LichtgeschwindigkeitAus Anlass des 40. Jahrestages der Aufnahme des Beatles-Songs Across the Universe strahlte die NASA am 4. Februar 2008 um 19 Uhr EST (5. Februar 2008, 1 Uhr MEZ) den Song in Richtung Polarstern, Sternbild Ursa Minor (Kleiner Bär), über ihre Madrider – zum Deep-Space-Antennennetz gehörende – Anlage aus.
Das Datum markiert drei weitere Ereignisse:
- 50 Jahre zuvor war die NASA gegründet worden
- 45 Jahre zuvor gründete sie das Deep-Space-Projekt
- 40 Jahre zuvor hatten die USA mit Explorer 1 ihren ersten NASA-Satelliten ausgesetzt.
Das als MP3 kodierte, etwa vier Minuten lange Lied benötigt 431 Jahre, bis es im Jahr 2439 die 2,5 Billiarden Kilometer entfernte Polarsternregion erreicht haben wird.
Geschrieben hatte das Stück John Lennon, der es später als eine seiner besten Kompositionen bezeichnen sollte. Paul McCartney bat in einer Grußbotschaft an die NASA, seine "Grüße an die Aliens" zu schicken. Yoko Ono sprach vom "Beginn eines neuen Zeitalters, in dem wir mit Milliarden von Planeten kommunizieren werden". Beatles-Fans riefen den 4. Februar 2008 zum Across the Universe Day aus und spielten den Song zum Zeitpunkt der Übertragung weltweit mit. Das Ereignis wurde von der NASA via Internet live übertragen, untermalt mit einem Video, das den Song illustriert.
Ich möchte Yoko Onos Freude ja nicht dämpfen, aber 431 Jahre Kommunikationsweg für ein Sternsystem das im galaktischen Maßstab gesehen, quasi vor der Haustür liegt, sind für geistreiche Konversationen ziemlich hinderlich.
Wie weit ist denn der Song nach knapp 16 1/2 Jahren gekommen?
Erstmal wollen wir wissen, wie viele Tage ist das Lied'l denn schon unterwegs.
Der 4. Februar 2008 ist dabei der Tag 0. Nach 16 Jahren (mal 365 Tage je Jahr) haben wir 5840 Tage + 5 Schalttage (2008, 2012, 2016, 2020, 2024). Vom 4. Februar zum 31. Mai sind es ohen Schaltjahr 114 Tage.
Across the Universe hat also schon 5959 Tage Flugzeit hinter sich (plus die Zeit, vom 31. Mai 2024 zu dem Tag, an dem ihr das hier lest).
Licht schafft in einer Sekunde 299.792.458 Meter. Das ist etwa 7 1/2 mal um die Erde oder aber fast bis zum Mond.
In einer Stunde schafft Licht 1.079.252.848.800 Meter (oder vereinfacht 1 Milliarde Kilometer). Das ist im günstigsten Falle bis zum Saturn.
Pro Tag bringt es Licht auf 25.902.068.371.200 Meter zurückgelegte Strecke. Das ist viermal weiter als Pluto.
In einem Jahr (ohne Schalttag) sind das dann aufsummierte 9.454.254.955.488.000 Meter. Klingt weit, aber selbst für unseren direkten Nachbarn Proxima Centauri aus dem Alpha Centauri System brauchen wir, sofern er sich gerade in seiner sonnennächsten Position befindet, etwa 4,2 Lichtjahre. Eine Antwort auf eine "SMS" würde hier also schon mehr fast 8 1/2 Jahre dauern (4,2 Jahre Hinweg der Anfrage + 4,2 Jahre Rückweg der Antwort).
Und wie weit hat es das Signal nun mitlerweile in den 16 1/2 Jahren geschafft?
Nun jede Sekunde sind es 299.792.458 Meter, wenn wir uns an den Absatz zuvor halten. Und seit Ausstrahlung sind 514.857.600 Sekunden vergangen.
Also sind es 1,543504254239808e+17 Meter, bzw. 154.350.425.423.980,8 Kilometer. Das sind rund 154 Tausend Milliarden Kilometer.
Nach etwa 1 Jahr und 3 Monaten (etwa Mai 2009) hat es die äußeren Ränder der hypothetisch postulierten Oortschen Wolke hinter sich gelassen und damit interstellaren Raum betreten. 2012 hätte es Proxima Centauri erreicht (eine Antwort von Alien aus dem Centauri-System wäre 2016/2017 bei uns eingegangen). Mitlerweile wäre die MP3 bei weiteren Nachbarn vorbeigesaust.
Spielen wir das mal durch:
Wir wollen mit den hypothetischen Bewohnern Proxima Centauris gemeinsam Essen gehen und versuchen uns per Kurznachricht abzustimmen, was es werden soll.
- Wir am 4. Februar 2008: "Pizza?" Die erhalten diese Nachricht um den 18. April 2012.
- Deren Antwort "Lass mal lieber Asiatisch." kommt bei uns um den 30. Juni 2016 an.
- Unser trotziges "Kein Hunger mehr!" erreicht sie erst wieder um den 11. September 2020.
- Sie schicken uns ein Kackhaufen-Emoji, der uns dann um den 23. November 2024.
- Wir blocken diese Aliens, was sie aber erst um den 4. Februar 2029 bemerken würden.
Soviel zu Yoko Onos Idee der instellaren Kommunikation.
Zum Vergleich: Die berühmten
Abbey Roads Studios, die auch die Beatles für ihre Produktionen besuchten, liegen laut Amtsverzeichnis London in
3 Abbey Road, St. John’s Wood (City of Westminster), London NW8 9AY. Wäre das Studio unser Sonnensystem, hätte das Signal noch nicht mal London verlassen. Die MP3 wäre am Souverniershop (Anschrift: 5 Abbey Road, London NW8 9AA, Vereinigtes Königreich) vorbei und hätte den berühmten Zebrastreifen zur Ecke
Grove End Street überschritten.
Auf all zu viele Intelligenzen wird das Lied bis dahin nicht gestoßen sein.