Evolution oder Schöpfung




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 4. Feb 2022, 00:13

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 8 - Das Gehirn)

Jetzt wird es unwissenschaftlich.
Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen: "Jetzt erst?"
Naja, bisher hat er lediglich aus der Unwissenheit heraus die Schöpfung postuliert. Irgendetwas an unserem Körper ist super "designed", das kann ja nicht durch Zufall entstanden sein. Und auch der Abschnitt über das Gehirn ist im Grunde so aufgebaut.
Dabei ist es, wie bei allen anderen scheinbar "designten" Bestandteilen höchst verwunderlich, warum die Broschüre überhaupt "Der Mensch: Eine geniale Konstruktion" heißt, sind alle diese Bestandteile doch in so ziemlich jedem Tier drin. Tiere haben einen Tastsinn, 2 oder mehr Ohren, unterschiedlich arbeitendes Blut, sie bestehen allesamt aus Zellen, die selbstverständlich DNA enthält. Und viele, nicht alle Tiere haben Gehirne (#1).

Aber viele Tiere haben. Schauen wir uns einfach mal den Cortex (die Großhirnrinde) an.
  • Der Paläocortex (bzw. das Palaeopallium oder Paläopallium) besitzt mit einem primitiven zweischichtigen Aufbau den urtümlichsten Typ einer Hirnrinde, einem "Althirn" entsprechend. Es handelt sich hierbei um einen entwicklungsgeschichtlichen Begriff. Der Paläocortex liegt am vorderen unteren Teil der Hemisphären. Als Grenze zum Neocortex gilt der Sulcus rhinalis lateralis.
    Der Riechkolben (Bulbus olfactorius) erhält über die Nn. olfactorii unmittelbar Afferenzen des Geruchssinnes von den Riechzellen und stellt somit ein primäres Riechgebiet dar. Mitsamt der anschließenden zentralen Bahn und den sekundären olfaktorischen Projektionsgebieten des Paläocortex wird deshalb auch zusammenfassend vom Riechhirn oder Rhinencephalon gesprochen.
  • Der Archicortex (oft synonym: Archipallium) kann entwicklungsgeschichtlich als ein Stadium zwischen Paläocortex und Neocortex angesehen werden. Ein über olfaktorische Projektionsgebiete hinausgehender Teil der Hirnrinde tritt andeutungsweise erstmals bei Reptilien auf und ist histologisch deutlich vom jüngeren Neocortex zu unterscheiden. Mit der späteren Entwicklung des Neocortex wird der Archikortex in seiner Ausdehnung reduziert und auf die Innenseite des Temporallappens verdrängt.
    Der Archicortex besteht aus Hippocampus, Gyrus dentatus und Fimbria fornicis und gehört auch zum limbischen System, dem eine Schlüsselrolle in der Verarbeitung emotionaler Inhalte zugeschrieben wird.
  • Der Neocortex (oft synonym: Neopallium) ist der entwicklungsgeschichtlich jüngste und am meisten differenzierte Teil des Gehirns. Dies ist jedoch schwer zu belegen, denn Säugetiere haben sich entwicklungsgeschichtlich bereits früh von den restlichen Nabeltieren abgespalten. Lange wurde auch angenommen, dass Säugetiere das am weitesten entwickelte Gehirn aufweisen. Jedoch besitzen auch andere Amniontiere ein Neopallium, in dem die graue Substanz in Ganglien organisiert ist. Nach heutigem Wissensstand ist das Neopallium der Vögel dem der Säugetiere in Komplexität und Leistungsfähigkeit ähnlich (#2).
Ja, das menschliche Hirn hat Fähigkeiten entwickelt, die in vielen Bereichen "state of the art" sind. Aber Tiere sind deswegen nicht doof, wie 3 Meter Feldweg. Ein Eichhörnchen vergisst regelmäßig einen guten Teil seiner Verstecke. Bevor es aber eine Nuss oder eine Eichel verbuddelt, klopft es diese ab, ob denn das Verbuddeln überhaupt lohnt. So kommen frische und gute Samen in die Erde. Die vergessenen Fundstücke können dabei lange nach dem Ableben des Eichhörnchens einen Wald bilden. Vielleicht lauft ihr bei euren Spaziergängen durch ein "Eichhörnchenanbaugebiet". Das Hirn dieses wieselflinken Puschelträgers ist teilweise kleiner als die Nüsse, die es versteckt. Das die Kollegen aber vergesslich sind, ist eine Legendenbildung, um zu erklären, warum sie so viele Nüsse verstecken. Eichhörnchen verbrauchen die Samen von bis zu 100 Fichtenzapfen pro Tag; durchschnittlich sind es täglich 80–100 g. Für das Wiederfinden der im Herbst gesammelten Nahrung ist der Geruchssinn sehr wichtig. Auch wenn sich Eichhörnchen einige ihrer vergrabenen Vorräte merken, sind sie doch nicht fähig, sich alle Verstecke einzuprägen.
Jedes Tiere hat das Hirn/Nervensystem, dass es für seine jeweilige Umgebung benötigt. Zum Beispiel Tintenfische in der Tiefsee, haben riesen Augen. Also ist auch der Teil des Hirns besonders gefordert, der für das Sehen zuständig ist.
Wie hat es Dieter Nuhr einmal ausgedrückt hat, so sinngemäß: "Schweine können keine Differentialgleichung. Gut, ich auch nicht, aber ich könnte es lernen. Schweine brauchen das aber nicht."

Jetzt kommen wir aber zu dem unwissenschaftlichen Teil: Die Seele.

Ja, in vielen Religionen spielt dieses etwas, was niemand so richtig definieren mag, eine große Rolle. Man versucht sie vom Fegefeuer und der Hölle fern zu halten und diesen nichtmateriellen Teil in den Himmel zu befördern. So funktioniert im Grunde schon der größte Teil der Mitgliederwerbung von Religionen, die natürlich allesamt jeder für die "Wahrheit" hat. Ob die sich umgucken werden, wenn sie neben dem katholischen, lutherischen, calvinistischen, babtistischen, jüdischen, islamischen, buddistischen, hinduistischen, shintoistischen und dem Himmel der Zeugen Jehovas noch einen für Atheisten vorfinden? "Ach, verdammt! Wofür habe ich mich überhaupt angestrengt. Zwölftausend Extraregeln und alles für die Katz."

Nein, mal im Ernst.
Was soll diese Seele sein?
Haben wir nach 2000-3000 Jahren irgendeine Definition erhalten, der alle Religionen zustimmen? Das sind immerhin die "Experten" auf diesem Gebiet. Und auch jene, die am meisten davon profitieren, so etwas zu postulieren.

Die eindeutigste Ablehnung eines Seelenbegriffs findet sich im Rahmen des eliminativen Materialismus bei Philosophen wie Patricia und Paul Churchland. Alles, was es in Wirklichkeit gebe, seien biologische Prozesse. Traditionelle Materialismen bestreiten jedoch nicht die Existenz von mentalen Zuständen. Sie erklären vielmehr, dass es mentale Zustände gebe, diese jedoch nichts anderes als materielle Zustände seien. Solche Positionen sind zumindest mit einem sehr schwachen Seelenbegriff kompatibel: Versteht man unter "Seele" schlicht die Summe der ontologisch nicht spezifizierten mentalen Zustände, so kann man auch im Rahmen solcher Theorien den Begriff "Seele" verwenden. So erklärt etwa die Identitätstheorie, dass mentale Zustände real existieren, jedoch identisch mit Gehirnzuständen seien.

Das passt übrigens ganz gut zu folgendem Bibeltext:
Denn die Lebendigen wissen, daß sie sterben werden; die Toten aber wissen nichts, sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Gedächtnis ist vergessen, daß man sie nicht mehr liebt noch haßt noch neidet, und haben kein Teil mehr auf dieser Welt an allem, was unter der Sonne geschieht.
- Prediger Kapitel 9, Vers 5,6 (Lutherbibel)


Alles, was dir vor Handen kommt, zu tun, das tue frisch; denn bei den Toten, dahin du fährst, ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit.
- Prediger Kapitel 9, Vers 10 (Lutherbibel)

Die Bibel, sein Standardleitfaden für seine Lehren, verneint also die separate Existenz einer Seele, die irgendwie losgelöst ins Himmelreich einkehrt. Oder die Seele verliert mit dem Verlust ihres materiellen Körpers ihr Bewusstsein. Das macht zum materialistischen Tod dann auch kein Unterschied mehr. Wow, wir haben was Separiertes, dass beim Tod genauso vergeht. Dann kann man dieses Konzept aber auch gleich weglassen. Empirisch nachgewiesen ist so etwas wie eine Seele bisher nicht. Nahtoderfahrungen lassen sich physiologisch und neurobiologisch einhellend beschreiben. Wenn also etwas in der evidenten Wissenschaft nicht existiert, ist es nur logisch, dass die Wissenschaft auch keine Aussagen zum Wirken und zur Zusammenarbeit dieses etwas mit der realen Welt aussagen kann.

Es erinnert ein wenig an die Videobeweise in der Europameisterschaft. Wenn sich der Schiedsrichter und seine Assistenten nicht ganz sicher sind. Dann schauen sie nochmal auf eine Videoaufnahme und prüfen, ob der Spieler im Abseits stand, als er das Tor schoß oder es Handspiel ist oder was auch immer. So werden gegebene Entscheidungen nochmal revidiert. Deswegen sieht das Ergebnis hier ja auch so aus:

Modell A : Modell B - 0:6

Modell A : Modell B - 6:0


#1 - Ganglien sind eine Stufe der Evolution von Nervensystemen, die erstmals bei Hohltieren vorkommen und bei allen weiter entwickelten komplexen Tieren zu finden sind. Bei den Ringelwürmern und Gliederfüßern besteht das Strickleiternervensystem aus differenzierten größeren Ganglien, die sich im Laufe der Evolution zum Gehirn entwickelten. Schnecken zum Beispiel haben nur ein Schlundganglion, aber kein Hirn.

#2 - The Avian Brain Nomenclature Consortium (2005) Avian brains and a new understanding of vertebrate brain evolution. Nat. Rev. Neurosci., 6:151–159, doi:10.1038/nrn1606.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 7. Feb 2022, 12:37

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 9 - Die Wahrnehmung)

Werner Gitt verlässt mit der Erzählung über die Seele seinen pseudowissenschaftlichen Pfad und driftet ins Tranzendente, nicht empirisch messbare. Und er bleibt dort. Er schwurbelt sich nun bibeltechnisch warm. Und leider macht er auch hier eine misserable Figur und löst die Konflikte, die er unbewusst einführt, nicht auf.

Werner Gitt spricht hier Jesu Gleichnis vom Reichen und vom Armen an. Dies findet man in jedweder Bibel ab Vers 19 des Kapitels 16 vom Lukasevangelium. Ich kopiere es hier einmal ein:

»Da lebte einmal ein reicher Mann«, erzählte Jesus. »Er war immer sehr vornehm gekleidet und konnte sich Tag für Tag jeden Luxus und jedes Vergnügen leisten.
Vor dem Tor seines Hauses aber lag ein schwer kranker Bettler namens Lazarus. Sein Körper war über und über mit Geschwüren bedeckt.
Er hoffte, seinen Hunger wenigstens mit den Abfällen aus der Küche des Reichen stillen zu können. Aber es kamen nur die Hunde und beleckten seine offenen Wunden.
22 Schließlich starb der Bettler, und die Engel brachten ihn in den Himmel; dort durfte er den Ehrenplatz an Abrahams Seite einnehmen. Auch der reiche Mann starb und wurde begraben.
 Als er sich im Totenreich wiederfand, blickte er unter Qualen auf und erkannte in weiter Ferne Abraham mit Lazarus an seiner Seite.
 ›Vater Abraham‹, rief der Reiche laut, ›hab Mitleid mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und damit meine Zunge kühlen. Ich leide in diesen Flammen furchtbare Qualen!‹
 Aber Abraham erwiderte: ›Mein Sohn, erinnere dich! Du hast in deinem Leben alles gehabt, Lazarus hatte nichts. Jetzt geht es ihm gut, und du musst leiden.
 Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund. Niemand kann von der einen Seite zur anderen kommen, selbst wenn er es wollte.‹
 ›Vater Abraham‹, bat jetzt der Reiche, ›dann schick Lazarus doch wenigstens in das Haus meines Vaters
 zu meinen fünf Brüdern. Er soll sie warnen, damit sie nach ihrem Tod nicht auch an diesen qualvollen Ort kommen.‹
 Aber Abraham entgegnete: ›Deine Brüder sollen auf das hören, was sie bei Mose und den Propheten lesen können.‹
 Der Reiche widersprach: ›Nein, Vater Abraham, erst wenn einer von den Toten zu ihnen käme, würden sie ihr Leben ändern.‹
 Doch Abraham blieb dabei: ›Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.‹«
- Hoffnung für Alle


»Es war einmal ein reicher Mann, der immer die teuerste Kleidung trug und Tag für Tag im Luxus lebte. Vor seinem Haustor lag ein Armer, der hieß Lazarus. Sein Körper war ganz mit Geschwüren bedeckt. Er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten. Der Arme starb und die Engel trugen ihn an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird; dort erhielt er den Ehrenplatz an der Seite Abrahams. Auch der Reiche starb und wurde begraben.
 In der Totenwelt litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham, und Lazarus auf dem Platz neben ihm. Da rief er laut: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich.‹
 Aber Abraham sagte: ›Mein Sohn, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten das dir zugemessene Glück erhalten hast, Lazarus aber nur Unglück. Dafür kann er sich nun hier freuen, während du Qualen leidest.
 Außerdem liegt zwischen uns und euch ein riesiger Graben. Selbst wenn jemand wollte, könnte er nicht zu euch kommen, genauso wie keiner von dort zu uns gelangen kann.‹
 Da bat der reiche Mann: ›Vater Abraham, dann schick Lazarus doch wenigstens in mein Elternhaus!
 Ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kommen!‹
 Doch Abraham sagte: ›Deine Brüder haben das Gesetz Moses und die Weisungen der Propheten. Sie brauchen nur darauf zu hören.‹
 Der Reiche erwiderte: ›Vater Abraham, das genügt nicht! Aber wenn einer von den Toten zu ihnen käme, dann würden sie ihr Leben ändern.‹ Abraham sagte: ›Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann lassen sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand vom Tod aufersteht.‹«
- Gute Nachricht Bibel


Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte.
 Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war.
 Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
 Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.
 In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß.
 Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
 Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual.
 Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
 Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters!
 Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
 Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
 Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
 Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
- Einheitsübersetzung 2016

In manchen Bibelübersetzungen wird der Bettler Lazarus genannt, in manchen nicht.

Wie passt das jetzt zu den Bibelversen, die eindeutig erklären, dass es kein Wirken und Handeln, keine Vernunft und keine Weisheit mehr nach dem Tode gibt?
Ich füge die beiden Stellen aus dem letzten Beitrag nochmal ein.

Denn die Lebendigen wissen, daß sie sterben werden; die Toten aber wissen nichts, sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Gedächtnis ist vergessen, daß man sie nicht mehr liebt noch haßt noch neidet, und haben kein Teil mehr auf dieser Welt an allem, was unter der Sonne geschieht.
- Prediger Kapitel 9, Vers 5,6 (Lutherbibel)


Alles, was dir vor Handen kommt, zu tun, das tue frisch; denn bei den Toten, dahin du fährst, ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit.
- Prediger Kapitel 9, Vers 10 (Lutherbibel)

Ziemlich einfach. Die Verse aus Prediger sollen Tatsachen darstellen. "So ist es nach dem Tod." Die Geschichte aus dem Lukasevangelium ist genau das, eine Geschichte. Warum kann man das sagen? Nun, Jesus lehrte viel über Gleichnisse und Geschichten. Auch Werner Gitt "beweist" ja die geniale Konstruktion Mensch, indem er diesen mit Maschinen oder seine Nervenzellen mit der Anzahl der Sterne gleich setzt. Denn jeder weiß sofort: "Stimmt, Sterne gibt's echt ganz schön viele." und "Ja, Maschinen müssen ja auch gebaut werden." Das ist die Argumentation, die Werner Gitt verwendet, um uns zu seinen Schlussfolgerungen zu drängen und sie als unsere eigenen anzuerkennen.
Und Jesus. Er war Prediger. Seine Geschichten mussten keinen Bezug zu tatsächlichen Ereignissen haben. Wie der Bettler hieß, ist irrelevant. Aber Lazarus war ein Freund von Jesus und viele seiner Jünger kannten ihn persönlich. Aus dem Kontext geht hervor, dass Jesus genau mit diesen, seinen Jüngern sprach. Es geht nicht darum, ob man Geld haben darf oder nicht, sondern wie man sich im Leben verhalten hat. Das erste Drittel des gleichen Kapitels in Lukas beschreibt sogar, dass man sich auch Geld anhäufen darf, um sich Freunde zu holen, die einem dann helfen, wenn man vielleicht nicht so gut gestellt ist. Die Bibel verurteilt hier also nicht Besitz, sondern die Lebensweise. Und das schreibt ja auch unser Herr Gitt.
Aber er realisiert nicht, dass es sich hier um eine Geschichte handelt, die lediglich einen Lehrpunkt von Jesus verdeutlichen soll.

Mehr Deutungsmöglichkeiten findet ihr hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Reicher_Mann_und_armer_Lazarus

Bleiben wir doch gleich mal beim Thema des aktuellen Teilabschnittes und bleiben wir auch gleich bei Lazarus.
Die Geschichte kennt vermutlich jeder: Die Auferstehung des Lazarus. Des "echten", nicht desjenigen aus der Geschichte von Jesus. Ihr findet sie hier https://www.bibleserver.com/HFA.GNB.EU/Johannes11 in den oben genannten drei Bibelübersetzungen, nebeneinander zum Vergleich. Sie würde hier reinkopiert den Rahmen sprengen.

Bild
Die Auferweckung des Lazarus von Juan de Flandes, um 1500–1510

Bild.Bild.Bild
Von links nach rechts:
Die Auferstehung Lazarus von Giotto di Bondone
Auferweckung des Lazarus von Aelbert van Ouwater, Mitte 15. Jahrhundert
Auferweckung des Lazarus von Rembrandt Harmensz. van Rijn um 1630


Findet irgendwer eine Geschichte, wie Lazarus vom Himmel spricht?
Er muss ja laut der Lehrgeschichte dort gewesen sein. Jesus nennt ja nicht jeden dahergelaufenen Bettler Freund, wie er es in Johannes Kapitel 11 tut. Das heißt, Lazarus muss ein Freund von Jesus gewesen sein. Und was für Freunde hatte Jesus? Jesus freundete sich mit denen an, die an Gott glaubten und versuchten, dass richtige zu tun. Das ist der Grund, warum er seine Jünger beauftragte sich um seine Mutter Maria zu kümmern, als er am Kreuz/Pfahl hing und nicht irgendeinen seiner leiblichen (Halb-)Brüder. Diese glaubten nämlich noch nicht an ihn (sein Halbbruder Jakobus soll später den nach ihm benannten Jakobusbrief geschrieben haben, der zum Kanon der Bibel gehört) und Jesus wollte seine Mutter auch in spiritueller Hinsicht versorgt wissen.

Wenn der Himmel aber der Ort ewiger Glückseligkeit ist und Lazarus, nicht nur der in der Geschichte, sondern der Freund Jesu, ins Himmelreich aufgefahren sein soll, warum hat Jesus ihn dann zurückgeholt? Wieso quält er Lazarus und unterwirft ihn wieder des sterblichen Seins? Er kann ja wieder krank werden und wieder sterben. Wieso macht Jesus so etwas grausames?
Und warum findet sich dann keine Himmels"vision" des Lazarus in der Bibel oder irgendwo?
Das passt eigentlich ganz gut zu den Bibelstellen in Prediger. Lazarus war ohne Bewusstsein, ohne Handlungsmöglichkeit. Tod eben. Jesus vergleicht es mit einem tiefen Schlaf, was seine Jünger ja zu der Ansicht verleitet, dass wenn Lazarus schläft, er ja dadurch wieder gesund würde (alles im verlinkten Bibeltext zu lesen).

Man muss also ganz klar unterscheiden zwischen: Jesus erzählt uns eine Geschichte, um einen Lehrpunkt zu verdeutlichen und biblisch-historisches Ereignis im Lebenslauf von Jesus.

Wenn das einer mit so profunder Bibelkenntnis, wie ich sie einem Werner Gitt zutraue, nicht bewerkstelligen kann und/oder will, dann ist er hierin nicht besser, als in der Wissenschaft, die er zu diskreditieren versucht.
Und selbst wenn er recht hätte, kann man eine 2000 Jahre alte Anekdotensammlung nicht in den Rang einer wissenschaftlichen Informationsquelle erheben, wie er es versucht. Er verwendet eine fiktive Geschichte, die eine Verhaltensänderung bei den Zuhörern und Lesern bewirken will, die er in einem Buch gefunden hat, dessen Inhalt wissenschaftlich, philosophisch und ethisch-moralisch umstritten ist, um uns von Gottes Himmelreich zu überzeugen. Und im gleichen "Atemzug" diskreditiert er die Atheisten und Evolutionsbefürworter, weil sie diese Methode nicht auch verwenden?

Doch, ich bin Atheist und ich verwende sogar die gleiche Quelle wie Werner Gitt. Die Bibel erzählt uns in Prediger, mit der Wissenschaft ausnahmsweise mal im Einklang, dass mit dem Tod alles aus ist. Welche bessere Quelle kann ich einem gläubigen Menschen also noch bieten.

Mitlerweile wird es punktetechnisch echt peinlich.
Sogar auf dem Feld, auf dem der Evangelikale Bescheid wissen sollte, trifft er nicht ins Schwarze.

Modell A : Modell B - 0:7

Modell A : Modell B - 7:0
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 11. Feb 2022, 10:41

Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 10 - Fazit)

Dem ersten Satz seines Schlussplädoyers kann ich noch zustimmen. Ab dem zweiten Satz zieht er natürlich aufgrund seiner unzureichenden und voreingenommenen Betrachtung den falschen Schluss. Interessant finde ich die Formulierung "im Dickicht evolutionärer Gedankensysteme". Denn auf mehrere Arten und Weisen kann man hier wieder übereinstimmen.

Die Evolutionstheorie ist zwar im Kern eine einfache Theorie, aber sie ist sehr weit. Das ist nicht verwunderlich, denn sie versucht nichts weniger als die schwierigsten Prozesse im Universum zu erklären: Leben. Biologische Systeme sind physikalisch gesehen zwar nicht viel mehr als Durchlauferhitzer und gesehen auf den Tod nur etwas sehr begrenztes, aber betrachten wir Wirkung, Auswirkung und Wechselwirkung lebender Systeme, sowohl im Innern wie auch nach außen, dann stellen wir fest, dass es mit den vier Grundkräften und den 2 Zuständen der Energie nicht getan ist.
Sie ist eine sehr umfangreiche Theorie, weil sie unglaublich viele Aspekte abdecken muss. Und wenn man etwas so schwieriges wie Leben beschreiben möchte, dann wird man zwangsläufig zu gegenteiligen Meinungen kommen, die vielleicht noch nicht heute, aber irgendwann zugunsten einer diese oder einer heute noch unbekannten Position entschieden wird.
Als Wissenschaftler sollte Werner Gitt diese Form des Erkenntnisgewinns kennen. Die Evolutionstheorie ist ja nicht so standhaft die letzten Jahrzehnte gewesen, weil sich eine Lobby drum schart, auch wenn Kreationisten das behaupten, sondern weil sie allen wissenschaftlichen Tests und Fragestellungen standgehalten hat. Das ist das Beste, was einer wissenschaftichen Theorie passieren kann. Mehr geht nicht.

Eine weitere Interpretation seines Ausspruchs bietet sich aber auch ganz wörtlich genommen an. Alle Ideengänge sind evolutionär, sie entwickeln sich. Bevor einer den Computer erdacht hat, musste jemand seine Idee der Rechenmaschine umgesetzt oder wenigstens veröffentlicht haben. Bevor jemand über den Blutkreislauf nachdenkt, muss jemand diesen entdeckt haben. Bevor jemand sich Gedanken um den Belag seines Kuchens macht, muss er zuvor die Idee für einen Kuchen haben. In allen Bereichen unseres Lebens denken andere Menschen die Gedanken anderer Menschen weiter.

Eine dritte Deutung wäre folgende: Als Dickicht bezeichnet man undurchsichtige, schemenhafte oder unbegreifliche Dinge. Nicht aber zwangläufig für jedermann, sondern in erster Linie für einen selbst. Wenn also jemand vom "im Dickicht evolutionärer Gedankensysteme" schreibt, besagt er im Grunde nur, dass er es nicht verstanden hat oder etwas anderes für ihn besser ist.

Und selbstverständlich wäre die Welt, zumindest in Gedanken, eine bessere, wenn man sich mit Gott im Rücken für die glückselige Ewigkeit arbeiten kann. Je nachdem, wie man das Belohnungssystem in der jeweiligen Bibeldeutung versteht und welche Rolle darin eine Generalerlösung und Gottes Gnade spielt. Mit dieser Idee im Kopf lässt sich vortrefflich unsachlich werden. Gottes Heilsplan ist nicht empirisch oder evident, er ist nicht wissenschaftlich, weil Wunder, als letztendlich willkürliche Eingriffe einer übernatürlichen Wesenheit, perse nicht wissenschaftlich sein können. Gottes Heilsplan trifft nicht die Logiker dieser Welt, sondern die Herzen der Menschen. Daran ändert auch die Stelle im Römerbrief nichts.
Jesus hat keine hochphilosophischen Diskurse über Quantenmechanik und die Ausdehnung des Weltalls geführt, obwohl er als Gottes Sohn sicher Einblick in diese Sachen hatte. Er hat die Menschen da abgeholt, wo sie standen. Mit einfachen Geschichten und Gleichnissen hat er ihnen die Liebe Gottes näherbringen wollen. Das geschah immer auf emotionaler Ebene. Dazu gehört auch Lazarus Auferweckung. Da hat keiner tabellarisch Buch geführt. Alle sind sich vor Freude in die Arme gefallen. Emotion.

Und das versucht hier auch Werner Gitt. Alle von ihm angesprochenen Punkte bedienen allein unser Alltagsverständnis von den Dingen, mit denen wir gut vertraut sind, in Verbindung mit Emotionen. Wir haben keine Vorstellung davon, wie viele Sandkörner an den Stränden dieser Welt liegen oder wie viele Sterne eine Galaxie hat. Aber wenn wir diese Werte in irgendwelchen Vergleichen hören, dann staunen wir erstmal. Begreifen können wir es aber nicht.

Der letzte Satz lässt offen, ob Jesus/Gott noch heute in der Schöpfung wirken oder jeder einfach das Produkt seiner Ahnen ist, die Jesus/Gott geschaffen hat. Aber das wäre wirklich ab vom Thema.

Werner Gitt verweist in seiner Fußnote noch auf sein Buch "Faszination Mensch". Dort ist alles natürlich deutlich umfangreicher dargestellt als in diesem Faltblatt. Logisch. Aber ich werde mir dieses Buch auch für eine umfassende Fehleranalyse nicht erwerben. Zumal ich damit nicht nur einen Kreationisten unterstützen würde, sondern auch noch seine Glaubensgemeinschaft. Und dafür habe ich keine Veranlassung.

Modell A : Modell B - 0:7

Modell A : Modell B - 7:0


Aber hey. Ich vertrete hier, als ungebildeter Laie, nur die derzeit favorisierte Theorie der wissenschaftlichen Gemeinde. Favorisiert deshalb, weil die Datenlage offenbar doch sehr eindeutig für Evolution spricht. Wenn ein Kreationist nun aber versucht, dich - ja dich - von "seiner Wahrheit" zu überzeugen, dann gibt es eine fantastische Kontermöglichkeit. Für die musst du nicht studieren. Du musst dich nicht einmal in der Materie auskennen. Aber erkläre ihm doch einfach freundlich, er soll seine Erkenntnisse doch bitte in sachlicher Aufbereitung der wissenschaftlichen Gemeinde kundtun. Die Damen und Herren sitzen nicht in Elfenbeintürmen, abgeschottet vom Rest der Welt. Und ihnen scheinen nicht einmal überlichtschnelle Neutrinos zu absurd, um sich nicht wenigstens einmal damit wissenschaftlich zu befassen.
Wenn er, der liebe Kreationist, tatsächlich eine Schwachstelle im System der etablierten Wissenschaft ausgemacht hat, dann soll er ihn publizieren. Er soll seinen Einwand mit wissenschaftlichen Methoden überprüfen lassen. Die Geschichte der Forschung ist voll von Veränderungen und Umstürzen liebgewonnener Weltbilder. Für etwas so radikales, wie der Widerlegung der Evolutionstheorie gibt es deutlich mehr als nur den Nobelpreis der Biologie und der Chemie. Es gibt Ruhm ohnegleichen.
Und wenn das nicht lockt, da es den bösen Stolz fördert, dann soll dieser Prediger folgendes bedenken: Die Widerlegung der Evolutionstheorie, insbesondere durch das Aufstellen einer deutlich besseren theistischen Herkunftstheorie würde ein gewaltigen Zuwachs an Mitgliedern in der Kirche einbringen, aus der dieser Prediger kommt. Er hätte damit sehr wahrscheinlich mehr Mitgliederwerbung gemacht, als alle seine Mitgläubigen zusammen. Und wenn es tatsächlich sein Ziel ist, so viele Un- und Andersgläubige wie nur irgendmöglich zu bekehren und zu Gott zu führen, dann kann dieser Vorschlag nicht falsch sein.

Auch Werner Gitt hat mit seinem Faltblatt die falschen Leute im Visier. Der kenntnisferne Passant mag vielleicht zur Religion dazustoßen. Die wirklich "großen Fische" erreicht er so aber nie.

Und damit schenkt er Modell A einen zusätzlichen Punkt.

Wahrheit ist eine Waffe, auf die man trainiert sein muss.
Rudolf Augstein, deutscher Publizist (1923-2002)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 15. Feb 2022, 12:28

Was ist Liebe? (mit Musikvideo)

So, einen Tag nach Valentin, kann man sowas schon mal aus dem Ärmel schütteln.
Aufhänger dafür war der Valentine-Post auf TikTok von Bella Poarch, der mir in meine Bubble gespült wurde, die mit Valkyrae ein sexy Fotoshooting gemacht hat und dies überraschend am 14.2. hochgeladen hat und damit die halbe Internetgemeinde unterhält. Offenbar so viele, dass ihr Behind The Scenes und ihr offizielles Video zum Valentinstag in Dropbox und Google Drive zeitweise gar nicht erreichbar war. Falls ihr an den Ausfällen mitwirken wollt, verlinke ich den Grund: https://www.bellasworld.ph/

S Club 7 - Natural (2000)

https://www.youtube.com/watch?v=A4Kba6v5fdg

Songtext
[Intro: Rachel]
Ooh, oh-oh
Oh yeah
Doo, doo, doo, doo

[Verse 1: Rachel]
Loving you is not just luck or illusion
It's in the make-up of our DNA
It's not by chance, we make the perfect solution
Don't fight it, baby, you know that it's just destiny's way

[Chorus: All]
Baby, loving you comes easily to me
It's what I'm living for, it's all in the chemistry
Baby, loving you is how it's meant to be
It's something that is oh so natural to me
Natural (oh baby, baby)

[Verse 2: Rachel]
We got the answers, but there's no explanation (no explanation)
We got each other, baby, come what may (come what may)
It's in the science, it's genetically proven (genetically proven)
Cause when you touch me the reaction, it just blows me away

[Chorus: All]
Baby loving you comes easily to me
It's what I'm living for, it's all in the chemistry
Baby, loving you is how it's meant to be
It's something that is oh so natural to me
Natural (baby, baby)

[Bridge: Rachel]
Turn off the light, lay your head next to mine (next to mine)
Take it slowly, a step at a time (a step at a time)
Come on get close, closer to me
It's oh so natural, it's oh so easy to see

[Chorus: All]
Baby, loving you comes easily to me
It's what I'm living for, it's all in the chemistry
Baby, loving you is how it's meant to be
It's something that is oh so natural to me

[Chorus: All]
Baby, loving you comes easily to me
(What I live for, it's what I live for)
It's what I'm living for, it's all in the chemistry
(What I live for) Baby, loving you (what I live for)
Is how it's meant to be (what I live for)
It's something that is oh so natural to me

[Chorus: All]
Baby, loving you comes easily to me
(What I live for, it's what I live for)
It's what I'm living for, it's all in the chemistry
[Fade out]

Übersetzung (etwas holprig vielleicht, diesmal aber orginal von mir)

[1. Strophe]
Liebe ist nicht nur Glück oder Illusion
Sie ist in unsere DNA geschrieben
Es ist nicht nur Zufall, wir machen die perfekte Lösung
Kämpf nicht dagegen an, es ist der Weg unseres Schicksals

[Chorus]
Baby, dich zu lieben passiert einfach
Es ist wofür ich lebe, es ist alles in unserer Chemie
Baby, dich zu lieben, ist so wie es sein soll
Es ist etwas, dass so normal für mich ist
Natürlich (Baby, Baby)

[2. Strophe]
Wir haben die Antwort, aber da ist keine Erklärung (keine Erklärung)
Wir haben uns gegenseitig, Baby, komm diesen Weg (komm diesen Weg)
Es ist wissenschaftlich, es ist genetisch bestätigt (genetisch bestätigt)
Denn wenn du mich berührst, haut es mich weg

[Chorus]

[Bridge]
Mach das Licht aus, leg deinen Kopf neben meinem (neben meinem)
Mach es langsam, ein Schritt nach dem anderen (einen Schritt nach dem anderen)
Komm näher heran, näher an mich
Es ist so natürlich, es ist so einfach zu sehen

[Chorus 3x mit leichten Abwandlungen]


Was S Club 7 schon vor über 20 Jahren besungen haben, war schon damals nicht neu. Und Liebeslieder sind vermutlich so alt wie die Menschheit. Sie bieten dennoch immer wieder Stoff für neue Songs, Bücher und Filme. Offenbar ein Thema, dass nie ausgelutscht scheint, selbst wenn sich die Handlungsstränge immer wiederholen.
Welche Gefühle einen übermannen, wenn man sich Bellas und Valkyraes Fotoshoot anschaut oder die 4 Miezen von S Club 7 (wahlweise die 3 Jungs selbiger Band), ist ja ebenso nicht erst seit gestern der Fall.

Bild
Quelle: Mirror.co.uk

Die beiden kennt ihr nicht? Ist nicht weiter schlimm. Aber sie sind sowas, wie Romeo und Julia der Moderne.
Der Mann ist Brian Crover, britischer Ingenieur. Die Dame seines Herzens: Die Russin Jelena. Keine leichte Aufgabe für den Mann: Beziehungen zwischen Russen und Westlern sind unerwünscht, Stalins Leute sind unerbittlich. Immerhin befinden wir uns am Vorabend des 2. Weltkriegs, dem Ereignis, dass die Trennung in Ost und West zementieren wird, die sich am Horizont schon abzeichnet.
Am 13. November 1938 fällt er sprichwörtlich aus den Wolken. Er ist ohne Erlaubnis auf eigene Faust an diesem Tag in einem kleinen Flugzeug über die russische Grenze geflogen. Auf legalem Weg lässt man ihn nicht ins Land. Fünf Jahre sind die Liebenden schon getrennt, es ist Zeit für eine Verzweiflungstat. Doch als Grover 100 Meilen vor Moskau der Treibstoff ausgeht und die Maschine zu Boden trudelt, sieht es schlecht aus.

Wie groß muss die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen sein, dass sie bereit sind, alles füreinander aufs Spiel zu setzen? Wohl nur die Liebe vermag uns so den Kopf verlieren zu lassen. Es sind Geschichten wie die von Brian Grover, die den Mythos der Liebe als einer magischen Kraft nähren. Als ein Naturgesetz: "Liebe ist die Anziehungskraft des Geistes, wie die Schwerkraft die Anziehungskraft der Körper ist", schrieb Valentin-Marie Breton. Falling in love sagt man im Englischen, tomber amoureux im Französischen. Wer sich verliebt, fällt. So auch Brian Grover.

Nur wirkt die Schwerkraft immer gleich. Die Liebe scheint aber nach eigenen Regeln zu spielen oder scheinbar gar keine Regeln zu haben.
Damit wollen sich die Menschen aber offenbar nicht abfinden. Sie wollen die Kraft verstehen, die sie so in ihren Bann zieht.
- Was geschieht mit uns, wenn wir lieben?
- Warum passiert es mit diesem Menschen und nicht mit einem anderen?
- Kann man diesen Zustand beeinflussen oder gar herbeiführen?

Dabei zerlegt der Mensch dieses Gefühl, diesen Zustand in alle seine Bestandteile und vermisst sie unter Kernspintomographen und erstellt Theorien. Bleibt da noch Raum für Romantik?
Wir begehren, um uns fortzupflanzen, suchen Partner, deren Äußeres auf gute Gene schließen lässt, und wir lieben sie für eine Weile, um den Nachwuchs gemeinsam aufzuziehen. So lautet es wissenschaftlich nüchtern.
William Somerset Maugham war Schriftsteller, aber er hat es auch nicht gerade romantisch auf den Punkt gebracht: Liebe sei "nur ein schmutziger Trick der Natur, um das Fortbestehen der Menschheit zu garantieren".
Das kommt unserem Bild von Liebe auch nicht viel näher.

Man muss nicht erst an Brian Grover denken, der sein eigenes Fortbestehen aus Liebe riskierte, um zu ahnen, dass dies nicht die ganze Geschichte sein kann. "Menschen sind eine viel interessantere Spezies, als die evolutionären Psychologen es uns glauben machen wollen", schreibt der Philosoph Richard David Precht in seinem Buch Liebe. Ein unordentliches Gefühl. Fortpflanzung brauche zwar Sex, argumentiert er, aber nicht unbedingt geschlechtliche Liebe. Diese hält Precht – und so halten es auch manche Wissenschaftler – eher für ein Nebenprodukt der Mutter-Kind-Liebe. Und deshalb folge sie nicht immer der Logik optimaler Fortpflanzung.

Genetisch betrachtet ist die Sache klar. Und damit sind wir wieder beim oben eingebetten Song.
Menschen fühlen sich zu attraktiven Artgenossen hingezogen. Wer wollte das bestreiten? Schon kleine Kinder bevorzugen Puppen mit hübschen Gesichtern. Was attraktiv bedeutet, ist genauestens dokumentiert:
  • Frauen sind besonders begehrenswert, wenn sie große Augen, kleine Nasen, hohe Wangenknochen und ein Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,7 haben.
  • Bei Männern wirken weit auseinanderliegende Augen, ein starkes Kinn, ein breites Lächeln und ein Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,9 anziehend.
  • Für beide Geschlechter gilt: je symmetrischer Körper und Gesicht, desto besser.
Das lässt alles auf gute Gene schließen und demnach auf möglichst gesunde Nachkommen. Aber Liebe erklärt es nicht.

Wir lieben eben nicht nur schöne, symmetrische Menschen. Auch nicht nur fruchtbare, gesunde.
Manchmal sind es gerade vermeintliche Makel, die anbetungswürdig erscheinen. Die Liebe stehe der genetisch optimalen Partnerwahl oft sogar im Wege, schreibt Precht. Männer lieben auch Männer und Frauen andere Frauen. Junge verfallen Alten und die Schönen auch den Hässlichen.

Was ist die Liebe in Zeiten der Hirnforschung?
Sie ist ein Leuchtmuster im Kernspintomografen, gemessen als Durchblutung bestimmter Hirnareale. Dazu gehört das Belohnungszentrum. Es besteht aus Regionen, die den Neurotransmitter Dopamin ausschütten, der uns in Euphorie versetzt. Das geschieht, wenn Menschen Schokolade essen, Geld kassieren und, ja, auch wenn sie Kokain nehmen. Verliebte werden deshalb gern mit Drogenabhängigen verglichen oder mit Wahnsinnigen.

Je stärker die Zuneigung zu einem Menschen ist, desto mehr regt sein Anblick die Aktivität im Nucleus caudatus, in der Insula und in bestimmten Zellgruppen des Mittelhirns an. Die Liebe hat so gesehen einen neuronalen Ort oder, besser gesagt, eine Infrastruktur. Forscher von der Brown University in Rhode Island behaupten, sie könnten anhand von Hirnscans von Verliebten sogar vorhersagen, ob eine Beziehung halten wird oder nicht. Sie wollen einen Zusammenhang zwischen Hirnaktivität und Beziehungsverlauf gefunden haben.
Inzwischen ist ein ganzer Botenstoffcocktail identifiziert, der für sexuelle Erregung, Verliebtheit und Bindung verantwortlich gemacht wird.
  • Der Dopaminspiegel steigt, der Serotoninspiegel sinkt. Das erklärt die Obsession von Verliebten.
  • Noradrenalin lässt das Herz schneller schlagen.
  • Testosteron und Östrogen steigern die Lust.
  • Und wenn aus dem Rausch etwas Ernsteres wird, vermitteln die Hormone Oxytocin und Vasopressin Gefühle von Vertrautheit und Verbundenheit.
Nur, bringt es uns etwas, das alles zu wissen? Macht es die Liebe besser, effizienter? Oder verstehen wir dadurch den Grad an Verrücktheit, wenn wir selbst betroffen sind?`

Nach Ansicht mancher Experten könnten die Erkenntnisse tatsächlich dabei helfen, die Qualität von Beziehungen zu optimieren. Denn die Liebe sei "verbesserungsbedürftig", meint der Bioethiker Julian Savulescu von der University of Oxford. Wer sich eine langjährige, monogame Beziehung wünsche, sollte sie mit biologischen Hilfsmitteln unterstützen. Warum nicht die chemischen Stoffe künstlich verabreichen, um den Partner stärker an sich zu binden oder der Lust auf die Sprünge zu helfen?
Oxytocin etwa lässt sich längst auch als Nasenspray verabreichen. Es kommt bei Geburten zum Einsatz, um die Wehen einzuleiten, es führte in Experimenten aber auch zu einem harmonischeren Miteinander von Paaren. Offenbar sorgt es sogar dafür, dass liierte Männer mehr Distanz zu attraktiven fremden Frauen halten. Ein solches Nasenspray könne Beziehungen festigen, folgert Savulescu. "Sie könnten sich selbst so manipulieren, dass Sie treuer und bindungsfester werden."

Auch das hört sich jetzt nicht wirklich nach Liebe an.
Alles will der moderne Mensch optimieren und kontrollieren. Dabei ist gerade das Spontane, dass Unerwartete das was wir besonders im Klischee der Liebe so aufregend finden, dass wir uns an diesem Thema nicht satt sehen und hören können.

"Liebe ist kein Zufall" lautet der Werbespruch einer deutschen Partnervermittlung.
Aber ist es das, was wir wollen?
Die Soziologin Eva Illouz hält die Entschlüsselung der Liebe, ihre Reduktion auf evolutionäre Notwendigkeit und Hirnchemie schon jetzt für einen fatalen Fehler. "Die Vorherrschaft wissenschaftlicher Erklärungsweisen macht es schwierig, an der Vorstellung der Liebe als eines einzigartigen, mystischen und unbeschreiblichen Gefühls festzuhalten", schreibt sie in ihrem Buch Warum Liebe weh tut. Sie beklagt den Paradigmenwechsel, der die gefühlte Einzigartigkeit der Liebe entleere und diese zu einer "blinden Macht mit einem letztlich völlig austauschbaren Objekt" degradiere.

Aber auch dieser pessimistischere Blick ist vielleicht übertrieben.
Denn auch wenn die neuronalen und chemischen Korrelate der Liebe entschlüsselt sind, so können sie allein doch nicht erklären, wen und wie wir lieben. Hormone und Botenstoffe sind nur die Werkzeuge der Liebe, nicht aber ihre Ursache. Liebe ist mehr als eine körperliche Emotion. Sie ist vor allem ein Gefühl, das im Geist entsteht. Zu einem gewissen Grad erschaffen "wir" sie "selbst". Damit ist sie einer Analyse weitaus weniger zugänglich, als die Zerlegung in chemische Moleküle suggeriert.
Wie wir lieben und was wir darunter überhaupt verstehen, hängt auch von der Welt und der Zeit ab, in der wir leben. Einst fanden die Menschen in der Hingabe an Gott jene Erfüllung, für die heute die romantische Liebe sorgt. Und auch das Verständnis von geschlechtlicher Liebe hat sich über die Jahrhunderte erheblich gewandelt. Man könnte sagen: Die Botenstoffe waren immer dieselben, aber die Interpretation hat sich geändert. "Was wir empfinden, wenn uns die Leidenschaft erfasst, ist alt; was wir uns dabei denken, nicht", sagt Precht. "Insofern ist es sicher richtig, die Liebe nicht nur für eine Erfahrung zu halten, sondern auch für eine Erfindung."
Eva Illouz vergleicht die Liebe mit religiösem Glauben. Jemanden zu lieben bedeute, an etwas zu glauben, das dieser Mensch repräsentiere. Und an das, was uns mit ihm verbindet. Selbst wenn das eine Illusion ist.

Eine Erfindung, der Glaube an eine Illusion. Damit wäre sie wissenschaftlich noch schwerer greifbar.

Das Ausmaß der Projektion ist immens. Wir verlieben uns in Menschen, von denen wir kaum etwas wissen. Manchmal sogar in solche, denen wir nie begegnet sind oder die es gar nicht gibt. Im Film Her verliebt sich ein Mann in ein Computerbetriebssystem. Es ist nur ein Film, aber abwegig ist der Gedanke nicht. In Japan führen Männer Beziehungen mit künstlichen Frauen aus einem Nintendo-Spiel, in Second Life gab es schon vor Jahren virtuelle Romanzen und Hochzeiten. Längst existieren in Onlinespielen Trolle, die für Elfen schwärmen und im virtuellen Fantasieraum jene Mischung von Gefühl und Erregung spüren, die wir Liebe nennen. Liebe ist nicht an echte Körper gebunden. All das macht sie rätselhaft – und uns auch. Ein Rat des Schriftstellers Henry James lautet: "Glauben Sie nie, dass über ein menschliches Herz das letzte Wort gesprochen sei."
Nach 40 Jahren Liebesforschung zieht der Psychologe Hans-Werner Bierhoff ein Fazit und dieser Bindungsexperte von der Ruhr-Universität Bochum stimmt Leo Tolstoi zu, der einst schrieb: "Es gibt so viele Denkweisen, wie es Köpfe gibt. Folglich gibt es auch so viele Formen der Liebe, wie es Herzen gibt."

Herzen haben sehr unterschiedliche Biografien, jedes sammelt seine eigenen Erfahrungen. Die Bindung, die ein Mensch als Kind zu seinen Eltern erlebt, prägt auch seine Beziehungen im späteren Leben. "Menschen, die in ihrer Bindung ängstlich-ambivalent sind, neigen beispielsweise häufig zu besitzergreifender Liebe", sagt Bierhoff. Dennoch: Die Beziehung eines Erwachsenen ist nicht zwangsläufig die Fortsetzung seiner Kindheitsdramen mit anderer Besetzung. "Bindung ist kein Schicksal", sagt Bierhoff. Und Eltern sind es auch nicht.
Zwar zeigen Untersuchungen, dass viele Menschen sich eher zu Personen hingezogen fühlen, die den eigenen Eltern ähneln – sogar optisch. "Solche Generationseffekte sind aber schwach", sagt Bierhoff. In all den Jahren dazwischen machen wir so viele neue Erfahrungen, dass die Erlebnisse der Kindheit verblassen. "Der Exmann ist entscheidender als der eigene Vater."

In wen wir uns verlieben und wie wir uns binden, kann sich also das ganze Leben lang noch ändern. Kein Computer der Welt könnte so etwas vorhersagen. Zwar lasse sich die Auswahl der Partner stark eingrenzen, sagt Bierhoff und bestätigt einen Ansatz der Partnervermittlungen: "Ähnlichkeit spielt eine große Rolle." Tatsächlich finden viele Menschen über Onlineportale einen Partner, mit dem sie glücklich werden. Aber nie werde man die Liebe zwischen zwei Menschen zu 100 Prozent planen können. Denn sie ist – und hier irren die "Profikuppler" – eben doch auch Zufall.

Beim Verlieben spielt der erste Eindruck eine große Rolle. Wie der ausfällt, hängt von Faktoren ab, die wir unmöglich alle kontrollieren können. Und das alles spielt sich in einem Zeitraum von 1,4 - 4,2 Sekunden ab dem ersten Mal sehen ab.
Es gibt ein berühmtes Experiment aus den siebziger Jahren, bei dem Psychologen zeigten, dass Männer sich stärker zu einer attraktiven Frau hingezogen fühlen, wenn sie ihr auf einer schwankenden Brücke in großer Höhe begegnen – wenn sie also aufgrund der Situation sowieso schon aufgeregt sind. Psychologen sprechen von Fehlattribution: Wir ordnen körperliche Erregung Reizen zu, die dafür gar nicht ursächlich sind. Das Herz klopft? Na, das muss wohl an der schönen Frau dort liegen.

Ist Liebe dann überhaupt Liebe? Fliegen Amors Pfeile besser, wenn die Welt in Aufruhr ist?
Wer weiß wie viele Paare beim Mauerfall zusammengefunden haben oder in brenzligen Situationen überall auf der Welt?

Als Brian Grover 1938 auf dem russischen Acker aufschlug, überlebte er, wurde jedoch von Polizisten aufgegriffen. Sie töteten ihn nicht, und selbst der Chef der Staatssicherheit hatte wohl ein Herz für den Bruchpiloten. Er ließ ihn nach einigen Wochen in Haft gehen. Mit Jelena. Und sie waren von da an unzertrennlich.

Nachtrag 22:16 Uhr:

Ich habe das Video ausgetauscht und nun auf YouTube den offiziellen S Club Kanal gefunden. Die Qualität ist deutlich besser.
Außerdem habe ich auch das oben erwähnte Fotoshooting von Bella und Valkyrae verlinkt. Für Menschen, die Kuscheltiere, insbesondere Teddybären, lieben, wird es eine harte Kost werden.

Reputation von Hans-Werner Biefhoff:
https://www.soc.psy.ruhr-uni-bochum.de/soc/team/hwbierhoff.html.en

Weitere Recherchequellen:
  • Ein ausführliches Kapitel über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu physischer Attraktivität (u.a. Körpermaße, Gesichtsformen) und Bindungstheorie findet sich in dem Standardwerk "Sozialpsychologie" des Bochumer Psychologieprofessors Hans-Werner Bierhoff.
  • Eine kritische Einordnung der Erklärungsansätze von Evolutionspsychologie und Hirnforschung zur Liebe liefert der Philosoph Richard David Precht in seinem Buch "Liebe. Ein unordentliches Gefühl"
  • Machen wir die Liebe kaputt? Die Soziologin Eva Illouz setzt sich in ihrem Buch "Warum Liebe weh tut" kritisch damit auseinander, wie sich das Bild der Liebe durch Marktwirtschaft und Wissenschaft verändert hat.
  • Ist alles nur eine Frage der Hirnchemie? Die US-Anthropologin Helen Fisher beschreibt in ihrem Buch "Die vier Typen der Liebe" die neurologischen Grundlagen der Liebe und die Wirkungsweisen der entsprechenden Botenstoffe. Sie entwirft ein Modell von chemisch determinierten Persönlichkeitstypen, die das Bindungsverhalten ihrer Ansicht nach erklären können.
  • Was die Liebe mit dem Hirn macht: Die US-Wissenschaftler Bianca P. Acevedo und Arthur P. Aron tragen in ihrem Aufsatz "Romantic Love, Pair-bonding, and the Dopaminergic Reward System" Erkenntnisse aus der Hirnforschung über die Liebe zusammen.
  • Mehr Harmonie dank Nasenspray: Die Schweizer Psychologin Beate Ditzen hat in einem Experiment das Konfliktverhalten bei Paaren unter dem Einfluss eines Oxytocinsprays untersucht.
  • Forscher aus Deutschland und China haben in einer Studie untersucht, wie ein Oxytocinspray die räumliche Distanz zwischen gebundenen Männern und attraktiven fremden Frauen beeinflusst
  • Liebe manipulieren: Im Interview mit ZEIT Wissen spricht der Philosoph und Bioethiker Julian Savulescu über die chemischen Hilfsmittel, mit der man den Menschen und die Liebe künftig optimieren könnte.
  • Verliebt oder nur aufgeregt? Die Studie über das Wackelbrücken-Experiment zur Fehlattribution von physiologischer Erregung veröffentlichten die US-Psychologen Donald Dutton und Arthur Aron 1974.
  • Milosz Matuschek fordert in seinem Buch "Das romantische Manifest" das Ende des Perfektionismus in der Liebe. Er beschreibt, wie sich die Liebe durch Partnervermittlungen im Internet verändert hat.
  • Der Philosoph Alain de Botton beschreibt in seinem "Versuch über die Liebe" die große Macht der Projektion in der Liebe.
  • Die Liebe der Zukunft? Über Japanische Männer und ihre Liebesbeziehungen zu virtuellen Frauen hat der New Scientist in einem Artikel berichtet.
  • Sven Stillich beschreibt in seinem Buch "Second Life", wie virtuelle Welten unser Leben verändern – bis hin zu virtuellen Hochzeiten.
  • Die Geschichte von Brian Grover hat Sven Stillich für Spiegel Online aufgeschrieben.
  • Ein Auszug aus einem Buch von Brian Grover erschien auf der Internetseite der Daily Mail.

(Der letzte Vergleich zwischen den beiden Themen ist schon eine Weile her. Am 1. April 2021 war das Thema "Evolution oder Schöpfung" bei 8572 Klicks und hatte gerade Chuck Norris hinter sich gelassen. Die späteren Zwischenstände scheinen bei der Neustrukturierung und dem Umverteilen von Beiträgen auch in die anderen Themen abgewandert zu sein. Am 7. Mai hat dieses Thema die 9000 Klicks geknackt, am 30. August die 10.000 Klicks.
Aktuell hat das Thema 11.754 Klicks. Und der nächstgrößere Thread ist nach wie vor "Lösung: Firefox müllt RAM voll" und dümpelt bei derzeit 12306 Klicks. Kein großer Unterschied zum 1. April im letzten Jahr. Der Unterschied zwischen den beiden war damals 3607 Klicks. Jetzt trennen nur noch 552 Klicks.)
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 16. Feb 2022, 11:41

Was ist Liebe? - Sprichwörter wissenschaftlich geprüft!

Und genau das machen wir jetzt.
Jeder kennt diese ganzen Sprichwörter, die überall rumkursieren und sicher schon selbst mal verwendet hat. 10 davon habe ich mir mal geschnappt und auf ihren wissenschaftlichen Wert geprüft.

1. Da stimmt die Chemie / sich gut riechen können

Tatsächlich muss die Chemie stimmen. Und hier gilt: "je fremder, desto besser". Das hängt mit dem Immunsystem zusammen. Der Nachwuchs ist umso besser gegen Krankheiten gewappnet, je unterschiedlicher der Genpool von Mutter und Vater ist. Ob das Immunsystem des Partners dieses Kriterium erfüllt, erschnuppern wir. Es gebe Hinweise, dass Moleküle auf Oberflächen von Zellen, die bei der Erkennung des Immunsystems über Freund oder Feind entscheiden, Duftkomponenten entstehen lassen. Über die Luft gelangen diese Moleküle an die Riechrezeptoren in unserer Nase. Während wir also den Körpergeruch des Gegenübers wahrnehmen, entscheidet das Gehirn: passt oder passt nicht. Interessant ist zudem, dass es offensichtlich ein Optimum für den genetischen Unterschied der Immunausstattung von zwei Sexualpartnern gibt. Ein zu großer Unterschied sei auch nicht gut, der könne zu autoaggressiven T-Zellen führen, die womöglich körpereigenes Gewebe angreifen und Autoimmunerkrankungen auslösen.

2. Gleich und gleich gesellt sich gern

Gerade bei auf Dauer angelegten Beziehungen ähneln sich die Partner nachweislich sehr häufig. Charakterliche Ähnlichkeiten seien für das Zusammenleben wichtig. Eine total introvertierte Person wird es schwer haben mit einer sehr extrovertierten, eine Nachteule mit einem Frühaufsteher. Der Fachbegriff für die Gleichartigkeit von Partnern etwa beim sozioökonomischen Status oder der Attraktivität heißt Homogamie. Bei der Suche nach einem attraktiven Partner spiele der "Marktaspekt" eine Rolle. Das bedeute, dass sich die Attraktivsten finden, dann die Zweitattraktivsten und so weiter. Und wenn es eine starke Unähnlichkeit gibt, fördert das die Eifersucht bei den Partnern, die schlechter abschneiden.

3. Gegensätze ziehen sich an

Dieses Sprichwort widerspricht obigem, trifft auch häufig selterner zu. Jedoch gebe es, wenn die beiden Partner sehr unterschiedlich sind, manchmal den "Romeo-und-Julia-Effekt": Demnach werde eine Beziehung kurzfristig gestärkt, wenn das Paar das Gefühl habe, dass das Umfeld sie nicht gutheiße.
Gegensätze würden sich insofern anziehen, weil Männer und Frauen unterschiedliche Vorlieben bei der Partnerwahl hätten: So achteten Männer beim anderen Geschlecht beispielsweise stärker aufs Aussehen, Frauen suchen eher nach Status und Intelligenz. Dies passt zu dem Klischee eines mächtigen Mannes mit hübscher Frau an seiner Seite.
Wenn unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aufeinandertreffen, könne das aber durchaus Vorteile haben: ausgewogenere Sichtweisen und klügere Handlungen zum Beispiel. Auch manche gegensätzlichen Persönlichkeitseigenschaften würden sich sehr gut ergänzen - etwa, sich gerne führen lassen und gerne führen.

4. Jemanden süß finden

Warum finden wir jemanden ausgerechnet "süß"?
Schon als Kinder lernen wir, dass süß gut ist. Kleinkinder stehen in der Regel auf Schokolade. Es gibt nur wenige, die das nicht mögen. Schokolade habe außerdem für viele einen Belohnungseffekt, einen "hedonistischen Wert". Daher werde der Begriff wohl auch in anderen Themenbereichen positiv besetzt verwendet.

5. Liebe geht durch den Magen / von Luft und Liebe leben

Vor lauter Verliebtsein das Essen vergessen? Kann passieren - Frischverliebte können zwar nicht allein von Luft und Liebe leben, aber tatsächlich haben sie weniger Appetit: Verantwortlich dafür ist das Hormon Phenylethylamin, das bei Verliebten reichlich gebildet wird und den Appetit zügelt.
In längeren Beziehungen scheint sich die Liebe dagegen auf den Hüften niederzuschlagen: Studien zeigen, dass glückliche Paare im Schnitt mehr wiegen als Singles. Und Menschen in glücklichen Partnerschaften wiegen auch mehr als solche in kriselnden. Beim gemeinsamen Essen werde das Kuschel- oder Beziehungshormon Oxytocin ausgeschüttet.

6. Schmetterlinge im Bauch

Auch für das Flattern in der Bauchgegend haben Wissenschaftler eine Erklärung. In der Phase der Verliebtheit werde der Körper von den Geschlechtshormonen Testosteron und Östrogen reguliert. Diese werden hauptsächlich unter Stresseinfluss ausgeschüttet und führen zu einem unruhigen Magen-Darm-Trakt. Zusätzlich wird immer dann, wenn man seinen Schatz erblickt, das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet. Man wird angespannt und nervös, das Herz schlägt schneller - und man spürt das Kribbeln im Bauch.

7. Alles miteinander teilen

Als Paar scheint man tatsächlich alles miteinander zu teilen. Derzeit forschen Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann und ihr Team daran, ob sich Partner mit der Zeit auch das Mikrobiom - also die Summe aller Mikroorganismen - auf der Haut teilen. "Das kann dann Krankheitsbilder beeinflussen", erklärt die Medizinerin. Bei Neurodermitis-Patienten zum Beispiel könnte durch die Mikroben des Partners ein entsprechender Hautausschlag gefördert werden.

8. Mit / von Liebe infiziert

"Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit", konstatierte bereits Platon. Aber kann man mit Liebe infiziert sein? Wissenschaftlich vermutet man eher einen kulturellen, keinen infektiösen Hintergrund hinter dieser Floskel. Der Ausdruck sei zwar schon lange vor einem modernen Verständnis von Infektionskrankheiten entstanden, aber wie eine Infektionskrankheit kann auch die Liebe Menschen so transformieren, dass die Umgebung annimmt, hier ist es zu einem Verlust der Gesundheit - oder des gesunden Menschenverstands - gekommen. Auch sei Liebe als Phänomen ansteckend, trete also in Gruppen gehäuft und in zeitlichem Zusammenhang auf. Und schließlich bringe die Liebe auch tatsächlich eine Reihe von Infektionsgefahren mit sich: etwa, sich mit dem Epstein-Barr-Virus oder HIV anzustecken.

9. Liebe macht blind

Dopamin lässt im Gehirn das Gefühl der Verliebtheit entstehen. Der Mediziner vergleicht diese Wirkung mit einer wahnhaften Störung. Verliebte sind dann blind für etwaige Fehler des Schatzes. Endorphine, die Glücksgefühle vermitteln und schnell Zufriedenheit herstellen können, führen laut Loew dazu, dass Liebende sich zumindest anfangs vollkommen ausreichten. Kommt dann noch die körperliche Berührung ins Spiel, wird zusätzlich das Oxytocin aktiviert, das auf Dauer eine Bindung entstehen lässt.

10. Allergisch aufeinander reagieren

Wenn's nicht nur im übertragenen Sinne, sondern tatsächlich kribbelt, dann gibt es auch dafür eine wissenschaftliche Erklärung: Man kann aufeinander tatsächlich allergisch reagieren!
Duftstoffallergien zum Beispiel können jede Zweisamkeit verderben. In manchen Parfüms, Cremes oder Seifen enthaltene Duftstoffe können Allergien auslösen. Mit zeitlichem Abstand lässt sich das aber umgehen, z.B. Morgens "eindieseln" und erst Abends auf's Date.
Die Medizin verweist auch noch auf eine andere, allerdings seltene Allergie, die ein Paar betreffen kann. Es gibt Frauen, die auf Sperma allergisch reagieren. Auslöser sei das prostataspezifische Antigen, das das Ejakulat verflüssigt.

Warum es den Valentinstag gibt und wo der herkommt, das ergründen wir lieber in einem Thema, zu dem das besser passt: Traditionen.
... 06, 16.02.2022: Was ist Liebe? - Der Valentinstag
... 07, 25.02.2022: Was ist Liebe? - Warum feiert man den Valentinstag?
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 21. Feb 2022, 12:48

Die sexuelle Evolution des Menschen | Wer nicht fragt, stirbt dumm! | ARTE (3:00 min)

Ursprünglich waren die Valentin-Artikel gar nicht vorhanden oder erdacht. Aber nach Bellas Valentin-Post musste ich das schon mal aufgreifen. Umso besser, dass ich mit den folgenden Videos theoretisch daran anschließen kann, obwohl sie schon deutlich früher geplant waren, auch ohne umgebenden Kontext. Wie sich manchmal alles fügt.

Also: Warum ist das Sexualverhalten so anders, als bei unseren nahen Verwandten Schimpanse, Gorilla und Bonobo?


https://m.youtube.com/watch?v=war1tiJ_Lrw

Selbstverständlich ist dies nur ein kurzer Abriss und kann die Komplexität des wissenschaftlichen Arbeitsfeld nicht aufgreifen. Aber lehrreich ist es allemal.

Es ist ein Glück, dass das Bestehen der Menschenrasse ans sexuelle Vergnügen gefesselt ist; man hätte es sonst längst aus der Welt hinausmanipuliert.
Ludwig Marcuse, deutscher Publizist und Schriftsteller (1894-1971)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 23. Feb 2022, 23:45

Die Erblichkeit von Homosexualität | maiLab (21:03 min)

Ich hatte ziemlich zum Anfang des aktuellen Reboot schon einmal eine ganze Artikelreihe über die Homosexualität geschrieben. Auch MaiLab hat sich mit dem Thema beschäftigt.

Hier geht es zu meiner Artikelreihe:
... 012, 07.12.2017: Homosexualität - Teil 1: Geschichtsüberblick, Verbreitung, Rechtslage
... 013, 08.12.2017: Homosexualität - Teil 2: Emanzipation und Ursachenforschung
... 014, 09.12.2017: Homosexualität - Teil 3: Evolutionstheoretisches Erklärungsmodell
... 015, 10.12.2017: Homosexualität - Teil 4: Homophobie und Vorurteile
... 016, 11.12.2017: Homosexualität - Teil 5: Der böse Schwule - Homosexualität und Moral

Und hier folgt das Video von MaiLab.


https://m.youtube.com/watch?v=C6OR82i2hA4
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Do 3. Mär 2022, 21:19

Homosexuality Is Not Moral And Here's Why | CosmicSkeptic (8:57 min, engl.)


https://m.youtube.com/watch?v=rgHl2KcadEU
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mi 9. Mär 2022, 17:57

Sind Väter schlechtere Eltern? | maiLab (18:44 min)


https://m.youtube.com/watch?v=TkkHKU_lLqU

(Evolution oder Schöpfung ist das dritte Thema, dass mehr als 12.000 Klicks hat.)
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 14. Mär 2022, 13:27

Rezension: Jw.org - Studienartikel 21/2020 - Bist du dankbar für Gottes Geschenke? (Part I - Absatz 1-10)

Jetzt werdet ihr vielleicht mit den Augen rollen. Schon wieder eine Rezension über einen Kreationisten-Artikel der Zeugen Jehovas?
Ja, aber hallo. Wenn einer unbewiesenen Quatsch aufstellt, dann muss man ihn doch auch ebenso frequentiert widerlegen dürfen.

Und das ist beim vorliegenden Artikel wieder der Fall:
https://www.jw.org/de/bibliothek/zeitschriften/wachtturm-studienausgabe-mai-2020/Bist-du-dankbar-f%C3%BCr-Gottes-Geschenke/

Wie komme ich gerade auf diesen, wo ich doch noch so viele andere Projekte am Laufen habe? So ist eine Alien-Reihe noch nicht abgeschlossen und eine mehrteilige Rezension zu einem jw.org-Dinosaurier-Artikel auch nicht. Weitere Einzelartikel und Videos wollen auch noch online gestellt werden. Es gibt ja so viel Bullshit zu kommentieren. Da werde ich schwer hinterher kommen. In letzter Zeit habe ich aber einfach aus meinen fertiggestellten Artikeln geschöpft, die ich aber nicht auf einen Schlag auskippen wollte. Denn seit knapp eineinhalb Monaten habe ich keinen Evo-Schöpfungsartikel mehr angefasst (ausgehend vom 17. Oktober 2021, an dem ich diesen Artikel verfasst habe), da ich mich auf die Superkatzen konzentriert habe, sowie auf die Fortführung von Sacra Tibia in Schrift und Spiel.
Nun aber hatten wir an diesem Wochenende wieder einen Artikel über die zahlreichen Beweise in Gottes Schöpfung für eben jenen Schöpfer. Und was soll ich sagen: Er war wieder recht enttäuschend. Aber es fiel mir ein, dass da doch schon ein Artikel auf Halde liegt, den wir letztes Jahr dran hatten. In den Sonntagsgottesdiensten der Zeugen Jehovas wird ja erst ein Vortrag gebracht, bei dem jeder andächtig lauscht und danach wird ein Wachtturm-Artikel der Studienausgabe durchexerziert. Ein Ausführender stellt die Fragen zu jedem Absatz, nachdem ein anderer den jeweiligen Absatz vorgelesen hat. Alle in der Versammlung dürfen sich am Antwortgeben beteiligen. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche Geheimlehren, denn wie ihr an obigem Link erkennt, kann auch der Außenstehende auf diese Informationen zugreifen. Das ist Fluch und Segen zugleich. Für beide Seiten. Die Bekehrung wird vereinheitlicht und Interessierte können anonym mal reinschnuppern. Andererseits können "Feinde der Wahrheit" auch ganz leicht die Artikel zerlegen, ohne Copyright-Rechte zu verletzen.
Ich stelle euch diese Informationen übrigens per Link auch immer zur Verfügung, damit ihr nachprüfen könnt, ob ich auch wirklich die Position des Rezensierten widergebe oder mir was ausdenke.

Dieses beschriebene Durchexerzieren der Studienartikel ist deren Auffassung nach, dass man sich mit den Beweisen befasst, beziehungsweise selbst zu irgendwelchen Schlüssen kommt. Warum weder das eine noch das andere zutrifft, werden wir in diesem Artikel herausfinden und in dem Studienartikel 32/2021 noch ein bisschen besser.

Der einleitende Bibelvers zeigt eigentlich ganz eindrucksvoll, wie auch im restlichen Artikel vorgegangen wird. Der Psalmenschreiber (vermutlich König David) hat keine Ahnung von der Welt um ihn herum, aber er macht es wie jeder Mensch seiner Epoche. Er schreibt diese Welt seinem Gott zu. Die "wunderbaren Werke" sind mithin so schlecht durch den obersten Chef signiert, dass es eben nach vernunftlosem Urknall und vernunftloser Evolution ausssieht. Irgendwie doof.
In den Absätzen 1 - 6 wird uns erzählt, dass die Erde und ihre erhaltenden Kreisläufe von ihm stammen, daher sollen wir, laut Absatz 7, ihm immer dankbar sein und das auch zum Ausdruck bringen. Die Absätze 8 - 13 zeigen uns ein paar Details zum menschlichen Gehirn, wofür wir (Absatz 14) wieder dankbar sein sollen. Absatz 15 und 16 zeigen uns sein drittes Geschenk, die Bibel. Und Absatz 17 fasst die drei Geschenke zusammen und klärt uns über den Inhalt des nächsten Kapitels auf. Da geht es dann um 3 weitere Geschenke: das Gebet, der heilige Geist und die Unterstützung des Himmels im Dienst. Da der Folgeartikel aber nichts mit Evolution zu tun hat, bleiben wir bei dem Studienartikel 21.

Bereits in Absatz 1 werden ein paar Fehler begangen:
Es gibt keinen objektiven Beweis dafür, dass Gott uns Erde, Hirn und Bibel geschenkt hat. Letzteres ist als moralische Instanz mit all seinen Steinigungen, willkürlichen Todesurteilen und Vorschriften zur Sklavenhaltung nicht wirklich ernst zu nehmen. Ganz davon abgesehen, dass es Widersprüche und fehlerhafte geschichtliche Aufzeichnungen enthält. Bei einer so überragend weisen Quelle, sollte sowas nicht ein einziges Mal vorkommen. Und es müsste sich so derbe mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen decken, dass es überhaupt keine Deutungsmöglichkeiten gibt, die in irgendeine andere Richtung lenken, als die Schöpfung. Dem ist aber nicht so. Ich würde die Bibel auf jedenfall nicht zu Rate ziehen, wenn ich herausfinden will, was ich mit einer untreuen Ehefrau machen soll. Das wird etwas schwierig dem Richter in einem freien, demokratischen, säkularen Staat zu erklären sein, der sich auf das Recht auf Unversehrtheit des Körper berufen wird. Dieser Besserwisser mit seinen unveräußerlichen Menschenrechten. Was weiß der denn schon über Gottes Maßstäbe?

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Das man ohne Hirn übrigens sehr wohl denken und kommunizieren kann, wenn auch nicht im Maßstab eines menschlichen Intellekts, sollte jedem klar sein, der Bienen oder Ameisen oder Schnecken beobachtet. Die ersten beiden verfügen über eine differenzierte Kommunikation, obwohl ihr Hirn nicht mal so groß wie der berühmte Stecknadelkopf ist. Die Schnecke hat nicht einmal ein Gehirn. Über ihren Körper sind Ganglionen verteilt, die verschiedene Steueraufgaben übernehmen, die man vielleicht als hirnähnlich bezeichnen kann. Ja, sogar Pflanzen kommunizieren miteinander und mit artfremden Wesen, wie Schwebfliegen, Hummeln und natürlich auch mit Bienen und Ameisen. Mancher Baum hält sich Bodyguards gegen Schädlinge. Das geht aber nur, wenn diese mit Belohnungen und Heim an sich binden kann. Dafür müssen die Bodyguards diese erst mal als solche erkennen. Hm ...
Und die Erde. Come on. Ja, aktuell ist sie echt gut für den Sommer- und den Winterurlaub. Aber hier bedenkt ja auch niemand, dass Leben zu Land und zu Luft in erdgeschichtlicher Zeit doch immer noch ein recht neuer Vorgang ist und durch die wachsende Hitze der Sonne, auch nicht mehr ewig wehren wird. Auch wenn der Mensch das vermutlich nicht mehr erleben wird oder es zumindest in einer derart weiten Zukunft liegt, dass man sich heute darum keine Sorgen machen muss. Aber auch, wenn wir nicht so weit in die Zukunft schauen, bekommen wir schon etwas von dem sehr merkwürdigen Geschenk mit, das Gott uns da gegeben haben soll.

Der hier vorliegende Artikel ist übrigens nicht dafür gedacht, "Evolutionsbefürworter" (ich mag dieses Wort immer noch nicht), die tatsächlich etwas von der Materie verstehen, umzustimmen oder ihnen "zu helfen", wie es der Artikel am Ende von Absatz 2 nennt. Zumal die Entstehung der Erde kein evoluter Vorgang im Sinne der Biologie ist. Evolution setzt erst da an, wo Lebewesen auftauchen, beziehungsweise im Falle der chemischen Evolution: Es handelt davon, wie aus sich selbst replizierenden chemischen Prozessen Leben wurde.
Absatz 3 zäumt das Pferd von hinten auf. Die Erde existiert seit 4,5 Milliarden Jahren. Sie ist tektonisch aktiv, Vulkane und Erdbeben zeugen davon. Ihr Erdmagnetfeld ändert sich alle paar tausend Jahre. Während dieser Perioden kommt es durch erhöhte Strahlung zu Mutationen und vermehrtem Krebswachstum. Wechselnde Warm- und Kaltzeiten machen permanente Anpassung unmöglich. 98% des Wassers auf der Erde ist Salzwasser. Von den restlichen 2% ist der meiste Teil in Eis eingeschlossen. Ein großer Teil der Pflanzen ist giftig. Die Atmosphäre hält viele, aber nicht alle Meteoriten auf und lässt sie weit oben unbeschadet verglühen. Das Chelyabinsk Event am 15. Februar 2013, 9:20 Uhr Ortszeit (also 5:20 Uhr Mitteleuropäische Zeit) ist eigentlich ein ganz eindrucksvoller Beweis der "Zuverlässigkeit" dieses Abwehrschirms. Gut, es gab einen Knall, ein paar Scherben und es ist niemandem etwas passiert. Aber, dass so etwas auch ganz anders ausgehen kann, zeigt das Tunguska-Event von 1908. Auch dieser Asteroid explodierte in der Luft und schlug zum Glück nicht im Boden auf. Doch die sich von dieser Explosion ausbreitenede Druckwelle wurde von allen meteorologischen Stationen in Europa und Nordamerika registiert, erreichte Potsdam zum Beispiel nach 4 Stunden und 42 Minuten, Washington D.C. nach 8 Stunden. Potsdam konnte nach 30 Stunden eine zweite Messung vornehmen, da die Druckwelle die Erde umrundete. Daraus wurden in den 80ern 50 Megatonnen TNT Äquivälent Sprengkraft errechnet. Mittlerweile geht man aber von maximal 5 Megatonnen aus. Das ist immer noch 400 mal die Hiroshima-Bombe. Auf einem Gebiet von knapp 2000 Quadratkilometern sind über 60 Millionen Bäume umgeknickt. Das hätte im Moskau des frühen 20. Jahrhunderts deutlich schwerwiegendere Folgen für Menschen und Infrastrukur gehabt. Sonnenstürme können das Erdmagnetfeld und damit auch Stromtrassen und Transformatoren empfindlich stören, auch wenn das zu schönen Polarlichtern in Regionen weit ab der Pole führt.
Wo wir vorhin schon beim Wasser waren: Der Mensch ist ein Landlebewesen. Dennoch sind 71% der Erde Ozeane, Meere und Binnengewässer. Auf den restlichen 29% sind ca. 30 Millionen Quadratkilometer Wüste. Das entspricht einem Fünftel der Landfläche. Werden auch die Halbwüsten mit hinzugerechnet, so ergibt sich etwa ein Drittel der Landfläche, also etwas weniger als 50 Millionen Quadratkilometer. Ca. 37% der Landfläche sind Gebirge (mit bestimmten Überlappungen von Wüsten und Halbwüsten) in 1000 bis 2000 m Höhe. Je höher eine Landschaft liegt, desto größer ist die Abtragungsrate durch Erosion. Deswegen ist Ackerbau im Gebirge ja auch schwerer, als in den fruchtbaren Tälern und Flussschneißen.
Es ist schon klar, dass der Mensch in echt unterschiedlichen klimatischen Bedingungen klar kommt, aber einfach kann man das Leben von Inuit in den Eiswüsten und den Tuarek in den Sandwüsten ja vermutlich nicht nennen. Ich kann mir nicht vorstellen (was ja nichts heißen muss), dass die Oberchefs der Zeugen in Warwick ihr komfortables Leben im Staate New York gegen das eines San eintauschen wollen. Dieses indigene Volk, dass bis vor einem Jahrhundert noch ausschließlich als Jäger und Sammler lebte, gilt als eines der ältesten der Welt, wenn nicht als das älteste. Das Wort "San" geht auf eine Bezeichnung der Nama Südafrikas zurück und bedeutet so viel wie "jene, die etwas vom Boden auflesen". Das sie als so alt eingestuft werden, liegt nicht daran, dass sie ohne übergeordnete Instanzen organisiert sind und sich in flexiblen Gruppen zum urzeitlichen Ausdauerjagen mit Speer und Pfeil und Bogen aufmachen. Ist halt, das, was man sich unter dem hämischen Begriff Buschmänner vorstellt. Sondern weil ihre augenscheinlichen Merkmale, wie Haut-, Haar- und Augenfarbe Merkmale aller anderen menschlichen Populationen einschließt. Noch stärker fällt dies im Genom auf. Aus paläo-anthropologischer Sicht ist die hohe genetische Variation bemerkenswert, die für die San-Population charakteristisch und weltweit einzigartig ist (#1). Ergebnisse der Analyse von mitochondrialer DNA der San werden als Belege angeführt, dass die San Reste einer genetisch diversen frühen afrikanischen Population des modernen Menschen sind, von der sich bei der Ausbreitung des Menschen aus Afrika nur eine kleine genetisch sehr homogene Population abspaltete. Demnach waren die Vorfahren der San 100.000 Jahre lang von anderen Populationen genetisch isoliert (#2). Diese These wurde 2013 durch eine weitere ergänzt, nach der Teile der San, die 1–5 % nichtafrikanische DNA haben, vor 3.000 Jahren aus Europa rückeinwanderten (#3). Auch die Verschieden- und Gleichartigkeit der Klicksprachen verschiedener Völker wird als Indiz genommen.
Aber was weiß ich "durch die Evolionslehre in die Irre geführter" Idiot schon?

Wusstet ihr schon, das habitable Zonen, die durch die Leuchtkraft, die abgegebene Oberflächenwärme und die Strahlungskraft eines Sterns ermittelt wird, sich im Laufe des Lebens des jeweiligen Sterns nach außen verschiebt? Nein? Jetzt schon. Alle drei Eigenschaften des Sterns nehmen im Laufe seines Lebens zu und machen nahe Regionen um den Stern immer unwirtlicher, breiten diese Unwirtlichkeit aber auch immer weiter um den Stern herum aus. Der Venus muss es demnach früher mal deutlich besser gegangen sein und dem Mars wird es mal besser gehen. Allerdings ist er vermutlich zu leicht, um eine ähnliche Atmosphäre wie die der Erde zu tragen. Über dieses Thema wird es sicher noch eine ganze Reihe von Artikeln von mir geben, ich möchte euch nur noch dieses Bild mitgeben vorerst.

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Ein Beispiel eines Systems, basierend auf der stellaren Leuchtkraft für die Vorhersage der Lage der habitablen Zone um Typen von Sternen

Der "richtige Abstand" trifft also laut Hochrechnungen auf ca. 300 Millionen Gesteinsplaneten um sonnenähnliche Sterne zu, allein 4 in den nächsten 30 Lichtjahren (#4, #5, #6). Natürlich ist der Abstand neben weiteren Kriterien nur eines. Aber das soll die Größenordnung dieses Glücksspiels ein wenig ins rechte Licht rücken.

Gehen wir zu Absatz 4 - 6 über:
Ein weiterer Klassiker neben dem fabulös gestaltetem Auge, der Bakteriengeißel und den Schnurrhaaren der Katze, ist der Wasser- und der Sauerstoffkreislauf der Erde. Jetzt muss man natürlich wissen, dass für den Wasserkreislauf allein Gravitation und Wärme verantwortlich sind. Und auch, wenn das Ganze so ausgeklügelt aussieht, es sind verdampfte Wassertropfen, die durch ihr eigenes Gewicht wieder nach unten fallen. Wo kommt da Gott ins Spiel? Diese Kreisläufe, wenn auch mit Methan, kann man auch auf dem Jupiter, dem Saturn, als Eisregen auch auf Uranus und Neptun beobachten. Methangeisire feuern auf dem Jupitermond Europa rasch gefrierende Methanfontänen empor, die als Eis wieder niederrieseln. Welchem Landwirt nützt das? Auf der Venus haben wir ebenfalls einen "Wasser"-Kreislauf, der enthält zwar Säure- und Schwefelregen, aber der Prozess ist der gleiche. Welche Pflanzen wachsen dort und nutzen diesen doch recht warmen Guss aus der Höhe? Nur weil etwas ist und etwas anderes davon profitieren kann, heißt das doch nicht, dass es dafür gemacht wurde.
Die Kuhhaut besteht aus Leder. Welch ein Glück, dann sind sie offenbar dafür da, damit wir uns schicke Schuhe machen können. Und wie praktisch. Sie ist besser verwertbar als ein Tetrapak. Wenn wir sie leer getrunken haben, können wir die Verpackung (also die Kuh) einfach aufessen. Muss wohl extra dafür gemacht worden sein. Wie weise, wie weise.

Der Sauerstoffkreislauf funktioniert erst seit ca. 2 Milliarden Jahren. Was wurde vorher geatmet? Ja, vorher. Denn da gab es auch schon Lebewesen. Die kamen aber gut klar mit den deutlich zahlreicheren Stickstoffen, die im Wasser gelöst waren. Dann haben irgendwelche Vorläufer der Cyanobakterien die Photosynthese-II erfunden und dabei so ein blödes Abfallprodukt freigegeben: Sauerstoff. Ein paar Jahrmillionen wurde der neue Sauerstoff einfach von dem immer wieder neu freigelegten Eisen im Wasser und an Land aufgenommen und die Erde war eine alte Rostschüssel. Das ging solange gut und der Sauerstoffgehalt blieb so lange gering, bis alles freigelegte Eisen verrostet war. Dann reicherte sich der Sauerstoff in der Atmosphäre an und als diese gesättigt war, verblieb ein nicht unwesentlicher Teil in den Meeren, wo damals alles Leben stattfand. Das führte zur größten Katastrophe, die je diesen Planeten nach Entstehung des Lebens ereilt hat. Die Sauerstoffkatastrophe tötete mehr als 90% aller Arten des damals ausschließlich aquatischen Lebens. Die Devise: Entweder du kannst Sauerstoff vertragen, besser noch verarbeiten, oder du stirbst. Folgerichtig sind die meisten heutigen Lebewesen (und demnach alle höheren Taxa) Lebewesen, die Sauerstoff brauchen. Weil die meisten, die es nicht brauchen, es in den Anfangsjahren auch nicht vertragen haben. Dieses größte aller Massensterben ist nachweisbar. Und es liegt 2 Milliarden Jahre zurück. Warum nicht auch die Sintflut, die nur vor einem winzigen Bruchteil dieser Zeit geschehen sein soll?
Der Sauerstoff ist nicht da, weil wir hier geplant waren. So wenig, wie wir eine Nase haben, damit Brillen drauf passen. Wir sind da, weil Lebewesen sich an die Bedingung des plötzlich vermehrt auftretenden Sauerstoffs anpassen mussten. Ebenso ist die Brille nur deswegen ein Nasenfahrrad, weil die Tüftler sie der Nase angepasst haben. Die Nase war zuerst da. Wieso wird diese einfache, nachvollziehbare Logik nicht auf natürliche Prozesse angewandt?
Also denkt gründlicher über "Jehovas Schöpfungswerke" nach und lasst euch nicht in einem Text, der wirkt, als sei er für Drittklässler geschrieben worden, das Denken abnehmen und die Schlussfolgerungen einfach vorlegen! Das ist nicht nachdenken, das ist nachplappern.

Dafür muss man auch mal das nutzen, was Jehova uns noch geschenkt haben soll: Das Gehirn.
Damit will ich nicht sagen, dass gläubige Menschen dieses Ding im Oberstübchen nicht nutzen, aber offenbar merken sie nicht, wann man es besser mal auch in Alarmbereitschaft laufen lassen soll. Und dabei werfen sie den Evolutionsgläubigen genau diese Nachrennerei hinter irgendwelchen Autoritäten vor. Wer lässt sich denn das Denken von einem 32-seitigen Heft diktieren?
Genug davon, sonst bekomme ich noch einen Herzkasper.

Ein Schaltkasten mit 100 Milliarden Schaltzentralen, die mit elektrischen Impulsen über knapp 1000 Leiterbahnen zu benachbarten Schaltzentralen reagieren und im Verbund so auch komplexe Vorgänge bearbeiten können. Außer Gefühle, da ist das Nervensystem beim Magen-Darm-Trakt deutlich effizienter, weil es die Vorgänge anders aufnimmt und verarbeitet und nur noch das Endergebnis hochsendet. Deswegen hat man Schmetterlinge im Bauch, wenn man verliebt ist. Das Hirn kann mit dieser Gefülsduselei nix anfangen. Deswegen hat man auch eine Wut im Bauch, wenn einem was ganz arg gegen den Strich läuft. Das vegetative Nervensystem arbeitet nochmal anders. Es verarbeitet Reize viel schneller, da es nur auf Aktio-Reaktio beruht und dabei Gefühle, Logik und Konsequenz erstmal außen vor lässt. Schmerz? Wehr dich! Falsche Person getroffen? Egal, entschuldigen ist später. Lauf!
Wenn schon die Nervensysteme im eigenen Körper auf unterschiedliche Art und Weise funktionieren, dann sollte klar sein, dass sie nicht mit Computerchips vergleichbar sind. Dieser Vergleich wird aber immer wieder bemüht.

Das Sprachvermögen ist nur eines der Möglichkeiten, dass zu tun. Aber je besser Forscher die Syntaktik von Sprache verstehen und je ausgefeilter die Programme werden, desto besser verstehen Computer auch, zu kommunizieren. Alexa und Siri zum Beispiel. Klar, die sind künstlich erschaffen. Das hat "einer" von außen gemacht. Also muss das Sprachvermögen des Menschen ja wohl von Gott kommen. Also wenn Gott nicht Gott, sondern mehrere Götter ist/sind und diese teilweise von der jeweiligen Arbeit nichts wissen, aber trotzdem die Daten über einen anderen zusammengetragen werden, der dass dann in eine Maschinensprache umwandelt und wieder ein paar andere entsprechende Aufnahme- und Ausgabegeräte entwickeln, die ähnlich einem evoluten Prozess ständig weiterentwickelt werden, ... ja, dann ... ist das absolut vergleichbar. Und das ist der Haken bei jedem "Wer hat es erfunden?"-Artikel auf jw.org. Die Entdeckung, Erforschung und die technische Umsetzung eines Systems aus der Natur ist kein Werk einer unfehlbaren Person. Es ist ja nicht einmal das Ziel der ursprünglichen Forschung, die einfach nur dabei ist, etwas zu verstehen. Viele kleine Gismos sind an Erfindungen beteiligt und sie bauen alle auf Vorwissen auf, das sie selbst nicht erarbeitet haben. Wenn also technische Innovationen mit einer Schöpfung gleichgesetzt werden und wir genau diese Dinge nicht außer Acht lassen, wie es ja immer wieder geschiet, was sagt uns das dann über Gott? Wieviele Anläufe und Verbesserungen braucht er, damit ein System läuft? Wieviele Fehlversuche gibt es da draußen? Ist die Venus vielleicht ein solcher?

"Ein bisschen zu früh und zu nah an der Sonne dran. Ich sollte es bei der Murmel dahinter mal versuchen, die ist weiter weg."
- Gott, bei der Erschaffung des Treibhauseffektes.

Man kann natürlich wieder damit "argumentieren", dass der allweise Gott keine Anläufe braucht, weil bei ihm alles auf Anhieb gelingt. Aber wie beweist man mir das?

Es ist unerheblich, wie komplex ein System ist. Ob es 40 Muskeln sind, die wir allein zum Lachen brauchen oder 100 zum Sprechen. Nur weil sich jemand keinen natürlichen Vorgang zur Entstehung dieses Prozesses vorstellen kann, heißt dass doch nicht, dass man da einfach Gott hinflanschen kann. Das ist genau dieser "God of the gaps", den man lieber nicht vorgeworfen haben möchte. Denn früher schrieb man auch Blitz und Donner den Göttern zu oder Naturgewalten, wie Fluten, Vulkane und Erdbeben. Wir wissen mittlerweile, dass da keiner in den Wolken sitzt und Blitze schleudert und kein Meeresgott Flutwellen entsendet. Diesen Quatsch haben wir uns abgewöhnt, weil es eben genau so etwas ist: Quatsch. Aber es gab eine Zeit, da war das für die Leute "real".

Das ist der Unterschied zwischen Zeus, Ra, Odin und dem hebräischen Gott. Letzterer ist so unspezifisch gehalten - man kann ihn nicht sehen oder fühlen, aber auf wundersame Weise greift er von "außen" in diese Welt ein - dass es ein leichtes für diesen Glauben war, die anderen wegen deren besserer Überprüfbarkeit zu überleben. Belege für die Existenz dieses Gottes liegen ebenso wenige vor. Aber wenn man die Sache schwammig genug präsentiert und ihm Geschichten zuschreibt, die damals keiner überprüfen konnte, deren Indizienlage heute zugunsten dieses Gottes umgedeutet wird, für den es aber ebenfalls keine evidenten, objektiven Beweise gibt, dann kommt man trotzdem damit durch. Also stammt auch das Sprachvermögen von ihm ab. Warum auch immer wir das annehmen sollten. Denn es ist schlichtweg nur eine Behauptung. Mehr nicht. Da ist nichts "eindeutig".

Absatz 10 verkehrt die Missionstätigkeit. Evolutionsbefürworter klingeln nicht an den Türen fremder Menschen und sie schreiben ihnen auch keine Briefe. Die, die was von der Materie verstehen, verfassen Paper, die dann durch unabhängige andere Wissenschaftler gegengeprüft werden. Dabei wird darauf geschaut, ob die Aussagen des Papers formallogisch sind, ob sie in das bestehende Theoriengebäude passen und selbstverständlich, ob sie den beobachteten Situationen entsprechen. Diese Paper werden in aller Regel dann in einem Journal veröffentlicht und jeder der will, kann sie lesen. Gegen einen entsprechenden Ovulus, versteht sich. Arbeit will ja auch bezahlt sein. Die populäreren unter diesen Forschern verfassen aber nicht nur Paper (oder sie tun es nicht mehr), sondern sie vermitteln das von ihnen zusammengetragene Fachwissen in populärwissenschaftlichen Büchern, um dieses Wissen mit der Allgemeinheit zu teilen. Und natürlich auch für einen entsprechenden Ovulus. Denn auch diese Arbeit will bezahlt sein. Man findet diese dann in Büchereien, Bibliotheken und in Online-Shops. Aber niemand ist gezwungen, sich mit diesen Büchern auseinanderzusetzen. Richard Dawkins, einer der bekanntesten, wenn nicht sogar der bekannteste Evolutionsverfechter, geht nicht zu den Leuten hin und erzählt ihnen, dass sie auf ihn hören sollen, weil er die Wahrheit predigt. Ja, er ist sehr vehement in seinen Aussagen. Aber in aller Regel beantwortet er die Frage eines Gastes, eines Interviewpartners oder eines Reporters, wie er über diese oder jene Sache denkt und aus welchen wissenschaftlichen Daten seine Aussage beruht. Ja, er hält Vorträge. Das machen Wissenschaftskommunikatoren so. Niemand hätte dies Stephen Hawkins vorgeworfen. Und dabei tangieren seine Themen die Schöpfung genauso. "Befürworter dieser Lehre" wollen Kreationisten eben nicht "glauben machen, die Erde und alles Leben sei durch Zufall entstanden", wie es im Artikel heißt. Sie haben ihre wissenschaftlich fundierte Meinung und wenn ein Zeuge Jehovas mit diesem spricht, um zu missionieren, dann wird er seine Meinung kundtun. Das ist sein Recht. Der Zeuge kommt an die Tür, mit der Absicht, das Gegenüber umzustimmen. Er ist nicht in der Situation sich verteidigen zu müssen. Schulkinder von Kreationisten, die dem Lehrer erklären müssen, warum sie nicht an die Evolution glauben schon eher. Aber auf der Arbeit, in der Disko, im Freizeitpark, auf der Sommerrodelbahn interessiert es niemanden, was man glaubt, solange man denn seine Arbeit macht, den Eintritt bezahlt und sich an die Regeln hält. Keine dieser Regeln schließt ein, dass man sich der Majoritätsmeinung der Wissenschaft sklavisch unterordnen muss. Jedem steht es frei, sich echte Wissenschaft reinzuziehen und/oder Prediger vor der Tür abzuweisen.

Jeder hat ein Recht auf die eigene Meinung.
Aber niemand hat das Recht, mir seine Meinung aufzuzwingen.
Niemand hat das Recht, dass ich dieser Meinung zustimmen muss.
Niemand hat das Recht, dass ich mir das Zeug überhaupt anhören muss.

#1 - Doron M. Behar et al.: The Dawn of Human Matrilineal Diversity. In: American Journal of Human Genetics, Bd. 82, 2008, S. 1130–1140.

#2 - Gary Stix: Wie hat sich die Menschheit ausgebreitet? In: Spektrum der Wissenschaft. Spektrumverlag, Heidelberg September 2009.

#3 - Erika Check Hayden: African genes tracked back. In: Nature, 27. August 2013, Abgerufen am 17. Oktober 2021.

#4 - Our galaxy holds at least 300 million potentially habitable planets, NASA finds. In: CNN. Abgerufen am 18. Oktober 2021.

#5 - How many habitable planets are out there? In: phys.org. Abgerufen am 18. Oktober 2021.

#6 - Preprint, angenommen durch das The Astronomical Journal: Steve Bryson, Michelle Kunimoto, et al.: The Occurrence of Rocky Habitable Zone Planets Around Solar-Like Stars from Kepler Data. In: arXiv:2010.14812 [astro-ph]. 3. November 2020. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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