Kapitel XI
Schweigend gingen sie die Straße entlang. Diesmal waren sie nicht in irgendeiner mit Touristen überfüllten Gegend gelandet. So war es ruhiger, als zuvor.
Und auch das Wetter war freundlicher. Fast schon frühlingshaft.
Unweigerlich stellten sie sich die Frage, wie lange sie nun schon wieder in einem Durchgang gesteckt hatten. Aber sie wussten nun, dass ihre Reisen sie nicht nur an die verschiedensten Orte mit den unterschiedlichsten Klimazonen und Temperaturen brachte, sondern dass sie mitunter auch ziemlich lange unterwegs waren, ehe sie irgendwo landeten. Vielleicht war dies wieder geschehen und es war nicht mehr Winter. Vielleicht war es schon längst Frühling?
„Der Typ hat sie doch nicht mehr alle!“ platzte es aus Adrian heraus und er unterbrach damit die Stille, die zwischen den dreien herrschte.
„Was meinst du?“ wollte seine Schwester wissen.
„Na ja, erst behauptet er, er will uns alles erklären und dann sagt er, dass er nichts weiß!“ fluchte Adrian genervt.
„Vermutlich weiß er mehr, als er sagen wollte!“ meinte Barry im ruhigen Ton ohne seinen Blick auf Adrian und Kayleigh zuzuwenden. Auch er dachte darüber nach, was es mit die Typen in Australien auf sich hatte.
„Ich wüsste gern, wo wir jetzt schon wieder stecken!“ seufzte auf einmal Kayleigh und sie blieb mitten auf der Straße stehen und sah sich um.
Zwar wirkte die Region irgendwie italienisch. Aber andererseits hätte es auch irgendeine andere Landschaft sein können. Vereinzelte Bauernhäuser und Farmen waren zu sehen. Schafe standen auf einer eingezäunten Wiese. Und das alles im Schatten von Bergen.
Ein paar ältere Menschen spazierten an ihnen vorbei. Aber sie sahen sich die Fremden nur kurz an und setzten dann ohne großes Interesse an ihnen ihren eigenen Weg fort.
„Also wenn ich hier wohnen würde, würde ich mich tierisch langweilen!“ kam es wieder von Adrian, der sich ebenfalls einen Überblick über die Landschaft verschafft hatte.
„Du hättest aber sicherlich kaum Zeit dich zu langweilen!“ meinte Kayleigh nur leise, „So ein Bauernhof erledigt seine Arbeit nicht von selbst!“
„Klar, ich und Bauer!“ spottete Adrian nur.
„Wir sollten weiter!“ bestand Barry und ging voran.
„Na gut, ich will hier auch nicht überwintern!“ antwortete Adrian ihm und setzte ebenfalls seinen Weg fort.
Kayleigh aber wartete noch. Irgendetwas beunruhigte sie. Zwar schien die ganze Gegend mehr als harmlos zu sein, recht friedlich irgendwie, aber dennoch spürte sie, dass etwas nicht stimmte.
Sie wollte gerade die Jungs zurückrufen, wenngleich sie nicht wusste, was sie ihnen sagen sollte, als sie einen alten Herrn bemerkte, der langsam auf sie zu humpelte.
Und je näher der Mann kam, umso unbehaglicher wurde das Gefühl.
Wie ein immer stärker werdender Magenkrampf fühlte es sich an. So als habe sie das Falsche gegessen.
„Buongiorno!“ grüßte der Alte auf Italienisch und zog freundlich die graue Schirmmütze von seinem Kopf.
Er sah harmlos aus, wie wohl jeder andere alte Mann. Und dennoch konnte sie noch immer spüren, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
„Was wollen sie?“ kam es etwas lauter über ihre Lippen. Es klang ziemlich feindselig, wie sie selbst bemerkte. Aber sie wusste, dass sie dem Herrn nicht trauen konnte.
Er zog seine weißen Augenbrauen nach oben, sah sie fragend an und grinste dann.
„Ich habe euch kommen gesehen!“ meinte er dann in fast akzentfreien Englisch.
„Kayleigh?“ Die Jungs hatten erst jetzt bemerkt, dass sie nicht mit ihnen gegangen war und rannten etwas panisch zu ihr.
„Wer ist das?“ kam etwas zorniger von Adrian, als er es beabsichtigt hatte. Aber er hatte ihren Gesichtsausdruck gesehen und wusste, dass etwas nicht stimmte. Und auch er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Mann gefährlich war. Zudem musste er, da er der ältere Bruder war, irgendwie seine kleine Schwester beschützen, dachte er sich.
Der Mann musterte die Jungen und begrüßte auch sie freundlich mit einem „Buongiorno!“
„Komm mit Kayleigh!“ Adrian packte seine Schwester an der Hand und wollte sie weg ziehen.
„Ihr kommt direkt aus Australien!“ kam von dem Mann, der sich weder durch die finsteren Blicke der Jungs noch durch die ebenso feindselige Stimmung des Mädchens beirren ließ.
„Woher wissen sie das?“ wollte Barry wissen und trat einen Schritt näher auf der Alten zu.
„Ich habe euch gesehen!“ kam nur leise geflüstert vom Alten, „Und ich kenne auch den Schlüssel, der euch her brachte!“
Alle drei sahen ihn fragend an.
„Matt hat euch geschickt!“ meinte der Alte und wartete auch eine Reaktion der drei.
„Du kennst ihn?“ Wieder war es Barry, der aussprach, was auch den anderen durch den Kopf ging.
Der Alte nickte nur.
„Was weißt du noch?“ Seine Stimme klang noch immer recht drohend. Er traute dem Alten nicht.
„Was soll das heißen, du kennst den Schlüssel?“ wollte Kayleigh wissen.
Der Alte sah sie musternd an, ging aber weder auf ihre Frage noch auf die von Barry ein. Er warf einen Blick über die Straße.
Ein paar Bauern waren stehen geblieben. Anscheinend wollten sie ihren alten Freund helfen, sollte er Ärger mit den Jugendlichen bekommen. Sie schienen ja nicht gerade freundlich zu sein. Was sie beredeten, verstanden sie nicht.
„Matt hat euch hierher geschickt!“ begann der Alte erneut, „Er glaubt anscheinend noch immer, dass ich ihm irgendwie helfen kann!“
Wieder gab es mehr Fragen als Antworten.
„Wobei helfen?“ Kayleigh hatte zwar noch immer das ungute Gefühl im Magen, aber ihre Neugier schien größer.
„Das Geheimnis der Schlüssel zu finden!“ flüsterte der alte Mann.
Nun starrten auch die Jungs ihn fragend an.
Kurz besah sich der Alte die drei Kinder, dann humpelte er einfach an ihnen vorbei, ohne irgendein weiteres Wort.
„Was sollte das jetzt?“ knurrte Adrian.
„Meinst du, Matt hat uns wirklich hierher geschickt?“ wollte Kayleigh von Barry wissen.
Der zuckte nur mit den Schultern und sah dem Alten nach.
Nach ein paar Schritten blieb der Alte stehen und drehte sich zu den drei um.
„Wollt ihr nun noch Antworten haben?“ rief er ihnen zu.
Barry nickte seinen Begleitern zu und ging langsam zu dem Alten.
„Was soll das?“ murmelte Adrian und sah seine Schwester an.
Sie war ebenso ratlos.
„Sollen wir wirklich …?“
„Irgendwie ist der Kerl eigenartig!“ meinte Kayleigh nur. Adrian wusste nicht ob sie Barry meinte oder den alten Mann. Denn eigenartig waren in seinen Augen beide.
Kayleigh drückte Adrians Hand, die sie die ganze Zeit gehalten hatte, und ging langsam, mit ihrem Bruder an der Hand, dem Alten und Barry nach.
„Wir müssen vorsichtig sein!“ meinte sie leise zu ihm. Und er nickte nur.
Der Alte führte die Drei ein paar Häuser weiter und hielt erst vor einem kleineren Haus an, welches den Eindruck machte, dass es so etwas wie die Dorfgaststätte sein könnte.
Davor standen ein paar Stühle und ein etwas wackeliger Holztisch.
„Das ist besser, als die ganze Zeit zu stehen!“ meinte der Alte und nahm sofort Platz.
Noch immer waren die drei misstrauisch und sahen sich um.
„Hier können wir reden ohne gestört zu werden!“ kam von dem Alten. Etwas belustigt musterte er erneut seine drei Gesprächspartner, die im Grunde anscheinend noch nicht viel zu sagen hatten.
Da sie sich aber noch immer nicht trauten sich zu setzten oder zu sprechen, stellte er sich erst einmal vor.
„Ich bin Bastiano!“ Er nahm erneut die Schirmmütze von seinem hellen Haupt und legte sie auf dem Tisch ab.
„Matthew kenne ich nun schon seit ein paar Jahren!“
Anscheinend erwartete er, dass seine Bekanntschaft zu Matt ausreichen würde, dass er in ihren Augen vertrauenswürdiger war.
„Und er wollte, dass ich ihm mehr über die Schlüssel verrate!“
Nun zeigten die Drei endlich eine Reaktion.
„Und was wissen sie?“ kam langsam von Barry und er zog einen Stuhl etwas vom Tisch weg, um sich dann in einem sicheren Abstand zum Alten zu setzten.
Der Alte schmunzelte.
„Ich weiß, ...“ begann er ruhig, „... das sie sehr alt sind!“
Kayleigh zog eine Augenbraue nach oben. Soviel hatte ihnen Matt auch schon erzählt.
Noch immer standen sie und ihr Bruder händehaltend vor dem Tisch.
„Die Geschichte der Schlüssel ist mehrere Jahrzehnte alt!“ korrigierte sich Bastiano. Doch noch immer war die Aussage wenig informativ.
„Man sagt, dass es am Anfang nur einen einzigen Schlüssel gab!“
„Also wieder nur ein Gerücht!“ knurrte Adrian sogleich.
Der Alte schüttelte den Kopf.
„Ja und nein!“ meinte er dann, „Denn an jedem Gerücht ist etwas wahres dran!“
Kayleigh wartete eigentlich noch immer darauf, dass er endlich mit der Wahrheit herausrückte. Aber anscheinend würde sie nie die ganze Sache erfahren. Anscheinend lag es in der Natur der Wissenden, niemals ihr Wissen mit anderen zu teilen.
„Der erste Schlüssel diente nur einem einzigen Mann. Doch als er einen weiteren Schlüssel schuf, begann das Chaos!“
Der Alte holte tief Luft und wartete auf irgendeine Reaktion.
„Der zweite Schlüssel kam abhanden und der Finder nutze ihn, für seine Zwecke!“
„Aber das ist sicherlich auch nur ein Gerücht!“ knurrte Adrian dazwischen, „Und wie erklärt das, dass es so viele gibt?“
Bastiano sah ihn fragend an.
„Es gab auf einmal nicht nur einen Reisenden und nur einen Schlüsselmeister!“ antwortete er dann.
„Was?“
„Der Schöpfer eines Schlüssels!“
Noch immer verstand keiner der Drei, wovon der Alte eigentlich redete.
„Nur ein Meister kann Schlüssel erschaffen und sie auch unbrauchbar machen. Aber nutzen können die Schlüssel viele.“ Bastianos Art zu Reden ermüdete allmählich.
„Aber wieso gibt es so viele Schlüssel?“ wiederholte Adrian seine Frage.
„Da könntest du genauso fragen, wieso es so viele Menschen auf der Welt gibt!“ kam vom Alten.
„Wie funktionieren sie?“ wollte nun Barry wissen.
„Keiner hat es wirklich herausgefunden!“ meinte Bastiano leicht nachdenklich, „Vielleicht Wunschdenken, Magie?“
„Wenn es am Anfang nur einen Schlüssel gab, wie … Wie hat ihn der Schöpfer benutzt?“ wollte Kayleigh auf einmal wissen, „War er dann auch ziellos umher gereist?“
Bastiano zog die Augenbrauen hoch.
„Der erste Schlüssel ...“ Wieder holte er tief Luft und schien seine Gedanken sortieren zu müssen, „Der Universalschlüssel brachte einen dahin, wohin man immer wollte! Er konnte jede Tür öffnen und jedes Ziel finden!“
Alle Drei sahen den Alten fragend an.
„Universalschlüssel?“
Bastiano lachte kurz. „So könnte man das Ding nennen!“ gab er zu.
„Wo ist der Schlüssel?“ Kayleigh brannte darauf mehr über den Originalschlüssel zu erfahren.
„Verschwunden!“ Bastiano schien nicht sehr begeistert darüber.
„Das Buch …!“ Adrian tippte seine Schwester von der Seite an.
Kayleigh fischte das Buch aus ihrer Tasche und hielt es sichtbar nach oben. Geben wollte sie es dem alten Mann nicht. So sehr traute sie ihm nicht.
„Matt sagt uns, dass es uns helfen könnte!“ erklärte Kayleigh kurz.
Bastiano nickte nur kurz.
„Ja, aber wie soll es uns nützen?“ kam von Adrian.
„Es heißt, dass einige ihre Reiseerlebnisse notiert haben. Meist haben die Reisenden ihre Geschichten dann vererbt oder sie wurden gestohlen.“ versuchte Bastiano zu erklären, „In vielen der Bücher war soviel über die Schlüssel notiert, dass ziemlich schnell Gerüchte entstanden.“
„Was für Gerüchte?“ wollte Barry wissen.
„Die Gerüchte über die Herkunft der Schlüssel!“
„Ja, aber wie kann uns dieses Buch hier nützlich sein?“ wiederholte Adrian genervt seine Frage. Er wollte endlich mal eine richtige Antwort hören, die nicht sofort neue Fragen aufkommen lies.
„Wir sollen die ursprüngliche Geschichte darin finden!“ flüsterte Kayleigh, „Das hat Matt gesagt!“
Wieder zog Bastiano die Augenbrauen hoch.
„Die ursprüngliche Geschichte ...“ murmelte er leise vor sich hin.
Dann richtete er seinen Blick wieder auf Kayleigh und Adrian.
„Ihr besitzt etwas sehr wertvolles!“ meinte er zu ihnen.
„Und was genau?“ knurrte Adrian sofort wieder.
Kayleigh stieß ihn von der Seite an.
„Wie können wir unsere Familie wiederfinden?“ kam es von Barry.
Nun sah ihn nicht nur Bastiano fragend an. Auch Kayleigh und Adrian warfen ihm fragende Blicke zu. Bisher hatten sie sich keine großen Gedanken darüber gemacht, dass auch er seine Familie vermissen könnte.
„Deine Familie?“ murmelte Bastiano, „Du wirst sie wiedersehen! Irgendwann! Mit Sicherheit!“
Er klang sich alles andere als sicher.
„Aber vermutlich wird es anders sein, als du es erwartest?“
Barry war wenig begeistert davon, dass es anders sein würde. Im Grunde wollte er es sich nicht vorstellen, was mit seiner Familie wohl schon längst passiert sei. In den Jahren seiner Reise hatte er immer mehr den Überblick über die Zeit verloren. So wirklich konnte er nicht mehr sagen, wie viele Jahre inzwischen vergangen waren, seit seines unfreiwilligen Reiseantritts. Und er selbst war immer wieder mal jünger, älter und wieder jünger geworden. So dass er im Grunde nicht einmal mehr wirklich sagen könnte, wie alt er nun wirklich war.
Sollte er seine Familie wirklich wiedertreffen, würde es anders sein, als er erwarten würde. Mit Sicherheit.
„Und ihr beide ...“ Er richtete seinen Blick auf Kayleigh und Adrian, „Ihr werdet irgendwann auch wieder nach hause finden!“
Kurz brach Schweigen aus. Wieso hatte er den Geschwistern nicht auch versprochen, dass sie ihre Familie wiederfinden würden? Wusste er da etwas, was sie nicht wussten?
„Woher wusstest du, dass wir auftauchen?“ fiel Kayleigh plötzlich ein.
„Was meinst du?“ Keiner der anderen Drei verstand, was sie meinte.
„Du wirst doch nicht die ganze Zeit in der Nähe der Tür, durch die wir gekommen sind, gestanden haben und gehofft haben, dass irgendwann mal jemand auftaucht!“ erklärte sie, „Also woher wusstest du, dass wir kommen?“
„Ich habe nicht die ganze Zeit bei der Tür gewartet!“ antwortete Bastiano verschmitzt, „Im Grunde habe ich euch erst auf der Straße entdeckt und bin euch gefolgt!“
„Also verfolgst du immer … Touristen?“ kam von Adrian.
„Nur wenn ich spüre, dass sie besonders sind!“
„Was meinst du damit?“
„Sie hat es auch gespürt! Du vielleicht auch und vielleicht auch er!“ Bastiano zeigte von einem zum anderen.
„Was?“ Wieder einmal schien es so, als wolle der Alte Adrian keine klare Antwort geben.
„Die Schlüssel!“
Kayleigh sah mit einem Male ziemlich verbissen drein.
„Einige können die Schlüssel spüren, andere können sie sehen!“ lachte Bastiano, „Und manchmal kann man auch einen Schlüsselträger spüren!“
„Warum?“ kam es leise von ihr.
„Es liegt vermutlich an der Magie der Schlüssel! Sie ziehen sich an. Wie Magneten!“ Bastianos Lächeln im Gesicht erstarb, „Daher ist es gefährlich!“
„Weil jemand anderes einen findet, ehe man ihn bemerkt?“
Bastiano nickte.
„Es gibt einige, die alle Schlüssel an sich reißen wollen, um die alleinige Macht über sie zu haben. Oder weil sie hoffen, irgendwie den verloren gegangenen ersten Schlüssel zu finden.“ kam leise von dem alten Mann.
Wieder kam bedrückende Stille auf.
Zwar wusste Kayleigh nun woher ihre plötzliche Magenverstimmung herrühren konnte, aber es beruhigte sie nicht im Geringsten. Adrian erging es nicht anders.
Und auch Barry war nicht im mindesten erleichtert darüber. Zwar war er schon sehr lange unterwegs, aber bisher hatte er noch nie soviel erfahren. Nur wusste er nicht, weswegen er gerade jetzt Antworten bekam. Jetzt wo er auf die Geschwister getroffen war.
„Wenn wir den Universalschlüssel finden würden, könnten wir dann unsere Familie wiederfinden?“ fiel Kayleigh ein.
„Wenn du weißt, wo sie ist?“
Kayleigh schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht wo ihr Vater und ihre Tante waren.
„Du kannst kein Ziel bestimmen, wenn du nicht weißt, wo du hin möchtest!“ erklärte Bastiano ruhig, „Daher solltet ihr euch Zeit nehmen!“
„Zeit?“ Adrian war wieder kurz davor seinem Ärger Luft zu machen, „Was wenn unsere Familie längst irgendwo aufgetaucht ist und in Gefahr! Da kann man sich keine Zeit nehmen!“
„Du wirst sie dir nehmen müssen!“ Bastiano klang nun nicht mehr ganz so freundlich sondern etwas strenger, „Wenn du immer nur los stürmst, wirst du so manches übersehen, was dir hilfreich sein könnte!“
Adrian sah den Alten zerknirscht an.
„Außerdem ist es manchmal auch notwendig eine Pause zumachen. Immer nur reisen ist nicht gesund!“
Noch immer war Adrian wütend über die Aussage des Alten.
Kayleigh hatte das Buch wieder weggepackt und griff nach Adrians Hand.
„Benimm dich!“ schien sie ihm zu zuflüstert und drückte seine Hand zusammen. Es schien zu wirken. Adrian schluckte seinen Zorn runter, wenngleich er den Alten immer noch wutentbrannt anstarrte.
Bastiano schmunzelte kurz.
„So ist es richtig!“ meinte er dann, „Ihr müsst zusammen halten, um das alles zu überstehen!“
Kayleigh sah ihn fragend an.
„Zusammen werdet ihr sicherlich mehr herausfinden als allein!“ Dabei warf er Barry einen Blick zu.
Dann stand der Alte auf und humpelte auf die Haustür zu.
„Und nun solltet ihr weitergehen!“ meinte er und öffnete die Tür.
Und wie schon bei Matt war hinter der Tür nicht das zu sehen, was man dahinter erwarten würde.
Statt des Hausinneren sahen sie eine weitere Straße.
Bastiano winkte ihnen zu, dass sie durch die Tür treten sollten.
„Einen anderen Durchgang werdet ihr so schnell nicht finden!“ meinte er nur, als sie sich nicht von ihrem Fleck rührten.
Barry warf den Geschwistern einen fragenden Blick zu, stand dann von seinem Platz auf und ging zu der Tür hin.
„Achtet auf die Zeichen!“ meinte Bastiano nur, als Barry an ihm vorbei durch die Tür ging.
Kayleigh führte ihren Bruder an der Hand hinterher.
Sie warf Bastiano noch einmal einen fragenden Blick zu.
Der Alte warf für sie noch immer merkwürdig. Egal wie sehr er ihnen mit seinen Antworten auch geholfen haben mochte. Irgendetwas hatte er ihnen aber vorenthalten, dachte sie sich.
Dann verschwanden auch sie und Adrian in der anderen Landschaft, hinter der Tür.
Bastiano sah ihnen kurz nach. Dann schloss er die Tür und setzte sich wieder an den Tisch und holte tief Luft.
Er dachte kurz darüber nach, wie vielen Reisenden er schon begegnet war. Viele waren es nicht. Und bis jetzt hatte auch noch nie einer soviel wissen wollen. Außer Matt. Und dennoch hatte noch nie einer wissen wollen, woher er das alles wusste.
„Eigenartig!“ schmunzelte er nur und genoss die frühlingshaften Sonnenstrahlen.
Ruhe war wieder eingekehrt.
Wer weiß wie lange?