Evolution oder Schöpfung




Religion, Esoterik, Verschörungstheorien und andere Dinge.

Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Fr 26. Aug 2022, 08:18

Rezension: Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs (Teil 1)

Keine Angst, ich bin nicht plötzlich zu den Kreationisten übergegangen und habe deswegen nicht mehr gepostet. Ich habe mir lediglich vorgenommen, dass wenn ich eine Seite mit 10 Beiträgen gefüllt habe, eine kleine Pause eingebaut wird, um diese 10 Beiträge noch einmal Revue passieren zu lassen.

Aber ich komm auch ohne diese Pause gar nicht mehr hinterher.
Ich nutz schon fast nur eine Quelle für kreationistischen Unsinn, aber der Output ist selbst da so groß. Eigentlich habe ich gerade am letzten Erwachtet (Nr. 3, 2021) gearbeitet, der sich von vorn bis hinten mit dem Märchen der Schöpfung beschäftigt. Und dann sitze ich mit meinem Sohn in der Versammlung und das Versammlungsbibelstudium wird begeistert verfolgt von all den Kommentaregebern und den "Wahrheits"-Liebenden. Ich kann gar nicht sagen, was mich alles getriggert hat und wie unsäglich nervig die ewigen Wiederholungen sind. Aber ich muss tatsächlich diese Rezension vorziehen, bevor die Erinnerung an diesen denkwürdigen Donnerstag (02. Juni 2022) im Nebel all der anderen Absurditäten verschwindet. Veröffentlichen kann ich es ja irgendwann im Nachgang. Ich schreibe daher diese Zeilen hier gleich am Abend / der Nacht danach.

Wie gewohnt gibt es erstmal den Link:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1102021206

Die Versammlungen unter der Woche sind in 3 Segmente unterteilt. Im ersten Teil geht es darum, die in der Woche zu lesenden Kapitel aus der Bibel zu besprechen. Im zweiten Teil geht es darum, wie Zeugen noch bessere Prediger werden können, also ihre Sermone noch besser unters Volk bringen. Der dritte Teil enthält sowohl aktuelle Botschaften, von den "Chefs" an die "Belegschaft". Diesmal ging es um den anstehenden Sommerkongress, der wieder vor heimischen Monitoren stattfinden wird, wie in den letzten zwei Jahren Corona-Pandemie halt auch. In den dritten Teil gehört aber eben auch das Versammlungsbibelstudium. Ein entsprechendes Buch aus dem Portfolio der Wachtturm-Gesellschaft wird herausgeholt und alle geben ihre Kommentare zu den gerade gelesenen Absätzen. Das war diesmal wieder sehr "fachmännisch" und weit ab jeder objektiven Betrachtung. Wow.

Es gibt ja nicht viele Gründe, warum ein solcher Text hier landet. Also muss er was mit dem Thema Evolution oder Schöpfung zu tun haben. Lektion 6 des in der Überschrift genannten Buches lautet: "Wie hat das Leben begonnen?"
Ob wir in der Bibel dazu wissenschaftlich korrekte Antworten finden, dürfte ja mittlerweile keine ernstgemeinte Frage mehr sein, oder?
Wenn doch? Dann lest weiter.
Wenn nicht? Dann bitte auch.

Auf der Seite sprießt uns erst ein kleines Pflänzchen entgegen und dann geht es los.

„Du [Gott] bist der Ursprung des Lebens“ (Psalm 36:9). Ist das wirklich so? Manche denken, das Leben sei durch zufällige, ungesteuerte Ereignisse entstanden. Wenn das so wäre, hätte unser Dasein keinen tieferen Sinn. Aber wenn Gott das Leben erschaffen hat, muss er dafür einen Grund gehabt haben.* Was sagt die Bibel darüber, wie das Leben begann? Ist es vernünftig, das zu glauben?

Obacht "manche denken", das Leben sei zufällig entstanden. So, so. Könnten das vielleicht die Mehrheit der Wissenschaftler sein, insbesondere jene, die ständig diese Theorie bestätigen, obwohl auch sie, aber eben auf akademischem Wege, schauen, ob die Theorie irgendwo Fehler aufweist? Es ist ihr Job, diese Theorie in Frage zu stellen, obwohl sie wohlbegründet ist und tausendfach getestet. Denn wenn sie einen Fehler finden, muss dieser erklärt werden. Es müssen neue Experimente und Hypothesen her, die das neue Phänomen beschreiben. Und dann ist Wissenschaft dabei etwas neues zu lernen. So geht das bei diesen verqueren Spinnern ab, die Gott als Erklärung nicht hören wollen, weil es halt nicht in ihre starren Denkschablonen passt. Sorry, falsche Seite.
Denn gerade dieser Erkenntnisprozess hat uns in den letzen 400 Jahren methodischer Wissenschaft aus der Allmacht religiöser Institutionen herausgeholt. Auch wenn dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Und er hat uns all den Fortschritt gebracht, der es leider auch Kreationisten erlaubt, ihre Falschinformationen sowohl in Papierform als auch im Netz in atemberaubender Geschwindigkeit zu verteilen. Wir müssen nicht mehr alles glauben, was uns irgendein Prediger erzählt. Wir können getestetes Wissen über unser Smartphone in Echtzeit abrufen. Man muss halt nur wissen, wo zu suchen ist.
Es wird wieder das Nicht-Argument der Sinnsuche eingefügt. Als ob sich das Universum danach richtet, ob wir gern einen Sinn im Leben hätten. Dieser Satz hat einfach nichts in einer ehrlichen Aufarbeitung zu diesem Thema zu suchen. Passend dazu kamen aus dem "Publikum" dann auch Sätze wie; "Es ist entscheidend, was man glaubt." Nein, verdammt! Ist es nicht. Genauso wie es Pluto egal ist, ob irgendwelche haarlosen Affen auf einer blauen Murmel ihn als Planeten bezeichnen oder Zwergplaneten oder Asteroid. Es beeinflusst seine Bahn kein Stück. Er wird dadurch nicht wärmer oder kälter. Unser Wille und unsere Wünsche haben keinen Einfluss auf die Wirklichkeit. Es ist surreal, dass man sowas erwachsenen Leuten erklären muss.


Im Sternchen verbirgt sich jenes Textstück: "In Lektion 25 geht es darum, was Gott mit der Erde und den Menschen vorhat."
Das baut darauf auf. Wir können es für die weitere Betrachtung missachten, da ich herausstellen werde, warum die belebte und die unbelebte Natur auf keinen Schöpfer verweist.

1. Wie ist das Universum entstanden?

Die Bibel sagt: „Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1:1). Die meisten Wissenschaftler sind sich darin einig, dass das Universum einen Anfang hatte. Wie hat Gott es erschaffen? Er hat seine „aktive Kraft“, den heiligen Geist, genutzt, um das Universum mit all seinen Galaxien, Sternen und Planeten ins Dasein zu bringen (1. Mose 1:2).

Ja, die meisten Wissenschaftler vertreten heute nicht mehr die Steady-State-Variante, in der ein unendlich altes Universum postuliert wurde und gehen von einem Anfang aus. Daher aber darauf zu schließen, dass ein JEMAND es erschaffen hat, ist schon eine reichlich weite Schwadronierung. Denn über den Grund wissen wir aufgrund der physikalischen Limitierung dieser Welt leider rein gar nichts. Da kann man nun gern Gott hinstellen. Aber das ist ähnlich haltlos, wie die Entstehung des Weltalls, als Folge einer Kollision von kosmischen Murmeln.
Die Erschaffung des Universums ist, soweit wir wissen, ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Universums. Kausalitätsgesetze sind schwer anzubringen. Das Universum hat den Raum selbst geschaffen, also kann man keine physikalisch wirkende Ursache neben das Universum stellen. Denn ein "daneben" gibt es nicht. Gott kann auch nicht "vor" dem Universum existiert haben, da auch die Zeit erst mit dem Universum entstand. Dem Ursache-Wirkungsprinzip, dass in der Versammlung so oft bemüht wurde, würde bereits eine dieser beiden fehlenden Komponenten das Genick brechen. Hier fehlen sogar beide. Aber das führt zu weit. Wir können bereits hier festhalten, dass die Behauptung, Gott habe irgendwas damit zu tun, haltlos ist.
Und 1. Mose 1:2 sagt nichts über Galaxien, Sterne oder Planeten aus. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Warum steht davon nix in der Bibel? Weil die Schreiber, einfache Männer ihrer Zeit, mit dem beschränkten Wissen ihrer Zeit, einfach keinen blassen Dunst davon hatten, wie das Universum aufgebaut ist.
Man beachte auch, dass die Majorität des Wissenschaftsapparates hier als Beleg für die Korrektheit der Bibel verwendet wird. Aber die Majorität ist auch überzeugt, dass das Universum und das Leben keine übernatürliche Ursache hat oder zumindest machen ihre wissenschaftlichen Arbeiten keine Aussagen darüber, dass es irgendein Gott gewesen sein soll. Hier wird dann aber auf die Unverständigkeit des Menschen verwiesen. Merke: Wenn die Wissenschaft biblische Aussagen untermauert ist sie gut. Wenn sie es nicht tut, dann ist der methodische Wissensgewinn falsch, nicht ein altes Buch, dass von Ziegenhirten vor tausenden Jahren geschrieben wurde.

2. Warum hat Gott die Erde erschaffen?

Von Jehova wird gesagt, dass er die Erde „nicht umsonst erschuf, sondern sie formte, damit sie bewohnt wird“ (Jesaja 45:18). Er hat die Erde so gestaltet, dass sie ein ideales und dauerhaftes Zuhause für den Menschen ist. (Lies Jesaja 40:28 und 42:5.) Wie die Wissenschaft zeigt, ist die Erde einzigartig. Sie ist der einzige bekannte Planet, der alles bietet, was der Mensch zum Leben braucht.

Diese aus der Luft gegriffene Behauptung, baut auf der vorherigen auf. Die Wissenschaft zeigt nicht auf, dass die Erde einzigartig ist. Sie ist der einzig bekannte Planet, der alles bietet, was WIR zum Leben brauchen. Aber wir haben ja auch erst ein ganz klein wenig durch den Türspalt des Universums gelunscht. Beinahe täglich werden Planeten entdeckt. Dennoch sind es aktuell, gemessen am unvorstellbar riesigen Universum nur eine Hand voll und die allermeisten auch noch in der "Nachbarschaft". Darunter sind bereits bizzare Dinger, wie ein Planet der ein kompletter Diamant zu sein scheint. Planeten, die so dunkel sind, dass man sie selbst nicht sehen kann, nur deren gravitativen Pull am Zentralgestirn, dass sie umkreisen. Gasriesen, gegen die der Jupiter wie ein Halbstarker wirkt. Planeten mit Ringsystemen, deren Ringe millionen Kilometer ins All reichen. Planeten, die komplett mit Eis bedeckt sind. Planeten, die der Erde in Gewicht und Größe aber auch sehr nahe kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir einen Planeten finden, der unserer Erde zum Verwechseln ähnlich ist.
Dennoch wurde in der Versammlung bunt drauf los fabuliert. Es zeigte sich ein eklatantes Unverständnis darüber, was Astronomen überhaupt über die Sterne und Planeten zu sagen haben. Im Grunde wurde exoplanetares Wissen von vor 20-30 Jahren herausgekramt und als neu verkauft.


3. Worin unterscheidet sich der Mensch vom Tier?

Nachdem Jehova die Erde gemacht hatte, erschuf er das Leben darauf – zuerst die Pflanzen und Tiere. „Dann erschuf Gott den Menschen in seinem Bild.“ (Lies 1. Mose 1:27.) Was macht den Menschen einzigartig? Da er in Gottes Bild erschaffen wurde, ist er in der Lage, Eigenschaften Gottes wie Liebe und Gerechtigkeit widerzuspiegeln. Als Menschen können wir Sprachen lernen und uns für Kunst und Musik begeistern. Vor allem aber können wir eine Beziehung zu unserem Schöpfer aufbauen.


Es wurde die alte Mär vom allein triebgesteuerten Tier aufgezählt. Das nur Menschen Mitgefühl hätten und all dieser Quatsch. Nein, Altruismus scheint nicht der einzige Trieb im Tierreich zu sein. Zumindest nicht in der Art, wie frühere Generationen Arterhalt definiert haben. Wie erklärt sich der Kreationist die Opferbereitschaft eines Hundes gegenüber Menschen und auch anderweitige innige Beziehung von Tieren zu Menschen und auch zu Tieren anderer Arten? Löwen, die sich um Rehe kümmern. Hunde, die Tiger adoptieren. Hunde, die Enten adoptieren.
Gerechtigkeit ist ebenfalls keine Eigenschaft, die Menschen vorbehalten ist. Ein Ameisenstaat würde ohne Gerechtigkeit nicht funkionieren. Regelwerke sind also mitnichten an großen Intellekt gebunden oder daran, ob man an Gott glaubt. Denn immerhin behauptet das Büchlein ja selbst, dass nur Menschen in der Lage seien, mit Gott eine Beziehung einzugehen. Aber eigentlich ganz logisch. Während Mama Reh ihrem Nachwuchs beibringt, wie es sich vor dem Wolf tarnt und wie es erfolgreich flieht, einer realen und sehr präsenten Gefahr, erklären gläubige Menschen ihren Kindern in der Schule, dass sie Sünder sind und ein imaginärer Feind ihre Seelen will. Auf so hahnebüchene Ideen kommt kein noch so dummer Dodo (wenn er noch leben würde, sind ja leider ausgestorben).
Aber auch das wurde unreflektiert und unkritisch wiedergegeben.

DAS THEMA VERTIEFEN

Welche Fakten sprechen dafür, dass das Leben erschaffen wurde und dass der Schöpfungsbericht der Bibel schlüssig ist? Was verraten die guten Eigenschaften des Menschen über Gott?

Es handelt sich bei diesem Buch immer noch um ein Studienmittel. Es wird dem Prediger beigebracht, wie er dieses Buch effektiver im Predigtdienst und im Bibelstudium mit zu konvertierenden "Interessierten" verwenden kann. Bei diesem Abschnitt handelt es sich also um eine Sache, die der Bibellehrer und der Bibelschüler unter sich ausmachen müssen. Besteht laut Bibellehrer noch Handlungsbefarf, da der Anwärter noch immer nicht begriffen hat, wie offensichtlich doch die Schöpfung ist, kann man hier noch lustig weiter herumdichten und bei den Wissenschaften genau das herbeizaubern oder uminterpretieren, was zur Lehre passt oder passend gemacht wird.
Es wird hier nicht darauf eingegangen, was es da für Fakten geben sollte. Klassiker sind der Wasserkreislauf, die Atmosphäre, der Mond und unsere stabile Umlaufbahn, das Gehirn, das Auge und die Bakteriengeißel. Nichts davon beweist Gott. Aber wenn man die richtigen Formulieren verwendet, merkt das der Schüler nicht.
Auch eine interessante Frage wäre: Was verraten die schlechten Eigenschaften des Menschen über Gott?
Wer wäre nicht für schnelle, notfalls brutale Lösungen, um Konflikte zu ersticken? Gott kann das. Ob die "Rebellion" des Korah, die er mit einem Erdbeben beendet, die diesen Rebell und seine Familie verschlingt, oder die Sintflut als ultimative, aber eben nicht nachweisbare Vernichtung von nahezu allem Leben. Wenn Gott etwas gegen den Strich geht, dann wird es schnell sehr dramatisch. Ein bisschen wie eine Diva. Wenn man nicht auf ihn hört und ihn nicht anbetet, gibt es Stress. Gott stellt sich besonders im alten Testament und auch in der Offenbarung als Egomane dar.

Gut zu wissen

Artikel und Videos zu diesem Thema gibt es auf jw.org unter den Rubriken „Wer hat es erfunden?“ und „Ansichten über den Ursprung des Lebens“.

Beide Artikelreihen eignen sich nur für jene Geister, die sich eben nicht mit der wissenschaftlich fundierten Evolutionstheorie auseinandergesetzt haben, sondern nur so ein vages Verständnis dieser Theorie mitbringen. Und das ist nunmal der überwältigende Großteil. In "Wer hat es erfunden?" werden tolle Eigenschaften von Tieren vorgestellt. Zum Beispiel ein Käfer, der durch Waldbrände verrußte Baumrinde benötigt, damit er seine Eier ablegen kann. Was zu der Frage führt, warum es einen solch brachialen Geburtsritus gibt. Nimmt Gott den Tod zahlreicher Tiere in Kauf und hat Waldbrände vorrausgesetzt, damit er diesen wahnwitzigen kleinen Gesellen seine Eier ablegen lassen kann?
Bei der Artikelreihe "Ansichten über den Ursprung des Lebens" erklären Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Techniker, dass sie an Gott glauben und dafür Beweise in der Natur gefunden haben. Aber alles, was sie liefern ist Staunen über irgendein Tier oder eine Pflanze oder einen Wirkmechanismus. Dieses Ding, dass sie von Gott überzeugt hat, können sie zwar beschreiben, aber in keinem Bericht wird erklärt, warum ihre Überlegung auch bei anderen zwangsläufig und unweigerlich zu Gott führen muss. Was machen andere Wissenschaftler falsch, die sich ja auch ziemlich tief in die Materie eingraben und forschen und sicherlich ein gewaltiges Detailwissen über eine Sache erhalten? Warum ergibt sich bei diesen nicht die gleiche Zwangsläufigkeit? Sind die alle ignorant?
Das erinnert an ein Gespräch mit einem Bekannten aus der alten Heimat: "Du kannst eine Sache bis ins Detail erforschen, aber du wirst an deine Grenzen kommen." Ja, und dann. Dann lande ich doch lediglich bei Unwissen und Unverständnis. Mein begrenztes Wissen reicht nicht aus, diese Sache zu beschreiben. Wo kommt da jetzt Gott ins Spiel? Und genau das ist der Inhalt der Artikelreihe mit den wissenschaftlich anmutenden Autoritäten. Die sind die Experten und ohne eine Brücke zwischen ihren "Erkenntnissen" (oder eben gerade dem Fehlen von Gewissheiten) schließen sie natürliche Prozesse aus. Dann muss ich das als Otto-Normal-Hirnnutzer ja wohl auch so machen. Nein, denn auch Autoritäten können Fehler machen. Hier ist es fast einheitlich der Fehler aus dem Staunen Gott zu machen.

Innerhalb kurzer Zeit ist also ein recht langer Text entstanden.
Ich muss ihn bereits unterteilen und ich hoffe, ich bleibe lange genug am Ball, damit ich schnell weiterschreiben kann und nicht alles vergesse. Aber jetzt (also das Textschreiben-"jetzt") ruft das Bett.
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
Prioritäten neu bewerten.")

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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 29. Aug 2022, 09:18

Rezension: Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs (Teil 2)

Ich weise nocheinmal auf den Link hin:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1102021206

Und schon geht es weiter.

4. Das Leben lässt Planung erkennen

Ingenieure und Forscher kopieren die Natur und bekommen Anerkennung dafür. Wer sollte die Anerkennung für das Original bekommen? Dazu das VIDEO und die Frage:

  • Was haben sich Menschen von der Natur abgeschaut?
Jedes Haus wird von jemandem geplant und gebaut. Aber wer hat in der Natur alles entworfen? Lies Hebräer 3:4. Dazu die Fragen:

  • Was begeistert dich an der Natur?
  • Ist es vernünftig zu glauben, dass das Universum und alles darin von jemandem geplant wurde? Warum?

Schon der erste Satz ist auf so vielen Ebenen falsch. Unsere Erde verändert sich. Dass heißt, dass Leben sich anpassen MUSS. Daneben gibt es auch noch lokale oder globale Katastrophen (z.B. der Asteroid, der die Dinos ausgeslöscht hat). Jede Anpassung ist eine Veränderung. Leben MUSS auf einer veränderlichen Erde also ebenfalls veränderlich sein.
Ein zweiter, wirklich gern gemachter Fehler ist es, aus dem heutigen Zustand zu schließen, es wäre genau so erdacht gewesen und andere Wege seien unmöglich. Doch die Biologie bestätigt, wie unglaublich vielfältig und widerstandsfähig Leben ist und welchen Bedingungen es trotzen kann. Es hätte also auch gut und gerne ganz anders aussehen können, nur wären hier dann halt nicht da. Manche Tiere überstehen lange Zeit ohne Wasser, andere verweilen in Totenstarre im Permafrost und wenn es wieder wärmer wird, kommen sie heraus, als hätten sie ein Nickerchen gehalten. Das Bärtierchen war sogar auf dem Außenschirm eines Astronautenhelms und hat einen Gang ins All überlebt. Trotz massiver radioaktiver Strahlung und Temperaturen unter -100 Grad Celsius. Andere Welten müssen also offenbar nicht so aufgebaut sein, wie es bei uns der Fall ist und Leben hat dort einen anderen Weg gefunden. Wir würden Aliens vermutlich nicht einmal erkennen, wenn wir auf einem fremden Planeten auf welche treffen. Denn wir können nur dann relativ sicher sein, dass es Lebewesen sind, wenn sie uns oder dem Leben, dass wir von der Erde kennen ausreichend ähneln.

Wenn man also von den Anerkennungen, die Ingenieure und Forscher bekommen, auf die Anerkennung für Gott schließen will, muss man beweisen, dass selbst wenn Planung dahintersteckt, genau dieser Gott dafür verantwortlich ist und nicht irgendein anderer. Vielleicht war es ja auch der weise Atum. Vielleicht Ptah, vielleicht die Weltenschlage Ygmir. Vielleicht haben wir deswegen Feuer, weil Prometheus es uns gebracht hat oder Horus. Vielleicht leben wir nur wegen dem Weltenbaum Yggrasil oder wegen den Hesperiden. Vielleicht ruht die Erde auf den Schultern des Atlas. Wir haben all diese Ideen und einst religiösen Auffassungen als Mythen deklariert. Menschen haben das mal für wahr gehalten und geglaubt, so funktioniert die Welt. Die Hirten aus dem vorderen Orient machen dabei keine Ausnahme.

Dann folgt das erste verknüpfte Video mit einer Laufzeit von 2:43 Minuten. Es trägt den Titel "Bei euch nachgefragt zum Thema 'Glaube an Gott' ".
Wir sehen zuerst ein Klassenzimmer und können schon ein wenig erahnen, wo die Reise hinführen wird. Es folgen ein paar Jugendliche, die wahrscheinlich nicht so heißen, wie sie untertitelt werden. Datenschutz, ist okay. Die treffen dann ein paar Aussagen. Diese habe ich als Transkript hier aufgeschrieben.

Gabriel: "Viele Leuten sagen: 'Kein intelligenter Mensch glaubt mehr an Gott.' "
Larissa: "Aber das ist einfach falsch. Viele gebildete Leute glauben an Gott: Ärzte, Anwälte, Lehrer und auch Wissenschaftler."
Gabriel: "Ein Auto zum Beispiel entsteht ja nicht von allein. Man braucht intelligente Leute, um ein Auto zu bauen. Da müssen so viele Sachen perfekt aufeinander abgestimmt sein, damit alles rund läuft."
Lindsey: "Und wenn schon ein Auto einen Konstrukteur braucht, dann auch die Menschen und die Erde und das Universum."
Robbie: "Stell dir vor, du bist am Strand und siehst eine leere Glasflasche im Sand. Das Glas, es besteht aus den gleichen Teilchen. Aber mal ehrlich: Würde ein intelligenter Mensch glauben, sie sei von allein aus Sand entstanden? Nee, niemals."
Mädchenstimme (entweder Larissa oder Lindsey): "Man erforscht heute Besonderheiten von Insekten, Fischen und anderen Tieren, um neue Produkte zu erfinden ..."
Jungenstimme (entweder Gabriel oder Robbie): "... oder sie zu verbessern."
Mädchenstimme: "Zum Beispiel der Eisvogel. Sein Schnabel ist so geformt, dass er ins Wasser tauchen kann, ohne groß langsamer zu werden."
Heather: "Japanische Ingenieure haben das kopiert für die Spitze von ihrem Hochgeschwindigkeitszug. Damit ist er 10 % schneller und braucht 15 % weniger Strom."
Jungenstimme: "Manche Flugzeuge navigieren mit einem Autopilotsystem, das man in einer Hand halten könnte."
Julie: "Aber das ist noch gar nichts. Das Gehirn des Monarchfalters ist nur stecknadelkopfgroß. Aber es navigiert ihn zielsicher von Kanada bis nach Mexiko. Das sind fast 3000 Kilometer. Das ist unglaublich."
Mädchenstimme: "Menschen bekommen die Anerkennung für das, was sie aus der Natur kopieren. Wer sollte also die Anerkennung für das Orginal bekommen?"
Andere Mädchenstimme: "Egal, was man in der Natur sieht - Vögel, Schmetterlinge, Fische -, ..."
Gabriel: "... alles spricht für einen Schöpfer."
Jungenstimme: "Noch mehr dazu gibt's auf jw.org unter Publikationen; einfach die Broschüre runterladen 'Das Leben: Reiner Zufall?' "

Dazu gibt es allerlei bunte Bastelbildchen, die sich verändern und von Tieren auf Autos oder Züge oder Propeller oder whatever schließen.
Nur leider wird vergessen, dass auch bei Produkten, die nachweislich erschaffen wurden, wie Autos, Züge oder Flugzeuge eben nicht einfach irgendwas in den Raum geworfen wurde. Alle Dinge, die Menschen geschaffen haben, sind Weiterentwicklungen von anderen Dingen. Der Herosball war die erste Dampfmaschine, aber vor 2000 Jahren hat sich niemand dafür interessiert. Dampfmaschinen wurden erst mit der Industrialisierung interessant und wurden stetig, zum Beispiel vom berühmten James Watt, weiterentwickelt. Irgendwann stellte man sie auf Räder aus Stahl und die Eisenbahn war da. Mit Dampf arbeitete man da aber schon eine ganze Weile. Von der Öllampe, zur Gasdampflampe, zum Verbrennungsmotor gab es eine Entwicklung. Nichts um uns herum, ist einfach irgendwann aufgeblobbt. Alles wurde entwickelt. Sogar die Glasflasche im Sand.

Man bemüht hier einfach nur eine Reihe des immer gleichen Arguments: Die Uhrmacher-Analogie. Damit und mit verwandten Themen habe ich mir hier bereits beschäftigt. Siehe die folgende Linkliste:
... 006, 09.11.2017: Grundlagen: Was bedeutet Komplexität?
... 007, 14.11.2017: Grundlagen: Was ist der Goldene Schnitt?
... 018, 13.12.2017: Grundlagen: Gottesbeweise - Teil 1: Die klassischen Gottesbeweise
... 023, 29.12.2017: Was ist nicht reduzierbare Komplexität?
... 025, 05.01.2018: Zur Evolution des "Bakterienmotors" - Die Entstehung bakterieller Flagellen ist erklärbar
... 031, 20.01.2018: Grundlagen: Uhrmacher-Analogie - Was ist Leben?
... 034, 07.02.2018: Wie ein Auto evolviert
... 038, 14.03.2018: Grundlagen: Der infinite Regress
... 091, 12.02.2021: Video: Warum lebst du? - Energie & Entropie | Dinge erklärt - Kurzgesagt (10:10 min)
... 113, 16.05.2021: Video: Irreducible complexity cut down to size | QualiaSoup (10:53 min, engl.) (ursprünglich in Kritisch denken veröffentlicht)
... 117, 05.06.2021: Video: Rebuttals: irreducible complexity | QualiaSoup (9:46 min, engl.)
... 118, 08.06.2021: Video: Wie dumme Einzelteile zusammen intelligent werden - Emergenz | Kurzgesagt (7:20 min)
Auch in manch anderem Artikel habe ich bereits über diese unzutreffende Argumentation geschrieben.

Ganz kurz:
Die Uhrmacher-Analogie ist ein teleologisches Argument zur Unterstützung der Ansicht, dass das Universum oder Teile davon durch das Wirken intelligenten Bewusstseins entstanden sind.

Die Analogie wird meist durch den Hinweis kritisiert, dass sie ein Vorwissen über die Entstehung von Artefakten voraussetzt, das bei lebenden Organismen jedoch nicht vorliegt. So wird eine Uhr als von Menschen geschaffen erkannt, da der Betrachter bereits durch Bildung und Prägung weiß, dass Uhren künstlich hergestellt werden. Das Erkennen von Ordnung und Komplexität sei dafür nicht ausschlaggebend.
Vertreter des Intelligent Design wenden dagegen ein, Vorwissen über die Entstehung sei nicht nötig, da das Erkennen intelligent geschaffener Strukturen an bestimmten Mustern festgemacht werde, die auf intelligentes Eingreifen hinweisen würden. Als Beispiel wird das SETI-Programm angeführt. Auch hier könne nach Meinung der ID-Vertreter nicht auf Erfahrungswissen zurückgegriffen werden, die Suche nach Signalen orientiere sich vielmehr an auffälligen Mustern.
Der Astronom Seth Shostak vom SETI-Institut weist diesen Vergleich als fehlerhaft zurück. Komplexe Muster allein würden noch nicht Intelligenz nachweisen (#1) Wesley R. Elsberry betont, dass SETI nur Signale detektieren würde, welche bestimmte Eigenschaften der menschlichen Kommunikation aufweisen, so wie sie auf Grund der Erfahrung mit menschlicher Kommunikation festgestellt wurden. Unter anderem z. B. die Benutzung von elektromagnetischen Signalen im Radiowellenlängenbereich und bestimmte Arten der Codierung. Auch beansprucht SETI explizit nicht, unspezifische Intelligenz nachweisen zu können. Nur solche Signale von intelligenten Wesen, welche hinreichend ähnlich zur menschlichen Intelligenz sind, so dass unsere Erfahrung mit letzterer auch auf diese intelligenten Wesen zutrifft, können mit SETI nachgewiesen werden (#2).
Der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins setzt sich in seinem 1986 erschienenen Werk The Blind Watchmaker kritisch mit der Uhrmacheranalogie auseinander. Eine deutsche Übersetzung erschien 1990 unter dem Titel Der blinde Uhrmacher. Dawkins legt dar, wie die Evolutionstheorie plausibel die Existenz von Lebewesen erklärt, ohne dass dafür ein Schöpfergott notwendig wäre. Dazu erklärt er den Unterschied zwischen einem komplett zufälligen Prozess und einem Prozess mit zufälligen Mutationen und anschließender Selektion. Dies wird durch ein Beispielprogramm (das Weasel Program) erläutert und zusätzlich ist auch das Computerprogramm The Blind Watchmaker (#3) erhältlich, welches den Prozess der natürlichen Selektion simuliert.

Warum ehren wir also nicht den Erfinder der Tiere, die wir kopieren?
Im Gegensatz zu den Kopien, die nachweislich von Menschen stammen, kann man die belebte Natur niemandem zuordnen.

Stellt euch vor, ihr hättet ein ziemlich schickes Bild auf eurem Dachboden gefunden. Darauf steht der Name Rembrandt. Ein Glückstreffer. Im Kuratorium sagt ein Sachverständiger aber, dass es sich um eine Fälschung handelt. Oder noch besser, das Bild ist echt! Wuhu!
Wie hat der Sachverständige das aber herausgefunden?
Er hat es verglichen, mit Merkmalen an Kunstwerken, die man Rembrandt eindeutig zuordnen kann: Ein bestimmter Pinselstrich, die Verwendung der Farben, die Komposition, das Thema des Bildes, die Zusammensetzung der Farben, Analysen zum Alter des Bildes, das Material der Leinwand, etc. und natürlich auch sein Signum. Alles muss stimmen, damit es ein Orginal-Rembrandt ist. Ist auch nur ein Merkmal falsch, handelt es sich um einen Abklatsch, eine Fälschung.
Wo setzen wir aber bei Gott an? Damit wir ihm die Dinge in der Natur zuordnen können, müssten wir diese vergleichen mit etwas, dass wir ihm nachweislich und unumstritten zuordnen können. Dann schauen wir uns die Merkmale von dem Ding an, dass wir ihm bereits zuordnen konnten und vergleichen es, mit dem Ding, wo wir herausfinden wollen, ob er es geschaffen hat. Aber wo fangen wir an? Welches Ding in der Natur lässt sich ihm und NUR IHM zuordnen? Was ziehen wir zum Vergleich heran? Welche Merkmale muss ein Ding aufweisen, damit wir eindeutig sagen können, dass ist von Gott? Das ist von DIESEM Gott? Stehen ja noch ein paar Schöpfergötter zur Auswahl.

5. Der Schöpfungsbericht der Bibel ist schlüssig

Die Bibel beschreibt in 1. Mose, Kapitel 1, wie die Erde und das Leben darauf entstanden sind. Stimmt dieser Bericht oder ist er nur ein Mythos? Dazu das VIDEO und die Fragen:

  • Sagt die Bibel, dass die Erde und das Leben darauf in sechs 24-Stunden-Tagen erschaffen wurden?
  • Ist der Schöpfungsbericht der Bibel für dich logisch und nachvollziehbar? Warum oder warum nicht?
Lies 1. Mose 1:1. Dazu die Überlegung:

  • Wissenschaftler sagen, dass das Universum einen Anfang hatte. Wie passt das zu dem, was du gerade in der Bibel gelesen hast?
Einige denken, Gott habe eine einfache Lebensform erschaffen, die sich dann zu Fischen, Säugetieren und Menschen weiterentwickelte. Lies 1. Mose 1:21, 25, 27. Dazu die Frage:

  • Haben sich Fische, Säugetiere und Menschen aus einer einfachen Lebensform entwickelt oder hat Gott die Grundarten* des Lebens erschaffen?

Die Überschrift gibt den Tenor vor und lässt wenig Raum für die Zweifel, die ein Bibelschüler haben könnte. Dabei beschreibt die Bibel in 1. Mose weder in Kapitel 1 noch in Kapitel 2, wie die Erde und das Leben entstanden ist. Über das WIE schweigt sich die Bibel konsequent aus. So ist das aber mit allen Wundern, die die Bibel beschreibt. Bei der Sintflut ist es ebenso. Bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra, bei den Seuchen und Katastrophen, die Ägypten heimsuchen, beim Mana, das vom Himmel schneit, beim Esel der plötzlich zu Bileam spricht, beim Einsturz der Stadtmauer zu Jericho, Verwandeln von Wasser in Wein, beim Heilen von Blinden, Lahmen und anderen Kranken, beim Vermehren von Brot und Fisch, Beim Auferstehen. Gerade, da wo es einer Beschreibung bedarf skipt die Bibel einfach vorbei. Plötzlich ist das Wasser halt Wein. Der Vorgang, also das WIE wird nicht erklärt. Der Blinde ist geheilt, einfach so. Da gibt es keine Erklärung zum WIE. Und das ist bei der Erschaffung der Welt nicht anders. Gott spricht und blobb ist alles, wie gewünscht da. Ein Prozess, der die Sache bildet, wird nicht beschrieben. Es gibt kein WIE.
Das darauffolgende Video "Wurde das Universum erschaffen?" geht 4:21 Minuten und erhellt uns mit weiteren schönen Informationen. Immerhin wird uns versprochen, zu klären, ob wir hier die Wahrheit oder einen Mythos vor uns haben.

Es folgt wieder das Transskript. Diesmal folgen wir einem Dude der durch ein Museum oder ein Planetarium läuft und dabei allerlei Infotafeln anklickt bzw. aufgezeigt bekommt. Dazu spricht eine Stimme aus dem Off.

"Das Universum ist gigantisch und beeindruckend. Die Erde und das Leben darauf sind erstaunlich komplex. Wie ist das alles entstanden?

Das Bibelbuch 1. Mose spricht von einem Schöpfer. Doch der Bibelbericht wird oft falsch verstanden oder als Mythos abgetan. Ist das, was die Bibel über den Ursprung des Universums sagt, plausibel?
Wissenschaftler schätzen das Alter des Universums auf 14 Milliarden Jahre. Demnach hätte das Universum - und damit auch die Erde - einen Anfang. Das sagt auch die Bibel. In 1. Mose 1:1 heißt es: "Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde." Der Bibelbericht geht nicht näher auf die Entstehung des Universums ein. In erster Linie beschreibt er das schöpferische Wirken auf der Erde. Die Bibel spricht von sechs Zeitabschnitten oder Schöpfungstagen. Handelt es sich dabei um 24-Stunden-Tage, wie manche denken? Nein, das hebräische Wort für 'Tag' kann sich auf unterschiedlich lange Zeiträume beziehen. Die Bibel fasst die sechs Schöpfungstage sogar zu einem einzigen Tag zusammen (1. Mose 2:4) - "Dem Tag, an dem Jehova Gott Erde und Himmel machte." Jeder Schöpfungstag muss sich über eine sehr lange Zeitspanne erstreckt haben.

Wichtig ist auch die Perspektive des Erzählers. Der Schreiber schildert die Ereignisse aus der Sicht eines Beobachters auf der Erde. Wäre man dabei gewesen, hätte man beobachten können, wie einzelne Schaffensphasen in die nächsten hineinreichen. Licht drang durch die Atmosphäre und man konnte nun Tag und Nacht auseinanderhalten. Die Erde war mit Wasser bedeckt, und die Luft war voller Dampf. Doch jetzt stiegen von der Wasseroberfläche auf der Erde dichte Wolken auf und bildeten den weiten Himmel. Wasser wich trockenem Land und die ersten Pflanzen erschienen. Die Atmosphäre klarte weiter auf, sodass Sonne und Mond sichtbar wurden. Gott erschuf Tiere, die im Wasser leben und fliegende Tiere. In der letzten Schöpfungsphase erschuf Gott Landtiere und die ersten Menschen. Passend zum Schöpfungsbericht zieht die Bibel die Schlussfolgerung: "Natürlich wird jedes Haus von jemandem gebaut, doch der, der alles gemacht hat, ist Gott." (Hebräer 3:4) Die Bibel liefert zwar keine wissenschaftlichen Details, aber ihr Schöpfungsbericht ist logisch und einleuchtend.

Auch auf andere wichtige Fragen hat die Bibel logische und einleuchtende Antworten.
  • Erfüllt unser Planet einen Zweck?
  • Was für einen Sinn hat das Leben?
  • Was bringt die Zukunft?
Antworten aus der Bibel finden Sie auf jw.org oder Sie füllen das Online-Kontaktformular aus. Ein Zeuge Jehovas nimmt sich dann gern Zeit für Ihre Fragen zur Bibel, wann und wo Sie möchten."

Die Überprüfung der verwendeten Quellen macht man sehr einfach, für jene, die die App JW Library oder die Webseite verwenden. Man muss nur auf eine Bibelstelle klicken und sie öffnet sich. Klicken wir doch auf das 1. Kapitel in 1. Mose:

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
2 Die Erde nun war formlos und öde. Über dem tiefen Wasser war Dunkelheit und Gottes aktive Kraft bewegte sich über der Wasseroberfläche hin und her.
3 Gott sagte: „Es soll Licht erscheinen.“ Da erschien Licht.
4 Danach sah Gott, dass das Licht gut war, und er begann das Licht von der Dunkelheit zu trennen.
5 Gott nannte das Licht Tag, die Dunkelheit aber nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der erste Tag.
6 Weiter sagte Gott: „Zwischen dem Wasser soll eine Ausdehnung entstehen und das Wasser soll getrennt werden.“
7 Da machte Gott die Ausdehnung und trennte das Wasser unterhalb der Ausdehnung von dem Wasser oberhalb der Ausdehnung. Und so geschah es.
8 Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der zweite Tag.
9 Weiter sagte Gott: „Das Wasser unter dem Himmel soll sich an einem Ort sammeln und das trockene Land soll erscheinen.“ Und so geschah es.
10 Gott nannte das trockene Land Erde, die Wasseransammlungen aber nannte er Meere. Und Gott sah, dass es gut war.
11 Dann sagte Gott: „Auf der Erde soll Gras wachsen. Es sollen Pflanzen und Bäume nach ihren Arten wachsen mit Samen und Samen tragenden Früchten.“ Und so geschah es.
12 Die Erde brachte Gras hervor, Samen tragende Pflanzen und Bäume, die Früchte mit Samen trugen – nach ihren Arten. Dann sah Gott, dass es gut war.
13 Es wurde Abend und es wurde Morgen: der dritte Tag.
14 Weiter sagte Gott: „In der Ausdehnung des Himmels sollen Lichter sein, die Tag und Nacht voneinander trennen. Sie sollen Zeiten, Tage und Jahre anzeigen.
15 Sie sollen als Lichter in der Himmelsausdehnung auf die Erde scheinen.“ Und so geschah es.
16 Gott machte dann die beiden großen Lichter: Das größere Licht sollte den Tag beherrschen und das kleinere die Nacht. Auch machte er die Sterne.
17 Gott setzte sie in die Himmelsausdehnung, damit sie auf die Erde scheinen,
18 Tag und Nacht beherrschen und das Licht von der Dunkelheit trennen. Dann sah Gott, dass es gut war.
19 Es wurde Abend und es wurde Morgen: der vierte Tag.
20 Weiter sagte Gott: „Im Wasser soll es von Lebewesen wimmeln und fliegende Tiere sollen über der Erde in der Himmelsausdehnung fliegen.“
21 Und Gott erschuf die großen Meerestiere und alle Lebewesen, die sich im Wasser bewegen und von denen es dort wimmelt, nach ihren Arten und jedes Tier, das Flügel hat und fliegen kann, nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
22 Darauf segnete Gott sie und sagte: „Seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt das Wasser des Meeres. Auch die fliegenden Tiere sollen sich auf der Erde vermehren.“
23 Es wurde Abend und es wurde Morgen: der fünfte Tag.
24 Weiter sagte Gott: „Die Erde soll Lebewesen nach ihren Arten hervorbringen: Haustiere, kriechende Tiere und Wildtiere der Erde nach ihren Arten.“ Und so geschah es.
25 Gott machte dann die Wildtiere der Erde nach ihren Arten und die Haustiere nach ihren Arten und alle kriechenden Tiere des Erdbodens nach ihren Arten. Und Gott sah, dass es gut war.
26 Weiter sagte Gott: „Wir wollen Menschen machen in unserem Bild, die uns ähnlich sind. Sie sollen über die Fische des Meeres, die fliegenden Tiere des Himmels und die Haustiere herrschen, über die ganze Erde und über jedes kriechende Tier, das sich auf der Erde bewegt.“
27 Dann erschuf Gott den Menschen in seinem Bild, in Gottes Bild erschuf er ihn. Als Mann und Frau erschuf er sie.
28 Auch segnete Gott sie und sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Ihr sollt über die Fische des Meeres herrschen, über die fliegenden Tiere des Himmels und über jedes Lebewesen, das sich auf der Erde bewegt.“
29 Dann sagte Gott: „Ich gebe euch alle Samen tragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und jeden Baum mit Samen tragenden Früchten. Sie sollen euch als Nahrung dienen.
30 Den Wildtieren der Erde, den fliegenden Tieren des Himmels und allem, was sich auf der Erde bewegt und worin Leben ist, gebe ich alle grünen Pflanzen als Nahrung.“ Und so geschah es.
31 Danach sah Gott, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.
1. Mose (Genesis), 1. Kapitel, Neue-Welt-Übersetzung, Hrsg. Wachtturm-Gesellschaft

Das Video beantwortet uns also tatsächlich die Fragen, die man dazu gestellt hat.
  • Sagt die Bibel, dass die Erde und das Leben darauf in sechs 24-Stunden-Tagen erschaffen wurden?
    - Laut dem Video natürlich nicht. Denn das hebräische Wort für "Tag" kann sich auch auf Zeitspannen beziehen. Tatsächlich ist das Wort "yom", das im Hebräischen hier steht, sowohl anwendbar auf den 24-Stunden-Tag, als auch auf Zeitspannen unbestimmter Länge. Um herauszufinden, was das Wort gerade bedeutet und was der Schreiber aussagen wollte, muss man immer den Kontext berücksichtigen. Und der ist hier im 1. Kapitel der Bibel ziemlich offensichtlich:
    Auszugsweise nochmal Vers 5: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der erste Tag."
    Auszugsweise nochmal Vers 8: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der zweite Tag."
    Der komplette Vers 13: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der dritte Tag."
    Der komplette Vers 19: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der vierte Tag."
    Der komplette Vers 23: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der fünfte Tag."
    Auszugsweise nochmal Vers 31: "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag."
    Hm ... Welchen Kontext könnte der Schreiber hier verwendet haben?
    Selbstverständlich wäre es für den Allmächtigen eine Leichtigkeit, die ganze Schöpfung noch vor Sonntag fertigzustellen (bzw. Freitag, dem "jüdischen Sonntag", da die Juden Freitags ihre Gottesdienste in der Synagoge haben). Er hätte es auch in 2 Tagen geschafft. Dann hätten wir jetzt 5 Tage Wochenende. Ich bin mir sicher, wer auch immer diese Geschichte über die Erschaffung der Welt verfasst hat (ziemlich unwahrscheinlich ist die Autorenschaft des Moses, wenn er denn überhaupt gelebt hat), er/sie hatte/n einfach keine Ahnung, wie lange es dauert, bis die Planetensimale ihr Wasser freigegeben haben, ob durch Ausgasung oder Meteoriteneinschlag oder wie lange es gedauert hat (kleiner Hint: das hat fast 500 Millionen Jahre gedauert), bis die ersten Pflanzen im Fossilbericht auftauchen und wann sie an Land gingen (noch ein kleiner Hint: da waren wieder viele Millionen Jahre dazwischen). Ich bin mir ziemlich sicher, dass er/sie nicht einmal wusste/n, was überhaupt Fossilien sein sollen. Sie hatten keine Ahnung von Geologie, Paläontologie, Archäologie, Stratografie und all den anderen Wissenschaften, die wir heute zur Alters- und Herkunftsbestimmung von Fundstücken aus Urzeiten nutzen. Dennoch glauben "echte" Christen, dass ein Schöpfungsmythos, der in mancher Bibel 1 oder 1 + 1/2 Seiten einnimmt (von bis zu 1600 Seiten, die das Gesamtwerk dick ist), mehr Aussagekraft hat, als die knapp 30.000 Paper, die in den letzten 150 Jahren zur Untermauerung der Entstehung und Veränderlichkeit der Arten veröffentlicht wurden. Paper, die sich weder auf Hörensagen, noch auf eine Verschriftlichung uralten, mündlich weitergegebenen "Wissens" berufen, sondern auf valide wissenschaftliche Aussagen, die man so formuliert, dass sie auch getestet und gegebenenfalls falsifiziert werden können.
    Und das die sechs Schöpfungstage in 1. Mose 2:4 zu einem Tag zusammengefasst wurden, bestätigt, die vielschichtige Verwendbarkeit des hebräischen Wortes "yom" für Tag. Denn aus dem Kontext ergibt sich da kein 24-Stunden-Tag.
    Für einen jüdischen Schreiber - wer auch immer es gewesen sein mag - der mit dieser Geschichte ganz klar Gott glorifizieren will und ihm allein das Herrscherrecht zuspricht, ist es völlig okay, ja sogar noch besser, wenn Gott nicht ewig an der ganzen Sache rumgedoktert hat. Ich bin überzeugt, dass die Interpretation der 24-Stunden-Tage fantastisch in das Weltbild der Schreiber passt. Der allmächte Gott, der die Ordnung liebt, nutzt jeden Tag für eine andere Schöpfung. So kann er den Engeln im Himmel auch gleich zeigen, wieviel Macht er hat. Es ist völlig verständlich, dass antike Schreiber wie selbstverständlich von einer kurzen Schöpfungsdauer ausgegangen sind. Warum auch nicht? Es ist immerhin Gott. Lediglich die moderne Wissenschaft macht dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Es wird von abermillionen Jahren gesprochen. Um nicht völlig abseits zu stehen, muss man seine Bibelinterpretation anpassen oder aber - und so machen es die Kurzzeitkreationisten - sich atemberaubende Ausreden einfallen lassen, warum die Wissenschaft Unfug erzählt.
  • Ist der Schöpfungsbericht der Bibel für dich logisch und nachvollziehbar? Warum oder warum nicht?
Aus dieser Warte ist es einfach Hohn zu behaupten, das die Schöpfung logisch und nachvollziehbar ist. Wäre sie nachvollziehbar, wäre sie testbar. Das kann sie prinzipiell nicht sein, da man dafür ein übernatürliches, schöpferisches Wesen simulieren müsste. Dieser Abschnitt der Bibel ist nicht logischer, als die Erschaffung der Welt aus dem Wort, dem Logos, des Ptah oder die Entstehung laut der nordischen Mythologie oder die Erzählungen der Hopi-Indianer.
Ja, das Universum hatte einen Anfang. Aber wir wissen konsequenterweise nicht, was diesen Anfang ausgelöst hat. Gott dort hinzustellen, macht es nur religiös-mythologisch "sinnvoller". Logischer nicht. Klar, wir hätten dann einen Urquell aller Dinge, aber dieser Urquell ist nicht dadurch bewiesen, dass ich ihn einfach behaupte. Das Gott uns aus Liebe geschaffen hat, ist nicht nachvollziehbar. Wir lieben Dinge, wenn wir eine Bindung zu diesen aufbauen. Und das können wir nur, wenn wir sie "vor" uns haben, anfassen können, mit ihnen interagieren können. Sie müssen bereits existieren. Und wenn sie es nur in unseren Köpfen tun, weil es ... keine Ahnung ... Charaktere aus einer Geschichte sind, ob irgendwo gelesen oder gesehen oder gespielt oder selbst entworfen. Diese Idee, die wir da lieben, ist aber nicht real. Und so können wir auch Gott lieben, aber es gibt keinen Beweis dafür, dass er überhaupt exisitiert, um uns zu lieben.
Der Bibelbericht geht deswegen nicht auf die Entstehung des Universums ein, weil der Schreiber keine Ahnung hatte. Das ist eine deutlich logischere Erklärung und sie ist nachvollziehbar. Was ich nicht kenne oder mir vorstellen kann, kann ich auch nicht beschreiben. Das ist eine deutlich naheliegendere Erklärung, als ein schöpferischer Gott, der im Nachgang einem Hirten, der mit brennenden Dornbüschen spricht, seine Story erzählt.
Der Schreiber der Schöpfungsgeschichte schildert also diese nicht nur aus der Perspektive eines Beobachters auf der Erde, sondern aus der Perspektive eines Beobachters mit archaischem Wissen.

Die weitere Betrachtung müssen wir auf einen dritten Teil verlegen.

#1 - Seth Shostak: Why SETI isn't like "intelligent design"

#2 - Review von Wesley R. Elsberry über The Design Inference von William A Dembski

#3 - Blind Watchmaker Java Program (Memento vom 5. Februar 2012 im Internet Archive)
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Do 1. Sep 2022, 14:22

Rezension: Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs (Teil 3)

Wir befinden uns immernoch im 5. Abschnitt des zu betrachtenenden Textes.
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1102021206

Ja, der Satz "Wäre man dabei gewesen, hätte man beobachten können, wie einzelne Schaffensphasen in die nächsten hineinreichen." ergibt in sofern Sinn, als das es keine separierten Schritte bei der Entstehung unserer Welt gab, die losgekoppelt von anderen erst starteten, als der vorherige Schritt zur Vollendung gelangte. Denn so einen Schlusspunkt gab es nie. Das Leben entstand in den ersten Ozeanen ganz ohne Sauerstoff, während die Erde an allen möglichen Stellen noch Vulkane hatte und es noch deutlich mehr Einschläge von Brocken aus dem All gab.

Bild
Rezente Stromatolithenkolonie in der westaustralischen Shark Bay (Hamelin Pool)

Diese putzigen Gesellen sind Stromatolithen und das sind biogene Sedimentgesteine. Die sind durch Einfangen und Bindung von Sedimentpartikeln oder Fällung gelöster Stoffe infolge des Wachstums und Stoffwechsels von Mikroorganismen in einem Gewässer entstanden. Sie sind meistens geschichtet und bestehen oft aus sehr fein geschichtetem Kalkstein. Die innere Struktur der Stromatolithen ist verschieden: flache, ebene Schichten, nach oben gewölbte Schichten, mehrere gewölbte Schichtpakete nebeneinander (Säulenform). Einige erinnern mit ihrem schaligen Aufbau aus Knollen, Säulen oder welligen Lagen äußerlich an einen Blumenkohl.
Die ältesten bekannten Fossilien sind größtenteils Stromatolithen, und sie könnten demnach Hinweise darauf liefern, wie sich Leben von sehr einfachen zu komplexeren Formen entwickelt hat. Voraussetzung für die Bildung von Stromatolithen sind Biofilme, die aus Mikroorganismen bestehen (Mikrobenmatten). Bei rezenten Stromatolithen bestehen die 1–10 mm dicken Biofilme meistens aus einer Basislage von heterotrophen Bakterien (#1), eingebettet in einer von den Mikroorganismen gebildeten Matrix aus Schleim (Polysaccharide (Mehrfachzucker) und anderen Biopolymeren), und aus einer oberen Lage von überwiegend phototrophen Mikroorganismen (#2), vergesellschaftet mit einem geringeren Anteil heterotropher. Die Biopolymere sind an der Bindung der Sedimentpartikel wesentlich beteiligt.

Bild.
Links: An diesen Stromatolithen aus den östlichen Anden südlich der bolivianischen Stadt Cochabamba ist der feinlagige Aufbau deutlich zu erkennen. Alter: Maastrichtium, Kreide, etwa 70 Millionen Jahre alt.
Rechts: Präkambrische Stromatolithe im Glacier-Nationalpark Montana, U.S.A., Siyeh-Formation, Alter: Proterozoikum, über 1 Milliarde Jahre alt.

Übrigens kann man aufgrund der bekannten sehr langsamen Wachstumsrate und den bekannten Außeneinflüssen durch verschiedene Isotopenmessung (Radiometrie) die Alter dieser "Steine" sehr gut nachweisen.

Das, meine Damen und Herren, sind Belege für oder gegen eine Sache.
Die Erzählungen aus einem alten Buch, die man nebenher noch aufhübschen muss, damit sie nicht ganz so weltfern klingen, sind es nicht.

Stromatolithen können nur entstehen, wenn der für ihre Entstehung notwendige Biofilm nicht von anderen Organismen abgefressen wird. Bei Stromatolithen des Präkambriums war das gegeben, weil es noch keine derartigen Lebewesen gab. Aus dem Präkambrium gibt es deshalb viele Stromatolithen; bei jüngeren fossilen und rezenten war bzw. ist dies nur in Milieus der Fall, die für andere Lebewesen ungünstig sind, beispielsweise bei hohem Salzgehalt. Das spricht gegen eine weltweite Flut, zumindest wenn Meerwasser daran beteiligt war. Mal davon abgesehen, dass die Auslöschung fast allen Lebens auf Erden - wegen sündigen Menschen wohlgemerkt - deutlich mehr Hinweise hinterlassen muss, wie ein paar abgestorbene Stromatolithen. Nämlich die dickste Fossilschicht ever.

Was soll uns dieser Satz von den ineinanderreichenden Schaffensphasen eigentlich sagen?
Genau das besagt doch die Bibel explizit nicht. Jede Phase der Schöpfung wird durch die Worte "Es wurde Abend und es wurde Morgen: der ... Tag." abgeschlossen. Und wenn es nicht so ist, dann wurde es miserabel herübergebracht, weil sich aus den Worten kein fließender Prozess ableiten lässt. Das ist der Grund, warum tradierte Abschriften von Abschriften von Abschriften von Texten toter Sprachen ein denkbar schlechter Weg sind, wenn man sich als omnipotentes Wesen allen Menschen auf Erden unmissverständlich vorstellen möchte. Das ein oder andere Wunder sollte man da schon erwarten können.
Und wieder ist es die gleiche Formulierung, die man gewaltig strecken und umformen muss, damit der gewünschte Sinn heraus kommt. Offenkundig aber handelt es sich um Abschlussformulierungen, die das Ende einer Sache und den Anfang einer anderen andeuten. Wenn von "Jehovas Tag" oder "Gottes Tag" die Rede ist, wird ja auch kein fließender Übergang beschrieben, sondern eine abrupte Sache, die stattfindet, losgelöst vom vorhergehenden, bzw. dieses einreißend, also beendend und losgelöst von den Dingen danach, die aber dadurch überhaupt bestehen können. Ohne Vernichtung der bösen Menschheit kein Paradies. Der Tag Gottes ist Armageddon. Ein Event mit einem Anfang und einem Ende. Die böse Welt liegt davor und wird mit beseitigt. Die schöne, neue Welt liegt danach und wird dadurch aber nicht eingeläutet.
Nach biblischer Auffassung würde der hypothetische Beobachter die Schöpfung also nicht als gleitenden Übergang von einer Phase in die nächste sehen, sondern als klar getrennte Abschnitte. Und das auch noch über einen überschaubaren Zeitrahmen von nicht einmal einer Woche. Denn genauso muss dieser Text in seinem Kontext interepretiert werden.

Damit kommen wir zu einem weiteren Manko des Videos, das wohl noch gar nicht betrachtet wurde.
Dieses Video dichtet Dinge zur Schöpfung hinzu. Von Dampf in der Luft und dichten Wolken steht nirgendwo etwas. Das Licht sich durch die Atmosphäre drängt, ist auch nicht dort zu lesen. Wenn wir es genau nehmen, gibt es beim Erscheinen des Lichts nicht einmal etwas, was die Atmosphäre darstellen kann, denn erst 3 Verse nach dem ersten Licht, wird die "Ausdehnung zwischen den Wassern" geschaffen. Die ersten Wesen waren auch nicht Pflanzen, sondern Mikroorganismen. Aber für den Schreiber war es eben logisch, dass Pflanzen am Anfang stehen. Erstens erkennt man leicht, dass diese zahlreicher sind und logischerweise weiß ein Hirte auch, dass viele Tiere Pflanzen essen. Wenn das die ersten Tiere auch gemacht haben, müssen die Pflanzen vor ihnen da gewesen sein. Zweitens, kannte er einfach keine Mikroorganismen. Für den Gläubigen ist es zwingend, für die Dinge, die er sich nicht erklären kann, eine übernatürliche, SEINE übernatürliche Quelle zu suchen. Die naturalistischen Möglichkeiten werden ausgeblendet, sofern sie denn überhaupt mal in den Sinn kamen.
Dann bleibt man natürlich auf der Strecke, wenn man erklären möchte, warum der Schöpfungsbericht auch noch Fehler in der Reihenfolge hat. Denn die fliegenden Tiere sind in allen Gattungen nach den Landgängern erschienen. Ob es bei den Insekten der Fall ist oder bei den Echsen oder bei den Säugetieren. Immer war das kriechende Tier vor dem fliegenden. Deswegen stellt sich natürlich die Frage, was an diesem Schöpfungsbericht logisch und einleuchtend sein soll und warum die naturalistische Erklärung nicht mindestens genauso logisch und einleuchtend sein soll.

Natürlich sind dann die Antworten auf die im Video gestellten Fragen, kurz vor Schluss, etwas ernüchternd.

  • Erfüllt unser Planet einen Zweck?
    - Nein.
  • Was für einen Sinn hat das Leben?
    - Keinen.
  • Was bringt die Zukunft?
    - Kommt drauf an. Lokal bzw. geopolitisch kann das keiner vorhersagen. Was aufgrund der Entropie und anderen Grundeigenschaften mit dem Universum und der Erde passieren wird, kann man ziemlich gut in Computeranimationen analysieren.

6. Der Mensch ist einzigartig

Jehova hat den Menschen ganz anders erschaffen als die Tiere. Lies 1. Mose 1:26. Dazu die Überlegung:
  • Der Mensch wurde in Gottes Bild erschaffen und kann Liebe und Mitgefühl zeigen. Was verrät uns das über Gott?
MANCHE SAGEN: „Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist ein Mythos.“
  • Wie denkst du darüber, und warum?

Auch andere Wesen können zumindest Mitgefühl zeigen. Gibt auch keinen Grund daran zu zweifeln. Dies ist ein normales altruistisches Muster. Der Gruppenvorteil bedingt besonders Lebewesen, die in Gruppen leben, dass sie sich gegenseitig ebenfalls schützen. Es geht um den Erhalt der Art, auch wenn die eigenen Gene vielleicht nicht die sind, die weitergegeben werden. Über Altruismus schrieb ich aber schon einmal. Deswegen will ich es bei diesem Link belassen:
... 030, 18.01.2018: Grundlagen: Survival of The Fittest = Überleben des Stärkeren? - Altruismus in der Evolutionsbiologie

Was verrät uns das über Gott?
Nichts. Denn wenn wir die guten Eigenschaften als einen Spiegel seiner guten Eigenschaften sehen, mit welchem Recht verkehren wir dann unsere schlechten Eigenschaften eben genau als Abkehr. Wenn wir mit dem ganzen Cocktail an Emotionen und Möglichkeiten auf die Welt kommen, weil Gott sie uns eingepflanzt hat, ja dann doch auch die schlechten. Ein Mechaniker wird auch nicht nur gelobt, für die Autos, die er ganz gemacht hat. Er wird auch für die gerügt, die gerade durch die Reparatur irgendwo im Straßenverkehr liegen geblieben sind. Das passiert natürlich auch Ingenieuren und Erfindern. Wenn die Dreck am Stecken haben, müssen die auch dafür gerade stehen. Warum dann der größte Erfinder nicht auch? Weil er sich einen Erzfeind kreiert hat, der für all den Scheiß grade stehen soll?

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Was verrät also unsere Art impulsiv zu reagieren und andere zu übervorteiln über unseren Gott und Erschaffer?
Was verrät die Art, wie Ehepaare sich nach einigen Jahren meist nur noch ertragen, über die Liebe, die Gott uns nach all den Jahren gibt? Erträgt er uns einfach nur noch?
Was verrät die Zerstörung der Umwelt durch seine Kinder über den himmlischen Vater?

Es dürfte jetzt also nicht allzu schwer sein, zu erraten, was ich darüber denken würde, wenn einer den Schöpfungsmythos als solchen abtut: Recht so. Er ist nicht nur durch nichts belegt. Er widerspricht getesteten und belegten wissenschaftlichen Aussagen. Ja, der Schöpfungsbericht der Bibel ist kein Deut besser als die anderen Mythen, die es über die Erschaffung der Welt gibt. Warum? Lest diesen Thread. Das Christentum war mit seinen Mythologien nie die bessere Religion, es hat das Sterben dieser bedauerlicherweise nur überlebt und geistert nun in den Köpfen selbsternannter Apostel und deren Jünger als Schreckgespenst durch die Gesellschaft und versucht die alte Kontrolle wieder zu erlangen, die es einst inne hatte, als kritisches Denken schon deswegen zu nichts geführt hat, weil man zuwenig wusste, um logisch zu argumentieren.

Das Fazit dieses Artikels, bzw. dieser Lektion kann ich also nicht teilen und auch die Fragen werde ich ... sagen wir mal ... abweichend beantworten, anders als ein gelehriger Bibelschüler. Der darf sich dann noch ein wenig kognitiv verzerren lassen, wenn er die Ziele der Lektion erledigt.

Unter Mehr dazu finden sich noch ein paar edle Perlen.
Der Erwachet wird irgendwann folgen. Immerhin wird er in meinem Mammutwerk auftauchen, ganz sicher. Das Video gibt die Schöpfungsgeschichte ähnlich wieder, wie das 2. Video in dieser Lektion. Nur halt kindgerecht. Die Rezension zum folgende Artikel "Hat Gott sich der Evolution bedient, um die verschiedenen Hauptgruppen von Pflanzen und Tieren zu erschaffen?" ist bereits im Juli veröffentlicht worden. Die fünf Fragen über den Ursprung des Lebens werden wir uns auch noch anschauen. Das wird alles der Reihe nach geschehen.

Mit dem aktuellen Machwerk sind wir damit erstmal durch.
Die nächste Rezension ist aber schon in Arbeit.

#1 - Heterotrophie = altgriechisch heteros "fremd", "anders" und trophé "Ernährung"; also "sich von anderen ernährend"

#2 - Phototrophie oder Fototrophie = altgriechisch phos "Licht" und trophé "Ernährung"; also "sich von Licht ernährend"
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"If the biggest problem that you're having in the twenty-first century involves
what other people's genitals look like, and what they're doing with those genitals
in the presence of other consenting adults, you may need to reevaluate your
priorities." - Forrest Valkai


("Wenn das größte Problem, das du im 21. Jahrhundert hast, darin besteht, wie
anderer Leute Genitalien aussehen und was diese damit in Gegenwart anderer
Erwachsener mit deren Einverständnis machen, musst du möglicherweise deine
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 6. Sep 2022, 08:27

Scientist vs Scientist - Is Evolution Real? | Reacteria | Forrest Valkai (53:51 min, engl.)


https://www.youtube.com/watch?v=kUEWBFQAJk8
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 12. Sep 2022, 08:38

Scientist Reacts to "Adaptation ≠ Evolution" | Reacteria | Forrest Valkai (21:15 min, engl.)


https://www.youtube.com/watch?v=5wOLIZAyeAk
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Do 15. Sep 2022, 18:30

Scientist Reacts to "Destroying Evolution" | Reacteria | Forrest Valkai (39:32 min, engl.)


https://www.youtube.com/watch?v=oJnhRQjPD9U
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Mo 19. Sep 2022, 08:23

Scientist Reacts to "Fossil Record Debunked" | Reacteria | Forrest Valkai (33:04 min, engl.)


https://www.youtube.com/watch?v=-UT-7S7g6_I
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Sa 24. Sep 2022, 20:17

Scientist Reacts to "Natural Selection Debunked" | Reacteria | Forrest Valkai (30:09 min, engl.)


https://www.youtube.com/watch?v=BbDD4eDn4MM
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » Di 4. Okt 2022, 08:50

Where is everybody? - Teil 9: Das Wow!-Signal

Nach all den Videos nun auch mal wieder was geschriebenes.

Die letzten Parts dieser Reihe sind ja schon etwas her:
... 147, 05.10.2021: Where is everybody? - Teil 1: Das Fermi-Paradoxon - Über die Wahrscheinlichkeit außerirdischer Intelligenzen
... 148, 07.10.2021: Where is everybody? - Teil 2: Die Drake-Gleichung - Parameter
... 149, 11.10.2021: Where is everybody? - Teil 3: Die Drake-Gleichung - Unsicherheiten
... 168, 21.01.2022: Where is everybody? - Teil 4: Das Fermi-Paradoxon - Schwache und prinzipielle Argumente
... 169, 24.01.2022: Where is everybody? - Teil 5: Das Fermi-Paradoxon - Andere Argumente
... 218, 11.08.2022: Where is everybody? - Teil 6: Der Große Filter (mit Video und Link)
... 219, 15.08.2022: Where is everybody? - Teil 7: Der Große Filter
... 220, 18.08.2022: Where is everybody? - Teil 8: Wie sehen Aliens WIRKLICH aus? - Die Kardaschow-Skala | Dinge erklärt - Kurzgesagt (11:24 min)

Bisher ging es ja um viel Theorie. Was könnte? Aber gibt es neben all den Ideen, die wenngleich mathematisch begründet, trotzdem irgendwie substanzlos sind, was handfestes?


Scan des namensgebenden Dokuments von Jerry R. Ehman


Ja, eher so mittel.

Das Wow!-Signal gehört zu einem der heißen Kandidaten. Es handelt sich dabei um ein Schmalband-Radiosignal, das der Astrophysiker Jerry R. Ehman im Rahmen eines SETI-Projekts am "Big-Ear"-Radioteleskop der Ohio State University (#1) am 15. August 1977 aufzeichnete. Die Herkunft des Signals ist bis heute nicht sicher geklärt.

Was macht eigentlich so ein Radioteleskop?
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Typisches Radioteleskop-Array (Ryle Telescope der Universität Cambridge)


Radioteleskope sind Instrumente zum Empfangen und Messen der aus dem Weltall beziehungsweise von speziellen Himmelsobjekten kommenden Radiofrequenzstrahlung. Die Antenne, meist ein Parabolspiegel, erinnert in Form und Funktion an gängige Satellitenschüsseln für den Fernsehempfang. Sean Bean zeigt uns beim Aufprall bei einem seiner zahlreichen Tode (er "stirbt" in dem Film sogar zweimal), wie viel größer ein Radioteleskop ist, im Vergleich zu den Empfangsschüsseln auf Hausdächern und an Hauswänden.

Goldeneye (1995) Final Fight Bond vs Trevelyn (6:15 min)


https://m.youtube.com/watch?v=jp9tENRDVzA

Für kürzere elektromagnetische Wellen im cm - bis dm-Bereich muss der Reflektor eine glatte Oberfläche haben. Für längere Wellen genügt eine Gitterstruktur.
Heutige Radioteleskope bestehen oft aus mehreren Parabolspiegeln (Array) und einer Messstation. Die Antennen eines Arrays werden zu einem Interferometer zusammengekoppelt, so dass sich effektiv eine Antenne mit größerem Durchmesser ergibt. Die größten Anlagen übertreffen die Auflösung von optischen Teleskopen etwa um den Faktor 500.

Radiosignale werden in einer bestimmten Bandbreite und einer bestimmten Frequenz gemessen.
Die Bandbreite ist jene Kenngröße, die die Breite des Intervalls in einem Frequenzspektrum festlegt, in dem die dominanten Frequenzanteile eines zu übertragenden oder zu speichernden Signals liegen. Die Bandbreite ist durch eine untere und eine obere Grenzfrequenz charakterisiert.
Die Frequenz (von lat. frequentia für "Häufigkeit") ist ein Maß dafür, wie schnell bei einem periodischen Vorgang die Wiederholungen aufeinander folgen, zum Beispiel bei einer fortdauernden Schwingung. Der Kehrwert davon ist die Periodendauer.

Mit diesen beiden Kenngrößen kann man den Ort einer Radioquelle, die Intensität der Ausstrahlung und sogar die atomare Zusammensetzung der Radioquelle bestimmen.

Wie ist das Wow!-Signal zu verstehen?

Das Signal war mit dem 30-fachen der Standardabweichung signifikant stärker als das Hintergrundrauschen. Dass heißt, man kann es sich, wie einen tieffliegenden Düsenjet über einem ruhigen Wald vorstellen, in dem bis dato lediglich ein laues Lüftchen wehte. Wow, eben.

Die Bandbreite betrug weniger als 10 kHz. Zwei verschiedene Werte seiner Frequenz wurden angegeben:
  • 1420,356 MHz (J. D. Kraus, alter Wert)
  • 1420,456 MHz (J. R. Ehman, revidierter Wert)
Beide sind sehr nahe an der Frequenz von 1420,405 MHz, die vom Hyperfeinstruktur-Übergang des neutralen Wasserstoffs im Universum erzeugt wird (jeweils ca. 0,05 MHz Abweichung). Der Unterschied beider Werte erklärt sich durch einen, erst nach dem Signal entdeckten und korrigierten Fehler im System.
Das Signal kam aus einer Region im Sternbild Schütze, etwa 2,5 Grad südlich der Gruppe Chi Sagittarii. Tau Sagittarii ist der nächste sichtbare Stern.

Die empfangenen Intensitäten wurden aufsteigend codiert mit den Zahlen 1 bis 9, über 9 hinaus mit den Buchstaben A bis Z. Z stellte dabei die höchste Intensität dar.

J. R. Ehman war verblüfft. Das schmalbandige Signal glich sehr dem Intensitätsprofil, das ein lokalisiertes Signal in der verwendeten Antenne erzeugen würde. Er war so erstaunt, dass er den Zahlencode "6EQUJ5" auf dem Computer-Ausdruck kurzerhand mit dem Kommentar "Wow!" am Seitenrand beschriftete.

Die horizontalen Zeilen im ersten Bild stellen die Empfangsfeldstärken in Intervallen von 12 Sekunden dar. Hierbei wurde etwa 10 Sekunden lang empfangen, der Computer benötigte etwa 2 Sekunden für die Verarbeitung. Die vertikalen Spalten stellen die Empfangsfeldstärken in den einzelnen Empfangskanälen dar. Es gab 50 Kanäle von je 10 kHz Bandbreite. Jedes Zeichen auf dem Ausdruck repräsentiert die Empfangsfeldstärke in einem bestimmten 10-kHz-Kanal und einem bestimmten 12-Sekunden-Intervall. Zur Codierung wurde die geglättete Feldstärke relativ zum Rauschen in Einheiten der Standardabweichung herangezogen. Dieser Wert wurde durch ein alphanumerisches Zeichen dargestellt. Ein Leerzeichen bedeutete, dass das derzeitige Signal weniger als 1 Standardabweichung über dem Rauschen lag. Werte von 1 bis 9 gaben an, dass das Signal über 1 bis 9 Standardabweichungen über dem Rauschen lagen. Noch stärkere Signale (Faktor 10 bis 35 über dem Rauschen) wurden durch die Buchstaben A bis Z dargestellt. Der Buchstabe U entspricht dem Intervall 30–31. Üblicherweise sollte der Ausdruck viele Leerstellen aufweisen, mit gelegentlichen niedrigen Zahlen.

Das Muster "6EQUJ5" in einer vertikalen Spalte zeigt einen starken, schmalbandigen Anstieg der Empfangsfeldstärke. Die maximale Feldstärke lag dabei 30 Standardabweichungen über dem Rauschen.

Bild
Verlauf der Empfangsstärke über die Zeit


Dieses Bild zeigt die Zeichen als Kurve, also den Verlauf der Empfangsstärke über die Zeit. Die eigentliche Stärke des Signals könnte konstant gewesen sein, durch die feste Montage der Antenne und durch die Drehung der Erde wurde die Empfangskeule am Signal vorbeigedreht. So musste sich eine Veränderung von sehr schwach über stark zu sehr schwach ergeben, ähnlich einer Glockenkurve.

Wurde das Signal bestätigt?

Da das "Big Ear"-Radioteleskop auf den Himmel fixiert war und sich daher mit der Erdrotation mitbewegte, kann man davon ausgehen, dass ein interstellares Signal im Gegensatz zu einem erdgebundenen oder sonnensystemgebundenen Signal dabei zuerst in seiner Intensität angestiegen wäre, nach 36 Sekunden seinen Höhepunkt erreicht und sich danach wieder abgeschwächt hätte. Da das Signal exakt dieser Schablone entsprach, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um ein interstellares Signal handelt, extrem hoch.

Allerdings wurde damals ein weiteres Empfangsfenster exakt drei Minuten nach jenem ersten Fenster nachgeführt (ein zweites Radioteleskop in der Entfernung, die die Erde als Rotation in drei Minuten zurücklegt (#2)). Dort hätte das Signal entsprechend drei Minuten nachher ebenfalls empfangen werden müssen. Dies war jedoch nicht der Fall.

Es wurde spekuliert, ob es sich dabei um eine interstellare Oszillation eines schwächeren, kontinuierlichen Signals handeln könnte. Das kann man sich, wie das Funkeln der Sterne vorstellen, ein in der Regel gleichmäßiger Lichteinfall, der durch atmosphärische Störungen mal heller, mal dunkler erscheint. Dann hätte Big Ear das Signal in einem günstigen Fall erfasst, nachfolgende Messungen aber logischerweise keinen Nachweis finden können. Das widerlegt aber im Grunde keine künstliche Quelle des Signals.
Jedoch konnte das Signal mit dem wesentlich empfindlicheren Very Large Array ebenfalls nicht festgestellt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Signal unterhalb der Empfindlichkeit des Very Large Array vom Big Ear-Radioteleskop wegen interstellarer Szintillation empfangen wird, ist mit weniger als 1 zu 10 hoch -40 extrem gering.

Es ist unwahrscheinlich, jedoch möglich, dass das Signal terrestrischen Ursprungs ist oder von einem Objekt innerhalb des Sonnensystems stammt. Das Signal wurde 72 Sekunden lang gemessen und wiederholte sich offenbar nicht. Alle späteren Nachforschungen - auch durch Ehman selbst - könnten es nicht mehr ausfindig machen. Die Natur des Signals bleibt deshalb ungeklärt. Bisher können lediglich einige Möglichkeiten ausgeschlossen werden.

Auf die Frage, ob das Signal Modulation, also Inhalt, enthielt, antwortete Ehman in seinem Aufsatz The Big Ear Wow! Signal (#3):
'Ja, das ist möglich.' Aber damals war der Empfänger nicht genügend leistungsfähig. Auch der damalige Computer war es nicht. Beim damaligen Stand der Technik hätte man bereits einen wesentlich schmalbandigeren Empfänger einsetzen können, nämlich mit einer Bandbreite von höchstens 0,5 kHz, und einen zweiten Computer für die Analyse. Falls das Signal eine Modulation enthielt, etwa eine ähnliche, wie wir sie in unserer Arecibo-Botschaft verwendeten, konnten wir den Inhalt wegen unseres zu einfachen, breitbandigen Empfängers nicht feststellen.


Was gibt es für alternative Erklärungen?

Im Rahmen der Fernsehdokumentation Die Aliens - Mythos und Wahrheit (ZDF, 2010, mittlerweile offline) erklärte Harald Lesch, dass das Wow!-Signal alle Kennzeichen eines interstellaren Kommunikationsversuchs zeigte, es aber auch ein gigantischer Ausbruch eines Pulsars gewesen sein könnte.
Antonio Paris, Astronomieprofessor am St. Petersburg College in Florida und leitender Wissenschaftler am Center for Planetary Science, vermutet dagegen, dass das Signal von einem vorüberziehenden Kometen innerhalb des Sonnensystems gestammt haben könnte. Laut Paris könnte das Teleskop seinerzeit die Spur einer Wasserstoffwolke eines solchen Kometen registriert haben. Diese Wasserstoffwolken entstehen, wenn sich ein Komet der Sonne nähert. Mögliche Kandidaten für dieses Ereignis seien die erst 2006 entdeckten Kometen 266P/Christensen und P/2008 Y2 (Gibbs) (#4).
Am 25. Januar 2017 bot sich mit der erneuten Passage von 266P/Christensen eine Überprüfung seiner Theorie an. Im Ergebnis dieser Beobachtung sowie vergleichender Untersuchungen an anderen 1420-MHz-Quellen kamen Paris und sein Team zu dem Schluss, dass die Wolke des Kometen die Quelle für das Wow!-Signal gewesen sei. (#5)

#1 - Big-Ear-Radioteleskop

Das Ohio State University Radio Observatorium, kurz auch nur The Big Ear (deutsch: Das große Ohr) genannt, war ein Radioteleskop auf dem Gelände der Ohio Wesleyan University und war bis 1995 Teil eines SETI-Suchprogramms der Ohio State University. Am Big Ear wurde von 1973 bis 1995 das bisher längste SETI-Suchprogramm durchgeführt. Nach fast 40 Betriebsjahren wurde das Teleskop 1998 demontiert, das Gelände verkauft und danach als Golfplatz genutzt.

#2 - Das zweite Empfangsfenster
Bei einer Rotationsgeschwindigkeit von 40.000km in 24h ergibt dies 1668,3km/h bzw. 27,81km/min auf Äquatorhöhe. Ohio liegt weit nördlich des Äquators, weshalb der Abstand der beiden Empfangsfenster geringer ist.

#3 - Jerry R. Ehman: The Big Ear Wow! Signal. What We Know and Don't Know About It After 20 Years. Big Ear Radio Observatory, 1. September 1997, abgerufen am 4. Juni 2019 (englisch).

#4 - Antonio Paris; Evan Davies: Hydrogen Clouds from Comets 266/P Christensen and P/2008 Y2 (Gibbs) are Candidates for the Source of the 1977 “WOW” Signal. In: Journal of the Washington Academy of Sciences 100 (2015, PDF).

#5 - Antonio Paris: Hydrogen line observations of cometary spectra at 1420 MHz. (PDF) In: Journal of the Washington Academy of Sciences 102 (2017), Nr. 2. http://planetary-science.org/, 1. April 2017.
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Re: Evolution oder Schöpfung

Beitragvon almafan » So 9. Okt 2022, 00:54

Leben mit einer gewissen Unsicherheit

"Muss die Evolutionstheorie überarbeitet werden? Ja, dringend." titelte es 2014 in dem wissenschaftlichen Journal Nature. So eine Überschrift hätte ich eher in Illustrierten wie dem Spiegel, National Geographic, P.M. oder dergleichen erwartet. Aber warum sowas provokantes? Provokante Thesen, Paradigmenwechsel, neue Theorien sind das, was die wissenschaftliche Literatur in den letzten Jahrhunderten angetrieben und bestimmt haben. Sie starten einen neuen Diskurs und führen dazu, dass sich Wissenschaftler an die eigene Nase fassen und ihr eigenes Feld aus einer neuen Perspektive betrachten. Und sie führen zum intellektuell lukrativsten Ziel der Wissenschaft: fette Gewinne. Nein, natürlich nicht, sondern: dem interdisziplinären Gespräch. Genau ersteres ist aber gern gehörter Vorwurf aus einschlägig wissenschaftsfeindlichen Ecken, auch wenn sie immer wieder behaupten, ja nichts gegen Wissenschaft zu haben.

Aus genau dem Grund, der Provokation heraus, hat Nature auch direkt einen zweiten Artikel auf die Seite gegenüber gedruckt: "Muss die Evolutionstheorie überarbeitet werden? Nein, alles ist in Ordnung." In einem schönen Beispiel wissenschaftlicher Auseinandersetzung werden zwei verschiedene Seiten präsentiert, die jedoch beide nichts weniger wollen, als die Basis für Evolutionsbiologie definieren. Oder neu definieren.

Kevin Laland (Baujahr 1962), Professor für Evolutionsbiologie und Verhaltensbiologie, steht mit seinen Koautoren als großer Verfechter für die EES, die Extended Evolutionary Synthesis (zu deutsch: die Erweiterte Synthese der Evolutionstheorie). Er ruft dazu auf, dass wir die momentane Theorie überdenken, da neue Erkenntnisse die darwinistische Sicht auf die Welt in Frage stellen. Selbst die modernere Sicht (in der Biologie als Modern Synthesis bezeichnet) ist mittlerweile überholt. Diese stellt im Gegensatz zu Darwin, dem der Begriff DNA zwangsläufig unbekannt war, die Gene in den Mittelpunkt der Evolution. Aber laut Professor Laland ist es ein Fehler, den Genen eine solche Bühne zu verschaffen. Wie Tiere und Pflanzen aussehen, wie sie sich verhalten, das alles wird, so er, ganz stark von anderen Faktoren bestimmt.

Und wie Recht er doch hat. Wir Menschen sind ein Paradebeispiel dafür, wie wenig unser genetisches Makeup eine Rolle spielt beim Überleben und Fortpflanzungserfolg. Wieviel kann man sich in unserer Gesellschaft mit Geld leisten? Geld, das wir vielleicht von den Eltern geerbt haben, noch bevor wir in den Kindergarten kamen. Wie stark spielt unsere Kultur eine Rolle bei den Fähigkeiten und dem Wissen, bei den Möglichkeiten, die uns offen stehen? Und wie viel stärker ist der Einfluss kultureller Güter als der unserer Gene? Allein unsere Herkunft prägt unseren gesamten Lebensweg, obwohl auch ein afrikanisches Neugeborenes kaum andere genetische Informationen aufweist, als ein Frischling in Europa oder Nordamerika. Auch das soziale Umfeld kann vielseitig gestaltet sein.
Bei anderen Tieren (solche ohne Sportwagen und staatlicher Kinderbetreuung) ist das nicht anders. Vogelmütter beeinflussen die Überlebenschancen ihrer Nachkommen durch Gerüche und Hormone, die Jungtiere verändern sich nicht gesteuert durch ihre DNA, sondern durch das Verhalten ihrer Mutter. Je nach der Jahreszeit, in der Wildmeerschweinchen geboren werden, sind sie mutiger oder schüchterner, so dass man meinen könnte, allein das Wetter oder Klima entscheidet, wie erfolgreich ein Tier ist. Und nicht zuletzt sind Pflanzen so stark von der Umwelt abhängig, dass der Standort ihren Erfolg eher garantiert als ihr Genom.

Laland et al. argumentieren, dass solche Prozesse einen stärkeren Einfluss auf Lebewesen haben, als wir bisher angenommen haben. Insbesondere Interaktionen mit der Umwelt, die Beeinflussung des eigenen Lebensraumes, nicht-genetische Veränderungen in der Entwicklung und schließlich die Übertragung anderer (z.B. kultureller) Elemente an die nächsten Generationen bestimmen alle, ob ein Organismus überlebt und sich fortpflanzt oder nicht.

Aber da gibt es ja noch die Gegenseite, vertreten durch Hopi Hoekstra, Professoring für Biologie in Harvard, und seine Kollegen. Sie schätzen diese Sicht der Dinge, teilen sie aber nicht:

Wir könnten dem kaum stärker zustimmen. Wir untersuchen [all diese Prozesse] ja selbst. Aber wir glauben nicht, dass sie ein solches Augenmerk verdienen, dass sie einen neuen Namen wie “Erweiterte Synthese” bekommen sollten.
Professor Hoekstra erzählt von Charles Darwins letztem Buch, eine Abhandlung zu Regenwürmern. Dort behandelte er ausführlich die Interaktion von Wurm und Lebensraum, und diskutierte, wie die Veränderung des Lebensraumes sich auf den Erfolg des Tieres auswirkte. Solche Beispiele sind uralt und es gibt Dutzende davon. Termitenbauten und Biberdämme sind altbekannt – warum muss man sie nun neu benennen und sie so stark in den Mittelpunkt stellen?

Eine Erweiterte Synthese oder eine erweiterte Synthese?
Am Ende führt laut ihr nämlich dennoch alles zurück zu den Genen: Die Fähigkeit, sich plastisch an die Umwelt anzupassen, ist schließlich auch evolviert. Termitenbauten sind nichts weiter als ein erweiterter Phänotyp. Richard Dawkins hat darüber 1982 ein Buch verfasst. Dadurch sind diese Prozesse lediglich "Add-ons" (oder heutzutage "In-app Käufe"), die die Evolutionstheorie ergänzen und nichts, was sie in ihrer jetzigen Form in Frage stellen. Professor Hoekstra bringt es am Ende nochmal auf den Punkt:

Was letztendlich zählt ist nicht die Vielfalt in den Merkmalen, noch wie diese Vielfalt zustande kommt. Was zählt sind die erblichen Unterschiede in den Merkmalen.

Genau diese Stelle ist wahrscheinlich diejenige, bei der sich die beiden Lager widersprechen. Was für die einen Ursachen von Selektion sind, sind für die anderen die Folgen. Im Nature-Artikel geht das ein wenig unter und eine Lösung bekommen wir am Ende auch nicht. Ich sehe mich selbst eher auf Hopis Seite, aber eine gewisse Unsicherheit bleibt bestehen.

Und wisst ihr was:
Das ist gut so.

Versteht ihr nicht?
Erklär' ich euch.

Darwin war nicht in der Lage, den tatsächlichen Prozess der Weitergabe von Informationen an die nächste Generation zu erklären. Aber das hat ihn nicht davon abgehalten mit einer gewissen Zuversicht anzunehmen, dass es so einen Prozess gibt. Und selbst seit wir DNA kennen und wissen, wie Evolution auf molekularer Ebene abläuft, tauchen immer wieder Fragen auf, die zu Artikeln wie dem hier besprochenen führen. Epigenetik und Kultur sind nur zwei Mechanismen, die sich weigern, in die klassische Schublade der Vererbung gesteckt zu werden.

In der Biologie benutzt man den p-Wert um seine Unsicherheit auszudrücken, quasi die Wahrscheinlichkeit, mit der die Ergebnisse auch falsch sein könnten. Man lernt, mit einer grundsätzlichen Unsicherheit zu leben. Wie ein guter Pokerspieler, der nie zu 100% weiß, welche Karten seine Gegenspieler haben, aber am Ende trotzdem gewinnt. Die beiden Artikel spiegeln diese grundsätzliche Unsicherheit wieder. Aber beide sehen sie als eine Bereicherung. Doch während Laland et al. eine große Veränderung auf uns zukommen sehen, sehen Hoekstra et al. ein über Zeit anhaltende stetige Veränderung. Wir alle wünschen uns mehr Sicherheit, aber etwas einen neuen Namen zu geben, wird uns keine geben.

Und so drückt es auch Hoekstra aus:

Wir wollen auch eine erweiterte Synthese, aber für uns wird das Adjektiv kleingeschrieben, denn so hat sich unser Fachgebiet jeher vorwärts bewegt.


Weitere Infos:
Laland, K., Uller, T., Feldman, M., Sterelny, K., Müller, G., Moczek, A., Jablonka, E., Odling-Smee, J., Wray, G., Hoekstra, H., Futuyma, D., Lenski, R., Mackay, T., Schluter, D., & Strassmann, J. (2014). Does evolutionary theory need a rethink? Nature, 514 (7521), 161-164 DOI: 10.1038/514161a
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