Rezension: Werner Gitt - Der Mensch: Eine geniale Konstruktion (Teil 8 - Das Gehirn)
Jetzt wird es unwissenschaftlich.
Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen: "Jetzt erst?"
Naja, bisher hat er lediglich aus der Unwissenheit heraus die Schöpfung postuliert. Irgendetwas an unserem Körper ist super "designed", das kann ja nicht durch Zufall entstanden sein. Und auch der Abschnitt über das Gehirn ist im Grunde so aufgebaut.
Dabei ist es, wie bei allen anderen scheinbar "designten" Bestandteilen höchst verwunderlich, warum die Broschüre überhaupt "Der Mensch: Eine geniale Konstruktion" heißt, sind alle diese Bestandteile doch in so ziemlich jedem Tier drin. Tiere haben einen Tastsinn, 2 oder mehr Ohren, unterschiedlich arbeitendes Blut, sie bestehen allesamt aus Zellen, die selbstverständlich DNA enthält. Und viele, nicht alle Tiere haben Gehirne (#1).
Aber viele Tiere haben. Schauen wir uns einfach mal den Cortex (die Großhirnrinde) an.
Jedes Tiere hat das Hirn/Nervensystem, dass es für seine jeweilige Umgebung benötigt. Zum Beispiel Tintenfische in der Tiefsee, haben riesen Augen. Also ist auch der Teil des Hirns besonders gefordert, der für das Sehen zuständig ist.
Wie hat es Dieter Nuhr einmal ausgedrückt hat, so sinngemäß: "Schweine können keine Differentialgleichung. Gut, ich auch nicht, aber ich könnte es lernen. Schweine brauchen das aber nicht."
Jetzt kommen wir aber zu dem unwissenschaftlichen Teil: Die Seele.
Ja, in vielen Religionen spielt dieses etwas, was niemand so richtig definieren mag, eine große Rolle. Man versucht sie vom Fegefeuer und der Hölle fern zu halten und diesen nichtmateriellen Teil in den Himmel zu befördern. So funktioniert im Grunde schon der größte Teil der Mitgliederwerbung von Religionen, die natürlich allesamt jeder für die "Wahrheit" hat. Ob die sich umgucken werden, wenn sie neben dem katholischen, lutherischen, calvinistischen, babtistischen, jüdischen, islamischen, buddistischen, hinduistischen, shintoistischen und dem Himmel der Zeugen Jehovas noch einen für Atheisten vorfinden? "Ach, verdammt! Wofür habe ich mich überhaupt angestrengt. Zwölftausend Extraregeln und alles für die Katz."
Nein, mal im Ernst.
Was soll diese Seele sein?
Haben wir nach 2000-3000 Jahren irgendeine Definition erhalten, der alle Religionen zustimmen? Das sind immerhin die "Experten" auf diesem Gebiet. Und auch jene, die am meisten davon profitieren, so etwas zu postulieren.
Die eindeutigste Ablehnung eines Seelenbegriffs findet sich im Rahmen des eliminativen Materialismus bei Philosophen wie Patricia und Paul Churchland. Alles, was es in Wirklichkeit gebe, seien biologische Prozesse. Traditionelle Materialismen bestreiten jedoch nicht die Existenz von mentalen Zuständen. Sie erklären vielmehr, dass es mentale Zustände gebe, diese jedoch nichts anderes als materielle Zustände seien. Solche Positionen sind zumindest mit einem sehr schwachen Seelenbegriff kompatibel: Versteht man unter "Seele" schlicht die Summe der ontologisch nicht spezifizierten mentalen Zustände, so kann man auch im Rahmen solcher Theorien den Begriff "Seele" verwenden. So erklärt etwa die Identitätstheorie, dass mentale Zustände real existieren, jedoch identisch mit Gehirnzuständen seien.
Das passt übrigens ganz gut zu folgendem Bibeltext:
Die Bibel, sein Standardleitfaden für seine Lehren, verneint also die separate Existenz einer Seele, die irgendwie losgelöst ins Himmelreich einkehrt. Oder die Seele verliert mit dem Verlust ihres materiellen Körpers ihr Bewusstsein. Das macht zum materialistischen Tod dann auch kein Unterschied mehr. Wow, wir haben was Separiertes, dass beim Tod genauso vergeht. Dann kann man dieses Konzept aber auch gleich weglassen. Empirisch nachgewiesen ist so etwas wie eine Seele bisher nicht. Nahtoderfahrungen lassen sich physiologisch und neurobiologisch einhellend beschreiben. Wenn also etwas in der evidenten Wissenschaft nicht existiert, ist es nur logisch, dass die Wissenschaft auch keine Aussagen zum Wirken und zur Zusammenarbeit dieses etwas mit der realen Welt aussagen kann.
Es erinnert ein wenig an die Videobeweise in der Europameisterschaft. Wenn sich der Schiedsrichter und seine Assistenten nicht ganz sicher sind. Dann schauen sie nochmal auf eine Videoaufnahme und prüfen, ob der Spieler im Abseits stand, als er das Tor schoß oder es Handspiel ist oder was auch immer. So werden gegebene Entscheidungen nochmal revidiert. Deswegen sieht das Ergebnis hier ja auch so aus:
Modell A : Modell B - 0:6
Modell A : Modell B - 6:0
#1 - Ganglien sind eine Stufe der Evolution von Nervensystemen, die erstmals bei Hohltieren vorkommen und bei allen weiter entwickelten komplexen Tieren zu finden sind. Bei den Ringelwürmern und Gliederfüßern besteht das Strickleiternervensystem aus differenzierten größeren Ganglien, die sich im Laufe der Evolution zum Gehirn entwickelten. Schnecken zum Beispiel haben nur ein Schlundganglion, aber kein Hirn.
#2 - The Avian Brain Nomenclature Consortium (2005) Avian brains and a new understanding of vertebrate brain evolution. Nat. Rev. Neurosci., 6:151–159, doi:10.1038/nrn1606.
Jetzt wird es unwissenschaftlich.
Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen: "Jetzt erst?"
Naja, bisher hat er lediglich aus der Unwissenheit heraus die Schöpfung postuliert. Irgendetwas an unserem Körper ist super "designed", das kann ja nicht durch Zufall entstanden sein. Und auch der Abschnitt über das Gehirn ist im Grunde so aufgebaut.
Dabei ist es, wie bei allen anderen scheinbar "designten" Bestandteilen höchst verwunderlich, warum die Broschüre überhaupt "Der Mensch: Eine geniale Konstruktion" heißt, sind alle diese Bestandteile doch in so ziemlich jedem Tier drin. Tiere haben einen Tastsinn, 2 oder mehr Ohren, unterschiedlich arbeitendes Blut, sie bestehen allesamt aus Zellen, die selbstverständlich DNA enthält. Und viele, nicht alle Tiere haben Gehirne (#1).
Aber viele Tiere haben. Schauen wir uns einfach mal den Cortex (die Großhirnrinde) an.
- Der Paläocortex (bzw. das Palaeopallium oder Paläopallium) besitzt mit einem primitiven zweischichtigen Aufbau den urtümlichsten Typ einer Hirnrinde, einem "Althirn" entsprechend. Es handelt sich hierbei um einen entwicklungsgeschichtlichen Begriff. Der Paläocortex liegt am vorderen unteren Teil der Hemisphären. Als Grenze zum Neocortex gilt der Sulcus rhinalis lateralis.
Der Riechkolben (Bulbus olfactorius) erhält über die Nn. olfactorii unmittelbar Afferenzen des Geruchssinnes von den Riechzellen und stellt somit ein primäres Riechgebiet dar. Mitsamt der anschließenden zentralen Bahn und den sekundären olfaktorischen Projektionsgebieten des Paläocortex wird deshalb auch zusammenfassend vom Riechhirn oder Rhinencephalon gesprochen. - Der Archicortex (oft synonym: Archipallium) kann entwicklungsgeschichtlich als ein Stadium zwischen Paläocortex und Neocortex angesehen werden. Ein über olfaktorische Projektionsgebiete hinausgehender Teil der Hirnrinde tritt andeutungsweise erstmals bei Reptilien auf und ist histologisch deutlich vom jüngeren Neocortex zu unterscheiden. Mit der späteren Entwicklung des Neocortex wird der Archikortex in seiner Ausdehnung reduziert und auf die Innenseite des Temporallappens verdrängt.
Der Archicortex besteht aus Hippocampus, Gyrus dentatus und Fimbria fornicis und gehört auch zum limbischen System, dem eine Schlüsselrolle in der Verarbeitung emotionaler Inhalte zugeschrieben wird. - Der Neocortex (oft synonym: Neopallium) ist der entwicklungsgeschichtlich jüngste und am meisten differenzierte Teil des Gehirns. Dies ist jedoch schwer zu belegen, denn Säugetiere haben sich entwicklungsgeschichtlich bereits früh von den restlichen Nabeltieren abgespalten. Lange wurde auch angenommen, dass Säugetiere das am weitesten entwickelte Gehirn aufweisen. Jedoch besitzen auch andere Amniontiere ein Neopallium, in dem die graue Substanz in Ganglien organisiert ist. Nach heutigem Wissensstand ist das Neopallium der Vögel dem der Säugetiere in Komplexität und Leistungsfähigkeit ähnlich (#2).
Jedes Tiere hat das Hirn/Nervensystem, dass es für seine jeweilige Umgebung benötigt. Zum Beispiel Tintenfische in der Tiefsee, haben riesen Augen. Also ist auch der Teil des Hirns besonders gefordert, der für das Sehen zuständig ist.
Wie hat es Dieter Nuhr einmal ausgedrückt hat, so sinngemäß: "Schweine können keine Differentialgleichung. Gut, ich auch nicht, aber ich könnte es lernen. Schweine brauchen das aber nicht."
Jetzt kommen wir aber zu dem unwissenschaftlichen Teil: Die Seele.
Ja, in vielen Religionen spielt dieses etwas, was niemand so richtig definieren mag, eine große Rolle. Man versucht sie vom Fegefeuer und der Hölle fern zu halten und diesen nichtmateriellen Teil in den Himmel zu befördern. So funktioniert im Grunde schon der größte Teil der Mitgliederwerbung von Religionen, die natürlich allesamt jeder für die "Wahrheit" hat. Ob die sich umgucken werden, wenn sie neben dem katholischen, lutherischen, calvinistischen, babtistischen, jüdischen, islamischen, buddistischen, hinduistischen, shintoistischen und dem Himmel der Zeugen Jehovas noch einen für Atheisten vorfinden? "Ach, verdammt! Wofür habe ich mich überhaupt angestrengt. Zwölftausend Extraregeln und alles für die Katz."
Nein, mal im Ernst.
Was soll diese Seele sein?
Haben wir nach 2000-3000 Jahren irgendeine Definition erhalten, der alle Religionen zustimmen? Das sind immerhin die "Experten" auf diesem Gebiet. Und auch jene, die am meisten davon profitieren, so etwas zu postulieren.
Die eindeutigste Ablehnung eines Seelenbegriffs findet sich im Rahmen des eliminativen Materialismus bei Philosophen wie Patricia und Paul Churchland. Alles, was es in Wirklichkeit gebe, seien biologische Prozesse. Traditionelle Materialismen bestreiten jedoch nicht die Existenz von mentalen Zuständen. Sie erklären vielmehr, dass es mentale Zustände gebe, diese jedoch nichts anderes als materielle Zustände seien. Solche Positionen sind zumindest mit einem sehr schwachen Seelenbegriff kompatibel: Versteht man unter "Seele" schlicht die Summe der ontologisch nicht spezifizierten mentalen Zustände, so kann man auch im Rahmen solcher Theorien den Begriff "Seele" verwenden. So erklärt etwa die Identitätstheorie, dass mentale Zustände real existieren, jedoch identisch mit Gehirnzuständen seien.
Das passt übrigens ganz gut zu folgendem Bibeltext:
Denn die Lebendigen wissen, daß sie sterben werden; die Toten aber wissen nichts, sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Gedächtnis ist vergessen, daß man sie nicht mehr liebt noch haßt noch neidet, und haben kein Teil mehr auf dieser Welt an allem, was unter der Sonne geschieht.- Prediger Kapitel 9, Vers 5,6 (Lutherbibel)
Alles, was dir vor Handen kommt, zu tun, das tue frisch; denn bei den Toten, dahin du fährst, ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit.- Prediger Kapitel 9, Vers 10 (Lutherbibel)
Die Bibel, sein Standardleitfaden für seine Lehren, verneint also die separate Existenz einer Seele, die irgendwie losgelöst ins Himmelreich einkehrt. Oder die Seele verliert mit dem Verlust ihres materiellen Körpers ihr Bewusstsein. Das macht zum materialistischen Tod dann auch kein Unterschied mehr. Wow, wir haben was Separiertes, dass beim Tod genauso vergeht. Dann kann man dieses Konzept aber auch gleich weglassen. Empirisch nachgewiesen ist so etwas wie eine Seele bisher nicht. Nahtoderfahrungen lassen sich physiologisch und neurobiologisch einhellend beschreiben. Wenn also etwas in der evidenten Wissenschaft nicht existiert, ist es nur logisch, dass die Wissenschaft auch keine Aussagen zum Wirken und zur Zusammenarbeit dieses etwas mit der realen Welt aussagen kann.
Es erinnert ein wenig an die Videobeweise in der Europameisterschaft. Wenn sich der Schiedsrichter und seine Assistenten nicht ganz sicher sind. Dann schauen sie nochmal auf eine Videoaufnahme und prüfen, ob der Spieler im Abseits stand, als er das Tor schoß oder es Handspiel ist oder was auch immer. So werden gegebene Entscheidungen nochmal revidiert. Deswegen sieht das Ergebnis hier ja auch so aus:
Modell A : Modell B - 6:0
#1 - Ganglien sind eine Stufe der Evolution von Nervensystemen, die erstmals bei Hohltieren vorkommen und bei allen weiter entwickelten komplexen Tieren zu finden sind. Bei den Ringelwürmern und Gliederfüßern besteht das Strickleiternervensystem aus differenzierten größeren Ganglien, die sich im Laufe der Evolution zum Gehirn entwickelten. Schnecken zum Beispiel haben nur ein Schlundganglion, aber kein Hirn.
#2 - The Avian Brain Nomenclature Consortium (2005) Avian brains and a new understanding of vertebrate brain evolution. Nat. Rev. Neurosci., 6:151–159, doi:10.1038/nrn1606.