Grundlagen: Gottesbeweise - Teil 1: Die klassischen GottesbeweiseWas ist ein Gottesbeweis?Ein Gottesbeweis ist ein Versuch, mit Hilfe rationaler Argumente die Existenz Gottes zu beweisen. Obwohl dies bisher nicht gelungen ist, werden auch widerlegte Thesen immer wieder hervorgekramt. Für Debatten ist es hilfreich, die gängigen Gottesbeweise und ihre Widerlegungen zu kennen, um nicht ebenso in unbewussten Selbstbetrug zu fallen. Oft wirke ein Argument stichhaltig und ohne Gegenthese.
Aber auch unter Theisten sind Gottesbeweise umstritten. Viele Theologen vertreten die Auffassung, dass diese Beweise überflüssig seien. Sie seien sogar in einer gewissen Weise kontraproduktiv. Denn all diese "Beweise" implizieren, dass Gott beziehungsweise seine Existenz zumindest in Teilen auch der Logik dieser Welt unterliegt und Gott damit logisch zugänglich ist. Mehr noch: Wenn man den Glauben in den Rang einer Tugend erhebt, dann würde ein Beweis den Glauben selbst nutzlos machen. Wenn man etwas beweisen kann, dann braucht man nicht daran zu glauben, folglich wäre der Glaube überflüssig. Gerade, so argumentiert man, ohne Beweise geglaubt wird, sei besonders erstrebenswert.
Wie sollte ein Ungläubiger aber dann zum Glauben kommen? Gottesbeweise finden sich daher vor allem in der Apologetik, die dazu dient, Ungläubige vom Glauben an Gott zu überzeugen. Problematisch an der Auffassung, dass der Glaube keine Gründe, Argumente, logische/empirische Beweise oder Evidenzen braucht, ist, dass man ohne diese buchstäblich auch alles andere glauben kann, und sein Gegenteil.
Befassen wir uns anfangs mit den klassischen Gottesbeweisen, die da wären:
- Der kosmologische Gottesbeweis (Thomas von Aquin)
- Der Stufenbeweis
- Der teleologische Gottesbeweis
- Der ontologische Gottesbeweis (Anselm von Canterbury)
- Der eudämonologische Gottesbeweis
- Der axiologische Gottesbeweis
- Der moralische Gottesbeweis
- Der historische oder ethnologische Gottesbeweis
Zumeist treffen diese Darstellungen den christlich-biblischen Glauben, kännen aber auch auf einige andere Glaubensrichtungen teilweise angewendet werden.
Der kosmologische Gottesbeweis (Thomas von Aquin)Der kosmologische Gottesbeweis schließt aus der Existenz des Geschaffenen auf die Existenz eines Schöpfers. Thomas von Aquin variiert das in drei Formen:
- Alles, was sich bewegt, lässt sich stets auf einen Beweger zurückführen. Dieser Beweger wiederum wird ebenfalls von etwas anderem bewegt usw. Da ein Anfangspunkt aller Bewegung bzw. der "Schöpfung" angenommen wird, muss es einen "ersten", einen unbewegten Beweger geben, nämlich Gott.
- Ähnlich lautet die zweite Variante: Jedes Seiende ist die Wirkung einer Ursache, die selbst wiederum Wirkung einer anderen Ursache ist. Auch hier muss es eine "erste", eine unverursachte Ursache geben. Diese beiden Varianten finden sich in der Andeutung bereits bei Aristoteles.
- In der dritten Variante des Thomas von Aquin argumentiert er mit der Erfahrung, dass Seiendes nicht notwendig existiert, sondern durch Entstehen und Vergehen bestimmt ist. Weil aber die Welt insgesamt existiert, muss es etwas geben, das notwendig existiert. Dieses notwendig Existierende kann Gott genannt werden.
Gegenargument der eigentständigen Entität: Der Gedankengang erscheint zunächst schlüssig. Auch eine Urknalltheorie geht vom Konzept einer "ersten Ursache" beziehungsweise einer ersten Bewegung aus. In der Religion wird nun diese Ursache mit "Gott" betitelt, in der Naturwissenschaft mit "Nichts". Und dieses "Nichts" ist in der Tat treffender, denn diese erste Ursache beziehungsweise der "Ursprung" ist das, worüber konsequenterweise keine Aussagen gemacht werden können. Dass sich aus der Logik ein solches erstes Prinzip ergibt, bedeutet längst nicht, dass dieses auch jene Attribute habe, wie sie Gott zugesprochen werden und die dazu führten, dass dieses Prinzip "Gott" genannt werden könnte. Mit anderen Worten: Es ergibt sich aus dem Gedankengang nicht, dass dieses erste Prinzip Attribute wie "Bewusstsein", "Güte" etc. habe, noch, dass es als Wesen bezeichnet werden kann. Hier wird jeweils in dieses "Nichts" ein allmächtiges Wesen projiziert und zwar in genau der Weise, wie man es sich vorstellt, nicht jedoch, wie es sich aus dem Gedankengang ergäbe. Denn dieser ergibt lediglich das "Nichts".
Habe nun ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie! durchaus studiert mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! und bin so klug als wie zuvor; heiße Magister, heiße Doktor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum – und sehe, dass wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen!
- Faust I, Johann Wolfgang von Goethe
In diesem Zusammenhang lassen sich auch einige Bibelverse als kosmologische Gottesbeweise sehen:
- Römerbrief 1:20,21: "Denn seine unsichtbaren [Eigenschaften] werden seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden, ja seine ewigwährende Macht und Göttlichkeit, so daß sie unentschuldbar sind; denn obwohl sie Gott kannten, verherrlichten sie ihn nicht als Gott, noch dankten sie ihm, sondern sie wurden hohlköpfig in ihren Überlegungen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert." (Neue-Welt-Übersetzung)
Die Behauptung "Gott existiert" wird eben nicht dadurch bewiesen, dass man die ebenso unbewiesene Behauptung "Das Universum wurde geschaffen." aufstellt. - Hebräer 3:4: "Denn jedes Haus wird von jemand erbaut; der aber alles erbaut hat, ist Gott." (Elberfelder Bibel)
Ein Kreisaufseher (der lokalen Ältestenschaft übergeordnete Kontroll- und Lehrinstanz) erklärte mir mal anhand dieses Bibeltextes, man müsse sich nur noch entscheiden. Egal, ob man Evolutionist oder Intelligent Designer sei, alles laufe auf jenen Bibeltext hinaus. Auch die nichtreduzierbare Mausefalle kam, sowie der Vorwurf die Evolutionstheorie sei keine wissenschaftliche Theorie, nicht einmal eine Hypothese. Die Art, wie er die Worte (seinen eigenen Kongressvortrag zitierend) verwendete, zeigte mir deutlich, dass er sich mit keinem der Begriffe näher beschäftigt hatte. Die Mikroevolution sei ja zweifelsfrei hinterlegt, das beweise aber nicht die Makroevolution. Er fabulierte über Intelligent Design, die nicht von einem göttlichen Schöpfer sprächen, weil das gesellschaftlich nicht anerkannt sei. Und stellte mich vor eben jene Entscheidung: Glaube ich nun an einen Schöpfer oder bin ich nach wie vor von der Evolution überzeugt. (#1) - Hiob 26:7 "Er spannt den Norden aus über dem leeren Raum, hängt die Erde auf an nichts" (Neue-Welt-Übersetzung)
Zweifelsohne wäre die Art der Interpretation der Beschreibung der Erde nicht nur zutreffend, sondern auch, wie beschrieben, erstaunlich, wenn der biblische Mose wie behauptet, tatsächlich der Schreiber des Buches Hiob gewesen wäre (was in Fachkreisen bezweifelt wird) und, wenn Mose vor etwa 3500 Jahren gelebt hätte (was in Fachkreisen ebenfalls bezweifelt wird). Viel wahrscheinlicher ist eine Entstehung der Bücher Mose und Hiob zur Zeit des Exils in Babylon und eine Rückdatierung auf eine vorbabylonische Zeit (#2).
Das wäre nicht ungewöhnlich, ist es doch in früheren und späteren Zeiten durch verschiedene andere Reiche und Dynastien genau so geschehen. Einziger Unterschied: Dort wird ohne Aufhebens der von mir beschriebene Vorgang akzeptiert, nicht jedoch bei der Bibel, beziehungsweise dem israelischen Volk. Es würde der Glaubwürdigkeit der Bibel schaden, einzugestehen, dass die Schreiber deutlich später schrieben und das es bei den angeblich so alten Büchern um mehr als einen Schreiber handelt.
Warum dieser Bogen in die Geschichte?
Dem griechischen Gelehrten Pythagoras (um 570 - nach 510 v.u.Z.) lebte zur Zeit des babylonischen Exils und ihm wird das Globus-Modell zugeschrieben. Auch Platon (428/427 v.u.Z. - 348/347 v.u.Z.) und dessen Schüler Aristoteles (384 v.u.Z. - 322 v.u.Z.) waren die Kugelgestalt bekannt. Letzterer gab in seiner Schrift Über den Himmel aus dem 4. Jahrhundert v.u.Z. folgende Gründe für die Kugelgestalt der Erde an:
- Sämtliche schweren Körper streben zum Mittelpunkt des Alls. Da sie dies von allen Seiten her gleichmäßig tun und die Erde im Mittelpunkt des Alls steht, muss sie eine kugelrunde Gestalt annehmen.
- In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont.
- Der Erdschatten bei einer Mondfinsternis ist stets rund.
Die erste Messung des Erdumfangs wird Eratosthenes (zwischen 276 und 273 v.u.Z. - um 194 v.u.Z.) im späten 3. Jahrhundert v.u.Z. zugeschrieben. Er nutzte die Beobachtung, dass die Sonne in Syene (heute Assuan in Südägypten) zur Sommersonnenwende mittags im Zenit steht und gleichzeitig in Alexandria (etwa auf gleichem Längengrad in Nordägypten) um 7° vom Zenit entfernt. Aus dem Abstand zwischen Syene und Alexandria, der aus dem Verlauf des Nils zu 5000 Stadien angenommen wurde, und dem Einfallswinkel (7° oder etwa 1⁄50 des Vollkreises) ergab die Rechnung einen 50-mal größeren Erdumfang, also 250.000 Stadien. Da die beiden Städte etwa 850 km Luftlinie voneinander entfernt sind, kommt Eratosthenes dem wahren Erdumfang (40.007,76 km) schon nahe. Seine genaue Maßeinheit ist aber nicht überliefert.
Bereits das die Sonne "hinter" der Erde stand und ihr Licht an der Erde vorbei auf den Mond warf, ist nur dann möglich, wenn keines dieser Objekte den Boden bildet (wie Flacherdler ja dies für die Erde behaupten). Unabhängig davon, ob die Erde den Mittelpunkt dieses Systems bildet oder die Sonne (denn beide Theorien kursierten damals) war durch den Schattenwurf ersichtlich, dass weder Faden noch Stütze benötigt werden, um Planeten auf ihren Bahnen zu lassen. Dies erkennt man auch bei teilweisen Sonnenfinsternissen, bei denen sich der "nicht aufgehängte" Mond vor die Sonne schiebt.
Die Zeit des babylonischen Exils wird auch mehrheitlich in der Wissenschaft für die Entstehungszeit des Pentateuchs und des Buches Hiob aufgrund redaktioneller Zusammensetzung, Schreibform und der Verwendung historischer Begriffe in den Texten angenommen.
Eine göttliche Eingebung haben die Griechen für ihre Überlegungen nicht benötigt. Wieso also die Hebräer? (#2) - Psalm 8:3, 4: "Wenn ich deine Himmel sehe, die Werke deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der sterbliche Mensch, dass du seiner gedenkst?" (Neue-Welt-Übersetzung)
- Sprüche 3:19: "Jehova selbst hat in Weisheit die Erde gegründet. Er hat die Himmel mit Unterscheidungsvermögen fest erstellt" (Neue-Welt-Übersetzung)
Das sich die Objekte am Himmel, sowie auf der Erde nach Gesetzmäßigkeiten richten, bedeutet mitnichten, dass ein Gesetzgeber dahinter steht, sondern vielmehr, dass in Ermangelung eines anderen Wortes, diese Naturgesetze als solche bezeichnet werden.
Denn Gesetze kann man übertreten. Sie regeln Ordnung und Strafe in einem sozialen Gefüge. Wer aber maßregelt einen Asteroiden, wenn er auf die Erde trifft und wie hätte er es verhindern können? Wie umgeht man das Gesetz der Thermodynamik und welche Strafen bekommt man dafür, wenn man erwischt wurde?
Ein Vergleich von judikativen Satzungen und Naturgesetzen ist also mehr als hinkend. Richter, Vollstrecker und Gesetzgeber braucht es nur da, wo die Ordnung willentlich umgangen werden kann.
Besonders die äußerst tötlichen Ecken des Universums lassen erkennen, dass uns nur ein schmaler kleiner Teil lebensfähig zugänglich sein wird. Und das spricht gegen einen Schöpfer, der den Menschen als Krone der Schöpfung einsetzte. Allein auf unserem Planeten gibt es viele Gegenden, wo man besser nicht siedelt. Erdbebengebiete (L.A.), Vulkane (Neapel) Eiswüsten (Iglulik, Burbank, Kanada) und Wüsten (Elephatine oder Luxor in Ägypten) sind dennoch besiedelt. Was auch ein wenig an der ach so gepriesenen Vernunft zweifeln lässt.

Gegenargument Definition als Ursache: Dem schottischen Philosophen David Hume zufolge müssen folgende, sowohl notwendige als auch (zusammen) hinreichende, Bedingungen erfüllt sein, um eine Ursache-Wirkung-Beziehung einordnen zu können: (1) Die Ursache liegt zeitlich (unmittelbar) vor der Wirkung. (2) Die Ursache liegt räumlich (unmittelbar) neben der Wirkung. Wenn aber Gott das Raumzeitkontinuum erst erschaffen hat, und selbst außerhalb von Raum und Zeit existiert, gibt es kein "davor" und kein "daneben". Eine weitere, bewährte Voraussetzung ist jene: (3) Dem Auftreten der Ursache folgt immer auch das Vorkommnis der Wirkung. Diese Voraussetzung kann nicht nachgewiesen werden, da die Erschaffung des Universums ein einmaliger Vorgang war. Somit ist keine der drei Bedingungen erfüllt, es würde aber bereits auslangen, wenn nur eine von ihnen nicht gegeben wäre, um Gott als in der klassischen Wortbedeutung "Ursache" des Universums ausschließen zu können.
Gegenargument Beginn der Logik : Wenn man mit der Logik der Kausalkette auf einen Erstverursacher schließen möchte, setzt man die Gültigkeit von Logik voraus, um Gott zu beweisen. Ohne rudimentäre logische Gesetze könnte es zum Beispiel sehr wohl sein, dass alles eine Ursache braucht, es aber trotzdem keine Ursache für alles gibt. Wenn mit Gott als Erstursache aber erst alles entstanden ist, dann muss es auch eine Zeit gegeben haben, in der Gott existierte, die logischen Gesetze aber noch nicht erschaffen waren. Dann aber stürzt der kausale Gottesbeweis komplett in sich zusammen, da er logische Gesetzmäßigkeiten auf einen Zeitpunkt anwendet, zu dem diese noch gar nicht galten. Oder aber die Logik existiert schon ewig, was aussagt, dass Gott sie nicht geschaffen habe und er eben nicht er Verursacher von
Allem ist.
Der StufenbeweisDiese Beweisform geht davon aus, dass die Dinge unterschiedliche Grade von Vollkommenheit besitzen. Das im höchsten Maße Vollkommene (und Wahre und Gute) ist Gott.
Gegenargumente: Die Idee des Vollkommenen gibt es auch in der Naturwissenschaft und wird als "Ur-Atom" konkretisiert. Das zeigt bereits, dass die Idee des Vollkommenen nicht auf einen Gott hinaus laufen muss. Ansonsten gilt dasselbe Argument wie oben, dass sich aus dem Gedankengang kein Wesen ergibt und vor allem keines mit den Attributen, wie sie einem Gott zugeschrieben werden.
Der teleologische GottesbeweisBeim teleologischen Gottesbeweis [von griechisch: telos = Ziel, Zweck] handelt es sich gewissermaßen um die Umkehrung des kosmologischen Gottesbeweises: Von der Beobachtung einer scheinbar ziel- und zweckgerichteten Ordnung der Welt wird auf Gott als der Ursache dieser planmäßigen Struktur geschlossen.
Psalm 136:5: "Jehova hat die Himmel mit Verstand gemacht" (Neue-Welt-Übersetzung)
Gegenargumente: Der Fehler bei dieser Argumentation ist offensichtlich, da diese die Projektion einer subjektiv gefundenen Sinnstruktur bedeutet. Entsprechend dieser Logik bewiese sich jede Annahme und scheinbare Beobachtung durch sich selbst. Daher nochmals den Pangloss zitiert:
Es ist erwiesen", sagte er, "dass die Dinge nicht anders sein können, als sie sind, denn da alles um eines Zweckes willen geschaffen ist, dient alles notwendigerweise dem besten Zweck. Bemerken Sie bitte dass die Nasen geschaffen wurden, um Brillen zu tragen, so haben wir denn auch Brillen. Die Füße wurden sichtlich gemacht, um Schuhe zu tragen, und so haben wir Schuhe. Die Steine wurden gebildet, damit man sie zuhaue und daraus Schlösser baue, und so besitzt denn Seine Gnaden ein schönes Schloss, der größte Baron der Provinz muss am besten wohnen, und da die Schweine zum Essen gemacht sind, essen wir das ganze Jahr hindurch Schweinernes.
Infolgedessen ist die Behauptung, es sei alles auf dieser Welt gut eingerichtet, eine Dummheit, vielmehr müsste man sagen, dass alles aufs Beste eingerichtet ist."
- metaphysich-theologischer Monolog über Kosmonologie des Dr. Pangloss in
Friedrich der Große - Band 2: Der einsame König - Die große Romanbiografie (von Cornelia Wusowski)
Der ontologische Gottesbeweis (Anselm von Canterbury)Im Gegensatz zu den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin geht der ontologische [von griechisch: on = Seiendes] Gottesbeweis nicht von der Erfahrung, sondern vom Begriff Gottes aus. Das Argument lautet: Gott ist seinem Begriff nach das höchste Wesen, über das hinaus nichts Höheres und Vollkommeneres gedacht werden kann. Deshalb muss "Existenz" notwendig zu seinem Begriff dazugehören, denn wenn sie ihm fehlte, wäre er nicht vollkommen. In der Neuzeit findet er erneut Verwendung bei den Philosophen René Descartes und Baruch Spinoza.
Gegenargumente: Diese Argumentation geht von folgender Assoziation aus: Es gibt das Vollkommene -> dieses Vollkommene ist Gott -> das Vollkommene muss auch die Existenz mit einschließen, also existiert Gott. Sie setzt also das "Vollkommene" mit "Gott" gleich, was unzulässig ist (siehe Stufenbeweis). Hier, wie im Grunde auch bei den vorherigen "Beweisen", wird das Thema verfehlt, denn es gilt nicht das Vollkommene zu beweisen, sondern darum, zu beweisen, dass dieses Vollkommene auch als Gott bezeichnet werden kann. Zudem ist das Vollkommene zunächst eine sich lediglich aus der Logik ergebende Idee, worin man sich die Summe aller Dinge vorstellt. Dieser Summe eine eigenständige Existenz einzuräumen, ist wiederum nur Annahme, kein Beweis.
Kants Argumentation hierzu: Die Vorstellung oder der Begriff von 100 Reichsthalern bedeutet noch nicht, dass man diese 100 Reichsthaler auch wirklich in den Händen hält. Angenommen man liese eine solche Argumentation zu, so wäre es doch äußerst fraglich, ob man nicht noch etwas höheres denken kann, als einen existierenden Gott. Ein allmächtiger Gott, der das Universum erschafft, mag groß erscheinen. Aber eine noch viel größere Leistung wäre es doch, wenn er irgendeine Krankheit oder Behinderung hätte. Als größte "Behinderung" wäre Nichtexistenz anzusehen. Demnach würde Gott nicht existieren. Selbstverständlich beweist das in keinster Weise, dass Gott nicht existiert, aber zeigt, dass oben angeführter Beweisversuch einer ernsthaften logischen Überprüfung nicht standhalten kann. (Kein Zitat)
Der eudämonologische GottesbeweisDieser Gottesbeweis [von griech.: eudaimon = glückselig] geht davon aus, dass menschliches Glücksstreben, soll es nicht vergeblich sein, die Existenz Gottes voraussetzt.
Dafür aufgeführte Bibelverse sind:
- Offenbarung 4:11"Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast" (Neue-Welt-Übersetzung)
- Matthäus 6:26: "Seid ihr nicht mehr wert als die Vögel des Himmels? (Neue-Welt-Übersetzung)
- Matthäus 6:29, 30: "Wenn nun Gott die Pflanzen des Feldes ... kleidet, wird er nicht vielmehr euch kleiden, ihr Kleingläubigen?" (Neue-Welt-Übersetzung)
- Prediger 3:11: "Die unabsehbare Zeit hat er in ihr Herz gelegt" (Neue-Welt-Übersetzung)
- Römerbrief 5:12: "Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen" (Neue-Welt-Übersetzung)
Die Sünde des ersten Menschenpaares und die Erlösung und unverdiente Güte Gottes sind die tragenden Eckpfeiler des christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubens, der in der Evolutionstheorie keinen Sinn ergibt.
Skepsis ist wie die Opposition im Parlament. Sie ist ebenso wohltätig wie notwendig.
- Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph (1788-1860)
Gegenargumente: Dieser Gottesbeweis ist eine Forderung, kein Beweis. Zudem wird hierbei davon ausgegangen, dass das menschliche Dasein "nicht vergeblich" ist, in dem Sinne, dass es ein Finale für seine Bestrebungen gibt. Hierbei ist also der Wunsch der Vater des Gedanken. "Ich glaube es, weil ich es gerne so hätte." Nur leider - oder zum Glück - macht der reine Wunsch, etwas möge wahr sein, es noch lange nicht wahr.
Oft wird die Evolutionstheorie ja auch deshalb abgelehnt, weil mit ihr kein höherer Sinn und keine Erlösung verbunden sind. Das trifft aber auch auf die Thermodynamik zu, die besagt, dass die Entropie immer weiter zunehmen wird, wodurch immer weniger Sterne entstehen und immer mehr alte Sterne vergehen, womit irgendwann auch die letzten Lichter aus sind und Leben, vor allem wie wir es kennen, nicht mehr möglich sein wird. Dennoch dient sie Kreationisten als falsch verstandener Unterbau für die Bekämpfung der Evolutionstheorie.
Hoffnung ist die falsche Herangehensweise zum Verständnis wissenschaftlicher Theorien. Auch die Sinnsuche ist nicht sinnvoll. Wortwitz. Wie ich schon an früherer Stelle schrieb:
Wissenschaft ist eine Methodik zum Erkenntnisgewinn. Nicht mehr und nicht weniger. Was der einzelne daraus macht, ist bereits außerhalb ihres Bereichs.
Ähnlich argumentiert der ...
Axiologische GottesbeweisDas Streben der Menschen nach der Verwirklichung von Werten setzt einen höchsten Wert [griech. axia = Wert], Gott, voraus.
- Hebräer 1:11"Der Glaube ist der überzeugende Beweis von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht" (Neue-Welt-Übersetzung)
Gegenargumente: Man geht davon aus, dass sich Ideen in einer Superidee summieren oder durch diese gleichsam gestiftet werden, wobei diese wiederum eine eigenständige Existenz habe. Dies Ist also eine Annahme, kein Beweis.
Eine Hoffnung für Hinterbliebene, eine Aussicht auf Besserung bestehender Missstände und das Zugehörigkeitsgefühl zu einer stark eingeschworenen Gemeinschaft machen das Portfolio voll.
Bleiben wir aber allein beim Bibelvers und verharren auf dem buchstäblichen Sehen, als optische Wahrnehmung ohne technische Hilfsmittel, so glaube ich freilich an Dinge wie die Schwerkraft, Wärme, Wind und auch an die Evolution. Denn diese sind offenkundig Wirklichkeit, obwohl wir sie nicht (selbst) sehen.
Der moralische GottesbeweisImmanuel Kant - später von ihm selbst als bloße "Forderung" bezeichnet:
Die Existenz Gottes kann zwar rein vernünftig nicht bewiesen, muss aber im Sinne der praktischen Vernunft angenommen werden, da die Moralität des Menschen und sein sittliches Bewusstsein jemanden erfordere, der diese auch begründet. Nur dadurch ergebe sich dann auch die Notwendigkeit des Individuums, moralisch zu handeln.
Gegenargumente: Dies ist ebenfalls nur eine Forderung, kein Beweis, wie Kant es auch selbst später formulierte. Er versucht lediglich im Kontext des Sittengesetzes eine Autorität als moralische Instanz zu setzen, damit sich jeder verbindlich an das Sittengesetz halte. Die Existenz einer solchen Autorität wird jedoch nicht bewiesen.
Historischer oder ethnologischer GottesbeweisDieser Gottesbeweis meint die Existenz Gottes mit dem Verweis darauf zu beweisen, dass die Vorstellung eines Gottes in nahezu allen Völkern und Kulturen besteht.
Gegenargumente: Damit wird nur bewiesen, dass es offensichtlich zum Wesen des Menschen gehört, seine Wahrnehmung und Vorstellung in einer Idee "Gott" bündeln zu wollen, mehr nicht. Und es liegt in der Tat in der Natur des Menschen beziehungsweise seiner Vernunft und Logik, mehrere Dinge in eine Kategorie zusammenzufassen oder Oberbegriffe für diese zu finden. So existiert beispielsweise der Wald nicht, sondern nur die Bäume, die diesen bilden und selbst diese ließen sich wiederum bis hin zu "Energie" herunterreduzieren. Und Ideen sind ihrerseits Konstrukte des Denkens und der Logik, die nicht zwangsweise eine eigene Existenz haben müssen, sonst hätte auch jede andere Idee Existenzberechtigung.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Ideen eine eigentständige Existenz zugesprochen wird, Beweise gestellt werden, die auf unbewiesenen Annahmen beruhen, Forderungen nach Sinn und Zweck zum Beweis stilisiert werden, und die subjektive Sicht auf die Welt auf einen "außerweltlichen" objektiven Stifter schließen lässt. Somit wird die eigentliche Intention, die Existenz Gottes zu beweisen, jeweils mehr oder weniger stark verfehlt.
Weltanschauung ist nicht selten Mangel an Anschauung.
Ludwig Marcuse, deutscher Publizist und Schriftsteller (1894-1971)
Noch wesentlich genauer geht https://www.sapereaudepls.de/was-kann-ich-wissen/gottesbeweis/ auf die Gottesbeweise ein.
#1 - Lassen wir all das außer Acht:
Lassen wir außer Acht, dass Wissenschaftler die Begriffe "Mikroevolution" (Veränderung innerhalb der "Art") und "Makroevolution" (Wandel von einer "Art" in eine andere) lieber meiden, da sie einen Unterschied suggerieren, der im Fachbereich der Evolutionsforscher nicht nachgewiesen sei, da der "Artenübergang" nicht sprunghaft geschehen kann, da es sich immer um das Aufsummieren von kleinen Veränderungen handelt. Daher lässt sich keine genaue Grenze angeben.
Lassen wir außer Acht, dass der Artbegriff in Wissenschaft und Bibel unterschiedlich gefasst wird.
Lassen wir außer Acht, dass Evolution eben nicht mit blindem Zufall gleichgesetzt werden kann, da er fixen Regeln folgt, die durch Mutation, Selektion, Adaption und Variation vorgegeben sind.
Lassen wir außer Acht, dass Komplexität nicht automatisch einen komplexen Designer, sondern grundsätzlich nur die Unberechenbarkeit der Vorhersage bedeutet. Die Mausefalle ist weder sonderlich komplex, noch die einzige Lösung eine Maus zu fangen oder die Bauteile zusammen zusetzen (Käseschleuder geht auch) und spricht als Beispiel für Multifunktionalität, eine Funktion zur Steigerung von Selektionsvorteilen.
Lassen wir außer Acht, dass Intelligent Design keine Wissenschaft ist. Dass Anhänger dieser in wissenschaftlichem Gewand getarnten Pseudelehre das Wort Gott nicht wegen ihrer wissenschaftlichen Reputation nicht gebrauchen, sondern um damit US-amerikanische Bildungspolitik zu unterwandern, die in staatlichen Schulen eine Trennung zwischen Staat und Kirche gesetzlich verankert.
Lassen wir außer Acht, dass Geschichtswissenschaften ebenfalls nicht experimentell reproduzierbar sind, genauso wenig der Urknall und dennoch wissenschaftlich anerkannte Theorien fabrizieren.
Lassen wir außer Acht, dass in der Evolutionsforschung generell nicht anders geforscht, rezipiert und theoretisiert wird, wie in anderen Wissenschaftszweigen auch und man eben nicht wie eine Glucke auf den Steinen hockt, die man für befruchtete Eier hält.
Lassen wir außer Acht, dass nach der selbst gegebenen Definition auch die vertretenen kreationistischen Ideen keine wissenschaftlichen sein können, da sie bereits durch ihren Rückgriff auf Übernatürliches naturwissenschaftlich nicht erfasst werden können.
Lassen wir außer Acht, dass wissenschaftliche Theorien laut Erkenntnistheorie nie endgültig zu beweisen sind, weil sie immer nur ein momentanes Erklärungsmodell eines zu beobachtenden Vorgangs sind, basierend auf den vorliegenden Daten.
Lassen wir außer Acht, dass eine schief von mir zusammengezimmerte Hundehütte nicht beweist, dass das Universum von Gott zusammengezimmert wurde.
Lassen wir das alles außer Acht, fällt uns eventuell trotzdem auf, dass hier eine Rhetorik angewandt und gut geheißen wird, die dem Gegner verwehrt sein soll. Denn wenn wir von der "Mikroevolution" nicht auf die "Makroevolution" schließen dürfen, warum dann von einem Erbauer eines Hauses auf den Schöpfer des Weltalls?
#2 - Das wissenschaftliche Bibellexikon - Hiob / Hiobbuch
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/hiob-hiobbuch/ch/cad3cfdcdbeac5d65a068fd566c6f4ac/