Di 7. Mär 2023, 16:34
Der Rückweg
Die Bäume zur Linken und Rechten vereinen über ihm ihre Dächer. Er ist abgeschlossen vom Mondlicht.
Doch er orientiert sich nach wie vor gut. Das bisschen fahle Licht, dass es doch noch zum Boden schafft, gereicht ihm für seine Schritte. Die Nacht ist zwar schon vorangeschritten, doch sie wird nicht so bald enden. Doch Berion hat gelernt, mit der Dunkelheit umzugehen, sie nicht mehr zu fürchten. Sich in der Dunkelheit wohlzufühlen. So auch mit der Einsamkeit. So auch in der Einsamkeit. Berion ist viel lieber allein, als dass er sich mit Menschen umgibt. Falls aber das Kloster erstürmt werden muss, wird er Hilfe benötigen.
Doch hierhin wären ihm die Bauern nicht gefolgt. Zu viel Angst war in ihren Augen, als sie in diese Richtung schauten. Aber sie wissen von einem Fluß, der auf der Rückseite dieser Berge dem See hier entspringen soll, der dem Kloster als Burggraben dient. Die Bauern gaben ihm zu verstehen, dass es in diesem Teil des Waldes nur so von wilden Tieren wimmeln würde. Diesmal würden sie ihm auch nicht im Nachhinein doch noch hinterher hetzen. Dafür ist ihnen dieser Wald einfach zu gefährlich. Für Berion ist der Wald kein Schrecken mehr. Mittlerweile hat er einen Großteil seines Lebens darin verbracht. An Überfälle durch Wölfe oder Wildschweine kann er sich erinnern. Auch Bären haben ihm schon einmal einen Schrecken eingejagt. Aber wirklich Angst hat vor den Tieren nicht mehr. Dafür ist er einfach zu wehrhaft. An der schon untersuchten Ruine vorbei, führt es ihn, wie beschrieben, zur nächsten Kreuzung. Zu seiner Rechten würde es nun über die Brücke führen. Er biegt aber nach links ab. Unweit eröffnet sich wieder eine Kreuzung. Geradeaus würde ein weiteres Dorf warten. Doch Berion schlägt abermals nach links ein. Hier führt ein Weg in ein Tal hinab. Bereits hier erkennt er ein Zeltlager. Vermutlich sind es Hirten. Die schlafen öfter in der Nähe der Herden.
Als er näher kommt stellt er fest, dass das Lager verlassen ist. Kein Vieh weidet hier. Vermutlich hat man Angst vor den Tieren, von denen Berion aber bisher keines erblicken konnte. Gestelle und Skelette lassen aber nun vermuten, das es hier wahrscheinlich ein Jägerlager ist. Diese Eigenart der Besiedlung ist selten. Berion aber kennt es schon. Die Jäger wohnen abseits des Dorfes, solange es die Saison verlangt. So können sie sich mehr auf das Tier einrichten und sind erfolgreicher bei der Jagd. Das Zeltlager wurde neben einer abgebrannten Hütte errichtet. Das verkohlte Holz richtet nach wie vor noch die zwei Wände, die noch stehen. Das Dach ist verschwunden. Der Geruch des Branntholzes hält Tier eine ganze Weile fern. Abr diese Bretter hier sind vermutlich schon zu lange von den Flammen befreit. Hier könnten aber die Jäger das erlegte Tier gut ausweiden und über dem Feuer haltbar machen, dass hier von zwei Seiten vor dem Wind geschützt wäre.
Gut hundert Schritt hinter dem Lager hört Berion die ersten Wölfe. Er schaut sich bedächtig um, geht aber ganz normal weiter. Es ist nichts worüber er sich Sorgen macht.
Da, links am Felsen erspäht er sie. Auch sie haben ihn schon wahrgenommen. Die Gelassenheit scheint es auf beiden Seiten zu geben. Sie fletschen ihre Zähne nicht, knurren nicht. Sie schauen ihn interessiert, aber auch argwöhnisch an. Es ist vermutlich eine Weile her, dass sich ein Mensch in diese Gegend des Waldes verirrt hat. Untypisch auch, dass sie nicht die Flucht ergreifen. Sie bewegen sich nicht vom Fleck. Der Fremde grüßt sie mit einem Lächeln und einem kaum auffälligen Nicken. Keine hastige Bewegung, keine dramatischen Gesten.
Ohne die plüschigen Zeitgenossen weiter zu beachten, geht Berion einfach weiter den beschriebenen Weg entlang. Hier gibt es keine Kreuzungen und keine Abbrüche. Etwas verwachsener als die anderen Wege ist er aber schon. Der Berg zur Linken biegt ab, ein steiler Hügel nimmt seinen Platz ein. Berion erblickt in der Ferne wieder einen Wegschrein. Es ist wieder die einfache Ausführung, die wieder Zeus oder sein rhomäisches Pendant zeigt. Auch hier haben sich Wölfe versammelt. Ebenso unbeeindruckt von einander wird Notiz genommen. Man ist freundlich, aber hält Abstand. Dem Magier kann es nur recht sein. Er hat kein Interesse an einem Konflikt mit diesen ausgezeichneten Kämpfern, die ihre Wälder noch besser kennen als er. Sie sind schnell, intelligent und sicher eine eingeübte Gruppe. Das garantiert ihnen viele Jagderfolge und eine große Wehrhaftigkeit gegenüber eines Menschen allemal.
Als er einfach weiter voran schreitet, folgen ihm ein paar der Wölfe. Es sind welche der ersten Gruppe und auch ein paar der zweiten Gruppe. Offenbar gehören sie zu einem einzigen Rudel. Sie halten den gebührenden Abstand, scheinen sich aber doch dafür zu interessieren, was der Fremde in ihrem Gebiet treibt.
Sein Weg führt ihn immer weiter ostwärts. Fast schon glaubt er sich verlaufen zu haben. Doch dann kann er den vorhergesagten Flußlauf sehen. Hier sollte er den mitlerweile abgeflachten Hügel erklimmen. Berion geht an der Kante entlang zum Berg. Hier entströmt der Fluß dem See beim Kloster. Auf dem Hügel angekommen schaut er sich den Fluß genauer an. Die Fließgeschwindigkeit ist sehr langsam. Darin müsste man also gut stromaufwärts schwimmen können. Um aber wieder aus dem Wasser heraus zukommen, wenn man wieder stromabwärts schwimmt, muss man einige Züge mehr durch das Wasser ziehen. Denn zum Flußbett hin ist der Hügel nach wie vor steil, ja fast senkrecht. Aber es wird der Felsen sein, den er bei Auskundschaften des Klosters an dessen Rückseite gesehen hat. Die oberen Enden gleichen diesem. Auch von den Entfernungen her, die er nun in den Wald hinein gegangen, wird er wohl richtig stehen.
Er schaut kurz zurück, zu seinen pelzigen Wegbegleitern. Die haben angehalten, als er es tat. So bleibt die Distanz gewahrt.
Dann fällt sein Blick wieder auf das kalte Nass und er ärgert sich schon darüber, dass er sich nichts dickeres angezogen hat. Doch jetzt heißt es sowie erst einmal alles ablegen. Geht er mit der Kleidung, die er am Leib hat ins Wasser, ist sie nass und wird ihn beim Entsteigen der Fluten nicht wärmen. Also entledigt sich Berion erst der Kutte, die der dem einen Mönch abgenommen hatte. Sie würde ihn zusätzlich auch am Vorankommen im Wasser hindern und zudem sich mit Wasser vollsaugen und ihn nach unten ziehen. Da es hier im Wald kein Weibsbild gibt, ist es ihm auch kein Graus sich auch aus seiner Hose zu befreien. Er legt die Sachen auf einem Felsen ab, an einer moosfreien Stelle. Zwar ist diese kälter, als die bedeckten, aber die Kleidung wird sich nicht mit Wasser vollsaugen. Waffen und Werkzeuge führt er ja nicht mit sich. Er greift im Unterholz aber nach einem Stock, in der Länge eines kurzen Schwertes und prüft mehrmals, dass dieser noch nicht morsch ist. Diesen in der rechten Hand steigt er langsam ins Wasser und verzieht das Gesicht, wie kalt dieses Nass ist. Wahrlich nicht weit einer Bergquelle. Anders kann er es sich in diesem Moment nicht erklären.
Doch das ist im Moment nicht wichtig.
Mit einem Sturz nach vorn macht er sich auf ins Wasser und ist komplett bedeckt. Berion durchschwimmt die große Höhle. Glücklicherweise muss er nicht tauchen. Denn dann besteht die Gefahr nicht zu wissen, wann man wieder an die Oberfläche zurückkehren kenn. Noch dazu in der Nacht. Über ihm hängen bedrohlich Stalaktiten, wie Damoklesschwerter. Doch sie sind fest. Berion erreicht den See unversehrt und findet sich nun unterhalb des Klosters. Und hier unten kann ihn niemand entdecken. Niemand wird ihn hier erwarten. Er durchschwimmt das Wasser, hält sich vorerst von den Wänden fern. Der Mondschein kommt kaum in diese tiefe Schlucht. Er kann die gesamte Brücke sehen, wie zu erwarten aber nur von unten. Und auch, ob es hier gut erklimmbare Aufgänge gibt, ist nicht auszumachen. Der Magier schwimmt bis an den die Felskante und sucht nach einem Platz, an dem man diese Steilwand empor kommt. Ein Fels auf dem er sich abstellen kann, ermöglicht es ihm, ein Stück weit auf dem Wasser aufzuragen. Auf der nassen Haus streicht der stete Höhlenwind eiskalt vorbei. Unwillkürlich beginnt er zu zucken.
Er konzentriert sich, legt seine Hand auf die Brust. Er hebt diese langsam wieder von ihr ab. Auf seiner Brust entsteht eine leuchtende, rote Stelle. Ihr entsteigt eine kleine Flamme. Berion nimmt sie mit seiner rechten Hand und schließt diese zur Faust. Von dieser aus wandert ein Leuchten den Arm herunter, über den Brustkorb, zum anderen Arm. Als er auch diese Hand zur Faust schließt, rast das Leuchten auch herunter bis zu den Füßen und entgegengesetzt auch bis zu den Haaransätzen. Sein Haar weht kurz auf, bevor es sich wieder legt. Eine innere Wärme überkommt ihn. Der Schüttelfrost ist gewichen. Wie ein Feuer durchwärmt es seinen ganzen Körper.
Ein weiterer Vorteil ist das leichte Leuchten, dass ihn Dinge in der nächsten Nähe besser wahrnehmen lässt.
Mit der Hand fährt er daher über die schwarze Wand vor ihm. Er sucht nach greifbaren Steinen und Rundungen im Felsen, die er als Griffe und Tritte verwenden kann. So kommt er eins ums andere, Stück für Stück voran. Doch auch mit dieser Methode dauert es eine gewisse Zeit, bis er sich im Schutze der Nacht die Wand hoch gearbeitet hat.
Damit er aber nicht entdeckt wird, verglimmt das Strahlen seiner flammenden Außenhaut. Die frische Luft hat ihn wieder. Doch hier oben ist es lange nicht so kalt, wie am Fuße dieses Grabens oder gar im Wasser.
Nur hat er wenig erreicht.
Er schaut über die Kante des Felsens, an dem er sich nach allen Kräften festklammert. Er kann von hieraus den Vorplatz des Klosters besser einsehen. Wieder sieht er den Wächter, der ihn glücklicherweise nicht wahrnimmt. Aber er kann von dieser Stelle keine neuen Informationen sammeln. Er ist kaum näher an den Mauern. Wieder kann er nicht sehen, was sich dahinter befindet und mit wie vielen Gegnern zu rechnen sein wird.
Also macht er sich für den Abstieg bereit. Den Wachmann lässt er vorerst in Frieden. Alles, was einen Angriff direkt vor dem Kloster verrät, könnte den Ansturm auf diese Festung erheblich erschweren.
Von hier jedoch, kann er die Mauern des Klosters besser abschätzen.
Zwischen den zwei massiven Steinhäusern, die ohne Werkzeug nur schwer zu erklimmen sein werden, steht eine Mauer. Bestimmt ist sie zu groß, als das man einfach mit einer Räuberleiter darüberkommt. Die Klosterkirche und ihr eindrucksvoller Turm sind das Einzige, was sich aus den Klostermauern erhebt. Je ein Dampfablass steht auf den zwei massiven Steinhäusern. Für einen geübten Werfer eines Kletterhakens wären sie ideale Ziele. Aber außer ihm selber mag hier vorerst niemand einfallen.
Er hat nun auch wieder das untere Ende der Wand erreicht und steht wieder mit beiden Füßen im kalten Wasser. Sogleich vermisst er bereits die warmen Flammen seiner Magie. Doch es hilft nichts. Berion springt wieder ins nasse Element und versucht wieder durch den Ausgang zu finden. Es ist hier unten jedoch pechschwarz. Auf dem Hinweg hat er sich daran orientiert, wo er die Sterne am Himmel erkennen kann. So wusste er, wo eine Felswand über ihm ist und wo nicht. Doch jetzt auf dem Rückweg muss er permanent auf seine Ebene schauen und sieht dabei leider nichts. So verwendet er die Füße für den Schub im Wasser und die Hände mal zum Greifen, mal zum Ertasten, mal zum Vorankommen. Dann erfasst ihn die leichte Strömung, gegen die er beim Eingang schon anschwimmmen musste. Nun aber trägt sie ihn hinaus. Sie ist nicht so stark, dass er gar nichts mehr machen müsste oder ihn daran hindert, ihr entgegen zu steuern. Aber es erleichtert das Finden des richtigen Weges und das Entkommen aus dieser kalten Schlucht. Er lässt sich jedoch nicht herausspülen, sondern bewegt sich aktiv.
Er findet einen Küstenstreifen, bei dem der Ausstieg besser gelingt. Endlich kann er an einer flachen Stelle dem Wasser entsteigen.
Er schüttelt sich wie ein Hund, reibt sich die Arme und Beine. Dann sucht er die Kutte, die er zuvor abgelegt hat. Erst jetzt bemerkt er, dass er den Stock aus, den er zuvor mit ins Wasser genommen hat, in der Schlucht abgelegt hat. Ein Klettern mit diesem wäre deutlich schwieriger gewesen. Er schlüpft in den dicken Stoff, zieht sich auch schnell die Hose drunter. Es schüttelt ihn dennoch. Die Kälte ist ihm in alle Glieder gekrochen. Doch das Rudel umzingelt ihn.
Berion blickt dem Leitwolf in die Augen und die knurrigen Gesellen legen sich handzahm um den Neuling in ihrer Mitte. Eingewickelt in das ungewöhnliche Kleid aus Pelz döst der Magier weg und schläft schlussendlich ein.
Als Berion erwacht, ist es bereits fortgeschrittener Vormittag. Die pelzigen Gefährten sind ihm nicht von der Seite gewichen. Er reibt sich die Augen und weckt dabei die Wölfe. Wie man es kennt, sind sie mit jeder Bewegung wieder etwas lichter. Als Berion sich erheben will, muss er erst einen der pelzigen Freunde von seinen Beinen hiefen. Die neue Freundschaft in allen Ehren, so muss er doch langsam aufbrechen. Nicht das man nach ihm sucht, weil man ihn vermisst und die Suchenden dann selbst in Schwierigkeiten geraten. Berion verabschiedet sich von seinen neuen Freunden und macht sich schnellstens auf, ins Dorf zurück.
Doch seine Sorge ist unbegründet. Angekommen im Dorf, muss er feststellen, dass niemand ihn vermisst hat. Einige schrecken sogar zuerst auf, da er ja in der Kutte ihrer Peiniger unterwegs ist. Eine solche Egalität gegenüber dem, der sie noch am Tag zuvor vor den Mönchen gerettet hat, hätte er allerdings nicht erwartet. Schon überlegt er sich, ob es die Sache überhaupt wert ist oder er einfach nur versuchen soll an sein Zeug im Kloster heranzukommen und die Dörfer hier ihrem Schicksal zu überlassen.
Aus diesem negativen Denken reißt ihn der Junge von Bernd, dem Bauern, der ihm beim Abtransport der Leichen geholfen hatte. Für ihn sind er und sein Vater Helden. Die Mutter hatte frisches Brot gebacken. Und obwohl es selbst für die Familie kaum reichte, brach der Junge ein Kanten davon ab und überreichte es dem Fremden. Der schaute sich kurz um. Überall verdutzte Gesichter. Dann ein Blick auf den Kanten. Er hatte schon seit Tagen nichts ordentliches mehr gegessen und fühlt sich als würde er bereits lange über seine Reserven arbeiten. Daher hat er keine Skrupel einfach in das Brot zu beißen und es förmlich zu verschlingen. Jeder Bissen ist eine Wohltat.
Berion dankt dem Jungen, streicht ihm über den Kopf. Er geht zur Kirche und sucht den Priester auf. Das versammelte Dorfvolk folgt ihm.
"Ich bin zurück!", ruft er laut. Der Priester zuckt zusammen und erschrickt sich ebenfalls zuerst vor der Kutte. Doch schnell wird klar, dass hier kein Unterdrücker steht. "Was hättet ihr tun sollen? Mich suchen? Ich war weit von der ursprünglichen Route entfernt. Ich hätte überall auf dem Weg verschwunden sein können. Ihr hättet mich ewig und wahrscheinlich vergebens gesucht. Von daher tue ich euch keinen Abbruch, dass ihr es nicht versucht habt?" Der Priester ergänzt: "Zumal du nicht das erste Mal in dieser kurzen Zeit im Wald verschwindest und einfach zu einem späteren Zeitpunkt von irgendwo her auftauchst."
Die Kirche füllt sich und man bietet ihm schnell einen Platz an. Die Bauern wurden vom Pfaffen instruiert, sich hier zu versammeln, wenn der Fremde zurückkehrt. Jeder will einen Platz nahe diesem, um zu erfahren, was er herausgefunden hat.
Berion erzählt vom Durchgang durch die Felsen, der in die Schlucht vor dem Kloster führt. Leider kann er daran nichts Positives finden, da die Felswand zum Erklimmen keinen Vorteil gegenüber dem Gang über die Brücke verhilft. Nach wie vor wäre man auf dem Vorplatz und käme damit kein Stück weiter. Man würde nicht so schnell gesehen werden, da die Wache sich ja lediglich auf die Brücke konzentrieren würde. Aber die Mauern überwindet man so nicht. Der Magier schlägt also vor, den Vorplatz zu belagern. Aber für eine Belagerung benötigt man Proviant und Durchhaltewillen. Er kann hier weder das eine noch das andere ausmachen. In den Gesichtern der Bauern macht sich Verzweiflung und Resignation breit.
Ein Eroberungsplan wird schwer umsetzbar.
Irgendwie müssen es die Banditen auch ins Kloster geschafft haben. Mönche sind zwar Männer, die sich dem Frieden verschrieben haben. Aber auch diese wissen, sich zu wehren. Also müssen auch die Banditen irgendwie dieses Bollwerk geknackt haben. Welche Schwachstelle sie ausgenutzt haben, hat Berion leider nicht herausgefunden. Genau das aber war der Grund für seine Reise.
Doch auch, wenn er es herausgefunden hätte, könnte man sich denken, dass die Eindringlinge sich diesen Weg, wo auch immer er sein mag, sicher auch gesichert haben. Eben damit kein anderer auf den gleichen Einfall kommt. Was die Sache für die Bauern zudem auch noch erschwert, ist der Umstand, dass sie bereits einige ihrer Leute verloren haben. Das wird sie vorsichtig machen. Auch der Mann, den Berion in der Nähe des Klosters getötet hat, wird für Ausregung sorgen. Es könnte also sein, dass sie einen Angriff kommen sehen oder zumindest bereits davon ausgehen, dass sie nicht mehr so leicht, wie in der Vergangenheit an Güter kommen. Je nachdem, wie viele weitere Dörfer sie auf diese Art geplündert haben, werden sie Reserven angesetzt haben, die entsprechend lange reichen könnten.
Eine Belagerung ergebe also nur dann einen Sinn, wenn sie die anderen Dörfer im Tal ebenfalls mobilisieren können. Ein gut befestigte Anlage kann von einer handvoll Leute verteidigt werden. Die Belagerer müssen im Verhältnis drei zu eins, oder besser fünf zu eins, die Mannschaftsstärke der Verteidiger übersteigen. Noch dazu, wenn die Verteidiger wohl im Umgang mit den Waffen geübt sind, die Bauern jedoch nicht.
Berion zerstreut die Bedenken der letzten, die noch daran glaubten, dass es sich um echte Mönche handeln könnte. Ihre Vorgehensweise kann einfach nicht die von Mönchen sein, auch wenn es geringe Chancen darauf gebe. Aber das dann alle Mönche über diese Art verfügen, ist dann doch zu unwahrscheinlich.
Berion weist den Priester an, die Bauern in die verschiedenen Dörfer zu schicken. Am Besten paarweise, um nicht auf dem Weg abgefangen zu werden. Er weiß noch nicht genau, wie taktisch die Banditen vorgehen, will daher nichts ausschließen. Da der Priester sich besser in der Gegend auskennt, weiß er, wann er welche Bauern wohin entsenden muss.
Berion steht auf und will wieder gehen. Alle fragen sich, wo er wieder hin will. Ist er nicht gerade erst wieder aufgetaucht?
Nur der Pfaffe meldet sich diesem zu Wort: "Wo willst du hin?" Der Fremde antwortet: "Ich werde einige Dinge vorbereiten. Draußen im Wald. Wir treffen uns am Eingang des Klosters in zwei Tagen wieder. Bring so viele Bauern mit, wie du kannst."
Noch bevor er das Dorf verlässt, geht er in die Schmiede und greift sich den Schürhaken. Er fragt den herbeieilenden Schmied, ob er sich diesen und einen Schmiedehammer mitnehmen kann, sowie ein Seil, dass er auf dem Boden findet. Der Schmied wirkt irritiert, ob der sehr präzisen Anfrage. Offenbar hat der Fremde einen Plan. Der Befragte ist immer noch stumm und etwas konfus, doch er gibt mit einem Nicken zu verstehen, dass er der Bitte stattgibt. Dieser geht mit den Utensilien wieder von dannen und verlässt das Dorf erneut. Die Bauern sind ratlos.