Rezension - Vortrag 8/00 Nr. 133-X "Der Ursprung des Menschen - Ist es wichtig, was man glaubt?" (Teil 2 - Ohne Pelzmantel. Wie der Mensch sein Fell verlor)
Das waren nach aktuellem Erinnerungsvermögen die Fragen:
Warum hat der Mensch so ein großes Gehirn?
Warum hat der Mensch kein Fell, wie die Affen?
Warum geht der Mensch aufrecht?
Warum hat der Mensch so eine komplexe Sprache?
Auf alle Fragen, soll eine Evolutionsbiologin gesagt haben, dass die Wissenschaft offenbar nicht wisse, warum die Dinge so stehen. Dass weder Namen noch Quellen korrekt angegeben werden, liegt nicht zwangsläufig an Unseriösität, sondern, dass es als Vortrag verfasst ist. Man hätte auf Anfrage beim Vortragsredner aber vermutlich auch nichts genaueres erfahren, da in der Disposition, an die er sich recht straff halten muss, wohl auch nichts genaueres drin steht.
Das aus dem Unwissen der Evolutionsbiologin heraus jedwede andere, auch fantastische Erklärung plötzlich bestätigt ist, halte ich zwar trotzdem für ein Gerücht, da - ich schrieb es schon mehrfach - die Richtigkeit einer Sache nicht von der Falschheit einer anderen abhängt, sondern von ihrer Prüfbarkeit an der Realität. Dennoch wird es oft hochgehalten.
Das große Hirn und die komplexe Sprache kann man kreationistisch ja vielleicht noch mit der Gottähnlichkeit des Menschen (in seinem Bilde erschaffen) "erklären", aber unser (Nicht-)Fell und der aufrechte Gang sind doch recht willkürliche Kriterien. Zumal es Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit schnurz sein kann, wie dicht unser Rücken behaart ist oder ob wir auf zwei oder vier Füßen laufen. Das ist für seinen Heilsplan irrelevant. Wenn wir körperliche Ähnlichkeit mit ihm oder den Engelsgeschöpfen haben sollen, bliebe wieder der Beweis aus, da keine einzige bisherige Engelssichtung dem kritischen Blick der Wissenschaft stand hielt. Sehr wohl gibt es Bilder von Gott und den Engeln, aber es liegt nahe, dass wir uns hier nur Wesen nach unserem Bilde geschaffen haben, wie es doch eigentlich umgekehrt sein soll.
Auf die erste Frage antwortet ja schon ein Beitrag:
... 072, 20.09.2020: Video: Zufall Mensch? Der kleine Schritt zum großen Gehirn | MDR DOK (44:41 min)
Wahrscheinlich ermöglichte erst die neue Lebensweise mit viel tierischer, also energiereicher Nahrung das rasante Gehirnwachstum beim Menschen. Homo ergaster (vor ca. 1,6 Millionen Jahren) konnte sich bereits ein gut doppelt so großes Gehirn leisten wie Schimpansen. Unseres beträgt mehr als das Dreifache. Aber die nackte Haut bot auch neue Voraussetzungen für unsere soziale und kulturelle Evolution. Die Hominiden konnten nun nicht mehr Fellzeichnungen oder Haarsträuben benutzen, um anderen etwas zu signalisieren. Stattdessen erfanden wir Körperbemalung, Schmuck, Tätowierungen, wir verfeinerten unsere Mimik - und vor allem entwickelten wir Sprache.
Kümmern wir uns also lieber um die Fragen 2-4:
Wie kam es, dass der Affe "Mensch" noch vor der letzten großen Eiszeit seinen Pel ablegte und nicht wieder anzog?
Zwei Hypothesen sind in Fachkreisen zum Fellverlust des Affen "Mensch" in Diskussion:
Der Umzug des Homo ergaster vor ca. 1,6 Millionen Jahren vom Wald in die Savanne, wo in der heißen Sonne Antilopen gejagt wurden, macht das Fell als Wärmeisolation überflüssig, ja gerade kontraproduktiv. An den Knochen erkannten Forscher, dass er viel wanderte, rannte und von der Jagd lebte. Die Regenwälder gingen durch klimatische Veränderungen in dieser Zeit immer weiter zurück. Es entstand ein weitläufiges Savannengebiet mit knapperem Nahrungsangebot und weit auseinanderliegenden Wasserstellen. Durch die Anpassung an die neuen Lebensumstände musste der Homo ergaster ausdauernd laufen und seine Körpertemperatur gut regulieren können. Ein schweißnasses Fell hemmt deutlich die Kühlwirkung und es droht Hitzestau. Bis zu zwölf Liter kann ein Mensch am Tag schwitzen und dadurch seinen Körper auch über eine längere Zeit der Anstrengung und Belastung hinweg kühlen. Wir haben also eine im Tierreich einzigartige Regulierung der Körpertemperatur entwickelt und sind so vielen Tieren in Sachen Ausdauer um einiges voraus. Allerdings nimmt die UV-Strahlung zu, was der Schwachpunkt dieser Hypothese ist. Vor ungefähr 1,2 Millionen Jahren taucht die dunkle Hautfarbe auf, die besser mit der Strahlung klarkommt. Schimpansen tragen unter ihrem schwarzen Fell hellrosige Haut, wie vermutlich auch die Vormenschen, also insbesondere die Australopithecinen, auch noch.
Die andere und favorisierte Position ist, mit weniger Haaren gibt es weniger Ungeziefer. Es verringern sich die Blutsauger (Läuse, Zecken, Flöhe), die potentiell schwere Krankheiten übertragen. Außerdem kostet "Lausen" Zeit, die man für ändere Dinge, wie die Jagd oder das Sammeln aufwenden kann. Menschen begannen mit der Zeit sozial zu leben, Verbände zu gründen und sesshaft zu werden. Für viele Parasiten hätte dies beste Bedingungen zur Ausbreitung geboten. Demnach bietet die nackte Haut einen Reproduktionsvorteil, da sie hygienischer ist und die Übertragungsmöglichkeiten von Krankheiten reduziert.
Die heute noch vorhandene Restbehaarung hat laut Wissenschaft unterschiedliche Gründe. Das Kopfhaar schützt das hitzeempfindliche Hirn vor allzu viel Sonneneinstrahlung, die Scham- und Achselbehaarung hilft bei der Verteilung von Pheromonen, jenen Botenstoffen, die Sexualpartner anlocken sollen.
Für Wale, Delfine und Seekühe ist der Fellverlust geklärt und auch der Grund eindeutiger: Ein Fell erhöht den Wasserwiderstand. Den Wärmeverlust gleichen diese Tiere durch eine Speckschicht aus, den sogenannten "Blubber". Bei Landsäugetieren, wie Elefanten, Nashörnern und Nilpferden geht es um die ständige Überhitzungsgefahr, denn große Tiere haben im Verhältnis zu ihrer Masse weniger Oberfläche zur Verfügung als kleinere Tiere, um überschüssige Körperwärme abzugeben.
Aber so ein Fell hat auch Vorteile:
So können Tiere mit Fell tags und nachts aktiv sein, da Haare vor Kälte gleichsam wie vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen. Damit sind die Tiere weniger von den Temperaturunterschieden abhängig. Auch können viele Tiere über ihr Fell kommunizieren. Das Aufstellen der Haare kann ein Zeichen für Angriff, Verteidigung oder Angst sein. Das Einzige, was uns Menschen davon noch als Relikt geblieben ist, ist die Gänsehaut.
Die Beherrschung des Feuers und die Erfindung der Kleidung macht den Verlust des Fells mehr als Wett. Trotz Fellverlust fanden die Menschen unterschiedliche Möglichkeiten mit anderen Individuen zu kommunizieren. So kam es zu Körperbemalungen, dem Tragen von Schmuck, dem Verfeinern von Mimik und natürlich der Entwicklung von Sprache. Es scheint also, dass der Mensch sich im Laufe der Evolution nicht nur in seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten steigerte, sondern sich ebenso im Bereich der Körperbehaarung immer weiter optimierte.
Wahrscheinlich liegen die Anfänge der schwindenden Haarpracht aber auch noch weiter zurück. Denn anders als die Australopithecinen (zu denen auch die berühmte "Lucy" gehört) besaß der Frühmensch Homo ergaster vor ungefähr 3 Millionen Jahren ähnliche Körperproportionen wie wir. Vor allem aber lange Beine. Dass er ausgiebig wanderte und rannte, besagen unter anderem Belastungsspuren an seinen Knochen. In der recht heißen und trockenen Graslandschaft der Savanne dürfte er bereits Wild nachgestellt haben. Bei dieser Lebensweise wäre ein Fell hinderlich gewesen. Forscher haben nämlich berechnet, dass sich der Körper damit bei Ausdauerbelastung in der afrikanischen Savanne zu sehr aufgeheizt hätte, mit der Folge Hitzschlag. Felltragende Tiere haben zwar auch Schweißdrüsen, doch dieser Schweiß ist eher schaumig-klebrig. Werden die Haare dadurch nass, behindert das sogar die Wärmeabfuhr.
Der Mensch sondert dagegen einen wässrigen Schweiß ab, bei Bedarf bis zu zwölf Liter am Tag. Hierfür vermehrte sich eine Sorte Schweißdrüsen stark, die bei Tieren nur einen kleinen Anteil ausmacht. Weil diese Flüssigkeit bei uns direkt auf der Haut verdunsten kann, ergibt sich ein enormer Kühlungseffekt. Bei heißem Wetter könnte ein Mensch, so ergab eine Kalkulation, ein Pferd im Marathon besiegen.
Es bleibt: Entweder ist es ein Vorteil, weil Parasiten weniger Chancen haben oder weil die Klimaanlage dann besser läuft.
Wobei man nicht grundsätzlich von einem "Wenn-dann" ausgehen kann. Neue Merkmale entstehen nicht weil, irgendwas gefordert wird, sondern weil sie in jener Situation begünstigt sind. Die Giraffe hat keinen langen Hals, um an hohen Bäumen zu knabbern, sondern ihr langer Hals begünstigt diese Futtermethode. Begünstigungen führen wiederum zu verändertem Verhalten und damit zu anderen Wechselwirkungen als sie andere Individuen ausüben.
Aber wozu der weiche, pigmentlose Flaum, der sich über den gesamten Körper verteilt? Handelt es sich dabei nur um ein nutzlos gewordenes Überbleibsel menschlicher Evolution? - Mitnichten, meinen Isabelle Dean und Michael Siva-Jothy von der Universität Sheffield in Großbritannien: In einem Experiment mit 19 männlichen und zehn weiblichen Studierenden konnten sie zeigen, dass das Vellushaar - aus dem sich im Laufe der Pubertät zum Teil das deutlich kräftigere Terminalhaar herausbildet - weit mehr ist als eine unliebsam gewordene Laune der Natur.
Um den Beweis anzutreten, wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst ein Arm rasiert. Danach setzte das Forscherteam Bettwanzen auf die nackten und behaarten Arme der Probanden und beobachtete, wie lange die Tiere herumkrabbelten bevor ihre Mundwerkzeuge zum Biss ansetzten. Die Studierenden mussten während dieser Prozedur wegschauen und sollten jeweils Bescheid geben, wenn sie etwas auf ihrem Arm spürten.
Wie zu erwarten, benötigten die Bettwanzen auf den behaarten Armen länger, um eine geeignete Bissstelle zu finden. Auch spürten die Versuchspersonen das Krabbeln der kleinen Blutsauger auf dem unrasierten Arm eher als auf der glatten Haut.
Aus diesem Ergebnis ziehen die Forscher den Schluss, dass die feinen Körperhaare auch heute noch der Parasitenabwehr dienen.
Das waren nach aktuellem Erinnerungsvermögen die Fragen:
Warum hat der Mensch so ein großes Gehirn?
Warum hat der Mensch kein Fell, wie die Affen?
Warum geht der Mensch aufrecht?
Warum hat der Mensch so eine komplexe Sprache?
Auf alle Fragen, soll eine Evolutionsbiologin gesagt haben, dass die Wissenschaft offenbar nicht wisse, warum die Dinge so stehen. Dass weder Namen noch Quellen korrekt angegeben werden, liegt nicht zwangsläufig an Unseriösität, sondern, dass es als Vortrag verfasst ist. Man hätte auf Anfrage beim Vortragsredner aber vermutlich auch nichts genaueres erfahren, da in der Disposition, an die er sich recht straff halten muss, wohl auch nichts genaueres drin steht.
Das aus dem Unwissen der Evolutionsbiologin heraus jedwede andere, auch fantastische Erklärung plötzlich bestätigt ist, halte ich zwar trotzdem für ein Gerücht, da - ich schrieb es schon mehrfach - die Richtigkeit einer Sache nicht von der Falschheit einer anderen abhängt, sondern von ihrer Prüfbarkeit an der Realität. Dennoch wird es oft hochgehalten.
Das große Hirn und die komplexe Sprache kann man kreationistisch ja vielleicht noch mit der Gottähnlichkeit des Menschen (in seinem Bilde erschaffen) "erklären", aber unser (Nicht-)Fell und der aufrechte Gang sind doch recht willkürliche Kriterien. Zumal es Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit schnurz sein kann, wie dicht unser Rücken behaart ist oder ob wir auf zwei oder vier Füßen laufen. Das ist für seinen Heilsplan irrelevant. Wenn wir körperliche Ähnlichkeit mit ihm oder den Engelsgeschöpfen haben sollen, bliebe wieder der Beweis aus, da keine einzige bisherige Engelssichtung dem kritischen Blick der Wissenschaft stand hielt. Sehr wohl gibt es Bilder von Gott und den Engeln, aber es liegt nahe, dass wir uns hier nur Wesen nach unserem Bilde geschaffen haben, wie es doch eigentlich umgekehrt sein soll.
Auf die erste Frage antwortet ja schon ein Beitrag:
... 072, 20.09.2020: Video: Zufall Mensch? Der kleine Schritt zum großen Gehirn | MDR DOK (44:41 min)
Wahrscheinlich ermöglichte erst die neue Lebensweise mit viel tierischer, also energiereicher Nahrung das rasante Gehirnwachstum beim Menschen. Homo ergaster (vor ca. 1,6 Millionen Jahren) konnte sich bereits ein gut doppelt so großes Gehirn leisten wie Schimpansen. Unseres beträgt mehr als das Dreifache. Aber die nackte Haut bot auch neue Voraussetzungen für unsere soziale und kulturelle Evolution. Die Hominiden konnten nun nicht mehr Fellzeichnungen oder Haarsträuben benutzen, um anderen etwas zu signalisieren. Stattdessen erfanden wir Körperbemalung, Schmuck, Tätowierungen, wir verfeinerten unsere Mimik - und vor allem entwickelten wir Sprache.
Kümmern wir uns also lieber um die Fragen 2-4:
Wie kam es, dass der Affe "Mensch" noch vor der letzten großen Eiszeit seinen Pel ablegte und nicht wieder anzog?
Zwei Hypothesen sind in Fachkreisen zum Fellverlust des Affen "Mensch" in Diskussion:
Der Umzug des Homo ergaster vor ca. 1,6 Millionen Jahren vom Wald in die Savanne, wo in der heißen Sonne Antilopen gejagt wurden, macht das Fell als Wärmeisolation überflüssig, ja gerade kontraproduktiv. An den Knochen erkannten Forscher, dass er viel wanderte, rannte und von der Jagd lebte. Die Regenwälder gingen durch klimatische Veränderungen in dieser Zeit immer weiter zurück. Es entstand ein weitläufiges Savannengebiet mit knapperem Nahrungsangebot und weit auseinanderliegenden Wasserstellen. Durch die Anpassung an die neuen Lebensumstände musste der Homo ergaster ausdauernd laufen und seine Körpertemperatur gut regulieren können. Ein schweißnasses Fell hemmt deutlich die Kühlwirkung und es droht Hitzestau. Bis zu zwölf Liter kann ein Mensch am Tag schwitzen und dadurch seinen Körper auch über eine längere Zeit der Anstrengung und Belastung hinweg kühlen. Wir haben also eine im Tierreich einzigartige Regulierung der Körpertemperatur entwickelt und sind so vielen Tieren in Sachen Ausdauer um einiges voraus. Allerdings nimmt die UV-Strahlung zu, was der Schwachpunkt dieser Hypothese ist. Vor ungefähr 1,2 Millionen Jahren taucht die dunkle Hautfarbe auf, die besser mit der Strahlung klarkommt. Schimpansen tragen unter ihrem schwarzen Fell hellrosige Haut, wie vermutlich auch die Vormenschen, also insbesondere die Australopithecinen, auch noch.
Die andere und favorisierte Position ist, mit weniger Haaren gibt es weniger Ungeziefer. Es verringern sich die Blutsauger (Läuse, Zecken, Flöhe), die potentiell schwere Krankheiten übertragen. Außerdem kostet "Lausen" Zeit, die man für ändere Dinge, wie die Jagd oder das Sammeln aufwenden kann. Menschen begannen mit der Zeit sozial zu leben, Verbände zu gründen und sesshaft zu werden. Für viele Parasiten hätte dies beste Bedingungen zur Ausbreitung geboten. Demnach bietet die nackte Haut einen Reproduktionsvorteil, da sie hygienischer ist und die Übertragungsmöglichkeiten von Krankheiten reduziert.
Die heute noch vorhandene Restbehaarung hat laut Wissenschaft unterschiedliche Gründe. Das Kopfhaar schützt das hitzeempfindliche Hirn vor allzu viel Sonneneinstrahlung, die Scham- und Achselbehaarung hilft bei der Verteilung von Pheromonen, jenen Botenstoffen, die Sexualpartner anlocken sollen.
Für Wale, Delfine und Seekühe ist der Fellverlust geklärt und auch der Grund eindeutiger: Ein Fell erhöht den Wasserwiderstand. Den Wärmeverlust gleichen diese Tiere durch eine Speckschicht aus, den sogenannten "Blubber". Bei Landsäugetieren, wie Elefanten, Nashörnern und Nilpferden geht es um die ständige Überhitzungsgefahr, denn große Tiere haben im Verhältnis zu ihrer Masse weniger Oberfläche zur Verfügung als kleinere Tiere, um überschüssige Körperwärme abzugeben.
Aber so ein Fell hat auch Vorteile:
So können Tiere mit Fell tags und nachts aktiv sein, da Haare vor Kälte gleichsam wie vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen. Damit sind die Tiere weniger von den Temperaturunterschieden abhängig. Auch können viele Tiere über ihr Fell kommunizieren. Das Aufstellen der Haare kann ein Zeichen für Angriff, Verteidigung oder Angst sein. Das Einzige, was uns Menschen davon noch als Relikt geblieben ist, ist die Gänsehaut.
Die Beherrschung des Feuers und die Erfindung der Kleidung macht den Verlust des Fells mehr als Wett. Trotz Fellverlust fanden die Menschen unterschiedliche Möglichkeiten mit anderen Individuen zu kommunizieren. So kam es zu Körperbemalungen, dem Tragen von Schmuck, dem Verfeinern von Mimik und natürlich der Entwicklung von Sprache. Es scheint also, dass der Mensch sich im Laufe der Evolution nicht nur in seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten steigerte, sondern sich ebenso im Bereich der Körperbehaarung immer weiter optimierte.
Wahrscheinlich liegen die Anfänge der schwindenden Haarpracht aber auch noch weiter zurück. Denn anders als die Australopithecinen (zu denen auch die berühmte "Lucy" gehört) besaß der Frühmensch Homo ergaster vor ungefähr 3 Millionen Jahren ähnliche Körperproportionen wie wir. Vor allem aber lange Beine. Dass er ausgiebig wanderte und rannte, besagen unter anderem Belastungsspuren an seinen Knochen. In der recht heißen und trockenen Graslandschaft der Savanne dürfte er bereits Wild nachgestellt haben. Bei dieser Lebensweise wäre ein Fell hinderlich gewesen. Forscher haben nämlich berechnet, dass sich der Körper damit bei Ausdauerbelastung in der afrikanischen Savanne zu sehr aufgeheizt hätte, mit der Folge Hitzschlag. Felltragende Tiere haben zwar auch Schweißdrüsen, doch dieser Schweiß ist eher schaumig-klebrig. Werden die Haare dadurch nass, behindert das sogar die Wärmeabfuhr.
Der Mensch sondert dagegen einen wässrigen Schweiß ab, bei Bedarf bis zu zwölf Liter am Tag. Hierfür vermehrte sich eine Sorte Schweißdrüsen stark, die bei Tieren nur einen kleinen Anteil ausmacht. Weil diese Flüssigkeit bei uns direkt auf der Haut verdunsten kann, ergibt sich ein enormer Kühlungseffekt. Bei heißem Wetter könnte ein Mensch, so ergab eine Kalkulation, ein Pferd im Marathon besiegen.
Es bleibt: Entweder ist es ein Vorteil, weil Parasiten weniger Chancen haben oder weil die Klimaanlage dann besser läuft.
Wobei man nicht grundsätzlich von einem "Wenn-dann" ausgehen kann. Neue Merkmale entstehen nicht weil, irgendwas gefordert wird, sondern weil sie in jener Situation begünstigt sind. Die Giraffe hat keinen langen Hals, um an hohen Bäumen zu knabbern, sondern ihr langer Hals begünstigt diese Futtermethode. Begünstigungen führen wiederum zu verändertem Verhalten und damit zu anderen Wechselwirkungen als sie andere Individuen ausüben.
Aber wozu der weiche, pigmentlose Flaum, der sich über den gesamten Körper verteilt? Handelt es sich dabei nur um ein nutzlos gewordenes Überbleibsel menschlicher Evolution? - Mitnichten, meinen Isabelle Dean und Michael Siva-Jothy von der Universität Sheffield in Großbritannien: In einem Experiment mit 19 männlichen und zehn weiblichen Studierenden konnten sie zeigen, dass das Vellushaar - aus dem sich im Laufe der Pubertät zum Teil das deutlich kräftigere Terminalhaar herausbildet - weit mehr ist als eine unliebsam gewordene Laune der Natur.
Um den Beweis anzutreten, wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst ein Arm rasiert. Danach setzte das Forscherteam Bettwanzen auf die nackten und behaarten Arme der Probanden und beobachtete, wie lange die Tiere herumkrabbelten bevor ihre Mundwerkzeuge zum Biss ansetzten. Die Studierenden mussten während dieser Prozedur wegschauen und sollten jeweils Bescheid geben, wenn sie etwas auf ihrem Arm spürten.
Wie zu erwarten, benötigten die Bettwanzen auf den behaarten Armen länger, um eine geeignete Bissstelle zu finden. Auch spürten die Versuchspersonen das Krabbeln der kleinen Blutsauger auf dem unrasierten Arm eher als auf der glatten Haut.
Aus diesem Ergebnis ziehen die Forscher den Schluss, dass die feinen Körperhaare auch heute noch der Parasitenabwehr dienen.
Wenige sind im Stande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.
Albert Einstein, deutscher Physiker und Nobelpreisträger (1879-1955)