Kritisches Denken




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Fr 12. Aug 2022, 16:25

Tony Morris awkwardly jokes about 1975 armageddon hysteria | Llyod Evans (17:27min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=hcvrXzNOiko
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 16:25

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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Di 16. Aug 2022, 10:10

Der regionale Kongress 2021 - Teil 1: Einführung

Ich weiß, ich bin ganz schön hinter her.
Aber ich bin immerhin deutlich dichter dran, als beim Kongress von 2014, dessen Rezension dann auch "schon" 2021 veröffentlich war. Immerhin damals selbst noch Zeuge Jehovas (Ich bin frei!) und nur wenige Wochen vor dem Umzug in die neue Gegend, die gar nicht aus dem Grund geschah, der mir anfangs vorgegaukelt wurde. Jetzt bin ich hier und ich gehe hier aus anderen Gründen nicht weg. Aber die Zeit wird zeigen, ob das so bleibt.

Hier meine Texte zum Kongress 2014:
... 047, 18.06.2021: Dieter Nuhr und die Aufarbeitung des Sommerkongresses 2014 (Teil 1)
... 048, 19.06.2021: Dieter Nuhr und die Aufarbeitung des Sommerkongresses 2014 (Teil 2)

Diesmal soll es um den regionalen Kongress von 2021 gehen.
Es gibt ja jedes Jahr 3 Kongresse. 2 kleine und 1 großer. Die kleinen sind eintägig, die großen dreitägig. Jetzt während der Pandemie sind die Kongresse immer über Zoom oder als zuvor aufgezeichnetes Video zur Verfügung gestellt. Ein regionaler Kongress wird dann in 3 Vormittags- und 3 Nachmittagskongresse gesplittet. Jeden Sonntag ein anderer Part. Das heißt so ein großer Kongress zieht sich 6 Wochen hin. 2021 war noch die Besuchswoche des Kreisaufsehers dazwischen. Also gab es 7 Wochen geballte (zerhackte) Ladung an geistiger Speise.

Ich gebe zu, ich habe zwar meine Notizen gemacht, aber das Kongressthema vergessen aufzuschreiben. Zum Glück findet sich alles auf jw.org. Thema des Kongresses war "Durch Glauben stark!"

Das Programmheft, auf dem euch Daniel und die 3 Hebräer anschauen, die sich nicht dem Willen des persischen Königs beugten und in den Feuerofen geworfen wurden, verlinke ich euch hier:
https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/Kongressprogramm-2021/

Für alle, die das nicht anklicken wollen, setze ich das Inhaltsverzeichnis hier hin. Aber ihr könnt es über den Link abgleichen und bekommt dort das ganze Programm als Videoreihe zu sehen:

FREITAG
Tagesthema: "Gib uns mehr Glauben" Lukas 17:5

VORMITTAG
  • 9:20 Uhr - Musikvideo
  • 9:30 Uhr - Lied 5 und Gebet
  • 9:40 Uhr - VORTRAG DES VORSITZENDEN: Was Glaube bewirken kann (Matthäus 17:19, 20; Hebräer 11:1)
  • 10:10 Uhr - VORTRAGSREIHE: Darum glauben wir an ...
    - Gottes Existenz (Epheser 2:1, 12; Hebräer 11:3)
    - Gottes Wort (Jesaja 46:10)
    - Gottes Moralmaßstäbe (Jesaja 48:17)
    - Gottes Liebe (Johannes 6:44)
  • 11:05 Uhr - Lied 37 und Bekanntmachungen
  • 11:15 Uhr - DRAMATISCHE BIBELLESUNG: Noah – aus Glauben hörte er auf Gott (1. Mose 6:1–8:22; 9:8-16)
  • 11:45 Uhr - Habt Glauben und zweifelt nicht (Matthäus 21:21, 22)
  • 12:15 Uhr - Lied 118 und Pause

NACHMITTAG
  • 13:35 Uhr - Musikvideo
  • 13:45 Uhr - Lied 2
  • 13:50 Uhr - VORTRAGSREIHE: Stärke deinen Glauben durch die Schöpfung
    - Die Sterne (Jesaja 40:26)
    - Das Meer (Psalm 93:4)
    - Der Wald (Psalm 37:10, 11, 29)
    - Wind und Wasser (Psalm 147:17, 18)
    - Die Meerestiere (Psalm 104:27, 28)
    - Unser Körper (Jesaja 33:24)
  • 14:50 Uhr - Lied 148 und Bekanntmachungen
  • 15:00 Uhr - Jehovas mächtige Taten stärken den Glauben (Jesaja 43:10; Hebräer 11:32-35)
  • 15:20 Uhr - VORTRAGSREIHE: Nimm dir Glaubensmenschen zum Vorbild
    - Abel, nicht Kain (Hebräer 11:4)
    - Henoch, nicht Lamech (Hebräer 11:5)
    - Noah, nicht seine Zeitgenossen (Hebräer 11:7)
    - Moses, nicht den Pharao (Hebräer 11:24-26)
    - Jesu Jünger, nicht die Pharisäer (Apostelgeschichte 5:29)
  • 16:15 Uhr - "Prüft immer wieder, ob ihr im Glauben seid" (2. Korinther 13:5, 11)
  • 16:50 Uhr - Lied 119 und Schlussgebet


SAMSTAG
Tagesthema: "Einen harten Kampf für den Glauben ... führen" Judas 3

VORMITTAG
  • 9:20 Uhr - Musikvideo
  • 9:30 Uhr - Lied 57 und Gebet
  • 9:40 Uhr - VORTRAGSREIHE: Glauben zu entwickeln ist möglich – denk an ...
    - die Einwohner von Ninive (Jona 3:5)
    - die Brüder von Jesus (1. Korinther 15:7)
    - prominente Persönlichkeiten (Philipper 3:7, 8)
    - Menschen, die nicht religiös waren (Römer 10:13-15; 1. Korinther 9:22)
  • 10:30 Uhr - Mit dem Buch Glücklich – für immer anderen helfen, Glauben zu entwickeln (Johannes 17:3)
  • 10:50 Uhr - Lied 67 und Bekanntmachungen
  • 11:00 Uhr - VORTRAGSREIHE: Erfolgreiche Kämpfer für den Glauben
    - Brüder und Schwestern mit andersgläubigem Ehepartner (Philipper 3:17)
    - Kinder von Alleinerziehenden (2. Timotheus 1:5)
    - Ledige Brüder und Schwestern (1. Korinther 12:25)
  • 11:45 Uhr - TAUFE: Glaube ermöglicht ewiges Leben (Matthäus 17:20; Johannes 3:16; Hebräer 11:6)
  • 12:15 Uhr - Lied 79 und Pause

NACHMITTAG
  • 13:35 Uhr - Musikvideo
  • 13:45 Uhr - Lied 24
  • 13:50 Uhr - VORTRAGSREIHE: Wie unsere Brüder Glauben beweisen in ...
    - Afrika
    - Asien
    - Europa
    - Nordamerika
    - Ozeanien
    - Südamerika
  • 14:15 Uhr - VORTRAGSREIHE: Geh voller Glauben durch die Tür zur Tätigkeit
    - Eine neue Sprache lernen (1. Korinther 16:9)
    - Dorthin ziehen, wo Hilfe gebraucht wird (Hebräer 11:8-10)
    - Sich für die Schule für Königreichsverkündiger bewerben (1. Korinther 4:17)
    - Ein Bauprojekt unterstützen (Nehemia 1:2, 3; 2:5)
    - Für das weltweite Werk "etwas beiseitelegen“ (1. Korinther 16:2)
  • 15:15 Uhr - Lied 84 und Bekanntmachungen
  • 15:20 Uhr - BIBELDRAMA: Daniel – Glaube prägte sein Leben (Teil 1) (Daniel 1:1–2:49; 4:1-33)
  • 16:20 Uhr - Einen harten Kampf für den Glauben führen (Judas 3; Sprüche 14:15; Römer 16:17)
  • 16:55 Uhr - Lied 38 und Schlussgebet


SONNTAG
Tagesthema "Wenn ihr Glauben habt ..., dann wird selbst das passieren" Matthäus 21:21

VORMITTAG
  • 9:20 Uhr - Musikvideo
  • 9:30 Uhr - Lied 137 und Gebet
  • 9:40 Uhr - VORTRAGSREIHE: Nimm dir Frauen mit einem starken Glauben zum Vorbild
    - Sara (Hebräer 11:11, 12)
    - Rahab (Hebräer 11:31)
    - Hanna (1. Samuel 1:10, 11)
    - Das israelitische Mädchen (2. Könige 5:1-3)
    - Maria, die Mutter von Jesus (Lukas 1:28-33, 38)
    - Die Phönizierin (Matthäus 15:28)
    - Martha (Johannes 11:21-24)
    - Glaubensfrauen heute (Psalm 37:25; 119:97, 98)
  • 11:05 Uhr - Lied 142 und Bekanntmachungen
  • 11:15 Uhr - ÖFFENTLICHER VORTRAG: „Glaubt an die gute Botschaft“ (Markus 1:14, 15; Matthäus 9:35; Lukas 8:1)
  • 11:45 Uhr - Lied 22 und Pause

NACHMITTAG
  • 13:35 Uhr - Musikvideo
  • 13:45 Uhr - Lied 126
  • 13:50 Uhr - BIBELDRAMA: Daniel – Glaube prägte sein Leben (Teil 2) (Daniel 5:1–6:28; 10:1–12:13)
  • 14:40 Uhr - Lied 150 und Bekanntmachungen
  • 14:45 Uhr - Werde stark durch deinen Glauben! (Daniel 10:18, 19; Römer 4:18-21)
  • 15:45 Uhr - Neues besonderes Lied und Schlussgebet

Es gab typischerweise wieder einige Klassiker, die in jedem Kongress vorkommen und aufgrund der vielen Vorträge und Videos und Programmpunkten, auch sich gegenseitig überschneiden. Da ist für jeden was dabei und deswegen empfindet es auch jeder Zeuge als "Speise zur rechten Zeit". Es empfindet auch jeder, dass das Programm wie die Erhörung eines Gebets ist oder genau die richtige Antwort, auf eine aktuell in seinem Leben drängende Situation. Da findet sich aber genauso gut eine "Lösung" aus Kongressen und Versammlungen früherer Jahre. Es gibt einfach zuviele Wiederholungen, als dass es nicht irgendwo auch schon mal was gegeben hat, was gepasst hätte. Gott erhört die Gebete also offenbar schon im Vorraus. Wow. So könnte man es auch drehen und der eingefleischte Gläubige wird daran sicher keinen Anstoß finden.
Die ganzen Bibeltexte sind die Stellen, auf die sich das jeweilige Programm des Vortrags bezieht.

Ich habe reichlich Notizen gemacht. Das macht jeder Zeuge, nur arbeite ich mir das Geschriebene nicht auf, um meinen Glauben zu stärken. Denn da gibt es nichts zu stärken.
Ich schaue, wie der Kanal CinemaSins auf die Plotholes, Logiklücken oder die hohlen Phrasen und gleiche sie mit der Realität, ja sogar mit der Bibel ab, um zum Beispiel zu prüfen, ob die Doktrin überhaupt zu dem Buch passt, von dem behauptet wird, es sei die Glaubensgrundlage.

Ich werde also in den nächsten Beiträgen diesen Sommerkongress (auch großer Kongress genannt) mal angehen.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » So 28. Aug 2022, 15:46

Der regionale Kongress 2021 - Teil 2: Freitag ("diese Generation" und die Wirkung der Gebete)

Die großen Kongresse werden während der Pandemiezeit aufgenommen und für das interne "Netflix" aufbereitet. In 6. Teilen wird es dann veröffentlicht (Freitag Vormittag, Freitag Nachmittag, Samstag Vormittag, Samstag Nachmittag, Sonntag Vormittag und Sonntag Nachmittag). Jeder dieser 6 Teile geht 2-3 Stunden, die entsprechenden Videodateien sind auch noch einmal in einen 1. Teil und einen 2. Teil gesplittet. Es gibt also 12 Videodateien. Mal mit Zugang durch die Öffentlichkeit über die jw.org Webseite, mal über eine Broadcasting-Webseite, deren Link nur den Versammlungen bekannt ist (war zumindest bei den ersten 2 "kleinen" Kongressen so).
Keine Angst, ich werde den Kongress nicht ebenso in 12 Teile splitten, sondern wieder schauen, was sich überhaupt lohnt zu berichten. Es war, nur so nebenbei der letzte große Kongress, den ich mitgemacht habe. Den diesjährigen habe ich mir nicht angeschaut. Ich habe genug in meiner Freizeit zu tun, als das ich sie dafür weiterhin verschwenden möchte. Es hat mich genug Zeit meines Lebens gekostet. Ich weiß, dass ich gerade ebenfalls Zeit für diese Aufarbeitung verwende und mich diese Religion demnach immernoch Zeit kostet. Diese Zeit nehme ich mir, auch um selbst für diese Programme zu verstehen und nebenher auch, um euch gegebenenfalls zu helfen, nicht in die gleichen Fallen zu tappen.

Thematisch ist der Kongress ebenfalls in 3 Teile gefasst:
Am Freitag geht es darum, Glauben zu entwickeln oder zu stärken.
Am Samstag geht es darum, den Glauben zu bewahren und Angriffe abzuwehren.
Am Sonntag geht es darum, welche Belohnung den Gläubigen erwartet, wenn er durchhält.

Wir sind beim Freitag:
Viele Vorträge fangen damit an oder unterbrechen die eigentliche Schwadroniererei dafür, irgendein Wort zu definieren oder umzudefinieren. Kein Witz.
Das Wort "Generation" steht dafür exemplarisch. Wenn man den Begriff schonmal definiert hat und nun eine neue Definition vorbringt, dann nennt sich das "neues Licht" oder "neues Verständnis".
Bleiben wir kurz bei dem Wort "Generation", weil man daran die Doktrin gut erkennen kann.

Wie im bereits eingebetteten Video von John Cedar / Llyod Evans klar gemacht, ist der 1975-Armageddon-Scam nichts, was sich irgendwelche Leute an der Basis bei den Zeugen Jehovas ausgedacht hatten, sondern der "treue und verständige Sklave", wie sich die leitende Körperschaft ja selbst auch gerne sieht. Nun ist 1975 aber gekommen und gegangen und hat außer einem Mitgliederschwund bzw. verlangsamten Wachstum nichts bewirkt. Viele sind aufgrund dieser falschen Prophetie gegangen, andere haben sich wegen dem Hype um das Jahr gar nicht erst taufen lassen. Seither ist die Organisation bemüht, diesen Fehler vergessen zu machen, z.B. indem man den Zugang zu Publikationen, die über das Jahr aufklären, verwehrt oder klammheimlich entfernt. Und das Dumme: Es funktioniert. Ich hatte bei meinem Bibelstudium nichts davon gewusst und im Indoktrinationsprozess wird vor fremden Quellen gewarnt, die solche "Lügen" verbreiten. Also steht subjektiv betrachtet, Aussage gegen Aussage. Aber das 1975 ein Jahr war, auf das die Organisation geschaut hat, ist nicht ausgedacht, kommt nicht von außen, kommt nicht von Gegnern. Es war damals gelehrte Doktrin. Aber was hat das jetzt mit "Generation" zu tun.
Jesus sagte ja, dass es ein kombiniertes Zeichen von katastrophalen Zuständen auf der Erde geben wird, wenn Satan aus dem Himmel geworfen wird (Matthäus 24:3, 7, 12; Lukas 21:10, 11; Lukas 21:25, 26). Zur gleichen Zeit wird das Predigtwerk weltweit ausgerollt. Dieses kombinierte Zeichen wollen die Zeugen seit 1914 sehen. Zu diesem Jahr wird es ein ganz eigenes Schriftstück hier im Thread geben.
Es wird auch von Widerstand gegen die "wahre Anbetung" gesprochen (2. Timotheus 3:1; 2. Petrus 3:3; Lukas 21:12), aber auch davon, dass die "gute Botschaft vom Königreich [...] auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden" wird (Matthäus 24:14). Das passiert aber nun schon eine Weile und Jesus sagt ja auch, dass "daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen" (Matthäus 24:34).
Ausgangspunkt für "diese Generation" ist das Jahr 1914. Wer 1914 getauft war, hatte also die Aussicht schon zu Lebzeiten das Ende zu sehen. Also die Vernichtung der bestehenden Weltsysteme, eine euphemistische Bezeichnung für Genozid an allen, die nicht in dieser Religion sind. Nun ist 1914 aber schon über 100 Jahre her und die Wahrscheinlichkeit, dass von den damals Getauften noch einer unter uns weilt, dürfte 0 % sein. Es gibt ja keine Kindstaufe bei den Zeugen, sondern die Taufe aufgrund der "eigenen Entscheidung", wie unabhängig oder beeinflusst sie auch immer getroffen sein mag. Zum Zeitpunkt der Taufe sind also schon ein paar Jahre ins Land gegangen. Jeder Täufling von damals wäre heute aber 108 Jahre älter, als zum Zeitpunkt der Taufe. Oder - und das dürfte auf alle damals getauften zutreffen - sie sind mittlerweile seit Jahrzehnten tot.
Dass das Ende doch nicht so schnell kommt, wurde auch der Obrigkeit irgendwann bewusst und so musste eine neue Definition für das Wort "Generation" her. Die Bibel selbst kann es ja nicht falsch gesagt haben. Sie ist das unfehlbare Wort Gottes. Also muss die Deutung falsch sein. Seither wird "Generation" wie folgt gelesen und interpretiert:
Es gibt jene, die 1914 "das Zeichen sahen", getauft waren und zu den Gesalbten gehören. Das ist der 1. Teil der Generation. Und dann gibt es jene, die diese Menschen noch persönlich kannten, nun auch getauft sind und zu den Gesalbten gehören. Als Gesalbter hat man Aussicht, mit Jesus im Himmel über die "anderen Schafe" zu regieren, also jene, die zwar nicht gesalbt sind, aber von Jehova in seiner unendlichen Gutherzigkeit, nicht mit den anderen 7,8 Milliarden Menschen abgeschlachtet werden.

Das in der Bibel mit „Generation“ wiedergegebene griechische Wort wird als „die in der gleichen Zeit Geborenen“ definiert. „Hier schließt die Bedeutung Zeitgenossenschaft, Zeitalter ein“ (Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament). „D. Reihe d. gleichzeitig Geborenen d. Generation, d. Zeitgenossen“ (Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer, 5. Aufl., 1971). Diese Definitionen schließen sowohl diejenigen ein, die um die Zeit eines historischen Ereignisses geboren werden, als auch diejenigen, die zu jener Zeit am Leben sind.

Wenn Jesus den Begriff „Generation“ in diesem Sinn gebrauchte und wir ihn auf das Jahr 1914 anwenden, dann sind diejenigen, die damals Babys waren, heute 70 Jahre oder älter. Viele andere, die 1914 am Leben waren, sind nun über 80 Jahre alt, und so mancher hat sogar 100 Jahre erreicht. Viele Millionen aus jener Generation sind noch am Leben, und einige von ihnen werden am Leben bleiben, so daß man wirklich sagen kann: „Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis alle Dinge geschehen“
- 1914 — Die Generation, die nicht vergehen wird, Erwachet! 1984 (#1)

Nun sind die Millionen von damals aber schon ziemlich eingestampft. Immerhin ist auch dieser Erwachet schon fast 40 Jahre alt.
Ein Stück weiter unten im gleichen Artikel wird erkannt, dass die Generation von 1914 schon damals sehr betagte Leuten gewesen sind und das Ende daher nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Damals gab es noch nicht diese neue Definition eines Begriffes, den sonst keiner so verwendet. Verglichen wird das Ganze auch mit den römischen Heeren, die im Jahr 66 u. Z. Jerusalem belagerten. Denn die Zuhörer von Jesus wurden ja gewarnt, dass wenn sie Jerusalem umstellt sehen, sie aus ihr herausgehen sollen (Lukas 21:20). Die Verfolgung der "wahren Religion" ist auch ein Zeichen der letzten Tage und so liest man auch die Entscheidung Russlands, die Religion zu verbannen und Treffen polizeilich zu sprengen (gemäß Lukas 21:12). Also alle Zeichen sind da, das Ende ist nah. Um der Gefolgschaft trotzdem irgendwas "greifbares", eine Art Datum zu geben, ohne sich festlegen zu müssen, wurde der Generationsbegriff umdefiniert.
Jetzt ist eine Generation etwas weiter gefasstes. Es sind all jene, die 1914 "das Zeichen sahen" und getauft und gesalbt waren. Und es sind all jene, die eine Zeit lang mit diesen Leuten gelebt haben, aber erst nach 1914 getauft und gesalbt wurden. Es gibt also eine erste Gruppe und eine zweite Gruppe der "letzten Generation".

Ich verlinke den September 2015 Broadcast, der das ausführlich erklärt:
https://www.jw.org/de/bibliothek/videos/?appLanguage=X#de/mediaitems/StudioMonthlyPrograms/pub-jwb_201509_1_VIDEO
Beginnt bei ca. 8:00 Minuten, ab 9:44 Minuten sieht man die Grafik, die ich hier unten nachgemacht habe. Es geht bis ca. Minute 13.

Dabei beginnt diese Stelle schon falsch. Das kombinierte Zeichen des Jahres 1914 haben nicht nur Zeugen Jehovas "erkannt". Diese "Prophezeiung" kommt nicht mal von ihnen selbst. Im Jahr 1876 erhielt Charles Taze Russell, der Gründe der Wachtturm-Gesellschaft, eine Ausgabe der Zeitschrift The Herald of the Morning, die von dem Adventisten Nelson H. Barbour in Rochester herausgegeben wurde. Barbour überzeugte Russell davon, dass das Jahr 1874 richtig war, aber dass die Wiederkunft Christi unsichtbar erfolgte. Durch diese Umdeutung konnten die Berechnungen aufrechterhalten werden. Russell schränkte seine geschäftlichen Aktivitäten ein und unterstützte Barbours Zeitschrift, deren Mitherausgeber und Finanzier er wurde. Gemeinsam gaben sie auch das Buch Three Worlds, and the Harvest of This World heraus, in dem sie Gründe für die angebliche Wiederkunft Christi im Jahre 1874 und für "die irdische Phase des Reiches Gottes" (Ende der Zeiten der Nationen, "Sieben Zeiten") im Jahre 1914 ausführten.
Er scherzt noch bei ca. 12:00 Minuten, ob die Salbungen nicht einfach weitergehen werden und man nicht in ein paar Jahren in einem revidierten Verkündigerbuch über diese lesen kann. Das wäre ein berechtigter Einwand, denn es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine Deutung als falsch herausstellt und "neues Licht" diese Deutung umwirft. Wer weiß, wie der Generationsbegriff in Zukunft ausssehen wird. Aber eines ist klar, viel Zeit für eine neue Idee haben die nicht mehr. Wie der Sprecher selbst sagt, sind die meisten der zweiten Gruppe "dieser Generation" ja auch schon älter. Keiner von denen dürfte unter 60 sein.

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Warum dieser ganze Text über einen Begriff, der in diesem Kongress gar nicht dran kam.
Einfach zur Darstellung, dass es ganz wichtig ist, für solche Kulte, Begriffe neu zu definieren, eine interne Sprache zu kreieren, damit die im System sitzenden, ein stärkeres Wir-Gefühl verspüren und sich besser nach außen abzugrenzen. Ich habe natürlich nicht mit allen gesprochen, aber keiner mit dem ich gesprochen habe, hat irgendwie Anstoß an dieser neuen Lehre genommen. Niemand scheint sich dafür zu interessieren, dass dieser Begriff anders definiert wird, als im Rest der Welt. Niemand sagt, er sei in einer Generation mit seinem Großvater. Er lebt zur gleichen Zeit, aber es sind andere Generationen. So verwendet man das Wort landläufig, alltagssprachlich. Das ist die normale Verwendung.

Und das sehen wir beim nächsten Beispiel gleich. Obendrein auch, warum etwas intern gut oder schlecht ist, wenn es außerhalb genau umgekehrt ist.

Schauen wir uns jetzt eine der ersten Bibelstellen an, die sie im ersten Vortrag verwendet, Hebräer 11:1. Ich nehme es einmal aus der Lutherbibel und einmal von JW.org:

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
- Lutherbibel 2017


Der Glaube ist die Gewissheit, dass etwas, auf das man hofft, auch eintrifft. Es ist der überzeugende Beweis für Wirklichkeiten, die man nicht sieht.
- Revidierte Aussage der Neuen Welt Übersetzung

Man soll an die "unsichtbaren Wirklichkeiten" so sehr glauben, als seien sie bereits eingetroffen. Die geistigen Wirklichkeiten sind für Zeugen Jehovas so real, wie die Gravitation oder, wie es in dem Vortrag verglichen wurde, wie Funkwellen. Wir können sie nicht sehen, aber deren Auswirkung. Nur sind die Auswirkungen und die Glaubenssysteme, die diese geistigen Wirklichkeiten sehen, unterschiedlich und sie führen zu unterschiedlichen religiösen Erklärungsmodellen. Diese sind allesamt in sich gerne auch mal konsistent (was auch nicht immer gegeben ist), aber sie lassen sich nicht wissenschaftlich prüfen und genau da hinkt der Vergleich. Das tut er immer.
Funkwellen haben reale Auswirkungen, die wir messen können. Genau deswegen funktioniert ja ein Funkgerät. Es misst und analysiert und wandelt entsprechend um. Ob es ein Walky Talky ist, ein WLAN Router oder ein Radio. Die Grundfunktion ist die gleiche. Diese Maschinen glauben nicht, sie machen. Wir können an Funkwellen glauben oder nicht, ihre Auswirkungen sind real. Die geistigen Wirklichkeiten können mit dieser evidenten Vorgehensweise nicht mithalten. Wer für die geistigen Wirklichkeiten sorgt, in welchem Glaubenssystem das stattfindet, welche Intention der entsprechende Gott hat (selbst wenn es der gleiche Gott ist, wie im Islam, Katholizismus, Judentum oder sonst wo) und wie sich diese Auswirkungen zeigen und zu deuten sind. Das alles unterschiedet sich, selbst wenn man sich auf das gleiche Werk, z.B. die Bibel zu Grunde legt. Ihr seht es ja auch an den beiden oben genutzen Bibelübersetzungen. Bereits das kann viel entscheiden. Welche "unsichtbare Wirklichkeiten" ist denn nun die wirkliche?
Die Lutherbibel drückt es ja auch schön drastisch aus. Ein "Nichtzweifeln" wird da als gut bezeichnet, wo es dem jeweiligen Glauben an diesen unsichtbaren Gott nutzt. Genauer, denen, die behaupten, diesen Gott zu vertreten oder "korrekt" zu interpretieren. Allerdings ist Zweifel dann gewünscht, besonders bei Zeugen Jehovas oder Mormonen oder anderen missionierenden Religionen, wenn man als Gepredigtem, seinen alten Glauben hinterfragt, um der "wahren Religion" beizutreten. Dann ist Zweifel sogar wichtig und richtig, ja sogar notwendig. Aber sobald man in der "wahren Religion" ist, wird Zweifel nicht mehr gewünscht. Man soll den geistigen Führern vertrauen und ihnen unbeirrt nachfolgen.

"Bewiesen" wird diese unsichtbare Wirklichkeit zum Beispiel mit der Ordnung im Universum, der Komplexität von Hirn und Auge, die ja einen Schöpferglauben aufdrängt. Wenn man nicht weiterdenkt und sich diese bunte Wand malt, dann ja.
Wenn man aber daran denkt, dass Ordung ein Zeichen "toter" Systeme ist, wie Kristalle und Leben gerade vom Chaos, vom stetigen Kampf gezeichnet ist, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass die Faltungen im Hirn zwar die Übertragung- und Bearbeitungsfläche erhöht, die Kommunikationswege aber eben auch, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Hirn, besonders das Stammhirn kaum Aufbauunterschiede zum Schimpansen aufweist, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Auge 40 nachweisbare Vorläufer hat, die eine schrittweise Entwicklung belegt, dann wird es anders.
Wenn man bedenkt, dass unser Auge mit einem Glaskörper aufgebaut ist, der mit Blut- und Nervenzellen durchzogen ist und damit einiges an eingefangenem Licht abfängt, dass es den blinden Fleck gibt und die Rezeptoren auf der Rückseite der Netzhaut sind und demnach erst sehen, wenn das Licht die Strecke durchs Auge zweimal durchlaufen hat, dann wird es anders.
Allein diese haltlosen, typisch kreationistschen Behauptungen zeigen, dass der Schöpfungsglaube sich eben nicht aufdrängt, wenn man ein wenig ins Detail geht. Man darf nicht bei der bunten Wand stehen bleiben, die man Gott nennt, damit alles erklären und nicht dahinterschauen.

Gott ist eine Dramaqueen, die nebenher auch noch volle Aufmerksamkeit möchte (Hebräer 11:6). Ohne Glauben an ihn, ist es nicht möglich, ihm zu gefallen. Aber wir müssen nicht nur an ihn glauben, also glauben, dass er ist, sondern ihn anbeten und unser Leben seinen Vorstellungen anpassen. Zum Beispiel aufhören schwul zu sein, obwohl er denjenigen so erschaffen hat. Das ist in etwa so, als würde man einem Heterosexuellen sagen, er solle jetzt bitte schwul oder lesbisch sein. Abraham wird als Glaubensvorbild gesehen. Ihr wisst schon, der Typ, der ohne zu zucken seinen Sohn der Stimme in seinem Kopf geopfert hätte. Ich bin sicher kein Anwärter für den Beste-Vater-Award, aber wenn ein Gott von mir verlangt, dass ich meinem Gehorsam durch die Tötung meines Kindes Ausdruck verleihe, dann lautet die einzig richtige Antwort: "Nein!" Ich habe das als Meme nochmal gefunden.

.


Im darauffolgenden Vortrag ging es darum, was Glaube bewirken kann.
Er kann eine emotionale Stütze für einen Strauchelnden sein. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber er kann keine Berge versetzen. Er verbessert keine Situation, er hilft maximal, diese zu ertragen. Und jetzt kommt es, es ist in Studien nachgewiesen, dass es dabei ziemlich egal ist, welchen Gott man dafür anbetet und welcher Religion man angehört.

..

Genau das haben mehrere Mediziner in zwei groß angelegten Blindtest-Studien untersucht und in den angesehenen Fachzeitschriften The Lancet (Mantra II Studie, #2) im Jahre 2005, und American Heart Journal (STEP-Studie, #3) im Jahre 2006, veröffentlicht. Sie unterteilten Patienten, die eine Herzkranz-Bypass-Operation erhielten, in drei Gruppen zu jeweils etwa 600 Personen. Außerdem gab es drei Gruppen kirchlich-christlicher Gruppen, die die Namen der Patienten der ersten beiden Gruppen erfuhren und für sie beten sollten, dass sie ohne Komplikationen gesunden sollten. Die Patienten der ersten Gruppe, wurden informiert, dass für sie gebetet würde, die zweite Gruppe, für die gebetet wurde, wurde informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde und die dritte Gruppe, für die nicht gebetet wurde, wurde darüber informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde.
War die Komplikationsrate jener Patienten, für die gebetet wurde, geringer als bei denen für die nicht gebetet wurde? Das Ergebnis: Die Komplikationsrate der letzten beiden Gruppen, die nicht wussten ob für Sie tatsächlich gebetet wurde (wovon für eine tatsächlich gebetet wurde und für die andere nicht), war mit 51% und 52% statistisch gesehen gleich. Lediglich die Patienten der ersten Gruppe, für die gebetet wurde und die davon wussten, hatten mit 59% eine signifikant höhere Komplikationsrate! Der Grund für dieses letztere unerwartete Ergebnis war wahrscheinlich, so die Medizinern, der geringere Lebensmut und damit körperliche Widerstandskraft, die sich einstellt, wenn man erfährt, dass es wohl sehr schlecht um einen stehen muss, wenn andere für einen beten. Ansonsten ist das Ergebnis eindeutig: Das Beten der drei kirchlich-christlichen Gruppen hatte keinen positiven Einfluss auf die Gesundung der Herzpatienten. Beten hat einfach nicht geholfen.
Allein daraus den Schluss zu ziehen, es gäbe keinen Gott, ist heikel und mit Recht umstritten. Auf jeden Fall lässt sich folgendes sagen: Wenn es keinen Gott gibt, dann lässt sich das Ergebnis zwanglos erklären. Wenn es einen Gott gibt, dann lässt er sich durch beten offensichtlich nicht dazu überreden, das Gute in unserer Welt zu fördern und dem Bösen Einhalt zu gebieten. Angesichts der Eigenschaften Gottes, allgütig, allwissend und allmächtig zu sein, einerseits, und andererseits der unsäglichen Gräuel auf dieser Welt, für die gebetet wird und nun von dem wir nun wissen, dass es nichts nützt, sind starke Zweifel an seiner Existenz sicherlich angebracht. Und ich habe Verständnis für so manchen schicksalsgebeutelten Menschen, den ich getroffen habe, der sich fragt, ob er so einen Gott in seinem Leben wirklich noch braucht.

Wenn Gott also nicht einmal bei natürlichen Krankheiten eingreift, wie hilft er dann gegen die bösen Geistermächte? Ich habe da allerdings so eine Idee.



#1 - 1914 — Die Generation, die nicht vergehen wird, Erwachet! 1984
Quelle: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1984361

#2 - Charles McLafferty Jr, Anthony Onwuegbuzie: The MANTRA II study https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(05)67718-5/fulltext

#3 - Herbert Benson 1, Jeffery A Dusek, Jane B Sherwood, Peter Lam, Charles F Bethea, William Carpenter, Sidney Levitsky, Peter C Hill, Donald W Clem Jr, Manoj K Jain, David Drumel, Stephen L Kopecky, Paul S Mueller, Dean Marek, Sue Rollins, Patricia L Hibberd: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in cardiac bypass patients: a multicenter randomized trial of uncertainty and certainty of receiving intercessory prayer https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16569567/
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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Re: Uri Geller

Beitragvon almafan » Mi 7. Sep 2022, 21:02

Die Zerstörung von Uri Geller | Matthias Berger (14:05 min)


https://www.youtube.com/watch?v=WxVa7sqmy1E
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Fr 23. Sep 2022, 16:44

Der regionale Kongress 2021 - Teil 3: Freitag (Glauben an ...)

Wir sind immernoch beim Freitag Vormittag und haben nun die Vortragsreihe "Darum glauben wir an ..." vor uns.
Begonnen wird mit "... Gottes Existenz". Dass, sollte er existieren, er nicht eingreift, wurde ja eindrucksvoll aufgezeigt. Es wurde dennoch behauptet, dass es Beweise jenseits des Glaubens gibt. Seine Existenz lässt sich unabhängig von Glauben nachweisen. Mit Epheser 2:1 soll nachgewiesen werden, dass Gott uns einen Sinn im Leben gibt (Lutherbibel: "Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden"). Nun ist der Mensch aber sündig geboren und braucht gerade deshalb Erlösung. Der Mensch sündigt also weiter. Wodurch lebt er also? Dadurch, dass er weiß, was für ein mieser Kerl er ist? Es soll Leute da draußen geben, die auch ohne Gott ein für sich sinnvolles Leben führen. Einen übergeordneten Sinn suchen sie nicht. Ich bin sogar davon überzeugt, dass es diesen nicht gibt. Hebräer 11:1 und 3 sollen uns belegen, dass das sichtbare aus dem unsichtbaren hervorgegangen ist. Das alles einen Anfang hat und irgendetwas diesen Anfang ausgelöst hat, belegt nicht, dass dieses etwas irgendwelche Attribute hat, wie Liebe, Weisheit oder überhaupt ein Bewusstsein. Über all das wissen wir konsequenterweise nichts und werden es vermutlich nie tun.
Es wird auf das Magnetfeld und die Atmosphäre verwiesen, die uns vor Gefahren von außen schützen. Jeder Astronom wird da geteilter Meinung sein. Am 15. Februar 2013 um etwa 9:20 Uhr Ortszeit (4:20 Uhr MEZ) war weithin sichtbar ein Meteor in der Tscheljabinsker Oblast rund um die Stadt Tscheljabinsk im russischen Ural, nachdem ein Meteoroid bzw. kleiner Asteroid in die Erdatmosphäre eingetreten war. Nach Rekonstruktion der Flugbahn zählte dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Gruppe der erdnahen Asteroiden vom Apollo-Typ. Es handelte sich um den größten bekannten Meteor (ca. 12 kt Gewicht) seit über 100 Jahren. Ein noch größerer Meteor könnte zuletzt beim Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 in die Erdatmosphäre eingedrungen sein. Bisher einmalig für einen Meteoritenfall ist die hohe Zahl der verletzten Personen von rund 1500 – die meisten durch splitterndes Fensterglas. Vom Dino-Killer ganz zu schweigen. Ja die kleineren können von der Atmosphäre abprallen oder in ihr verglühen, aber es ist kein guter Schutz. Die Erde ist entgegen des vorgebrachten Vortrages, der auch noch den Wasserkreislauf und weitere kreationistische Prachtstücke unverdaut vortrug, kein geschlossenes System. Ständig entweicht Atmospäre ins All. Oder eben es kommt was runter.
Eine Feinabstimmung können wir also ausschließen. Zumal man für dieses Argument nichts weniger wissen müsste, als alle möglichen Kombinationen aller möglichen Komponenten und für jede andere, als die aktuelle Konfiguration. sagen müsste, warum sie nicht eingetroffen ist oder sie schlechter ist, als die aktuelle. Bis dahin sollte man von diesem blödsinnigen Argument Abstand halten.
Es folgt eine Videoreihe die von der kleinsten Zelle bis zum Universum alles als Beweis für Gottes durchdachten Plan sieht. Und diese Videos werden vom Redner damit kommentiert, dass es für sich spricht. Und da stimme ich zu, die Genialität dieser Dinge spricht für sich, aber eben für nicht mehr. Es spricht nicht dafür, wer es "gebaut" hat und zu welchem Zweck und schon gar nicht aus welchem Beweggrund. Daran ändert auch der vielzitierte Bibelvers aus Römer 1:18-20 nichts.

"Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Leben und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben.
- Lutherbibel, Römer 1:18-20

Das wird noch komplettiert durch den Aufruf zu predigen, ein Video über den Maschinenbau und das Auge (Nicht schon wieder!), bei dem eine Entwicklung für unwahrscheinlich gehalten wird. Nur ist Maschinenbau ein denkbar schlechter Prozess, da Maschinen ständig weiterentwickelt werden und den aktuellen Erfordernissen angepasst werden oder die Produktion von nicht mehr gebrauchten Maschinen eben eingestellt wird. Die Selektion übernimmt hier der Mensch und nicht die Natur, die ebenfalls ihre Anforderungen die Lebewesen hat und die Mutation, die in der Natur von selbst geschiet, übernimmt im Maschinenbau der Mensch, der neue Baupläne oder Anpassungen alter Baupläne macht. Nichts anderes geschiet in der DNA durch Kombination und Rekombination von 4 Grundsäuren.

Der nächste Teil der Vortragsreihe soll unseren Glauben in Gottes Wort stärken. Denn viele halten die Bibel für alt und ungenau. Hm ... warum nur?
So wurde Cyrus in dem Buch Jesja 44:27, 28 vorhergesagt. Schauen wir mal. Jesaja soll um 740-701 v. u. Z. gewirkt haben und babylons Exil vorhergesagt haben. Cyrus wurde um 590 oder 580 geboren und starb im August 530. Es wäre beeindruckend, wenn sich für das Jesajabuch eine eindeutige Schreiberschaft vor den Eroberungen Cyrus belegen ließe. Die älteste bekannte vollständige hebräische Handschrift des Buches, die große Jesajarolle, wurde bis spätestens 150 v. u. Z. erstellt. Fast von der gesamten biblischen Wissenschaft wird ein einheitliches Jesajabuch um 200 v. u. Z. bei Jesus Sirach vorausgesetzt. Alle älteren Datierungen sind haltlos. Klingt deutlich einfacher zu erklären, wenn man von Prophetie im Nachhinein spricht, etwas das jeder auch ohne Gott kann.
Der Klassiker Hiob 26:7 ("Er spannt den Norden aus über der Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts.") soll uns zudem von der wissenschaftlichen Genauigkeit der Bibel überzeugen, denn die Erde schwebt ja tatsächlich im luftleeren Raum. Nur spricht der nächste Vers davon, dass Gott die Wolken fest konstruiert hat, denn im darauffolgenden Vers beschreibt er, dass er sich dahinter verbirgt. In Vers 11 spricht er gar davon, dass der Himmel auf Säulen steht. Wenn das eine ohne Allegorie gelesen werden soll, warum dann diese Verse nicht auch? Gott wohnt also direkt über den Wolken und baut diese auf, damit man ihn nicht sieht. Nun haben wir aber mittlerweile Dinge gebaut, die das ganze Geschehen von oben sehen müssten. Warum taucht Gott nicht auf irgendeinem der Fotos auf?
Es wird auf den Überlebenskampf der Bibel verwiesen, da sie immer von den Mächtigen zerstört werden sollte, weil sie die Wahrheit enthält. Aber das ist natürlich ziemlicher Schmarn. Die Mächtigen wollten die Bibel und die Deutungshoheit gleich mit. Denn wenn Gott sagt, dass man den Obrigkeiten Untertan sein sollte, ist es doch viel mehr Autorität, als wenn das die Obrigkeiten selber behaupten müssten. Als Machtinstrument ist sie hervorragend geeignet gewesen und wird noch immer so genutzt. Interessant ist die Aufarbeitung genau dieser Thematik in dem postapokalyptischen Film "The Book of Eli". Der Antagonist Carnegie, gespielt vom fantastischen Gary Oldman, will eine Bibel in seinen Besitz bringen, denn mit dieser könnte er seine Herrschaft "von oben" legitmieren lassen. Denn mit Religion, so sein Gedankengang, lassen sich Menschen besser beherrschen. Was inspiriert ihn dazu? Die Erkenntnis, dass es schon hunderte, tausende Herrscher vor ihm gemacht haben. Spoiler: Eben das Buch, das der Protagonist Eli, gespielt vom charismatischen Denzel Washington, mit sich trägt, ist ... damm damm damm ... eine Bibel. Nachvollziehbar das ein Kampf um das Schriftstück entbrennt.
Da in den allermeisten Bibelübersetzungen aber sein Name verschwunden ist, gehe ich davon aus, dass Gott im Überlebenskampf um sein Hauptwerk auch ein paar Abstriche machen musste. Wenn er aber nicht einmal seinen Namen, dass ihm wichtigste, davor schützen konnte, aus dem Buch getilgt zu werden, dass ihn verkünden soll, dann frage ich mich, wie ich irgendwas anderem in diesem Buch vertrauen soll.
Diese Bedenken soll das folgende Video "Bibel: Buch der Tatsachen" vom Tisch fegen. Aber es wiederholt nur, was haltlos schon im Vortrag kam. Aber da kommt der Brüller. Auf einem ägyptischen Wandrelief findet sich die Bezeichnung "Feld von Abram". Es wäre der erste außerbiblische Nachweis für diesen Patriarchen in vorchristlicher Zeit. Stolz weiß auch der Erwachet! November 2010 darüber zu berichten (#1). Nur stammt das Relief aus einer Zeit nach dem fünften Regierungsjahr Rephaems, laut Zeugen-Chronologie im Jahr 993 v. u. Z. Das sind, legen wir die gleiche Chronologie zu Grund nur knapp 1000 Jahre nach der Zeit, in der Abraham gelebt haben sollte. Die Bezeichnung "Feld von Abram" kann also einfach von den Einheimischen übernommen worden sein und wurde es wohl auch. Das ist kein Hinweis darauf, dass besagter Abram/Abraham auch eine reale Figur war. Der gleichen Argumentation folgend ist Amun real, weil das Relief immerhin an dem ihm geweihten Tempel gefunden wurde, nämlich in Karnak. Nur geht davon eben niemand wirklich aus. Warum also bei Abram/Abraham?

.

Unter dem 2. Bild entspann sich folgendes kurzes Gespräch:
Haleviyah Aug 29, 2022

That's because their tombs are either heavily guarded or destroyed by the Crusader's. I guess you skipped that part of history class.


Almafan Aug 30, 2022

So you suggest, that all the tombs of the biblical charcters are known to the Crusader's, so they can destroy them, or they are so heavily guarded, no one of the archeologist in the best archelogical known erea in the world (thats what the middle east, specially Israel, Palesistan and Gaza is) have ever find one, since they want to prove biblical stories.

if you look at the coincidence, someone found the first mummy in the valley of the Kings in Egypt. Some of the graves where find by amateurs with pure luck. Also, there more evidence for Neanderthals or even Australopithecus (people long time before Abraham or Moses) then for any biblical character on the time 4000 years ago.

Danach geht es mit dem Unterpunkt weiter, warum wir an Gottes Maßstäbe glauben.
Aber es geht nicht darum, was richtig oder falsch ist. Es geht nie darum. Es geht darum, was geboten und was verboten ist. Das sind zwei paar Schuhe. Nur weil jemand ein Verbot für etwas aufstellt, heißt das nicht, dass es falsch ist. Und nur weil jemand ein Gebot für etwas aufstellt, heißt dass nicht, das es gut ist. Die Bibel enthält viele Stellen, die Sklaverei nicht nur erlauben, sondern sogar Regeln für diese aufstellen. Und das nicht nur im Alten Testament (2. Mose 21:2, 5, 6, 20, 26, 29-31; 3. Mose 25:40, 44-46; 5. Mose 12:12, 18, 16:11; Sprüche 22:7, Sprüche 29:19-21), sondern auch im Neuen (Lukas 17:9; Epheser 6:5; Römer 6:16; 1. Petrus 2:18). In 3. Mose wird die Freilassung von Sklaven auf das Jubeljahr gelegt. Das fand alle 50 Jahre statt. Sollte also jemand kurz nach dem Jubeljahr in Sklaverei gehen, so hätte er bei damaliger Lebenserwartung mit lebenslangen Sklavendienst zu rechnen. Nicht-Juden in Sklaverei müssen von ihren Verwandten freigekauft werden.
Generell können Frauen wie Männer in Sklaverei geraten. Wegen der weiblichen Fähigkeit, Kinder zu gebären, gibt es allerdings einige Besonderheiten. Wird ein zeitlich befristeter Schuldsklave während der Zeit seines Sklavendienstes verheiratet, gilt sein Kind dauerhaft als Sklave. Es kommt mit dem Ende seiner Dienstzeit nicht frei (2. Mose 21:4). Ein besonderer Fall liegt vor, wenn ein Mädchen Sklavin einer Herrin ist. Sie ist ihrer Herrin ausgeliefert bis dahin, dass sie für ihre Herrin Kinder gebären muss (1. Mose 16:1-4; 30:3-13). Dabei übergibt die (gebärunfähige) Herrin ihre persönliche Sklavin dem Ehemann als (Zweit-)Frau, ohne dass diese aufhörte, ihre Sklavin zu sein. Durch das Gebären der Sklavin "auf den Knien" der Herrin gilt deren Kind in der Folge als Kind der Herrin (1. Mose 30:3).

Hier ein paar Kostproben göttlicher Todesgebote:
  • 1. Mose 2:17: "Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben."
  • 1. Mose 17:14: "Wenn aber ein Männlicher nicht beschnitten wird an seiner Vorhaut, wird er ausgerottet werden."
  • 2. Mose 12:15: "Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden."
  • 2. Mose 21:12: "Wer einen Menschen schlägt, dass er stirbt, der soll des Todes sterben."
  • 2. Mose 21:14: "Wenn aber jemand an seinem Nächsten frevelt und ihn mit Hinterlist umbringt, so sollst du ihn von meinem Altar wegreißen, dass man ihn töte."
  • 2. Mose 21:15: "Wer Vater oder Mutter schlägt, der soll des Todes sterben." (Wer hingegen seine Kinder schlägt, hat nichts zu befürchten.)
  • 2. Mose 21:16: "Wer einen Menschen raubt, (…) der soll des Todes sterben."
  • 2. Mose 21:17: "Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben."
  • 2. Mose 22:17: "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen." (kath. Einheitsübersetzung)
  • 2. Mose 30:33: "Wer solche Salbe (heiliges Salböl, nur für Priester bestimmt) macht, (…) der soll aus seinem Volk ausgerottet werden."
  • 2. Mose 30:38: "Wer es (Räucherwerk) macht, (…) der soll ausgerottet werden."
  • 2. Mose 31:15: "Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben."
  • 3. Mose 7:20: "Wer aber essen wird von dem Fleisch des Dankopfers, (…) der wird ausgerottet werden."
  • 3. Mose 7:21: "Und wenn jemand mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, (…) der wird ausgerottet werden aus seinem Volk."
  • 3. Mose 7:25: "Denn wer das Fett isst von solchen Tieren, von denen man dem Herrn Feueropfer bringt, der wird ausgerottet werden."
  • 3. Mose 7:27: "Jeder, der Blut isst, wird ausgerottet"
Kurzum: Man muss Gott gehorchen. Es geht hier nirgends um richtig oder falsch. Und Gott kennt nur dieses eine Extrem. Passt etwas nicht in seinen Masterplan: Mord und Totschlag.
Adam und Eva sündigen? Gottes Antwort: Tot durch langsamen Verfall.
Die Menschen zu Noahs Zeiten sind schlecht? Gottes Antwort: Tot durch Ersäufen! Alle, auch Kinder, Greise und Tiere. Außer den paar Hanseln und den Tierpaaren auf der Nussschale.
Die Menschen in Sodom und Gomorra, denen Lot seine Töchter zur Vergewaltigung preisgibt, sind böse? Tot durch Feuer und Schwefel vom Himmel!
Lots Frau erdreistet sich, sich einmal umzudrehen? Tot durch Erstarren zur Salzsäule!

Das könnte man jetzt noch stundenlang fortführen. Aber die Richtung ist erkennbar.
Es geht nicht darum einem liebevollen Gott und Vater näher zu kommen, sondern die Gelüste eines omnipotenten Tyrannen zu stillen. Und da Gott so eitel ist, sind die ersten 4 der 10 Gebote im Grunde nur eine Selbstbeweihräucherung. Anstatt irgendwas sinnvolles da hin zu schreiben. Wie "Du sollst dir keine Sklaven halten!" oder "Du sollst Menschen anderer Hautfarbe nicht geringachten!" Irgendwas halt, dass tatsächlich moralischen Maßstäben zuzuordnen wäre.

Die biblischen Gesetze zum Thema Vergewaltigung unterstreichen leider zudem ein verachtendes Frauenbild. Wird eine Jungfrau von einem Mann innerhalb einer Stadt vergewaltigt, sollen beide sterben, auch die unschuldige Frau (5. Mose 22:24), "weil sie nicht geschrien hat." Dass die Frau geschockt war oder vielleicht mit einem Messer bedroht oder ihr der Mund verbunden wurde, bedenkt die Bibel mit keinem Wort. Wird ein nicht verlobtes Mädchen auf offenem Feld vergewaltigt, muss der Täter dem Vater des Mädchens (5. Mose 22:29) "fünfzig Silberstücke" bezahlen und sie heiraten. Er darf sie niemals entlassen. Über die Gefühle der Frau wird wieder mit keinem Wort nachgedacht. Geschützt wird mit diesen Vergewaltigungsgesetzen übrigens niemals die Frau, sondern nur der Bräutigam, dem das Besitzrecht der eigenen Frau oder das Recht zur ersten Nacht genommen wird oder der Vater dieser Frau. Es geht dabei also nicht um den Schutz der Frau, sondern um den Schutz von Eigentum. Vergewaltigung ist also keine Körperverletzung oder dergleichen, sondern "lediglich" ein Kapitalverbrechen. Laut Bibel.

Bibeltreue werden es kaum glauben, aber Gott hat sein Volk dazu aufgerufen, Frauen und Kinder in Stücke zu hauen und Jungfrauen zu versklaven (4. Mose 31:15-18): "Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? (...) So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben."

Das Frauenbild wird im Neuen Testament auch nicht wirklich besser. In einem Text aus dem Brief an die Epheser sehen viele Gläubige zwar einen Hinweis auf die Gleichberechtigung (Epheser 5:28): "So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst." Leider scheint das nur auf den ersten Blick so. Wer ein paar Zeilen vorher liest, erfährt, wie der Satz wirklich gemeint ist. Dort lesen wir nämlich (Epheser 5:23): "Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau."
Die Diffamierung beginnt mit der Erschaffung des Menschen. Die Frau war eigentlich ein Nebenprodukt, denn "Gott, der Herr, baute die Rippe, die er dem Menschen entnommen hatte, zu einer Frau aus" (1. Mose 2:2). So steht es am Anfang des Alten Testaments, und auch das Neue haut in die gleiche Kerbe: "Die Frau aber ist der Abglanz des Mannes" (1. Korinther 11:7). Ware zweiter Wahl sozusagen, schnell hingepfuscht mit den Abfällen des Originalprodukts.
Neben dieser "genetischen Minderwertig" heftet die Bibel der Frau zusätzlich eine schuldhaft erworbene an. Schließlich hat sie als erste vom verbotenen Baum der Erkenntnis gegessen. "Nicht Adam ließ sich täuschen, sondern die Frau ließ sich betören und kam so zu dem Fall" (1. Timotheus 2:14). Zum Fluch der schmerzhaften Schwangerschaft (1. Mose 3:16), kommt auch noch ein zweiter Fluch: "und doch steht dein Begehren nach dem Manne, er aber soll herrschen über dich". Das Neue Testament ist da nicht zimperlicher. Nach dem 1. Thimotheusbrief soll die Frau "in Stille und aller Unterwürfigkeit Belehrung suchen" (2:1). "Die Frauen seien ihren Männern untergeben wie dem Herrn" (Epheser 5:22). Die lästige Dressurarbeit ist nach einem perfiden sexistischen Kalkül nicht Aufgabe der Männer, sondern der "älteren Frauen", die nämlich "sollen die jüngern Frauen dazu anleiten, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen, züchtig, gütig und ihren Männern unterwürfig zu sein, damit das Wort Gottes nicht gelästert wird" (Titus 2:3-5).

Die Menstruation ist gleichsam eine periodische Warnung vor der weiblichen Minderwertigkeit. Darum wurde sie besonders in den monotheistischen Religionen mit Tabus und diskriminierenden Verhaltensregeln belegt. "Wird eine Frau blutflüssig und handelt es sich dabei um den regelmäßigen Blutfluß, so bleibt sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit; jeder, der sie anrührt wird bis zum Abend unrein. Alles worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, wird unrein; alles worauf sie sitzt wird ebenfalls urein" (3. Mose 15:19-33). Am 8. Tag nach Ende ihrer Blutung soll sie "zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben nehmen und zum Priester bringen vor den Eingang der Stiftshütte. Und der Priester soll die eine zum Sündopfer bereiten und die andere zum Brandopfer und die Frau entsühnen vor dem HERRN wegen ihres Blutflusses, der sie unrein macht." (3. Mose 15:29, 30). Wofür muss sie Sühne leisten? Für einen biologischen Vorgang, den ihr der Schöpfer selbst angehangen hat?

Das sind also Gottes Maßstäbe, auf die ich vertrauen soll, wie es mir in Jesaja 48:17 erzählt wird?
Nein, danke.

Im Römerbrief 7:21 beschreibt Paulus, dass er "das Gute tun will", ihm aber "hängt das Böse an." So soll es auch bei allen anderen Menschen sein.
Ein fantastischer Marketingclou. Man stelle sich ein Produkt vor, dass alles kann und einem in jeder Situation hilft. Man muss nur fest dran glauben. Wenn es aber mal doch nicht wirkt, ist der Anwender schuld. Genauso funktioniert Gott. Gott kann nicht fehlgehen und er ist allmächtig. Wenn es einem also nicht gelingt, sich von irgendeiner Sünde zu lösen, ist das nicht Gottes Schuld, sondern die eigene. Wow.
Wofür brauche ich dann Gott nochmal? Wenn allein meine Willensstärke darüber entscheidet, ob ich einer "Sünde" entfliehen kann oder nicht, dann ist der Graubärtige überflüssig.

Der nächste Punkt hieß übrigens "Darum glauben wir an Gottes Liebe".
Ich könnte das gerade Geschriebene jetzt hier nochmal reinknallen und es würde nichts an Brisanz verlieren.

Cooler Logikfehler wurde auch gemacht.
Es wurde gesagt, Gott muss schon immer existiert haben, sonst gebe es keine Schöpfung.
Was?
Ein Schiff entsteht doch auch, selbst wenn die Erbauer einen nachweislichen Anfang haben.
Wieso nimmt man so einen offensichtlichen Blödsinn ernst?

Dann wurde erklärt, dass niemand zu Gott kommen kann, außer er ziehe ihn (Johannes 6:44). Das wiederrum führt dazu, dass man mir keine Gottabgekehrtheit vorwerfen kann. Denn offenbar zieht er mich nicht.

Das Vormittagprogramm vom Freitag ist noch nicht durch, aber der Text schon ziemlich lang.

#1 - Erwachet! November 2010
https://www.jw.org/de/bibliothek/zeitschriften/g201011/%C3%A4gypten-zur-zeit-der-bibel/
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Mi 28. Sep 2022, 20:54

Der regionale Kongress 2021 - Teil 4: Freitag (Nicht zweifeln und die Schöpfung)

Es folgte eine dramatische Bibellesung mit dem Thema "Noah - Aus Glauben hörte er auf Gott". Es kann auch existenzielle Angst gewesen sein. Immerhin hat er als einziger die Warnung direkt von diesem omnipotenten Wesen erhalten, das eine monströse Flut vorraussagte, die alles Leben vernichtet, einschließlich ihm, wenn er nicht schleunigst eine Arche baut. Und das die anderen diesem "Prediger der Gerechtigkeit", wie Paulus ihn später nennt, nicht glauben, kann man ihnen nicht einmal übel nehmen. Wo landen heute denn Leute, die behaupten, göttliche Botschaften zu übermitteln? ... Gut, das ist ein schlechtes Beispiel. Ich wollte auf das Irrenhaus verweisen, aber offenbar kann man damit sehr erfolgreich auch eine Menge Geld machen.

. .

Der nächste Vortrag hatte das Thema "Habt Glauben und zweifelt nicht".
Nicht unbedingt eine Zielsetzung, die ich mir als Lebensmotto auswählen würde, denn Zweifeln ist Fortschritt. Hat beim Aderlass funktioniert und bei der Sklaverei, ebenso bei den "gottgegebenen" Privilegien von Königen und Kaisern. Zweifel ist gar nicht so übel. Und überhaupt: Wie soll ich denn Zeuge werden, wenn ich nicht an der Richtigkeit meiner Kirche, Religion oder sonstigen Ideologie zweifel?

In Matthäus 21:19-22 steht die Begebenheit mit dem Feigenbaum, der es sich erdreistet hat, außerhalb seiner fruchttragenden Zeit dem Jesus keine Früchte anzubieten. Das hätte Gottes Sohn natürlich mit ein paar Zaubereien selber regeln können, aber nein. Ganz wie sein bluttrunkener Vater verflucht er den Baum, weil er keine Früchte trägt. Aber hätte Jesus das nicht vorher wissen müssen. Wieviele Umherstehende haben sich gedacht, wie blöd es doch ist, einen Baum für etwas zu verfluchen, wie seinen Lebenszyklus, der obendrein auch noch von Gott so eingerichtet wurde? Ich hätte es getan. Vermute ich. In der Zeit waren sicher alle ein bisschen weniger rational unterwegs, auch weil es noch keine Wissenschaft gab, deren konsequente Anwendung der Denkweise uns vor solchem Aberglauben geschützt hätte. Ich wäre also vermutlich einer der Minions, die das als Gottes Zeichen wahrgenommen hätten oder böse Magie. Besonders bei diesem Beispiel ist das ja nicht so leicht auseinander zu halten. Ja, ich weiß, damit sollte vermittelt werden, dass eintrifft, was Gott vorraussagt. Und ja, ich weiß, ist doch nur ein oller Feigenbaum. Aber man sieht, wie leicht dieser Lehrpunkt auch ganz anders gelesen werden kann. Wenn man denn nur Zweifel anwendet, rationales, kritisches Denken. Das ist etwas, dass wir glücklicherweise nutzen dürfen, weil wir erkannt haben, dass es gut ist, Dinge zu hinterfragen und nicht einfach runter zu schlucken.

Zum Mitschreiben: Zweifeln ist nichts Schlechtes!

Dann kamen noch ein paar Durchhalteparolen "wir können treu bleiben", "Gott verlangt nichts, was zu schwer ist", "bete regelmäßig um die nötige kraft", "studiere regelmäßig die Bibel", "der Kluge sieht die Gefahr und weicht ihr aus", "sag Jehova wovor du Angst hast", "überlege was du mit Jehova erlebt hast" ...
Was ist, wenn mir beim Bibelstudium auffällt, dass nicht alles so ist, wie es mir im Wachtturm erklärt wird. An welcher Stelle wird denn offensichtlich, dass Daniels Prophezeiung der sieben Zeiten, die Nebukkanezzar wie ein Tier herumstreunert, eine größere Erfüllung haben? Wo steht denn, dass man keine Geburtstage feiern darf? Wo steht etwas davon, dass man ein (Kinder-)Missbrauchsopfer in einem Tribunal bei Anwesenheit des Beschuldigten zu verhören hat? Wo steht denn, dass wir aus dem alten Testament zu übernehmen haben, Schwule zu hassen, aber wir trotzdem am Sabbat arbeiten dürfen?
Was ist, wenn ich nichts mit Jehova erlebt habe und die einzige Angst, die ich Jehova mitteilen kann, die ist, meine Identität zu verlieren oder ausgeschlossen zu werden, weil ich eben nicht einfach der Ältestenschaft und ihren Oberen nachlaufe, sondern Dinge hinterfrage?
Treu bleiben heißt leider in erster Linie auch, sich von der Außenwelt abzuschotten und Kritik an der Führerschaft und am System der Wachtturmgesellschaft auszuklammern. Es heißt, insbesondere den internen Medien zu vertrauen und sich eben kein vollständiges Bild der Sache zu machen. Es heißt intrinische Lehren einfach zu akzeptieren und adaptieren. Schade eigentlich. So geht viel Potential an Menschen, die etwas verändern könnten, verloren.

Wenn Jehova schon für die Tiere und Pflanzen sorgt (Matthäus 6:26-29) dann doch wohl auch für uns, oder?
Gut, die meisten Tiere sterben daran, zu verhungern oder bei lebendigem Leibe aufgefressen zu werden. Und auch Pflanzen sind zu einem nicht geringen Teil einfach nur Futter für Tiere oder Pilze.
Das ist also der Gott, der sich um mich kümmert. ... weiß ich nicht ... weiß ich nicht ...

Damit wäre der Vormittag geschafft.

Der Nachmittag könnte genauso gut im Thread Evolution oder Schöpfung auftauchen, denn darum ging es in der Vortragsreihe "Stärke deinen Glauben durch die Schöpfung".
Also nicht um den angeregten und intellektuellen Diskurs, ob und wie. Sondern es wurde einfach festgelegt, dass es so ist und erklärt, dass wir daraus ganz viel über unseren liebevollen Schöpfer erfahren können.

Den Anfang machen die Sterne.
Nehemia 9:6 spricht vom Himmel der Himmel. Damit kann er doch nur das Universum gemeint haben. Sagt zumindest der Vortragsredner. Wäre ja auch Quatsch, wenn ein Mensch, der vor 2500 Jahren gelebt hat, damit eine allegorische Version des Himmelreiches Gottes gemeint hätte und das auch noch in einem religiösen Buch. Völlig absurd. Natürlich muss es sich um die physikalisch begreifbare Welt des sichtbaren Universums mit all seinen Galaxien gehandelt haben. Auch Psalm 154:7, Jesaja 40:26 und Hiob 14:13,15 sprechen davon, dass man im Glanz der Sterne, die Herrlichkeit Gottes erkennen kann. Ja, Jehova merkt sich sogar alle Sterne mit Namen, da wird er sich ja wohl auch an dich kleinen Hansel erinnern. Gut, dass ist jetzt nur eine Behauptung, ohne irgendeine Möglichkeit einen Beweis anzutreten, aber das ist wieder die Sache mit dem Nicht-Zweifeln-dürfen.

Das Meer folgte.
Naturkatastrophen zeigen Ungleichgewicht der Naturkräfte, so der Sprecher. Interessant, sind Naturkatastrophen doch so alt, wie dieser Planet. Was hat dieses Ungleichgewicht also hervorgerufen? Die Ursünde von Adam und Eva kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Hey, wir sehen verheerende Stürme sogar auf anderen Himmelskörpern. Auf dem Saturn tobt der Wirbelturm mit den höchsten Windgeschwindigkeiten im Sonnensystem. Auf dem Jupiter ist allein das Auge des Sturms so groß, dass die Erde reichlich Platz links und rechts hätte. Zu Naturkatastrophen zählen aber auch alle anderen Dinge, die nicht durch eine Zivilisation wie der unseren ausgelöst werden. Zum Beispiel Asteroideneinschläge. Wie der, der die Dinos ausradiert hat. Bevor der Mensch überhaupt auf der Bildfläche erschien, gab es bereits 8 große, globale Massensterben und unzählige "kleinere". Was soll uns das sagen?
Ich will den Raubbau an der Natur und die Verschwendung und die Umweltverschmutzung und den drohenden Klimakollaps ja gar nicht verharmlosen. Das sind alles tatsächliche und besonders dringende Probleme, denen sich die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten auch ganz intensiv widmen muss. Das sollte klar sein. Aber selbst wenn der Mensch, das Leben auf Erden aktiv bedroht und die Biosphäre schrottet, er schadet damit sich selbst. Um Malcolm von Jurrassic Park zu zitieren, ein nicht weniger fiktiver Film, mit nicht weniger fiktiver Wissenschaft, als die Bibel es anbietet: "Leben findet einen Weg." Kann ich nur zustimmen. Hat es immer getan und wird es immer tun. Nur dann halt ohne Menschen und den armen Kreaturen, die wir mit unserer Gier mit in den Tod gerissen haben.
Das Gott Gewalt über die Natur hat, soll die durch nichts bewiesene Legende vom Durchzug durch das rote Meer belegen oder der Story, von Jesus, der das Galiläische Meer beruhigte. Immerhin ist die Erde auf einem festen Fundament verankert, versichert uns der Redner, bezugnehmend auf Psalm 104:5. Kann passieren, wenn man in Geografie nicht aufgepasst hat, wo irgendwann auch mal die Erdschichten dran kommen. Das Fundament ist weder fest noch verankert. Die Erdkruste gleicht eher einer Apfelschale, nur ist der Apfel halt nicht die frische, knackige Frucht, sondern Apfelglühwein. Die Erdkruste schwimmt auf dem Erdmantel, der maximal halb fest, halb flüssig ist. Und die Erdkruste, die sich unter die andere schiebt, wird auch noch in diesen Lavastrom gedrückt und löst sich dabei auf. Das meine Freunde, ist der Grund, warum an Treffpunkten von Kontinentalplatten große Gebirge entstehen und die meisten Erdbeben zu messen sind, übrigens auch eine Naturkatastrophe. Der Kontinentaldrift löst sowas aus. Nicht eine verbotene Frucht, die dann doch gegessen wurde.

Gehen wir weiter zum Wald.
Ohne Wald gibt es kein frisches Wasser, keine frische Luft. Ohne Wald könnten wir nicht leben. Ja, WIR und alle anderen Lebewesen, die auf Sauerstoff angewiesen sind, sind automatisch auch auf Bäume, vielmehr noch aber auf Algen angewiesen. Denn 2/3 des weltweiten Sauerstoff machen Algen. 4/5 der jährlichen CO2-Emission schlucken auch nicht die Bäume oder andere Pflanzen, und auch nicht die Algen. 4/5 des CO2 wird im Meer gebunden, wo es durch chemische Verbindungen als Kalk zum Meeresgrund rieselt. Bei zunehmender CO2-Emission ist das Aufnahmevolumenen natürlich trotzdem begrenzt, weshalb Meere übersäuern und Fischpopulationen und andere Lebewesen im Meer gefährden, zusätzlich zur Überfischung.
Und okay. Ich kann anerkennen, dass man über den Recyclingprozess der Natur echt staunen kann. Geräuscharm, schadstoffarm (Vorsicht: Zersetzung setzt immer Gase frei, einige davon sind Treibhausgase) und ohne bleibende Abfälle. Wow. Aber davon darauf zu schießen, dass es nicht einfach Notwendigkeit ist, möglichst effizient mit Ressourcen umzugehen, weil Sparsamkeit dem Prinzip von Selektion entspricht, sondern, dass es ein omnipotentes Wesen erfunden hat, ist Unsinn. Denn Gott hat ja keine Limitierungen bei seiner Erschaffung. Das von ihm geschaffene Leben könnte also verschwenderisch sein, wie es will und auf Recycling komplett verzichten. Wie beschrieben, möglichst effizient mit den Abfällen anderer zu haushalten, ist ein selektiver Vorteil.

Der nächste Abschnitt behandelt Wind und Wasser.
Hesekiel 38:14,15 und 18, Psalm 147:17,18 und Hiob 38:22,23 sollen uns klar machen, dass Gott das Wetter kontrollieren kann. Hier spricht man von Jehovas "Vorratshäusern", in denen er den Hagel für die bestimmte Zeit, gemeint ist Armageddon, bereithält. So funktioniert der Wasserkreislauf zwar nicht, aber warum sollte das einen Kreationisten scheren. Aber er beschützt mit seinem Einfluss auf das Wetter ja jetzt schon. Denn immerhin gibt er die Sonne und den Regen ja auch denen, die nicht an ihn glauben. Warum sollten sie auch? Wo ist der Beweis, dass er dafür verantwortlich ist, dass es hier regnet und da Sonnenschein ist? Man argumentiert hier mit Behauptungen, die man wieder einmal prinzipiell nicht nachweisen kann. Deutlich einfacher ist doch die Annahme, dass kein Gott ins Wetter eingreift und die meteoroligischen Wissenschaften völlig ausreichen, um zu erklären, wann es wo mit welcher Wahrscheinlichkeit schneien, regnen oder hageln wird und wo welcher Sturm zu erwarten ist. Ich denke, dass zum Beispiel der deutsche Wetterdienst eher auf seine Messstationen und die langjährigen Erfahrungen, bestimmte Wetterphänomene betreffend, setzt, als darauf, in Hiob herauszufinden, welchen Einfluss Gott auf das Wetter nehmen könnte oder das Zeus wieder Bock hat Blitze zu schießen. Und auch wenn die Wetterdienste nicht immer recht haben, so sind ihre Vorhersagen deutlich präziser als eine Wettervorhersage, die ich mit der Bibel erstellen würde. Weils einfach eine Naturwissenschaft mit gewissen Sicherheiten und gewissen Unsicherheiten ist.

Wir schreiten nun zu den Meerestieren.
Auch hier erfahren wir noch einmal, dass Jehova die Tiere versorgt (Psalm 104:27,28). Besonders der Blauwal wird hier mal hervorgehoben, dem ja Grill ausreicht. Niedliche Umschreibung dafür, dass der Meereskoloss dafür nur 4 Tonnen am Tag braucht. Und die findet er nicht aufgebereitet in irgendeinem Futternapf, sondern er muss sich selbst versorgen und Grillschwärmen auch mal hunderte Kilometer hinterherschwimmen. Wenn das die Art Versorgung ist, die wir analog dazu im Paradies erwarten dürfen, dann bleibe ich lieber dabei nur die paar hundert Meter hier bis zum Edeka zu gehen. Es wird herumfabuliert, dass die Tiere auf Jehova warten. "Er lässt sie nicht im Stich." Aha, also außer jene, die verhungern oder von anderen Tieren getötet werden, was auf die absolute Mehrzahl der Tiere zutrifft. Auch auf diese Art Versorgung kann ich gern verzichten. Da habe ich ja ohne Gott mehr Überlebenschancen, solange ich mich selbst um Essen und Schutz bemühe. In Matthäus 6:33 wird noch einmal darauf eingeschworen, dass Jehova auch für uns sorgt. Mit den oben genannten Beispielen jetzt aber eher schlecht für eine brauchbare Mitgliederwerbung zu vereinbaren. Aber in der neuen Welt wird es mehr als genug geben. Auch das müssen wir wohl einfach hinnehmen und glauben, denn eine Entsprechung in der Gegenwart für diese Zukunftsvision gibt es nicht.

Am Ende geht es noch um den menschlichen Körper.
Da lässt sich schwurbelmäßig ja einiges rausholen. Da die Wissenschaft kein Mittel verspricht, dass vollständige Gesundheit verspricht, was sie wissentlich nicht kann, auch wenn sie wöllte, ist das Ergebnis irdischer Bemühungen natürlich vergebens und sinnlos. In Jesaja 33:24 und Psalm 139:4 wird uns das Blaue vom Himmel versprochen. Völlige Gesundheit und ewige Jugend. Na wenn das keine solide Basis hat.
David nahm sich Zeit für die Schöpfung und wenn wir eines von einem König lernen können, der vor 3000 Jahren gelebt hat, mehrere Frauen hatte und einen seiner Soldaten in die tötliche Frontlinie stellte, damit sein Seitensprung mit Batseba nicht auffällt, dann das für genau diesen, moralisch und intellektuell eher eindimensionalen Charakter, für dessen realhistorische Existenz kaum belastbare Daten vorliegen, der Glaube an einen Gott offenkundig war. Nochmal: Eine Figur in der Bibel, die als Vorbild für den Glauben steht, und der sein Leben lang von einem Schöpfer erzählt bekommen hat, ist mit dem beschränkten Wissen seiner Zeit und seiner eingefärbten Weltsicht, zu dem Ergebnis gekommen, dass wir in einer Schöpfung leben und genau der Gott, den er beigebracht bekommen hat, ist ganz zufällig der Schöpfer. Ich war vermutlich der einzige bei dem Kongress gewesen, dem das jetzt nicht wirklich als einleuchtende, logische Erklärung rüberkam.

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Der Mensch ist für die Ewigkeit geschaffen. Das ist ganz offensichtlich. Erfahren wir so zumindest vom Vortragsredner. Immerhin hat unser Gehirn eine riesige Kapazität. Aber selbst wenn alle Hirnmasse zum Abspeichern von Daten da wäre, was sie nicht ist, dann wäre der Speicher nach maximal 8000 Jahren voll. Die Ewigkeit dauert aber nunmal länger als 8000 Jahre. Und noch dazu ist reichlich Hirnmasse nicht mit dem Speichern, sondern mit dem Verarbeiten und Verknüpfen von Informationen beschäftigt. Die nutzbare Festplatte ist also nochmal deutlich kleiner. Ich kann mich nicht mehr an alle Details erinnern, die da über den menschlichen Körper so erzählt wurden, aber wissenschaftlich betrachtet, gibt es da keinen Unterschied zu den Organen oder Körperfunktionen von Tieren.
Aber hey: Jehovas Werke erfüllen einen mit Ehrfurcht (Offenbarung 15:3). Also wenn man denkt, es wären auch tatsächlich welche. Und Obacht: Jesus Wunderheilungen, für die es keinen Beweis gibt, bei denen er die meisten Zeugen sogar wegschickte (man denke an das Wiederbeleben von Jairus Tochter oder dem Heilen der Blindheit bei dem einen Typen), beweisen, was er künftig als himmlischer König für uns Menschen machen wird. Ja, es gab auch Wunder, bei denen Augenzeugen anwesend waren, wie dem Wiederbeleben von Lazarus. Aber das sind Augenzeugen in einem heiligen Buch, dass den Heiland preisen soll. Zumal Wunderheilungen und Auferweckungen selbst in unseren Tagen hunderte "Augenzeugen" haben. Das macht sie nicht wirklich weniger falsch, denn viel zu oft lassen sich Menschen lieber verars... hereinlegen, als die bittere Wahrheit zu akzeptieren. Deswegen haben Geistermedien und Astrologen genauso Zulauf, wie Homöopathen und Flatearther. Der Kreationismus ist auch nicht deswegen so erfolgreich, weil er ein wissenschaftlich solides Fundament hat, sondern weil er eine Art Lösung für unsere all zu komplexen Probleme liefert. Denn Gott wird es am Ende richten. Wir müssen nur auf der "richtigen" Seite stehen.
Und Römer 1:20 zeigt uns ja klar, dass der Nichtglaube "unentschuldbar" ist, denn Gottes Werke sind ja offensichtlich. Wirklich? Ich habe da einen ganzen Thread, der was anderes behauptet. Und ich bin weder der einzige, noch der beste um das rational abzuwägen.

Selbst mit dieser Vortragsreihe bin ich noch immer nicht am Ende des Freitags.
Es folgt noch ein Vortrag, eine Vortragsreihe und der Schlussvortrag für Freitag.

Danach kann ich auch gern zur Auflockerung wieder was anderes bringen. Ich habe da schon ein paar Dinge in Vorbereitung.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Do 6. Okt 2022, 13:33

Der regionale Kongress 2021 - Teil 5: Freitag (So und nicht so und der Schlussvortrag)

Wie gesagt, es verbleibt immer noch Material vom Freitag. Ich verstehe langsam, warum die Rebuttals von John Cedar alias Llyod Evans immer so lang sind.
Seine Aufarbeitungen zu diesen Kongressen sind deutlich feiner und in der Postproduktion und in der Vorproduktion sicherlich um eines aufwendiger als meine Schreiberei hier.

Im Vortrag "Jehovas mächtige Tagen stärken den Glauben" ging es um genau das.
Es wird uns erklärt, dass Wunder nicht erklärbar sind. Logisch, erstens liegen sie in der Regel in grauer Vorzeit und sind deswegen nicht einmal überprüfbar. Wenn Jesus ein Wunder getan hat, dann ohne je eine Spur zu hinterlassen, außer den Augenzeugen. Aber auch Big Foot hat hunderte "Augenzeugen" und ist trotzdem nicht real. Wenn wir also eine 2000 Jahre alte Geschichte über einen lesen, der Wasser in Wein verwandelt, Blinde heilt und Tote auferweckt, gehört zum gesunden Menschenverstand, daran zu zweifeln. Besonders wenn sich dazu nichts belastbares findet. Wunder sind für den Menschen also nicht nur nicht erklärbar, sie sind aller Wahrscheinlichkeit nie passiert.
Nur wie weist man nach, dass das rote Meer für die Israeliten geteilt wurde? Oder das Gideons Fließ nass wurde, der Rest aber nicht (Hatte er dafür Augenzeugen?)? Es gibt keinen historischen Hinweis auf die 3 Hebräer, die in den Feuerofen geworfen wurden, weil sie ein Standbild nicht anbeteten. Ja nicht einmal einen Hinweis auf das Standbild. Und auch nicht, dass der damalige König so überwältigt war, dass er plötzlich den Monotheismus einführte. Aber die Geschichte der 3 Hebräer wird uns wie reale Historie verkauft. Daniel und die Löwengrube ebenso. Ein Hebräer in Not, Gott rettet ihn und der nicht-jüdische Herrscher gibt diesem Gott die Ehre. Die Thematik ist klar, nur der Grad an Realismus lässt sich nicht mit der hochgehaltenen "Wahrheit" vereinbaren.
Aber der treue Zeuge muss sich ja gar nicht raten, was heute Wunder sind. Denn die Definition kommt von oben. Alles was irgendwie mit Gott zu tun hat und diesen verherrlicht wird zum Wunder. So ist Beten ein Wunder, denn wir können uns direkt an unseren himmlischen Vater wenden. Es gibt zwar keinen Nachweis, dass eine Kommunikation überhaupt stattfindet, aber sei's drum. Auch das die Bruderschaft ein Wunder ist, wird aufgrund der inneren Konflikte, der ständigen Disziplinarmaßnahmen, ständigen Ermahnungen und der gemeinschaftlich vertuschten Missbrauchsfälle, unglaubwürdig. Das Überbrücken ethnischer Konflikte findet bei zahlreichen Gruppierungen statt und ist daher ebenso nicht Jehovas gelobter Vereinigung zuzuschreiben. Alle gebrachten Beispiele sind ungöttlichen Ursprungs, weil sie überall auftauchen können. Innerhalb und außerhalb der Wachtturm-Gesellschaft. Man muss dafür nicht einmal eine Bibel gelesen haben.

Es folgte die auferbauende Vortragsreihe: "Nimm dir Glaubensmenschen zum Vorbild", die sich hinzog wie Kaugummi.
Warum ist Abel der bessere Glaubensmensch, weil sein Opfer von Gott anerkannt wurde, das von Kain nicht. Wir können maximal raten, warum das der Fall gewesen sein soll. Aber es steht nirgens. Und deshalb fabulieren Glaubensgemeinschaften seit Jahrtausenden fröhlich drauf los und attestieren Abel einen reinen Glauben und Kain eben nicht. Ich stimme zu, dass Gott Kain vor Grimm warnt, aber wer ist denn daran Schuld das dieser Zwist überhaupt aufgekeimt ist? Hm ...
Wir sollen uns lieber an Henoch klammern, als an Lamech. Beide lebten vor der Sintflut. Also dem großen Massensterben, dass wie alle anderen Wunder der Bibel keine Nachweise hinterlassen hat. Uns erklärt der Sprecher auch noch, dass Gewalt keine Option sein sollte. Das liest sich im alten Testament irgendwie noch anders. Hat der syrische Kriegsherr Sisera nicht einen Zeltpflock von einer Israelin in den Kopf gerammt bekommen? Haben die israelischen Horden nicht im Auftrag Gottes die Bewohner der Städte Kanaans bis zum letzten Kind getötet? Ich schätze mal, wenn Gott es anweist, ist das völlig in Ordnung. Damit es uns heute gelingt, gewaltfrei zu leben, muss man Beten, auf Jehova vertrauen, gewaltätige Medien vermeiden und predigen. Ja, genau in der Reihenfolge wurde es erzählt.
Wir sollen auch lieber Noah nachahmen und nicht seine Zeitgenossen. Aber mal ehrlich, wenn euch einer erzählt, er baut im Auftrag Gottes ein riesigen Holzkasten, um alle Tiere auf Erden zu sammeln, weil dieser Gott eine weltweite Sturmflut herbeizaubert, wie würdet ihr reagieren. "Ey, Noah. Du musst echt aufpassen. Bei den vergorenen Trauben ist irgendwas drin." Es geht natürlich darum, dass wir uns auf unsere Arbeit für Gott fokusieren und uns nicht ablenken lassen. Zum Beispiel von der Wirklichkeit. Die Welt ist gar nicht schlimmer als vor der Sintflut (die nie stattfand). Sie ist komlexer und ineinander verwobener. Gefahren finden auf verschiedenen Ebenen statt. Ein Identitätsklau im Internet hat die Leute im alten Israel nie gekümmert, genauso wenig Kampfdrohnen oder Chemtrails. Ihre echten und eingebildeten Gefahren waren andere. Ich kenne mich jetzt zum Beispiel nicht so bei eurer Nachbarschaft aus, aber hier in Deutschland wird man recht selten von Löwen angefallen. Wilde Bären oder Auerochsen gibt es auch nicht mehr. Natürlich gibt es Gewaltverbrechen, aber die Welt ist nicht schlechter, als vor ein paar Jahrhunderten und schon gar nicht als zu archaischen Zeiten. In dem Vortrag sagte der Sprecher auch, dass wir uns nicht an den Nephilim (die es auch nie gab) orientieren sollen, sondern an Jehova. Aber bitte kurz in Erinnerung behalten, dass bei der Frage: "Was würde Gott jetzt tun? Oder was würde ihm gefallen?" auch Antworten wie Genozid oder totbringende Seuchen ziemlich weit oben auf der Liste stehen.
Wir sollen wie Moses sein, nicht wie der Pharao. Ich bevorzuge es ja irgendwie zu existieren, von daher ist Moses jetzt ein schlechtes Beispiel. Auch das Moses sich in den Büchern Mose selbst als der Demütigste bezeichnet, sagt viel über seine Demut aus. Denn sich selbst beschreibt man nicht in Superlativen, wenn man demütig ist. Ein gesunder Stolz ist Teil unseres Alltags und lebenswichtig. Wenn wir nicht stolz darauf sein dürften, dass wir laufen können und seien es nur ein paar Schritte, würden wir auch im Erwachsenenalter nur krabbeln. Eltern sind stolz auf ihre Kinder, wenn sie in der Schule eine gute Leistung erbracht haben und das ist gut so. Stolz auf eine Leistung zu sein, belohnt unser Gehirn und spornt uns an, weiter Dinge zu tun, auf die wir stolz sein können. Das wissen sogar die Prediger selbst. Natürlich ist man stolz, wenn das eigene Kind eine Leseaufgabe in der Versammlung hat und das Kind ist stolz, dass es trotz holprigem Lesen Applaus bekommt. Ohne Stolz keine Prediger. Immerhin sollen sie ja auch stolz darauf sein, die gute Botschaft vertreten und für ihren Gott Stellung beziehen zu dürfen. Und wenn man bedenkt, wie egozentriert und stolz Gott in der Story mit Hiob gegenüber diesem und Satan auftritt ... nunja ...
Wir sollen uns aber auch lieber an die Jünger Jesu halten, als an die Pharisäer. Die sahen die Wunder nämlich auch, glaubten aber nicht an Jesus. Da wir aber wissen, dass keines von Jesus' Wundern belegt ist, insbesondere keine außerbiblische Erwähnung findet, was mindestens bei der Speisung der 4000 (Markus Kapitel 8) und auch der 5000 (Markus Kapitel 6) am Berg mit ein paar Fischen und Broten hätte geschehen müssen, ist auch das vermutlich eher ein literarischer Wink, zumal sich beide Geschichten sehr stark ähneln und der Schreiber Markus das Ganze erst 30-40 Jahre nach dem Ableben des Messias verfasst hat. Wenn wir Menschenfurcht haben, kann uns das ähnlich mutlos machen, wie Petrus, der noch damit prahlte, dass selbst wenn alle anderen im Stich lassen, er die Sache durchzieht. Dann gab es aber die Geschichte im Hof des Kaiphas und da hat er ja auch allem abgeschworen, weil er Angst vor den Leuten hatte bzw. vor dem Urteil, das ihm als Jünger Jesu ereilen könnte. Recht hat er. Also beziehungsweise hätte er, wenn irgendwas davon sich nachweisen ließe. Die Apostel sagten auch aus (Apostelgeschichte 5:29), dass man Gott mehr gehorchen muss als Menschen. Konnten sie leicht sagen, die hatten die absolute Deutungshoheit über das, was Gott gesagt haben soll. Im Grunde ist es nicht anders, als bei der Wachtturm-Gesellschaft heute. Sie hat die Deutungshoheit und kann nach belieben diktieren, was richtig und was falsch ist, was Gott möchte und wie man das "Königreich" noch besser unterstützen kann. Nichts davon kann angezweifelt werden, wenn man seinen Rang in der Organisation und noch dazu alle seine Freunde nicht verlieren möchte. So ist das mit dem Nachfolgen. Auch ich sehe die Wunder nicht, die Gott noch heute für sein auserwähltes Volk vollbringt/vollbringen soll. Auch deshalb bin ich ausgestiegen.

Es folgt der Schlussvortrag mit dem Thema "Prüft immer wieder, ob ihr im Glauben seid".
Laut 2. Korinther 10:5 können wir mit dem richtigen Glauben, alles abwehren, was sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt. Wissenschaft zum Beispiel. Obwohl ich es nicht unterkomplex dabei belassen möchte. Einige Zeugen sind von wissenschaftlichen Erkenntnissen fasziniert, solange sie nicht dem Glaubensbild entgegenstehen. Seit die Wachtturm-Gesellschaft vom Jung-Erde-Kreationismus abgerückt ist (das war tatsächlich erst in den 70er und 80er Jahren), ist es okay, wenn man die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Millionen und Milliarden Jahre alte Sterne gut findet. Seitdem werden sie sogar in den Publikationen verwendet. Immer aber mit einem gewissen "Manche Wissenschaftler sagen ..." Ist sogar nicht selten, dass es exakt so drin steht. Aber es geht bei der Verteidigung eines wissenschaftlich aufgebauten Weltbildes eben nicht um Forscher X, sondern um seine Forschung. Warum sagt er das? Was sind die Ergebnisse, die er vorbringen kann? Durch welche weiteren Beobachtungen oder Experimente stützen sich seine Aussagen? Bei Wissenschaft geht es nicht um die Meinung einiger weniger oder von Einzelpersonen. Es geht den Akteuren nicht um Ruhm, sondern darum, herauszufinden, wie diese Welt funktioniert. Ohne Evolutionsforschung keine Epidemilogie und damit eine deutlich schwerere Krankheitenerforschung. Die zig Varianten des Corona-Virus sind ein ziemlich eindeutiger Beweis.
1. Timotheus 4:16 wird ins Feld geführt und genau das darin beschriebene Verharren oder Beharren ist deutlich zu beobachten. Was hilft es mir, zu denken, dass ich richtig liege, wenn ich nicht alle Beweise sondiere, sondern nur die, die mir von der Glaubensorganisation vorgelegt werden? Zu welchen Schlüssen soll ich da denn kommen? Genau das ist ja das unehrliche bei einem Bibelstudium. Wenn ich bereits mit einem Vorwissen reingehe, weil ich halt selber schon gelesen habe oder mir meine eigenen Gedanken zu Jesus und seinen Leuten gemacht habe, dann ist das nice aber nutzlos. Denn mir wird erzählt, dass man meine Ansichten schätzt, aber im nächsten Atemzug werden sie "widerlegt" und verdammt. Wenn es nicht der Doktrin entspricht, ist es halt falsch. Es geht nicht um den intellektuellen Austausch von Ansichten und Weltanschauungen, es geht darum, den vermeintlichen Bibelschüler zu konvertieren. Jedes Gespräch im Predigtdienst ist darauf ausgelegt.
Paulus erinnert uns in 1. Korinther 13:5 und 11, dass wir immer wieder prüfen sollen, ob wir im Glauben sind und uns als Gemeinschaft auf einen Gedanken einzuschwören. Wir sehen hier wieder das Gründervater-Nachfolger-Prinzip.
Moses brachte das Volk in die Wüste und befreite sie von der Falschheit der Ägypter, Josua sein Nachfolger machte ein starkes Heer daraus, dass sich ordnen ließ.
Jesus predigte Frieden und Liebe untereinander, Paulus gibt einen Regelsatz an Ge- und Verboten, die aus pharisäischer Sicht gar nicht mal weit her waren. Er ordnet die Hierarchien und sorgt für strafferes Engagement.
Charles Taze Russell gründet seinen Bibelkreis und Rutherford macht daraus einen autokratisches Verwaltungswesen.
Oft ist der Nachfolger für die weitere Entwicklung einer Glaubensrichtung viel entscheidender als die Gründer selbst. Da macht Paulus keine Ausnahme. Was leicht fällt, denn außerbiblische Quellen erwähnen Jesus bzw. seine Nachfolger erst 80 Jahre nachdem er an den Pfal genagelt wurde. Wer kann also dann einer Doktrin wiedersprechen, die sich auf den Sohn Gottes beruft, ohne ihn beweisen zu können?

Das sind meine Gedanken zum Freitag gewesen.

Auf den Freitag folgte natürlich auch ein Samstag und ein Sonntag. Doch für's Erste will ich es hier belassen und auch anderen Content anbieten.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Do 13. Okt 2022, 08:20

Secret Science in the Bible? | Reacteria | Forrest Valkai (9:43 min, engl.)

Den YouTuber und Evolutionsbiologen kennen wir schon von zahlreichen Videos aus dem Thread Evolution oder Schöpfung.

Gibt es versteckte Wissenschaft in der Bibel?
Gibt es wissenschaftliche Fakten in der Bibel?


https://www.youtube.com/watch?v=9rmdaqkYlA8
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Di 18. Okt 2022, 18:58

So viele absurde Sonderrechte haben christliche Kirchen in Deutschland | Till to Go – heute-show (10:08 min)


https://www.youtube.com/watch?v=tNnlVSIrv1A
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Re: Kritisches Denken

Beitragvon almafan » Do 27. Okt 2022, 19:50

Der regionale Kongress 2021 - Teil 6: Samstag (Glauben entwickeln und Charles Manson)

Wir sind zurück im Sommerkongress 2021.
Der Samstag begann mit der Vortragsreihe "Glauben zu entwickeln ist möglich - denk an ..." und dann wurden wieder ein paar biblische Beispiele, an denen wir uns ja orientieren können. Interessante Auswahl findet sich da.
Wir sollen an die Einwohner Ninives denken. Es wurde uns erklärt, dass wir nicht die Richter und nicht die Geschworenen sind, sondern nur die Überbringer der Botschaft, wie Jona einst. Das passt, so mittel. Denn Jona ging mit einer Gerichtsbotschaft umher, dass Gott entschieden hat, die Stadt in 40 Tagen zu vernichten, was er dann ja doch nicht tat, da die Niniviten ihre schlechten Taten bereuten. Was auch immer das war, was sie da aus der Masse der anderen Menschen dieser Erde herausstechen ließ. Aber die Zeugen verbreiten doch die "gute Botschaft". Wie passt das denn? Nunja, einhergehend mit durch Jesus Lösegeld wird denen vergeben, die sich Gott zuwenden und Mitglied seiner irdischen Organisation werden, wird im Grunde auch gesagt, dass alle, die das nicht machen, verrecken. Das trifft auf die große Mehrheit der Menschen zu. Gott bleibt sich in Sachen Massenmord also schon recht treu.
Die Idee dahinter ist klar, wir, die Sünder, sollen von unseren verkehrten Wegen umkehren. Selbst wenn wir gar nichts verkehrt machen, sondern uns lediglich der Mitgliedsstempel in unserem Verkündigerbuch fehlt.

Wir sollen uns auch an die Brüder Jesu halten. Also, die die gesagt haben, dass Jesus jetzt völlig übergeschnappt ist. Kann schon mal passieren, wenn man von sich behauptet, der Sohn Gottes zu sein. Wenigstens waren sie offen und ehrlich und haben ausgesprochen, was sie davon halten. Das ist bei meiner Familie leider nicht so, da erfährt man Dinge leider oft erst im Nachgang und irgendwie hintenrum. Schade.
Aber die Brüder (oder Halbbrüder, denn die beiden hatten ja nicht Gott als Papa) Jakobus (nicht Jakobus, der Sohn des Zebedäus und nicht Jakobus, der Sohn des Alphäus, beide Apostel also direkte Jünger Jesu) und Judas (nicht Iskariot) sollen die Verfasser der nach ihnen benannten Briefe im Neuen Testament sein. Also sind sie später offenbar doch Mitglieder von Jesus Fischerchor geworden. Das soll uns vermitteln, dass wir mit unseren Verwandten geduldig sein müssen. Wir sollen ihnen nicht predigen, sondern lieber das einwandfreie Leben eines Zeugen Jehovas vorleben. Klingt schon nach einer Challenge. Denn treusorgender Vater oder Mutter und guter, sich an geltendes Recht haltener Staatsbürger kann man auch ohne Gott sein. Wo kommt der also ins Spiel? Bei der Idee, dass man Angst vor dem Tod hat und das Leben einen Sinn haben soll?
Viele fragen ja: "Was kommt nach dem Tod? Was passiert wenn wir sterben?" - Meine Gegenfrage: "Was war vor deinem Leben? Was war vor deiner Geburt?" Du hast 60, 70, 80 Jahre auf diesem Planeten. Du hast davor nicht existiert. Die ganzen 13,8 Milliarden vor deiner Geburt warst du nicht da. Warum sollte es danach anders sein?

Wir sollen uns an prominenten Persönlichkeiten orientieren. Nicht an drogennehmenden Rockstars oder übergriffigen Filmmagnaten, sondern an prominenten Personen der Bibel. Ich hoffe, das versteht sich.
Wir sollen Jehova die Gelegenheit geben, zu wirken. Ich dachte, der ist allmächtig. Ich muss mich also selbst konditionieren, sonst kann er nichts ausrichten? Wofür brauche ich den nochmal?
In Johannes Kapitel 12 wird von der Verherrlichung Jesus gesprochen, einmal, weil viele Lazarus, den Wiedererweckten sehen konnten und einmal, weil er auf einem jungen Esel reitend in Jerusalem einschritt, wie es in den alten Prophezeiungen steht. Klingt ein bisschen nach einer Made-Up-Story, denn selbst wenn es passiert sein sollte, ist das kein Wunder, da Jesus die Schriftstellen ja auch kannte und daher die Sache aktiv eingefädelt haben kann. Es wird auch von der Wandlung des Saulus zum Paulus erzählt (Apostelgeschichte 22:6-8), der symptomatisch einem Fieberwahn oder einem epileptischen Anfall gleicht. In Philliper 2:7,8 verwirft er nochmal sein früheres Leben und sagt, dass jetzt alles besser sei. Nur hat Saulus Jehova, bzw. Jesus (mit dem berühmten Ausspruch "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?") ja gar nichts aktiv dafür getan, dass Jehova in seinem Leben wirken konnte. Er war ein Gegner der "reinen Anbetung" durch die frühen Christen. Wenn dem so ist, kann Gott aus allen Gelegenheiten heraus wirken. Dann wiederum dürfte es Apostaten, also Gegner der "Wahrheit" gar nicht geben bzw. sie wären gut für den Plan. Denn Gott kann sie ja einfach mit Fieberwahn in seine Jünger verwandeln, wie er es bei Saulus/Paulus gemacht hat.
Natürlich wird das nicht angebracht oder erwähnt, sondern, dass ein hoher Status keine drängenden Probleme löst. Tut er nicht. Stimmt schon. Aber es verleiht einem mehr Macht, es vielleicht selbst zu versuchen. Nur spricht keine der angeführten Bibelstellen über irgendwas davon. Nicht das es neu wäre, dass Bibelstellen angeführt werden, die mit dem Thema nichts zu tun haben. Man denke nur an Matthäus 19:4, in der sich Jesus gegen die Scheidung ausspricht, sie aber gegen Homosexualität in dem Philipp-und-Sophie-Video verwendet wird, der Kinderserie aus dem Hause der Wachtturm-Gesellschaft, um bereits möglichst früh mit der Indoktrinierung anzufangen.

Zuletzt werden Menschen erwähnt, die nicht religiös waren. Die haben Glauben entwickelt und dann kannst du das auch.
Agostiker und Atheisten müssen auch von der "guten Botschaft" hören, sonst können sie keine Mitglieder werden. Aber warte mal! Grundsätzlich gibt es ja neben der Auferstehung der Gerechten (all jene, die auf Gottes Seite stehen) auch eine Auferstehung der Ungerechten. Das sind all jene, die zu Lebzeiten nie mit der "guten Botschaft" in Kontakt treten und daher keine Entscheidung für oder gegen Gott treffen konnten. Wenn ich mich also gar nicht erst auf eines der Rekrutierungsgespräche einlasse, ist meine Überlebenschance in/nach Armageddon höher, als wenn ich ein Bibelstudium anfange, mich aber nicht überzeugen lasse. Unabhängig auch davon, was für ein schlimmer Finger ich in meinem früheren Leben war. Ich hatte ein Bibelstudium und habe mich taufen lassen, der berühmte Dieb, Räuber, Mörder und Sektenführer Charles Manson wohl nicht. Dass heißt, der Typ hat bessere Chancen auf ein Leben im Paradies als ich. Wow! Darin zeigt sich, dass Gott die Sache mit dem freien Willen (den es vermutlich gar nicht gibt) nicht so recht durchdacht hat. Denn nur wenn ich meinen freien Willen dergestalt einschränke, dass ich ihm und seiner irdischen Organisation hörig bin, habe ich Aussicht auf ewiges Leben. Gott mag offenbar keine kritischen Stimmen, sondern unselbstständige, abhängige Minions. Ziemlich toxische Freundschaft, wenn ich mal eine persönliche Anmerkung machen darf. Egal.
Angeführt wird Korinther 9:22, wo gesagt wird, dass die Hebräer ja die Schriften kennen, die Griechen aber nicht. Und deswegen muss ihnen gepredigt werden. Da auch die Griechen damals nur Männer und Frauen ihrer Zeit waren, ist das erklären von religiösen Inhalten maximal gesellschaftlich unterschiedlich, aber weltanschaulich auch kaum anders zu erkären. Naturwissenschaften waren noch nicht so weit. Dass wiederum heißt nicht, dass die Menschen heute mit Weisheit gesegnet sind. So fragen manche, die nach "Monat Tag, Jahr" ihr Datum auflösen, ob es noch Monate nach Dezember gibt, wenn man die hier gebräuchliche Formel "Tag . Monat . Jahr" verwendet. Wieder andere Fragen, ob man auch außerhalb der USA den 4. Juli feiert (Unabhängigkeitstag) oder ob Asien in Europa liegt. Und diese kollektive Dummheit kann man als Prediger natürlich zu seinem Vorteil nutzen. Denn leider steht es um die Allgemeinbildung großer Teile der Bevölkerung nicht besser, als bei den alten Griechen.
Der Prediger von heute soll sich ebenfalls darin versuchen, das Gegenüber zu überzeugen, indem er zum Beispiel auf die Schöpfung verweist. Dabei gern gesehen sind Dinge, die der Mensch konstruiert, aber bei der Natur abgeschaut hat. Und das vermeintliche Totschlagargument lautet dann: Wenn der Mensch eine Sache aus der Natur nachbaut und dafür sein Wissen bemühen muss, dann muss doch wohl auch die zumeist komplexere Vorlage aus der Natur von einer intelligenten Person sein. Wir müssen dafür ignorieren, dass Komplexität über die Zeit von allein entstehen kann, wie die Spieltheorie mit mehreren Computersimulationen, beruhend auf bekannten natürlichen Mechanismen, bestätigen konnte. Wen also das Schöpfungsbuch überzeugen kann, der war vorher nicht wirklich im Bilde, was die Evolutionstheorie angeht. Und nicht alle, die von der Evolutions überzeugt sind, sind auch Atheisten oder Agnostiker. Aber Graustufen passen nicht ins Schwarz-Weiß-Bild von Zeugen.
Und wenn Gott möchte, dass wir alle gerettet werden, hat er einen sehr merkwürdigen Humor, dass zu zeigen.

Es folgte der Vortrag "Mit dem Buch "Glücklich - für immer" anderen helfen, Glauben zu entwickeln".
Dieses Buch ist der neuste Clou bei der Rekrutierung neuer Jünger und soll als das Bibelschulungswerkzeug Nr. 1 eingesetzt werden. Es ersetzt die früheren Studienmittel "Was die Bibel lehrt" (grau) und "Bleib in Gottes Liebe" (grau) bzw. dessen Vorgänger "Was lehrt die Bibel wirklich?" (gelb) und "Bewahre dich in Gottes Liebe" (weiß). Dabei ist das graue Bibel-lehrt-Buch noch gar nicht so alt. Egal, das neue Buch ist interaktiv. Es gibt sie offline als Buch und als Online-Kurs. Im Online-Kurs ist alles, was im Buch auf die Webseite verweist, gleich verknüpft. Und so kann man sich die Videos und Bibelstellen gleich anschauen, ohne den Kurs zu verlassen. Alles am Tablet oder Computer. Ziel ist es, dass der Bibelschüler ebenso wie der Psalmenschreiber in Kapitel 146 frohlocket, wenn er Gottes Namen preisen darf.
Es wurde dann aber leider auf einen Umstand hingewiesen, der irgendwie widersprüchlich ist und bis heute leider eine Schwachstelle ist. Der Vortragsredner sagt: "Echter Glaube stützt sich auf Beweise." Da ist er, der Cassus Knaxus. Nicht nur scheitern alle Religionen genau an dieser Aussage, denn noch nie wurde ein Beweis erbracht. Und einige Glaubensrichtungen meinen sogar, Beweise aus der physischen Welt wären dem Glauben hinderlich. Und logischerweise muss man ja anerkennen, dass wenn ich Beweise hätte, ein Glaube ja gar nicht mehr nötig wäre. Glauben muss ich nur an Sachen, die ich nicht weiß.

Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
- Lutherbibel 2017

Interessant, dass sie im Vortrag diese Stelle nutzen, denn hier wird nirgendwo von einer irdischen Organisation gesprochen, der man angehören muss, damit man ewiges Leben bekommt. Es geht darum, ein persönliches Verhältnis zu Gott und seinem Sohnemann herzustellen. Über den Weg wird nichts beschrieben. Man soll Jesus als Beispiel nachfolgen, nicht denen, die behaupten, sie wüssten wie Jesus war. Die Bibellehrer sollen aber auch verwirrte Ansichten korrigieren. Auch das ist ungewöhnlich ehrlich. Also gibt man ziemlich offen zu, dass es nicht um einen angeregten, geistigen Austausch von Ansichten und Weltanschauungen geht, sondern darum, das Gegenüber von seinen Ideen abzubringen und ihn der Auslegung der Wachtturm-Gesellschaft unterzuordnen. Das wird ein Zeuge Jehovas so nicht sagen, vermutlich nicht einmal denken. Aber ein ehrlicher Dialog läuft so einfach nicht ab. Das erkenne sogar ich, der ich überhaupt nicht gerne welche führe.
Der daraufhin angeführte Jeremia 10:10 zeichnet nicht gerade einen Gott, den man lieben kann, sondern einen der droht.
Die Bibelschüler müssen Glauben entwickeln und Jehovas Werte und Massstäbe kennenlernen. Allerdings habe ich bereits herauskristallisiert, warum sich recht viele Bibelpassagen für eine Menschenrechts-Carta nicht gerade eignen, dass Frauen gerne zu Menschen 2. Klasse heruntergestuft werden und in der Glaubensausübung keinerlei Befugnisse haben. Ich konnte auch bereits aufzeigen, dass es sich weder um richtig oder falsch handelt, sondern um gehorchen und nicht gehorchen. Denn, ob ich die Massstäbe kennenlerne oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn ich das Regelwerk nicht anwende, wird Gott mich auslöschen.
Damit wir Freunde Gottes sein können, empfiehlt man den Bibelschülern die Lektion 8 aus dem Buch "Glücklich - für immer": "Du kannst Jehovas Freund sein" (verlinkt). Darin heißt es:

Jehova möchte, dass du ihn besser kennenlernst. Warum? Er hofft, dass du sein Freund werden möchtest, wenn du mehr darüber erfährst, wie er denkt, wie er handelt und was er vorhat.

Große Pläne kann ich auch schmieden. Ich trage nicht ganz so dick dabei auf. Seine Handlungsweise imponiert mir jetzt nachvollziehbarerweise auch nicht gerade. Und wenn die expliziten Bibelstellen sein Denken darstellen, will ich ihn gar nicht als Freund haben. Das Buch ist nebenher wieder nach Antwort-Frage-Schema aufgebaut. So bleibt der Inhalt besser kleben. Allerdings ist eine Freundschaft zu ihm für mich aber nicht schwer, weil ich ihn nicht sehen kann. Geht bei Brieffreunden oft auch nicht und trotzdem ergibt sich eben eine Brieffreundschaft. Oder bei Online-Communities. Leute, die sich online treffen, um zusammen irgendwas zu zocken oder andere Sachen zusammen zu machen. Sie interagieren und erzählen sich Dinge, die Stück für Stück mehr Einsicht in den Charakter ergibt. Und so manche dieser Freundschaften konnte dann in die echte Welt adaptiert werden. Ist nicht zwangsläufig der beste Weg und sicherlich auch mit Vorsicht zugenießen, wenn sich SexyGirl94 doch nicht als vollbusige Brünette Roswitta herausstellt, sondern als übergewichtiger Truckerfahrer Bernd. Aber das ist ja genausowenig der Normalfall. Aber ich habe die Bibel gelesen und ich bin noch nicht durch (zu viel anderer Stuff), aber das was ich kenne, schmückt ihn jetzt nicht gerade mit Rosen. Genau deswegen wird der Bibelschüler zwar zum Bibellesen angeregt, aber bitte mit System und wenn sich Fragen auftun, dann bitte nicht an den Antworten des Bibellehrers zweifeln und - noch schlimmer - eigene Recherchen anstellen.
Jehova ist nicht der beste Freund, den man haben kann. Wenn Freunde unterschiedliche Interessen haben, dann machen sie eben nicht alles zusammen, sondern nur einige Dinge. Das ist nicht schlimm. Man wird nie einer Meinung sein. Wenn es sich aber herausstellt, dass der vermeintliche Freund hinterrücks dein Mädel flachgelegt hat oder ein dunkles Doppelleben führt, dann geht daran die Freundschaft zu Grunde, nicht die ganze Welt. Man kündigt ihm, als rechtsgültiger, aber verärgerter Mensch die Freundschaft auf, aber man verflucht ihn nicht oder stürzt ihn und seine Nachkommen in den Tod. Man ersäuft ihn nicht, man fackelt nicht sein Haus ab oder lässt den Boden unter seinen Füßen einstürzen. Und wenn er tatsächlich wöllte, dass wir glücklich sind, würde er jede einvernehmliche Partnerschaft anerkennen, nicht nur alles nach der Blaupause von Adam und Eva. Denn homophile Menschen sind glücklich in ihrer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Kaum zu glauben.
Es ist auch keine Freundschaft, wenn einer den Takt vorgibt, nachdem alle anderen zu tanzen haben. Gott liebt die, die "ihn aufrichtig lieben und ihr Bestes geben, ihm zu gefallen". Was ist denn das für ein Konzept von Freundschaft?

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Bei Punkt 5 wird dann gefragt: "Was erwartest du von deinen Freunden?"
Nun, für den Anfang wäre es cool, wenn sie mich nicht auf ewig verdammen oder in einen Feuersee werfen, weil ich mit ihnen nicht in allem übereinstimme. Ich fände es auch schön, wenn dieser Freund nicht meinen Gehorsam fordert, sondern wir uns auf Augenhöhe begegnen. Die Liste lässt sich ja erweitern, aber bereits bei diesen niedrigen Einstiegshürden scheitert Gott.
Hilfe bietet Gott, wenn ich innig bete und "echten Glauben" habe. Das ist eine weitere prima Idee, um Misserfolge nicht in Gottes Statistik aufführen zu müssen. Alle Dinge, die klappen, hat Gott bewerkstelligt. Alle Dinge, die schiefgehen, liegen an einem zu schwachen Glauben oder der falschen Einstellung oder fehlendem Vertrauen. Eine Win-Win-Situation. Freilich ohne Nachweis eines Bezuges zur Realität.

Der Samstag Vormittag ging natürlich noch weiter.

Es folgte die Vortragsreihe "Erfolgreiche Kämpfer für den Glauben".
Der erste Vortrag behandelte "Brüder und Schwestern mit andersgläubigen Ehepartner". Ja, weil wir genau wissen, dass nur sie ein schweres Los gezogen haben, nicht nur der Ehepartner, der ständig mit dieser restriktiven Religion um den eigenen Partner wetteifern muss. Es ist leider bezeichnend, dass selbst ungläubige Ehepartner zu Gegnern stilisiert werden, denn warum sonst, sollte das Zusammenleben mit ihnen zum Kampf für den Glauben werden? Und wenn man es schon herunterspielt, wird immer die Schwierigkeit einer solchen Beziehung allen anderen Aspekten, wie der gegenseitigen Nähe und Liebe vorangestellt oder der Partner als nicht vollwertig angesehen. Als ob er eine Behinderung hätte, geistig eingeschränkt wäre oder irgendwas dergleichen.

Das nächste Thema sind "Kinder von Alleinerziehenden".
Dabei war in dem Vortrag noch nicht einmal ein alleinerziehender Elternteil gemeint, also wo nur EIN Elternteil anwesend ist. Es wurde wieder auf den Glauben gemünzt. Es ging darum, wenn nur ein Elternteil Zeuge ist. Wie im ersten Vortrag wird auch hier Timotheus als Beispiel herangezogen. Der aber hatte ja einen Vater und eine Mutter und beide waren für ihn erreichbar und zu verschiedenen Themen auch ganz normal ansprechbar. Aber Paps war halt kein Christ, also ist es de facto so, als sei er gar nicht da. Was für eine kranke Ansicht ist das denn?
Die Kindererziehung wird zu einem Kampf stilisiert, als sei der ungläubige Elternteil der Feind des Kindes und dieses müsse vor diesem geschützt werden.

"Ledige Brüder und Schwestern" waren das nächste Ziel der Vortragsreihe.
Nach Paulus ist sowohl die Ehe als auch das Nichtverheiratetsein ein Geschenk von Gott. Wieder ist es Timotheus, der als Beispiel dient. Allerdings ist über seinen Ehestand gar nichts bekannt. Vielleicht hat der ja irgendwann geheiratet. In jedem Falle aber soll man sich reife Freunde in der Versammlung suchen, egal ob ledig oder verheiratet. Habe ich schon irgendwo erwähnt, dass man versucht sich nach außen abzuschotten?

Dann folgte die Taufansprache.
Thema war "Welchen Brennstoff braucht mein Glaube?", wobei die Bibel der Brennstoff ist (ein Schelm, wer da böses denkt) und Nachdenken sei wie Luft zuwedeln, damit die Flammen auch nicht ersticken. Den Bibelleseplan finden wir auf jw.org und erfahren auch gleich das Glaube Taten einschließt. Mit Taten ist im Allgemeinen aber Gehorsam gemeint. Damit kann man Liebe zur Bruderschaft und Glaube an Gott beweisen. So kann man es auch nennen. Laut Hesekiel 10:25 soll man keine Zusammenkunft mehr verpassen (wer braucht schon Arbeit), nach Römer 10:10 soll man mit jedem über Jehova sprechen. Aus Markus 11:24 erfahren wir, dass wir bei Jehova um Anleitung beten sollen und wir sollen Gott in allem gehorsam sein. Haben wir weiter oben nicht irgendwas gelesen von Freundschaft?

Egal.

Wir haben damit den Samstag abgeschlossen, weil ich es verpasst habe, den Nachmittag irgendwo zu notieren.
Auch nicht schlimm, da werden wir schneller fertig.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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