Rezension: Wahrer Friede und Sicherheit - woher zu erwarten? (1973)
Ich möchte vorweg nehmen, dass wir lediglich Kapitel 6 betrachten. Alles andere ist für diesen Thread irrelevant (auch wenn Hebräer 3:4 bereits in Kapitel 1 bezeugen soll, dass die Erde designed sei). Ich veröffentliche dennoch hier einmal das Inhaltsverzeichnis des Buches.
Ich möchte vorweg nehmen, dass wir lediglich Kapitel 6 betrachten. Alles andere ist für diesen Thread irrelevant (auch wenn Hebräer 3:4 bereits in Kapitel 1 bezeugen soll, dass die Erde designed sei). Ich veröffentliche dennoch hier einmal das Inhaltsverzeichnis des Buches.
Kapitel 1: Die Wahl, vor der wir alle stehen
Kapitel 2: Können Menschen dauernden Frieden und Sicherheit herbeiführen?
Kapitel 3: Gehen die "Religionen der Welt" in rechter Weise führend voran?
Kapitel 4: Erst Weltvernichtung - dann Weltfrieden
Kapitel 5: Eine Streitfrage, die auch dich angeht
Kapitel 6: Was hat Gott bis heute getan?
Kapitel 7: Wann wird die vorausgesagte Weltvernichtung kommen?
Kapitel 8: Wer wird zu den Überlebenden gehören?
Kapitel 9: Erdenweit Friede und Sicherheit, eine zuverlässige Hoffnung
Kapitel 10: Bist du bereit, der Wahrheit entsprechend zu leben?
Kapitel 11: Die Überlebenden dürfen "kein Teil der Welt" sein
Kapitel 12: Achtung vor Autorität für ein friedliches Leben unerläßlich
Kapitel 13: Deine Ansicht über Sex - von welcher Bedeutung ist sie?
Kapitel 14: Respekt vor der Gabe des Lebens
Kapitel 15: Warum um das besorgt sein, was mit anderen Menschen geschieht?
Kapitel 16: Die Wahl, die ein Leben in wahrem Frieden und in Sicherheit verbürgt
Das Buch wurde 1973 von der Wachtturm-Gesellschaft veröffentlicht und ich kann nicht mehr klar erkennen, ob es als Studienbuch für Bibelschüler, also zu konvertierende, geschrieben wurde oder zum Gruppenstudium in den Versammlungen.
Hier ist der Link zur Online-Bibliothek:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1101973066
Wer die gedruckte Ausgabe sein Eigen nennt, kann es auf den Seiten 58 - 71 mitverfolgen.
Im ersten Absatz wird behauptet, Gott wäre irgendwie für die Menschheit tätig. Im zweiten Absatz wird den Fragenden vorgeworfen, sie sehnen sich Gottes Wirken zu ihren Lebzeiten herbei, da sie durch ihre Sterblichkeit ungeduldig seien. Nur sind seit "Adams Erschaffung" schon ziemlich viele Menschenleben vergangen, ohne das Gott, über jeden Zweifel erhabend, eingegriffen hat. Aber Absatz 3 erklärt ja, dass Gott alles im Blick hat und weiß, wann was gut für uns ist.
Also erstmal 3 Absätze ohne Beweise, lediglich Behauptungen.
Absatz 4 erklärt mir, es stehe mir, als potentiellem (ja, ich bin ja sogar echter) Bibelschüler und angehender Zeuge Jehovas frei, ihm zu dienen oder nicht (#1). Welch glorreiche Wahl je nach Erkenntnis da gegeben wird: Anbetung und Leben im Paradies oder Verleugnung und Tod in der Schlacht von Harmageddon.
Gottes gerechte Maßstäbe schloßen laut dem mosaischen Gesetz auch den Volkssport der Steinigung mit ein: Für Götzendienst (5. Mose 17:5), Bruch des Gebots, den Sabbat zu halten (4. Mose 15:35), Wahrsagen (3. Mose 20:17), Ehebruch (3. Mose 20:10), Ungehorsam gegenüber den Eltern (5. Mose 21:21) und Gotteslästerung (3. Mose 24:14-16).
Wie wir am Beispiel der Sintflut oder der Vernichtung von Sodom und Gomorrha erkennen können, ist Gott sogar so gerecht, dass er bei diesen Genoziden keinen Halt vor unselbstständigen Kindern und Babys macht. Aber wer bin ich, dass ich mit meinem Schöpfer richten darf?
Jetzt kommt mit Absatz 5 endlich was über die Schöpfung.
Nein. Nein, tut es nicht. Nichts in dieser Aufzählung bezeugt Gottes Weisheit oder verkündet seine Macht. Genauso gut könnte ich unbekümmert erzählen, Blitz und Donner wären Machttaten von Zeus oder Thor und die Meereswogen stehen für die Launenhaftigkeit des Poseidon. Genauso, wie es unzulässig ist, aus den sichtbaren Dingen ohne irgendeine Beweisführung oder Argumentationskette auf das Pantheon der Griechen, Römer oder Germanen zu schließen, genauso ist es auch beim abrahamitischen Gott.
Man muss bereits an Gott und seine Allmacht glauben, um ihm dann diese Werke zuzuschreiben. Wie in der vorherigen Rezension aufgezeigt, hat das aber nix mit Logik oder Vernunft zu tun, sondern mit Nichtwissen. Man ersetzt Wissen durch Staunen und diesem Staunen entwächst Gott als Schöpfer. Auch die Schönheit der Dinge um uns herum ist dem menschlichen Bedürfnis, als mögliches Beutetier in archaischen Zeiten, in die Wiege gelegt. Wir suchen Schönheit, Ruhe und einen Platz zum Wohlfühlen, weil der Säbelzahntiger irgendwo lauern könnte. Gott ist lediglich eine, durch die bereits vorhandenen Denkmuster vorgegebene Interpretation. Nichts davon beweist ihn oder irgendeine Eigenschaft von ihm.
Auch die Offenarung zu seinen Propheten, Einzelpersonen, die in Visionen, also ohne Zeugnis durch Dritte, seine Botschaften empfingen, ist für die weitere Behandlung irrelevant, da jeder eine "Eingebung von Gott" haben kann. Psychologen und Neurologen haben verschiedene Theorien zu den Gottesbotschaften, wie Epilepsie, Trance, Einfluss von bewusstseinsbeeinflussenden Substanzen oder andere natürliche Ursachen, sowie Prophetie im Nachhinein. Von daher wird zurecht an der Historizität einiger Bibelberichte gezweifelt. Das trifft übrigens gerade auf die Sintflut zu, für die es keinerlei wissenschaftliche Zeugnisse gibt.
Die Schlußfolgerung in Absatz 10, dass nur "gerechtgesinnte" Menschen davon tief berührt werden, spricht für eine Gruppenimmunisierung. Wenn ich es nicht gutheiße, wie Gott in der Vergangenheit verfahren ist, und wie er es in der Schlacht von Harmageddon umsetzen will, dann bin ich leider nicht mit der richtigen Gesinnung gesegnet. Ich störe mich irgendwie an dem Gedankengang, dass ein allmächtiger und superweiser Gott außer der Auswahl zwischen unbedingtem Gehorsam oder Auslöschung nichts parat hat.
Wir bekommen also auf die Frage in der Kapitelüberschrift "Was hat Gott bis heute getan?" keine verifizierbaren oder nachprüfbaren Aussagen.
Und schließen den Text doch schneller als Gedacht.
#1 - Siehe dazu folgende Texte:
... 063, 30.11.2021: Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst
... 066, 11.12.2021: Weitere Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst
... 083, 06.05.2022: Noch mehr Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst
Hier ist der Link zur Online-Bibliothek:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1101973066
Wer die gedruckte Ausgabe sein Eigen nennt, kann es auf den Seiten 58 - 71 mitverfolgen.
Im ersten Absatz wird behauptet, Gott wäre irgendwie für die Menschheit tätig. Im zweiten Absatz wird den Fragenden vorgeworfen, sie sehnen sich Gottes Wirken zu ihren Lebzeiten herbei, da sie durch ihre Sterblichkeit ungeduldig seien. Nur sind seit "Adams Erschaffung" schon ziemlich viele Menschenleben vergangen, ohne das Gott, über jeden Zweifel erhabend, eingegriffen hat. Aber Absatz 3 erklärt ja, dass Gott alles im Blick hat und weiß, wann was gut für uns ist.
Also erstmal 3 Absätze ohne Beweise, lediglich Behauptungen.
Absatz 4 erklärt mir, es stehe mir, als potentiellem (ja, ich bin ja sogar echter) Bibelschüler und angehender Zeuge Jehovas frei, ihm zu dienen oder nicht (#1). Welch glorreiche Wahl je nach Erkenntnis da gegeben wird: Anbetung und Leben im Paradies oder Verleugnung und Tod in der Schlacht von Harmageddon.
Gottes gerechte Maßstäbe schloßen laut dem mosaischen Gesetz auch den Volkssport der Steinigung mit ein: Für Götzendienst (5. Mose 17:5), Bruch des Gebots, den Sabbat zu halten (4. Mose 15:35), Wahrsagen (3. Mose 20:17), Ehebruch (3. Mose 20:10), Ungehorsam gegenüber den Eltern (5. Mose 21:21) und Gotteslästerung (3. Mose 24:14-16).
Wie wir am Beispiel der Sintflut oder der Vernichtung von Sodom und Gomorrha erkennen können, ist Gott sogar so gerecht, dass er bei diesen Genoziden keinen Halt vor unselbstständigen Kindern und Babys macht. Aber wer bin ich, dass ich mit meinem Schöpfer richten darf?
Jetzt kommt mit Absatz 5 endlich was über die Schöpfung.
5. Was können wir aus den Werken der Schöpfung über Gott lernen?
5 Da Jehova Geist ist, ist er für den Menschen natürlich unsichtbar. Wie also würde er den Menschen von Fleisch und Blut diese Dinge zu verstehen geben? Man kann viel über die Eigenschaften des Schöpfers aus seiner Schöpfung kennenlernen. (Römer 1:20) Die wunderbare Wechselbeziehung der irdischen Lebensprozesse bezeugt seine Weisheit. Die gewaltige Kraft, die sich in den Ozeanen offenbart, im Wetter und in der beherrschten Bewegung der Himmelskörper, tut seine Allmacht kund. (Hiob 38:8-11, 22-33; 40:2) Auch die verschiedenartige Nahrung, die die Erde hervorbringt, zusammen mit der Schönheit der Blumen, der Vögel, des Sonnenauf- und -untergangs und den spielerischen Possen der Tiere: alles spricht von der Liebe des Schöpfers zum Menschen und von seinem Wunsch, daß wir am Leben Freude haben. Doch hört Gottes Offenbarung seiner selbst mit diesen Dingen nicht auf.
Nein. Nein, tut es nicht. Nichts in dieser Aufzählung bezeugt Gottes Weisheit oder verkündet seine Macht. Genauso gut könnte ich unbekümmert erzählen, Blitz und Donner wären Machttaten von Zeus oder Thor und die Meereswogen stehen für die Launenhaftigkeit des Poseidon. Genauso, wie es unzulässig ist, aus den sichtbaren Dingen ohne irgendeine Beweisführung oder Argumentationskette auf das Pantheon der Griechen, Römer oder Germanen zu schließen, genauso ist es auch beim abrahamitischen Gott.
Man muss bereits an Gott und seine Allmacht glauben, um ihm dann diese Werke zuzuschreiben. Wie in der vorherigen Rezension aufgezeigt, hat das aber nix mit Logik oder Vernunft zu tun, sondern mit Nichtwissen. Man ersetzt Wissen durch Staunen und diesem Staunen entwächst Gott als Schöpfer. Auch die Schönheit der Dinge um uns herum ist dem menschlichen Bedürfnis, als mögliches Beutetier in archaischen Zeiten, in die Wiege gelegt. Wir suchen Schönheit, Ruhe und einen Platz zum Wohlfühlen, weil der Säbelzahntiger irgendwo lauern könnte. Gott ist lediglich eine, durch die bereits vorhandenen Denkmuster vorgegebene Interpretation. Nichts davon beweist ihn oder irgendeine Eigenschaft von ihm.
Auch die Offenarung zu seinen Propheten, Einzelpersonen, die in Visionen, also ohne Zeugnis durch Dritte, seine Botschaften empfingen, ist für die weitere Behandlung irrelevant, da jeder eine "Eingebung von Gott" haben kann. Psychologen und Neurologen haben verschiedene Theorien zu den Gottesbotschaften, wie Epilepsie, Trance, Einfluss von bewusstseinsbeeinflussenden Substanzen oder andere natürliche Ursachen, sowie Prophetie im Nachhinein. Von daher wird zurecht an der Historizität einiger Bibelberichte gezweifelt. Das trifft übrigens gerade auf die Sintflut zu, für die es keinerlei wissenschaftliche Zeugnisse gibt.
Die Schlußfolgerung in Absatz 10, dass nur "gerechtgesinnte" Menschen davon tief berührt werden, spricht für eine Gruppenimmunisierung. Wenn ich es nicht gutheiße, wie Gott in der Vergangenheit verfahren ist, und wie er es in der Schlacht von Harmageddon umsetzen will, dann bin ich leider nicht mit der richtigen Gesinnung gesegnet. Ich störe mich irgendwie an dem Gedankengang, dass ein allmächtiger und superweiser Gott außer der Auswahl zwischen unbedingtem Gehorsam oder Auslöschung nichts parat hat.
Wir bekommen also auf die Frage in der Kapitelüberschrift "Was hat Gott bis heute getan?" keine verifizierbaren oder nachprüfbaren Aussagen.
Und schließen den Text doch schneller als Gedacht.
#1 - Siehe dazu folgende Texte:
... 063, 30.11.2021: Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst
... 066, 11.12.2021: Weitere Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst
... 083, 06.05.2022: Noch mehr Fragen, die du einem Zeugen Jehovas ruhig stellen kannst