Das Land der WundersamenUnter diesem Titel verfasste auf Facebook Christian Kraus einen Artikel gegen E-Roller, E-Bikes und Elektroautos, der nicht gerade von Verständnis zeugt und allerlei Logiklücken aufweist.
Hier zum Nachlesen:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=2359662360816329&id=100003177653469(Eigentlich will ich so einen Quatsch ja nicht dadurch unterstützen, indem ich ihn durch Links weiterverbreite.)Natürlich ist es gut Stromfresser zu verbannen und möglichst stromsparende Geräte anzuschaffen. Es ist aber Humbug, funktionierende Geräte auszurangieren und die sparsameren Modelle zu ordern. Die Herstellung dieser Geräte kostet ein mehrfaches dessen, was man mit deren Nutzung sparen kann. Den eigenen Geldbeutel entlastet es nicht wirklich, immerhin ist ein Anschaffungspreis zu entrichten. Bis sich eine Waschmaschine mit einem Kaufpreis von mehreren hundert Euro wieder amortisiert, fließt noch viel Wasser den Rhein runter.
Selbstverständlich fehlen auch die Absolutismen nicht. Immerhin "reitet ganz Deutschland" auf der E-Roller-Welle. Nun kann es sein, dass meine Stadt nicht gerade das statistische Mittel Deutschlands abbildet. Aber die Dinger sind hier echt rar gesät.
Immerhin bleibt festzuhalten, wer sein E-Roller oder -Bike nutzt, fährt in der Zeit kein Auto und verbrennt demnach kein Benzin oder Diesel. Die Effizienz der kleinen E-Flitzer innerorts gegenüber Benzinern und Dieselfahrzeugen ist unbestreitbar. Immerhin brauchen letztere überhaupt erst minimum 5 Kilometer Fahrtweg um die nötige Betriebstemperatur aufzubringen, um sauber zu verbrennen. Zuvor ist der Spritverbrauch und auch der Schadstoffausstoß erhöht, gegenüber dem eh schon meist zu hohen Mittelmaß.
Und ja: Das Fahrrad wäre eine noch bessere Alternative. Aber offenbar ist es nicht Hip genug, dass es nicht plötzlich lieber genutzt wird, als das Auto. Zuvor schreibt er ja auch, dass er sich diese ganzen sparsameren Stromfresser angeschafft hat. Im Gegenzug könnte man erfragen, wofür er den Fernseher und PC denn braucht, wenn es ein Brettspiel auch tun könnte (und nebenher die Interaktion der Beteiligten erhöht). Fahrräder gibt es nun schon über 100 Jahre und sie werden durchaus genutzt. Ich lege alle längeren Wege im Ort und in die Nachbardörfer so zurück. Ich nutze es für Wocheneinkäufe für eine dreiköpfige Familie. Etwas, dass sich die meisten nicht einmal vorstellen können. Aber die Städte verfolgen nunmal das amerikanische Ideal des motorisierten Individualverkehrs und deshalb sind besonders die großen Städte im Grunde nix anderes als Autobahnen mit Häusern drumrum.
Wenn ich mir anschaue, wie "rücksichtsvoll" einige Fahrzeughalter vor der Grundschule meines Sohnes auf ihr "Recht des Stärkeren" pochen, wird mir flau, mein Kind ohne Begleitung mit dem Fahrrad in diesen Straßendschungel zu schicken.
Freilich, ein E-Auto benötigt Unmengen Ressourcen, bevor es überhaupt im Laden steht. Aber kann es sein, dass Benziner und Dieselautos auch nicht gerade auf Bäumen wachsen? Kann es sein, dass die Bordelektronik eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor genauso viel "seltene Erden" verbraucht, wie ihre elektrischen Cousins? Kann es sein, dass die Autobatterie für diese ebenso unschöne Ausbeutung und Umweltschäden verursacht, wie die Ennergiespeicher von E-Autos? Wo liegt der Vorteil von bleiverseuchten Dörfern, deren Bewohner sich ein Zubrot damit verdienen, altgediente Autobatterien zu zersägen, gegenüber der Lithiumförderung in Salzwüsten?
Kurzum: Der CO2-Rucksack aller Fahrzeugtypen ist desaströs.
Aber während Hersteller von Diesel- und Benzinautos in den letzten Jahrzehnten nicht wirklich viel an der adiquierten Technik verändert haben, werden E-Autos in rasantem Tempo weiterentwickelt. Noch nächstes Jahr will Tesla Kobald-freie Batterien für seine Autos in Serie herstellen.
Die Lestungseffizienz wird stetig verbessert, sodass die Reichweite trotz kleiner werdenden Batterien erhöht werden kann. Die Lestungseffizienz von Benzinern und Diesel tritt seit Jahren auf der Stelle.
Der Strom für E-Autos besteht heute schon durch den deutschen und europäischen Strommix zu guten Teilen aus erneuerbaren Energien, während Öl, dass man für Benzin und Diesel nun mal benötigt, nach wie vor ein erschöpflicher, fossiler, unsauerer Energieträger ist. Das Verbrennen von in Biosprit umgewandelten Nutzpflanzen ist keine wirklich zukunftsfähige Alternative. Wo andere Hungern, wandeln Amis und Europäer Mais und Raps in Fahrspaß um.
Übrigens verwandelt sich Rohöl auch nicht gerade von allein in Prima-Sprit, den man so im natürlichen Umfeld einer Tankstelle findet. Öl und Co müssen aufwendig aufbereitet werden, damit ein Auto damit überhaupt arbeiten kann. Und das kostet deutlich mehr Strom, als ihn einfach an der Steckdose zu tanken.
Elektromobilität wird das Klima nicht retten!
Aber es ist ein Baustein, der zusammen mit der Steigerung der erneuerbaren Energien am Anteil des weltweiten Strommixes und dem Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs und der gleichzeigen Senkung des Individualverkehrs einen erheblichen Beitrag dazu leisten kann.
47 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen lösen kein Energie- und kein Umweltproblem. Doch die viel schlimmere Alternative wäre der Status Quo mit seinen 47 Millionen Verbrennungsmotoren.
Den Rest des Textes kann man nicht mehr ernst nehmen.
Aber realistisch denken scheint auch nicht jedermanns Stärke zu sein. Denn was bringt es uns, um E-Roller, -Bikes und -Autos zu wettern, wenn uns bald die Atmosphäre auseinanderbricht?
Das ist keine hysterische Panik, das ist realistisch.
So gehört Christian Kraus selbst in das Land des Wundersamen.