Re: I wanna be an Öko – Mein Versuch mein Leben, nach Erstel
von vlindertje » Mi 10. Sep 2014, 23:57
September 2014
Stand: 10ter des Monats
Irgendwie bin ich auf die verrückte Idee gekommen, mir meinen ökologischen Fußabdruck im Internet berechnen zu lassen. Zweieinhalb Erden würde man verbrauchen, wenn alle so leben würden, wie ich. Oh oh, dachte ich mir. Ist zwar so genannter "Deutschland-Durchschnitt". Aber will ich daß? Nein, daß ist nicht, was ich möchte. Dann gab ich ein, wie ich mir denn so gern mal träumend vorstelle zu Leben. Das Ergebnis waren noch immer eineinhalb Erden, aber zumindest ein machbares Ziel, so mein Gedanke. Nunja, es soll ja dann bitteschön auch nicht nur ökologisch sein, im Sinne von natur- und tierfreundlich, sondern wenn ich schon was verändere, dann soll es auch den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die Waren produzieren, zu Gute kommen. Warum also nicht gleich alles richtig ändern, wenn man etwas verändern mag. Den Gedanken dafür trag ich ja nun schließlich wirklich lange genug in mir.
Mir wurde als erstes klar, schon nach Erstellung des ökologischen Fußabdruckes, daß ich, wenn ich meinen Abdruck verkleinern möchte, meine Ernährung wieder umstellen muß. Ich war, vor der Schwangerschaft mit meinem ersten Kind, Vegetarier und habe dann wieder begonnen Fleisch und Wurst zu essen, als ich schwanger werden wollte. Und sowieso fand ich es leichter meinen Hb-Wert hoch zu puschen, indem ich jeden Tag ein Steak gegessen habe. Jetzt wieder Vegetarier zu werden, dies sollte also nicht mein Hauptproblem sein – dachte ich zu Anfang und ich muß sagen, es geht so, denn inzwischen sind so kleine Dinge, wie mal ein Würstchen zwischendurch naschen, etwas geworden, was ich gern machte. Doch seit ich mir jetzt, ab September vorgenommen habe, etwas zu verändern, nasche ich eher etwas anderes.
Jedenfalls beschäftigte ich mich die ersten Tage damit, mich gedanklich damit auseinander zu setzen, wie unser Essen hergestellt und zubereitet wird. Okay, ich übertreibe. Ich habe mehr oder weniger darüber nachgedacht und habe mir bischen was von Veganern als deren Erklärung angehört bzw gelesen und angesehen. Ja, es erscheint einem, ebim darüber nachdenken, wirklich komisch, warum man Ferkel, so niedlich man die Kleinen auch beschaut, sie als erwachsene Tiere, nur noch als Nahrungsquelle und nicht mehr als einzelnes Individuum mit Recht auf Leben besieht, man aber direkt aufschreien würde, wenn jemand auf die Idee käme, eine Katze zu essen. Vielleicht klingt der Vergleich etwas krass, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Inhaltlich kann ich dem Gedanken zustimmen und kann es meiner inneren Stimme nicht verwehren dem Recht zu geben, daß jedes Lebewesen auch Recht auf Leben hat.
Bisher dachte ich immer, wenn ich nur Bio-Eier kaufe mit dem 0-Stempel, daß ich dann schon etwas Gutes tue. Klar, dem ist so, denn das Huhn, von de ich das Ei esse, lebt auf einer größeren Fläche, als ein A4-Blatt. Ich hatte darüber mal eine Doku gesehen und beschähmt und erschrocken mein Einkaufverhalten verändert. Dennoch ist es wirklich wenig, was ich damit für Tiere tue.
Aber die Bilder gingen ja weiter. "Nur" auf Fleisch zu verzichten wäre das eine, um Tieren die Chance auf Leben zu geben und daß wegen mir keine Tiere mehr sterben müssen, nur damit ich sie essen kann, als gäbe es nichts anderes. Ich meine, wenn ich darauf angewiesen wäre zum überleben und gesund zu leben. Gut. Aber bin ich dies wirklich in unserer Gesellschaft, in der wir leben?
Veganer enthalten sich ja auch aller Tiererzeugnisse aus Milch. Uij. Dies ist ja noch etwas mehr und bisher fand ich immer, dies sei nicht nötig. Ich habe eine Zeit lang in den Niederlanden gelebt und kaas (wie die Niederländer sagen) gehört für mich dazu. Es gibt ihn in so vielen leckeren unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Jamjamjam. Was Milch angeht: diese trinke ich sowieso gern - als Kakao oder im Müsli oder in welcher Form auch immer. Ebenso mag ich Jogurt und all das andere, was man alles so aus Milch gewinnen kann. Warum also sollte man darauf verzichten? Die Milch wird doch eh nur vom Überschuß der Milch der Kühe genommen. Ja? Ist dem so? Ich muß auf jedenfall auf diesem Gebiet noch etwas reserchieren, doch ein Bild ist in meinem Kopf hängen geblieben.: Auf dem ersten war eine Kuh die ein Kälbchen gebiert und es danach liebevoll sauber leckt, auf dem zweiten eine Menschen-Mama, die ein Baby bekommt und wie sie es danach glücklich in den Armen hält und küßt. Dabei war vermerkt, daß jedes Kind ein Recht auf seine Mama hat - oder so ähnlich. Es wurde noch abstrußer, als auf einem gezeichneten Bild - also vier kleine auf einem Blatt - dargestellt wurde, daß eine Frau an einer Kette künstlich von einem Arzt befruchtet wird, auf dem zweiten Bild ihr das Baby bekommt , auf dem Dritten ihr dieses weggenommen (grasser noch, als Junge, als "unbrauchbar vernichtet") und auf dem vierten Bild die imemr noch angekettete Frau an ihren Brüsten jeweils eine Milchpumpe angeschlossen bekommen hat. - Ach wie traurig. - Und bezug genommen wurde hier auf unseren Umgang mit den Milchkühen. Ich habe keine Ahnung, ob wirklich so mit den Kühen verfahren wird und sicher selbst wenn es solche Menschen und Produktionsstätten gibt, ist es bestimmt nicht überall so. Zum Nachdenken regt es allerdings auf jedenfall an. ... Ich habe mal neben einen Kuhstall gewohnt, habe dort auch Milch geholt, aber stimmt, gesäugt hat dort auch niemand, obwohl in einem weitern Teil Kalben waren. ...
Aber die Ernährung einfach so umzustellen von Fleischesser zu Vegan? Keine Ahnung ob mir so etwas gelingen wird und ob das wirklich gesund für mich ist. Aber zum anderen denke ich immer mehr und immer wieder darüber nach, daß Tiere auch ein Recht auf Leben haben und Tierkinder ein Recht auf ihre Eltern. Ich werd auf jedenfall hier noch etwas mehr nachforschen müssen und mir überlegen, wie ich mit meinem Wissen und vor allem daß es mich wirklich berührt, umgehen werde.
Doch wie anfangs erwähnt, ist dies noch nciht alles. Mein Mann und ich haben uns gemeinsam Videos über die Herstellung unserer Kleidung angesehen. Wie wird das meiste unserer Kleidung produziert? Auf wessen Kosten? Ist sie unbedenklich für uns als Träger, für die Umwelt, für die Menschen, die sie nähen und für uns zurecht machen? Ich habe schon in meiner zweiten Schwangerschaft einige Filme bzw Dokus bei youtube angesehen und auch diese haben mich zum Nachdenken gebracht. Bisher hat mich aber dieses Wissen nicht in meinem Kaufverhalten beeinflußt. Ich habe es beim Shopping verdrängt und mich der Schnäppchen erfreut. Seit ich aber mit meinem Mann darüber gesprochen habe, sind wir uns einig, daß wir gern auf gewisse Standarts achten möchten. Vor allem eine faire Bezahlung für die Arbeitnehmer und daß die nicht gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt sind, nur damit wir billig kaufen können, sind uns wichtig. Also achten wir seither auf zB das GOTs Siegel oder der gleichen. Freudig fanden wir dann auch einen Laden in unserer Nähe, doch dann erschraken wir vor dem Preis. Na uij. Daß haben wir uns anders vorgestellt und bei den bisherigen Preisen unserer Kleidung ist dies dann doch ganz schön was mehr. Pullover für 100 Euro - da konnte ich früher mindestens 5, wenn nicht sogar noch viel mehr davon bekommen.
Schon Tage zuvor haben wir im Eine-Welt-Laden nach dem Preis für Kakao gesehen. Der Lag bei 3,50 Euro für 250 Gramm, im Diskounter haben wir zuletzt gleiche Menge für nur 0,50 Euro gekauft. Nachdenklich meinte mein Mann, daß dies wohl der wirkliche Preis ist. Ich meine dafür daß ohne Schadstoffe gearbeitet wird und die Arbeiter nicht wie sonst etwas behandelt werden. Bei Kleidung ist es sicher dann auch so. Schon mal, weil man dann, wenn man nachhaltig mit der Umwelt umgehen will, auch keine billigen Materialien nehmen kann und will, da man auf biologischen Anbau und artgerechter (nennt sich sogar auch "kontrolliert biologsch) Tierhaltung achtet. Noch dazu wird diese Kleidung nicht in solchen Massen produziert, wie bei anderen Großfirmen. Ein Umdenken unsererseits und in unserem Konsum muß also statt finden. So viel ist klar.
Inzwischen suche ich fleißig nach Internetshops, in denen man vielleicht noch etwas von der Vorsaison kaufen kann. Dann sind die Preise auch eher daß für uns mögliche und wir haben dennoch ein gutes Gefühl dabei. Fündig bin ich geworden, aber gekauft habe ich noch nichts.
Wie gerne würde ich all mein, mir am allerliebsten vorgenommenes, Verhalten umstellen und all meine Gewohnheiten ändern. So einfach ist dies aber nicht. Zwar habe ich in letzer Zeit schon ein paar mal Kleidung nicht gekauft, obwohl sie mir gefiehl und günstig war und dennoch : Zuerst muß ein umdenken, ein neues Bewußtsein, in einem entstehen und dieses wächst zur Zeit. Dann folgen die präzieseren Gedanken, wie man etwas am Besten und umweltschohnensten umsetzen kann. Auch diese reifen immer mehr. Es ist etwas, was nach weiterer Reifung verlangt und dann ein entschlossenes Handeln benötigt, denn eine Umstellung, wie immer sie sein wird, wird nicht einfach werden.
Die Frage ist: Wo fängt man an und wo hört man auf? Stiehlt man den Bienen den Wintervorrat, wenn man Honig ist oder sammeln sie sowieso im Übermaß? Stimmt es nun wirklich, daß die Kälbchen den Müttern weggenommen werden, sie nie deren Liebe erfahren dürfen, nur weil ich deren Milch haben möchte? Läßt meine Gesundheit, vor allem meine Blutwerte, eine Umstellung meiner Ernährung in fleischlos problemlos zu? Bin ich bereit, weniger Kleidung zur Auswahl zu haben, um diese dann mit gutem Gewissen tragen zu können, da sie weder Umwelt, noch menschliche Arbeiter schädigt?
"Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt." Dalai Lama