Rezension: Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs (Teil 1)
Keine Angst, ich bin nicht plötzlich zu den Kreationisten übergegangen und habe deswegen nicht mehr gepostet. Ich habe mir lediglich vorgenommen, dass wenn ich eine Seite mit 10 Beiträgen gefüllt habe, eine kleine Pause eingebaut wird, um diese 10 Beiträge noch einmal Revue passieren zu lassen.
Aber ich komm auch ohne diese Pause gar nicht mehr hinterher.
Ich nutz schon fast nur eine Quelle für kreationistischen Unsinn, aber der Output ist selbst da so groß. Eigentlich habe ich gerade am letzten Erwachtet (Nr. 3, 2021) gearbeitet, der sich von vorn bis hinten mit dem Märchen der Schöpfung beschäftigt. Und dann sitze ich mit meinem Sohn in der Versammlung und das Versammlungsbibelstudium wird begeistert verfolgt von all den Kommentaregebern und den "Wahrheits"-Liebenden. Ich kann gar nicht sagen, was mich alles getriggert hat und wie unsäglich nervig die ewigen Wiederholungen sind. Aber ich muss tatsächlich diese Rezension vorziehen, bevor die Erinnerung an diesen denkwürdigen Donnerstag (02. Juni 2022) im Nebel all der anderen Absurditäten verschwindet. Veröffentlichen kann ich es ja irgendwann im Nachgang. Ich schreibe daher diese Zeilen hier gleich am Abend / der Nacht danach.
Wie gewohnt gibt es erstmal den Link:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1102021206
Die Versammlungen unter der Woche sind in 3 Segmente unterteilt. Im ersten Teil geht es darum, die in der Woche zu lesenden Kapitel aus der Bibel zu besprechen. Im zweiten Teil geht es darum, wie Zeugen noch bessere Prediger werden können, also ihre Sermone noch besser unters Volk bringen. Der dritte Teil enthält sowohl aktuelle Botschaften, von den "Chefs" an die "Belegschaft". Diesmal ging es um den anstehenden Sommerkongress, der wieder vor heimischen Monitoren stattfinden wird, wie in den letzten zwei Jahren Corona-Pandemie halt auch. In den dritten Teil gehört aber eben auch das Versammlungsbibelstudium. Ein entsprechendes Buch aus dem Portfolio der Wachtturm-Gesellschaft wird herausgeholt und alle geben ihre Kommentare zu den gerade gelesenen Absätzen. Das war diesmal wieder sehr "fachmännisch" und weit ab jeder objektiven Betrachtung. Wow.
Es gibt ja nicht viele Gründe, warum ein solcher Text hier landet. Also muss er was mit dem Thema Evolution oder Schöpfung zu tun haben. Lektion 6 des in der Überschrift genannten Buches lautet: "Wie hat das Leben begonnen?"
Ob wir in der Bibel dazu wissenschaftlich korrekte Antworten finden, dürfte ja mittlerweile keine ernstgemeinte Frage mehr sein, oder?
Wenn doch? Dann lest weiter.
Wenn nicht? Dann bitte auch.
Auf der Seite sprießt uns erst ein kleines Pflänzchen entgegen und dann geht es los.
Obacht "manche denken", das Leben sei zufällig entstanden. So, so. Könnten das vielleicht die Mehrheit der Wissenschaftler sein, insbesondere jene, die ständig diese Theorie bestätigen, obwohl auch sie, aber eben auf akademischem Wege, schauen, ob die Theorie irgendwo Fehler aufweist? Es ist ihr Job, diese Theorie in Frage zu stellen, obwohl sie wohlbegründet ist und tausendfach getestet. Denn wenn sie einen Fehler finden, muss dieser erklärt werden. Es müssen neue Experimente und Hypothesen her, die das neue Phänomen beschreiben. Und dann ist Wissenschaft dabei etwas neues zu lernen. So geht das bei diesen verqueren Spinnern ab, die Gott als Erklärung nicht hören wollen, weil es halt nicht in ihre starren Denkschablonen passt. Sorry, falsche Seite.
Denn gerade dieser Erkenntnisprozess hat uns in den letzen 400 Jahren methodischer Wissenschaft aus der Allmacht religiöser Institutionen herausgeholt. Auch wenn dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Und er hat uns all den Fortschritt gebracht, der es leider auch Kreationisten erlaubt, ihre Falschinformationen sowohl in Papierform als auch im Netz in atemberaubender Geschwindigkeit zu verteilen. Wir müssen nicht mehr alles glauben, was uns irgendein Prediger erzählt. Wir können getestetes Wissen über unser Smartphone in Echtzeit abrufen. Man muss halt nur wissen, wo zu suchen ist.
Es wird wieder das Nicht-Argument der Sinnsuche eingefügt. Als ob sich das Universum danach richtet, ob wir gern einen Sinn im Leben hätten. Dieser Satz hat einfach nichts in einer ehrlichen Aufarbeitung zu diesem Thema zu suchen. Passend dazu kamen aus dem "Publikum" dann auch Sätze wie; "Es ist entscheidend, was man glaubt." Nein, verdammt! Ist es nicht. Genauso wie es Pluto egal ist, ob irgendwelche haarlosen Affen auf einer blauen Murmel ihn als Planeten bezeichnen oder Zwergplaneten oder Asteroid. Es beeinflusst seine Bahn kein Stück. Er wird dadurch nicht wärmer oder kälter. Unser Wille und unsere Wünsche haben keinen Einfluss auf die Wirklichkeit. Es ist surreal, dass man sowas erwachsenen Leuten erklären muss.
Im Sternchen verbirgt sich jenes Textstück: "In Lektion 25 geht es darum, was Gott mit der Erde und den Menschen vorhat."
Das baut darauf auf. Wir können es für die weitere Betrachtung missachten, da ich herausstellen werde, warum die belebte und die unbelebte Natur auf keinen Schöpfer verweist.
Ja, die meisten Wissenschaftler vertreten heute nicht mehr die Steady-State-Variante, in der ein unendlich altes Universum postuliert wurde und gehen von einem Anfang aus. Daher aber darauf zu schließen, dass ein JEMAND es erschaffen hat, ist schon eine reichlich weite Schwadronierung. Denn über den Grund wissen wir aufgrund der physikalischen Limitierung dieser Welt leider rein gar nichts. Da kann man nun gern Gott hinstellen. Aber das ist ähnlich haltlos, wie die Entstehung des Weltalls, als Folge einer Kollision von kosmischen Murmeln.
Die Erschaffung des Universums ist, soweit wir wissen, ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Universums. Kausalitätsgesetze sind schwer anzubringen. Das Universum hat den Raum selbst geschaffen, also kann man keine physikalisch wirkende Ursache neben das Universum stellen. Denn ein "daneben" gibt es nicht. Gott kann auch nicht "vor" dem Universum existiert haben, da auch die Zeit erst mit dem Universum entstand. Dem Ursache-Wirkungsprinzip, dass in der Versammlung so oft bemüht wurde, würde bereits eine dieser beiden fehlenden Komponenten das Genick brechen. Hier fehlen sogar beide. Aber das führt zu weit. Wir können bereits hier festhalten, dass die Behauptung, Gott habe irgendwas damit zu tun, haltlos ist.
Und 1. Mose 1:2 sagt nichts über Galaxien, Sterne oder Planeten aus. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Warum steht davon nix in der Bibel? Weil die Schreiber, einfache Männer ihrer Zeit, mit dem beschränkten Wissen ihrer Zeit, einfach keinen blassen Dunst davon hatten, wie das Universum aufgebaut ist.
Man beachte auch, dass die Majorität des Wissenschaftsapparates hier als Beleg für die Korrektheit der Bibel verwendet wird. Aber die Majorität ist auch überzeugt, dass das Universum und das Leben keine übernatürliche Ursache hat oder zumindest machen ihre wissenschaftlichen Arbeiten keine Aussagen darüber, dass es irgendein Gott gewesen sein soll. Hier wird dann aber auf die Unverständigkeit des Menschen verwiesen. Merke: Wenn die Wissenschaft biblische Aussagen untermauert ist sie gut. Wenn sie es nicht tut, dann ist der methodische Wissensgewinn falsch, nicht ein altes Buch, dass von Ziegenhirten vor tausenden Jahren geschrieben wurde.
Diese aus der Luft gegriffene Behauptung, baut auf der vorherigen auf. Die Wissenschaft zeigt nicht auf, dass die Erde einzigartig ist. Sie ist der einzig bekannte Planet, der alles bietet, was WIR zum Leben brauchen. Aber wir haben ja auch erst ein ganz klein wenig durch den Türspalt des Universums gelunscht. Beinahe täglich werden Planeten entdeckt. Dennoch sind es aktuell, gemessen am unvorstellbar riesigen Universum nur eine Hand voll und die allermeisten auch noch in der "Nachbarschaft". Darunter sind bereits bizzare Dinger, wie ein Planet der ein kompletter Diamant zu sein scheint. Planeten, die so dunkel sind, dass man sie selbst nicht sehen kann, nur deren gravitativen Pull am Zentralgestirn, dass sie umkreisen. Gasriesen, gegen die der Jupiter wie ein Halbstarker wirkt. Planeten mit Ringsystemen, deren Ringe millionen Kilometer ins All reichen. Planeten, die komplett mit Eis bedeckt sind. Planeten, die der Erde in Gewicht und Größe aber auch sehr nahe kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir einen Planeten finden, der unserer Erde zum Verwechseln ähnlich ist.
Dennoch wurde in der Versammlung bunt drauf los fabuliert. Es zeigte sich ein eklatantes Unverständnis darüber, was Astronomen überhaupt über die Sterne und Planeten zu sagen haben. Im Grunde wurde exoplanetares Wissen von vor 20-30 Jahren herausgekramt und als neu verkauft.
Es wurde die alte Mär vom allein triebgesteuerten Tier aufgezählt. Das nur Menschen Mitgefühl hätten und all dieser Quatsch. Nein, Altruismus scheint nicht der einzige Trieb im Tierreich zu sein. Zumindest nicht in der Art, wie frühere Generationen Arterhalt definiert haben. Wie erklärt sich der Kreationist die Opferbereitschaft eines Hundes gegenüber Menschen und auch anderweitige innige Beziehung von Tieren zu Menschen und auch zu Tieren anderer Arten? Löwen, die sich um Rehe kümmern. Hunde, die Tiger adoptieren. Hunde, die Enten adoptieren.
Gerechtigkeit ist ebenfalls keine Eigenschaft, die Menschen vorbehalten ist. Ein Ameisenstaat würde ohne Gerechtigkeit nicht funkionieren. Regelwerke sind also mitnichten an großen Intellekt gebunden oder daran, ob man an Gott glaubt. Denn immerhin behauptet das Büchlein ja selbst, dass nur Menschen in der Lage seien, mit Gott eine Beziehung einzugehen. Aber eigentlich ganz logisch. Während Mama Reh ihrem Nachwuchs beibringt, wie es sich vor dem Wolf tarnt und wie es erfolgreich flieht, einer realen und sehr präsenten Gefahr, erklären gläubige Menschen ihren Kindern in der Schule, dass sie Sünder sind und ein imaginärer Feind ihre Seelen will. Auf so hahnebüchene Ideen kommt kein noch so dummer Dodo (wenn er noch leben würde, sind ja leider ausgestorben).
Aber auch das wurde unreflektiert und unkritisch wiedergegeben.
Es handelt sich bei diesem Buch immer noch um ein Studienmittel. Es wird dem Prediger beigebracht, wie er dieses Buch effektiver im Predigtdienst und im Bibelstudium mit zu konvertierenden "Interessierten" verwenden kann. Bei diesem Abschnitt handelt es sich also um eine Sache, die der Bibellehrer und der Bibelschüler unter sich ausmachen müssen. Besteht laut Bibellehrer noch Handlungsbefarf, da der Anwärter noch immer nicht begriffen hat, wie offensichtlich doch die Schöpfung ist, kann man hier noch lustig weiter herumdichten und bei den Wissenschaften genau das herbeizaubern oder uminterpretieren, was zur Lehre passt oder passend gemacht wird.
Es wird hier nicht darauf eingegangen, was es da für Fakten geben sollte. Klassiker sind der Wasserkreislauf, die Atmosphäre, der Mond und unsere stabile Umlaufbahn, das Gehirn, das Auge und die Bakteriengeißel. Nichts davon beweist Gott. Aber wenn man die richtigen Formulieren verwendet, merkt das der Schüler nicht.
Auch eine interessante Frage wäre: Was verraten die schlechten Eigenschaften des Menschen über Gott?
Wer wäre nicht für schnelle, notfalls brutale Lösungen, um Konflikte zu ersticken? Gott kann das. Ob die "Rebellion" des Korah, die er mit einem Erdbeben beendet, die diesen Rebell und seine Familie verschlingt, oder die Sintflut als ultimative, aber eben nicht nachweisbare Vernichtung von nahezu allem Leben. Wenn Gott etwas gegen den Strich geht, dann wird es schnell sehr dramatisch. Ein bisschen wie eine Diva. Wenn man nicht auf ihn hört und ihn nicht anbetet, gibt es Stress. Gott stellt sich besonders im alten Testament und auch in der Offenbarung als Egomane dar.
Beide Artikelreihen eignen sich nur für jene Geister, die sich eben nicht mit der wissenschaftlich fundierten Evolutionstheorie auseinandergesetzt haben, sondern nur so ein vages Verständnis dieser Theorie mitbringen. Und das ist nunmal der überwältigende Großteil. In "Wer hat es erfunden?" werden tolle Eigenschaften von Tieren vorgestellt. Zum Beispiel ein Käfer, der durch Waldbrände verrußte Baumrinde benötigt, damit er seine Eier ablegen kann. Was zu der Frage führt, warum es einen solch brachialen Geburtsritus gibt. Nimmt Gott den Tod zahlreicher Tiere in Kauf und hat Waldbrände vorrausgesetzt, damit er diesen wahnwitzigen kleinen Gesellen seine Eier ablegen lassen kann?
Bei der Artikelreihe "Ansichten über den Ursprung des Lebens" erklären Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Techniker, dass sie an Gott glauben und dafür Beweise in der Natur gefunden haben. Aber alles, was sie liefern ist Staunen über irgendein Tier oder eine Pflanze oder einen Wirkmechanismus. Dieses Ding, dass sie von Gott überzeugt hat, können sie zwar beschreiben, aber in keinem Bericht wird erklärt, warum ihre Überlegung auch bei anderen zwangsläufig und unweigerlich zu Gott führen muss. Was machen andere Wissenschaftler falsch, die sich ja auch ziemlich tief in die Materie eingraben und forschen und sicherlich ein gewaltiges Detailwissen über eine Sache erhalten? Warum ergibt sich bei diesen nicht die gleiche Zwangsläufigkeit? Sind die alle ignorant?
Das erinnert an ein Gespräch mit einem Bekannten aus der alten Heimat: "Du kannst eine Sache bis ins Detail erforschen, aber du wirst an deine Grenzen kommen." Ja, und dann. Dann lande ich doch lediglich bei Unwissen und Unverständnis. Mein begrenztes Wissen reicht nicht aus, diese Sache zu beschreiben. Wo kommt da jetzt Gott ins Spiel? Und genau das ist der Inhalt der Artikelreihe mit den wissenschaftlich anmutenden Autoritäten. Die sind die Experten und ohne eine Brücke zwischen ihren "Erkenntnissen" (oder eben gerade dem Fehlen von Gewissheiten) schließen sie natürliche Prozesse aus. Dann muss ich das als Otto-Normal-Hirnnutzer ja wohl auch so machen. Nein, denn auch Autoritäten können Fehler machen. Hier ist es fast einheitlich der Fehler aus dem Staunen Gott zu machen.
Innerhalb kurzer Zeit ist also ein recht langer Text entstanden.
Ich muss ihn bereits unterteilen und ich hoffe, ich bleibe lange genug am Ball, damit ich schnell weiterschreiben kann und nicht alles vergesse. Aber jetzt (also das Textschreiben-"jetzt") ruft das Bett.
Keine Angst, ich bin nicht plötzlich zu den Kreationisten übergegangen und habe deswegen nicht mehr gepostet. Ich habe mir lediglich vorgenommen, dass wenn ich eine Seite mit 10 Beiträgen gefüllt habe, eine kleine Pause eingebaut wird, um diese 10 Beiträge noch einmal Revue passieren zu lassen.
Aber ich komm auch ohne diese Pause gar nicht mehr hinterher.
Ich nutz schon fast nur eine Quelle für kreationistischen Unsinn, aber der Output ist selbst da so groß. Eigentlich habe ich gerade am letzten Erwachtet (Nr. 3, 2021) gearbeitet, der sich von vorn bis hinten mit dem Märchen der Schöpfung beschäftigt. Und dann sitze ich mit meinem Sohn in der Versammlung und das Versammlungsbibelstudium wird begeistert verfolgt von all den Kommentaregebern und den "Wahrheits"-Liebenden. Ich kann gar nicht sagen, was mich alles getriggert hat und wie unsäglich nervig die ewigen Wiederholungen sind. Aber ich muss tatsächlich diese Rezension vorziehen, bevor die Erinnerung an diesen denkwürdigen Donnerstag (02. Juni 2022) im Nebel all der anderen Absurditäten verschwindet. Veröffentlichen kann ich es ja irgendwann im Nachgang. Ich schreibe daher diese Zeilen hier gleich am Abend / der Nacht danach.
Wie gewohnt gibt es erstmal den Link:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1102021206
Die Versammlungen unter der Woche sind in 3 Segmente unterteilt. Im ersten Teil geht es darum, die in der Woche zu lesenden Kapitel aus der Bibel zu besprechen. Im zweiten Teil geht es darum, wie Zeugen noch bessere Prediger werden können, also ihre Sermone noch besser unters Volk bringen. Der dritte Teil enthält sowohl aktuelle Botschaften, von den "Chefs" an die "Belegschaft". Diesmal ging es um den anstehenden Sommerkongress, der wieder vor heimischen Monitoren stattfinden wird, wie in den letzten zwei Jahren Corona-Pandemie halt auch. In den dritten Teil gehört aber eben auch das Versammlungsbibelstudium. Ein entsprechendes Buch aus dem Portfolio der Wachtturm-Gesellschaft wird herausgeholt und alle geben ihre Kommentare zu den gerade gelesenen Absätzen. Das war diesmal wieder sehr "fachmännisch" und weit ab jeder objektiven Betrachtung. Wow.
Es gibt ja nicht viele Gründe, warum ein solcher Text hier landet. Also muss er was mit dem Thema Evolution oder Schöpfung zu tun haben. Lektion 6 des in der Überschrift genannten Buches lautet: "Wie hat das Leben begonnen?"
Ob wir in der Bibel dazu wissenschaftlich korrekte Antworten finden, dürfte ja mittlerweile keine ernstgemeinte Frage mehr sein, oder?
Wenn doch? Dann lest weiter.
Wenn nicht? Dann bitte auch.
Auf der Seite sprießt uns erst ein kleines Pflänzchen entgegen und dann geht es los.
„Du [Gott] bist der Ursprung des Lebens“ (Psalm 36:9). Ist das wirklich so? Manche denken, das Leben sei durch zufällige, ungesteuerte Ereignisse entstanden. Wenn das so wäre, hätte unser Dasein keinen tieferen Sinn. Aber wenn Gott das Leben erschaffen hat, muss er dafür einen Grund gehabt haben.* Was sagt die Bibel darüber, wie das Leben begann? Ist es vernünftig, das zu glauben?
Obacht "manche denken", das Leben sei zufällig entstanden. So, so. Könnten das vielleicht die Mehrheit der Wissenschaftler sein, insbesondere jene, die ständig diese Theorie bestätigen, obwohl auch sie, aber eben auf akademischem Wege, schauen, ob die Theorie irgendwo Fehler aufweist? Es ist ihr Job, diese Theorie in Frage zu stellen, obwohl sie wohlbegründet ist und tausendfach getestet. Denn wenn sie einen Fehler finden, muss dieser erklärt werden. Es müssen neue Experimente und Hypothesen her, die das neue Phänomen beschreiben. Und dann ist Wissenschaft dabei etwas neues zu lernen. So geht das bei diesen verqueren Spinnern ab, die Gott als Erklärung nicht hören wollen, weil es halt nicht in ihre starren Denkschablonen passt. Sorry, falsche Seite.
Denn gerade dieser Erkenntnisprozess hat uns in den letzen 400 Jahren methodischer Wissenschaft aus der Allmacht religiöser Institutionen herausgeholt. Auch wenn dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Und er hat uns all den Fortschritt gebracht, der es leider auch Kreationisten erlaubt, ihre Falschinformationen sowohl in Papierform als auch im Netz in atemberaubender Geschwindigkeit zu verteilen. Wir müssen nicht mehr alles glauben, was uns irgendein Prediger erzählt. Wir können getestetes Wissen über unser Smartphone in Echtzeit abrufen. Man muss halt nur wissen, wo zu suchen ist.
Es wird wieder das Nicht-Argument der Sinnsuche eingefügt. Als ob sich das Universum danach richtet, ob wir gern einen Sinn im Leben hätten. Dieser Satz hat einfach nichts in einer ehrlichen Aufarbeitung zu diesem Thema zu suchen. Passend dazu kamen aus dem "Publikum" dann auch Sätze wie; "Es ist entscheidend, was man glaubt." Nein, verdammt! Ist es nicht. Genauso wie es Pluto egal ist, ob irgendwelche haarlosen Affen auf einer blauen Murmel ihn als Planeten bezeichnen oder Zwergplaneten oder Asteroid. Es beeinflusst seine Bahn kein Stück. Er wird dadurch nicht wärmer oder kälter. Unser Wille und unsere Wünsche haben keinen Einfluss auf die Wirklichkeit. Es ist surreal, dass man sowas erwachsenen Leuten erklären muss.
Im Sternchen verbirgt sich jenes Textstück: "In Lektion 25 geht es darum, was Gott mit der Erde und den Menschen vorhat."
Das baut darauf auf. Wir können es für die weitere Betrachtung missachten, da ich herausstellen werde, warum die belebte und die unbelebte Natur auf keinen Schöpfer verweist.
1. Wie ist das Universum entstanden?
Die Bibel sagt: „Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1:1). Die meisten Wissenschaftler sind sich darin einig, dass das Universum einen Anfang hatte. Wie hat Gott es erschaffen? Er hat seine „aktive Kraft“, den heiligen Geist, genutzt, um das Universum mit all seinen Galaxien, Sternen und Planeten ins Dasein zu bringen (1. Mose 1:2).
Ja, die meisten Wissenschaftler vertreten heute nicht mehr die Steady-State-Variante, in der ein unendlich altes Universum postuliert wurde und gehen von einem Anfang aus. Daher aber darauf zu schließen, dass ein JEMAND es erschaffen hat, ist schon eine reichlich weite Schwadronierung. Denn über den Grund wissen wir aufgrund der physikalischen Limitierung dieser Welt leider rein gar nichts. Da kann man nun gern Gott hinstellen. Aber das ist ähnlich haltlos, wie die Entstehung des Weltalls, als Folge einer Kollision von kosmischen Murmeln.
Die Erschaffung des Universums ist, soweit wir wissen, ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Universums. Kausalitätsgesetze sind schwer anzubringen. Das Universum hat den Raum selbst geschaffen, also kann man keine physikalisch wirkende Ursache neben das Universum stellen. Denn ein "daneben" gibt es nicht. Gott kann auch nicht "vor" dem Universum existiert haben, da auch die Zeit erst mit dem Universum entstand. Dem Ursache-Wirkungsprinzip, dass in der Versammlung so oft bemüht wurde, würde bereits eine dieser beiden fehlenden Komponenten das Genick brechen. Hier fehlen sogar beide. Aber das führt zu weit. Wir können bereits hier festhalten, dass die Behauptung, Gott habe irgendwas damit zu tun, haltlos ist.
Und 1. Mose 1:2 sagt nichts über Galaxien, Sterne oder Planeten aus. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Warum steht davon nix in der Bibel? Weil die Schreiber, einfache Männer ihrer Zeit, mit dem beschränkten Wissen ihrer Zeit, einfach keinen blassen Dunst davon hatten, wie das Universum aufgebaut ist.
Man beachte auch, dass die Majorität des Wissenschaftsapparates hier als Beleg für die Korrektheit der Bibel verwendet wird. Aber die Majorität ist auch überzeugt, dass das Universum und das Leben keine übernatürliche Ursache hat oder zumindest machen ihre wissenschaftlichen Arbeiten keine Aussagen darüber, dass es irgendein Gott gewesen sein soll. Hier wird dann aber auf die Unverständigkeit des Menschen verwiesen. Merke: Wenn die Wissenschaft biblische Aussagen untermauert ist sie gut. Wenn sie es nicht tut, dann ist der methodische Wissensgewinn falsch, nicht ein altes Buch, dass von Ziegenhirten vor tausenden Jahren geschrieben wurde.
2. Warum hat Gott die Erde erschaffen?
Von Jehova wird gesagt, dass er die Erde „nicht umsonst erschuf, sondern sie formte, damit sie bewohnt wird“ (Jesaja 45:18). Er hat die Erde so gestaltet, dass sie ein ideales und dauerhaftes Zuhause für den Menschen ist. (Lies Jesaja 40:28 und 42:5.) Wie die Wissenschaft zeigt, ist die Erde einzigartig. Sie ist der einzige bekannte Planet, der alles bietet, was der Mensch zum Leben braucht.
Diese aus der Luft gegriffene Behauptung, baut auf der vorherigen auf. Die Wissenschaft zeigt nicht auf, dass die Erde einzigartig ist. Sie ist der einzig bekannte Planet, der alles bietet, was WIR zum Leben brauchen. Aber wir haben ja auch erst ein ganz klein wenig durch den Türspalt des Universums gelunscht. Beinahe täglich werden Planeten entdeckt. Dennoch sind es aktuell, gemessen am unvorstellbar riesigen Universum nur eine Hand voll und die allermeisten auch noch in der "Nachbarschaft". Darunter sind bereits bizzare Dinger, wie ein Planet der ein kompletter Diamant zu sein scheint. Planeten, die so dunkel sind, dass man sie selbst nicht sehen kann, nur deren gravitativen Pull am Zentralgestirn, dass sie umkreisen. Gasriesen, gegen die der Jupiter wie ein Halbstarker wirkt. Planeten mit Ringsystemen, deren Ringe millionen Kilometer ins All reichen. Planeten, die komplett mit Eis bedeckt sind. Planeten, die der Erde in Gewicht und Größe aber auch sehr nahe kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir einen Planeten finden, der unserer Erde zum Verwechseln ähnlich ist.
Dennoch wurde in der Versammlung bunt drauf los fabuliert. Es zeigte sich ein eklatantes Unverständnis darüber, was Astronomen überhaupt über die Sterne und Planeten zu sagen haben. Im Grunde wurde exoplanetares Wissen von vor 20-30 Jahren herausgekramt und als neu verkauft.
3. Worin unterscheidet sich der Mensch vom Tier?
Nachdem Jehova die Erde gemacht hatte, erschuf er das Leben darauf – zuerst die Pflanzen und Tiere. „Dann erschuf Gott den Menschen in seinem Bild.“ (Lies 1. Mose 1:27.) Was macht den Menschen einzigartig? Da er in Gottes Bild erschaffen wurde, ist er in der Lage, Eigenschaften Gottes wie Liebe und Gerechtigkeit widerzuspiegeln. Als Menschen können wir Sprachen lernen und uns für Kunst und Musik begeistern. Vor allem aber können wir eine Beziehung zu unserem Schöpfer aufbauen.
Es wurde die alte Mär vom allein triebgesteuerten Tier aufgezählt. Das nur Menschen Mitgefühl hätten und all dieser Quatsch. Nein, Altruismus scheint nicht der einzige Trieb im Tierreich zu sein. Zumindest nicht in der Art, wie frühere Generationen Arterhalt definiert haben. Wie erklärt sich der Kreationist die Opferbereitschaft eines Hundes gegenüber Menschen und auch anderweitige innige Beziehung von Tieren zu Menschen und auch zu Tieren anderer Arten? Löwen, die sich um Rehe kümmern. Hunde, die Tiger adoptieren. Hunde, die Enten adoptieren.
Gerechtigkeit ist ebenfalls keine Eigenschaft, die Menschen vorbehalten ist. Ein Ameisenstaat würde ohne Gerechtigkeit nicht funkionieren. Regelwerke sind also mitnichten an großen Intellekt gebunden oder daran, ob man an Gott glaubt. Denn immerhin behauptet das Büchlein ja selbst, dass nur Menschen in der Lage seien, mit Gott eine Beziehung einzugehen. Aber eigentlich ganz logisch. Während Mama Reh ihrem Nachwuchs beibringt, wie es sich vor dem Wolf tarnt und wie es erfolgreich flieht, einer realen und sehr präsenten Gefahr, erklären gläubige Menschen ihren Kindern in der Schule, dass sie Sünder sind und ein imaginärer Feind ihre Seelen will. Auf so hahnebüchene Ideen kommt kein noch so dummer Dodo (wenn er noch leben würde, sind ja leider ausgestorben).
Aber auch das wurde unreflektiert und unkritisch wiedergegeben.
DAS THEMA VERTIEFEN
Welche Fakten sprechen dafür, dass das Leben erschaffen wurde und dass der Schöpfungsbericht der Bibel schlüssig ist? Was verraten die guten Eigenschaften des Menschen über Gott?
Es handelt sich bei diesem Buch immer noch um ein Studienmittel. Es wird dem Prediger beigebracht, wie er dieses Buch effektiver im Predigtdienst und im Bibelstudium mit zu konvertierenden "Interessierten" verwenden kann. Bei diesem Abschnitt handelt es sich also um eine Sache, die der Bibellehrer und der Bibelschüler unter sich ausmachen müssen. Besteht laut Bibellehrer noch Handlungsbefarf, da der Anwärter noch immer nicht begriffen hat, wie offensichtlich doch die Schöpfung ist, kann man hier noch lustig weiter herumdichten und bei den Wissenschaften genau das herbeizaubern oder uminterpretieren, was zur Lehre passt oder passend gemacht wird.
Es wird hier nicht darauf eingegangen, was es da für Fakten geben sollte. Klassiker sind der Wasserkreislauf, die Atmosphäre, der Mond und unsere stabile Umlaufbahn, das Gehirn, das Auge und die Bakteriengeißel. Nichts davon beweist Gott. Aber wenn man die richtigen Formulieren verwendet, merkt das der Schüler nicht.
Auch eine interessante Frage wäre: Was verraten die schlechten Eigenschaften des Menschen über Gott?
Wer wäre nicht für schnelle, notfalls brutale Lösungen, um Konflikte zu ersticken? Gott kann das. Ob die "Rebellion" des Korah, die er mit einem Erdbeben beendet, die diesen Rebell und seine Familie verschlingt, oder die Sintflut als ultimative, aber eben nicht nachweisbare Vernichtung von nahezu allem Leben. Wenn Gott etwas gegen den Strich geht, dann wird es schnell sehr dramatisch. Ein bisschen wie eine Diva. Wenn man nicht auf ihn hört und ihn nicht anbetet, gibt es Stress. Gott stellt sich besonders im alten Testament und auch in der Offenbarung als Egomane dar.
Gut zu wissen
Artikel und Videos zu diesem Thema gibt es auf jw.org unter den Rubriken „Wer hat es erfunden?“ und „Ansichten über den Ursprung des Lebens“.
Beide Artikelreihen eignen sich nur für jene Geister, die sich eben nicht mit der wissenschaftlich fundierten Evolutionstheorie auseinandergesetzt haben, sondern nur so ein vages Verständnis dieser Theorie mitbringen. Und das ist nunmal der überwältigende Großteil. In "Wer hat es erfunden?" werden tolle Eigenschaften von Tieren vorgestellt. Zum Beispiel ein Käfer, der durch Waldbrände verrußte Baumrinde benötigt, damit er seine Eier ablegen kann. Was zu der Frage führt, warum es einen solch brachialen Geburtsritus gibt. Nimmt Gott den Tod zahlreicher Tiere in Kauf und hat Waldbrände vorrausgesetzt, damit er diesen wahnwitzigen kleinen Gesellen seine Eier ablegen lassen kann?
Bei der Artikelreihe "Ansichten über den Ursprung des Lebens" erklären Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Techniker, dass sie an Gott glauben und dafür Beweise in der Natur gefunden haben. Aber alles, was sie liefern ist Staunen über irgendein Tier oder eine Pflanze oder einen Wirkmechanismus. Dieses Ding, dass sie von Gott überzeugt hat, können sie zwar beschreiben, aber in keinem Bericht wird erklärt, warum ihre Überlegung auch bei anderen zwangsläufig und unweigerlich zu Gott führen muss. Was machen andere Wissenschaftler falsch, die sich ja auch ziemlich tief in die Materie eingraben und forschen und sicherlich ein gewaltiges Detailwissen über eine Sache erhalten? Warum ergibt sich bei diesen nicht die gleiche Zwangsläufigkeit? Sind die alle ignorant?
Das erinnert an ein Gespräch mit einem Bekannten aus der alten Heimat: "Du kannst eine Sache bis ins Detail erforschen, aber du wirst an deine Grenzen kommen." Ja, und dann. Dann lande ich doch lediglich bei Unwissen und Unverständnis. Mein begrenztes Wissen reicht nicht aus, diese Sache zu beschreiben. Wo kommt da jetzt Gott ins Spiel? Und genau das ist der Inhalt der Artikelreihe mit den wissenschaftlich anmutenden Autoritäten. Die sind die Experten und ohne eine Brücke zwischen ihren "Erkenntnissen" (oder eben gerade dem Fehlen von Gewissheiten) schließen sie natürliche Prozesse aus. Dann muss ich das als Otto-Normal-Hirnnutzer ja wohl auch so machen. Nein, denn auch Autoritäten können Fehler machen. Hier ist es fast einheitlich der Fehler aus dem Staunen Gott zu machen.
Innerhalb kurzer Zeit ist also ein recht langer Text entstanden.
Ich muss ihn bereits unterteilen und ich hoffe, ich bleibe lange genug am Ball, damit ich schnell weiterschreiben kann und nicht alles vergesse. Aber jetzt (also das Textschreiben-"jetzt") ruft das Bett.