Grundlagen: Uhrmacher-Analogie - Was ist Leben?
Uhren am Straßenrand, abgelegene Waldhütten, bedruckte Blätter. All das sind Dinge, die nicht zufällig entstanden sind. Also muss auch hinter allem Sein ein Plan stecken.
Uhren setzen sich nicht durch Schütteln in einer Kiste zusammen. Waldhütten entstehen nicht durch vom Sturm aufgwirbelte Baumstämme. Und auch die beste Druckerei arbeitet nicht mit explodierenden Druckerpressen um ein Buch zu erstellen. So weit, so logisch. Man geht hier mit Recht davon aus, dass jemand diese Dinge gebaut, zusammengesetzt und ganz sicher auch so geplant hat. Davon analog auf die Komplexität des Lebens zuschließen ist aber leider nicht möglich.
Eine inzwischen klassische argumentative Widerlegung dieser Uhrmacher-Analogie legte Richard Dawkins bereits 1986 vor: In "Der blinde Uhrmacher" entkräftet er die Thesen der Anhänger des Kreationismus und Intelligent Design. "Die Essenz des Lebens ist statistische Unwahrscheinlichkeit in kolossalem Maßstab", schreibt Dawkins. "Wie auch immer Leben erklärt wird, es kann nicht Zufall sein." Während die Komplexität einer Taschenuhr auf die Fertigkeit eines Uhrmachers verweist und auf den Plan, den er in seinem Kopf hatte, ist der Uhrmacher, der Hämoglobin und Hirne schuf, blind. Die Evolution hat keinen Zweck und keinen Plan: schon gar nicht sind wir Menschen das Ziel der Evolution. Aber Zufall ist es eben auch nicht, wie von kreationistischer Seite immer wieder vorgeworfen. Zwar sind die Mutationen im Genmaterial zufällig (obwohl Dawkins auch hier mit dem Begriff "Zufall" hadert), nicht zufällig aber sind die Kriterien, nach denen entschieden wird, welche Individuen ihr Genmaterial weitergeben können. Sie heißen: Überlebensvorteil und Reproduktionsvorteil.
Selbstverständlich wird auch ein Affe, der eine Schreibmaschine wahllos bearbeitet nie "Hamlet" schreiben können, ja nicht einmal einen einzigen Satz und nur in sehr unwahrscheinlichen Fällen per Zufall mal irgendein Wort. Selbst der Rechner an dem ich diesen Text hier verfasse, würde "Hamlet" durch zufälliges Rekombinieren von Buchstaben nicht in der Zeit schaffen, die das Universum schon besteht. Auch ein einzelner Satz aus dem Stück von Shakespear würde er erst in Trillionfacher Zeit seit dem Urknall schreiben. Denselben Satz aber schreibt der Computer in wenigen Sekunden, wenn man ihn so programmiert, dass die Regeln gelten, die in der Natur auf die Gene lebender Organismen wirken, und die Dawkins "kumulative Selektion" nennt.
Die Evolutionstheorie leidet darunter, dass sie eine im Kern einfache Theorie ist. So glaubt jeder, sie verstanden zu haben, während die meisten Menschen zugeben, weder die Relativitäts- noch die Quantentheorie zu begreifen. Dawkins verwendet viel Zeit darauf, den Unterschied zwischen Darwins Theoriengebäude und der Karikatur dessen verständlich zu machen, die den Anhängern des Kreationismus als Aufhänger dient.
Der Vergleich von Waldhütte, explodierender Druckerei und Uhr hinkt in sofern, als dass Leben nach bestimmten Regeln abläuft:
Bei Spezies handelt es sich aber im biologischen Sinn nicht aus lauter gleichen Organismen, sondern – zumindest bei Vielzellern - aus lauter individuell verschiedenen Lebewesen, die sich untereinander fortpflanzen können. Schon eine räumliche Trennung zwischen Populationen kann bereits zu einer Auseinanderentwicklung führen. Bekanntes Beispiel sind wohl die Darwin-Finken (die wohl eher Drosseln oder Ammern sind), die Darwin auf den Galapagosinseln gefunden hat und die sich von den Festlandvögeln Südamerikas, wo sie wohl herstammten, unterscheiden. Wenn wir diese Analogie also geltend machen wollen, käme eher ein Schneckenhaus oder die Schale eines Ammoniten in Frage. Denn die sind zweifellos erschaffen. Nur ist das weder ein Beweis dafür, dass die erschaffenden Tiere intelligent sind, noch, dass diese ihrerseits von einem intelligenten Schöpfer erschaffen wurden.
Der heutige Wissensstand in den Naturwissenschaften reicht nicht aus, um zu erklären, wie das Leben entstand. Wird für Lebewesen ein genetisches Programm, seine Funktionalität und seine Entwicklung als essenziell angenommen, dann ergibt sich für den Beginn des Lebens der Zeitpunkt, zu dem Moleküle als Träger des Programms und weitere Hilfsmoleküle zur Realisierung, Vervielfältigung und Anpassung dieses Programms erstmals so zusammentreten, dass ein die charakteristischen Eigenschaften des Lebens tragendes System entsteht. Das wir weder den Zeitpunkt, noch das erste Lebewesen kennen, bedeutet - wie bereits vielfach geschildert - nicht, dass wir hier einfach Gott ansetzen dürfen, auch wenn wir wöllten.
Über verschiedene Ansätze die Entstehung des Lebens zu erklären, werde ich später mehr schreiben.
Die Uhrmacher-Analogie hat bereits eine lange Geschichte hinter sich:
Vertreter des Intelligent Design wenden dagegen ein, Vorwissen über die Entstehung sei nicht nötig, da das Erkennen intelligent geschaffener Strukturen an bestimmten Mustern festgemacht werde, die auf intelligentes Eingreifen hinweisen würden. Als Beispiel wird das SETI-Programm angeführt. Auch hier könne nach Meinung der Intelligent-Design-Vertreter nicht auf Erfahrungswissen zurückgegriffen werden, die Suche nach Signalen orientiere sich vielmehr an auffälligen Mustern.
Der Astronom Seth Shostak vom SETI-Institut wiederum weist diesen Vergleich als fehlerhaft zurück. Komplexe Muster allein würden noch nicht Intelligenz nachweisen. Wesley R. Elsberry betont, dass SETI nur Signale detektieren würde, welche bestimmte Eigenschaften der menschlichen Kommunikation aufweisen, so wie sie auf Grund der Erfahrung mit menschlicher Kommunikation festgestellt wurden. Unter anderem zum Beispiel die Benutzung von elektromagnetischen Signalen im Radiowellenlängenbereich und bestimmte Arten der Codierung. Auch beansprucht SETI explizit nicht, unspezifische Intelligenz nachweisen zu können. Nur solche Signale von intelligenten Wesen, welche hinreichend ähnlich zur menschlichen Intelligenz sind, so dass unsere Erfahrung mit letzterer auch auf diese intelligenten Wesen zutrifft, können mit SETI nachgewiesen werden. Ergo wird wieder Vorwissen über die Entstehung von Signalen vorausgesetzt.
Uhren am Straßenrand, abgelegene Waldhütten, bedruckte Blätter. All das sind Dinge, die nicht zufällig entstanden sind. Also muss auch hinter allem Sein ein Plan stecken.
Uhren setzen sich nicht durch Schütteln in einer Kiste zusammen. Waldhütten entstehen nicht durch vom Sturm aufgwirbelte Baumstämme. Und auch die beste Druckerei arbeitet nicht mit explodierenden Druckerpressen um ein Buch zu erstellen. So weit, so logisch. Man geht hier mit Recht davon aus, dass jemand diese Dinge gebaut, zusammengesetzt und ganz sicher auch so geplant hat. Davon analog auf die Komplexität des Lebens zuschließen ist aber leider nicht möglich.
Eine inzwischen klassische argumentative Widerlegung dieser Uhrmacher-Analogie legte Richard Dawkins bereits 1986 vor: In "Der blinde Uhrmacher" entkräftet er die Thesen der Anhänger des Kreationismus und Intelligent Design. "Die Essenz des Lebens ist statistische Unwahrscheinlichkeit in kolossalem Maßstab", schreibt Dawkins. "Wie auch immer Leben erklärt wird, es kann nicht Zufall sein." Während die Komplexität einer Taschenuhr auf die Fertigkeit eines Uhrmachers verweist und auf den Plan, den er in seinem Kopf hatte, ist der Uhrmacher, der Hämoglobin und Hirne schuf, blind. Die Evolution hat keinen Zweck und keinen Plan: schon gar nicht sind wir Menschen das Ziel der Evolution. Aber Zufall ist es eben auch nicht, wie von kreationistischer Seite immer wieder vorgeworfen. Zwar sind die Mutationen im Genmaterial zufällig (obwohl Dawkins auch hier mit dem Begriff "Zufall" hadert), nicht zufällig aber sind die Kriterien, nach denen entschieden wird, welche Individuen ihr Genmaterial weitergeben können. Sie heißen: Überlebensvorteil und Reproduktionsvorteil.
Selbstverständlich wird auch ein Affe, der eine Schreibmaschine wahllos bearbeitet nie "Hamlet" schreiben können, ja nicht einmal einen einzigen Satz und nur in sehr unwahrscheinlichen Fällen per Zufall mal irgendein Wort. Selbst der Rechner an dem ich diesen Text hier verfasse, würde "Hamlet" durch zufälliges Rekombinieren von Buchstaben nicht in der Zeit schaffen, die das Universum schon besteht. Auch ein einzelner Satz aus dem Stück von Shakespear würde er erst in Trillionfacher Zeit seit dem Urknall schreiben. Denselben Satz aber schreibt der Computer in wenigen Sekunden, wenn man ihn so programmiert, dass die Regeln gelten, die in der Natur auf die Gene lebender Organismen wirken, und die Dawkins "kumulative Selektion" nennt.
Die Evolutionstheorie leidet darunter, dass sie eine im Kern einfache Theorie ist. So glaubt jeder, sie verstanden zu haben, während die meisten Menschen zugeben, weder die Relativitäts- noch die Quantentheorie zu begreifen. Dawkins verwendet viel Zeit darauf, den Unterschied zwischen Darwins Theoriengebäude und der Karikatur dessen verständlich zu machen, die den Anhängern des Kreationismus als Aufhänger dient.
Der Vergleich von Waldhütte, explodierender Druckerei und Uhr hinkt in sofern, als dass Leben nach bestimmten Regeln abläuft:
- Energie- und Stoffwechsel und damit Wechselwirkung mit ihrer Umwelt.
- Organisiertheit und Selbstregulation (Homöostase).
- Reiz, das heißt sie sind fähig, auf chemische oder physikalische Änderungen in ihrer Umwelt zu reagieren.
- Fortpflanzung, das heißt, sie sind zur Reproduktion fähig.
- Vererbung, das heißt, sie können Informationen (Erbgut) an ihre Nachkommen übermitteln.
- Wachstum und damit die Fähigkeit zur Entwicklung.
Bei Spezies handelt es sich aber im biologischen Sinn nicht aus lauter gleichen Organismen, sondern – zumindest bei Vielzellern - aus lauter individuell verschiedenen Lebewesen, die sich untereinander fortpflanzen können. Schon eine räumliche Trennung zwischen Populationen kann bereits zu einer Auseinanderentwicklung führen. Bekanntes Beispiel sind wohl die Darwin-Finken (die wohl eher Drosseln oder Ammern sind), die Darwin auf den Galapagosinseln gefunden hat und die sich von den Festlandvögeln Südamerikas, wo sie wohl herstammten, unterscheiden. Wenn wir diese Analogie also geltend machen wollen, käme eher ein Schneckenhaus oder die Schale eines Ammoniten in Frage. Denn die sind zweifellos erschaffen. Nur ist das weder ein Beweis dafür, dass die erschaffenden Tiere intelligent sind, noch, dass diese ihrerseits von einem intelligenten Schöpfer erschaffen wurden.
Der heutige Wissensstand in den Naturwissenschaften reicht nicht aus, um zu erklären, wie das Leben entstand. Wird für Lebewesen ein genetisches Programm, seine Funktionalität und seine Entwicklung als essenziell angenommen, dann ergibt sich für den Beginn des Lebens der Zeitpunkt, zu dem Moleküle als Träger des Programms und weitere Hilfsmoleküle zur Realisierung, Vervielfältigung und Anpassung dieses Programms erstmals so zusammentreten, dass ein die charakteristischen Eigenschaften des Lebens tragendes System entsteht. Das wir weder den Zeitpunkt, noch das erste Lebewesen kennen, bedeutet - wie bereits vielfach geschildert - nicht, dass wir hier einfach Gott ansetzen dürfen, auch wenn wir wöllten.
Über verschiedene Ansätze die Entstehung des Lebens zu erklären, werde ich später mehr schreiben.
Die Uhrmacher-Analogie hat bereits eine lange Geschichte hinter sich:
- Cicero (106−43 v. Chr.) lässt in seinem philosophischen Dialog "De natura deorum" (Vom Wesen der Götter; Buch II, Kap. 87) einen Stoiker aus dem planvollen Funktionieren einer Sonnen- oder Wasseruhr schließen, dass sie die Stunden nicht aus Zufall, sondern aufgrund der ihr innewohnenden Technik anzeige; analog müsse die Welt aufgrund von Planung und Vernunft entstanden sein.
- Robert Hooke vergleicht in "Micrographia" (1664) die von ihm mit dem Mikroskop erforschten Kleinlebewesen mit den Uhrwerkmechanismen (mit deren Konstruktion er sich ebenfalls befasste). Seine Einschätzung ist, dass Konstruktionen von Menschenhand neben der "Allmacht und Vollkommenheit des großen Schöpfers" verblassen müssen.
- Voltaire schließt im 2. Kapitel seiner "Traité de métaphysique" (1734) aus dem Wachsen und Funktionieren des menschlichen Körpers, dass er wie eine Uhr von einem intelligenten Wesen geplant worden sein müsse. Weitergehende Schlussfolgerungen hieraus über die Natur dieses Wesens, seine Ewigkeit, Unendlichkeit usw. hält Voltaire allerdings nicht für logisch gerechtfertigt.
- William Paley argumentiert in seiner "Natural Theology" (1802), dass man eine auf dem Feld gefundene Taschenuhr als intelligent konstruiertes Objekt erkenne, und dass folglich auch die lebenden Organismen als Werke eines intelligenten Konstrukteurs anzusehen seien.
Vertreter des Intelligent Design wenden dagegen ein, Vorwissen über die Entstehung sei nicht nötig, da das Erkennen intelligent geschaffener Strukturen an bestimmten Mustern festgemacht werde, die auf intelligentes Eingreifen hinweisen würden. Als Beispiel wird das SETI-Programm angeführt. Auch hier könne nach Meinung der Intelligent-Design-Vertreter nicht auf Erfahrungswissen zurückgegriffen werden, die Suche nach Signalen orientiere sich vielmehr an auffälligen Mustern.
Der Astronom Seth Shostak vom SETI-Institut wiederum weist diesen Vergleich als fehlerhaft zurück. Komplexe Muster allein würden noch nicht Intelligenz nachweisen. Wesley R. Elsberry betont, dass SETI nur Signale detektieren würde, welche bestimmte Eigenschaften der menschlichen Kommunikation aufweisen, so wie sie auf Grund der Erfahrung mit menschlicher Kommunikation festgestellt wurden. Unter anderem zum Beispiel die Benutzung von elektromagnetischen Signalen im Radiowellenlängenbereich und bestimmte Arten der Codierung. Auch beansprucht SETI explizit nicht, unspezifische Intelligenz nachweisen zu können. Nur solche Signale von intelligenten Wesen, welche hinreichend ähnlich zur menschlichen Intelligenz sind, so dass unsere Erfahrung mit letzterer auch auf diese intelligenten Wesen zutrifft, können mit SETI nachgewiesen werden. Ergo wird wieder Vorwissen über die Entstehung von Signalen vorausgesetzt.
Ein Geheimnis des Erfolgs ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.
Henry Ford I., amerikanischer Industrieller (1863-1947)