Tausend Küsse für Jeschua




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Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Mi 5. Dez 2012, 21:04

Dieser offene Brief berichtet über 3,5 Jahre meines Lebens mit meinem mehrfach schwerstbehinderten Kind. Es sind Briefe an ihn und über ihn und mich, die auch auf Facebook unter http://www.facebook.com/JeschuaTheodorus zu finden sind.



Mein liebster Jeschua,

Zehn Monate ist es heute genau her, daß du gehen mußtest. Zehn Monate bin ich nun schon ohne dich und dennoch nicht wirklich einen Tag ohne dich. Ich kann dich zwar nicht mehr in meine Arme schließen, doch mein Herz umschließt dich ganz dolle. Meine Gedanken sind bei dir - Tag für Tag. Es ist kein Leben ohne dich, sondern du bist jeden Tag dabei.

Oft wurde ich gefragt, ob ich schon vor deiner Geburt wußte, daß du schwer mit deiner Gesundheit zu kämpfen haben wirst und daß man dich als mehrfach Schwerstbehindert einstufen würde. Ich verstehe die Logik der Frage nicht wirklich, auch wenn es oftmals für Außenstehende die erste naheliegenste Frage zu sein scheint, so ist sie dennoch so etwas von bedeutungslos. Ich möchte trotzdem versuchen, dir mal kurz zu erzählen, wie es damals, vor deiner Geburt so war.

Es war Februar 2008. Ob es kalt war weiß ich nicht mehr so genau. Damals ging ich zum Arzt, der speziell nur Frauen untersucht. Ich wußte nicht, daß du in meinem Bäuchlein schon lange wohnst. Er untersuchte mich und lies mich etwas hören. Ich habe so etwas ähnliches schon mal gehört, nur nicht so schnell. Als er mich fragte, was daß denn sei, antwortete ich, daß es mein Herzschlag ist. Der Arzt korrigierte mich und erklärte mir, daß es deines ist. Auf einem kleinen schwarz-weißen Bildschirm konnte ich dich sehen. Ich erhielt auch ein Foto von dir. Zu diesem Zeitpunkt warst du shon fast acht Zentimeter groß. Ich habe mich rießig gefreut. Ich habe mir lange schon ein Baby gewünscht. Du bist also ein richtiges Wunschkind für mich.

Uns beiden ging es die Schwangerschaft über recht gut. Etwas Übelkeit den Tag über verteilt und Müdigkeit gehört schließlich dazu. Du mußtest ja noch so viel wachsen, kein Wunder, daß man da erschöpft ist. Laut der Aussage des Arztes entwickeltest du dich prächtig. Er meinte immer so, daß du vielleicht einmal Model oder Fußballer werden würdest, weil du so lange Beine hast. Ich meinerseits habe mich einfach nur darauf gefreut, dich in meinen Armen halten zu können. Ich habe dich geliebt, von Anfang an und tu es noch immer. Die Beziehung zu deinem Papa verlief dagegen nicht so gut, aber sicherlich hast du einiges davon mitbekommen.

Was die Frage, die ich zu Anfang erwähnt habe, betrifft, kann ich nur sagen, daß sich wahrscheinlich jede Frau im Laufe ihrer Schwangerschaft Gedanken darüber macht, daß das eigene Kind eine Behinderung habe könnte. Anzeichen in meiner Schwangerschaft dafür gab es nicht. Dennoch war ich mir im Klaren, daß ich dich haben will, auch falls eine Behinderung vorläge.

Gegen Ende der Schwangerschaft bereitete ich mich natürlich auf den großen Tag, unter anderem mit einem Kurs, vor. Jede Woche turnte ich mit meinem dicken Bauch, in dem du wohntest, und anderen werdenden Muttis im Wasser herum und entspannten uns darin bei sanfter Musik. Achtzehn Kilogramm habe ich zugenommen, die ganze Zeit der Schwangerschaft über.

Es war eine sehr aufregende Zeit, mit dir in meinem Bauch. Alles hat sich irgendwie verändert und ich mich auch. Es gab Arbeitsverbot für mich und ich konnte den Tag deiner Geburt kaum erwarten. Vorbereitet habe ich alles voller Liebe und Vorfreude in meiner kleinen Einraumwohnung. Richtig herum gedreht lagst du auch schon, während andere Muttis noch auf eine Drehung ihrer Kinder hofften.

So vergingen die Tage und auch der Tag deiner errechneten Geburt verstrich. Es wurde der 24. September 2008 errechnet, doch an diesem geschah Nichts. Zur Routineuntersuchung mußte ich ins Krankenhaus. Hier wurden deine Herztöne belauscht und du via Ultraschall angesehen - genauso, wie es bei jeder Untersuchung beim Arzt war. Hierbei wurde festgestellt, daß du dich aus der Geburtslage wieder herausgedreht hast, obwohl zwei Tage zuvor alles in bester Ordnung war. Gespräche mit den Ärzten folgten, daß man da wohl operativ eingreifen müßte, da du so auf natürlichem Weg nicht geboren werden könntest. Auf jedenfall sollte ich schließlich am 27. September 2008 gleich im Krankenhaus bleiben, auch wenn du dich kurz entschlossen wieder in Ausgangs- und so, in Geburtslage zurück gedreht hast. An diesem Abend habe ich noch einen Brief direkt an dich verfaßt, doch dazu später mehr. Der Tag deiner Geburt sollte nun greifbar nah sein und so war es auch. Darüber schreibe ich dir im nächsten Brief.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind.
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Sa 5. Jan 2013, 11:13

Mein liebster Jeschua,

wieder ist ein Monat vergangen. Bald ist es ein Jahr her, daß ich dich gehen lassen mußte. Für mich bist du nach wie vor bei mir. Kein Tag vergeht ohne dich. Du bist das schönste Geschenk, du bist mein Baby, mein Kind.

Im letzten Brief habe ich dir von der Zeit kurz vor deiner Geburt erzählt. Sicher bist du nun gespannt, wie der Tag deiner Geburt verlief. Ich selbst war damals auch ziemlich angespannt und neugierig. Ich wollte dich endlich in meinen Armen halten können, dich sehen, dich küssen.

Als erstes möchte ich dich die paar Zeilen wissen lassen, die ich am Abend vor deiner Geburt niederschrieb, auch wenn alles irgendwie ein wenig unvollständig klingt.

"Heute ist der siebenndzwansigste September. Dein errechneter Geburtstermin war vor drei Tagen, am vierundzwansigsten September 2008. Papa und ich sind so neugierig, dich endlich in unseren Armen zu halten. Wir freuen uns auf dich. Ich bin auch ziemlich kugelrund. Aber bald ist es ja so weit. Wie der Doktor gestern sagte, geht es dir recht gut und auch ich fühle mich gut. Mit Papa zusammen war ich noch jeden Tag länger spazieren. Gestern Abend hab ich es mir in der Dusche gemütlich gemacht - so im Wasser sitzend, im Kerzenschein. Papa hat mir dann noch einen Tee gebracht und ich blätterte bunte Zeitungen durch. Es war sehr gemütlich. Heute morgen haben wir das Auto zur Reperatur in die Werkstatt gebracht - nichts schlimmes - und sind dann zu Papas alter Wohnung und weiter ins Krankenhaus spaziert. Da du sozusagen drei Tage "Verspätung" hast, sollte zur Kontrolle ein CTG (Cardiotokographie) geschrieben werden. Dafür werden zwei runde Dinge auf meinem Bauch gelegt, welche mit Kabeln an einer Maschine befestigt sind. Diese Maschine mißt die Wehentätigkeit und deine Herzfrequenz. Zu unserer Überraschung sank deine Herzfrequenz immer dann, wenn die Wehentätigkeit anstieg. Da dies die Ärztin und die Hebamme, Ines, nicht so gut fanden, versuchte die Ärztin dich vaginal zu ertasten, was leider nicht gelang. Auf dem Ultraschallbild sahen wir dann auch warum. Du hast dich einfach noch einmal gedreht. Plötzlich lag dein Kopf auf der rechten Seite, dein Rücken an meinen Rippen gepreßt. Tja, so kommst du aber leider nicht von selbst aus dem Bauch. Daher mußten wir uns nun ernsthaft mit dem Gedanken an einen Kaiserschnitt (Sectio) gewöhnen. Man sagte, daß du nicht lange so liegen bleiben dürftest und man dich daher per Kaiserschnitt zur Welt bringen müßte. Dieser Gedanken löste in Papa und mir sehr viele verschiedene Gedanken und Gefühle aus."

Als erstes muß ich zu dem Brief noch etwas sagen, wir sind zu der Wohnung deines Vaters gelaufen, da er und ich nicht gemeinsam wohnten. Er wohnte im Nachbarort, in dem auch das Krankenhaus steht, in dem du zur Welt kamst.

Noch etwas: Wie du ja weißt, bist du nicht am 27. September geboren, sondern einen Tag später, den 28.. Wahrscheinlich konnte ich nur aus irgendwelchen Gründen, wie zum Beispiel Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche, nicht weiter schreiben. Ja, ich konnte mich während der Schwangerschaft oftmals nur sehr schwer konzentrieren. So ist es nunmal, wenn die Hormone rumtanzen und deine Mama sich auf dich freut.

Wie ging es also weiter am 27. September, nachdem die Ärztin festgestellt hat, daß du dich aus der Geburtslage gedreht hast? Ich hab dir, mein Kind, im letzten Brief schon erzählt, daß du dich nach den Arztgesprächen von ganz allein wieder zurück in die Geburtlage gedreht hast, aber mich die Ärzte dennoch zur Beobachtung, und weil ja bald der große Tag sein sollte, im Krankenhaus behalten haben. Der Abend ging also zur Neige. Ich teilte mir ein Zimmer mit einer anderen Frau, die ebenso in Kürze Mama sein würde. Da ich schlafen und sie noch etwas fernsehn wollte, verließ sie das gemeinsame Zimmer und du und ich schliefen bald ein. Nachts kam sie irgendwann wieder, legte sich schlafen, um kurz darauf wieder, nach einem "oh nein", aufzustehen. So ging sie zur Entbindung und ich dacht nur, wie schnell es doch losgehen kann.

Nach diesen Geschehnissen hatten wir eine ruhige Nacht, nach welcher ich allerdings gegen 8 Uhr morgens die Hebammen aufsuchte, nachdem ich deinen Vater, der frei hatte, angerufen und gesagt habe, daß es nun wahrscheinlich los geht, da ich meinte, das es sein könnte, daß meine Fruchtblase geplatzt sei - es trat nur eben nicht so viel Flüssigkeit aus. Nach einigen Untersuchungen stand dann fest, daß meine Fruchtblase nicht geplatzt sondern gerissen ist und es daher auch so schwierig war, dies schnell eindeutig festzustellen, so daß ich zwischenzeitlich etwas verunsichert war, ob es denn nun wirklich schon so weit ist oder ich einfach nur überreagiert habe. Aber es war so weit. Der Tag, an dem du das Licht der Welt erblicken solltest, ist angebrochen. Deine Lage war noch immer in Geburtsposition und so legte man mich, mit Überwachung deiner Herzfrequenz, in ein Zimmer, in dem ich dann über Stunden allein lag. Sehr selten schaute eine Hebamme mal rein. So verging die Zeit. Aufgrund dessen, daß deine Herztätigkeit sich jedesmal verschlechterte, wenn ich mich drehte, blieb ich die ganze Zeit auf meiner linken Seite liegen, da diese dir am Besten tat. Sechs Stunden später allerdings, beschlossen die Ärzte, daß man nun die Geburt einleiten sollte, da du von allein nicht kommen wolltest. So bat man mich, mich ins Geburtszimmer zu begeben. Ich nutzte die Gelegenheit, mich bewegen zu dürfen, um auf die Toilette zu gehen und als ich diese wieder verließ, traf endlich auch dein Vater ein.

Ein Arzt untersuchte mich, öffnete die Fruchtblase komplett und stellte fest, daß das Fruchtwasser schon grünlich war. So wurde nun auch meine Wehentätigkeit und weiter deine Herzfrequenz überwacht. Auch liegen mußte ich weiterhin. Man gab mir auch Medikamente (sehr wahrscheinlich Oxytocin), damit die Wehentätigkeit etwas verstärkt werden würde. Ab und an kam mal eine Wehe, aber viel tat sich nicht. Nach ziemlich kurzer Zeit kam die Chirurgin vom gestrigem Gespräch ins Zimmer und der Arzt. Man teilte mir mit, daß man dich nun per Notkaiserschnitt holen müßte, da es nicht voran geht aber deine Herzfrequenz sich unter der Wehentätigkeit immer wieder verschlechterte. Eine neue Hebamme, es war soeben Schichtwechsel, machte mich für die Operation zurecht, während mir tausend Gedanken durch den Kopf rasten. Ich war traurig, daß man dich per Notkaiserschnitt holen mußte. Ich hatte Angst. Würde alles wirklich gut gehen. Aber ich hatte keine Wahl und auch dir mußte schnellstmöglich geholfen werden. Danach ging alles ziemlich schnell. Es wurde mir eine Teilnarkose verabreicht und schon lag ich auf dem Operationstisch und die Ärzte führten die Sectio, so nennt man den Kaiserschnitt, durch. Ich dachte die ganze Zeit, das es bestimmt gleich weh tun würde. Tat es aber nicht. Es fühlte sich an, als würde man Handtücher straff ziehen, indem man sie jeweils an einem Ende hält und an der gegenüberliegender Seite noch jemand das gleiche tut. Plötzlich war es so weit: Ich hörte dein leises Stimmchen weinen. Ich konnte es kaum glauben. Die Hebamme lief beinah an mir vorbei, flitze dann aber doch zu mir zurück und zeigte dich mir. Da warst du. Meine große Liebe. Mein Baby, mein Kind. Alles von dir wollte ich mir sofort einprägen. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt. Du bist mein Ein-und-Alles.

Nach dem Kaiserschnitt waren wir beide sehr geschwächt. Ich hatte eine Menge Schmerzmittel intus. Du lagst zwar an meiner Brust aber hattes keine Lust zu trinken oder warst zu schwach dafür. Man erklärte mir, daß du noch Fruchtwasser in deiner Lunge hättest, wie es bei Babies, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, der Normalfall ist. Also kuschelten wir einfach nur zusammen. Du lagst weiter auf meiner Brust und ich war stolz, endlich dich in meinen Armen halten zu können. Du sahst so schön aus. Mein Kind, mein Baby. Ich bin noch immer super stolz und glücklich deine Mama zu sein.

In ewigwährender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind.
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Di 5. Feb 2013, 08:25

Mein liebster Jeschua,

heute ist dein Jahrestag. Es ist auch mein Jahrestag. Ein Jahr lang ist es nun schon her, daß du von mir gegangen bist. Ein Jahr, und noch immer habe ich die Bilder und Geschehnisse dieses Tages, der vorherigen Nacht und der Tage zuvor deutlich vor Augen. Es ist kaum zu glauben für mich, daß dies alles nun schon zwölf Monate her ist.

Ich schreibe dir ja jeden Monat einen Brief. In diesen Briefen versuche ich dir alles der Reihe nach zu erzählen, was du so erlebt hast und wie alles gewesen ist. Ich habe dir ein bischen von meiner Schwangerschaft mit dir berichtet und von deiner Geburt. Eigendlich würde ich jetzt an dem Punkt ansetzen, an dem ich aufgehört habe, nämlich, als du als kleines Neugeborenes auf meiner Brust lagst und ich zwar geschwächt aber überglücklich war, dich in meinen Armen zu halten. Ich habe mich so lange nach diesem Moment gesehnt. Da warst du. Mein Baby. Mein Kind. Die größte Liebe meines Lebens. Unbeschreiblich!

Da heute aber ein ganz besonderer Tag für uns ist, zeige ich dir heute mal ein paar Fotos und auch ein Video von dir. Ich habe Teddy-Kuchen für dich gebacken und in der Wohnung hübsch dekoriert für dich .

An diesem heutigen besonderen Tag möchte ich dir erzählen, was ich als erstes wahr nahm, als ich das Krankenhaus ohne dich verlassen mußte. Es war der fünfte Februar, so wie heute. Wir haben gekämpft. Du hast gekämpft. Ich konnte spüren, daß du keine Kraft mehr hattest, um weiter zu kämpfen. Du hast alles von dir gegeben. Ich war und blieb die ganze Zeit an deiner Seite. Wie schon einige Male zuvor versuchte der Tod dich zu besiegen. Schon so oft hast du gegen ihn gewonnen. Diesmal allerdings hat es dich schwer erwischt und obwohl wir alle, du, ich, Ärzte und Klinikpersonal, um dein Leben kämpften und hofften, gab es diesmal kein entrinnen. "Drei zu Eins" höre ich manchmal einen Freund sagen und ja, du hast den Tod tatsächlich öfter besiegt, als er dich. Ich spürte, daß ich dich diesmal gehen lassen muß. Ich ließ dich gehen. Meine letzten Worte zu dir waren, "Es ist okay.Du darfst gehen." Beim nächsten Atemzug bist du verstorben.

Noch lange habe ich dich in meinen Armen gehalten, dich gedrückt, geküßt, geknuddelt. Irgendwann habe ich dich zurück in dein Bettchen gelegt, dein Tracheostoma entfernt und das Loch des Luftröhrenschnittes verbunden. Auch beim Verbinden der Magensondenstelle habe ich selbst mit Hand angelegt. Ich habe dich gewaschen und dir deine schönen Kleidungsstücke angezogen - alles schön in Blau. Es fiel mir so schwer zu gehen und dich zurück zu lassen.

Ich verließ betrübt und erschöpft, mit schmerzendem Herz erst die Intensivstation und dann das Krankenhaus. Weißt du was dann geschah? Eine leichte kühle Schneeflocke fiel vom Himmel und berührte mich sanft. Die Sonne strahlte dabei und umarmte mich. Mir war, als würdest du mich trösten wollen, mich streicheln und deine kleinen Ärmchen um mich legen. Ich mag es so sehr, wenn die Schneeflocken fallen und die Sonne dazu scheint. Noch immer ist es für mich so, daß jeder Sonnenstrahl, den ich abbekomme sich anfühlt, als würdest du mich streicheln, mich umarmen. Scheint die Sonne, so ist es für mich, als würdest du lachen.

Mein Baby, mein Kind. ich lieb dich so unheimlich sehr. Du fehlst mir und ich vermisse dich ganz ganz dolle. Ja mein Schatz, ich versuche stark zu sein und nach vorne zu sehen, denn ich weiß sehr wohl, daß du deine Mama gern lachend und nicht so traurig haben möchtest. Es ist nur so schwer für mein Herz, daß ich dich nicht mehr in meine Arme schließen kann, auch wenn du mir weiterhin nah bist. Ich vermisse dein Lachen, deine Stimme, dein Geruch - einfach dich. Du bist für mich das schönste Geschenk, daß ich je erhalten habe. Meine Liebe für dich wird nie vergehen. War es auch manchmal schwer, so denke ich doch immer wieder gern an die schönen Zeiten, die wir gemeinsam hatten. Es ist unglaublich welche Kraft ein glücklicher Blick und ein Lächeln von dir hatten. War ich auch noch so erschöpft und du gabst mir dieses kleinen Geschenk, war alles wieder gut und ich wieder voller Kraft. Ich liebe dich mein Kind, mein Jeschua, mein Baby. Ich liebe dich von Herzen sehr.

Ich weiß, daß heute auch viele andere Menschen an dich denken. Auch wenn ich dir heute nicht noch mehr schreiben kann, gibt es noch viel zu erzählen. Auch möchte ich heute noch einmal allen in deinem Namen Danke sagen. Vor allem die Ärzte in unserem Krankenhaus haben dich immer so lieb umsorgt. Ebenso die Krankenschwestern und Pfleger und auch dein persönlicher Hofstaat. Du wurdest umsorgt und gut versorgt. Ich war bei dir. Wie hätte ich dich denn auch allein lassen können. Dafür liebe ich dich viel zu sehr. Ich war immer wieder gern für dich da.

Ich möchte auch allen, die diesen Brief lesen für ihre Anteilnahme danken. Ich weiß, daß so mancher gern etwas für mich und zum Gedenken an Jeschua machen wöllte. Da dies aufgrund verschiedenster Umstände den meisten nicht möglich ist, mir persönlich bei zu stehen und mit mir Jeschua sein Grab aufzusuchen, habe ich mir etwas einfallen lassen.: Jeschua war sehr stark auf medizinische Hilfe angewiesen. Mir ist bewußt, daß er es ohne diese viel schwerer gehabt hätte. Ich weiß aber auch, daß viele Menschen nur sehr schwer an medizinische Versorgung gelangen können. Daher habe ich zum Gedenken an Jeschua eine Spendenaktion bei Ärzte ohne Grenzen gestartet. Diese läuft ab seinem Todestag bis zu seiner Beisetzung. Ziel hiervon ist es, diesen Benachteiligten medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Für jedes Lebensjahr von Jeschua hoffe ich 100 Euro sammeln zu können, was exakt einen Betrag von 333,33 Euro ergibt. Ich danke einem jeden, der diese Aktion zum Gedenken an Jeschua unterstützen möchte.
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spend ... an-Jeschua

Mein liebster Jeschua, mein Kind. Die Fotos, die ich dir gern zeigen würde habe ich in dein Fotoalbumauf deiner Website abgespeichert und hier, http://www.youtube.com/user/kleinervlinder?feature=mhee ,das Video. Ich umarme dich mit meinen Gedanken und küsse dich mit meinem Herzen. Du bist und bleibst für ewig unvergessen. Du bist mein Baby, mein Kind. Ich liebe dich. Es gibt leider kein stärkeres Wort dafür, was ich fühle, doch wenn es dies gäbe, würde ich es nutzen, um dir meine Liebe noch stärker zu versichern. Sei umarmt, geküßt, gedrückt, geknuddelt. Ich liebe dich.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind.

PS: Hier noch der Link zu den FaceboofFotos https://www.facebook.com/JeschuaTheodorus/photos_stream
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Do 7. Feb 2013, 17:39

Weil der Link nicht gleich ging: Der Link für die Spendenaktion im Gedenken an Jeschua und zur Unterstürzung Benachteiligter funktioniert jetzt und ist unter folgendem Link zu finden:
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden/aktionen-werbematerial/spendenaktion-starten/index.html?hptitle=im-gedenken-an-jeschua
Wer was spenden mag, im Gedenken an Jeschua, muß auf der Seite ein klein wenig runter scrollen und dann sieht man schon Jeschuas Foto und die Option zum Spenden.Ich danke für jede noch so kleine Spende von ganzem Herzen.
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Di 5. Mär 2013, 18:35

Mein liebster Jeschua,

der erst Monat des zweiten Jahres, seit ich dich nicht mehr in meinen Armen halten kann, ist zu Ende. Das Leben steht nicht still. Die Zeit verrennt immer weiter, doch mir kommt es vor, als wäre es noch kein Jahr her. Meine Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit ist mir nach wie vor sehr deutlich vor Augen. Ich liebe dein Lachen so sehr. Wieviel Mut du doch hattest und wie tapfer du doch warst. Glaub mir, mein Schatz, ich wünschte, ich hätte nur einen Teil davon. Egal, was immer auch war, ich brauchte dich nur anzusehen und wußte, was zu tun ist. Und egal, wie anstrengend etwas auch war, ich habe dich angesehen und wußte, daß sich für dich jede Mühe lohnt. Solange du kämpfst, versprach ich dir, werde auch auch kämpfen. Du hast lange gekämpft und mich an meine Grenzen geführt, mir gezeigt, was alles in mir steckt und auch, daß es immer irgendwie weiter geht, wenn man denn den Mut und die Lebenslust nicht verliert. Leider mußte ich dich dann doch gehen lassen. Du hast gekämpft, solange du konntest und du warst so stark. Ich selbst war bis zuletzt an deiner Seite. Nichts würde ich dafür eintauschen. Doch nun frage ich mich manchmal, wie ich jetzt weiter kämpfen soll, ohne dein Lachen, ohne dich. ...

Ich weiß, daß das Leben sich weiter dreht und auch du sicher wölltest, daß ich weiter nach vorn sehe und mein Lachen und meinen Lebensmut nicht verliere. Ich weiß, mein Baby. Es ist dennoch nicht so einfach, da mir dein Lachen, was mir immer wieder unheimlich viel Kraft gab, nun ebendso sehr fehlt. Ich liebe dich und diese Liebe ist weiterhin stark und fest. Ich bin glücklich, dich mein Kind nennen zu dürfen. Ich weiß, mein Jeschua, du hast mir einen wirklich sehr liebevollen Partner an meine Seite gestellt, und dennoch kann auch er, egal, was er alles für mich tut, diese Lücke, die du in meinem Leben hinterlassen hast, nicht schließen. Zwischen uns, mein Baby, ist eine ganz andere Art der Liebe und Verbundenheit, die so wahrscheinlich mit niemanden auf der Welt je sein wird. Du bist mein Kind, mein Baby und ich deine Mama. Was gibt es da vergleichbares?

Damals, als ich dich zum ersten mal in meinen Armen hielt, hätte ich niemals gedacht, wie stark Mutterliebe ist und sein würde. Du warst so klein und von der Geburt geschwächt, so wie ich. Starke Schmerzmittel hatte ich bekommen. In deiner Lunge war noch Fruchtwasser, etwas, was bei Kindern, die via Sectio (Kaiserschnitt) geboren werden gewöhnlich der Fall ist. Es war ein besonderer Moment.

Leider konnte ich mich, meiner vielen starken Schmerzen wegen, so gut, wie gar nicht bewegen. Es machte mich etwas traurig, aber unter der Schmerzmittelgabe war ich, wie nicht völlig da. Ich kann mich nur schwerlich erinnern, an unsere erste Zeit.

Ich weiß, daß man dich mir irgendwann wieder aus den Arm nahm, um dich anzukleiden und, so wie ich glaube, nochmal zu untersuchen. Am liebsten hätte ich dich nicht mehr aus meinen Armen gegeben und aus meinen Augen gelassen schon gleich gar nicht. Glücklicherweise wurdest du dann zu mir in mein Elternzimmer gebracht. Wie gern hätte ich mich sofort um dich gekümmert. Leider hatte ich noch immer sehr starke Schmerzen und an bewegen war gar nicht zu denken. Es tat mir unheimlich leid, doch meine Schmerzmittel ließen mich sehr oft schlafen.

Zum Stillen wurdest du neben mich gelegt und ich aufgefordert es doch mal auf der Seite liegend mit dem Stillen zu versuchen. Dies war wirklich leichter gesagt, als getan. So gern ich wollte, es war mir nicht möglich, mich auf die Seite zu drehen. Meine Muskeln im Bauch schienen komplett nicht mehr vorhanden gewesen zu sein. Wenn dein Babybettchen neben mir stand, dann ließ ich meine Hand zu dir hinab und auch wenn ich schlief, beließ ich sie dort, um bei jeder Bewegung von dir reagieren zu können - zumindest so gut es mir möglich war. Es hat mich sehr traurig gemacht, daß ich nichts mehr konnte. Tagelang, so kam es mir vor, konnte ich nichts mehr tun. Dann aber kam ich doch wieder aus dem Bett, mit Hilfe und viel Armkraft deines Vaters zwar, aber die ersten Schritte meines neuen Lebens hatten begonnen, auch wenn diese noch sehr schleifend waren. Endlich konnte ich mich um dich kümmern, so wie ich es von Anbeginn an wollte. Ich lernte dich zu wickeln und versuchte dich zu stillen.

Im Gegensatz zum Wickeln, funktionierte es mit dem Stillen leider nicht. Du bist nich zu schwach dafür gewesen, sagte man mir. Also pumpte ich deine Milch bei mir ab und fütterte dich mit der Spritze. Immer dann, wenn du an meinem Finger saugtest, welchen ich beim Füttern dir mit in den Mund hielt, durfte ich dir etwas aus der Spritze geben. So saß ich im Stillzimmer, während du auf meinen Schoß lagst und ich dich mit Spritze zu Füttern versuchte. Das Stillen sah bei den anderen Muttis so schön aus. Damals wußte ich noch nicht, daß mir dieses Glück mit dir auch noch gewährt werden würde und daß ich dich eineinhalb Jahre lang stillen würde.

Eines Tages wurdest zu 24 Stunden an die Sauerstoffüberwachung gelegt. Die Schwestern meinten, daß dies routinemäßig gemacht würde und ich erfuhr dann auch weswegen. Du machtest beim Atmen immer deutlicher wahrnehmbar quitschende Geräusche und dies wurde nun noch einmal anhand der Sauerstoffsättigung in deinem Blut geprüft. Man nannte dieses "Stridor", also eine weiche Luftröhre, die aber, so sagte man mir, im Laufe des ersten Lebensjahres sich verfestigen würde und damit auch deine quitschenden Atemgeräusche aufhören würden. Ich sollte mich deswegen nicht sorgen, denn so selten komme dies gar nicht vor. Man versicherte mir, nach der Kontrolle, daß dich diese noch weiche Luftröhre keineswegs beeinträchtige. Ich glaubte und vertraute der Medizin und dem Fachpersonal und sorgte mich nicht weiter darum. Deine leichten Geräusche beim Atmen gehörten eben einfach bei dir dazu und sollten sich ja sowieso innerhalt eines Jahres verwachsen. Warum also sollte ich mich weiter sorgen? Dir ging es gut und beeinträchtigt warst du dadurch auch keineswegs.

Ach, mein kleines zartes "Stimmchen", wie ich dich immer nannte, denn dein Weinen war immer sehr leise und zart, hätten wir zwei, du und ich, damals schon gewußt, was alles auf uns zukommen würde und daß deine Atemgeräusche sich nicht verwachsen würden, sondern ein Leben lang zu dir dazu gehören würden - zumindest so lange, bis man operativ eingreifen würde. Wir wußten damals von alledem nichts, sondern lernten uns gegenseitig immer besser kennen und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sogar das Stillen in allen erdenklichen Positionen.

Mein Baby, wenn ich daran denke, kann ich kaum glauben, daß seither schon fast 4,5 Jahre vergangen sind. Ich liebe dich ganz, ganz sehr. Du bist für mich das Größte ud Schönste, was ich je mein eigen nennen durfte. Du bist meine größte Liebe. Du bist mein Kind und für immer in meinem Herzen. Ich liebe dich.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind.

PS.; Die Spendenaktion für andere Kinder in Not via bzw. für Ärzte ohne Grenzen läuft auch diesen Monat noch immer weiter. http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden/aktionen-werbematerial/spendenaktion-starten/index.html?hptitle=im-Gedenken-an-Jeschua Mein Ziel war es ja, für jedes deiner Lebensjahre 100 Euro sammeln, was daher einen Betrag von 333,33 Euro ergibt. Mal seh'n ob daraus was wird. Mitte März wird diese Aktion beendet sein und erst dann kann ich dir verraten, wieviel daraus geworden ist. Momentan sind es immerhin 70 Euro, die gesammelt wurden, damit anderen Menschen in Krisensituationen auch geholfen werden kann, so, wie die Ärzte dir immer geholfen haben.

Ein liebes Dankeschön möchte ich, als Jeschuas Mama, schon jetzt an alle lieben Spender senden und sagen, daß wir uns über jeden noch so einen kleinen Euro freuen, der im Gedenken an meinem Jeschua und zur Unterstützung von "Ärzte ohne Grenzen" gespendet wird. Danke für eure Unterstützung.
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Fr 5. Apr 2013, 18:02

Mein liebster Jeschua,

als wir damals aus dem Krankenhaus, nach deiner Geburt, zum ersten Mal nach hause kamen, ach, war das schön. Endlich wieder zu hause nach neun Tagen Klinikaufenthalt. Mir kam es so vor, als sei ich viel länger fort gewesen. Selbst jetzt in meiner Erinerung erscheint es mir wie viele Wochen. Doch vor Kurzem erhielt ich mein Patientenbericht aus dem Krankenhaus und in diesem steht, daß wir tatsächlich nur neun Tage dort waren. Es ist schon komisch, welche Differenz sich zwischen dem tatsächlichem Geschehen und der Erinnerung ergeben kann.

Gut erinnern kann ich mich allerdings noch, als ich mich das erste Mal, außerhalb des Klinikums, mit meiner mütterlichen Fürsorge und Verantwortung konfrontiert sah. Wie ich dir im letzten Brief schrieb, hast du, mein liebster Jeschua, leider nicht an meiner Brust trinken können. Noch immer saugtest du fürs Stillen nicht stark genug. Ich wußte, daß wenn icih dich versorgen möchte, ich vor allem eine Pumpe benötigte, um dir deine Milch von mir abzupumpen. Leider bekommt man das Rezept für eine Pumpe erst am Tag der Entlassung und nicht schon früher. Im letzten Fall hätte man sich diese schon vor dem Entlassungstermin besorgen können. Nun gab es aber diesen Zettel erst mit der Entlassung. Hinzu kam, daß die Apotheke, bei der man die Pumpe die notwendige zeit über ausleiht, jenes Gerät auch vorrätig haben muß. Erstere hatte es nicht. So ergab es sich, daß ich erstmals Angst und Sorge um dich hatte, daß ich dich nicht ernähren könnte, wenn ich denn nicht schnellstens so eine Muttermilchpumpe bekäme. Zum Glück hat die erste Apotheke mit einer weiteren telefoniert und diese meinte, daß, wenn wir vor Schließung eintreffen, sie eine für uns da haben. Ich weiß noch, daß es zeitlich alles ziemlich knapp war und ich innerlich schon etwas Panik verspürte. Glücklicherweise ging alles gut und ich konnte dich gut mit Nahrung versorgen. Diese mütterliche Sorge und Fürsorge allerdings, hat mich nie wieder verlassen.

Nun, so ist es wohl, wenn man bedingungslos liebt. Ich hätte alles mögliche für dich getan. Daß man nicht immer irgendetwas tun kann, um zu schützen und beschützen, habe ich schwer und lange lernen müssen. Doch so lange du bei mir lebtest, habe ich, wie eine Löwin, mit dir und um dich gekämpft.

Die ersten Tage, so weiß ich noch, hast du meinen Tagesablauf völlig auf den Kopf gestellt. Einen festen Rhytmus hattest du natürlich nicht, jedenfalls keinen, der mir gleich war. Du schliefst, wenn du müde warst, verlangtest nach Essen, wenn du hungrig oder durstig warst. Deine körperliche Pflege und Versorgung waren ebenso wichtig. Daneben gab es noch den Haushalt, der auf mich wartete und meine eigene Versorgung. Den guten Tip der Hebamme aus dem Geburtvorbereitugskurs liegt mir noch heute unvergessen in den Ohren: 'Ruht euch aus, holt Schlaf nach, wenn euer Baby schläft. Euer Haushalt kann warten.' Nunja, ich konnte mich an jenen Rat erinnern aber wie es so ist: Wie so manch andere Mutti auch, so glaubte ich, meine haushaltlichen Tätigkeiten aufnehmen zu müssen, wenn du tagsüber schläfst. Wann hätte ich es denn sonst tun sollen. Inzwischen würde ich den selben Rat der Hebamme damals, aufgrund unserer gemeinsamen erfahrung, Jeschua, jeder jungen Mama mitgeben.

Du und ich waren schon damals großteils auf uns allein gestellt. So machte es auch nicht wirklich viel aus, daß du von Anbeginn an mit in meinem Bett schliefst. Zwar hatte ich dir ein Kinderbettchen aufgebaut, aber immer wenn ich darin zum Schlafen niederlegte, fingst du an zu schreien. Die Hebamme meinte zwar, ich solle dich weinen lassen, aber ich konnte nicht. So legte ich mich oft mit dir gemeinsam danieder, um zu schlafen oder zumindest an deiner Seite zu bleiben, bis du eingeschlafen bist. Egal ob du durstig warst oder nicht, ich mußte aller vier Stunden Milch abpumpen, die inzwischen aber gut floß. Zusatzmilch brauchten wir sehr schnell keine. Da das Stillen anfangs allerdings nicht gelang, konnte ich nicht so, wie es später der Fall war, dir einfach im Liegen meine Brust anbieten. Sehr oft schlich ich mich daher, als du schliefst, aus unserem, deinem und meinem, Bett. Glücklicherweise haben wir das mit dem Stillen dann doch relativ zeitnah gemeinsam hinbekommen, so daß wir es beide genießen konnten und mir noch dazu eine Menge Arbeit erspart blieb. Naja, und Anstrengung, denn, obwohl Stillen natürlich auch körperliche Kraft kostet, so tut dies nächtliches Abpumpen und dem Lauschen des Summens der Maschiene und dabei wach zu bleiben erst recht.

Aber was schreibe ich dir so viel übers Stillen? Ich habe dich gern und ja, lange gestillt. So lange, bis du eines Tages keine Kraft mehr dafür hattest. Ich weiß, wir wollten es imemr wieder versuchen, damals auf der Intensivstation, aber darüber schreibe ich dir zu einem späteren Zeitpunkt. Eineinhalb Jahre jedenfalls ging alles gut mit dem Stillen und selbst als du Zähnchen bekamst, hast du mich nicht gebissen, noch bekam ich wunde Brüste. Wir hatten da echt beide Glück und viel Freude dabei.

Wir beide lebten in meiner großen Einraumwohnung mit einem ebenfalls großen balkon zusammen mit Dimitri, meinem Kater. Es hat von Anfang an gut geklappt mit euch beiden. Noch vor deiner Geburt habe ich mir große Gedanken gemacht, ob ihr euch vertragen werdet. Vor allem machte ich mir Sorgen, ob die katzenhaare dir schaden könnten oder du allergisch sein würdest, aber auch, ob Dimitri dich akzeptieren und in Ruhe lassen würde. Wie erwähnt, paßte alles super mit euch zwein.

Weißt du, mein Schatz, alles war neu für mich. Du hast mir eine ganz neue Welt gezeigt und damals war es erst der Anfang unseres Abenteuers. Ich war jetzt wirklich Mama, deine Mama, und werde sie mein Leben lang bleiben.

Ich kann mcih an unsere ersten Spaziergänge erinnern. Ich konnte deinen Kinderwagen anfangs kaum schieben, weil mein Schnitt noch heilen mußte und meine Bauchmuskeln sich erst wieder aufbauen mußten. Dennoch waren wir jeden fleißig draußen. Du sahst so knuffig aus. Es war ja schon Herbst und so mußstest du fein eingepackt werden. Ein kleiner süßer Kerl eingehült in wärmende Kleidung und viel Liebe. Ja, ich habe dich von Anbeginn an gebliebt. Ich will dich nie mehr her geben, soviel stand fest für mich , und der Gedanke, daß du eines Tages aus meinem Haus gehen würdest, erschien mir unerträglich. Ich weiß noch, daß ich einmal, zusamen mit dir auf dem Sofa kuschelnd, eine Geschichte im radio hörte, die davon handelte, daß der erwachsene Sohn von zu hause aus zieht und in die Welt hinaus geht. Ich konnte diese Geschichte nicht weiter anhören, da mich dieser Gedanke zu wehmütig machte. Ich konnte und wollte mir nicht im geringsten vorstellen, daß mich dies auch eines Tages erwarten würde, denn so ist ja der gewohnte Lauf der Dinge. Nein, und außerdem warst du noch so klein und mir gerade erst anvertraut wurden. Ich möchte dich bei mir behalten, so lange es nur möglich ist, soviel stand schon damals fest für mich.

Manchmal schreibt das Leben dann seine eigene Geschichte, so, wie in unserem Fall, und ich mußte dich ziehen lassen, noch lange bevor du ein erwachsener Mann werden konntest. Ich mußte dich loslassen, obwohl weder du noch ich dafür bereit waren. Ich mußte dich hergeben. Aus meiner liebenden Sorge wurdest du mir entrissen. Einfach so. Ganz unerwartet.

Blicke ich zurück, gerade so wie jetzt, zu unseren ersten Momenten, Tagen, Wochen und Monaten, dann sehe ich dich aufmerksam die Welt betrachten. Ich sehe deine Neugier auf das Leben. Ich sehe einen hübschen Jungen, der bereit ist zu lernen und alles in sich aufzusaugen. Ein kleines Kind, mein Baby, das mit einem lächeln meine Welt verzaubert und mich alles Neue schnell lernen läßt. Ich denke an unseren Badespaß, an schöne Massagen, ich denke daran, daß du quer auf meinem Schreibtisch liegend gewickelt werden konntest. Ich denke an dein Staunen und an das Greifen deiner Finger, nach allem, was sich dir anbot. Ich denke an unsere gemütlichen Stunden des Stillens und Kuschelns. Ja, wenn ich mich so zurück erinner, dann erinnere ich mich an das Gefühl des unendlichen Glücks und eine zuvor nicht gekannte Freude, an Liebe und Zufriedenheit. Ich hatte dich. Was wollte ich mehr? Ich bin so dankbar für jeden Augenblick mit dir.

In ewig währender Liebe,
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » So 5. Mai 2013, 21:38

Mein liebster Jeschua,

die Zeit eilte uns davon, doch ahnten wir dies damals noch nicht. Stattdessen hielt ich Ausschau nach einer größeren Wohnung für uns, denn mir wurde klar, daß es nicht mehr lang dauern würde, bis du mehr Raum für dich beanspruchen würdest. Besser gesagt, zog eine Bekannte ganz in unserer Wohnnähe aus einer kleinen 2,5-Raum Dachgeschoßwohnung aus und ich ergrif die Gelegenheit, diese die unsrige werden zu lassen. Ab sofort sollten wir ein Bad mit Badewanne haben, ein kleines eigenes Kinderzimmer und eine größerer Abstellraum, aus dem ich gedanklich schon einen weiteren Spielplatz für dich bastelte, wenn du dann etwas älter wärst.

Alles erschien wunderbar passend und auch dein Vater kam uns immer mal wieder besuchen, ging mal eine Runde mit dir spazieren oder paßte auf dich auf, während ich dann doch endlich mit der Rückbildungsgymnastik angefangen hatte. Dies war für mich anfangs gar nicht leicht, dich allein zurück zu lassen, also in der Obhut deines Vaters, der ja dann doch viel weniger Kontakt mit dir hatte, als ich. Dennoch war dieser Sport wirklich wichtig für mich. Nachdem ich nach der Entbindung gleubte, nie wieder schlank auszusehen, war dieser spezielle Mamasport wieder ein Schritt in die richtige Richtung zur alten Figur, auch wenn man diese wahrscheinlich nie wieder erreichen wird. Ich jedenfalls nicht. Doch dies ist mir auch egal, denn dafür habe ich ja dich bei mir gehabt und die Narbe meines Kaiserschnittes erinnert mich immer wieder daran, daß du einst wirklich in meinem Bauch warst.

Schon damals und überhaupt von Anfang an, hattes du ein zartes Stimmchen. Ich nannte dich deswegen manchmal auch "mein Stimmchen". Dein Weinen war immer sehr sacht und leise und des öfteren mußte ich lauschen, ob du denn tatsächlich weinst. Gar manche Eltern hörte ich reden über das laute Geschrei ihres Babies, aber bei dir erlebte ich etwas völlig anderes. Als bedenklich wurde dein leises Weinen allerdings nie eingestuft. Du hattes nur eben nicht so eine kräftige Stimme verlautete es. Ich empfand dies nicht als schlim, sondern eher als angenehm. So konnte ich dich in meinem Bett schlafen lassen, während ich selbst im kleinen Nachbarzimmer noch wach war und dabei die Tür offen lassen, um nach dir zu lauschen.

Im übrigen war es gar nicht immer so leicht, abends länger als du wach zu sein. Ja, auch davon berichte ich dir später noch. Immerhin möchte ich dir schon verraten, daß du gern beim Stillen an meiner Brust eingeschlafen bist und wenn ich mich dann aus unserem Bettchen geschlichen habe, oder es wollte, bist du aufgewacht oder unruhig geworden. So kam es dazu, daß ich ziemlich oft mit dir eingeschlafen bin.

Damals jedenfalls, fingen wir irgendwann auch an, einen Babymasagekurs zu besuchen. In diesem Kurs lernt man als Mama (oder Papa), wie man sein Baby, in unserem Fall ich dich, mit öligen Streicheleinheiten verwöhnen kann. Im Kurs selbst fandest du es nicht immer so spannend und entspannend. Dieses Anziehen und Ausziehen und Anziehen und zwischendurch ölig gemacht werden, war nicht ganz so dein Ding. Allerdings war es danach das Autofahren und glücklicherweise unsere Massagen zu hause.

Beim Anziehen habe ich dich gern gleich mit sanft eingeölt und dabei dir vorgesungen. Das hat dir gefallen. Natürlich haben wir auch nur die Sachen gemacht, die dir und mir gefielen. Man muß ja auch nicht alles mitmachen, vor allem dann nicht, wenn du es unangenehm empfindest. Darauf habe ich geachtet und es für uns beide angenehm gestaltet.

Jestzt direkt habe ich ein Bild vor Augen, wie du noch immer quer auf meinem Schreibtisch liegst und ich dich einöle. Über dir hängt ein Mobile mit Holztieren dran und an der Wand deine Spieluhr, ja, die, die bis zuletzt bei dir gewesen ist, und spielte immer wieder ihre Melodie und ich singe dir vor dabei. Die Melodie ist sofort wieder in meinem Kopf. Zuletzt habe ich ihr Lied gepielt, als sie bei dir im Sarg lag. Du hast sie da in deiner Hand gehalten und bevor ich mit half, den Deckel zu schließen, habe ich diese gegen ein Foto von mir eingetauscht, so daß du, anstelle der Spieluhr, ein Foto von mir in deiner Hand hieltest und ich dafür im Tausch deine Spieluhr jetzt bei mir habe. Immer wenn ich sie sehe, und ich sehe sie jeden Tag, denn sie hängt hier in meiner Stube, denke ich daran, daß sie bis zuletzt in deinen Händen war. Manchmal denke ich darüber nach, wie es wäre, den Klang dieses Liedes zu hören. Den Klang des Liedes, daß dich so oft erfreut, daß dich so oft beruhigt und getröstet hat. Diese Spieluhr war immer dabei: an deinem Bettchen, bei jedem Krankenhausbesuch, mitunter auch am Kinderwagen. Bisher allerdings konnte ich noch nicht nach dieser Melodie lauschen und irgendwie will ich dies auch gar nicht, ohne dich dabei.

Du merkst, mein Schatz, du bist mir immer ganz nah. Am liebsten hätte ich dich niemals her gegeben. Du hast mir so wunderschöne Momente, Augenblicke, ja, Jahre mit dir geschenkt. Du hättest mir kein größeres Geschenk machen können, als deine Liebe und Zeit mit dir und alles beides hast du mir bedingungslos geschenkt, so wie ich die meine Liebe und Lebenszeit.

Weiß du, mein Jeschua, was wir auch noch gemacht haben zusammen. Ja, wir waren gemeinsam schwimmen. Es gab ja dieses Babyschwimmen und das wollten wir natürlich auch mitmachen - du und ich. Auf jedenfall war es eine weitere Erfahrung, die ich dir nicht vorenthalten wollte, etwas Neues, um deinen Alltag zu bereichern. Außerdem ist das Bewegen im Wasser für Babies wirklich sehr angenehm und gesund, erklärte man mir. Für dich allerdings, war dies nicht immer so einfach. Ja, mein Kind, ich glaub dir sehr wohl, daß du dir das kaum vorstellen kannst, so wie du später die Bewegungstherapie im Wasser geliebt hast, aber damals fandest du es nicht so toll. Wir haben uns dementsprechend auch von der Gruppe etwas abgekapselt und nicht alles mitgemacht, was die anderen so gemacht haben. Wir haben uns einfach durchs Wasser bewegt und nur dies oder jenes mitgemacht und ansonsten gekuschelt. Ich habe dir das Vertrauen geschenkt, daß ich für dich da bin, auch im Wasser, und auf dich eingehe. Mir konnte zwar keine Therapeutin sagen, warum du doch eher abweisend auf das Wasser reagiert hast, aber aus heutiger Sicht, kann ich es verstehen. Warum? Nun, es gäbe so einige Gründe, aber der erste leicht verständlich wurde mir kurz darauf klar. Du brauchtest eine Brille.

Wir bekamen erst eine Überweisung zum Augenarzt und dann ein zettelchen, mit dem wir uns beim Optiker eine Brille für dich anfertigen ließen. Für mich war klar, daß du deswegen nicht so auf deren Spielzeug im Wasser reagiert hast, sondern eher auf mich geachtet und dich an mich geklammert hast, weil du schlecht siehst. Da fühlt man sich natürlich unsicher und bei deiner fehlenden Stärke und vorhandener Hornhautkrümmung, erschien es mir nur logisch. Das da noch mehr dahinter stecken würde, ahnte damals niemand.

Auf jedenfall, mein Jeschua, war man beim Optiker begeistert von dir. Du sahst nicht nur super schick aus mit einer Brille, nein, du hast sie sogar von anfang an akzeptiert. Viele Kinder reißen sich diese anfangs von der Nase, aber du bliebst ganz ruhig und man konnte dir verschiedenste Modelle aufsetzen. Am liebsten hätten sie dich als Vorzeigemodel behalten, damit auch andere Eltern sehen können, wie schick Kinder mit Brille aussehen und daß sie diese nicht automatisch als etwas stöhrendes empfinden. Ich selsbt habe mich drüber gefreut, aber so einfach bekommt dich niemand. Überhaupt würde dich niemand anderes bekommen. Du bist ja mein Baby, meine große Liebe, mein Glück.

Ich liebe dich vom ersten Augenblick an und werde diese Liebe für dich mein Lebtag nicht mehr erlöschen lassen. Dafür ist sie wirklich viel zu stark. Du bist mein Kind, mein Jeschua. Du bist für mich das Wunderbarste. Ich liebe dich wirklich sehr.

In ewig währender Liebe,
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Mi 5. Jun 2013, 22:19

Mein liebster Jeschua,

wie an so manchem Tag, so waren wir auch heute an deinem, wie eine andere Mama es nannte, Erdenbettchen. Ich bin gern dort bei dir, auch wenn mir diesmal wieder die Tränen gelaufen sind. Es ist nicht einfach ohne dich. Du fehlst mir. Ich heb dich so lieb, mein Kind.

In Dreden, wo wir bis zuletzt gewohnt haben, ist momentan ganz viel Wasser, Hochwasser sozusagen, und ich mache mir da so meine gedanken, wi es uns wohl ergehen würde, wenn wir noch immer gemeinsam dort leben würden. Klar wohnten wir ein Stück bergauf, vom Wasser weg und dennoch bewegen mich diese Gedanken.

Aber mit meiner bisherigen Erzählung bin ich ja noch nicht so weit vorgedrungen. Letztens habe ich dir ja davon erzählt, was für Kurse wir besucht haben und das du eine hübsche Brille bekommen hast, womit du, von da an, gut sehen konntest. Heute möchte ich dir kurz von den Gottesdiensten erzählen, die wir immer gemeinsam besucht haben, damals noch, bevor wir nach Dresden zogen, aber auch später.

Schon als du noch in meinem Bauch warst, haben sich andere liebe Menschen für dich interessiert und als du dann da warst, haben sie sich mit mir gefreut, daß es dich gibt und ich dich nun in meinen Armen halten kann. Es war für uns immer eine Oase dort zu sein. Es war Zeit für uns und eine Zeit, in der ich meine Dankbarkeit, dich bei mir haben zu dürfen, zum Ausdruck bringen konnte. Natürlich haben wir nicht die ganze Zeit einfach nur dagesessen und den Worten gelauscht, denn oftmals hattest du zwischendurch Verlangen nach Mamas Brust und so habe ich dich in einem Nachbarzimmer gestillt.

Es gab da auch einen anderen kleinen Jungen, etwas älter als du. Von seinen Eltern wurden wir immer mit dem Auto abgeholt. Auch ein junges Mädchen war von dir total begeistert. Immer wollte sie dich durch die Gegend tragen, bevor der Gottesdienst begann.

Ich habe es genossen, wie alle um die herum erfreut waren dich zu sehen. Du selbst hast es geliebt, wenn ich zu beginn und auch während des Gottesdienstes Lieder mitgesungen habe mit dir auf meinem Arm. Ich weiß noch gut, wie du dich an mich gekuschelt hast dabei oder gespannt meiner Stimme gelauscht hast. Bis zuletzt hat sich dies nicht geändert und kurz bevor du verstorben bist, habe ich mich zusammengerissen und bemüht, dir leise dein Lieblingslied von all den Liedern aus jenem Liederbuch vorzusingen. Es fiel mir nicht leicht, aber ich wußte, du liebst es. Auch haben wir noch einmal leise zusammen gebetet. In all der Zeit, in der du bei mir warst, hat der Glaube an Gott mir Kraft und Mut gegeben, wodurch ich dir eine starke Mama sein konnte.

Was mmir auch noch gut in Erinnerung ist, sind unsere ersten Besuche bei unserer Familie. Du hattest ja so viele Leute kennen zu lernen - und sie dich. Wir waren bei deiner Omi und deinem Onkel dann bei Opi und weiteren Onkels und deiner Tante. Zu dieser Zeit habe ich dich noch voll gestillt und auch von deinem eher kritischen gesundheitlichem Zustand wußten wir nichts. Ich war sehr stolz auf dich - ja, dich mein Kind nennen zu dürfen. Bist bist mein kostbarstes Geschenk, daß ich je erhalten habe. Gern bin ich mit dir durch meine alte Heimat gezogen. Vor allem mal wieder in Dresden zu sein tat gut. Daß wir später einmal dahin ziehen würden, war mir zu jenem Zeitpunkt noch nicht klar.

Zurück zu hause habe ich meine freie Elternzeit mit dir wirklich sehr genossen. Dennoch vermißte ich die Nähe zur Familie und auch für dich wäre es sicherlich schöner, du könntest sie öfter mal sehen, als zwei mal im Jahr, denn damals wohnten wir noch nahe den Niederlanden, was in etwa 700 Kilometer von Dresden entfernt lag. Auch vermißte ich die Berge der Sächsischen Schweiz und all die alten Bauten der Stadt sowie das gemütliche Leben, was ich vor allem in Dresden-Neustadt sah. Ich wollte dir all diese Möglichkeiten eröffnen. Ich wollte gern mit dir in dem Elbsandsteingebirge spazieren gehen, auf der Talsperre, an der ich groß geworden bin, Boot fahren, dir Museen und Kulturgeschichte näher bringen. Ich hatte so viele Ideen, wie und warum es für dich, ja für uns, sicher schön wäre, nach Dresden zu ziehen und so began ich Pläne zu machen.

Auch dein Vater wollte mit nach Dresden ziehen und so gab er schon recht frühzeitig seine Wohnung auf und zog für eine gewisse Zeit mit bei uns ein. Natürlich wäre es weiterhin nur vorübergehend, denn in Dresden wollte er sich eine kleine Wohnung allein nehmen, aber in unserer Nähe. Leider ist daraus nicht so viel geworden und er ist in die ungefähr 20 Kilometer entfernte Nachbarstadt gezogen. Aber auch davon berichte ich dir später noch.

Während jener Zeit, nahe den Niederlanden, waren wir auch beim Kinderarzt, weil du manchmal die Luft angehalten hast beim Weinen. Ich fand dies etwas erschreckend und fragte den Arzt um Rat, aber er meinte nur, daß Kinder nunmal schreien und dabei mitunter auch mal die Luft etwas länger anhalten. Ich solle mir also keine Sorgen machen. Es gab keine Untersuchung deswegen und genau sies machte mich einige Zeit ziemlich ärgerlich darüber. Hätte der Arzt damals meine Beobachtung nicht einfach in die Kategorie "überbesorgte Mutter" geschoben und mal etwas genauer geschaut oder mal näher beobachten lassen, hätte dir vielleicht schon früher geholfen werden können. So aber schien für mich ja alles in Ordnung zu sein, auch wenn mir diese Auffälligkeit nicht gefiel. Glücklicherweise kam dies aber eher selten vor, daß du so sehr geweint hast und dabei Atemaussetzer bekommen hast. Manchmal denke ich, wenn der Kinderarzt heute wüßte, er wäre sicher vorsichtiger Beobachtungen von Müttern kurzerhand zu bagatelisieren. Nunja, die Tragweite war damals noch nicht ersichtlich.

Du jedenfalls, mein Jeschua, machstest in der Zwischenzeit weiter Fortschritte. Wenn du auf den Bauch lagst, dann stützest du dich hoch. manchmal konntest du auch deinen Oberkörper eine kleine Weile hoch halten, aber auf jedenfall dein Köpfchen. Auch drehen schien dir zu gelingen, wenn auch dies selten vorkam. Du machtest Fortschritte in deiner Entwicklung, wenn auch langsam, aber einige Kinder lassen sich eben mehr Zeit meinte man dann beruhigend zu mir. Ich wollte daher dir auch die Zeit lassen, die du brauchtest und dich nicht unnötig stressen. Währenddessen hast du nach deinem Spielzeug geriffen und es festgehalten, wenn man es dir gab oder es günstig in Reichweite lag. Auch hast du jenes von einer Hand in die Andere wandern lassen und mit deinem Mund ertastet. Ich hätt dich stundenlang beobachten und mit dir spielen können. Extra für dich habe ich einen schönen, neuen, orangefarbenen Spielteppig gekauft, damit du angenehm warm auf dem Boden sein kannst. Von da aus hast du auch gern zum schrägen Dachfenster hinaus in den Himmel gesehen.

Ja, mein Jeschua, es war eine wirklich schöne Zeit, die du mir mit dir geschenkt hast. Ich bin so dankbar für all diese Momente, ja, für jede Minute, jede Sekunde, denn nichts davon kann man mir aus meinen Erinnerungen heraus nehmen. All unsere Erlebnisse sind fest verankert in meinem Sinn und in meinem Herzen. Ich liebe dich total dolle und denke immer wieder an unsere gemeinsamme Zeit - mal lachend, mal weinend. Unvergessen ist jene in jedem Fall. Du bist mein Junge, mein Baby, mein Kind. Du bist in meinem Herzen. Ich liebe dich wirklich sehr.

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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Sa 6. Jul 2013, 10:14

Mein liebster Jeschua,

keine Sorge, ich habe nicht vergessen, daß gestern der fünfte des Monats war. Leider war am Abend, als mich diesem Brief an dich widmen wollte, bei uns keine Internetverbindung mehr gewesen. Über Tag hatte sie funktioniert, doch gegen Abend ging dann nichts mehr. Deswegen kann ich dir erst jetzt diesen Brief an dich online setzen. Ich weiß, mein Jeschua, daß auch so einige andere liebe Menschen bestimmt schon auf meinen Brief an dich gewartet haben, da sie ihn mitlesen.

In der letzten Woche war ich im Urlaub in der Sächsischen Schweiz gewesen und auch Klettern in Oybin. All diese Stille der Natur und das stundenlange Laufen, hat mich mir selbst wieder näher gebracht und ich lerne immer mehr zu verstehen. Ich begreife immer mehr und mehr, was mir persönlich wichtig ist - vor allem, was mir noch wichtig ist. Du, mein geliebtes Kind, warst für mich der Mittelpunkt meines Lebens, all die Zeit, die du bei mir warst. Wir haben zusammen so viel erlebt. Es gab nur dich und mich. Alles andere war zweitranig. Ich habe für dich gelebt und du, so erscheint es mir heute, für mich. Durch dich, mein Jeschua, habe ich so viel gelernt. Du hast mich innerlich extrem wachsen lassen. Als du dann vor eineinhalb Jahren verstorben bist, brach für mich meine Welt zusammen. Zwar hat mich der Mann, den du, so erscheint es mir, für mich ausgesucht hast, nach besten Kräften aufgefangen, doch dieses Gefühl der Leere, dieses Wissen, dich nicht mehr in meine Arme schließen zu können oder deine Stimme zu hören, dein Lächeln zu sehen, gefangen genommen. Ich fiel, trotz liebevoller Umsorgung des Mannes, den du für mich ausgesucht hast, und des Lächelns, was er auf mein Gesicht zaubern konnte, in ein dunkles Loch der besonderen Einsamkeit und wußte nichts mehr mit mir anzufangen.

Ich weiß, mein Jeschua, du hast dies nie so gewollt. Du hast gekämpft und bist bei mir geblieben, so lange deine Kraft dafür ausreichte und, so erscheint es mir, darüber hinaus. So oft stand es zwischen Leben und Tod bei dir und immer und immer wieder bist du dem Tod entronnen. Ich bin so stolz auf dich. Ich liebe dich mehr, als Worte es je sagen können.

Eben diese Liebe ist das ganz Besondere, was ich durch dich erfahren habe. Es ist eine Liebe ohne ... tja...ohne zu fordern, ohne Bedingungen, immer während. Als ich dich verlor und mir bewußt wurde, daß ich nie wieder deinen Atem lauschen könnte, brach mein Herz und auch ich selbst in mir zusammen. Ich wurde, wie orientierungslos. Was sollte ich ohne dich anfangen? Wozu das Leben? Die Liebe des Mannes, den du für mich ausgesucht hast, stützte mich. Wahrscheinlich wäre ich noch tiefer gefallen - falls dies denn noch geht - hättest du dich nicht so gut um mich gekümmert, mein Kind.

Was ich dir damit sagen wollte ist, daß ich durch den letzten Urlaub langsam anfange zu verstehen. Ich beginne zu begreifen und ich danke dir so sehr, daß du bei mir warst und mich gelehrt hast. Für mich bist du der Held in meinem Leben, dem ich alles war und der mir alles bedeutete. Diese pure Erfahrung mit dir gemacht zu haben, möchte ich nicht missen, auch wenn ich dich gern weiterhin bei mir haben würde. Dieser, mein Wunsch, verschwindet nie und dies ist auch voll in Ordnung so. Die Hoffnung in mir bleibt lebendig, dich eines Tages wieder zu sehen.

Jetzt habe ich schon so viele Zeilen geschrieben und dir noch gar nicht weiter aus deinem Leben und unserer gemeinsamen Zeit geschrieben. Ich habe dir ja zuletzt davon berichtet, daß wir nach Dresden umgezogen sind bzw Pläne dafür gemacht haben, daß wir zuvor unsere Familie besucht haben, die damals alle in der Nähe von Dresden wohnten - jedefalls von Niederlande aus gesehen - und immer die Gottesdienste besucht haben. ich möchte dir daher nun auch verraten, daß wir, also du und ich, im Frühjahr des Jahres 2009, nach Dresden-Neustadt gezogen sind. Ich habe für uns eine große eineinhalb Zimmer Wohnung ausgesucht mit offener Küche. In der Wohnung lagen viele alte Holzdielen, die immer mal knarten, wenn man darüber lief. Ich war mir sicher, daß diese Wohnung uns beiden, für eine ganze Weile genügen würde.

Dein Vater ist zwar auch mit aus der Näher der Niederlanden weg gezogen, aber eben, wie zuvor schon einmal erwähnt, in die ca. 20 Kilometer entfernte Nachbarstadt. Seine Zusage, daß er uns jeden Tag besuchen kommen würde und die paar Kilometer ihm, dank seines Fahrrades, nichts ausmachen würden, löste sich sehr schnell in Luft auf. Damals, als wir noch in der Nähe der Niederlande lebten und über den Umzug sprachen, vermutete ich dies schon und nun, nachdem wir umgezogen waren, bestätigte sich meine Vermutung. So waren, du und ich, endgültig auf uns allein gestellt, obschon wir es denn zuvor nicht auch schon großteils waren. Jedenfalls zerfiel die Beziehung zwischen deinem Vater und mir mehr und mehr, etwas, was sie vorher schon zu tun schien, einfach durch unsere zwei getrennten Ortschaften nur noch schneller. Jedenfalls wurden die Besuche deines Vaters immer seltener und dienten meistens nicht unserer Erbauung und Erholung sondern oftmals in Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, von denen du bestimmt auch so einiges mitbekommen hast, auch wenn ich dies niemals gewollt hätte. Ich weiß noch, daß ich deinen Vater bat, wenigstens in deiner Nähe nicht laut zu werden mir gegenüber, damit du geschohnt wirst, doch meinte er, du würdest es eh nicht verstehen, zum einen, weil du ein sehr kleines Kind bist und zum anderen, weil du ja schwer krank bist und es daher nicht begreifen könntest. Ich will deinen Vater nicht schlecht reden. Sicherlich hat er dich auch sehr lieb gehabt, doch fiel es ihm schwer mit dir umzugehen, wodurch die angeknachste Beziehung zwischen ihm und mir natürlich weiterhin litt und ich mich dann eines Tages dazu entschloß, nicht mehr meine Energie in diese Beziehugn zu stecken, nur weil er dein Vater ist und du deinen Vater ja brauchst, sondern ich meine Energie noch mehr dir zur Verfügung Stelle, um noch mehr nur für dich da zu sein, so daß ich eines Tages, als dein Vater die Beziehung zwischen ihm und mir mal wieder als beendet erklärte, ich keine Kraft mehr investierte, ihn doch noch zu halten, sondern ließ ihn ziehen. Ich werde dir später, im Laufe meiner Erzählungen, noch von jenem Tag berichten, denn eben jener Tag hatte auch sehr viel mit dir und deiner Gesundheit zu tun.

Vorerst aber genug davon. Nur noch so viel: Ich habe deinen Vater all die Dinge, die geschehen sind verziehen, auch wenn er nicht so viel für mich und vor allem für dich da war. Es bringt nichts es anders zu sehen und auch deswegen war es mir, zu der Zeit als du lebend unter uns weiltest, für mich wichtig, daß du niemals ein negatives vorgefertigtes Bild von mir vermittelt bekommst, welches deinen Vater ins schlechte Licht rückt. Er mußte und muß mit all den Geschehnissen selbst lernen umzugehen und es ist nicht meine Aufgabe zu urteilen, warum etwas wie gewesen ist. So war es mir auch wichtig, deinen Vater dir niemals als einen solchen vorzustellen, der kein Interesse für dich hat oder irgendwie "böse" ist und so soll es auch zukünftig bleiben, auch wenn ich hier über die eine oder andere Sache sachlich und wahrheitsgemäß berichte, die deinen Vater nicht als den großen Helden da stehen lassen, sondern als jemanden, der scheinbar mit sich selber zu tun hatte. Er war uns beiden in vielen Dingen auch sehr nützlich und hat mich auch hier und da unterstützt. Auch davon werde ich dir immer wieder mal berichten. Ich schreibe all diese Dinge - positive wie nicht ganz so positive, da ich weiß, daß du sie miterlebt hast. Außerdem schreibe ich sie dir nur in so weit, wie es zum Verstehen für dich für unsere damalige Lebenssituation notwendig ist. Ich hoffe sehr, daß dies nachvollziehbar ist.

Darum hier zum Abschluß noch etwas positives über deinen Vater. Sehr unterstützt hat er uns nämlich, wenn wir zu den Gottesdiensten wollten, denn dafür kam er oftmals extra die 20 Kilometer bis zu uns mit dem Fahrrad gefahren und hat sich auch während des Gottesdienstes immer mal wieder mit dir beschäftigt, so daß ich den Gedanken des Vortragenden gut folgen konnte und dadurch im Glauben gestärkt wurde, sowie neue Kraft tanken konnte, um die kommenden Zeiten gut zu meistern.

Mein Brief ist diesmal sehr lang geworden, mein geliebter Jeschua. Man merkt, so glaube ich, richtig, daß ich in meinem Kopf sehr beschäftigt bin. Ich weiß auch schon, mein geliebtes Kind, von was ich dir in meinem nächsten Brief berichten werde - nälich davon, wie es zur ersten Feststellung kam, daß du schwer krank bist. Dies hat man tatsächlich nämlich erst in Dresden festgestellt. Zu einem Zeitpunkt, als du bereits 10 Monate alt warst.

Ich liebe dich, mein Kind, mein Jeschua. Mögest du dies niemals vergessen, denn auch die Liebe in meinem Herzen wird niemals für dich enden.

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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Mo 5. Aug 2013, 20:56

Mein liebster Jeschua,

heute ist es exakt eineinhalb Jahre her, daß ich dich gehen lassen mußte. Ich habe noch immer die Bilder und Ereignisse jenes Tages vor Augen. Es tut mir so leid, daß ich nichts tun konnte, um dies zu verhindern. Wie gern hätte ich dich behalten oder wäre an deiner statt gegangen, wenn es dir irgendwie geholfen hätte. Wie oft in deiner Lebenszeit dachte ich, daß ich gern deine Krankheit und Behinderung von dir nehmen und selbst tragen würde, damit du gesund aufwachsen kannst. Du warst so tapfer. Du warst so mutig. Du bist mein Vorbild geworden, immer wenn ich vor etwas Angst habe.

Wenn ich so zurück denke, denke ich an dein unbescheiblich schönes Lachen. Ich vermisse deine Geräusche dabei und das Strampeln deiner Beinchen. Deine Augen leuchteten immer wieder auf. Sie strahlten regelrecht. Du warst mein Sonnenschein. Du bist mein Sonnenschein. Für mich bist du das Größte. Du hast mir so viel gegeben. Du hast mri so viel geschenkt. Du hast mich so vieles gelehrt. Ich liebe dich unheimlich dolle.

Ja mein Kind, mein Jeschua, für meine Liebe gibt es keine Worte, denn sie alle sind nicht ausdruckstark genug, um zu beschreiben, wie sehr ich dich liebe und wie viel du mir bedeutest.

Wie oft habe ich um dein Leben gebangt. Wie oft hingst du am seidenen Faden. Welche Ängste habe ich durchstanden, als dein Sauerstoff immer weiter abfiel. Wie muß es dir wohl dabei ergangen sein? Ich war wie gelähmt. Glücklicherweise erholtest du dich wieder. Es war unfaßbar, was alles so geschah. All meine Sorge, all meine Kraft, all meine Liebe, ja, alles von mir gehörte dir. Du warst der Inhalt meines Lebens. Du und ich.

Ich vermisse dich noch immer sehr, sehr stark. Du bist in meinem Herzen, doch meine Hände sehnen sich danach, dich in meine Arme zu schließen. Ich möchte dich streicheln, dich küssen, dich fest an mich drücken.

Immer wieder verbringen wir gern Zeit bei dir. Sitzen da und reden zusammen. Letztens hüpfte dort ein Vogel nah bei uns entlang, während wir da saßen. Wir werden dich niemals vergessen. Auch deine Omi hat besonders heute an dich gedacht und mir eine Nachricht geschickt. Ich weiß, auch sie denkt immer an dich und wird dich niemals vergessen. Auch mein Bruder hat dich tief in seinem Herzen und auch neue Freunde von uns kommen dich besuchen. Ich wäre sicher ungerecht, wenn ich hier nicht einen jeden aufzähle, der an dich denkt und dich besucht, wie zum Beispiel auch Dav, der ja ein Jahr lang gut für dich mitgesorgt hat sowie noch viele Menschen mehr, auch wenn sie mir es nicht mitteilen. Letztens habe ich sogar erfahren, daß deine Ärztin, bei der wir immer waren und die dich so lieb umsorgt hat, dein Foto bei sich stehen hat.

Du siehst mein geliebtes Kindchen, du bist und bleibst unvergessen, egal, was in Zukunft passiert. Die neusten Neuigkeiten haben wir dir ja persönlich verraten, als wir dich besuchen waren.

Ich möchte dir heute verraten, wie es dazu kam, daß du und ich im Krankenhaus aufgenommen wurden.: Ich weiß, es war ein warmer Sommertag, irgendwann Anfang der Woche. An jenem Wochenende sollte wieder ein dreitägiger religiöser Kongreß sein, an dem ich mit dir zusammen teilnehmen wollte. Ein Hotelzimmer in Leipzig war schon gebucht. Da aber deine Vitamin D Tabletten alle waren, holte ich ein neues Rezept ab und bat die Ärztin, auch mal auf dich zu sehen, denn die nächste Vorsogeuntersuchung war noch eine Weile hin. Sie schaute und wir sprachen über die und jenes und dabei fingst du an dolle zu Weinen und zu Schreien. Du verbogst dich in meinen Händen und hieltest die Luft an, so, wie ich es vor einiger Zeit deinem ehemaligen Kinderarzt erzählt hatte und jener meinte, daß dies völlig normal sei. Ich blieb daher ruhig. Die Ärztin hingegen, wurde panisch und wirkte etwas planlos, was denn zu tun sei. Bevor sie irgendetwas tat, atmetest du wieder ein und begannst dich zu beruhigen in meinen Armen.

Sie meinte, daß sie ihrem Kollegen widerspreche und dies absolut nicht normal sei. Wir sollten am Besten sofort ins Krankenhaus zur Kontrolle. Damals dachte ich noch, daß wir noch vor derm Wochenende nach hause kommen würden. Schließlich wurde mir ja schon vor geraumer Zeit versichtert, daß Kinder beim Schreien auch mal die Luft anhalten und bläulich werden um die Lippen herum dabei.

So fuhren wir relativ entspannt ins städtische Krankenhaus Dresden-Neustadt. So einige Dinge wurden an dir untersucht und Stück für Stück bekam ich neue Informationen, wie es dir denn tatsächlich ergeht und daß der erste Kinderarzt keineswegs Recht hatte.

Unser Aufenthalt belief sich auf einen ganzen Monat und viele weitere sollten folgen. Davon ahnten wir anfangs noch nichts. Auch nicht, daß wir nicht ohne Überwachungsgerät und Sauerstoffflasche nach hause gehen würden und einer Anzahl mehr an diagnostizierten Symptomen deiner Erkrankung bzw Behinderung.

Den ganzen Aufenthalt über blieb ich bei dir. Ich wich, wenn möglich, nicht von deiner Seite. Du warst alles für mich und was du brauchtest, war deine Mama, die uneingeschränkt für dich da ist.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich dich noch gestillt. Auch warst du es nicht gewohnt allein im Bettchen zu schlafen, da du dich zu hause immer an meiner Brust in den Schlaf genuckelt hast.

Ich mußte in dieser zeit sehr viel lernen und verkraften, doch ich blieb stark für dich, optimistisch und fröhlich. Ich erzähl dir im nächsten Brief noch so einiges zu den ersten Diagnosen, die gestellt wurden. Für mich war es wichtig, daß du ein fröhlicher Junge sein kannst mit einer fröhlichen und glücklichen Mama, wie du es dir verdient hast.

Ich hoffe und glaube, dir diese gewesen zu sein und weiterhin zu sein. Ich liebe dich von tiefstem Herzen, mein Jeschua. Ist es inzwischen auch schon eineinhalb Jahre her, so habe ich dich keinen einzigen Tag vergessen. Du bist für immer bei mir und alles, was du mir an Erinnerungen geschenkt hast, ist in meinem Herzen.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind.

"Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt." Dalai Lama
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