AT: can't find my way home




Unterhaltungsliteratur in ihren verschiedenen Formen, wie beispielsweise Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Berichte, Märchen und Sagen

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 23. Dez 2011, 10:31

Kapitel XXI

Eric musterte die Brünette. Sie sah klasse aus. Dunkle Haare, gut gebaut und sie wusste dies auch gekonnt in Szene zu setzen.
Wenn er könnte, so hätte er sie angesprochen. Zumindest wenn er denn nicht körperlos gewesen wäre. Dann hätte die ganze Sache, die aus einem kleinen und unverfänglichen Gespräch entstehen könnte, auch wirklich Spaß gemacht.
Doch so gab es nicht viel, was er tun konnte.

Die Brünette allerdings schien mehr Interesse an Brandon zu haben.
Sie lächelte ihn an und strich ihm mit der Hand über seinen Unterarm.
Brandon sah kurz zu Stevie und Eric hinüber und dann zurück zu der Frau neben sich.
„Komm schon! Ist nur ein Kaffee!“ versuchte sie ihn zu überzeugen.
Brandon war ein klein wenig sprachlos.
„Deine Schwester kann ja mitkommen, wenn du Angst hast, dass sie verloren geht!“ scherzte sie, „Das Café ist gegenüber!“
Sie zeigte auf ein Gebäude auf der anderen Straßenseite. Und sie hatte recht, vom Waschsalon aus konnte man ins Innere des Cafés sehen.
Noch immer war Brandon unsicher.
Doch dann sagte er zu.
Die Brünette grinste siegessicher.

Als Brandon zu Eric und Stevie an den Tisch kam sah er noch immer ein klein wenig hilflos drein.
Die Brünette sah immer wieder zu ihm hinüber, während sie telefonierte.
„Sie hat mich nach einem Kaffee gefragt!“ versuchte Brandon zu erklären.
Stevie nickte nur und sah kurz an Brandon vorbei zu der Brünetten und dann wieder zu ihm.
„Du kannst …!“ fing Brandon an, doch Stevie unterbrach ihn gleich.
„Hey, wenn du Kaffee trinken gehen willst mit ihr, musst du nicht um meine Erlaubnis fragen!“
Brandon zog beide Augenbrauen hoch. Anscheinend hatte er mit dieser Antwort nicht gerechnet.
Eric wusste nicht ob er über Brandon´s verdutztes Gesicht lachen oder sich darüber beschweren sollte, dass nicht er mit der Brünetten einen Kaffee trinken konnte.

Die Brünette hatte ihren Anruf beendet und kam zu den dreien hinüber.
„Hey Kleine, stört es dich, wenn ich deinen Bruder entführe?“ fragte sie lächelnd.
Stevie verkniff es sich die Frau darüber aufzuklären, dass sie nicht mit Brandon verwandt war, so wie sie es zuvor bei dem älterem Paar im Diner verkniffen hatte, zu sagen, dass sie nicht mit Brandon zusammen war.
„Nein! Ist okay!“ antwortete Stevie nur.
Die Brünette musterte sie kurz und sah sie irritiert an.
„Wo sind meine Manieren?“ meinte sie dann, „Ich bin Dallas!“
Wieder sah sie Stevie eindringlich an.
Brandon war es, der das eigenartige Anstarren der beiden Mädchen unterbrach.
„Wir sind gegenüber! Ich bin nicht lange weg!“ erklärte er Stevie und sie nickte nur.
Die Brünette ging voraus.

„Was war das denn?“ knurrte Eric und sah den beiden nach.
Stevie sah ebenfalls Brandon und der brünetten Dallas hinterher.
Sie hatte das Gefühl gerade irgendetwas wichtiges verpasst zu haben.
„Sie hat sehen wollen, ob du eifersüchtig wirst!“ war sich Eric sicher.
„Dann hätte sie aber nicht damit angefangen, ihn als meinen Bruder zu bezeichnen!“ seufzte Stevie nur und wand sich von dem Fenster ab.
Gelangweilt sah sie eine Weile auf die Waschmaschine vor sich, ehe sie die alten Zeitschriften auf einem der Stühle entdeckte und sich eine holte.
Eric unterdessen sah immer wieder zwischen Stevie und Brandon, der nun mit der Brünetten auf der anderen Straßenseite im Café saß hin und her. Brandon hatte einen Platz am Fenster eingenommen, so als wollte er im Gegenzug auch Stevie im Auge behalten wollen.


Chuck Cooper lief ein wenig gelangweilt neben seiner Freundin Ally her. Und während sie an fast jedem Schaufenster anhielt und neugierig die Auslagen anstarrte, auf der Suche nach dem ultimativen Geschenk zu ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag am Wochenende, wünschte sich Chuck, er hätte ihr nie den Vorschlag gemacht, sie zu begleiten.
Sein Handy piepste in der Tasche und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Wenn´s die Arbeit ist, lass es klingeln!“ schimpfte seine Freundin gleich und sah ihn kurz scharf an, ehe sie sich wieder dem Schaufenster des Schmuckladens zu wand.
Chuck sah kurz aufs Display und nahm das Gespräch an.
Er sagte nichts. Es war auch nicht von Nöten. Eine Automatenstimme am anderen Ende leierte ihren Text einfach herunter und fragte am Ende ihrer Nachricht, ob sie noch einmal den gesamten Text wiederholen sollte.

Chuck legte wieder auf.
Der Anruf hatte nicht einmal zwei Minuten gedauert.
„Ally, ähm … ich hab vergessen, dass ich mich noch mit einem Freund treffen wollte!“ fing er an und seine Freundin wirbelte herum und sah ihn zornig an.
„Du hast versprochen, dass wir zwei heut zusammen shoppen gehen!“ protestierte sie sofort.
„Es ist aber wichtig!“ versuchte er ihr zu erklären.
„Du bist ein Arschloch!“ schrie sie ihn an.
Chuck seufzte kurz.
„Ally, ich bin vielleicht nur eine halbe Stunde weg! Es ist ganz wichtig!“
Sie hatte ihre Arme verschränkt und schien ihn mit ihren Blicken durchbohren zu wollen.
„Wir gehen heut abend auch ins Restaurant!“ versprach er ihr.
Noch immer sah sie ihn finster an.
„Und ich kauf dir … eine Kette!“ Wohl oder übel bereute er es jetzt schon, dass er es gesagt hatte.
Sie musterte ihn eindringlich, so als erwarte sie, dass er seine Meinung gleich wieder ändere.
„Gut!“ knurrte sie, „Aber ich such sie mir aus!“
Chuck schluckte und nickte dann.
Allmählich wurde sie wieder etwas lockerer.
„Gut! Geh!“ meinte sie auf einmal, „Aber ich bummele hier noch etwas!“
„Ich beeil mich auch!“ antwortete er nur und lief los.

Im Grunde hätte er es schon vorher wissen müssen.
Gleich nachdem er die Nummer hatte auf dem Display gesehen.
Aber er hatte gewusst, wie wichtig die Nachricht war und vor allem er schuldete noch jemanden einen großen Gefallen.

Chuck musste nicht wirklich weit laufen.
Die Automatenstimme hatte ihm unter anderem einen Straßennamen genannt und was er tun sollte.
Und nun stand er vor dem Laden und wartete.
Im Grunde wartete er darauf, dass er erneut einen Anruf bekam und die ganze Sache abgeblasen wurde.
Er war nicht feige. Er hatte nur nicht wirklich Lust sich Probleme einzuhandeln.


Dallas saß Brandon gegenüber und versuchte mit ihm zu flirten. Mehr oder weniger schien er auf ihre Masche auch anzuspringen.
Den ersten Teil, ihn zum Kaffeetrinken zu überreden, war ihr gelungen.
„Du bist nicht von hier, oder?“ wollte sie wissen und nippte an ihrem Kaffee.
Er schüttelte nur den Kopf und hielt mit beiden Händen seine Tasse fest.
„Wohin bist du unterwegs?“
„Ich ...“ Darauf hatte er keine wirkliche Antwort.
„Roadtrip mit deiner kleinen Schwester?“ fragte sie grinsend, „Ist irgendwie süß!“
Brandon wollte ihr schon erklären, dass Stevie nicht seine Schwester war, aber andererseits wollte er auch nicht den Eindruck vermitteln, als sei er mit Stevie in irgendeiner Weise zusammen. Wenn er vielleicht doch bei Dallas landen wollte, wäre dies nicht unbedingt die beste Erklärung.
Aber so sicher war er sich nicht, ob er vielleicht mehr von ihr wollte.

Eine Weile fragte Dallas ihn aus. Nach Familie, Job und Hobbys. Er antwortete auf alles brav.
Nur lies er das unglückliche Ende seiner letzten Beziehung in seiner Erzählung aus.
„Wie kommt es eigentlich, dass du mit deiner Schwester allein unterwegs bist?“ fragte Dallas ihn plötzlich und sah ihn mit großen Augen an.
Brandon warf kurz einen Blick aus dem Fenster hinüber zu dem Waschsalon, wo er Stevie mit Eric sehen konnte.
Er wusste nicht, wie er Dallas Frage beantworten sollte und nahm erst einmal einen großen Schluck Kaffee.
„Hab ihr schon einen Platz, wo ihr schlafen könnt?“
Wieder sah sie ihn mit großen Augen an.
Ihre Frage klang weniger besorgt, als vielmehr neugierig.
„Ähm, soweit waren wir noch nicht!“ stammelte Brandon und nahm sicherheitshalber noch einen Schluck Kaffee, um nicht noch mehr sagen zu müssen.
Dallas lächelte verschmitzt.


„Oh man, dass ist echt fies!“ knurrte Eric, der immer wieder aus dem Fenster hinüber zum Café sah und Brandon und Dallas beobachtete.
„Lass ihn! Er ist alt genug um zu wissen, was er da macht!“ meinte Stevie nur, die nicht von ihrer gefundenen Zeitung aufsah.
Eric sah zu ihr hinüber.
„Das war nicht das was ich meinte!“ kam von Eric und er sah wieder zurück zum Café.
Stevie sah endlich zu ihm.
„Tut mir leid!“ flüsterte sie nur und auch ihr Blick schweifte hinüber zum Café.

Bevor Eric noch irgendetwas anderes sagen konnte, summte einer der Automaten und Stevie lies die Zeitung fallen.
„Wird auch Zeit!“ meinte sie und begann damit die Wäsche aus der Waschmaschine zu nehmen und sie ein paar Schritte weiter in den Trockner zu werfen.
Und dann gab die zweite Waschmaschine ihr Zeichen, dass sie fertig sei und auch diese entlud sie und packte die Kleidung, die eigentlich Brandon´s waren in den Trockner.
Sie hoffte nur, dass er nichts dabei hatte, was einlaufen könnte. Aber im Grunde war ihr das im Moment egal.


Larson hatte eine kurze Nachricht erhalten, dass man Brandon´s Motorrad gesehen hätte und sofort schlug er diese Richtung ein.
„Ziemlich planlos!“ kommentierte Larson die Fahrroute, die Brandon eingenommen hatte.
Er hatte keine Ahnung, wie Brandon und seine Begleiterin, die er eigentlich zu finden hoffte, in der Stadt gelandet waren. Brandon war keinen direkten Weg gefahren, so als wüsste er überhaupt nicht wo er lang fahren sollte. Oder vielmehr als hätte er keine Idee wohin er fahren sollte.

Er hatte seinen Chef nach einem Foto des Mädchens gefragt. Damit wäre es einfacher, sie zu finden. Oder zumindest nach ihr zu fragen.
Doch sein Boss meinte, dass er kein Bild des Mädchens habe.
Dies verwunderte Larson zwar, aber er lies es unkommentiert.
Er hoffte lediglich, dass er Brandon nicht umsonst verfolgte. Hoffte, dass das Mädchen noch bei ihm war.


„Ich weiß, wo wir hingehen könnten!“ meinte Dallas und nahm Brandon´s Hand.
Wieder sah er hinüber zum Waschsalon.
„Ein kleines Hotel ein paar Straßen weiter!“ fing Dallas an zu erklären, „Es ist nicht teuer!“
Brandon wusste nicht was er sagen sollte.
„Deine Schwester könnte mit ihrem Freund ein Zimmer nehmen und wir beide ...“ Wieder lächelte sie.
„Ich weiß, dass klingt jetzt ziemlich … dumm von mir … aber ...“
Sie machte einen Schmollmund.
„Hast du etwa Angst um sie?“ wollte sie von ihm wissen, „Oder stehst du einfach nicht auf mich?“
Brandon hatte keine Ahnung wie er darauf antworten sollte.
Dallas war scharf, dass war nicht zu bestreiten. Und einerseits war er von ihrem Angebot angetan. Aber andererseits …
Soweit hatte er nicht gedacht. Warum sollte er dagegen sein?

Wieder warf er einen Blick über die Straße und beobachtete Stevie wie sie die Wäsche von einer Maschine in die nächste umlud.
„Vielleicht,...“ fing er er an, „... wär das keine gute Idee!“
Sie sah ihn mit großen Augen an und wirkte für einen Moment enttäuscht.
„Schade eigentlich!“ meinte sie dann.
Sie nippte weiter an ihrem Kaffee.
Brandon nickte und nahm einen weiteren großen Schluck.
„Falsche Zeit, falscher Ort?“ fragte sie ihn und sah ihn über ihre Tasse hinweg an.
Er grinste kurz und nickte dann.
Er trank seinen Kaffee aus und griff nach seiner Brieftasche.
Zumindest bezahlen wollte er, ehe er sich von ihr für immer verabschiedete.

Brandon stand auf, zog sich seine Jacke wieder über und wollte sich von ihr verabschieden.
„Ich weiß, dass sie nicht deine Schwester ist!“ meinte Dallas plötzlich und nahm einen tiefen Schluck ihres Kaffees.
Irritiert sah Brandon sie an.
„Wie gesagt, schade eigentlich!“
„Was?“
Brandon verstand nicht, was sie meinte.
Und auf einmal gaben seine Beine nach.
„Was ist …?“
Sie grinste nur und trank ihren Kaffee zu ende, während Brandon es schaffte sich auf seinen Sitz zurück fallen zu lassen.
„Es hätte so schön werden können!“ flüsterte Dallas ihm zu, „Aber du wolltest ja nicht!“
Zuletzt geändert von Nikita LaChance am Fr 6. Jan 2012, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

von Anzeige » Fr 23. Dez 2011, 10:31

Anzeige
 

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 23. Dez 2011, 10:31

Kapitel XXII

Stevie hatte sich wieder ihrer Zeitung zugewandt, als jemand den Waschsalon betrat und auf sie zu kam.
Eric folgte dem Mann, als er mitbekam, wohin dieser steuerte.
Erst als der Mann vor Stevie stehen blieb und darauf wartete, dass sie ihn bemerkte, sah sie auf.
Eric wollte den Mann schon zurecht rücken, als dieser meinte, er solle Stevie etwas ausrichten.

„Was?“ Sie war irritiert. Sie kannte den Mann nicht. Zumindest nahm sie es an.
„DC wartet im Regent auf dich! Zimmer 221!“ gab der Mann nur zu verstehen.
„Wer?“ warf Eric ein und erst jetzt schien der Mann ihn zu bemerken.
Irritiert sah er zwischen Eric und Stevie hin und her.
„Ich sollt nur die Nachricht überbringen!“ erklärte er, „Mehr kann ich nicht sagen!“
Ohne weiter auf die verwirrten Blicke der beiden zu reagieren, drehte sich der Mann wieder um und ging zum Ausgang des Waschsalons.

„Was war das?“ wollte Eric von Stevie wissen, die aber genauso irritiert drein blickte wie er.
Der Mann war wieder verschwunden und die beiden waren wieder allein im Waschsalon.
Stevie wollte gerade in ihrer Zeitung lesen, als der erste Trockner mit einem Surren das Ende seines Programms verkündete.
„Kanntest du den Typen?“ wollte Eric von ihr wissen, während er sie dabei beobachtete, wie sie nun den Trockner entlud und die Wäsche auf dem Sortiertisch zusammen zulegen begann.
„Nicht das ich wüsste!“
„Und was sollte diese komische Nachricht?“ Eric hatte neben ihr auf dem Tisch Platz genommen.
„Ich hab keine Ahnung!“ seufzte sie nur.

Eric warf einen Blick aus dem Fenster.
Gegenüber am Tisch saß nun die Brünette allein. Und so sehr sich Eric auch bemühte, er konnte Brandon nicht entdecken.
„Er ist bestimmt nur kurz auf der Toilette!“ meinte Stevie gleich, „Oder er kommt gleich rüber!“
Auch sie hatte bemerkt, dass Brandon nicht mehr an seinem Platz war.
„Bist du dir sicher?“ wollte Eric von ihr wissen.
Als er zu ihr sah, bemerkte er, dass sie sich Sorgen machte.
Sie legte die Kleidung schnellstens zusammen und hatte auch die Wäsche des inzwischen fertig gewordenen zweiten Trockners ebenfalls in ihren Händen.
„Bringen wir schnell die Sachen weg!“ meinte sie und holte aus ihrem Rucksack einen großen Beutel hervor, wo sie die Kleidung, die sie eben noch eiligst zusammen gelegt hatte, hinein warf.

„Was ist los?“ wollte Eric wissen und sprang sofort auf die Beine.
„Ich weiß nicht!“ Wieder warf sie einen Blick auf die andere Straßenseite.
Noch immer war Brandon nicht zu sehen, während die Brünette noch immer im Fenster saß.
„Bring die Sachen weg, schnell! Ich werd rüber gehen!“ meinte Stevie und drückte Eric den Beutel Wäsche in die Hand.
„Was ist los?“ wollte er noch einmal wissen.
„Ich hab ein ungutes Gefühl!“ antwortete sie nur und schulterte sich den Rucksack.
Sie hoffte, dass das ungute Gefühl sie trübte.
Eric löste sich in Luft auf und mit ihm der Beutel mit der sauberen Kleidung.

Es dauerte allerdings nicht wirklich lange, ehe er wieder neben ihr auftauchte.
Stevie hatte gerade mal den Waschsalon verlassen und war auf dem Weg über die Straße.
„Such ihn!“ flüsterte sie ihm zu.
Sie wusste, dass er nur für sie sichtbar war. Ansonsten hätte das so einige Passanten irritiert, wenn Eric einfach so auf der Straße aus heiterer Luft aufgetaucht wäre.
Wieder verschwand Eric von ihrer Seite.


Chuck hatte getan, was man ihm aufgetragen hatte.
Und obwohl er im Grunde nichts anderes getan hatte, als eine Nachricht zu überbringen und noch jemanden um einen Gefallen zu bitten, fühlte er sich unwohl.
Er war bereits wieder auf dem Rückweg zu seiner Freundin, als ihm wieder einfiel woher er die Brünette kannte, die er bemerkt hatte, als er den Waschsalon wieder verlassen hatte.
„Mist!“ knurrte er nur und beschleunigte seine Schritte.
Nicht nur, dass er keine Lust auf das Geschimpfe seiner Freundin hatte, wenn er zu spät zurück käme. Er wollte auch nicht in das verwickelt werden, was allen Anschein nach hier vor sich ging.


Dallas blieb an ihrem Platz sitzen und sah das Mädchen über die Straße kommen.
Sie wartete geduldig darauf das sie an den Tisch kam und nach ihrem Freund fragte.
„Oh!“ meinte Dallas nur, „Der ist mit einem Freund weg!“
Ihr Gegenüber sah sie eindringlich an.
„Wo ist er hin?“ wollte sie wissen.
„Hat er sich nicht bei dir abgemeldet? Wie traurig!“ meinte Dallas belustigt.
„Wohin ist Brandon verschwunden?“
„Er fühlte sich nicht wohl!“ Dallas schien ihren Spaß zu haben und schmunzelte, „Er ist im Regent!“
Das Mädchen ihr gegenüber riss die Augen weit auf.
„Scheiße!“ kam dann nur von ihr und ohne ein weiteres Wort rannte das Mädchen davon.


Eric hatte sich in dem Café umgesehen, doch konnte Brandon nirgends finden. Und so kehrte er mit dieser Nachricht zurück an Stevie´s Seite.
Was er ihr verkündete, beunruhigte sie noch mehr als sie ohne hin war.
Die Brünette Stevie gegenüber hatte sie angegrinst und irgendetwas von einem Hotel gefaselt.
Und schon wenig später verfolgte er Stevie, die hilflos los gerannt war.

„Wo ist dieses Scheiß-Hotel?“ fluchte sie.
Eric sah sich kurz um und führte sie in die richtige Richtung.
Einerseits wollte er nicht, dass sie dort hin ging und andererseits wollte er wissen, was los war.
Vor allem wollte er Brandon, falls er denn dort war, nicht zurück lassen. Er schuldete Brandon zumindest etwas dafür, dass er Stevie und somit auch ihm geholfen hatte.

Nur wenige Straßen weiter fanden beide das Hotel und sie rannten hinein. Stevie ignorierte die verwirrten Blicke der Angestellten und Hotelgäste in der Lobby.
Sie stürmte in den Fahrstuhl und betätigte den Knopf für den zweiten Stock.
„Wie kann das sein, dass er verschwunden ist?“ murmelte sie vor sich hin, „Er kann doch nicht so einfach verschwinden!“
Eric wollte sie beruhigen, doch es gab nichts was sie hätte in dem Moment beruhigen können.
Kaum waren die Fahrstuhltüren wieder auf, suchten beiden nach dem Zimmer.
Und blieben erschrocken davor stehen.

„Soll ich allein rein und nachsehen?“ wollte Eric von ihr wissen.
Stevie sah sich kurz um und nickte dann.
Eric ging einfach durch die geschlossene Tür und kam wenige Sekunden später wieder heraus.
„Brandon ist hier drin!“ meinte er zu ihr und sah ein wenig blass aus.
„Was ist los?“ wollte sie von ihm wissen.
„Irgendetwas stimmt nicht!“ antwortete er nur.

„Magst du nicht zu ihm rein gehen?“
Stevie erschrak.
Eric sah finster an ihr vorbei. Er war sich unsicher, ob er Stevie´s Seite verlassen und den Neuankömmling abwehren oder angreifen sollte oder ob er lieber neben Stevie blieb.
„Du?“ wusste nicht was sie nun machen sollte.
„Geh rein! Da können wir uns besser unterhalten als hier im Hotelflur!“

Stevie öffnete die Zimmertür und war ein wenig irritiert, dass diese nicht verschlossen war.
Gleich als sie eintrat, konnte sie erkennen, dass das Hotelzimmer besser ausgestattet war, als die Motelzimmer, in denen sie meist untergekommen war.
Ein kleiner Flur führte in ein kleines Wohnzimmer, in welchem eine kleine Couch und ein Sessel und dem gegenüber ein großer Flachbildschirm sowie eine kleine Essecke stand. Von dort mit einer dünnen Wand getrennt ging es zum Schlafzimmer.
„Geh ruhig weiter!“ meinte die Stimme hinter Stevie und schloss die Tür hinter sich ab.
Stevie ging in Richtung Schlafzimmer und schüttelte kurz kaum merkbar den Kopf, auf Eric´s Frage hin, ob er eingreifen sollte.
Sie wollte erst wissen was hier los war.

Im Schlafzimmer auf dem großen Doppelbett lag Brandon. Es sah aus als habe man ihn auf der Bettkante einfach fallen lassen.
Stevie lief sofort an seine Seite und suchte erschrocken nach einem Lebenszeichen von ihm.
Erleichtert bemerkte sie seinen Puls.
„Keine Sorge, ihm geht’s gut!“ meinte die Stimme hinter ihr.
„Wieso hast du das gemacht?“ wollte Stevie wissen und drehte sich um.

Ihr Gegenüber stand die Brünette, die zuvor noch mit Brandon Kaffee getrunken hatte.
In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Revolver.
„Dein Freund wird noch ein Weilchen schlafen!“ meinte sie und ging wieder in Richtung Wohnzimmer, „Wir sollten uns vielleicht ein wenig unterhalten!“
Stevie lies ihren Rucksack fallen und folgte der Brünetten.
„Was willst du?“
„Ehrlich gesagt, war ich erst ein klein wenig beleidigt!“ kam von der Brünetten, die sich auf die Couch setzte und Stevie amüsiert ansah.
„Was willst du von mir?“ knurrte Stevie sie an.
„Er hat keine Ahnung, oder?“ wollte die Brünette wissen und zeigte mit ihrer Waffe in Richtung Schlafzimmer, „Er weiß nicht, was du getan hast!“
Stevie sah ihr Gegenüber mit großen Augen an.

„Was hast du mit ihm gemacht?“ schrie Stevie wütend, „Und was zum Teufel willst du von mir?“
„Du brauchst nicht so zu schreien!“
Sie wies Stevie mit ihrer Waffe an, sich in den Sessel zu setzten.
„Ich hab ihm nur was in seinen Kaffee getan und ein Freund hat geholfen ihn hier her zu bringen!“ erklärte die Brünette, „Dein Freund wird nur ein klein wenig schlafen!“
Stevie hatte sich gesetzt. Sie konnte aus ihrem Augenwinkel erkennen, dass Eric im Grunde nur noch darauf wartete, dass sie ihm die Erlaubnis gab, einzugreifen.

Die Brünette musterte Stevie nochmals und steckte dann ihre Waffe weg.
„Du kannst dich nicht erinnern?“ wollte sie wissen, wobei sie Stevie noch immer eindringlich ansah.
Stevie nickte nur. Sie hatte nicht vor zu erklären, wie lange sie unter Amnesie litt. Das Warum hätte sie eh nicht beantworten können.
„Schade! Dann war das hier vielleicht doch umsonst!“ seufzte die Brünette und klang kurz enttäuscht.
„Du kennst mich!“ meinte Stevie und war sich sicher, „Woher?“
Ein Schmunzeln bei ihrem Gegenüber.
„Klar, kenn ich dich!“ bekam Stevie als Antwort, „Wir haben zusammen gearbeitet!“
Stevie verstand nicht was die Brünette meinte.
„Wir waren zusammen auf Raubzug!“ versuchte die Brünette zu erklären, „Ich bin Dallas Cleaver!“
Sie wartete kurz, doch da Stevie noch immer nicht die gewünschte Reaktion zeigte, meinte sie:
„Man kennt mich auch als DC!“
„Ich hab keine Ahnung wovon du redest!“ knurrte Stevie nur.
Dallas nickte nur.

„Du hast also keine Ahnung!“ seufzte Dallas dann.
Und noch immer wartete Stevie auf eine Erklärung.
„Du hast etwas, was mir gehört!“ kam dann von Dallas, „Du hast mir etwas gestohlen!“
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 6. Jan 2012, 09:08

Kapitel XXIII

Ungläubig starrte Stevie die Brünette an. Einerseits hoffte sie, dass die Frau sie kannte und ihr somit etwas über sie erzählen konnte. Andererseits allerdings war sie sich nicht sicher, in wie weit sie Dallas trauen konnte.

Dallas wartete kurz. Doch da Stevie nicht die gewünschte Reaktion auf ihre Aussage zeigte, seufzte sie kurz, ehe sie erklärte, was genau Stevie ihr gestohlen haben sollte.
„Eine Spieluhr! Mit geschnitztem Relief obendrauf!“
Stevie antwortete nicht darauf.
„Die Spieluhr, die wir gefunden haben?“ wollte Eric, der unsichtbar neben ihr stand, von Stevie wissen.
Doch auch ihm antwortete das Mädchen nicht.
Sie sah einfach nur finster auf ihr Gegenüber.
„Kleine, willst du´s mir nur unnötig schwer machen?“ seufzte Dallas, „Wo hast du die Spieluhr versteckt?“
Stevie warf erneut einen kurzen Blick in Richtung Schlafzimmer, ehe sie sich wieder Dallas zuwand.

„Ich hab es nicht!“ meinte sie dann zu der Brünetten.
Diese sah sie prüfend an und schüttelte dann den Kopf.
„Ich weiß, dass du die Spieluhr nicht verkauft hast!“ war sie sich sicher, „Dazu mochtest du das Teil viel zu sehr!“
Stevie lehnte sich in dem Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was willst du wirklich von mir?“ wollte sie von ihrem Gegenüber wissen.
„Die Spieluhr!“ gab Dallas nur zurück.

Eric sah unruhig zwischen den beiden hin und her.
Er kannte Dallas nicht und wusste daher auch nicht, wie leicht sie reizbar war. Zumindest, da sie bewaffnet war, war sie gefährlich. Und während er doch körperlos war, so konnte Dallas Stevie verletzten.
Er verstand nicht, warum Stevie so ruhig blieb.

„Woher weißt du von der Spieluhr?“ Stevie erhoffte sich noch immer Antworten, auf die vielen Fragen, die in ihrem Kopf herumschwirrten. Die meisten betrafen ihre Vergangenheit.
Dallas musterte Stevie erneut.
„Entweder bist du eine ziemlich gute Schauspielerin oder irgendwas stimmt nicht mit dir!“ meinte sie dann.
Stevie sagte nichts dazu.
„Du hast die Spieluhr noch, ja oder nein?“
Stevie schwieg.

So langsam riss Dallas der Geduldsfaden.
„Ich will die Spieluhr!“ schrie sie auf und zielte mit ihrem Revolver auf Stevie.
Eric tauchte neben ihr auf und wollte nach der Waffe greifen, als Dallas sich umdrehte und erschrocken auf ihn zielte.
Stevie war aufgesprungen und sah entsetzt wie Dallas die Waffe auf ihren Freund richtete.
„Nicht!“ schrie sie auf.
Doch weder Eric noch Dallas sahen zu ihr hinüber.
Beide kämpften um die Waffe und es war ein Wunder, dass kein Schuss los ging, bei ihrem Gerangel.
Nach kurzer Zeit hatte Eric Dallas den Revolver entwendet und verschwand vor ihr, um gleich wieder neben Stevie aufzutauchen.

Dallas holte tief Luft und setzte sich wieder aufrecht. Mit großen Augen sah sie zu Stevie und Eric, der nun neben dem Mädchen stand und ihre Waffe in der Hand hielt.
„Du bist der Kerl aus dem Waschsalon!“ stellte sie mit zittriger Stimme fest.
Eric nickte nur.
„Die Spieluhr!“ fing Stevie an, „Woher weißt du davon!“
Stevie hatte sich wieder gesetzt. Für einen Moment war sie besorgt gewesen, dass Dallas Eric hätte erschießen können, ehe sie sich wieder erinnert hatte, dass er im Grunde ein Geist war. Sie hatte sich sogar darum gesorgt, dass bei dem Gerangel Dallas verletzt werden könnte. Auch wenn sie die Frau nicht wirklich mochte.

Dallas verdrehte genervt die Augen.
„Du kannst dich nicht erinnern?“
Stevie schüttelte nur den Kopf. Sie hatte nicht vor, Dallas davon zu erzählen, wie sie vor drei Monaten in einem Krankenhaus aufgewacht war und nichts mehr über sich oder ihr früheres Leben zu wissen.
„Hm!“ Dallas nickte kurz und sah zu Eric, der sie finster ansah.
„Die Waffe ist nicht geladen!“ meinte sie zu ihm.
Er sah sie noch finsterer an.
„Ich benutzt das Teil nie! Man kann aber prima Leute damit erschrecken!“ versuchte Dallas zu erklären.
Erst jetzt überprüfte Eric das Magazin der Waffe.
„Klasse!“ knurrte er nur, als er feststellte, dass Dallas recht hatte. Er kam sich ein wenig dumm vor, dass er das nicht früher bemerkt hatte.
Dennoch wollte er Dallas die Waffe nicht zurückgeben und steckte sie sich deshalb in den hinteren Hosenbund.

Dallas Blick ging von Eric wieder zu Stevie, die sie neugierig ansah.
„Gut!“ seufzte Dallas erneut, „Vor knapp fünf Monaten haben wir uns in eine alte Villa geschlichen, wenn du es so nennen willst. Dort hingen einige großartige Gemälde, alte Wandteppiche und anderer überteuerter Schnickschnack.“
Stevie schwieg und hörte der Brünetten genau zu, wenngleich sie der Geschichte nicht ganz glauben konnte.
„Neben einigen silbernen Pokalen und Ketten stand die Spieluhr in einer Vitrine.“ erzählte Dallas weiter, „Du hast sie dir genommen!“
„Ich ...“ Stevie sah sie ungläubig an und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
Sie begann noch einmal und erst beim dritten Versuch, kam ihr endlich die Frage, die ihr gerade besonders auf der Seele brannte, über die Lippen.
„Ich bin in ein Haus eingebrochen?“
„Yepp!“ kam daraufhin von Dallas und sie nickte energisch.
„Ich hab …?“
Stevie war sprachlos und sah entsetzt zu Eric, der allerdings noch immer Dallas scharf ansah.
„Wir wollten ein wenig von dem Schmuck mitnehmen und vielleicht noch ein paar von den Pokalen und das Zeug später verkaufen!“ meinte Dallas belustigt.
Stevie schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Warum erzählst du das?“ wollte Eric plötzlich wissen.
„Weil es wahr ist!“ kam von Dallas nur zurück, „Deine kleine Freundin hier ist eine Diebin!“
Es war weniger, dass Eric sich nicht vorstellen konnte, dass Stevie in ihrem früheren Leben andere Leute ausgeraubt hatte. Er wollte es nicht wahrhaben, dass diese Möglichkeit bestand.
Im Grunde wusste er gar nichts über Stevie. Wer sie wirklich war.

„Tja und obwohl wir uns vorher ausgemacht hatten, dass wir nur Schmuck und Silber mitnehmen, hast du dir nur diese Spieluhr gekrallt!“ erzählte Dallas weiter, wobei sie ihren Blick wieder auf Stevie gerichtet hatte, „Du bist nur mit der Spieluhr abgehauen!“
Stevie schwieg.
„Dank dir, wär ich beinahe geschnappt worden!“ schimpfte Dallas kurz, „Du wolltest mich zurück lassen und in dem Moment als du durchs Fenster wieder raus bist, kam auch schon einer von den Wachleuten angerannt.“
Stevie schüttelte nur den Kopf. Die Geschichte wollte sie nicht glauben.
„Als ich dich später zu rede gestellt hatte, meintest du, dass die Spieluhr dir gehört und du wolltest sie nicht hergeben! Ziemlich fies, wenn man bedenkt, dass ich deswegen beinahe geschnappt wurde!“
Stevie sprang auf. Sie wollte nichts mehr hören.
Doch andererseits wollte sie mehr wissen.
Sie drehte sich um und ging ein paar Schritte in Richtung Schlafzimmer und blieb dann wieder stehen.

„Was ist dann passiert?“ wollte sie wissen, ohne dass sie sich zu Dallas umsah.
„Wir haben uns gestritten. Logischerweise!“ erklärte Dallas, die ruhig auf ihrem Platz saß, „Und dabei ist die Spieluhr kaputt gegangen!“
Stevie drehte sich wieder um und sah Dallas mit großen Augen an.
„Eine Figur ist abgegangen!“
Dallas zog an ihrer Kette, deren Ende irgendwo zwischen ihren Brüsten verschwand.
„Diese hier!“ meinte sie und zeigte eine kleine, gerade mal zwei Zentimeter große, Figur, die an ihrer Kette hing.
Stevie starrte auf das kleine Ding in Dallas Hand, was sie nicht wirklich von ihrem Platz aus erkennen konnte.

Eric erkannte die Verzweiflung in Stevie´s Augen. Doch er wusste nicht was er tun sollte.
Anscheinend hatte Dallas die Wahrheit gesagt. Vielleicht war Stevie doch nichts weiter als eine kleine Kriminelle.
„Wie lange kennst du sie?“ kam ihm über die Lippen, bevor er sich dessen bewusst war.
Dallas´ Blick wanderte von Stevie wieder zu ihm.
„Wie?“
„Du sagst, dass du mit ihr zusammen auf Raubzug warst, also kennst du sie schon länger!“ meinte er, „Wie lange also?“
Dallas sah ihn mit großen Augen an und steckte ihre Kette mit dem ungewöhnlichen Anhänger wieder zurück unter ihr Shirt.
„Wieso willst du das wissen, Geisterjunge?“ war ihre Gegenfrage.
Er schüttelte nur den Kopf.

„Weißt du noch mehr über mich?“ kam fast schon geflüstert von Stevie, die kreidebleich mitten im Raum stand und sich mehr als verloren vor kam.
Zuletzt geändert von Nikita LaChance am Fr 13. Jan 2012, 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 6. Jan 2012, 09:08

Kapitel XXIV

„Du existierst nicht!“
So unglaublich diese drei Worte von Dallas auch klangen, sie zogen Stevie den Boden unter den Füßen weg.
„Was soll der Scheiß?“ schimpfte Eric lautstark, „Wenn du nichts weißt, dann sag das einfach. Aber laber nicht so´n Unsinn!“
Dallas ignorierte Eric, der so aussah, als wolle er sie jeden Moment verprügeln.
„Wir haben uns vielleicht nur knapp zwei Monate vor dem Vorfall mit der Spieluhr kennengelernt. Wenn man es so nennen kann!“ begann Dallas zu erzählen, „Du bist plötzlich aufgetaucht und ich ...“
„Was?“ Wieder war es Eric, der nach mehr fragte.
„Die Kleine sah verloren aus!“ Dallas sah zu Eric, „Ich hab im ersten Moment geglaubt, der Hausbesitzer hätte mich erwischt.“
Eric sah sie fragend an.
„Als ich sie getroffen hatte, war ich gerade auf Beutezug!“ erklärte Dallas, wobei es so klang, als hätte sie von Eric erwartet, dass er dies wusste.
„Du hast sie entführt?“
„Nein!“ schimpfte Dallas und sah von Eric wieder zu Stevie, deren Beine nachgegeben hatten und deshalb nun auf dem Fußboden saß und sie mit großen Augen ansah.
„Verdammt, sie ist mir hinterher gelaufen, wie ein kleines Hündchen!“ meinte Dallas gleich, „In dem Haus war ansonsten keiner. Alle waren verreist!“

Noch immer verstand Eric kein einzige Wort.
Die ganze Geschichte von immer unglaubwürdiger.
Und doch wollte er mehr wissen, in der Hoffnung, dass Dallas vielleicht irgendwann mit der Wahrheit herausrücken würde.
„In dem Haus war seit knapp einer Woche keiner mehr gewesen. Ich mach vorher meine Hausaufgaben!“ rechtfertigte sich Dallas, „Ansonsten wär ich doch nicht da rein!“
Stevie schwieg. Immer mehr Fragen tauchten in ihrem Kopf auf.
„Sie schien sich in dem Haus versteckt zu haben, oder so!“ meinte Dallas, wobei sie wieder in Richtung Eric sah.
„Sie hatte mit angesehen, wie ich das Haus durchsuchte und als ich wieder abgehauen bin, ist sie mir hinterher!“
„Du hast sie einfach so mitgenommen?“ Eric sah fragend in Richtung Stevie, die wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß.
„Ich dachte im ersten Moment, dass sie zu dem Haus gehört. Und natürlich hab ich geglaubt, dass ich vielleicht noch ein wenig Geld mit ihr machen könnte.“
Doch dann schüttelte Dallas den Kopf und grinste.
„Was?“ Eric war sofort wieder auf hundertachtzig.
„Sie hat mir das Leben gerettet, deswegen hab ich sie mitgenommen!“

Dallas wartete nicht darauf, dass einer der Beiden sie nach mehr Informationen fragte.
„Ich bin in das Haus rein,“ fing sie an, „und noch bevor ich die Kleine traf, war einer von der Nachbarschaftspolizei da!“
Stevie sah nicht mehr ganz so blass drein. Dennoch wagte sie es nicht, sie vom Fußboden aufzustehen.
„Der Cop oder mehr Möchte-gern-Cop kam auf mich zu und nun ja, er war einer von der Sorte erst schießen und später fragen! Wäre sie nicht aufgetaucht und hätte den Kerl von hinten eins über gezogen, hätte er mich erschossen. Oder zumindest angeschossen!“ erklärte Dallas schmunzelnd, „Mein Raubzug war gelaufen in dem Haus! Nicht nur weil sie aufgetaucht war. Sondern vor allem wegen dem Cop! Und als ich raus gelaufen bin, lief sie mir einfach nach!“

„Das klingt ziemlich gelogen!“ brummte Eric verstimmt.
„Dann frag sie doch nach der Geschichte!“ Dallas wies zu Stevie, „Oh ja, ich vergaß, sie kann sich ja nicht erinnern!“
Eric warf Dallas erneut einen finsteren Blick zu. So hübsch sie auch aussah, so verlogen schien sie zu sein.
Dann teleportierte er sich neben Stevie und hockte sich zu ihr.
„Wir sollten hier weg!“ flüsterte er ihr zu.
Stevie riss ihre Augen von Dallas und sah ihn hilflos an.
„Aber vielleicht weiß sie was über mich!“ meinte sie nur. Im Grunde hoffte sie noch immer darauf irgendetwas über sich zu erfahren.
„Sie erzählt nichts weiter als Lügen!“ war sich Eric sicher.

Dallas hatte ihn gehört. Er wollte es auch so.
„Ich hab versucht irgendetwas über sie heraus zu bekommen!“ verkündete sie ruhig, „Hatte ihre Fingerabdrücke von einem Glas genommen und sie an einen Freund geschickt. Und raus kam gar nichts!“
Wieder richteten sich die Blicke der Beiden auf sie.
„Sie existiert nicht!“ meinte Dallas erneut und grinste.


Larson hatte nicht so lange gebraucht, wie er geglaubt hatte, ehe er die Stadt erreichte, die man ihm zuvor als letzten Aufenthalt von Brandon und seiner merkwürdigen Begleitung genannt hatte.
Man hatte ihm gesagt, dass das Motorrad von Brandon vor einem Waschsalon stand.
Und während er sich dorthin auf dem Weg machte, glaubte er unterwegs jemanden gesehen zu haben, dem er schon mehr als einmal über den Weg gelaufen war.
Allerdings hatte er nicht Zeit um anzuhalten und genauer nachzusehen, wer der vermeintliche Bekannte war.
Er wollte endlich das Mädchen schnappen. Und vielleicht würde er dann auch irgendwann einmal erfahren, warum er sie überhaupt finden sollte.

Larson erreichte den Waschsalon und parkte seinen Wagen neben dem Motorrad.
Er richtete seine Jacke, versteckte seine Waffe im Holster und stieg aus.
Die Passanten auf dem Fußweg schenkten ihm wenig Beachtung.
Larson überprüfte die Kennzeichen der Maschine, nur um sicherzugehen, dass es auch das Motorrad von Brandon war.
Und erst als er sich davon überzeugt hatte, warf er einen kurzen Blick in den Waschsalon.
Er konnte schon von draußen erkennen, dass die gesuchten Personen nicht drinnen waren.
Dennoch ging er hinein.

Im Salon war gerade eine ältere Dame damit beschäftigt ihre Wäsche zu sortieren. Ansonsten war niemand weiter im Salon.
„Entschuldigen Sie,“ fing Larson an und zückte seinen Dienstausweis, „haben sie hier vielleicht eine junge Frau gesehen oder einen langhaarigen Mann, die mit dem Motorrad da draußen hier her gekommen sind?“
Die alte Dame sah ihn kurz an, blickte auf das Motorrad, welches vor dem Fenster parkte und dann wieder auf Larson.
„Hier war niemand!“ gab sie dann endlich zu und begann wieder damit ihre Wäsche zu sortieren.
„War hier wirklich niemand?“ fragte Larson nach und beschrieb ihr die beiden Gesuchten.
Und wieder verneinte die Alte.
Innerlich doch ziemlich aufgewühlt, bedankte er sich bei ihr und verließ den Waschsalon.

„Weit können sie nicht sein!“ meinte er zu sich und sah auf die gegenüberliegende Straßenseite zu dem Café.
Schnellen Schrittes ging er dorthin und befragte den Mann hinter dem Tresen nach den beiden Gesuchten.
Der Mann musterte Larson kurz, so als müsse er abwägen, ob er antworten wollte oder nicht.
„Waren beide hier!“ gab er zu, „Aber nicht zusammen!“
„Wie?“
Larson war sich sicher, dass die beiden sich nicht getrennt hatten. Oder zumindest hoffte er es, denn dank Brandon´s Motorrad würde das Mädchen, solange sie bei ihm war, leichter aufzuspüren sein.
„Der Kerl kam mit ´ner heißen Brünetten hierher. Haben zusammen Kaffee getrunken, ehe ihn ein Kumpel weggebracht hatte. Und kurz danach ist die Kleine aufgetaucht.“
„Und wohin ist sie?“ Larson konnte seine Ungeduld kaum noch zügeln.
„Keine Ahnung! Was geht’s mich an wohin die Leute verschwinden?“ war die Meinung des Angestellten.
„In welche Richtung ist sie verschwunden?“ wollte Larson von dem Mann wissen und sah ihn finster an.
Der Angestellte zeigte einfach nur die Straße hinunter und sofort rannte Larson aus dem Café.

Draußen überlegte er kurz, ob er seinen Wagen mitnehmen sollte. Doch dann dachte er daran, dass Brandon und das Mädchen nicht weit gegangen sein konnten, da immer noch Brandon´s Maschine vor dem Waschsalon stand.
Und so rannte er die Straße hinunter und fragte jeden Passanten unterwegs, ob sie Brandon oder das Mädchen gesehen hatten.


„Irgendwer muss sich ziemlich viel Mühe gegeben haben, deine ganzen Daten verschwinden zu lassen!“ meinte Dallas und stand von ihrem Platz auf.
Sofort stellte sich Eric zwischen sie und Stevie, die sich langsam wieder auf ihre Beine mühte und hinter ihm stehen blieb.
„Ich weiß noch nicht mal deinen Namen!“ gab Dallas zu und sah an Eric vorbei auf Stevie. Für einen Moment wirkte es, als bedauere sie diesen Zustand.

„Du hast gelogen!“ kam leise und verzweifelt von Stevie und dann fügte sie ein noch leiseres „Oder?“ hinzu.
Dallas schmunzelte kurz und schüttelte dann den Kopf.
„Wir haben uns vor sieben Monaten kennengelernt und vor fünf Monaten wieder getrennt!“ erklärte sie mit ruhiger Stimme, „Und das alles wegen der Spieluhr!“
„Aber sie gehört mir!“ Es klang ein wenig trotzig, wie Stevie es sagte. Doch dessen war sie sich sicher.
„Das hast du damals auch gesagt!“ meinte Dallas, „Hast davon geredet, dass sie deiner Großmutter gehört habe. Du konntest nur nicht erklären, wie sie in die Villa gekommen war!“
Stevie nickte kurz und drehte sich wieder um.
Sie wollte nichts mehr hören. Noch immer war sie sich nicht im Klaren, wie viel Wahrheit in der ganzen Geschichte von Dallas steckte. Zudem vertraute sie ihr nicht.
Schließlich hatte sie Brandon entführt, nur um sie in das Hotelzimmer zu locken und ihre dann irgendwelche Märchen aufzutischen.

Stevie ging ins Schlafzimmer und blieb in der Tür stehen.
Noch immer war Brandon bewusstlos und ein wenig beneidete sie ihn darum. Er hatte nichts von der ganzen Geschichte mitbekommen. Nichts davon gehört, dass sie allen Anschein nach eine Diebin war. Wer weiß, was sie noch war?

„Was ist deine Geschichte, Geisterjunge?“ wollte Dallas von Eric wissen, der noch immer vor ihr stand und verhinderte, dass sie Stevie folgte.
„Das geht dich nichts an!“ meinte er nur.
„Hat sie dir auch etwas geklaut oder warum hängst du mit ihr zusammen?“
Eric blieb stumm und biss die Zähne zusammen. Unter anderem um sich jeden bösen Kommentar zu verkneifen.
Doch sie schmunzelte wieder.
Und wäre sie nicht eine so durchtriebene Lügnerin, hätte er vermutlich zurück gelächelt.
„Du stehst auf sie!“ kam ihr über die Lippen und Eric sah sie noch böser an, als ohnehin.
„Wow!“ lachte sie, „Sie hat dir den Kopf verdreht!“
Eric holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf.
Er wollte sich nicht auf das Spiel der Brünetten einlassen.
Doch dafür war es bereits zu spät.
Und er wusste es. Genauso wie sie.

Stevie ignorierte die Stimmen aus dem Nebenraum, ging zum Bett hinüber und setzte sich neben Brandon.
„Das ist alles Mist!“ fluchte sie leise.
Wie sehr hatte sie sich gewünscht, endlich etwas über sich zu erfahren. Doch nun hatte sie Angst davor.
Und noch mehr machte es ihr Angst, dass ihre vermutlich nicht so rosige Vergangenheit ihre Freunde verschrecken könnte. Und dann wäre sie wieder allein.

Von Brandon kam ein Seufzer und Stevie zuckte erschrocken zusammen.
So langsam schien das Betäubungsmittel die Wirkung zu verlieren und er wieder aufzuwachen.
Stevie stand wieder vom Bett auf. Unschlüssig was sie machen sollte.
Vor allem wusste sie nicht, was sie ihm erzählen sollte.
Verwirrt ging sie wieder ins Nebenzimmer, wo sich Eric und Dallas anstarrten.

„Er wacht auf!“ meinte Dallas und richtete ihren Blick auf Stevie, die nervös hinter Eric stand.
Eric sah sich ebenfalls zu ihr um.
„Was jetzt?“ wollte er wissen. Im Grunde wartete er noch immer auf die Erlaubnis, dass er Dallas eine runter hauen konnte. Selbst wenn er eigentlich nie Mädchen oder Frauen schlug.
„Ich weiß nicht!“ kam hilflos von Stevie und sie sah immer wieder von Eric in Richtung Schlafzimmer.

„Gib mir die Spieluhr und du siehst mich nie wieder!“ kam sofort von Dallas und sie trat einen Schritt näher auf Stevie zu.
Weit kam sie allerdings nicht, da Eric sofort wieder dazwischen schritt.
„Mhm!“ meinte Dallas belustigt, „Dein Geisterjunge ist ein prima Wachhund!“
Eric knurrte sie an, was Dallas nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Ich hab die Spieluhr nicht hier!“ gab Stevie zu.
Dallas Lächeln verschwand.
„Wo?“ wollte sie wissen.
„Ich hab sie versteckt!“
„Wo?“ Dallas wurde lauter.
Doch Stevie ließ sich davon nicht mehr beirren. Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor sich.
„Warum sollte ich dir die Spieluhr geben? Sie gehört mir!“ antwortete Stevie mit fester Stimme, obwohl sie innerlich noch immer recht aufgewühlt war, „Du hast meine Freunde bedroht und mich belogen! Also warum sollte ich dir die Spieluhr geben?“
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 13. Jan 2012, 10:03

Kapitel XXV

Dallas war sauer. Ihr Plan ging nicht auf.
Im Grunde hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie Stevie je wiedertreffen würde. So war sie auch ein klein wenig überrascht gewesen, als sie Stevie im Waschsalon erkannt hatte.
Nur Stevie schien sich nicht an sie zu erinnern.
Was allerdings nichts an Dallas Plan änderte, von ihr die Spieluhr wiederzuholen, die ihr die Kleine vor Monaten unter der Nase weggeschnappt hatte.
Dass sie dabei den Freund der Kleinen betäuben und entführen musste, interessierte Dallas im Grunde wenig. Es war nicht das erste Mal, dass sie so vorging. Und vielleicht würde es auch nicht das letzte Mal sein.
Aber noch immer behauptete Stevie sich nicht an sie oder die zwei Monate, die die beiden zusammen unterwegs waren und Häuser leer geräumt hatten, nicht zu erinnern.
Doch noch schlimmer fand Dallas im Grunde, dass die Kleine ihr noch immer die Spieluhr nicht herausrücken wollte.

Beide Frauen starrten sich finster an.
Dallas zornig, weil sie nicht bekam, was sie wollte und Stevie, weil sie einfach wütend auf die Frau ihr gegenüber war, die ihre Freunde bedroht hatte.
„Ich bin nicht die einzige, die dich sucht!“ fing Dallas plötzlich an.
Doch Stevie ließ sich davon nicht beirren.
„Das wissen wir!“ fauchte Eric ihr entgegen.
„Es gibt da das Gerücht, du hättest was großes geklaut!“ meinte Dallas und spielte wieder mehr die überhebliche Verführerin.
Sie war es geübt von einer Stimmung in die nächste zu wechseln. Wie eine Schauspielerin oder vielmehr eine Trickbetrügerin. So bekam sie auch meist ihre Beute.
„Du solltest verschwinden!“ knurrte Stevie sie an und drehte sich wieder zum Schlafzimmer um.
„Er soll nicht so freundlich sein wie ich!“
„Du sollst verschwinden!“ wiederholte Stevie etwas lauter.
„Warum? Es macht doch soviel Spaß hier!“ Dallas zwinkerte Eric zu, der mehr oder weniger noch immer auf ein Wort von Stevie wartete, dass er Dallas irgendwie vertreiben sollte.


Im Nebenraum wachte Brandon allmählich auf.
Sein Kopf fühlte sich an als hätte er gerade einen Boxkampf hinter sich oder zumindest ein ziemlich starkes Trinkgelage.
Er sah sich um und versuchte sich zu erinnern, wie er in das Zimmer gekommen war. Doch sein Geist war leer.
Nur schwach konnte er sich daran erinnern mit jemanden Kaffee getrunken zu haben.
Eine hübsche Brünette.
Und dann war ihm schwindelig geworden.
Und dann nichts.

Nur schwach konnte er die Stimmen von Stevie und Eric ausmachen und einer dritten Person. Brandon brauchte einen Moment ehe er die Stimme der Brünetten wiedererkannte.
Und er brauchte noch ein paar Sekunden länger, ehe er heraushörte, worüber die drei im Nebenraum sprachen.

Er hörte etwas von Diebstahl, Verfolgung und Ärger.
Sofort fielen ihm Mike´s Worte wieder ein.
Er hatte ihn gewarnt. Vor Stevie und ihrer möglicherweise gefährlichen Vergangenheit.
Doch so gefährlich wirkte die Kleine nicht auf ihn.
Wenn er die beiden Frauen, die sich im Nebenraum mehr oder weniger gegenseitig anschrien, beurteilen müsste, so würde er eher auf Dallas tippen, wenn es darum ging, wer gefährlicher sei. Und nicht nur, weil sie ihn unter Drogen gesetzt hatte.

„Du weißt nicht, was er tun wird, wenn er dich erst mal hat!“ hörte Brandon Dallas sagen.
„Das kann dir egal sein!“ schimpfte Stevie zurück.
„Ich könnt dir vielleicht aber helfen!“ schlug Dallas vor, „Ich könnt ihn dir vom Leib halten!“
Dallas klang fast genauso, wie als sie Brandon nach einem gemeinsamen Kaffee gefragt hatte.
„Wie willst du ihr helfen können? Du willst doch nur diese blöde Spieluhr!“ fuhr Eric dazwischen.
„Nicht so finster, Geisterjunge!“ lachte Dallas nur.

Brandon konnte sich mehr oder weniger nur vorstellen, was im Nebenraum vor sich ging.
Noch immer schwamm das Bild vor seinen Augen, als dass er sich nun traute aufzustehen und nachzusehen.
Nur noch ein paar Sekunden und er würde zu den anderen gehen.


Eric war auf Dallas zugegangen und packte sie an den Schultern. Er versuchte sie in Richtung Zimmertür zu drängen, sodass er sie aussperren konnte.
Doch sie riss sich los von ihm und versuchte um ihn herum zu Stevie zu gehen. Allerdings war Eric schneller und hielt sie davon ab.
„Warum rufst du nicht dein Wachhund zurück?“ fragte Dallas genervt Stevie.
„Geh!“ antwortete diese nur, „Du kannst weder helfen, noch weißt du irgendwas!“
„Ich könnte es aber herausbekommen!“ meinte Dallas eifrig und versuchte dagegen anzukämpfen, dass Eric sie wieder in Richtung Ausgang schob.
„Ich will deine Hilfe aber nicht!“ schrie Stevie und sah sie böse an.
Dallas blickte ebenso finster zurück.
Und schon stand sie an der Zimmertür.


Chuck war gerade zu seiner Verlobten zurückgekehrt, die sich natürlich lautstark darüber ausließ, dass er sie zu lange allein gelassen hatte.
Er allerdings hörte nur halb zu. Ihm ging gerade etwas ganz anderes durch den Kopf.
Er hatte lediglich eine Nachricht überbringen sollen. Das war im Grunde alles gewesen, was man von ihm gefordert hatte.
Und obwohl dieser Auftrag harmlos klang, wusste er das es mit größter Wahrscheinlichkeit etwas viel größeres war.
Nicht nur, weil er die Brünette, die er kurz in einem Caféhausfenster gesehen hatte, wiedererkannte. Dallas, so hübsch wie auch hinterhältig. Wenn sie weniger auf Geld und andere Wertgegenstände stehen würde, so hätte er sie sich geangelt. Oder es zumindest versucht.
Seine Verlobte war zwar auch ziemlich auf Geld und Schmuck versessen, aber im Gegensatz zu Dallas, reichte es ihr, wenn er ihr gelegentlich mal eine Kette oder ein paar Ohrringe schenkte.
Bei Dallas müsste er vermutlich gleich mit dem ganzen Schmuckladen plus dessen Tageseinnahmen und den von dem Laden daneben gleich mit auftauchen. Zudem war Dallas manipulativ. Mehr als es für seinen Geschmack nach gut war.

„Was ist los mit dir? Ich denke, wir wollten noch essen gehen!“ jammerte Chuck´s Verlobte ihn an. Für einen Moment machte sie sich Sorgen um ihn und befürchtete schon, dass sie ihn diesmal zu sehr gescholten hatte.
„Es ist nichts!“ versicherte er ihr und schlug den Italiener vor, in dem sie bereits vor kurzer Zeit ihre Verlobung gefeiert hatte.
Sie sah ihn kurz an. Dann aber lies sie sich überzeugen, dass alles in Ordnung sei und ließ sich von ihm zum Restaurant führen.
Chuck versuchte sich wieder voll und ganz auf seine Verlobte zu konzentrieren und redete sich ein, dass er mit der Sache, die Dallas gerade ausbrütete nichts zu tun hatte oder zu tun haben wollte.

Sein Handy klingelte und seine Verlobte sah ihn böse an.
„Willst du jetzt wieder weg rennen?“ fragte sie sofort genervt.
Er schüttelte den Kopf und wollte das Gespräch weg drücken.
Doch kaum hatte er sein Mobiltelefon aus seiner Tasche gezogen, fiel sein Blick aufs Display und er erstarrte.
Anstatt einer Nummer stand da ein kurzer Text.
„Deine Freundin gegen Informationen! ICU“
Chuck sah sich um, während seine Verlobte schon wieder wütend ein paar Schritte ohne ihn weiter gegangen war.
Und als sein Blick auf sie fiel, bemerkte er einen roten Punkt auf ihrem Rücken. So als habe man dorthin einen Laserpointer gerichtet oder eben eine Waffe.
Das Handy klingelte noch immer und zittrig nahm er das Gespräch an.
„Deine hübsche Freundin gegen eine kleine Information!“ meinte die Stimme am anderen Ende zu ihm.
„Was für eine Information?“ wollte Chuck wissen und sah seiner Verlobten nach, die sich der Gefahr, in der sie gerade steckte, nicht bewusst war.
„Wohin sind D.C. und die Kleine verschwunden?“
Chuck wusste, dass Dallas ihm Ärger bringen würde. Nur hatte er gehofft, er würde sich diesbezüglich irren.
„Sie sind ins Regent, Zimmer 221!“ antwortete Chuck mit zittriger Stimme.
„Wenn du mich belügst, wirst du´s bereuen!“ bekam er zu hören, noch ehe das Gespräch beendet wurde.
Chuck sah noch immer auf den Rücken seiner Verlobten und nur wenige Sekunden nachdem das Telefongespräch vorbei war, verschwand der rote Laserpunkt auf ihrem Rücken und Chuck atmete tief durch.

Wie sehr wünschte er sich, dass er nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun haben würde. Nur einmal einen kleinen Fehler gemacht und dann würde man diesen sein Leben lang bereuen.
Und nun war es nicht mehr nur sein Leben, was in Gefahr war. Wegen einer kleinen Dummheit, die er als Teenager mal begangen hatte. Und nun ja, die ein oder zwei oder eben mehren kleinen Dummheiten danach.
Chuck lief an die Seite seiner Verlobten, entschuldigte sich erneut dafür, dass er sie kurz zuvor versetzt hatte und versprach ihr, dass es nicht noch einmal vorkommen würde. Er betete innerlich dafür.
Doch er wusste, dass er nichts dagegen tun konnte, außer jetzt den Moment mit ihr zu genießen, solange es noch ging.


Brandon war nun doch aufgestanden und ein klein wenig wacklig auf den Beinen, als er das Schlafzimmer verließ.
Dallas sah ihn als erste und sah kurz überrascht drein.
„Wieso hast du das gemacht?“ wollte Brandon von ihr wissen und erst jetzt bemerkten ihn auch Stevie und Eric.
Dallas schmunzelte.
„Irgendwie musste ich doch die Kleine anlocken!“ meinte sie dann.
Brandon sah irritiert zu Stevie hinüber, die ihn schuldbewusst ansah.
Doch sie traute sich nicht etwas zu sagen.

Dallas riss sich wieder von Eric los, blieb aber an der Tür stehen und sah in Brandon´s Richtung.
„Deine kleine Freundin ist eine Diebin!“ fing sie an, „Und ich wollte, dass sie mir zurück gibt was mir gehört!“
Stevie drehte sich sofort zu ihr um und sah sie finster an.
„Was? Wolltest du nicht, dass er es erfährt?“ lachte Dallas.
„Was soll sie gestohlen haben?“
Brandon hatte nicht viel mitbekommen. Ein Großteil des Gesprächs hatte er verschlafen.
„Soll ich es ihm sagen?“ wollte Dallas von Stevie wissen und noch ohne ihre Antwort darauf, richtete sie sich an Brandon: „Eine Spieluhr! Meine Spieluhr! Das hat sie geklaut!“

Wieder sah Brandon zwischen beiden Frauen hin und her.
Dallas sah im Gegensatz sehr zufrieden aus mit ihrer Aussage.
„Zwei Monate lang haben wir Leute beklaut!“ erzählte Dallas, wobei sie ziemlich stolz klang, „Und dann eines Tages beschloss die Kleine hier, dass sie einfach nicht mehr teilen will und verschwindet einfach mit der Spieluhr!“
Wieder fiel sein Blick auf Stevie, die noch immer Dallas mit finsteren Blicken durchbohrte.
„Vermutlich hätte sie dich auch jeden Moment beraubt!“ meinte Dallas, „Das kann sie am Besten!“
„Sei still!“ rief ihr Stevie entgegen. Aber ihre Stimme klang nicht mehr ganz so stark, wie sie es gewesen war, bevor Brandon aufgetaucht war.
„Sie spielt das hilflose kleine Mädchen und jeder fällt drauf rein!“ lachte Dallas.

Eric sah zu Stevie hinüber. Für einen kurzen Moment glaubte er Dallas.
Stevie, die einen auf hilflos machte, um dann zu bekommen, was sie wollte.
Er selbst hatte Stevie erst nach ihrem Unfall oder was auch immer es gewesen war, was sie in das Krankenhaus gebracht hatte, kennen gelernt. Er kannte sie weder als wirklich hilfloses Mädchen, noch als jemanden, der andere ausbeutete.

„Sie ist vermutlich noch viel gefährlicher!“ kam es von Dallas und Eric´s Blick fiel wieder auf sie.
„Sie wird dir noch jede Menge Ärger einbringen!“ meinte Dallas in Brandon´s Richtung, „Sie wird dich nicht nur ausrauben. Vielleicht wird sie noch dafür sorgen, dass du im Krankenhaus landest oder vielleicht für immer verschwindest!“
Stevie schüttelte den Kopf. Wagte es aber noch immer nicht, zu Brandon zu sehen, dessen Blick wieder auf sie gefallen war.
„Ich bin nicht die einzige, die hinter ihr her ist!“

Es reichte Eric. Wenn er nicht ein Gentleman wäre, so hätte er Dallas für ihre Lügengeschichten eine Ohrfeige verpasst.
Doch er riss sich zusammen, packte sie an den Schultern und riss die Zimmertür auf, um sie hinauszustoßen.
Zuletzt geändert von Nikita LaChance am Fr 20. Jan 2012, 09:30, insgesamt 1-mal geändert.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 13. Jan 2012, 10:03

Kapitel XXVI

Larson ging bereits einige Minuten die Straße hinunter und befragte Passanten nach Brandon und seiner Begleitung.
Er wollte schon aufgeben und wieder zurück zu seinem Wagen, als endlich ein alter Mann ihm einen Hinweis geben konnte.
Der alte Mann verwies Larson auf das Hotel, an welchem er bereits vorbei gelaufen war.
Ein wenig erleichtert lief Larson zurück und ins Hotel hinein.
Wo er allerdings sogleich sein nächstes Problem erkannte.
Er wusste nicht, in welchem Zimmer sich die beiden aufhalten würden.
Er hoffte, dass man ihm an der Rezeption Auskunft geben könnte.

Mit Charme und natürlich seinem Dienstausweis erhielt er die Antwort von einer jungen Blondine, die er, wenn er Zeit hätte, zum Essen ausgeführt hätte, inklusive einer heißen Nacht natürlich.
Doch seine Arbeit hatte Vorrang und so sehr er es auch bedauerte, er riss sich von der Rezeptionistin los und ging zum Fahrstuhl hinüber.
„Der junge Mann war betrunken und ein Freund hat ihn aufs Zimmer gebracht!“ hatte die Blondine ihm erklärt und Larson fragte sich, wer nun der fremde Freund sei, der Brandon aufs Zimmer geholfen hatte.
Irgendetwas kam ihm an der ganzen Geschichte seltsam vor.


Eric hatte die Tür aufgerissen und wollte Dallas bereits auf den Flur stoßen als er inne hielt und sie mehr oder weniger wieder ins Zimmer zurück riss.
Da sie mit dem Rücken zur Tür und dem dahinter liegenden Flur gestanden hatte, wusste sie nicht, weswegen er so reagierte und sah ihn irritiert an.

„Schön!“ hörte sie eine Stimme hinter sich und erbleichte, „Gleich alle beide auf einmal!“
Dallas drehte sich der Stimme zu und erschrak noch mehr.
Nicht nur dass sie den Mann schon einmal gegenüber gestanden hatten, so hielt er doch auch eine automatische Waffe auf sie gerichtet.
Mit einer kurzen Bewegung machte der Mann zu verstehen, dass Dallas und Eric wieder in den Raum treten sollten und verschloss die Tür hinter sich.

Keiner wagte etwas zu sagen.
Brandon war einfach nur überfordert, da er noch immer ein wenig schwach auf den Beinen war, dank Dallas und ihrem Betäubungsmittel. Und zudem wusste er noch immer nicht genau, was vor sich ging.
Stevie starrte nur bleich auf den fremden Mann und seine Waffe.
Und Eric hielt Dallas noch immer am Arm und zog sie mit sich, als er näher zu Stevie trat und somit weiter von der Waffe weg.
Im Grunde war er der einzige, der sich keine Sorgen machen müsste. Die Waffe könnte ihm selbst nichts anhaben. Dafür aber Stevie und Brandon und sogar Dallas. Auch wenn er sie nicht leiden konnte, wollte er nicht sehen, wie sie erschossen wurde.

„Was willst du?“ kam mit zittriger Stimme von Stevie. Sie versuchte stark zu wirken und dem Mann in die Augen zu sehen. Doch immer wieder fiel ihr Blick auf dessen Waffe.
Der Mann musterte sie und grinste dann.
„Hätte nicht gedacht, dass du mal soviel Wert sein könntest!“ meinte er dann grinsend.
Stevie schluckte den Kloß runter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte und trat einen winzigen Schritt nach vorn, den er bemerkte und die Waffe in ihre Richtung bewegte.
„Was willst du?“ wiederholte sie ihre Frage.
„Der Boss hat eine schöne große Summe auf deinen Kopf ausgeschrieben!“ meinte er, „Du bist sogar mehr wert, als diese kleine Schlampe!“ Er deutete mit seiner Waffe kurz auf Dallas und hielt sie dann wieder auf Stevie gerichtet.
„Versteh nur nicht warum! Sie ist doch viel heißer!“
Dallas sah aus ihren Augenwinkeln kurz zu Stevie, so als müsse sie überprüfen, ob er recht hatte. Dann aber sah sie wieder zu dem Mann mit der Waffe.

„Setzt euch!“ befahl dieser und deutete auf die Sitzplätze im Wohnzimmer.
Wortlos gingen alle dem Befehl nach und Eric setzte sich neben Dallas auf die kleine Couch und Stevie überließ Brandon den Platz neben Dallas. Nicht weil sie nicht neben ihr sitzen wollte, sondern vielmehr, weil Brandon aussah, als würde er jeden Moment den Boden unter den Füßen verlieren.
Der Mann mit der Waffe musterte sie erst, da sie keine Anstalten machte sich zu setzen, und grinste dann kopfschüttelnd.

„Bist ganz schön rum gekommen!“ meinte er zu Stevie.
Er stellte sich der Couch gegenüber und nahm die Waffe runter. Allerdings hielt er sie so, das er sie jeden Moment wieder ohne Probleme auf einen der vier richten und schießen könnte, noch ehe sie einen Schritt machen könnten.
Stevie antwortete nicht. Sie hätte eh nichts dazu sagen können.
„Über ein halbes Jahr bin ich schon hinter dir her!“ meinte der Fremde, „Und vor vier Monaten hätte ich dich auch fast erwischt!“
Eric sah zu ihr hinüber, so als erwarte er von ihr, dass sie ihm darüber aufklärte, worüber der Mann sprach.

Stevie musterte den Fremden und versuchte sich krampfhaft zu erinnern.
Der Typ war um die fünfzig, aufgedunsen und schmuddelig. Seine Aufmachung ähnelte eher einem Mann, der die meiste Zeit in der Bar verbrachte und sich wenig um Beruf und Familie kümmerte. Zumindest roch er stark nach Bar. Seine dunklen Haare waren strähnig und benötigten neben einer Haarwäsche und einem Kamm auch dringend einen neuen Schnitt.
Und wieder versagte ihr Hirn. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie ihn schon einmal gesehen hatte.

„Warum bist du auch hinter mir her?“ kam etwas zaghaft von Dallas und der Mann richtete ihre Aufmerksamkeit auf sie.
Er grinste sie an und entblößte seine gelben Zähne.
„Schätzchen, du bist eine Diebin!“ meinte er zu ihr, „Du hast dem Boss irgendeine Halskette geklaut und einen Wagen.“
Dallas sah ihn kurz irritiert an, so als würde sie sich nicht daran erinnern, je so was getan zu haben.
„Und selbst, wenn er dich nicht auf seine Liste gesetzt hätte, so hätte ich nach dir gesucht!“ lachte der Kerl, „So heiß wie du bist!“
Dallas verzog das Gesicht. Sie wollte sich erst gar nicht vorstellen, was er damit meinte.

„Wenn du mich haben wolltest, kannst du sie gehen lassen!“ kam von Stevie, die allmählich ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Warum sollte ich?“ wollte er von ihr wissen.
Stevie sah zu den beiden Männern auf der Couch und dann wieder zu dem Bewaffneten gegenüber.
„Sie haben nichts damit zu tun!“ meinte sie dann.
Doch der Mann schüttelte den Kopf.
„Das ist mir eigentlich ganz egal!“ war seine Meinung.
Stevie biss die Zähne zusammen, um nicht irgendetwas dummes zu sagen.


Larson ging den Flur entlang auf der Suche nach dem Zimmer 221 und als er es fand, blieb er stehen und sah sich um.
Niemand sonst war auf dem Flur und dennoch hatte er ein ungutes Gefühl.
Noch einmal sah er nach rechts und nach links. Dann zog er seine Waffe.


Brandon war übel. Nicht nur dass ihm immer noch der Kopf dröhnte wegen dem Mittel was ihm Dallas verabreicht hatte. Nun war da auch noch dieser Typ, der beinahe schon einem versoffenem Penner glich, und ihn sowie Eric, Stevie und Dallas bedrohte. Und das mit einer Schusswaffe.
Nie im Leben hätte er daran gedacht, dass sein eigentlich als eine Art Selbstfindungstrip geplanter Ausflug darauf hinaus lief, immer wieder in irgendeine gefährliche Situation zu geraden. Und das war noch nicht mal seine eigene Schuld. Mehr oder weniger!
„Was genau hat sie gestohlen?“ hörte er sich selber fragen und der Blick des Mannes fiel auf ihn.
„Das geht dich nichts an!“ gab er zu verstehen.
„Er hat dir nichts gesagt!“ stellte Dallas fest und der Mann warf ihr einen wütenden Blick zu.
Stevie interessierte es brennend, warum man sie verfolgte. Doch irgendwie schien es, als habe man niemanden erzählt, was sie eigentlich gestohlen haben sollte und dennoch verfolgte man sie.
Und noch schlimmer man bedrohte ihre Freunde.

„Lass sie gehen und ich komm mit dir mit!“ meinte sie mit fester Stimme und erweckte somit wieder die volle Aufmerksamkeit das Fremden.
Er überlegte kurz und schmunzelte dann überheblich.
„Du würdest alles tun, nur damit ich sie gehen lasse?“ wollte er wissen und musterte sie kurz.
Stevie schluckte erneut.
„Lass sie erst gehen!“ befahl sie.
„Warum denn, Kleines?“ lachte er und trat einen Schritt näher auf sie zu.
Eric war kurz davor aufzuspringen, doch Dallas krallte sich in seinem Oberschenkel und Stevie machte eine kleine Bewegung mit der Hand, die nur er zu verstehen schien. Sie wollte, dass er nichts tat. Und dass irritierte ihn mehr, als dass was der Kerl vermutlich jeden Moment anstellen wollte.

Brandon starrte auf den Mann mit der Waffe und folgte dessen Blick und sah dann zu Stevie.
Sie hatte sich nicht von ihrem Fleck gerührt und sah mit eiserner Miene auf ihr Gegenüber.
Sie so zu sehen beeindruckte und beängstigte ihn gleichermaßen.
Doch er wusste nicht was er tun sollte.
Und so blieb ihm nichts, als zu warten, was passierte.

„Sie gehen und ich bleibe!“ meinte sie erneut zu ihrem bewaffneten Gegenüber.
„Kleines, warum? Magst du nicht, dass sie zusehen?“ lachte er, „Wir können doch noch ein klein wenig Spaß haben, bevor wir zum Boss gehen und ich mein Geld bekomme!“
Stevie versuchte ihren Ekel nicht zu zeigen. Im Grunde kam ihr gerade ihr Frühstück hoch und sie zwang sich es drin zu behalten.
Sie holte tief Luft und ging widerwillig einen Schritt auf ihn zu.
Wieder lachte er und kam näher.

Diesmal hielt Eric nichts zurück.
Er sprang auf und zog die Waffe, die er zuvor Dallas abgenommen hatte aus seinem Hosenbund und richtete sie auf den Mann.
Dieser war nur kurz überrascht über diese Aktion. Doch er erholte sich schnell von dem Schreck und sprang nach vorn und schnappte sich Stevie.
„Was nun, du Held?“ wollte er von Eric wissen. Er hatte blitzschnell Stevie gepackt und hielt sie mit einem Arm fest umklammert, während er ihr die Waffe an die Schläfe hielt.
„Noch bevor du abdrückst, ist sie tot!“ erklärte er und presste seine Waffe demonstrativ gegen Stevie´s Schläfe.
Stevie versuchte automatisch den Arm von sich zu reißen, doch alles was sie damit erreichte war, dass der Kerl sie noch fester hielt und seinen Arm dabei näher an ihre Kehle presste und sich selbst noch mehr an ihren Rücken.

Eric hielt seine Waffe weiterhin auf den Mann gerichtet. Er musste es versuchen. Selbst wenn er wusste, dass er den Kerl niemals treffen würde. Er hatte, seines Wissens nach, noch nie auf irgendwen oder irgendetwas geschossen. Vielleicht war es auch gut, dass die Waffe, die er nun auf sein Gegenüber gerichtet hatte, nicht geladen war.
„Was willst du nun machen?“ wollte der Kerl von ihm wissen und presste sein Gesicht an Stevie, die ihres vor Ekel verzog.
Von Nahem roch er noch mehr, musste sie feststellen.
Aus ihrem Augenwinkel konnte sie Brandon sehen, der kreide blass zu ihr starrte, so als könne er noch immer nicht fassen, was vor sich ging.
Selbst Dallas sah entsetzt drein.


Larson hatte Stimmen gehört.
Mehr als nur ein oder zwei.
Er wartete kurz.
Wenngleich er nicht wusste worauf.
Doch im Grunde wusste er nicht, was in dem Zimmer vor sich ging.
Bestenfalls würde er Brandon und das Mädchen finden, die er seit einer Weile verfolgte. Vielleicht auch ihren merkwürdigen blonden Begleiter, der immer wieder mal auftauchte.

Aber die Stimmen, die aus dem Zimmer zu hören waren, machten nicht nur deutlich, dass mehr als die zwei, drei Personen im Raum waren.
Es hörte sich an als gäbe es ein Problem.
Kurz überlegte er, ob er nicht erst Verstärkung rufen sollte.
Doch was sollte er ihnen sagen? Dass er ein Mädchen, ohne ersichtlichen Grund ins Hotel gefolgt war?
Und davon abgesehen, wenn es in dem Raum gerade um Leben und Tod ging? Dann würde alles zu spät sein, ehe die Verstärkung eintraf.

Er entsicherte seine Waffe und trat gegen die Tür.


Der Mann mit Stevie als Geisel zuckte als erster zusammen und sprang von der Tür weg und richtete seine Waffe zu dem Mann, der die Tür eingetreten hatte.
Auch Eric richtete seine Waffe auf den Neuankömmling.
Und Dallas hatte kurz erschrocken aufgeschrien und klammerte sich nun fest an Brandon, der jeden Moment aufgesprungen wäre vor Schreck.

Die drei Bewaffneten sahen sich gegenseitig an.
Der Geiselnehmer musterte den Neuankömmling kurz und richtete seine Waffe dann wieder an Stevie´s Schläfe und packte sie wieder fester.
„Was willst du hier?“ wollte er von dem Neuen wissen.
Dieser musterte kurz die Situation und richtete seine Waffe auf Stevie´s Geiselnehmer.
„Lass sie los!“ meinte er zu ihm.
„Du hast mir nichts zu befehlen!“ knurrte dieser zurück.

„Ich bin Agent Larson vom FBI!“ gab der Neue sich zu erkennen und trat einen Schritt näher auf Stevie und den Mann hinter sich zu.
„Das ist mir scheiß egal!“ knurrte der Mann hinter Stevie nur, „Ich will die Kleine hier!“
Larson lies nur kurz seinen Blick schweifen. Er bemerkte, dass der Blonde seine Waffe wieder auf den Mann hinter dem Mädchen gerichtet hatte, während die beiden auf der Couch aussahen, als wüssten sie nicht, was sei tun sollten.

„Wenn du nicht verschwindest, ist ihr Hirn Mus!“ gab der Fremde zu verstehen.
„Das wär nicht so gut!“ meinte Larson nur, „Ich dachte, du wolltest sie lebend?“
Die Frage hatte Stevie ihren Geiselnehmer auch stellen wollen. Allerdings wollte sie ihr Glück, wenn man es denn als solches bezeichnen sollte, nicht über strapazieren.

Larson tat einen weiteren Schritt auf Stevie und den Fremden zu und dieser mit ihren einen weiteren zurück.
Eric kam ebenfalls näher mit gezückter Waffe. Doch keiner der beiden Bewaffneten beachtete ihn.
Und dann verschwand Eric von seinem Fleck und tauchte hinter Stevie´s Geiselnehmer auf, ohne dass dieser es bemerkte.
Selbst Stevie bekam es nicht mit und war deshalb genauso erschrocken, wie Larson und der Fremde.

„Lass sie los!“ knurrte Eric dem Mann ins Ohr und bohrte ihm seine Waffe in den Rücken.
Der Mann biss die Zähne zusammen und wägte seine Chancen ab.
„Ich kann sie dennoch erschießen!“ meinte er zu Eric, ohne sich umzudrehen.
Als Beweis drückte er die Waffe fester gegen Stevie´s Kopf, so dass sie schon befürchtete, dass er mit seiner Waffe allein ihren Schädel durchdringen wollte.
„Junge, misch dich nicht ein!“ schimpfte Larson und zielte noch immer auf den Fremden hinter Stevie.

Stevie sah kurz zu Brandon und Dallas, die noch immer fassungslos auf der Couch saßen und das ganze Schauspiel verfolgten.
Dann sah sie auf den FBI-Mann vor sich. Sie wusste nicht genau, was er eigentlich wollte. Doch sie hoffte insgeheim, dass er so gut war, wie er tat. Und dass er den Kerl hinter ihr irgendwie aus dem Verkehr ziehen würde.
Sie holte tief Luft.
„Eric, jetzt!“ schrie sie und riss an dem Arm ihres Geiselnehmers und trat ihm gleichzeitig mit voller Wucht auf den Fuß.

Eric wusste im ersten Moment nicht, weswegen sie nach ihm gerufen hatte und was sie von ihm erwartete.
Dann aber sah er ihren Angriff oder vielmehr ihren Befreiungsversuch und griff den erschrockenen Mann von hinten.

Larson war ebenso überrascht, wie Stevie´s Geiselnehmer von ihrer Aktion und ebenso überrascht von der Attacke des Blonden, der den Geiselnehmer nach hinten riss.
Allerdings riss er dabei auch das Mädchen mit und die Waffe des Mannes war noch immer entsichert und schussbereit.

Stevie wollte aufspringen, doch der Kerl hielt sie fest und wollte sie nicht freigeben.
Eric hatte seine Waffe einfach zur Seite geworfen und hatte nach der des Mannes gegriffen.
„Scheiße!“ war das einzige was Larson über die Lippen kam, als er die drei am Boden nach der Schusswaffe kämpfen sah.
Doch noch ehe er eingreifen oder etwas zu ihnen sagen konnte, fiel ein Schuss.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 20. Jan 2012, 09:31

Kapitel XXVII

Was geht einem durch den Kopf, wenn man bedroht wird? Wenn man dem Tod ins Auge sieht?
Schreit man um Hilfe? Betet man? Kämpft man? Oder ergibt man sich einfach?

Während Polizisten auf die Möglichkeiten in einen Schusswechsel zu geraten mehr oder weniger vorbereitet sind oder vielmehr damit rechnen müssen, geht es dem Großteil der zivilen Bevölkerung nicht so.

Dallas hatte erschrocken zusammengezuckt und ihre Finger in Brandon´s Arm gekrallt, so fest, dass er vermutlich noch ein paar Tage später blaue Flecke davon tragen würde.

Brandon aber achtete nicht auf sie. Angestrengt starrte er auf die vier, die sich gegenseitig bedrohten oder vielmehr bekämpften.
Er konnte seine Augen nicht abwenden.

Larson starrte ebenfalls auf die drei vor sich.
Trotz des Schusses waren sie noch immer dabei sich gegenseitig um die Waffe zu streiten.
Er richtete seine Waffe auf die Kämpfer, bekam aber kein gutes Ziel. Er wollte nicht auf den Blonden oder das Mädchen schießen. Schließlich war er immer noch für Gesetz und Ordnung zuständig und das verbot ihm auf Unschuldige zu schießen.
Auch wenn es immer noch nicht geklärt war, wie unschuldig das Mädchen wirklich war.
Nur hier war in seinen Augen der Penner der Böse.

Der allerdings steckte noch immer zwischen Eric, der ihn unablässig angriff, und Stevie, die sich freizukämpfen versuchte.
„Ich kill sie!“ schrie er. Er hatte allen Anschein nach nicht mit einer solch großen Gegenwehr gerechnet.
„Ich mach dich vorher fertig!“ schrie der Blonde zurück.

„Lasst die Waffe los!“ war das einzige was Larson ihnen entgegen rief. Noch immer hatte er kein richtiges Ziel.
Egal in welches Körperteil er auch dem Mann schießen würde, er hatte immer noch die Oberhand und könnte jeden Moment den Blonden oder viel schlimmer das Mädchen erschießen.

Stevie kratzte und biss. Doch noch immer war sie in der Gewalt des Mannes.
Sie konnte Eric sehen, der ihr zu helfen versuchte. Aber sie konnte aber auch die Waffe in der Hand ihres Angreifers sehen.
Und auch den FBI-Mann, der die Waffe auf die drei Kämpfer am Boden richtete.
Sie ließ locker, spürte wie der Arm des Mannes, der mehr oder weniger unter ihr lag, sich fest um ihren Hals legte und ihr allmählich im Kampf gegen Eric, die Luft abschnürte.
„Eric!“ kam leise über ihre Lippen und dann sah sie zu Larson auf.

Larson wusste nicht was mit ihr los war. Ebenso wenig ihr blonder Freund, der nur kurz zu ihr sah und gleichzeitig noch immer um die Oberhand an der Waffe kämpfte.
„Tu es!“
Keiner wusste an wen sich Stevie richtete. Sie sah in Larson´s Richtung und schloss dann einfach die Augen.
Mit einer Hand suchte sie nach der ihres blonden Freundes und als sie seinen Arm erwischte hielt sie ihn einfach fest.
Der reagierte überrascht und verlor für einen Moment den Griff an der Waffe.
„Tu es!“ schrie Stevie erneut.

Larson sah wie der Mann, der noch immer durch den Körper des Mädchen Großteils abgeschirmt war, die Gewalt über seine Waffe wieder bekam und sie in seine Richtung bewegte.
Und Larson reagierte.
Und schoss.
Und traf.

Zu seinem Glück traf er den Geiselnehmer und nicht das Mädchen.
Vor Schmerz lies er seine Waffe fallen, die der Blonde zur Seite warf und dann das Mädchen zu sich riss und mit ihr von dem Angreifer weg groch.
Larson ging näher auf den Mann zu.
Nun harmlos. Ungefährlich.
Er starrte zu Larson hinauf und auf die Waffe, die Larson auf ihn gerichtet hielt.
„Es ist egal!“ lachte der Mann plötzlich auf, „Ich bin nicht der Einzige!“

Stevie starrte ihren Angreifer an und bekam nicht wirklich mit, wie Eric sie fest an sich drückte.
Es würde immer jemand auf ihrer Spur sein. Das wusste sie oder ahnte es vielmehr. Und das alles wegen einer Sache, die soweit im Dunkeln ihrer unbekannten Vergangenheit lag.
Sie wollte endlich Antworten. Doch die schien ihr keiner geben zu können.

„Er wird dich finden!“ Der Mann hatte seinen Kopf Stevie zugewandt, damit er sie besser sehen konnte. Er atmete schwer.
„Er wird dich finden! Früher oder später!“ lachte er, „Und deine Freunde können dich nicht beschützen!“

Larson sah von dem Mann auf das Mädchen und den Blonden und fasste einen Entschluss.
„Verschwindet!“ meinte er zu den Beiden.
Sie sahen ihn mit großen Augen an.
„Macht schon!“ schrie Larson erneut, „Verschwindet endlich!“
Der Blonde half seiner Freundin auf und beide gingen zitternd aus dem Raum.
„Das kannst du nicht machen!“ schrie der Mann am Boden und versuchte sich aufzurappeln.
Doch Larson lies ihn nicht weit kommen.


Eric führte Stevie am Arm aus dem Zimmer. Er zitterte ebenso sehr wie sie, obwohl für ihn selbst keine Gefahr bestanden hatte.
„Wir müssen verschwinden!“ flüsterte er ihr zu und sie nickte nur.
Nicht ein einziges Mal sah sie zurück. Sie ging, so als sei sie ferngesteuert.
Ein klein wenig erinnerte sie diese Flucht an die Flucht aus dem Krankenhaus vor Monaten. Da hatte sie sich auch darauf verlassen, dass Eric sie herausführen würde.

Er führte sie aus dem Hotel, vorbei an den neugierigen und aufgeschreckten Passanten, die die zwei Schüsse gehört hatten. Er führte sie die Straße entlang. Den Weg zurück, den sie gegangen waren.
Bis hin zu dem Waschsalon, wo noch immer Brandon´s Motorrad stand.
„Wir müssen hier weg!“ erklärte er ihr und sie nickte nur stumm.
Das Zittern hatte aufgehört und doch fühlte sie sich nicht wohl. Der Schreck steckte ihr noch immer zu sehr in den Knochen.

Sie sah von dem Motorrad auf das Fenster des Waschsalons. Sah ein paar Anzeigen, die man ins Fenster geklebt hatte. Und hinter der Scheibe, im Inneren des Raumes sah sie eine Mutter und ihre kleine Tochter. Das Mädchen hatte ein paar Buntstifte in ihrer Hand und kritzelte irgendetwas, während die Mutter ihr etwas erzählte, mit einem Lächeln im Gesicht und gleichzeitig ihre Wäsche sortierte.

„Wir müssen hier fort!“ drang Eric´s Stimme an ihr Ohr und erinnerte sie wieder daran, was gerade los war.
Wieder nickte sie nur.
Er zeigte auf das Motorrad und setzte sich auf den Sitz.
Noch einmal sah sie sich um, so als erwarte sie, dass Brandon jeden Moment um die Ecke gerannt käme.
„Es ist besser so!“ flüsterte sie und nahm hinter Eric Platz und hielt sich an ihm fest.
„Wohin?“ wollte er wissen und startete ohne Probleme die Maschine.
„Irgendwohin wo mich niemand findet!“ kam kaum hörbar von ihr und sie presste ihr Gesicht in seinen Rücken.
Wie gern hätte sie geantwortet, er solle sie dahin bringen, wo sie niemand kannte. Doch da sie sich selbst unbekannt, würde sie nie wissen wo dieser Ort sein würde.

Während Eric das Motorrad über die Straßen lenkte, dachte sich Stevie nur, dass es so besser wäre. Brandon, so sauer er vermutlich im Moment auf sie wäre, da sie mit seinem Motorrad verschwunden war, war sicherer ohne sie. Sie wünschte es sich.
Und nicht lange und sie würde sich auch von Eric losreißen. Wenn es ihr gelang.
Sie würde es versuchen.
Nur damit niemand wegen ihr zu Schaden käme.
Wegen ihr und ihrer unbekannten Vergangenheit.

„Es tut mir leid!“ war eine leise Stimme zu hören. Sie war sich nicht sicher ob es ihre eigene Stimme war oder die von jemand anderem.
Sie hatte ihre Augen geschlossen und wollte sie nicht öffnen.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 20. Jan 2012, 09:31

Kapitel XXVIII

Sekunden, die sich viel länger anfühlten, vergingen.
Das Klingeln in den Ohren betäubend.
Der Schreck beängstigend.

Ein Schuss war gefallen. Und nicht nur das Geräusch lag noch schwer in der Luft.

Brandon hatte wie betäubt auf der Couch gesessen und mit ansehen müssen, wie der Fremde Stevie bedrohte. Er hatte gesehen, wie sie einerseits ihrem Angreifer die Stirn zu bieten versuchte und andererseits doch Angst hatte.
Er hatte ihre Worte gehört und verstanden, dass Stevie sich vielmehr Sorgen um die Sicherheit ihrer Freunde und sogar der Brünetten machte als um ihre eigene.
Brandon konnte sich nicht vorstellen, wie weit Stevie gegangen wäre, nur damit der Kerl die anderen gehen lies. Er wollte es sich nicht vorstellen.
Und dann war die Sache noch mehr aus dem Ruder geraten, als sie es ohnehin schon war.

Larson, der Mann vom FBI, hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Eric sich ohne sich zu bewegen, von seinem Platz verschwand und hinter Stevie´s Geiselnehmer auftauchte. Entweder er hatte den plötzlichen Ortswechsel nicht registriert oder er ignorierte es einfach. Brandon war sich nicht sicher.
Ein wenig war er auch überrascht, dass Dallas sich an Eric´s unmenschlichem Verhalten nicht zu stören schien.

Doch mit dem Schuss war ihm eine andere Frage in den Kopf gekommen. Und noch eine und noch eine.
Die größte war wohl: „Was ist passiert?“
gefolgt von: „Ist irgendwer verletzt?“
bis hin zu: „Was passiert als nächstes?“
Und es schien ihm keiner eine Antwort zu geben.

Brandon spürte nur nebenbei den Druck auf seinen Arm, ausgelöst von Dallas´ verängstigter Umklammerung.
Er war zu sehr auf das Geschehen auf dem Boden konzentriert, um auf sie zu achten.


Der laute Knall hatte sie alle erschreckt.
Stevie hatte sich losgerissen. Von der Waffe und dem Mann.
Sie war zur Seite gesprungen und starrte auf ihren Angreifer, der noch immer eine Hand an der Waffe hatte und sich mit der anderen Eric vom Leib zu halten versuchte.

„Werft die Waffe weg!“ schrie Larson und trat näher auf die beiden Männer am Boden zu.
Es waren nur noch die Beiden die um die Schusswaffe kämpften.
Für einen kurzen Moment reagierte keiner der beiden und Larson wiederholte die Aufforderung.

Er hoffte inständig, dass irgendeiner der Hotelgäste die Polizei gerufen hatte. Der Schuss konnte schließlich nicht ungehört geblieben sein.
Und auch wenn es nur die beiden Männer am Boden waren, denen er gerade gegenüber stand, so wollte er doch noch ein wenig Verstärkung hinter sich wissen.
Er kannte weder den Blonden noch den wie ein Penner wirkenden anderen Mann und konnte daher auch nicht so recht einschätzen, welcher der beiden der gefährlichere war.

Eric blickte zu dem FBI-Agenten auf und dann auf den Mann mit dem er kämpfte. Er wollte ihn nicht gewinnen lassen.
Noch einmal zog er an der Waffe und es gelang ihm allmählich die Oberhand zu bekommen.
Dann aber lies er von der Schusswaffe ab und schlug dem Kerl, der zu überrascht war, von Eric´s Aktion, mit der Faust ins Gesicht.
Der Mann war für eine kurze Sekunde durch den Schlag abgelenkt und Eric riss ihm endlich die Waffe aus der Hand und schob sie außer Reichweite des Angreifer.

Larson selbst war überrascht von der Aktion des Blonden. Doch als er sah, dass dieser den Penner entwaffnet hatte und die Waffe von sich schob, trat er näher an beide heran.
Für einen Moment wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Sollte er beide verhaften? Oder dem Blonden für seine Hilfe danken?

Doch dann verschwand der Blonde von der Seite des Mannes und tauchte bei dem Mädchen wieder auf.
Diese kurze Sekunde seiner Unachtsamkeit nutzte der Mann am Boden und bewegte sich in die Richtung seiner Waffe.
Doch Larson riss sich schnell wieder zusammen und versperrte dem Mann den Weg.
„Beweg dich noch einen Zentimeter und ich schieße!“ knurrte er zornig und richtete seine Dienstwaffe auf den Mann vor sich.
Ihm war in dem Moment egal, dass er gerade gegen seine Dienstvorschriften verstieß.


Brandon´s Blick fiel von dem Mann, der endlich überwältigt war zu Stevie, die kreidebleich am Boden saß und auf ihren Angreifer starrte. Sie schien Eric nicht mitzubekommen, der neben ihr am Boden hockte und einen Arm um sie gelegt hatte.
Brandon riss sich von Dallas los und stand auf. Er war recht wackelig auf den Beinen. Nur wusste er nicht, ob dies noch die Folgen des Betäubungsmittels waren oder durch den Schreck und der Gefahr, die nun vorbei schien.

Dallas sah ihm hilflos nach, als er langsam auf Stevie zuging.
Im Hintergrund waren endlich Sirenen zu hören. Und nicht nur er atmete erleichtert auf.
Brandon sah aus dem Augenwinkel, wie Larson den überwältigten Mann Handschellen anlegte. Sein eigener Blick auf Stevie gerichtet.

Und erst als er knapp vor ihr war, sahen sie und Eric zu ihm auf.
Eric war sich unschlüssig, was er nun tun oder sagen sollte und so blieb er an Stevie´s Seite.
Sie sah sich noch einmal ängstlich um, ehe sie sich auf die Beine mühte.
Noch immer war sie weiß und sah aus als würde sie sich jeden Moment übergeben. Sie zitterte ein wenig und stand dennoch fast regungslos vor ihm.

„Es tut mir leid!“ kam kaum hörbar über ihre Lippen.
Brandon war sich noch nicht einmal sicher, ob sie wirklich gesprochen hatte, so leise hatte sie es gesagt.
Eric sah ihn mit großen Augen an, so als wüsste er nicht, was er zu der Sache sagen sollte.
„Du musst gehen!“
„Was?“ Brandon war verwirrt.


Auf dem Flur herrschte allmählich mächtiger Trubel.
Einige Hotelgäste hatten sich aus ihren Zimmern auf den Flur gewagt, da sie neugierig waren, was los war. Andere versteckten sich in Sicherheit hinter ihren Zimmertüren und hofften einfach nur darauf, dass, was auch immer los war, es schnell wieder vorbei war.

Die Polizei war nun auch endlich eingetroffen. Die Sirenen ihrer Wagen hatten lange genug die Stille, die nach dem Schuss aufgekommen war, erfüllt.
Nun standen die Polizeiwagen mit ihren blinkenden Lichtern auf der Straße vor dem Hotel.
Ein Trupp Polizeimänner war ins Hotel gestürmt, während ein weiterer noch auf der Straße wartete.

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass binnen kürzester Zeit neben neben neugierigen Hotelgästen vor Polizisten auf dem Flur des zweiten Stocks nur so wimmelte.
Vorsichtig schlichen sie sich an das Zimmer heran und wägten die Lage ab.
Sie gaben sich zu erkennen, noch immer im Schutze der Zimmerwand.
Und erst als sie aus dem Zimmer hörten, dass die Lage unter Kontrolle sei, traten sie langsam und vorsichtig ins Zimmer.
Keiner der Hotelgäste wusste, ob diese Aktion für die Polizei hier im Ort üblich war. Oder ob sie sich einige ihrer Schritte von großen Hollywood-Filmen abgesehen hatten. Doch so wirklich scherte sich keiner der Gäste darum.


Die Polizei war endlich eingetroffen und Larson hatte ihnen seinen Namen und seine Dienstnummer genannt. Und erst danach waren sie aus ihrer Deckung gekommen und mit gezückten Waffen in das Zimmer getreten.
Larson hatte seinen Mann in Handschellen und auf dem Bauch vor sich liegen. Dennoch hielt er seine Waffe auf den Mann gerichtet. Er wusste schließlich nichts über den Mann und wusste daher auch nicht, wie gefährlich er war.

„Legen Sie die Waffe nieder!“ befahl einer der Polizisten, die neben ihn auftauchten.
Drei Mann konnte Larson sehen, und sie alle hatten ihre Pistolen auf ihn gerichtet.
Larson lies seine Waffe sinken.
„Ich bin vom FBI!“ erklärte er erneut und wies dann auf den Mann am Boden, „Das ist Euer Mann!“
Dann holte er langsam seinen Dienstausweis hervor, was die Polizisten argwöhnisch beobachten, so als erwarten sie, dass er eine weitere Waffe zücke.
Aber sie schienen erleichtert und dann sogar ein ganz klein wenig ehrfürchtig zu sein, als sie erkannten, dass er derjenige war, für den er sich ausgab.

Die drei Polizisten, die er vor sich sehen konnte, ließen ihre Waffen sinken und einer half dem Verhafteten auf die Beine.
„Wer ist das?“ wollte er wissen.
„Seinen Namen weiß ich nicht!“ gab Larson zu, „Aber er hat eine Menge Ärger am Hals!“
Der Polizist sah von dem Mann, den er vom Boden aufgeholfen hatte, zu Larson und wieder zurück.
„Geiselnahme, Entführung und Raub!“ zählte Larson auf. Wie viel davon wirklich stimmte konnten die Polizisten nicht wissen.

Hinter ihm fragte jemand, was mit den anderen sei.
Und Larson sah sich zu der Stimme um.
Er sah, dass bei der Brünetten ein Polizist stand und ihr auf die Beine half.
„Sie sind von ihm angegriffen worden!“ meinte Larson nur und sah sich dann auch zu Stevie und ihren beiden Freunden um.


Stevie fühlte sich schwindelig. Ein klares Anzeichen für den Schock, den sie erlitten hatte, dachte sie sich.
Doch so wirklich machte sie sich keine Sorgen darum.

„Du musst gehen!“ wiederholte sie und versuchte Brandon wegzustoßen.
Allerdings gelang es ihr lediglich ihn fast schon zu sanft mit der Hand auf die Brust zu drücken.
Sie war ein wenig verwundert, wie schwach sie sich gerade fühlte.
„Es ist nicht sicher! Nie!“ meinte sie und versuchte es erneut. Diesmal gelang es ihr, ihr ein wenig zu schubsen, wenngleich sich Brandon nicht wirklich von der Stelle bewegte.

Es war Eric, der den Kopf schüttelte.
„Stevie!“ Seine Stimme war bedrückt und schwach.
Er legte seinen Arm um sie. Es wirkte, als wolle er sie trösten und stützen zugleich.

„Du musst gehen!“ flüsterte Stevie noch einmal und machte einen Schritt nach vorn.
Sie wollte einfach gehen.
Brandon hier lassen.
Einfach fort. Ohne ihn.
Sodass er sicher war. Sicher vor ihr und ihren Verfolgern.
Ihrer Vergangenheit.
Sicher vor ihr.

Doch der eine Schritt lies sie noch mehr schwanken als ohne hin.
Und ehe sie es sich versah, gaben ihre Beine nach.
Eric und Brandon packten sie zugleich und hielten sie überrascht fest.


„Einen Krankenwagen!“ schrie irgendwer und Larson ging mit schnellen Schritten zu den drei Freunden hinüber.
„Ruft einen Krankenwagen, verdammt nochmal!“ schrie Larson und erst jetzt erkannte er, dass er es war, der den Befehl zuvor gegeben hatte.
Die Polizisten im Hintergrund blendete er aus und konzentrierte sich auf die drei vor sich.

Er hatte gehört wie das Mädchen die beiden Männer gebeten oder schon vielmehr angebettelt hatte, dass sie gehen mögen.
Und dann hatte er den großen roten Fleck auf ihrem Shirt gesehen. Sie schien es noch nicht einmal bemerkt zu haben.


Stevie wollte sich losreißen, doch ihr fehlte die Kraft.
Sie sah den FBI-Agenten auf sich zukommen. Sie sah seine Besorgnis in den Augen, die sie nicht verstehen konnte.
„Legt sie vorsichtig auf den Boden!“ meinte er zu den beiden Männern, die seinem Befehl nach kamen.
Noch immer wusste sie nicht was los war. Aber sie war zu schwach um sich zu wehren.

„Geh!“ kam leise über ihre Lippen, doch Brandon schüttelte den Kopf.
„Bitte!“
Sie sah zu Eric, der wie Brandon zu geschockt aussah.

Sie hörte Larson fluchen und spürte, wie ihr jemand fest auf den Bauch drückte.
Sie war zu schwach um zu fragen was los war. Und müde.
Sie konnte sich nicht vorstellen warum.


Brandon tat wie geheißen, als Larson ihn anwies fest auf die Wunde in Stevie´s Bauch zu drücken.
Warum hatte er es nicht eher bemerkt? Oder hatte er es und hatte es verdrängt?
Eric strich Stevie murmelnd über den Kopf, während er nebenbei ihre Hand hielt. Er versicherte ihr immer wieder, dass alles wieder gut werden würde. Doch vermutlich sagte er es mehr zu sich als zu ihr.

„Es tut mir leid!“ Vier schwache Worte, die im Trubel, der im Raum herrschte untergingen.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 3. Feb 2012, 09:08

Kapitel XXIX

Er stand am Fenster hinter seinem Schreibtisch und sah gedankenverloren hinaus. Vor wenigen Minuten hatte er einen wichtigen Anruf erhalten und obwohl er nun nichts mehr von dem Gesagten zurück nehmen konnte, grübelte er noch immer über die Worte.
Diesmal war es nicht, wie bei den meisten der Gespräche, die er hier im Büro führte, um irgendeine Antiquität gegangen.
Diesmal ging es vielmehr um Leben und Tod. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein weiteres Mal an diesem Nachmittag klingelte das Telefon und riss ihn aus seinen Gedanken.
Er drehte sich zum Schreibtisch und somit zum Telefon um und warf einen kurzen Blick auf die Nummernanzeige.
Er erkannte die Telefonnummer und schüttelte den Kopf.
Er hatte keine Lust auf falsches Gelächter und gespielte Freude. Keine Lust auf die scheinbar immer fröhliche Stimme seines Lieblingskunden, der mit Geld nur um sich warf und immer gern irgendeine Antiquität für sich und seine Freunde oder seine Geliebte des Monats kaufte.

Nein, er hatte keine Lust auf Heiterkeit, wenn ihm im Moment gerade wieder zum Trauern zumute war.
Er lies das Telefon klingeln und verließ sein Büro. Schritt über den langen Korridor, dekoriert mit alten Gemälden und Fotos. Er ging von der beklemmenden Stille, die auf der Seite des Hauses herrschte in den etwas lebhafteren Bereich.

„Hey, Schatz!“ seine Frau sah müde aus. Obwohl sie vermutlich wie schon so oft die Nacht kein Auge zugetan hatte, strahlte sie eine unermüdliche Energie aus. So als müsse sie stark sein.
An manchen Tagen beneidete er sie dafür.
Er gab ihr eine kurzen Kuss und ging an ihr vorbei.
„Lass sie bitte schlafen!“ meinte seine Frau leise zu ihm und ging ihres Weges, in Richtung des Schlafzimmers.

Vor Jahren hatte er noch bezweifelt, dass er soviel Zeit haben würde. Man hatte es ihm und seiner Frau versucht schonend beizubringen.
Und doch klangen die Worte der Ärzte alles andere als freundlich.
Wie sollte es auch.
Wie sollte man beruhigt ein Auge zu tun, wenn einem die Ärzte prophezeiten, dass das Kind zu schwach sei? Wenig Chancen auf ein langes Leben hätte.

Und doch waren es nun bereits mehr als dreiundzwanzig Jahre, die sich seine Tochter durchs Leben gekämpft hatte.
Dreiundzwanzig Jahre voller Schmerzen, für Tochter und Eltern.
Dreiundzwanzig Jahre Einsamkeit für sie, da sie nie nach draußen konnte. Zu groß die Gefahr sich irgendwo anzustecken.

Seine Tochter, noch den Tag zuvor so lebhaft, lag nun blass im Bett und schlief. Ein Beatmungsgerät neben dem Bett für den Notfall, sowie ein Monitor, der ihre Lebenszeichen aufzeichnete.
Gegenüber vom Bett der Schrank voll mit ihren Medikamenten und allerlei Utensilien, die für die Pflege des Mädchens von Nöten war.

Wenn er seinen Reichtum gegen die Gesundheit seiner Tochter eintauschen könnte, so würde er es tun.
Er würde alles geben, sofern er seiner Tochter, die nun fast leblos vor ihm lag, ein normales Leben zu bieten.
Er würde alles dafür tun.


Man hatte Stevie mit dem Krankenwagen fortgebracht und einzig Eric war im Wagen mitgefahren.
Brandon lies sich von Larson, der darauf bestand, mit seinem Wagen ins Krankenhaus fahren. Dallas war ihnen wortlos gefolgt und keiner der beiden Männer verlor auch nur ein Wort, als sie mit zu ihnen in den Wagen stieg.

Kaum im Krankenhaus angekommen hatte man Stevie in den OP gebracht und so blieb den drei Männern nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen.
Noch bevor man ihnen etwas über den Zustand von Stevie berichtete, hatte sich Larson abgesondert und hatte sich ein Telefon gesucht.

„Wieso das Ganze?“ hatte er von seinem Gesprächspartner wissen wollen, kaum dass dieser sich mit seinem Namen gemeldet hatte.
„Doyle!“ schrie Larson ungeduldig ins Telefon, als der Mann am anderen Ende ihm keine Antwort gab, „Was wollen Sie von dem Mädchen?“
Noch immer gab der Mann keine Antwort.
„Wie viele Männer haben Sie noch da draußen? Wie viele Männer sind noch hinter ihr her?“
Doyle ignorierte Larson´s Fragen.
„Wo ist sie?“
Larson überlegte, ob es weiße wäre, dem Mann eine Antwort zu geben.
„Sie wurde schwer verletzt!“ erklärte er nur mit scharfen Ton, „Einer ihrer Männer hat sie angeschossen!“
Larson konnte Doyle´s geschockte Reaktion durchs Telefon hören.
„Wie viele Männer sind noch hinter ihr her? Wie viele werden noch versuchen sie zu töten?“
wiederholte Larson seine Frage.
„Ich will sie nicht töten!“ kam etwas beunruhigt zurück.
„Wieso dann die Jagt auf sie?“ Larson wollte endlich wissen, warum Stevie für den Mann so wichtig war.
„Sie hat etwas sehr wichtiges in ihrem Besitz!“ gab der andere nur zurück, ehe er erneut darauf bestand zu erfahren, wo Stevie steckte.
Doch Larson legte einfach auf.

Aus seinem Blickwinkel konnte er sehen, wie einer der OP-Ärzte auf ihn zu kam.
„Wie geht es ihr?“ Larson schritt sofort auf den Arzt zu.
Auch Eric und Brandon hatten den Mann gesehen und waren von ihren Plätzen aufgesprungen und hinzu geeilt. Nur Dallas saß geschockt auf ihrem Stuhl und starrte in ihre Richtung.
„Sie ist stabil!“ war die erleichterte Nachricht des Arztes, „Sie wird gerade auf die Intensivstation verlegt!“
Für Eric und Brandon war dies Antwort genug. Sie brauchten nicht zu wissen, weswegen Stevie operiert worden war. Sie kannten den Grund dafür. Sie interessierten sich auch nicht an den Details der Operation.
Alles was sie wissen wollten und wissen mussten war, dass Stevie am Leben und auf dem Weg der Besserung war.

„Sie können kurz zu ihr!“ waren die fast schon magischen Worte des Arztes, die Brandon und Eric aufatmen ließen.
Der Mediziner führte die drei Männer und Dallas, die mit einem Schritt hinter ihnen her ging, zu Stevie´s Zimmer.
„Aber nur zwei und nicht für lange! Die Patientin braucht viel Ruhe!“ mit den Worten ging der Arzt seiner Wege und lies die Vier vor dem Zimmer allein zurück.
„Geht rein!“ meinte Larson zu Eric und Brandon, die ein wenig unschlüssig drein sahen.


Leise betraten die beiden Männer den Raum. Sie konnten den Maschine hören, die neben Stevie´s Bett stand und vor sich hin piepste.
„Genauso sah sie aus, als ich sie das erste Mal gesehen habe!“ gestand Eric flüsternd und trat näher an das Bett heran.
Brandon sah von dem blassen Mädchen auf Eric und wieder zurück. Er hatte nie die Geschichte gehört, wie sich die beiden kennen gelernt hatten. Er hatte auch nie danach gefragt.
Brandon wusste nicht was er sagen sollte.

Er wusste es war nicht seine Schuld, dass sie nun hier im Bett vor ihm lag. Und doch fühlte er sich schuldig.
„Was meinst du, warum der Kerl sie sucht?“ Eric´s leise Frage riss Brandon aus seinen Gedanken.
„Ich weiß nicht!“ gab er ebenso leise zurück.
„Was kann sie gestohlen haben, dass man sie dafür töten würde? Ich versteh es nicht!“ gab Eric zu und setzte sich zu Stevie aufs Bett.
Brandon schwieg und betrachtete Stevie.
Sie machte nicht den Eindruck, dass sie wirklich irgendetwas aushecken könnte. In seinen Augen schien sie harmlos, vielleicht auch ein wenig unschuldig.
Er hatte sie nie dabei erwischt, dass sie irgendetwas gestohlen hatte. Geschweige denn irgendwen bedroht oder ähnliches.
Und obwohl sie schwach wirkte, schien sie doch sehr stark zu sein. Zumindest wenn es darum ging, andere zu schützen. Dann schien sie regelrecht starrköpfig zu sein und ignorierte es, wenn sie dabei selbst in Gefahr geriet.

„Wieso?“ fragte sich Brandon.
Wieso war sie so? Wieso war jemand hinter ihr her? Und wieso machte er sich so große Sorgen um sie? Wieso wollte er sie nicht einfach gehen lassen?
Eric blickte von Stevie zu ihm. Er hatte Brandon´s leise Frage gehört. Und doch konnte er ihm keine Antwort geben. Unter anderem, weil er sich die selbe Frage stellte.


Er hatte sich zu seiner Tochter ans Bett gesetzt und lauschte ihren Atemzügen, so wie er es oft getan hatte, als sie noch ein kleine Baby war.
Er lies seinen Blick in dem Zimmer schweifen.
Bilder hingen an den Wänden, Fotos und Zeichnungen. Ein großer Fernseher hing gegenüber dem Bett, sodass seine Tochter auch im Liegen ihre Lieblingssendungen sehen konnte.
Im Grunde ähnelte der Raum fast jedem anderen Zimmer eines Mädchens in ihrem Alter. Oder vielleicht auch nicht. Er hatte noch nie darüber nachgedacht.
Er wusste nur, wie viel seine Tochter aufgrund ihrer Krankheit verpasst hatte.
Eine normale Kindheit. Die Möglichkeit auf die Schule zu gehen und diese zu hassen. Freunde zu finden. Liebesdramen erleben und noch vieles mehr.

„Dad?“
Er hatte nicht mitbekommen, dass seine Tochter aufgewacht war.
„Hey!“ Er wusste, dass sie es immer mitbekam wen sein Lächeln gespielt war. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen.
Sie ignorierte es und holte tief Luft, ehe sie ihm mit schwacher Stimme von ihrem Traum erzählte.
Sie erzählte von einer dunkelhaarigen Frau, die in einem Licht durchflutetem Raum Klavier spielte. Sie hatte ihm schon einmal von diesem Traum berichtet. Vor Jahren. Und er hatte ihr daraufhin ein komplettes Musikzimmer eingerichtet, nur um dann wenig später festzustellen, dass seine Tochter zwar gern Klavier hörte, aber weder das Talent noch die Muse besaß dieses zu spielen.
„Bei der Frau war ein kleines Mädchen und sie hat gemalt!“ berichtete seine Tochter, „Ich glaub, die beiden waren allein. Aber es hat sie nicht gestört.“
Sie schien selbst darüber irritiert.
„Soll ich dir Musik anschalten?“ wollte der Vater von ihr wissen.
„Das Mädchen hat sich gern unter dem Klavier versteckt!“ erklärte seine Tochter, „Und immer wenn die Mutter nicht am Klavier spielte, hat das kleine Mädchen mit einer Spieluhr unter dem Klavier gesessen.“

Er nickte nur und sah die CD neben der Musikanlage durch. Er nahm eine der Mozart-CD und legte sie in den Spieler.
Während nun Klaviertöne den Raum erfüllten, drehte er sich wieder seiner Tochter zu.
„Du solltest schlafen!“ meinte er zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Es ist okay, Dad! Du musst dir keine Sorgen um mich machen!“ gab sie leise von sich und schloss ihre Augen.
Für eine kurzen Moment blieb er in der Tür stehen und betrachtete sie.
Dann ging er und schloss leise die Tür hinter sich.
Zuletzt geändert von Nikita LaChance am Fr 2. Mär 2012, 09:33, insgesamt 2-mal geändert.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

Re: AT: can't find my way home

Beitragvon Nikita LaChance » Fr 3. Feb 2012, 09:10

Kapitel XXX

Sie wusste, dass sie träumte.
Und dennoch wollte sie aus dem Traum nicht aufwachen.
Es war fast so wie der Traum zuvor, bei dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie träumte.
Als sie nur kurz aus Schreck die Augen geschlossen hatte.
Als der Schuss gefallen war.

Da hatte sie geträumt, dass sie gehen müsste. Ihre neu gewonnenen Freunde zurück lassen, nur damit sie sicher waren. Vor ihr und ihren Geheimnissen, die sie selbst nicht kannte.
Für eine Sekunde hatte sie selbst geglaubt, dass der Traum wahr gewesen sei.
Dass sie mit Eric zusammen mit dem Motorrad davon gefahren sei.

Nur eine Sekunde hatte sie vielleicht die Augen geschlossen gehabt und doch erschien der Traum so lang gewesen zu sein.
Vielleicht war es aber auch nur ein Wunsch von ihr gewesen.
Einfach verschwinden.

Diesmal wusste sie, dass sie träumte. Und wie zuvor war sie die Straßen entlang gegangen. Doch diesmal war sie allein.
Diesmal blieb sie allein vor dem Waschsalon stehen.
Und obwohl die Straßen ringsum menschenleer waren, konnte sie eine Mutter und ein kleines Mädchen durch das Fenster des Salons erkennen.
Die Mutter war mit ihrer Wäsche beschäftigt, während die Tochter zeichnete.

Das kleine Mädchen sah von ihrer Zeichnung auf und blickte erst zu ihrer Mutter und dann zu dem Fenster hinüber.
Für einen Augenblick sah die Kleine irritiert aus. Dann lächelte sie und kam mit ihrer Zeichnung in der Hand auf das Fenster zu gerannt.
Stolz hielt sie ihr Bild hoch.

Ein Haus. Eingerahmt von Bergen und Wald. Und schwach im Hintergrund erkennbar eine Stadt mit Hochhäusern und einem Hafen.

Das Mädchen nahm die Zeichnung wieder hinunter und drehte sich wieder zu ihrer Mutter um.
Doch beide waren nicht mehr in dem Waschsalon.
Es war ein heller Raum mit hohen Fenstern. Deutlich waren Nadel und Laubbäume vor dem Fenster zu erkennen, sowie Berge.
Die Mutter, die zuvor noch Wäsche zusammengelegt hatte, saß nun an einem alten weißen Klavierflügel und spielte, während sich das Mädchen zu ihren Füßen setzte und wieder zu zeichnen begann. Neben dem Mädchen, unter dem Flügel, war eine verzierte Spieluhr zusammen mit einem kleinen Plüschbären.

Noch während die Mutter am Klavier spielte, ertönte ein anderes Geräusch den Raum und ließ die Mutter und das Kind erstarren.
Entsetzt bemerkten sie wie drei Männer in den Raum eintraten. Alle dunkel gekleidet und nicht erkennbar.
Das Mädchen kroch sofort unter das Klavier und versuchte sich dort zu verstecken. Doch die Männer hatten sie längst entdeckt und einer von ihnen griff bereits nach ihr.
Die Mutter versuchte dazwischen zu gehen, doch die beiden anderen hielten sie zurück.
„Das könnt ihr nicht machen!“ schrie sie verzweifelt und versuchte zu ihrer Tochter zu gelangen.
Die Männer antworteten ihr nicht. Sie waren nicht gekommen um irgendwelche Antworten zu geben oder Fragen zu stellen.

Das Mädchen versuchte sich von dem Mann, der sie am Fuß unter dem Klavier hervor zerrte, loszureißen. Doch es gelang ihr nicht. In ihrer Verzweiflung versuchte sie sich an irgendetwas zu klammern, während sie nach ihrer Mutter um Hilfe rief.
Das einzige was sie in die Finger bekam war die Spieluhr und der Teddybär.
Der Mann hatte sie ohne Schwierigkeiten aus ihrem Versteck gezerrt und hoch gehoben.

Die Mutter versuchte noch immer zu ihrer Tochter zu gelangen. Doch die beiden Männer ließen sie nicht.
„Ich habe es nicht verraten!“ schrie sie den Männern entgegen, „Ihr könnt sie mir nicht wegnehmen!“
Doch die Männer blieben stumm. Sie blieben auch stumm, als sie die Frau mit einem gezielten Schlag in die Bewusstlosigkeit beförderten.

Das Mädchen sah mit ungläubigen Augen, wie ihre Mutter zu Boden ging und schrie umso lauter nach ihr. Zugleich versuchte sie sich von dem Mann, der sie am ihrem Arm hatte, los zu reißen.
Doch es gelang ihr nicht.
Der Mann hielt sie ganz fest und ging in Richtung Ausgang, gefolgt von den anderen zwei.
Das Kind schrie und schrie und schlug um sich.
Irgendwann riss ihr der Mann die Spieluhr, mit der sie ihn schlug, aus der Hand und lies sie zu Boden fallen.
Das Mädchen schrie nun noch lauter, während im Hintergrund nun die Melodie der Spieluhr erklang.


Stevie war irritiert, als sie aufwachte. Nicht nur, dass sie ihr Traum erschreckt hatte und sie nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. So wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie war.
Es war dunkel im Raum und auch durch das Fenster drang kein Licht.
„Du bist im Krankenhaus!“ erklang sofort eine ruhige Stimme aus dem Dunkel und Eric tauchte aus dem Nichts neben ihrem Bett auf.
Sie sah ihn mit müden großen Augen an.
„Hey, Dornröschen!“ lächelte er sie an und nahm ihre Hand.
„Sind die Anderen okay?“ wollte sie von ihm wissen.
Eric musste kurz schmunzeln.
„Den anderen geht’s gut!“ bestätigte er ihr, „Brandon hat sich ein Hotelzimmer geben lassen, nachdem sie ihn aus dem Zimmer hier geworfen haben. Und Dallas ist bei dem Cop oder FBI-Typen oder was auch immer der ist!“
„Okay!“ atmete sie erleichtert auf.

Sie brauchte nicht zu fragen, was passiert war. Sie wusste es. Und sie wollte nicht wissen, wie gefährlich es gewesen war.
Ihr war es nur wichtig, dass es ihren Freunden gut geht.

„Der FBI-Typ, „ fing Eric an zu erzählen, „hat den Penner verhört! Aber der wollt nichts erzählen!“
Kurz sah er finster drein, ehe er fort fuhr:
„Und mir wollt er auch nichts sagen. Meinte nur, dass er den Auftrag hatte, dich aufzuspüren. Hat angeblich die Informationen von irgendeinem kleinen Gauner bekommen, indem er ihn verarscht hat.“
Stevie sah ihn noch immer irritiert an.
„Es ist komisch, dass irgendwie keiner weiß, warum er dich verfolgt!“ meinte Eric verwundert.
Sie nickte kurz.
„Ich glaube, selbst der Kerl vom FBI verfolgt dich!“

Eric sah nachdenklich auf die Hand, die er festhielt.
„Er wird ja nicht einfach so dagewesen sein, oder?“ murmelte er vor sich hin, „Muss ja einen Grund gehabt haben, plötzlich aufzutauchen!“
„Hast du ihn gefragt?“
Eric sah auf.
„Der Typ gibt keine Antwort!“ seufzte Eric dann, „Stört sich genauso wie Dallas nicht dran, dass ich ein Geist bin. Oder er hat´s nicht registriert.“
Er klang ein klein wenig beleidigt.

„Tut mir leid!“ gab sie von sich und drehte ihren Kopf zur Seite und sah aus dem dunklen Fenster.
Es erinnerte sie irgendwie an das Fenster in dem mysteriösen Zimmer.
„Wieso? Du kannst nichts dafür!“ meinte er und sah sie besorgt an.
„Ich wollte dir helfen, herauszufinden, was mit dir passiert ist!“ meinte sie leise, ohne sich zu ihm zu drehen, „Doch irgendwie kommt meine Vergangenheit immer dazwischen. Und ich kenne meine Vergangenheit noch nicht einmal!“
Sie war verzweifelt.
„Ich wollte dir doch helfen!“ gab sie noch einmal von sich und Tränen bahnten sich den Weg ans Freie, „Ich mach dir nur Ärger. Und auch Brandon!“
Hilflos saß Eric bei ihr. Wusste weder was er nun sagen oder tun sollte.
„So einfach kannst du mich nicht vertreiben!“ meinte er dann, „Und ich glaube, nicht mal Brandon lässt sich davon abschrecken!“
Er versuchte zu lächeln. Aber sein Lächeln erreichte seine Augen nicht und blieb von ihr auch ungesehen.

„Versuch zu schlafen!“ Eric stand wieder vom Bett auf und sofort richtete sie ihre Augen auf ihn.
„Ich pass auf dich auf!“ versprach er, bevor er sich wieder in Luft auflöste.
Stevie blickte mit Tränen in den Augen zu der Stelle, an der er kurz zuvor noch gestanden hatte.
Sie fühlte sich allein und hilflos.


Brandon war solange wie möglich bei Stevie im Zimmer geblieben. Solange, bis ihn die Schwester aus dem Zimmer geworfen hatte und Larson ihn regelrecht angedroht hatte, ihn gewaltsam aus dem Zimmer zu zerren und in eine Zelle zu stecken, wenn er nicht machte, was man ihm sagte.
Brandon wollte Stevie nicht allein zurück lassen. Die vergangenen Stunden, ja sogar Tage hatten gezeigt, wie gefährlich es für sie war.
Eric hatte ihm dann zugeflüstert, dass er bei ihr bleiben würde. Ihn könnte man weder mit Knast oder Rauswurf drohen, da ihn die meisten Leute noch nicht einmal mitbekamen.

Larson hatte Brandon wieder zurück zum Hotel gefahren, wo er ihm ein Zimmer geben lies. Soweit Brandon mitbekommen hatte, hatte Larson auch Dallas und sich ein Zimmer in dem Hotel besorgt. Doch Brandon interessierte sich nicht dafür.
Erschöpft von den Ereignissen war er auf sein Zimmer gegangen, hatte die Tür hinter sich geschlossen und hatte sich in den nächstbesten Sessel fallen lassen.
Und von dort hatte er sich nicht mehr wegbewegt.

Im Grunde wartete er.
Er wartete darauf, dass Eric kam und ihm erzählte, wie es Stevie ging. Oder dass Stevie kam und ihm sagte, dass sie zusammen weiterfahren würden.
Nicht ein einziges Mal dachte er daran, dass er noch vor Tagen hatte die Einsamkeit gesucht. So chaotisch und gefährlich die letzten Stunden und Tage doch gewesen waren, so wollte er diese nun nicht mehr missen.
Er wusste nicht einmal warum.

Er ignorierte das Gefühl, was ihm deutlich sagte, dass er noch immer nicht seinen Kontrollanruf bei seiner Mutter getan hatte.
Was sollte er ihr auch sagen? Sollte er ihr von seinem Abenteuer erzählen? Von Stevie und Eric?
Nein, er wollte nicht hören, dass er sich von den beiden fernhalten sollte. Dass er zu ihr kommen sollte, wo er sicher und behütet sein würde.
Nicht nur, dass seine Mutter manchmal dazu neigte zu übervorsichtig zu sein, so bemutterte sie ihn zu sehr.

Er dachte nicht einmal darüber nach sich kurz bei seinem Kumpel in Vancouver zu melden oder ihn zu fragen, ob den seine Sachen bei ihm schon angekommen waren.
Das erschien ihm im Moment nicht so wichtig.
Alles was ihm im Moment im Kopf herum ging, war Stevie.


Larson saß an der Hotelbar, eine Wiskey in der Hand und einen Notizblock vor sich auf dem Tresen.
Er hatte einige Namen darauf notiert, sie teilweise durchgestrichen oder mit weiteren Linien miteinander verbunden.
Die wichtigste Verbindung, die er gezeichnet hatte, war die zwischen den Namen Doyle und Stevie. Doch neben der Verbindungslinie, die er mehrfach nachgezeichnet hatte, sodass das Papier an einigen Stellen recht dünn geworden war, standen nur Fragezeichen.
Und das war die ganze Sache auch. Ein riesig großes Fragezeichen.

Er wusste nicht, was Doyle von Stevie wollte. Weswegen er sie suchen und verfolgen lies.
Doyle hatte seinen Leuten nur gesagt, dass Stevie etwas gestohlen habe. Doch keiner der Männer wusste was. Und selbst Stevie wusste es nicht.
Ein weiteres Fragezeichen für Larson war Stevie selbst. Das Mädchen, ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit, war vor vier Monaten einfach aufgetaucht, wie es schien. Es gab keine weiteren Aufzeichnungen über sie.
Und selbst wenn Dallas darauf bestand, Stevie bereits vor sieben Monaten getroffen zu haben, gab es keinerlei Anzeichen, dass das Mädchen überhaupt existiert.
Bis auf eben, dass sie da war.
Nikita LaChance
Ritter
Ritter
 
Beiträge: 143
Registriert: So 27. Mär 2011, 09:30

VorherigeNächste

TAGS

Zurück zu Belletristik


Wer ist online?

0 Mitglieder

cron