfahren handeln muss. Da Erbgut ein Erbe bedingt. Der biblische Schöpfungsbericht stimmt demnach "unterm Strich" nicht "mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen" überein. Daran ändert auch nichts, dass der Schöpfungsbericht nichts über die Zeiträume sagt. Auslassungen sind per Definition nie im Widerspruch mit irgendwas, weil sie keine Aussagen sind. Dies ist also keine besondere Leistung.
Die verlinkten Wissenschaftler in der Online-Bibliothek sind sicherlich firn in ihrem Gebiet, aber ich habe das Gefühl, sie erliegen einfach der Faszination des Nichtwissens. An irgendeinem Punkt forschen sie nicht weiter und setzen dort Gott hin. An diesem Punkt endet Wissenschaft. Alles ist so komplex und schwer zu begreifen und man könne ja nie wissen ...
Überprüfen wir die aktuellen Planetenentstehungsmodelle mit einem anderen Schöpfungsmythos:
In einem der ägyptischen Schöpfungsmythen entsteht die Erde und das Meer aus dem Sonnengott Atum, der sich zuvor selbst erschaffen hatte (so auch eine Bedeutung seines Namens).
Bereits aus der genannten Kausalkette und der Funktion des Gottes lassen sich wissenschaftliche Aussagen ableiten und diese entsprechen methodisch erworbenen Erkenntnissen zur Planetenentstehung: Denn erst als die Sonne zu brennen anfing, fegte der entstehende Sonnenwind alle Bestandteile, die unterhalb einer kritischen Masse lagen aus dem Zentrum des Sonnensystems und der sie umgebenden jungen Planeten hinfort. Dadurch wurde die Planetenbildung abgeschlossen, da nicht unentwegt immer weitere Kometen und Meteoriten auf die jungen Planeten stürzten. Die Planeten sind stark aufgeheizt und haben keine fest Oberfläche, aber bereits eine ionisierte Atmosphäre (entspräche den ersten Schöpfungen des Atum: Schu, der Gott der Luft und Tefnut, Göttin des Feuers). Durch die beginnende Abkühlung mit gleichzeitiger Ausdunstung aus dem Planeteninneren konnte aus der Dunstglocke erstmals Regen, wenn auch saurer entstehen. Das meiste Wasser aber stammt nach aktuellen Modellen aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Das passt zum Pyramidentext 260, nachdem Horus vom Himmel stürzend (also als Feuerschweif) das Wasser brachte. Es entstehen also Land und Meer.
Wie konnten die alten Ägypter schon mehr als 700 Jahre vor Mose an diese noch viel genauere Beschreibung der Entstehung unserer Erde gelangen?
Finden sich bei genauer Analyse in anderen Schöpfungsmythen noch weitere mit der aktuellen Wissenschaft in Einklang zu bringende Erkenntnisse?
Was sind laut Wachtturm-Gesellschaft eigentlich "gesichtere wissenschaftliche Erkenntnisse"? Ohne vorauszugreifen kann ich bestätigen, dass radiometrische Verfahren zur Altersbestimmung (wie Radio-Carbon-Datierung) in den bibelerklärenden "Einsichten in die Heilige Schrift" (2 Bände, ebenfalls von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegeben) angezweifelt werden, sowie die gesamte wissenschaftliche Chronologie der Menschheitsgeschichte (vornehmlich weil Adam und Eva nicht berücksichtigt werden und die Erkenntnisse weit mehr in die Vergangenheit reichen, als diese erste Menschenpaar). Auch soll die Sintflut ja die Gesteinschichten durcheinander gewirbelt haben, weshalb Messung zwangsläufig falsch sein würden (#4). So bestätigt sich das Glaubenshaus selbst und macht sich unantastbar. Wieder etwas, dass ich glauben muss oder nicht.
Auch die Berufung auf die Biomimetik, Technik also, die die Natur kopiert und somit vorgibt, von Konstruktionen der nachgebauten Natur auf den Konstrukteur der Natur zu schließen, ist lediglich ein Non sequitur. Nur, weil wir Dinge bauen, heißt es eben leider nicht, dass alles erbaut wurde. Auch der Bezug auf die Rubrik "Wer hat es erfunden?", die man auf vielen Erwachet oder auf der Webseite nachlesen kann, ist lediglich der Versuch, diesen Vergleich zu bemühen und vom Staunen auf Gott zu schließen. Weiter geführt wird dies mit den Broschüren "Das Leben: Reiner Zufall?" und "Der Ursprung des Lebens: Fünf Fragen kritisch beleuchtet" auf die ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen will.
Schlussendlich lässt sich feststellen, dass kein einziger Beweis für die Schöpfung erbracht wurde, obwohl der dritte Teil der Serie den Titel "Was spricht für die Schöpfung?" heißt.
When you hear hoofbeats, think of horses not zebras.- Dr. Theodore Woodward, in den 40ern Professor an der University of Maryland School of Medicine
Teil 4: Wie kann ich erklären, warum ich an die Schöpfung glaube?
Selbstverständlich muss man kein "Genie in den Naturwissenschaften" sein, um die Schöpfung zu verteidigen, da sie selbst keine Naturwissenschaft ist. Aber auch der bereits als Fehlschluss aufgezeigte Verweis auf Hebräer 3:4 ("Natürlich wird jedes Haus von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott.") wird sicherlich viele beeindrucken. Nicht aber, weil er richtig wäre, sondern die Vorstellung, was Evolution ist, sehr vage ausfällt, selbst beim Lehrer. Warum ein gebautes Haus aber nicht zwingend auf Gott schließen lässt, habe ich in "Grundlagen: Gottesbeweise - Teil 5: Klassische Gottesbeweise" erklärt. Auch der Zahnstocher aus der Erzählung Carols gibt nichts neues zu denken.
Die Situation ist absurd: Auf das "Wie" suchen Kreationisten übrigens keine Antworten, betrachten es oft sogar als nebensächlich. Kommt jedoch eine Wissenschaft bei ihrer Suche nach dem "Wie" zu abweichenden Ergebnissen, so gilt es diese methodisch erworbene Erkenntnis zu bekämpfen. Es wird dabei aber weiterhin auf ein "Wie" verzichtet, also auf einen plausiblen Aufbau einer Alternativtheorie, die nicht lediglich im luftleeren Raum des Übernatürlichen schwebt.
Auch die Frage "Wer hat Gott erschaffen?" führt von säkularisierter Seite nicht weiter. Gekontert werden kann darauf auch lapidar, dass man den Vater eines konkreten Smart Phone Tüftlers auch nicht kennt und dennoch das Produkt des Erbauers in Händen hält. Im Anhang ist im Gegensatz zu diesem simplen Vergleich wenigstens ein Versuch einer Erklärung (#5).
Bei der Argumentation Beispiele aus der Natur zu aufzuzeigen kann bei unbedarften Gesprächspartnern tatsächlich verfangen, aber schlussendlich beweisen sie keinen Schöpfer, sondern enden in der Behauptung, dass es ihn gäbe.
Eine freundliche Diskussion führt auf beiden Seiten seltener zu Abwehrreaktionen oder Verschließen. Herablassend sollte man auch als Evolutionsbefürworter nicht werden. Nicht jeder Gläubige glaubt "blind". Wer sich also mit den Mechanismen der Evolutionstheorie auseinander setzt, ist ebenfalls "bereit zu einer Verteidigung vor jedermann". Und er kann auch dann erklären, warum der Glaube an Schöpfer zwar logisch erscheinen mag, aber nicht zwingend ist. Auf die letzten Einwände bin ich bereits in früheren Artikeln eingegangen.
Und somit ist die Betrachtung dieser Artikelserie abgeschlossen:
Selbstverständlich wird die Evolutionstheorie in den naturwissenschaftlichen Fächern gelehrt, da es keine naturwissenschaftliche Alternative zu dieser gibt, eben auch alternativlos. Darauf werden sich auch künftige Generationen von schöpfungsgläubigen Schülern einstellen müssen. Es gilt aber auch für diese wohl, dass die Evolution als solch schwammiges Konstrukt vorgetragen wird, dass man es auch in dieser schönen Zukunft eher als Idee, denn als wissenschaftlich-methodisch erarbeitete Theorie wahrnehmen wird.
Solche und ähnliche Inhalte wird es im Netz also noch lange geben, was an ihrem geringen Wahrheitsgehalt nichts mehr ändert.
# 1 - Bei den Biologen ist die "Ungläubigkeit" ein gutes Stück höher als in anderen Disziplinen:
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4511
65 Prozent Atheisten, 29 Prozent Agnostiker und 6 Prozent sind Theisten in der National Academy of Sciences.
Quelle: Larry Witham, Where Darwin Meets the Bible (New York: Oxford University Press, 2002), pp. 271-273
#2 - Glauben der führenden Wissenschaftler im Forschungfeld der Evolutionstheorie:
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4551
87 Prozent leugnen Gottes Existenz, 88 Prozent lehnen ein Leben nach dem Tod und 90 Prozent lehnen eine "gelenkte" Evolution ab.
Quelle: Gregory W. Graffin and William B. Provine, "Evolution, Religion and Free Will," American Scientist, vol. 95 (July-August 2007), pp. 294-297; results of Cornell Evolution Project Survey (PDF)
#3 - Religiöser Unglaube unter Biologen an 4 bzw. 2 Jährigen Studium in Colleges oder Universitäten
http://www.discovery.org/scripts/viewDB/filesDB-download.php?command=download&id=4561
61 Prozent sind Atheisten oder Agnostiker.
Quelle: Neil Gross and Solon Simmons, “How Religious are America’s College and University Professors?” (Feb. 6, 2007)
#4 - Wie erklärt die Sintflut eine Besiedlung von entlegenen Inselarchipelen mit einer einzigartigen Flora und Fauna in weniger als 4000 Jahren, wenn auf der Arche doch nur maximal die Grundtypen aller Lebewesen gepasst haben können und eigentlich noch nicht einmal das?
#5 - Wer hat Gott erschaffen?
Alles hat ja einen Anfang und ein Ende. Anders ist das für uns nicht vorstellbar, was aber keineswegs bedeutet, dass es anders nicht sein kann. Albert Einstein hat mit seiner Relativitätstheorie rechnerisch nachgewiesen, dass die Zeit keine feststehende Größe ist, sondern eine relativ von Masse und Geschwindigkeit eines Körper abhängige. Je schneller und massereicher etwas ist, desto langsamer vergeht die Zeit für dieses Objekt. Das nennt sich Zeitdilatation. Dies betrifft sowohl die Gleichzeitigkeit von Ereignissen, die an verschiedenen Orten stattfinden, als auch die Zeitdauer zwischen zwei Treffen zweier Beobachter, die sich zwischen diesen Treffen relativ zueinander bewegen. Da es kein absolut ruhendes Koordinatensystem gibt, ist die Frage, welcher Beobachter die Situation korrekt beurteilt, nicht sinnvoll. Man ordnet daher jedem Beobachter seine so genannte Eigenzeit zu. Ferner beeinflusst die Anwesenheit von Massen den Ablauf der Zeit, so dass diese an verschiedenen Orten im Gravitationsfeld unterschiedlich schnell verstreicht.
Dies hat man experimentell später mit zwei Atomuhren in einem Experiment nachgewiesen. Dabei platzierte man eine von zwei absolut gleich laufenden Atomuhren in einer Concorde, die andere ließ man am Boden zurück. Nach einer mehrstündigen Überschallflugzeit der Concorde konnte man tatsächlich eine Abweichung der beiden Uhren feststellen, wenn auch nur wenige Millionstel Sekunden. In der Concorde war weniger Zeit vergangen als auf der sich langsamer bewegenden Erde.
Da Gott geistig und nicht materiell ist, ist er der Zeit, die er ja auch geschaffen haben soll, nicht unterworfen. Das bedeute wieder nicht, dass es in dieser geistigen Welt (klassisch als "Der Himmel" bezeichnet) keine Gegenstände geben kann, sondern nur, dass diese nicht aus der Materie bestehen, die die Zeit für Ihre Existenz benötigt. Wenn es aber diese Zeit dort nicht geben kann, dann ist dort auch kein Anfang und kein Ende, sondern eben Ewigkeit.
Bei solchen Überlegungen setzt freilich der eigene Geist aus. Aber so kann man vermutlich die zeitlose Existenz Gottes erklären, die keinen Anfang und kein Ende kennt.
Aber damit beschreibt man auch nur die Kleider eines Kaisers, der wohlmöglich gar nicht existiert (eine treffende Analogie zu "Des Kaisers neue Kleider").