Tausend Küsse für Jeschua




Wenn euch etwas auf dem Herzen liegt, dass ihr mit und teilen wollt.

Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Do 7. Mai 2015, 19:59

Mein liebster Jeschua,

mein Baby, mein Kind. Was ist geschehen? Leider ist wieder ein Leser verschwunden....Naja, ich schreib ja eigentlich auch für dich und nicht für andere. Eines Tages bestimmt erreichen wir die 1000 ... dann gibts nicht nur tausend Küsse für dich, sondern auch tausend Leute. die interessiert, wer du warst, wie du gelebt hast und wie du insbesondere mich geprägt hast und wie du heute noch unser Leben beeinflußt.

Ich finde es lieb, daß Papa und Noah uns beiden kurz die Zeit gönnen wollten, so daß wir uns gedanklich ganz nah sein können, ohne daß irgendetwas ablenkt.

Zur Zeit ist nämlich eine Menge los. Wir ziehen um. Weißt du, was daran das witzigste ist. Oder wie soll ich es nennen? Nunja, egal. Die Wohnung jedenfalls, in die wir ziehen, du kennst sie. Ganz echt, ganz wirklich. In dieser Wohnung hat unser Papa mit seinem Bruder schon mal gelebt und auch wir waren dort schon des öfteren zu besuch. Die Wohnung an sich fanden wir beide damals schon schön und haben uns ausgemalt, wie es wohl sein wird, wenn wir zusammen dort leben. Dann sind wir aber doch woanders hin gezogen und deines Papas Bruder zog dann auch fort. Nun stand die Wohnung leer. Jetzt, nach ein paar Jahren zog es uns dahin zurück. Es ist vertraut. Es sind Erinnerungen aber auch unglaublich viel anders. .... Es tut mir irgendwie gut zu wissen, daß wir, also du und ich, gern in dieser Wohnung zu besuch waren. Ich erinnere mich an die Tage hier mit dir. In diese Wohnung bin ich damals, nachdem du von mir gegangen bist, oft gekommen und bin verweilt. Jetzt fühlt es sich an, als kenne man diese Wohnung schon, dieses wohnen schon und doch ist alles anders.

Manche mögen sich fragen, ob es vernünftig ist, in eine Wohnung zu ziehen, die Erinnerungen an dich trägt, aus Sorge, ich könne in Traurigkeit versinken. Diese Sorge ist, aus momentaner Sicht, nicht nötig. Warum? Nun, es stimmt, wir waren zusammen dort und hatten eine schöne Zeit. Dennoch ist es so, da´ß du mir in meinem täglichen Leben viel öftere begegnest.

Immer wenn ich deinen Bruder ansehe, immer wenn ich aus Sorge kontrolliere, ob er noch atmet, weil er ruhig und tief schläft, immer wenn er mich umarmt....du begegnest mir in ihm. Klingt vielleicht komisch. Aber Noah ist dir nicht nur äußerlich ähnlich. Er zeigt mir immer wieder auch dein Gesicht. Er sagt mir, was du mir sagen wolltest, er zeigt mir, was du mir zeigen wolltest, er drückt mir, wie du mich drücken wolltest. Ich spüre seine und deine Liebe.

Manchmal, wenn er etwas entdeckt, dann denke ich...aha, daß hättest du auch entdeckt. Oder wenn er mir etwas zeigt, dann denke ich daran, wie du deine Welt wahrgenommen und mich darin hast teil haben lassen.

Wenn er nachts nicht schlafen kann und weint, weil er schlecht träumt oder die Zähne beim Wachsen weh tun, dann sitze ich im Bett und halte ihn in meinen Armen und denke an die vielen Stunden, die ich dich in meinen Armen hielt, egal wie erschöpft ich war. ich denke dann daran, wie wertvoll jeder Moment ist und wie gerne ich für dich, ja, mit dir in meinen Armen viele Stunden in der Nacht sitzen wöllte, wenn ich dich denn nur wieder in meinen Armen halten könnte.

Aber ich sehe auch Unterschiede. Ihr habt viel gemeinsam aber auch unterscheidet ihr euch mitunter sehr deutlich: beim Anziehen, beim Windeln, beim Festhalten auf dem Arm. Oft denke ich, oft wünsche ich, ihr könntet zusammen spielen, zusammen aufwachsen. Ich möcht euch so gern zusammen sehen.

Weißt du, mein Jeschua, diesen Monat haben wir ganz besonders des Opfertodes von Jesus gedacht. Wir waren auch jedes Jahr zu dieser besonderen Feier zugegen. Es ist so, daß mein herz wirklich von Dankbarkeit überquillt. Ich darf dich wiedersehen, ich darf darauf hoffen, dich in meine Arme zu schließen, ich darf dich und Noah künftig zusammen sehen, ich darf mich darauf freuen, daß, wenn Gott es will, wir als Familie vereint sein werden. Ich sehne mich nach diesen Tag.

Bis dahin muß ich weiter kämpfen, Tag für Tag und Nacht für Nacht, denn ich habe gemerkt, daß nicht die Äußerlichkeiten unbedingt Auslöser meiner Traurigkeit sind, sondern die schmerzen meines Herzens - meiner Trauer um dich tief in mir. Es tut mir gut das Gefühl zu haben dir irgendwie nahe zu sein. Ich habe dich wirklich sehr sehr lieb.

All meine Ängste, all meine Sorge um dich in all den jahren - sie sind noch immer in mir und sie sind ein teil von mir, egal wo ich bin. Aber die Hoffnung und mein Glaube und mein Gottvertrauen, sie wachsen von Tag zu Tag mehr und schenken mir immer mehr innere Ruhe. Danke, mein Gott, für diesen Trost. Danke mein Jeschua, mein Baby, für die wunderbare Zeit mit dir. Danke für die vielen Dinge, die du mich lehrtest. Danke für daß, was du aus mir herausgeholt hast. Danke für deine Liebe. Auch wenn du diese niemals mit Worten so ausdrücken konntest, so habe ich sie um so mehr gespürt.

Du bist tief in meinem Herzen drinnen und begleitest mich wirklich Tag und Nach, ja jederzeit. Ich liebe dich, mein Kindchen, mein Jeschua.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind
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von Anzeige » Do 7. Mai 2015, 19:59

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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Do 7. Mai 2015, 20:00

Mein liebster Jeschua,

mit etwas Verspätung der monatliche Brief an dich, doch nicht mit weniger Liebe. All die momentanen Umstände haben es mir nicht erlaubt, dir früher zu schreiben. Vergessen, nein, daß wirst du niemals. An deinem Erdenbettchen, deinem Grab, dreht sich auch seit einer Weile wieder eine lustige, neue Windmühle und frische Blumen leuchten froh in der Sonne.

Wir hatten letzten Monat viel zu tun. Unseren Umzug in die neue, alte Wohnung, haben wir erledigt. Ich merke dabei immer wieder, wie niedrig meine Belastungsgrenze gesunken ist. Extrem gestreßt hat mich all daß. Klar, einfach und leicht sind Umzüge meist nicht, auch wenn ich behaupten würde, darin inzwischen Profi zu sein. Aber ich merke, wie leicht mich jeder Streß aus meiner Bahn wirft und wenn dann noch mehr dazu kommt, ich mich selbst fix und fertig mache. Aber nun ist es ja geschafft und ich kann wieder entspannter sein und meine streßbedingten körperlichen Schmerzen haben auch wieder nachgelassen. Es ist zwar noch nicht alles an seinem Platz, aber es wird so nach und nach.

Angst, mein Jeschua, mein baby, habe ich immer und immer wieder. Ich staune manchmal wirklich selbst sehr, wie tief diese Angst in mir steckt. Du hast mich gelehrt wachsam zu sein. Ich habe versucht dich zu beschützen, so gut ich nur konnte. Jede kleinste Veränderung deinerseits war eine wichtige Notiz für mich. Auf dich zu achten hat sich so stark eingebrannt, daß ich noch immer nachts aufschrecke und Noah seine Atmung kontrollieren muß. Voll Panik wach ich auf, aus tiefen Schlaf. Es gibt auch keinen ersichtlichen Grund panische Angst um deinen kleinen Bruder zu haben. Dennoch ist dieser panische Moment einfach so da. Natürlich schläft dein kleiner Bruder ganz ruhig und daher lege ich manchmal, wenn er durch mein schreckhaftes Aufwecken noch nicht wach geworden ist, meine Hand auf seine Brust, um seine Atmung zu spüren. Ja, ich weiß, irgendwie ist es völliger Quatsch. Dennoch, Erst schreck ich auf, dann lausche ich, ob ich seinen flachen Atmen höre, jedenfalsl wenn ich vor Panik noch nicht gleich seine Hände kontrolliert habe, ob sie vielleicht schon kalt sind, und dann lege ich meine Hand auf sein Herz. Ich glaube, ich wecke ihn dadurch des öfteren auf.

Mein Jeschua, ich kann es nicht abstellen, diese Sorge. Heute habe ich sogar wieder gestopt und gelauscht und geschaut, ob Noah atmet, als er am Nachmittag ganz ruhig schlief. Dein Bruder ist inzwischen über ein Jahr alt und der Tag, an welchem du entschliefst ist über drei Jahre her. Meine Liebe für dich und meine Angst um dich, sie sind nach wie vor da.

Wie oft hielt ich dich in meinen Armen. Wie oft hatte ich panische Angst um dich. Wie oft mußte ich versuchen meine Angst zu überspielen. Wie oft, mein Kind, wie oft habe ich nach meiner notwendigen medizinischen Versordung deiner geweint.

Vielleicht hätte ich eine Kur, eine Auszeit, nehmen sollen. Ich fühlte mich dazu nicht bereit und im Nachhinein denke ich, es hätt mir vielleicht geholfen. Aber so ist das Leben. Viele Entscheidungen sind Tag für Tag zu fällen und man hofft, daß richtige zu tun.

Ich merke, mein Jeschua, daß ich viel mehr auf mich hören muß. Du hast mich gelehrt, wie kostbar das Leben ist und auch, wie kurz es ist und wie schnell alles vorbei sein kann. Mir ist bewußt geworden, wie priviligiert wir sind, denn in anderen Teilen unserer Erde, hättest du wahrscheinlich viel weniger Zeit mit mir verbringen können und wärst früher gegangen.

Das Leben mit dir war etwas besonderes. Mein Leben hast du so tief gesprägt. Auf jedem Spielplatz denke ich, wie schön es wäre, wenn du mit Noah gemeinsam spielen könntest. Ich habe dich jeden Tag vor Augen.

Habe ich dir schon erzählt, daß ich versuche Radieschen im Blumenkasten zu sähen? Und es wächst sogar. ... Du hättest sie nie essen können, aber vielleicht hätten sie dir dennoch gefallen, die roten Murmeln. ... Aber einst, da konntest du hast du gegessen, zu der Zeit, bevor du deine Magensonde bekommen hast. Schinkennudeln hast du gern gegessen. Das war dein Lieblingsbrei. Aber auch mach anderes haben wir probiert. Das Essen hat zwei Stunden und mehr gedauert. Wahnsinn, wie viel Ruhe, Zeit und Geduld ich doch hatte. Wenn ich daran denke, frage ich mich, ob ich daß damals tatsächlich war. Ich meine - wie habe ich damals meinen Haushalt, die ganzen Therapien und das "ganz normale" Leben denn alles unter einen Hut bekommen?

Ich vermisse dich, mein Jeschua, auch war es oftmals nicht leicht und meist anders als geplant. Wenn ich an unsere Zeit denke, so bin ich dankbar für jeden Augenblick. Du bist ein wunderbares Kindchen und ich freu mich sehr auf die Zeit, wenn ich dich wieder in meine Arme schließen kann. Dann brauch ich auch keine Angst mehr zu haben, daß du plötzlich keine Luft mehr bekommst und muß nicht mehr zur Sauerstoffflasche und Inkubator greifen. An diesem Bild halte ich mich fest udn erzähle auch deinem kleinen Bruder von dir und davon, daß er dich dann endlich auch selbst kennen lernen kann.

Ich liebe dich von Herzen sehr.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Fr 5. Jun 2015, 21:31

Mein liebster Jeschua,

dieser Monat kam mir irgendwie unsäglich lang vor. So viele Stunden an denen ich an dich gedacht habe. Erinnerungen meines Herzens. Ich bin dankbar, daß du bei mir warst, dankbar für alles, was du mir gegeben, mich gelehrt hast.

Es ist ein Monat voller Veränderungen für mich gewesen. Vielleicht kaum sichtbar, aber in mir drin. Du bist so wunderbar und die Zeit mit dir unvergessen.

Ich habe so viele Ängste und Sorgen gelebt - meine besorgtheit um dich - aber auch viel Freude und Lachen kennen gelernt. Mit dir an meiner Seite habe ich im JETZT gelebt. Jeder Moment zählte und war einfach nur kostbar mit dir. So oft habe ich mich gefragt, wie ich nur dennoch so viel leichtigkeit und Freude verspüren konnte und dies trotz der ständigen, berechtigten Angst, dich zu verlieren. Wieviel Gelassenheit ich an den Tag legen konnte, als du bei mir warst.

3 JAHRE UND 4 MONATE UND 7 TAGE bist du alt geworden. 3 JAHRE UND 4 MONATE ist es heute her.

Deine Lebenszeit und die Zeit, die seit deinem Tod vergangen sind, sind fast gleich lange Zeiträume. Dein Leben hat mir so unendlich viel gegeben, daß es für mich kaum vorstellbar ist, daß sich diese Zeit in Kürze die Waage hält und meine Lebenszeit nach deinem Tod bald länger her sein soll, als die Zeit, die ich mit dir teilen durfte. Ich will irgendwie nicht, daß diese besondere Zeit so weit in die Ferne verschwindet. Es tut weh. .....

Du hast mich viel gelehrt, mir viel geschenkt. Ich will icht, daß diese Zeit irgendwann, irgendwo in meiner Vergangenheit liegt und doch wird sie es tun. Tage, Wochen, Monate. Jahre. In meinem Herzen und in meinen Gedanken bleibst du für immer lebendig - auf Ewigkeit. Und in meiner Persönlichkeit ahst du dich verewigt. Du hast mich geprägt in dieser intensiven Zeit mit dir.

Ich sehe das Leben mit anderen Augen. Ich habe durch dich, durch dein Leben und das Erleben deines Todes Dinge verstehen gelernt, die ich ohne dich niemals begriffen hätte und schon gleich gar nicht schon jetzt in meinen jetzigen Lebensjahren. Mir wird heut immer mehr bewußt, welch großen Einfluß du auf mich hast - nach wie vor. Du prägst mein Denken und Handeln, denn noch immer denke ich sehr intensiv über unsere gemeinsame Zeit nach.

Nach deinem Tod fiel ich in ein tiefes Loch und noch immer habe ich nicht die Leichtigkeit des Lebens zurück gefunden, die ich hatte, als du bei mir warst. Veilleicht finde ich diese ja wirklich nie wieder, aber die Art, wie du mich verändert hast, im Denken und Fühlen, wird mir erst jetzt so richtig bewußt. Erst jetzt merke ich, wie ich neue Energie gewinne, um zu verstehen, wie wichtig es ist glücklich zu leben und jeden Tag als ein geschenk zu sehen.

Es gab viele, ja, wirklich sehr viele Tage, in denen ich mir wünschte nicht mehr hier zu sein, sondern an deiner Seite. Unendliche Verzweiflung und Trauer die neimals zu enden scheint. Diese Schmerzen im Herzen, dieses Gefühl betäubt zu sein.

Es ist seltsam: Weißt du noch, als wir das erste mal im Krankenhaus waren. Sicher weißt du es noch. EInen vollen Monat oder so war unser Aufenthalt und dann immer und immer wieder für lange Zeiträume. An deiner Seite zu sein und zu bleiben war für mich selbstverständlich. NICHTS hätte mich von dir trennen können und NICHTS mir die Kraft, Energie und Freude rauben, daß du bei mir warst. Ich habe mit dir gekämpft, um dich gebangt und gehofft - jeden inzelnen Tag aufs Neue. Ich war im Moment mit dir. Ich sorgte mich um deine Gesundheit, deine Zukunft. Aber was konnte ich tun? Die Hoffnung nicht verlieren. Meinen Glauben nicht verlieren. Alles annehmen, was auf uns zukommt. Es annehmen, aber so viel wie möglich tun, damit alles so angenehm und schön wie nur möglich für uns ist. Mein Leben mit dir genießen und dir zeigen, wie schön das Leben ist. Dich an so vielen Dingen wie nur möglich teilhaben lassen, wie sie andere KInder auch erleben.

Und der Tag, der für mich unvergessen bleibt, als dein Pfleger mich anrief und mir mitteilte, daß dein Herz stehengeblieben ist aber es jetzt wieder schlägt und du im Krankenwagen liegst jetzt. Unendlich schsnell eilte ich zu dir. Alles was ich mir erbat, war noch einmal dein Lachen zu sehen, ich wollte noch einmal all das schöne erleben mit dir. Ich wollte noch ein wenig mehr Zeit mit dir. Bitte. Bitte. Bitte. Geh noch nicht. Ich möchte noch einmal diesen oder jenen Moment mit dir erleben.

Mein Herzenswunsch wurde erhört. Ich durfte noch ein wundervolles Jahr mit dir verbringen - auch hätt ich gewünscht es wären mehr gewesen. Dennoch wurde mir dieses eine weitere Jahr mit dir gewährt. Ich danke Gott wirklich sehr dafür.

Nein, ich wäre niemals und zu keinem Zeitpunkt bereit gewesen, dich gehen zu lassen. Doch weißt du noch, was ich dir als letztes noch sagte, bevor du starbst. Klar, mit Sicherheit weißt du es. Ich sagte dir: "Es ist okay, du darfst gehen." Erst fragte ich dich noch, ob du nicht noch auf deinen Vater warten möchtest, den ich über deinen Zustand informierte, doch du deutetest mir an, daß du dies nicht mehr wolltest oder konntest. Und ich verstand. Deine Kraft war zu Ende und ich mußte dich jetzt gehen lassen. Kein weiteres Jahr. Kein weiterer Monat. Kein weiterer Moment. "Es ist in Ordnung, du darfst gehen." .... Ja, ich sagte dir, daß du gehen darfst und es schien, als würdest du diese Worte erleichtert annehmen, denn daraufhin verstarbst du.

Es tut mir so leid. Ja, es tut mir so leid, daß wir nicht noch mehr Zeit füreinander hatten. Es tut mir leid, daß du deinen kleinen Bruder nicht mehr kennen lernen konntest. Hast du dir einen kleinen Bruder gewünscht? Du wirst dich sicher freuen, wenn du ihn kennen lernen darfst. Wir erzählen ihm oft von dir. Er ist dir auch sehr ähnlich.

Dir mein Kind, muß nichts leid tun, denn die Zeit, die ich mit dir hatte ist unendlich kostbar für mich. Ich weiß, daß du gern bei mir geblieben wärst, wenn du die Gelegenheit gehabt hättest zu wählen. Du wärst bei mir geblieben, wäre deine Kraft stark genug dafür gewesen. Doch du hast gekämpft bis zum Schluß. Du hast mir dieses eine, weitere Jahr geschenkt. Du hsat mich noch so viele unzählbar schöne Momente mit dir geschenkt. Ich danke dir für diese wunderbare Zeit. Niemals werde ich dich vergessen oder auch irgendetwas von dir.

Du formst mich weiterhin - mein Denken, meine Persönlichkeit, meine Sicht aufs Leben, mein Blick auf mich selbst, meinen Blick auf deinen kleinen Bruder. Du zeigst mir noch immer, wie dankbar ich sein kann, so eine liebe Familie zu haben, wie dankbar ich sein kann für jeden Moment meines Lebens.

Ich werde weiterhin noch Kraft brauchen und auch Zeit, um völlig zu verstehen und wieder intensiv im Jetzt zu leben, ohne mich übermäßig zu sorgen. Ich habe in mir drin so eine tiefsitzende Angst, mir liebe Menschen durch den Tod zu verlieren - allem voran meine Familie. Diese Angst wird wahrscheinlich niemals weichen. Doch ich will mich üben, viel mehr Dankbarkeit zu zeigen und zu haben für jeden einzelnen Augenblick den ich bis heute mit einem jeden verbringen darf. Nicht die Angst im Vordergrund zu sehen, daß jene Zeit enden könnte, sondern die Dankbarkeit in mir spüren.

So bin ich Tag für Tag wirklich dankbar für die Zeit mit dir. Danke, mein geliebtes Kind. Danke dir mein kleiner Jeschua. Danke dir mein Baby, mein Junge. Ich liebe dich unendlich dolle. Es ist eine Liebe, die Worte nicht fassen können.

Ich liebe dich von Herzen sehr.

In ewig währender Liebe,
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » So 5. Jul 2015, 21:25

Mein liebster Jeschua,

Monat für Monat streicht vorbei. Mal geht es mir gut, mal eher nicht so besonders. Auch den vergangenen Monat war es nicht anders. Ich habe festgestellt bzw lernen müssen, daß manche Menschen, die ich dachte, sie würden mich langsam kennen gelernt haben, mich dennoch nicht verstehen. Da war jemand, mit der ich mich gut versteh. Als aber im Gespräch mit jemand anderes ich erwähnte, wie sehr ich dich noch und weiterhin vermisse und erklärte, daß ich jeden Tag aucha n dich denke, erst recht, wenn ich deinen kleinen Bruder Noah ansehe. War sie überrascht. Auch über meine manchmal geteilten Gefühle, wenn ich Freude und Leiden in ein und dem selben Augenblick spüre.

Ich spüre auch immer wieder, wie innerlich allein ich stehe, vor allem, wenn ich in Sorge um deinen kleinen Bruder bin und ich merke, oder es mir gesagt wird, daß man meine Besorgnis nicht versteht und ich ganz entspannt bleiben soll, denn man sieht ja deinen kleinen Bruder, wenn was passieren sollte. Mir reicht das aber nicht. Es beruhigt mich nicht, wenn ich weiß, mein Noah wird gesehen, wenn was passieren sollte, sondern ich suche jede nur Mögliche Gefahr auszuschließen und hinterher zu sein, daß erst gar nichts passieren kann - egal ob heißer Grill, Zecken auf den Wiesen, dolle Sonneneinstrahlung oder scheinbar vermeidbare Beulen und Schrammen.

Klar, ja, manchmal setze ich mich gaz schön unter Druck. Doch was kann ich tun. Der Verlust von dir war und ist für mich nach wie vor sehr schmerzhaft. Ich habe daher die wirklich tief sitzende Angst um meine Lieben. - Selbst dann, wenn sich Papa einfach mal etwas verspätet mit dem Heim kommen.

Dennoch habe ich diesen Monat auch wieder mehrfach die Freude verspüren dürfen, daß an dich gedacht wurde und dir an dein Grab etwas hingestelt wurde. Manchmal schon habe ich gerätselt, wer dir wohl was hingestellt haben könnte. Diesen Monat haben wir es Zweie verraten. Danke dafür. Ich weiß aber auch, daß viele an dich denken, die nicht an dein Grab kommen können - vielleicht auch, weil sie einfach zu weit weg wohnen. So konnte ich mich auch über eine sms freuen, die aus Leipzig kam, daß man gerade, bei einem Lied, an dich gedacht hat. So wenige kleien Worte tun so gut, auch wenn man meint, so ein Gedanke wäre es kaum Wert zu erwähnen und doch tut es so gut, davon zu hören, daß du nicht vergessen wirst, auch wenn man es eigentlich ja weiß.

Jetzt im Sommer denke ich auch imemr wieder daran, wie schön du es fandest baedn zu gehen. Auch waren wir ganz oft draußen und unterwegs. Spazieren, klar, aber auch in den verschiedenen Stadtparks relaxen. Du hast so gern in das grün der Bäume geschaut, wenn der Wind die Zweige sacht bewegte. Auch am Elbufer waren wir oft. Wir waren wirklich oft draußen und unterwegs - und dies nichtr nur um zu Ärzten oder Therapien zu kommen.

Vor einigen Stunden sagte ich, daß ich es spannend gefunden hätte zu wissen, wie du auf ein Geschwisterkind reagiert hättest und jenes auf dich. Gestern noch erklärte ich mal wieder, daß mein fester Glaube daran, daß ich dich eines Tages wieder in meinen Armen halten kann, mir noch immer Tag für Tag Kraft gibt, besonders dann, wenn ich sehr traurig bin, wie zum Beispiel gestern Nacht. Ich habe viel geweint und es schmerzte mich sehr. Dann hat mein lieber Mann mich in den Arm genommen und ich habe mit Gott gesprochen und ihm im Gebet alles gesagt, was mir dich betreffend auf dem Herzen lag. Danach bin ich dann wieder eingeschlafen.

Ach mein Jeschua. Ich habe mir imemr gewünscht zu wissen, was du so dachtest und fühltest. Du hast mir so viel mit deinen Augen gesagt. Manchmal, wenn dein kleiner Bruder einfach so zu mir kommt, "Mama" sagt und mich drückt, habe ich das Gefühl, ich spüre auch dich. Ich freu mich darauf, dich wieder knuddeln und kuscheln zu können.

Auch beim Zahnarzt war ich zwischendurch und da denk ich immer ganz besonders an dich, denn dort bin ich imemr verkrampft weil ich immer etwas Angst habe, daß sie mir weh tun. Dann denke ich ganz fest an dich und daran, wie mutig du imemr warst.

In kürze bekomm ich wegen einer kleinen OP eine Vollnarkose und auch da denke ich schon jetzt immer wieder daran, wie oft du all dies hinter dir hattest. Ich seh Bilder vor meinen Augen und ich sehe einen tapferen großen Jungen. Ich war und bin immer wieder stolz auf dich.

Wir haben auch einen tollen großen Ausflug gemacht als Familie und mit Freunden nach Berlin und sind dort auf dem Wasser herumgeschippert. Erst war ich unsicher, ob ich mit sollte mit Noah, aber dann wurde mir bewußt, wie viel ich mit dir unterwegs war und ich auch mit dir dort mitgefahren wäre. Daß gab mir Mut und erinnerte mich an meine Stärke, die ich einst hatte. So fuhr ich mit Noah mit, obwohl er unruhiger war, da er jetzt Backenzähne bekommt.

So bist du immer, ja wirklich immer wieder ganz präsent und nah in meinem täglich Leben, auch wenn man es nicht denken mag. Man mag nicht sehen, wenn ich traurig bin. Man mag nicht sehen, wenn ich im Gefühlschaos stecke. Man mag nicht denken, wie sehr ich dich vermisse, auch wenn ich wieder einen Jungen bei mir haben darf. Man mag nich ahnen, welche große Rolle du weiterhin in meinem Leben spielst. Aber glaub mir: Du bist tagtäglich in meinem Kopf und Herzen, in meinen Erinnerungen und Teil meines täglichen Lebens.

Ich liebe dich von Herzen sehr.

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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Do 6. Aug 2015, 20:38

Mein geliebter Jeschua,

diesen Monat war ne Menge los. So viel verschiedenes. Als erstes aber muß ich dir die Fotos von Noah bei dir am Grab zeigen. Er ist sofort und ganz allein zu dir und deiner Windmühle gelaufen. Er hat sie für dich gedreht während ich die Blumen für dich zurecht gemacht habe. Jetzt leuchten wieder ein paar Sonnenblumen neben deiner bunten Windmühle. Natürlich haben Noah und ich auch wieder zusammen am Grab gebetet und dich verabschiedet bis Gott dich wieder aufweckt. Papa mußte leider arbeiten, aber wie du ja weißt, kommen wir dafür ja dann immer einen anderen Tag alle gemeinsam zu dir. Vielleicht schaffen wir es dann ja auch mal, in das neue Kaffee zu gehen, was am Friedhof liegt und dies zu einer Routine werden zu lassen, um dort jeweils noch etwas gemeinsam in Gedanken bei dir zu verweilen.

Keine Sorge, wir denken auch so immer an dich. Ich schrieb dies nur, weil das Leben oft so schnelllebig ist. Termine, Dinge des täglichen Lebens, so das eine und das andere. Immer wieder hält uns das Leben beschäftigt und man hat wenig Ruhe bzw Ruheorte, um wirklich unabgelenkt zu sein.

Am 8ten Juli hatte ich zum Beispiel eine Bauch-OP. Mein Bauchnarbel mußte wieder hergestellt werden, wofür ein Netz eingesetzt wurde. Nicht so dramatisch, aber dennoch war ich sehr aufgeregt. Das erste Mal im leben sollte ich eine Vollnarkose bekommen. An dich zu denken, daß hat mir echt Mut gemacht. Wie würde es sein? Wie sich anfühlen? Was hast du nur alles tapfer durchgemacht?! Du hattest so oft eine Vollnarkose und ich wußte nie, was dies bedeutet, außer, daß du keine Schmerzen haben wirst bei der entsprechenden Untersuchung oder OP. Jetzt weiß ich mehr.

Ich weiß jetzt, daß man dennoch Angst hat keine luft zu bekommen,obwohl man eine Atemmaske aufgesetzt bekommt, aus der Sauerstoff kommt. Ich weiß jetzt, daß einem leicht übel und vor allem schrecklich heiß wird, wenn der Kreislauf via Vollnarkose gestoppt wird. Ich weiß aber auch, daß es einem nach dem Aufwachen danach doch wieder recht gut geht.

Es tut mir leid, daß du all dies durchmachen mußtest. Es tut mir wirklcih leid. Ich konnte nichts davon verhindern. All die OPs, all die Einätze von Sauerstoffmasken. Ich habe immer alles zu deinem Besten entschieden und tun lassen. Jedes mal habe ich mitgefiebert, daß doch alles gut gehen möge. Jedes mal war ich froh, dich wieder heil bei mir zu haben. Bis zuletzt habe ich immer und imemr wieder gehofft. Ich bin dankbar, daß ich bei zwei Narkosen mit dabei sein durfte, daß ich bei vielen Unter suchungen an deiner Seite bleiben durfte. Ich bin dankbar, daß ich immer mit einbezogen, immer mit auf dem Laufenden gehalten wurde.

All meine Kraft galt dir, dich zu behüten und zu beschützen. So ist es jetzt meine Aufgabe, genau so auf deinen kleinen Bruder aufzupassen und ihn zu beschützen. Ich geb mir dabei alle Mühe. Versprochen.

Ich hab grad Bilder gesehen von einem Hospitz. Es ist so schade, daß wir nie gemeinsam in einem waren. Aus heutiger Sicht hätt ich dort einen Rückzugsort, wenn mir alles zu laut und zu schnell wird. Einen Ort und Zeit, wo ich mich dir nahe fühlen kann. Einen Ort, wo dein Name an der Wand geschrieben steht .... Keine Ahnung, ob so etwas wirklich den Unterschied machen würde. Irgendwie wüßte ich zumindest, daß es dort Ansprechpartner gibt, die meine Trauer verstehen ... und eben auch Platz dafür.

Das Leben ist so schnell und manchmal fühle ich mich dadurch überfordert. Mir fehlt die innere Ruhe um runter zu fahren, um abzuschalten, um entspannt zu genießen. Ich freu mich so über unseren Noah und wünsche mir so sehr mehr entspannte Ruhe mit ihm - also daß ich innerlich entspannt sein kann, ohne mich getrieben oder einsam in mir zu fühlen. Ich liebe ihn so wie ich dich liebe.

Was den Monat noch so los war, war ein großer, dreitägiger Kongreß, wo man etwas über Gott lernen kann. Daß tut so gut. Jedes Jahr aufs Neue. Da spürt man, daß Gott immer für einen da ist und einen tröstend und liebevoll in die Arme nimmt. Ich danke ihm täglich für euch beide, meine Kinder und für meinen lieben Mann. Was gibt es schöneres, als als Familie zusammen zu sein? Ich wünsch mir sehr, uns alle vier zusammen.

Omi und deine Großtante haben wir getroffen. Oh, da ist immer was los. Auch dein Onkelchen war bei uns. Sie haben dich so lieb und wir genießen die Zeit miteinander. Gern würden wir uns des öfteren sehen. Dein kleiner Bruder hat in berlin das erste Mal Flugzeuge bestaunt. Sicher hätt dir das auch gefallen, denk ich.

kannst du dich noch an unsere Zoobesuche erinnern? Mit Noah sind wir des öfteren in unseren kleinen Tierpark im Ort. In diesem Monat waren wir aber auch in einem etwas größeren in Cottbus. Da gab es viele Tiere zu entdecken. Dein bruder erzählt dann immer und viele sind "wau-waus". Er würde dir sicher gern all die Tiere zeigen und erklären. ich denk, ihr wärt ein tolles Team.

Die nächsten Tage treffen wir deine Tante und Onkel und deren drei Kinder. Gern hättst du sie bestimmt auch kennen gelernt. Aber dafür wird später sicher Zeit sein. Da gehn wir erst mal baden. Dir hat daß auch immer viel Freude bereitet und genau so geht es deinem kleinen Bruder. Vielleicht ist es ja nicht ganz so heiß am Vormittag.

Wie du siehst, es ist imemr viel los und auch du bist immer ein Teil von unserem Leben. Noah lächelt auch imemr, wenn er deine Fotos sieht. Oft sagt er dann "Mama" und dann erklär ich ihm gern, daß du sein großer Bruder bist. Er weiß auch, daß wir dich ganz sehr lieb haben und sicher würde er dir schon ganz fein Küßchen geben. Wir alle geben dir Küßchen und denken jeden Tag an dich, weil wir dich wirklich dolle lieb haben, mein geliebter Jeschua, mein Kindchen.

Ich liebe dich von Herzen sehr.

In ewig währender Liebe,
Deine Mama
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Sa 5. Sep 2015, 18:06

Mein geliebter Jeschua,

heute schreib ich dir von einem anderen Computer aus. Ich weiß nicht, ob ich mich so frei äußern kann, wie ich es sonst versuche. Ein wenig Angst hab ich nämlich dass der Computer abstürzt und all meine Gedanken mit nimmt.

Weiß du, ich fühl mich dir oft sehr nah und doch kommt mir mein Leben mit dir manchmal so unwirklich vor. Heute hab ich die Gelegenheit bekommen mir ein paar Fotos von dir zusammen mit Omi und Papi und deinem Bruder Noah anzusehen. Und schon war alles wieder hautnah und wirklich da. Ja, ich habe dieses wundervolle Leben mit dir verbringen dürfen. Dein kleines Leben.

Ich fühl mich im Moment so, dass ich nicht viel sagen, nicht viel schreiben kann. Bitte entschuldige. Es sind gerade so viele Gedanken in meinem Kopf, die erst einmal in Ruhe durchdacht werden müssen.

Ich genieße jedes der Erinnerungsstücke. Jedes kleine Geräusch, jeder kurzweilige Geruch, jedes bewegte Bild vor meinen Augen. Danke dafür. Danke.

Mir ist auch wieder gezeigt wurden, wer ich bin. Ich habe viel innerliche Ängste, welche immer und immer mehr zu werden scheinen. Doch wenn ich die Fotos der vergangenen Tage mit dir ansehe, dann weiß ich sofort, was mir hilft, mich mir selbst wieder nah zu fühlen. Es zeigt mir einen Weg zu mir selbst bzw. und viel besser gesagt, einen Weg von mir selbst. Ich habe mich in der Vergangenheit mit dir gesehen und ja, ich beginne zu verstehen.

Langsam wird mir bewusster und immer klarer, was ich in meinem Leben mit dir alles erlebt habe und auch wie ich durch all die Herausforderungen gewachsen bin. Unglaublich.

Ich weiß, mein geliebtes Kindchen, du würdest gern wissen, was mich grad alles gedanklich beschäftigt. Keine Sorge, ich erzähl dir davon. Ich weiß nur nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist, denn mir fehlt die nötige inner Ruhe. Alles muß sich erst mal setzen.

Auf jedenfall hab ich heut das Lied über die Auferstehung aus vollstem Herzen gesungen und ich weiß, dass ich dich bald wieder bei mir haben werde.

Bisher habe ich immer so viele Gemeinsamkeiten zwischen Noah und dir gesehen, doch schon durch die Betrachtung der Bilder von heute habe ich gesehen und festgestellt, dass ihr zwar so manche Gemeinsamkeit habt, aber eben auch eine Menge an Unterschieden.

Klar habe ich des öfteren schon Fotos von dir mir angesehen, doch heute hatte ich einen ganz neuen, einen ganz anderen Blick darauf. Ich bin dankbar für die Zeit mit dir. Habe mich gedanklich recht gut in die jeweilige Situation einfühlen können, eindenken können.

So weiß ich noch, wie es sich anfühlte, als ich dich fest an mich drückte – naja, mich an dich kuschelte. Ich saß am Tisch, hatte dich mit Nahrung versorgt. Es war noch die Zeit, in der ich abpumpen mußte aller paar Stunden, weil dir das Trinken so schwer fiel. Nach und nach haben wir dann gelernt, dass stillen zusammen auch gut klappt, wie die eineinhalb Jahre danach eindeutig gezeigt haben. Ich war erschöpft auf diesen Foto, aber sehr, sehr glücklich dich bei mir zu haben. … Leider hab ich das Foto jetzt nicht hier. Vielleicht stell ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal online.

Nunja, mein kleiner Jeschua. Ich kann dir jetzt leider nicht weiter schreiben, aber ich werde in Gedanken noch ganz viel in unserer Zeit verweilen. … Beim Wort verweilen, da fällt mir ein, wie entspannend und lustig du es immer fandest, wenn ich auf der Wiese, an den Wäscheleinenstangen die Hängematte aufhing und dich darin schaukeln ließ, indem ich dich da hinein legte….

Ach, mein kleiner großer Junge. Ich liebe dich wirklich von Herzen sehr und ich spüre tief in mir drin, wie real das Leben mit dir wirklich weiterhin für mich ist. Es ist meine Vergangenheit. Es ist meine Zeit mit dir. Unsere Zeit ist aber noch lange nicht vorbei. Sie geht weiter bis in alle Ewigkeit.


In ewig währender Liebe,
Deine Mama
Tausend Küsse für dich, mein Kind
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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Mo 5. Okt 2015, 21:18

Mein geliebter Jeschua,

ich möchte dir gern schreiben, einfach, weil es mir gut tut. Ich weiß, daß du tief und fest schläfst. Ich weiß, daß du, wie im Tiefschlaf, keine Zeit für dich vergeht. Du bist eingeschlafen und eines Tages wirst du wieder aufstehen. Für dich wird es sein, als hättest du nur kurz die Augen zu gemacht. Für mich ist die Zeit bis zu jenem Augenblick lang. Manchmal endlos lang. Manchmal zum verzweifeln lang. So hatte ich auch in diesem Monat mal wieder ein extremes Tief. Ja, unglaublich und erschreckend tief. Ich kann gar nicht sagen, was genau der Auslöser war. Es ist einfach nur, daß ich merke, daß ich an die Grenzen meiner Belastbarkeit stoße und daß diese viel weiter unten angesiedelt sind, als jene früher waren.

Viel zu schnell fühle ich mich erschöpft und noch immer muß ich lernen, so gut es die Umstände erlauben, auf meinen Körper und die Signale meiner Erschöpfung zu achten. Nicht leicht für mich. Ich will immer so gern. Bin so ergeizig. Habe Ziele und möchte jene gern erreichen. Wenn ich dann merke, daß mir die Kraft fehlt, dann verzweifel ich. Ich zweifel an mir. Ich zweifel, ob es gut war weiter zu machen im Leben, denn ich seh in solchen Momenten nur meine Schwächen und daß, was ich besser machen müßte. Nur der Elan fehlt mir dann oder die Geduld oder was auch immer. Ich fühle mich dann schnell Überlastet, aber für eine Pause bleibt mir keine Zeit.

So merke ich weiterhin auch den Mangel an Schlaf. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, wie ich alles bewältigen konnte, als du noch bei mir warst. Irgendwie ging es. Klar, ich bin mir sicher Gott hat mir die nötige Kraft gegeben alles zu bewältigen und immer für dich da zu sein. Aber ich bin mir auch sicher, daß er mir heute noch die Kraft gibt jeden Tag zu meistern.

Ich glaube, ich habe mich verändert. Ich muß lernen daß zu akzeptieren. Es schreibt sich so leicht, aber es ist unglaublich schwer zu akzeptieren, daß ich nicht mehr so viel aushalte wie einst. Daß ich mehr Ruhe brauche. Daß ich kein schlechtes Gewissen haben muß, wenn der Papa mit Noah allein etwas unternimmt. Daß ich mich in der Zeit ausruhen darf und nichts für die Familie zu machen brauch, sondern mich ausruh und entspann. Noch kann ich es nicht. Zumindest letzteres.

Ich glaube dies hat mit der Leere zu tun, die du in meinem Leben hinterlassen hast. Ich will nicht einen Moment mit meiner kleinen Familie verpassen, da ich ja gelernt habe, wie schnell alles, ja, so ein kleines Leben, zu Ende sein kann. Wenn ich dann mal nicht bei deinem Bruder bin, fühle ich mich irgendwie schuldig, weil ich momente seines Lebens verpasse, obwohl ich ja eigendlich nicht verhindert bin, durch Arbeiten zu gehen oder so. Es ist in solchen Augenblicken dann ja meine Wahl und genau damit komme ich nicht zurecht.

Könnte ich wählen, so wünschte ich mir mehr Augenblicke und Zeit mit dir. Ich war immer und jederzeit für dich da. Zwar war ich beim Sport während der liebe Pflegedienst auf dich aufpasste und jene waren mit dir auch immer wieder allein eine Runde spazieren und doch war ich immer bei dir. Ich fand es aber auch okay so eine kleine Weile mal von wo anders zu sein. Es war immer nur eine kurze Zeit.

Jetzt aber fühle ich mich unwohl wenn ich Noah "allein" lassen soll. Dann schau ich ständig auf mein Handy oder auf die Uhr. Wie angeführt fühle ich mich dann schlecht, weil ich ja wertvolle, unwiederbringliche Momente deines Lebens verpasse und sozusagen keine Zeit mit meiner kleinen Familie verbringe. Dazu kommt die Angst, daß Noah oder Papa was passieren könnt. Diese Angst ist immer da.

Wie du siehst, habe ich mich verändert.

Diese Angst um meine kleinen Familie spiegelt sich auch in meinen Träumen wider. Glücklicherweise haben sich die Albträume reduziert. Die Angst ist aber nicht weg, denn ich habe festgestellt, daß ich die Angst, daß dein kleiner Bruder nicht mehr atmet und ich seine Atmung kontrollieren muß um beruhigt zu sein, nicht aus einem Traum heraus habe, sondern einfach so am Tag oder in der Nacht, wenn er ruhig schläft. Einmal hatte ich es auch bei Papa. Letztens noch hab ich mich kaum getraut zu schaun, ob mit Noah alles okay ist, weil er länger als eine Stunde am Tag mal richtig ruhig schlief.

Ich wünschte ich könnte die Ängste und die Vorwürfe und Zweifel los werden, befürchte aber, daß sie ein Teil von mir geworden sind und ich lernen muß mit ihnen auszukommen, mit ihnen verhandeln muß, um den Platz in mir drin. Ich weiß, ich muß mir eine Auszeit nehmen, regelmäßig, damit ich mich entspannen kann und nicht mich überlastet fühle, dafür allerdings müssen die Ängste weg, daß meinen Lieben in der Zwischenzeit etwas zustößt und die Selbstvorwürfe etwas vom Leben deines Bruders zu verpassen. ... Es ist noch immer eine Menge Arbeit, die da auf mich wartet.

Mein geliebter Jeschua, mein Kind, ich freu mich drauf, dich wieder zu sehen und nicht nur an deinem Bettchen zu stehen während du tief und fest schlummerst.

In ewig währender Liebe,

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Re: Tausend Küsse für Jeschua

Beitragvon vlindertje » Fr 14. Okt 2016, 14:42


geschrieben am: 5. November 2015 ·


Mein geliebter Jeschua,

ein schöner und entspannter Tag geht heut zu Ende und ich bin sehr froh, diesen heutigen Tag so erlebt zu haben. Selten geht es mir so an einem Tag wie diesem, einem 5ten. Meist fühle ich mich gehetzt, unruhig und aufgewühlt. Heute bin ich innerlich ruhig und gelassen. Wirklich angenehm.

Vor drei Tagen, am Montag, sah dies leider anders aus. Da bin ich mal wieder an mir verzweifelt. Ich war wütend auf mich, sauer, verzweifelt und schrecklich traurig und unzufrieden mit mir. Also bin ich dann am Nachmittag losgestifelt und der einzige Platz der mir zu verweilen einfiel war der Friedhof. Also saß ich eine Stunde auf dem Erdboden vor deinem Grab und weinte vor mich hin, während dein kleiner Bruder schlief. Danach habe ich mich aufgerafft, wenn ich auch nicht mehr geschafft habe, was ich schaffen wollte, und bin zu lieben Menschen gegangen, die mich dann umsorgten und einen Blick mit auf deinen Bruder warfen. So konnte ich wieder etwas zu mir finden. Die nächsten Tage wurde es langsam besser und heute eben fühle ich mich recht gut.

Weißt du, es fällt mir schwer zu verstehen und zu akzeptieren, daß ich eine Erkrankung habe, seit da nicht mehr bei mir bist. Sie nennt sich "postraumatische Belastungsstöhrung" und sie schiebt sich immer wieder in den Vordergrund. Irgendwelche sogenannter "Trigger" lösen dann einen schweren inneren Absturz bei mir aus. Ich habe nur keine Ahnung, was jene Auslöser so sind. Erklären könnte ich es mir, für den Montag vielleicht damit, daß ich am Sonntag ganz schön viel Angst und Schrecken um deinen kleinen Bruder hatte. Er tobt gern mal sehr wild herum und hat an dem Wochenende mir mehrfach großen Schrecken eingejagdt. Zum Glück ist ihm tatsächlich aber nichts weiter geschehen. Abgesehen davon kontrolliere ich nach wie vor noch immer, ob er noch atmet, wenn er mal im Buggy einschläft.

Naja. Im Grunde kann alles mögliche ein Auslöser sein wie zB mein Heimweh oder der Wunsch nach Abwechslung im Alltag um mich herum. Schön wäre es, wenn die Therapie weiter laufen würde, aber mein Psychologe ist leider schon über ein halbes Jahr ausgefallen und so bin ich bei den tiefen Tiefs auf mich gestellt. Zum Glück weiß ich, daß Gott immer für mich da ist und mich versteht und mir wieder neue Kraft verleiht. Daran habe ich noch nie gezweifelt. Wenn ich die Kraft und den Mut habe lieben Menschen in und außerhalb meiner Familie davon zu erzählen wie ich mich fühle, dann hören sie mir auch zu und machen mir Mut. Diese Kraft habe ich aber oft nicht, denn immer mit der selben Geschichte möchte man auch nicht dem noch so lieben Menschen immer wieder auf den Kecks gehen, auch wenn jener es nicht so empfinden mag.

Zur Zeit habe ich mir den Tagesplan angefangen voll zu füllen. Also zu gestalten. Damals, als du bei mir warst, hatten wir einen festen Wochenplan. Einmal in der Woche ging es zum Therapieschwimmen, einmal ins sozial-pädiatrische Zentrum, einmal kam eine Therapeutin nach hause. Schwubs, und schon waren mindestens schon drei Tage der Woche mit festen Terminen ausgefüllt. Ich war auch immer sehr gern mit dir draußen unterwegs. Ob Elbe oder Stadtpark, ob Altstadttour oder Neustadtbummel, ob Wald oder raus zu Omi und Onkel. Wir waren oft unterwegs und ich habe dies immer sehr genossen, so wie du auch. ich glaube wir haben ein gutes Gleichgewicht gefunden zwischen Aktivität und Ruhe. Dieses Gleichgewicht habe ich nicht mehr wieder gefunden, seit du fort bist.

Mein kleiner Jeschua, mein Baby, mein Kind. Ich habe dich so lieb. Dein kleiner Bruder kann schon deinen Namen aussprechen und er erkennt dich. Ich freu mich,wenn ich daran denke, daß ihr eines Tages zusammen spielen werdet.

Manchmal frage ich mich, ob ich als Mutti überhaupt etwas tauge....keine Ahnung woher diese innere Frage kommt...aber dann umarmt und küßt mich dein kleiner Bruder und ich weiß, daß ich irgendwie etwas richtig zu machen scheine und ich finde meine Gewissheit zurück, daß es die beste Entscheidung war, Mami - deine und seine - geworden zu sein.

Wir hatten in diesem Monat auch wieder einen Kongreß, so einen Tag wo man ganz viel aus der Bibel lernt und viele Vorträge hört, vor allem auch die Nutzanwendung für uns heute. Wir waren bei so etwas auch anwesend gewesen, um über Gott etwas zu lernen. Ich weiß, daß sie vielen Mühen, die es damals kostete, es echt Wert waren, denn dadurch habe ich einen festen Glauben und Trost erhalten, vor allem, als du dann verstroben bist. Es hat sich auch nie als große Mühe angefü+hlt. So wie es für dich normal war, wie du warst, so war es für mich.

Noch immer verstehen es viele Menschen nicht und oft muß ich mir anhören, daß es doch "besser so sei". Ich glaube eine Mama versteht man vielleicht wirklich nicht, aber ich kann mich mit jenen Gedanken nicht anfreunden, denn ich hätt dich niemals hergeben wollen, egal wie kompliziert die Sache manchmal war. Du bist ein Schatz und wir denken ganz viel an dich. Es gibt so viel Dinge, die ich anfange zu verstehen, die dir auch gefallen hätten, wie zB die "Philipp-Videos" die dein kleiner Bruder so liebt, welche einfache Dinge wie "Bitte und Danke" einfach und leicht verständlich sowie für Kinder ansprechend gestaltet sind. Oder auch einen singenden Chor betrachtet er gern und hört diesem gern zu. Wärst du genau so begeistert von Zügen und den Sternen am Nachthimmel, dem Leuchten des Mondes und dem Rascheln im Laub? Ich weiß es nicht, aber ich denke schon.

Weißt du, mein Jeschua, ich meide immer noch verschiedenes, um mir innerlich nicht weh zu tun. Ich tu mich schwer mit dem Treffen alter Bekannter, obwohl ich sie gern hab und sie dich kannten. Oder Orte die ich meide. Es gibt Dinge, die ich gern tun wöllte, aber die ich mir nicht mehr zutrau. Ich merke aber auch, wie ich langsam wachse, weil ich vieles mir wieder erarbeite, was früher ein leichtes für mich war. Ich merke, daß ich jetzt Mut brauche bei Dingen, die früher keinen Mut erforderten, weil keine Angst da war. Wenn ich denk, ich schaff etwas nicht muß ich mir bewußt vor Augen halten, was du und ich zusammen geschafft haben und übrigens: jedes mal wenn ich beim Zahnarzt bin, denke ich an deine Tapferkeit und an dein Lachen.

Mein geliebter Jeschua. Für mich spielst du weiterhin eine große Rolle in meinem Leben. Dein kleiner Bruder ist ein liebes, anderes Wesen. Er ist nicht du und auch wenn manche es seltsam besehen indem sie meinen, daß ich ja jetzt wieder einen Jungen habe. Er ist er und daß ist gut so und du bist du und auch dies ist gut so. Jeder von euch ist eine eigene liebenswerte Persönlichkeit.

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