Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)




Unterhaltungsliteratur in ihren verschiedenen Formen, wie beispielsweise Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Berichte, Märchen und Sagen

Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Fr 21. Okt 2011, 10:00

Kapitel I

Klara schaut auf ihre Uhr. Straßsteinchen markieren die einzelnen Zahlen. In Kürze ist es 14 Uhr und Antonia müßte bald eintreffen. Schon eine Weile hatten sie sich nicht mehr gesehen. Klara ist in ihrem neuen Job so aufgegangen, daß sie für nichts anderes mehr Zeit findet. Sie will nach oben, Karriere machen, viel Geld verdienen, im Luxus leben. All dies hat seinen Preis und Klara ist nur allzu gern bereit, diesen zu zahlen. Einen reichen Mann, der jeden morgen mit seinem Luxuswagen vorfährt und auch sonst einen sehr edlen Eindruck macht, hat sie sich schon ausgekuckt. Er hat eine weiße Villa mit Säulengang am Rande der Stadt, von wo aus man einen herrlichen Blick über den Fluß hat, der diese durchzieht. Sie hatte die Fotos gesehen, die er mitgebracht hat, kurz nachdem er die Villa gekauft und bezogen hatte. Auch sein Interesse an Klara scheint größer zu sein. Speziell gesagt hat er zwar diesbezüglich noch nichts, doch waren die beiden schon ein paar mal zusammen aus. Klara fühlt sich dann immer wie eine Königin oder wenigstens wie eine Prinzessin. Mit dem edelsten Schmuck behangen und dem feinsten Kleid umhüllt, führte er sie aus in die nobelsten Restaurants in der Stadt.

Gedankenverloren streicht sich Klara über ihre neu modellierten Fingernägel. Erst gestern war sie dafür im Nagelstudio gewesen und anschließend beim Friseur, der ihr Haar wieder mit dem goldensten Glanz überzog, den blond gefärbtes Haar zu bieten hat. Heute trägt sie ihre Haare hoch gesteckt und mit weißen Perlen verziert, die perfekt zu ihrer Halskette und dem Armband passen. Sie liebt es sich edel anzuziehen und so hat sie sich, trotz des freien Nachmittages, in eines ihrer enges Kostüm gezwungen und die hohen Absatzschuhe angezogen. Man weiß ja schließlich nie, wer einem begegnet.

Antonia scheint das totale Gegenteil zu sein. Nicht nur die Kleidung unterscheidet die beiden, sondern auch ihre Lebenseinstellung und ihr Männergeschmack. Antonia liebt das einfache Leben, die Natürlichkeit, das Spontane und Ungezwungene. Nie würde sie all ihre Energie für die Arbeit opfern. Sie muß keine Karriere machen. Alles kommt, wie es kommt und solange ihr noch genug Zeit zum Leben bleibt, ist es in Ordnung. Wenn sie zwischen einem tollen Arbeitsangebot und der Freizeit wählen müßte oder zwischen Karriere und Eigenbestimmung, sie würde sich immer gegen den Beruf entscheiden und für die Zeit mit Menschen die ihr wertvoll sind sowie Orten, an denen sie wirklich sein will. Was bringt es denn auch schon, sich für seine Arbeit zu verbiegen oder Dinge zu tun, die man am Liebsten gar nicht wöllte. Schon einmal hatte sie ein verlockendes Arbeitsangebot abgelehnt. Es wurde ihr mehr Geld zugesagt, einen Firmenwagen und selbständiges, freies Handeln. Sie hat es dennoch abgelehnt, da der Arbeitsplatz in Düsseldorf gewesen wäre und sie nicht, nur der Arbeit wegen, dorthin gehen wollte. Sie wollte sich nicht ergeben und Sklave eines Arbeitgebers sein. Es würde auch so weiter gehen und so war es auch. Sie weiß, was sie will und kann und auch, was nicht. Sich selbst und ihre Identität aufgeben, daß möchte sie nicht, für kein Geld oder Job der Welt.

14 Uhr. Klara blickt auf und in diesem Moment betritt Antonia das Lokal. Ihre braunen Haare haben einen leichten gold-rötlichen Schimmer. Auf den Kopf trägt sie eine wollene Mütze, unter der ihre Haare hervorlugen. Vorsichtig streift sie ihre braune Cordjacke ab, hängt sie neben den weißen Mantel von Klara und läuft auf ihren Tisch zu. Klara springt auf und beide fallen sich in die Arme. Lange Zeit schon haben sie sich nicht mehr gesehen und dies nicht nur Klaras Arbeit wegen. Antonia war auf Reisen gewesen, in einem Land, dessen Grenzen zu überschreiten sich Klara nie getraut hätte, da sie von dort eine Menge Schauergeschichten gehört hat. Dazu kommt noch die Art und Weise, wie Antonia gereist ist und wo sie übernachtet hat. Für Klara unvorstellbar. Kein Hotel oder wenigstens eine gute Herberge. Antonia war nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, mit Esels- und Pferdekarren sowie zu Fuß. Geschlafen hatte sie nur in einfachen Unterkünften oder unter freiem Himmel. Obwohl Klara all dies spannend findet, würde sie niemals so reisen wollen. Es ist doch viel zu gefährlich und dabei spielt es für Klara keine Rolle, ob sie allein oder in Begleitung reist. Um so glücklicher ist sie nun, Antonia wieder in Sicherheit zu wissen und jetzt in ihrem Arm, in diesem kleinen Lokal an der Ecke zweier Straßen.

Für Antonia war es nicht die erste Reise in dieses Land. Vor vielen Jahren war sie schon einmal mit Paul, einem guten Freund, den auch Klara kennt, dort gewesen. Paul ist ein Abenteuerer. Einige Male war er schon, nur mit Rucksack ausgestattet, unterwegs gewesen. Meistens zog es ihn in warme Gebiete. Mehrfach war er schon in Indien und Malaysia, auf Sumatra und Bali. Nie hatte er irgendetwas im Voraus reserviert oder geplant. Er hatte jeweils einfach nur seinen Rucksack aufgeschnallt und ist losgezogen. Einmal hatte er sogar eine Holzkiste dabei, einfach nur, weil er es witzig fand, eine richtige Kiste zu haben, wo er seine Utensilien verstauen konnte. Voller verrückter Ideen steckt er und man weiß nie, was als Nächstes kommt. Auf alles muß man gefaßt sein und doch kann man es nicht. Es war und es ist so, als käme Paul einfach nicht zur Ruhe. Rastlos zieht es ihn immer wieder irgendwo hin.

Diese jetzige Reise, so viel wußte Klara, hatte Antonia mit ihrem Freund gemacht, einem Freund, von dem sie bisher nicht zu viel Preis gegeben hat. Klara weiß, daß Antonia sich immer mal wieder mit jemanden trifft und etwas unternimmt, dennoch weiß sie nichts über den Unbekannten - weder wer er ist, noch wie nahe sich die beiden stehen. Sie weiß nur, daß sich Antonia mit ihm auf die Reise, von vor vielen Jahren, gemacht hat, eine Reise nach Rumänien und, daß sie ohne Fahrzeug und vorheriger Zimmerbuchung unterwegs gewesen sind. Klara ist gespannt, ob Antonia ihr heute mehr verraten wird und auch, auf all die spannenden Geschichten, die sie von ihrer Reise mitgebracht hat. Vorerst packt Antonia einen Stapel Fotos aus ihrer Filztasche und legt sie auf den Tisch.

Voller Neugier schauen sich die beiden an. Auch Antonia ist gespannt zu erfahren, wie es Klara die letzte Zeit so ergangen ist und so bittet sie diese, doch erst einmal zu berichten, was es bei ihr an Neuigkeiten gibt. Als Klara ansetzt, kommt die Kellnerin an den Tisch, um nach ihren Wünschen zu fragen. Antonia bestellt sich eine weiße Schokolade mit Schlagsahne und Klara einen großen Kaffee. Kurz darauf stehen die gewünschten Getränke auf den Tisch, den eine kleine Kerze und ein paar Blumen zieren. Eifrig berichtet Klara von ihrer Beförderung und den damit verbunden Aufstieg auf der Karriereleiter. Sie hat jetzt ein eigenes Büro und eine Sekretärin, die ihr jeden Morgen beim Vorbeigehen den Kaffee im Becher bereit hält. Schon oft hatte sie solche morgendlichen Szenen im Fernsehn gesehen und davon geträumt, dies genau so jeden Morgen zu erleben. Endlich war es so weit. Ein herrliches Gefühl für Klara und obwohl dies nicht Antonias Traum ist, kann sie sich dennoch gut in ihre Freundin einfühlen und freut sich mit ihr, daß diese ihren Träumen immer näher kommt. Natürlich berichtet Klara auch von dem Mann, Thomas genannt, mit dem sie schon mehrfach Essen war und mit dem sie hofft, in Kürze eine feste Beziehung zu führen, obwohl er sicher zwölf Jahre älter ist als sie. Immerhin hat er, da er so viel älter ist, viel Reife und kann ihr auch materiell alles bieten, was sie sich nur wünscht.

So vergeht die Zeit und beide Frauen sind froh, daß sie heute den ganzen restlichen Tag, bis spät in die Nacht hinein, Zeit haben. Nichts drängt sie zur Eile und sie können sich in aller Ruhe über alle Einzelheiten austauschen. Inzwischen haben sie sich auch etwas zu Essen bestellt, welches die Kellnerin gerade auf ihren Tisch absetzt. Sie beginnen zu Essen und Klara drängt Antonia, ihr doch nun endlich von ihrer Reise mit dem ihr noch unbekannten Freund zu berichten sowie ihren Erinnerungen an ihre erste Reise dorthin. Antonia muß etwas über die ungeduldige Neugier, der sonst so korrekten Klara schmunzeln und beginnt mit ihren Ausführungen.
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von Anzeige » Fr 21. Okt 2011, 10:00

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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Sa 22. Okt 2011, 23:07

Kapitel II

"Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich das erste Mal mein Heimatland verlassen und mit Paul aufgebrochen bin, aufgebrochen auf eine unbekannte Reise in ein mir fremdes Land. Rumänien. Es klang für mich damals ewig weit weg. Ich wohnte zu dieser Zeit zwar nahe der tschechischen Grenze und dennoch war ich noch nie so wirklich tief drin gewesen, in diesem Land. Nach betrachten der Landkarte wußte ich allerdings, daß ich mein Nachbarland einmal komplett durchqueren würde, kurz die Slowakei streife, um dann noch einmal quer durch Ungarn zu fahren. Es würde einige Zeit vergehen, bis ich Rumänien sehe und dann, wenn ich dort bin, stünde ich noch immer auf mir unbekannten Teretorium. Irgendwie was es damals total irre. Glücklicherweise hatte ich Paul dabei. Er kannte sich mit dem Reisen schon damals sehr gut aus. Hast du eigendlich mal wieder etwas von ihm gehört?"

"Nunja, es ist schon eine Weile her. Zuletzt war er auf einer Ostseeinsel für ein paar Tage. Ich glaube auf Rügen. Dort hat er Larissa geheiratet. Die Familie war mächtig überrascht und gar nicht so begeistert, weil sie geheiratet haben, ohne etwas im Voraus zu sagen." "Ja, stimmt. Danach habe ich ihn auch noch einmal gesprochen." "Wußtest du, daß er demnächst Vater wird?" "Auch daß hat er mir bei unserem letzten Telefonat berichtet." "Mal schaun, ob er dadurch etwas mehr zur Ruhe kommt oder es ihn noch immer in die Welt hinaus zieht." "Die Zeit wird es zeigen. Zumindest reist Larissa auch gern und von daher paßt es bestimmt schon irgendwie, wenn sie denn wollen, auch mit Kind." "Viel mehr weiß ich auch nicht von ihm. Ich sollte mir gleich mal notieren, daß ich ihn in der morgigen Mittagspause einfach mal wieder anrufe." "Na dann richte ihn mal liebe Grüße von mir aus." "Daß werde ich mit Sicherheit machen. Es wird ihn bestimmt freuen zu hören, daß du mit deinem Freund in Rumänien warst. Wer ist er eigendlich? Wie heißt er?"

Neugierig und ganz gespannt blickt Klara Antonia an. Bisher hatte sie immer nur gelächelt und geschwiegen, manchmal auch nur an ihrer Tasse genippt und das Thema gekonnt gewechselt. Würde sie diesmal mehr preisgeben. Während Klara ihren Terminplaner langsam zuklappt und ihren silberfarbenen Kugelschreiber in die dafür vorgesehene Lasche steckt schaut sie Antonia weiter auffordernd an. Diese lächelt, wie erwartet und verweist diesmal, im Gegensatz zu sonst, zu den Fotos. "Du wirst Daniel schon gleich sehen." "Du hast Fotos von ihm dabei. Komm, zeig doch schon mal." Klara kann es kaum erwarten, endlich zu erfahren, mit wem Antonia die letzte Zeit unterwegs gewesen und letztendlich die lange Reise nach Rumänien gemacht hat. Antonia gesteht ihr einen Blick auf eines der Fotos zu, auch wenn sie diese mit ihr lieber der Reihe nach durchgegangen wäre. Klara ist zufrieden und kommt wieder auf das eigendliche Thema zurück.

"Spricht er die Landessprache?" "Rumänisch? Nein." "Habt ihr euch denn da nicht Gedanken gemacht, wie ihr euch verständigen könnt? Ich meine,macht man sich nicht Sorgen darüber, was ist, wenn einer von euch beiden krank wird oder irgend etwas anderes zustößt? Würdet ihr dann überhaupt wieder heil nach hause kommen?" "Nein, wir können doch in Englisch und Deutsch kommunizieren und des weiteren mit Händen und Füßen. Ein klein wenig Rumänisch kann ich inzwischen auch verstehen und sprechen. Ich habe mir dementsprechend nicht so große Sorgen bezüglich der Kommunikation gemacht. Bei meiner ersten Reise allerdings schon. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was es überhaupt bedeutet, so weit weg von zu hause zu sein. Inzwischen allerdings, finde ich, daß man sich nicht einen so großen Kopf darüber machen muß sondern sich überraschen läßt und das Beste hofft, denn ändern kann man sowieso nichts."

"Diesmal seid ihr ja mit dem Zug gefahren. War das mit dem Auto nicht bequemer?" "Es war anders. Zumindest sind wir mit dem Zug pünktlich weg gekommen. Damals mit dem Auto nicht, denn wir wollten am Morgen los und sind erst am frühen Nachmittag weg gekommen. Meine Mutter allerdings, war in beiden Fällen traurig, daß ich mich so lange auf eine Reise ins Ungewissen, das Unbekannte, begebe." Hattest du keine Angst, vor allem diesmal, weil es ja noch nicht einmal mehr die Sicherheit eines Autos gab?" "Nein, ich hatte doch Daniel an meiner Seite. Ich weiß doch, daß er mich lieb hat und von daher sicher gut auf mich aufpaßt. Mir war klar, daß es eine schöne Zeit werden wird, in der wir viele Möglichkeiten haben werden, uns noch besser kennen zu lernen, denn man kennt einen anderen Menschen nie gut genug."

"Und die Katzen?" "Sie waren die ganze Zeit über in liebevoller Obhut. Damals allerdings, bei meiner ersten Reise, habe ich mir im Vorhinein einige Sorgen darüber gemacht, ob meine Katze weglaufen wird. Daß wäre echt dramatisch gewesen. Glücklicherweise ist es allerdings auch damals alles gut gegangen. Im übrigen, was deine Frage nach dem bequemeren Reisen mit dem Auto betrifft: Ein Problem davon ist, daß man immer wieder umdrehen kann. So sind wir damals schon los gefahren, haben uns von allen verabschiedet, waren noch bei einer Freundin von Paul etwas essen und sind im Anschluß noch einmal zurück gefahren, weil wir den Wasserkanister vergessen hatten." "Achja, beim Zugfahren wäre ein Umdrehen nicht möglich gewesen." "Man muß sich dann eben damit arrangieren, daß man etwas vergessen hat. Es geht immer irgendwie weiter und das Meiste gibt es ja unterwegs auch zu kaufen."

"Mit dem Zug war das Reisen dann wohl doch bequemer, vor allem, weil ihr euch nicht auf die Straßen konzentrieren mußtet sondern sogar nebenbei bestimmt geschlafen habt." " Stimmt. Das war schon etwas ganz anderes, als wir mit dem Auto unterwegs waren." "Irgendetwas vorgefallen?" "Wir hatten damals die Tschechei, über Prag und Brno, ganz und die Slowakai fast durchfahren, als wir gegen 03:30 Uhr beschlossen, irgendwo anzuhalten, um zu schlafen. Bratislava war der Name der Stadt, wohin die Autobahn führte. Wir hatten zwar eine Menge sogenannter Aufputschgetränke zu uns genommen, doch irgendwann helfen selbst diese nicht mehr und einem fallen die Augen zu." "Das kann aber gefährlich werden." "Stimmt. Deswegen fuhr Paul nach links von der Landstraße ab, auf der wir uns in der Zwischenzeit befunden hatten. Die Nacht war dunkel und der Schatten der Bäume breitete sich aus. Im Lichtkegel der Scheinwerfer sah ich Schatten verschwinden. Es fühlte sich total fremd und beklemmend an." "Aber du hast doch auch zuvor schon draußen in freier Natur übernachtet oder in so einem kleinen Auto." "Ja schon. Irgendwie war es dennoch anders. Auf der rechten Seite war es übersichtlicher. Dort war ein freies Feld zu erkennen, welches nur von einigen wenigen Bäumen durchzogen war. Wahrscheinlich sollten diese die Ernte vor schlechtem Wetter oder zu starken Winden schützen. Wie auch immer. Jedenfalls fuhr Paul, nachdem ich meine Bedenken geäußert hatte, auf das Feld der rechten Seite und wir schlugen dort unser Nachtlager auf." "Und es war so viel besser auf dem Feld, als auf der linken Seite am Waldrand." "Wahrscheinlich kaum, doch für mich fühlte es sich so an. Es war ein viel übersichtlicherer Fleck. Ich hätte so zumindest die vermeintliche Bedrohung ankommen sehen müssen."

Alle beide müssen darüber lachen. Antonia erkennt ihren kleinen inneren Angsthasen wieder. Noch gut kann sie sich an die beängstigten Gefühle erinnern. Sie standen mit dem Auto mitten auf einem Feld in einem fremden Land. Hinzu kam die kühle der Nacht und das Gebell von Hunden irgendwoher. Wahrscheinlich ist sie damals nur eingeschlafen, weil sie so extrem müde war und außerdem hatte Paul ja Böller dabei. Da war das Schlafen während der Reise mit Daniel schon entspannender, vor allem im Zug. Dort hatte sie sich einfach nur an ihn gekuschelt, ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt und er hat sie in seine Arme geschlossen. Sofort fühlte sie sich aufgehoben und beschützt. Er hielt sie zärtlich und doch fest. Sie liebt diese Nähe zu Daniel nur all zu sehr, liebt es, ihn dicht neben sich zu spüren und weiß, sie kann ihm vertrauen.

Inzwischen sind die Speisen verzehrt und eine weitere Runde an Getränken bestellt. Klara rätselt noch immer, ob es nun mit dem Auto oder dem Zug bequemer sei. Antonia weiß, daß es Daniels Nähe ist, was den Unterschied macht. Jeden Moment, den sie mit ihm unterwegs war, fühlte sie sich leicht und fröhlich, entspannt und frei. Ist er bei ihr, so braucht sie keine Angst zu haben, daß weiß sie. Klara lacht Antonia an. "Da hattet ihr bestimmt eine schöne Zeit gehabt." Sie schaut einige Fotos an. "Seid ihr eigendlich direkt nach Rumänien gefahren oder habt ihr noch einen Zwischenstop gemacht? Ihr seid durch so viele Länder gefahren, da wäre es doch acuh möglich, daß ihr aus dem Zug ausgestiegen seid. Oder war dies nicht möglich? In Ungarn zum Beispiel." "Von Ungarn kann ich dir auch so einiges erzählen."
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Mi 26. Okt 2011, 10:14

Kapitel III

"Bevor du von Ungarn zu erzählen beginnst, verrat mir noch, ob du überhaupt richtig schlafen konntest, in dem Auto, auf dem freien Feld." "Oh ja, sehr gut sogar und selbst, als ich wach geworden bin, überlegte ich, ob ich aufstehen oder vielleicht doch noch ein wenig weiter schlafen sollte. Paul war schon wach und hatte die hinteren Türen des kleinen, weißen "Hundefängers" geöffnet. Ich habe echt lange gebraucht zum Aufstehen. Ich lag unter meiner Decke und schaute einfach nur in die Landschaft hinaus. Dieser erste Morgen in einem, mir so fremden Land, ist mir gut in Erinnerung geblieben. Die Sonne strahlte hell und warm von den endlos blauen Himmel. Vom Schlafplatz aus, unter meiner Decke liegend, konnte ich gut das bunte Treiben auf der Landstraße, die sich in einiger Entfernung befand, beobachten. Die Reiselust und das Fernweh waren geweckt und auch die Abenteuerlust. Also wurde es Zeit aufzustehen und ans weiter reisen zu denken."

Wieviele Jahre es nun auch immer her sein mag, dieses Gefühl, welches sie hatte, als sie an jenem Morgen das erste Mal den Erdboden betrat, bleibt für Antonia unvergeßlich. Es reizte sie damals sehr, die warme Erde zu spüren. Nachdem sie sich angezogen hatte, betrat sie dann auch die Erde mit nackten Füßen und diese war wirklich so warm, wie sie aussah. Als der Strahl der Sonne sie nun ganz berührte, überkam sie ein unheimlich befreiendes Gefühl von Freiheit, Zeit und einfach nur Lust am Leben und aufs Erleben. Alles war auf einmal ganz leicht und sie voller Freude und Energie. Unbeschreiblich. Unvergesslich. Seither ist sie immer wieder auf der Suche nach diesem Gefühl der Schwerelosigkeit und Unbeschwertheit.

Sofort muß sie an Daniel denken. Er löst in ihr auch immer wieder das Gefühl der Unbeschwertheit und Leichtigkeit aus. Seit sie ihn kennt fühlt sie sich geborgen und wohl in seiner Nähe und, um so besser sie ihn kennen lernt, um so näher sie sich kommen , um so sicherer ist sie sich, daß sie nicht mehr weiter nach diesem wunderbaren Gefühl suchen muß, denn er schenkt es ihr, jeden Tag, jeden Moment aufs Neue. So manche Beziehung hatte sie schon geführt, doch noch nie hatte sie sich so ganzheitlich wohl und geliebt gefühlt. Am liebsten würde sie ihn jetzt ganz fest umarmen und ihm sagen, wie sehr sie ihn liebt und sich freut, bei ihm und mit ihm zusammen zu sein. Aus Erfahrung weiß sie, wie selten und wunderschön es ist, so etwas zu erleben, so gut zu harmonieren, so etwas zu fühlen, daß sie sich ganz sicher ist, auf diese kostbare Perle zu achten,sie weiterhin zu schätzen und dankbar für jede Sekunde zu sein. Nicht ist selbstverständlich, nichts normal.

Klara reißt Antonia aus ihren Gedanken. "Was ist dann passiert? Wohin bist du mit Paul dann weiter gereist?" "Wir haben sehr lange und ausgiebig gefrühstückt. Ich mag so einen ruhigen Start in den Tag und da das Wetter so herlich war, haben wir beschlossen, nichts weiter zu unternehmen, als uns irgendwo in die Sonne zu legen und zu entspannen." "Also seid ihr in der Slowakei geblieben?" "Nein, wir haben das Auto gestartet und sind nach Ungarn aufgebrochen. Wir wollten zu dem drittgrößten natürlichen See Ungarns, dem Velencei-tó. Paul war dort schon einmal mit Andreas gewesen. Sie haben sich in einem Steinbruch, nahe des Sees, die Sonnenfinsternis angesehen. Genau in diesem Steinbruch wollte Paul wieder übernachten, da man dort ungestört Sterne beobachten kann."

"Die Landstraße, an der wir uns befanden, war die 63 / E575, die nach Komárno führt, dicht an der ungarischen Grenze. Ich weiß nicht warum, aber damals, wie heute, habe ich vor jeder Grenzüberschreitung in ein anderes Land, ein seltsames Gefühl im Bauch. Ich kann es mir nicht erklären, da ich bisher noch keine schlechten Erfahrungen an einer Grenze gemacht habe. Zumindest ist mir, bis zu jemen Zeitpunkt, nichts dergleichen bewußt gewesen. Vielleicht ist es, weil man nie weiß, was einen dahinter erwartet und man dann der Fremde ist, der noch nicht einmal ein kleines, oberflächliches Gespräch führen oder nach dem Weg fragen kann." "Aber du lernst doch immer ein klein wenig die Sprache des jeweiligen Landes, in dem du dich aufzuhalten gedenkst." "Ja schon, doch diese paar Brocken sind so minimal, daß man damit keine Unterhaltung führen kann. Eher sind es die minimalen Floskeln, die man, meiner Meinung nach, beherrschen, oder sich mindestens darum bemühen, sollte."

"Naja, vielleicht solltest du mal so reisen, wie ich. Dafür mußt du einfach nur in ein Reisebüro gehen und aus einem Katalog das gewünschte Hotel heraus suchen. Am besten du nimmst All-Inclusive und dann nur noch ab in den Flieger. Alle Grenzen werden überflogen und schön sieht es von oben auch noch alles aus. Der Grenze wegen bekommst du nur ein Papier vorgelegt, welches auszufüllen ist und, schwup, so schnell und einfach bist du in dem Land deiner Träume. Ich finde es sowieso leichtsinnig einfach nur drauf los zu fahren, egal ob mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln." "Ich weiß, ich bin auch schon einmal so gereist. Dennoch kommt man, beim einfachen Drauflosfahren, nur mit Rucksack, eher in Kontakt mit den Einheimischen und sieht mehr vom Land." "Ich muß nichts weiter vom Land sehen. Ich will Sonne, ein Meer zum Betrachten, einen Pool mit klarem sauberen Wasser, viel leckeres Essen und eine große Answahl an Getränken, vor allem Cocktails. Gut, mitunter auch eine geführte Rundfahrt durch ein paar Landstriche und immer mal wieder eine Party." "Ich weiß." Klara hatte Antonia schon viel, über ihre immer gleich verlaufenden, Reisen erzählt. Antonia findet es sehr schade, daß Klara, obwohl sie oft verreist, dennoch nur so wenig vom jeweiligen Land gesehen hat. Aber so ist Klara nunmal. Sie liebt diese Art zu reisen, obschon sie Antonia ihres Mutes und ihrer vielen spannenden Erzählungen wegen etwas beneidet. Antonia ist sich dessen sehr wohl bewußt und wer weiß, ob auch sie eines Tages mal wieder eine Reise, ein Hotel buchen wird. Wenn, dann wäre es Eines im Süden, wo es einen weichen, feinen Sandstrand gibt, an dem sie in aller Ruhe mit Daniel ungestört Zeit verbringen kann. Sie könnten dann am Strand liegen, sich unter Palmen lieben und dabei das Meer rauschen hören, so, wie sie es sich in ihrer Fantasie ausgemalt haben.

Antonia überlegt, ob sie Klara überhaupt von dem Vorfall an der ungarischen Grenze berichten soll. Ihr selbst war diese damalige Situation sehr unangenehm. Mit dem kleinen weißen sogenannten Hundefänger rollten paul udn Antonia an einer Landen Schlange wartender LKWs, die alle nach Ungarn wollten, vorbei. Sie befanden sich auf der PKW Spur, doch an der Grenzbeamte sagte, als er sich die Papiere anschaute und nach dem Grund der Einreise fragte, daß sie sich ganz hinten bei den LKWs anstellen sollten und reichte die Reisepässe zurück. Paul packte daraufhin etwas Geld in einem der beiden Reisepässe und reichte sie wieder dem Beamten. Dieser lies das Geld hinausrutschen, gab die Reisepässe zurück und lies sie die Grenze passieren. Antonia war diese Art des Vorgehens zuwider, doch für Paul war es kein Problem. Er schien sich mit so einer Art des Vorgehens auszukennen und Antonia mußte widerwillig zugeben, daß Geld so manche Tür oder Grenze öffnet. Angenehm war es ihr dennoch nicht und ihr Gewissen machte ihr etwas zu schaffen deswegen, doch Paul winkte ab und meinte, daß solch ein Vorgehen normal sei und gar nicht schlimm. Antonia schwieg dazu, denn was sollte sie, ohne jegliche Erfahrung, denn auch schon sagen, und doch war es etwas, mit dem sie sich nicht anfreunden wollte.

Als Antonia das ganze Geschehen in Gedanken erneut vor sich sieht, beschließt sie, daß es besser ist Klara nichts davon zu erzählen, denn anderenfalls würde diese noch in Panik verfallen oder schlecht über Paul denken. Stattdessen berichtet sie Klara vom Wechselkurs, der damals 1:123 lag und davon, wie sich die Landschaft gestaltete. "Es war alels gar nicht so fremd, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Baustil der Häuser ist fast, wie der hier bei uns. Auf der Strecke, die wir fuhren, standen nur mehr Häuser mit Schilfdächern und alles war etwas verspielter. Viele Häuser hatten Bögen vor den Hauswänden, aber ich glaube, ich kann dies nicht so gut beschreiben. Auf diesem Foto kannst du es sehen." "Wirklich hübsch verspielt." Lächelnd betrachtet Klara das Foto. "Wie sah es auf der Straße aus, also mit den Autos. War es da auch so wie bei uns?" "Ja, so fast. Hinzu kamen jediglich mehr richtig alte Wagen. Nicht so alt, daß sie schon Oldtimer wären aber einige mehr Jahre hatten sie schon auf den Buckel. Heutzutage sieht man hier ja eher keinen Trabant, Wartburg oder Skoda mehr, doch so ungefähr mußt du dir es vorstellen, asl würde zwischendurch immer wieder solche alten Autos auftauchen." "Aha." bemerkt Klara nur knapp. Anders als Antonia kann sie sich nicht für alte Autos begeistern. Sie steht mehr als die modernen Luxusschlitten, die Antonia auch gern mal als Boote bezeichnet.

Klara möchte aufbrechen und mit Antonia lieber noch in eine Cocktailbar gehen. Das Ambiente sei dort schöner hatte sie Antonia gesagt und obwohl Antonia keinen Alkohol mehr trinkt, willigt sie dennoch ein, denn irgendetwas Alkoholfreies findet sich immer. So bezahlen die beiden und machen sich auf den Weg. Der Nachmitag ist voran geschritten und Antonia hat, mit ihren Erzählungen, noch nicht einmal die rumänische Grenze erreicht. Zu viel lustige und bewegende Erzählungen über Ungarn gibt es noch zu berichten. Auch von der Reise mit Daniel hat sie bisher noch nicht so viel erzählt, was wahrscheinlich daran liegen mag, daß sie mit dem Zug direkt nach Rumänien gefahren sind und keinen Zwischenstop in Ungarn gemacht haben. Klara will dennoch alles ganz genau wissen greift, den zuvor erwähnten, Steinbruch wieder auf, in dem Paul nächtigen wollte, denn in ihren Ohren, klingt schon die Vorstellung davon gruslig.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Sa 5. Nov 2011, 00:12

Kapitel IV

Langsam schlendern Klara und Antonia die Straßen entlang. Es sind schmale Gassen, geziert von alten Häusern, von denen die meisten renoviert und bewohnt sind. Antonia mag dieses Flair sehr. Zusammen mit Daniel ist sie schon so manches mal diesen Weg entlang spaziert. Ab und an blieben sie vor besonders hübschen alten Häusern stehen und er legte seinen Arm um sie, während sie so dastanden und sich über dieses oder jenes Bauwerk austauschten. Oftmals hatte Antonia auch schon versucht, Klara für diese Architektur zu begeistern, aber mehr als einen kurzen Blick und ein "ach, wie schön" war es ihr meistens nicht Wert. Auch heute Nachmittag schenkt Klara diesen alten Gassen keine besondere Aufmerksamkeit.

"Erzähl mir, wie war es in dem Steinbruch! Was genau muß ich mir eigendlich darunter vorstellen und konnte man da einfach hinein?" "Nun, zuerst benötigten wir Lebensmittel. Der Wechselkurs lag hier bei 1 zu 130. So fuhren wir nach Gárdony oder Argárd. Ganz genau weiß ich es heute nicht mehr. Dafür ist die Reise mit Paul viel zu lange her. Auf jedenfall war es nahe dem großen See, dem Velencei-tó. Dies ist der drittgrößte natürliche See Ungarns. Paul steuerte diesmal, im Gegensatz zu sonst, einen Großmarkt an und wir stürzten uns ins Getümmel. Natürlich kauften wir, neben den nötigen Lebensmitteln, auch eine Flasche Tokajer Wein. Der Abend war also mit so manchen Leckereien gesichert." "Oh ja, ein guter Wein ist nicht zu verachten. Schade, daß du jetzt keinen mehr trinkst. Im übrigen sind wir gleich bei der Cocktailbar, die ich meine."

Die Cocktailbar, die Antonia und Klara betreten, ist nur schwach beleuchtet. Im Hintergrund spielt rockige Musik. An einem hohen Tisch klettern die beiden auf fast ebenso hohe Stühle. Noch ist genügend Platz um sie herum, doch in Kürze wird sich dieses Lokal mit Sicherheit füllen. "Ich kann mich nicht entscheiden." Klara blättert in der Karte hin und her. Es werden unzählige Cocktails angeboten. Cocktails mit und ohne Alkohol. Klara bestellt sich einen "summer dream" und Antonia "saved sex on the beach". "Witzig, klingt, als würde beides irgendwie zusammen gehören." Darüber müssen beide mächtig lachen und beginnen diesen Gedanken auszuschmücken und so sind sie gedanklich plötzlich eher in der Südsee, als in Ungarn.

"Ich stell mir das unglaublich schön vor. Meeresrauschen. Feiner, weicher Sandstrand. Ein warmer Sonnenuntergang. Den ganzen Tag hat man den Liebsten bei sich und brennt auf den Abend, auf die Stille, auf den ungestörten Moment zu Zweit. Diese sexuelle Spannung, die sich dann, an diesem lauen Sommerabend am Strand, in freier Natur, entlädt muß einfach unvergeßlich sein." Klara kann diesem Traumbild nur zustimmen, doch Antonia ist schon in Gedanken versunken. Sie vermißt Daniel, der schon einige Tage wieder arbeiten, und daher nicht in ihrer Nähe, ist. Sie erinnert sich an die vielen schönen Momente zu Zweit, die sie hatten, als sie gemeinsam auf Reise waren. Ein Lächeln zaubert sich auf ihr Gesicht. In diesem Moment kommt die Bedienung an den Tisch. "Der Summerdream?" "Hier, für mich." ruft Klara. Antonia kann diesen Worten gedanklich nur zustimmen. Dieses ganze gemalte Szenario am Sandstrand ist ein wundervoller, idealisierter Sommertraum.

"Jetzt erzähl mir aber endlich von dem Steinbruch!" "Nun, Paul wollte den Schlafplatz erst einmal bei Tag begutachten, bevor wir uns Nachts auf die Suche hätten begeben müssen. Ich hatte bis dahin noch keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Bekannt waren mir nur Berkwerke und diese mochte ich nicht sonderlich. Also war ich ganz gespannt, was denn ein Steinbruch sei. Paul fuhr den Wagen lansam einen steilen Berg hinauf, vorbei an einem leeren Weinberg mit Haus darauf, welches komplett zum Verkauf stand und bog schließlich nach rechts ab. Der Schlafplatz existierte noch. Zum ersten Mal stand ich also vor einem Steinbruch und war erleichtert, daß es nicht bedeutete irgendwo unter Tage zu gehen." "Kann ich gut verstehen." "Es war eher ein Halbkreis voller Steine. Ich habe mir alles viel schlimmer vorgestellt und war daher sehr erleichtert. Zu diesem Zeitpunkt saß dort noch ein Mann auf einen kleinen Bagger, doch bis zum Abend würde er weg sein, meinte Paul. Er hatte Recht."

"Ihr seid dann bestimmt wieder weg gefahren." " Ja, sind wir. Beim hinunter Fahren von dem Berg konnten wir die herrliche Aussicht über den großen See und seine grüne Umgegend genießen. Kurz darauf befanden wir uns an einem Bad. Paul kannte auch dieses noch aus früheren Zeiten. Allerdings staunte er diesmal sehr, denn das Bad hatte die Tore geschlossen und Ketten hingen davor. Seltsamerweise befanden sich aber einige wenige Menschen darin. Irgendwie mußten die da rein gekommen sein und vom Rausfinden wie sie dies angestellt haben könnten, ließ sich Paul nicht abbringen. Wir stellten das Auto also ab und entdeckten, daß die Tore nicht verschlossen waren und auch die Ketten nur so davor hingen. Also gingen auch wir hinein und legten uns, nahe dem Wasser, in die grüne Wiese. Allerdings gingen wir nicht ins Wasser und auch nicht zu dicht heran, denn es war ganz schön schmutzig und sicherlich der Grund, warum das Bad offiziell geschlossen war." "Ist ja ärgerlich." "Wir fanden es nicht so schlimm, denn wir wollten uns nur sonnen."

Klara bestellt sich einen weiteren Cocktail. "So ein Sommertraum ist wirklich lecker." Mit ihrem Handrücken wischt sie sich gekonnt über den Mund. Auch Antonia kann dem nur beipflichten, daß auch ihr alkoholfreier Coktail schmackhaft ist.

"Irgendwann haben wir dann unser Zeug zusammen gepackt und sind zu dem Nachtlager aufgebrochen. Diesmal allerdings war etwas anders, als am Tag. Es sah bei der schwachen nächtlichen Beleuchtung nicht nur alles anders aus, um den Steinbruch herum, sondern dieser war mit einer Eisenstange abgesperrt." "Abgesperrt? Wo habt ihr denn dann übernachtet?" "Du kennst doch Paul. Er läßt sich so schnell von nichts aufhalten. Diese Eisenstange lag auf zwei Pfosten und dienten als Absperrung, damit niemand auf den Platz im Steinbruchgebiet fährt. Paul jedenfalls hob die Querstange einfach hoch und fuhr den Wagen durch, wonach er diese Stange wieder auf die Pfosten legte. Ich erlebte dies alles mit gemischten Gefühlen. Zwar freute ich mich, daß wir nun doch an vorgesehenem Ort die Nacht verbringen konnten, doch zum Anderen hatte ich ein etwas mulmiges Gefühle, denn ohne Grund wird wohl niemand eine solche Absperrung setzen.

Zumindest wurde nun lecker gekocht, etwas, was Paul nur zu gern übernahm. Er packte den Dieselkocher aus und began zu mit dem Zubereiten des Abendessens. Ich stellte inzwischen alles auf und deckte den Tisch. Als ich mich dann in den Stuhl setzte und zum Himmel schaute, verfiel ich in tiefe Bewunderung für den wunderschönen Sternenhimmel. Es waren unzählbar viele Sterne nur mit blosem Auge erkennbar. Ich frage mich noch heute, wie viele mehr wohl zu sehen gewesen wären, hätten wir das Teleskop mit dabei gehabt. Der Ort war wie eine Kuhle, ähnlich einem Nest, und daher gut abgeschirmt vor den Lichtern der Umgebung. Dies hatte natürlich den Vorteil, daß man viele Sterne sah, aber den Nachteil, daß es rund um uns herum beinah eben so dunkel war. Auch hier erlebte ich wieder gemischte Gefühle. Die Schönheit des Sternenhimmels und das Wissen, daß Paul viel Auslandserfahrung hat und schon mal hier war, beruhigten mich und so konnte ich den Abend genießen.

Dadurch, daß wir in dem Steinbruch saßen, störte kein Licht irgendeiner künstlichen Lichtquelle, sondern nur das große, weite Himmelszelt machte sich über uns breit. Während ich so überlegte, was sie mir alles sagen wollen, schenkte Paul den süßen Tokajer Wein ein und wir ließen uns diesen schmecken. Es war der Wahnsinn! Dieser Abend war nur zum Genießen da. Paul hat wieder einmal richtig leckeres Essen gekocht." "Wie immer eigentlich." "Ja, und dazu noch der gute Wein und der scheinbar endlose Sternenhimmel. Wir waren schnell in ein Gespräch vertieft, ließen unsere Gedanken dennoch immer wieder treiben und ich malte so manche Bilder am Firmament. Es war schön und unvergeßlich an diesem Abend einfach nur so rumzuhängen. Ich stelle mir oft viele Fragen, mache mir Gedanken über dies und das, doch diese klitzernde Pracht brachte mich zu den einfachen, mir wirklich wichtigen Dingen zurück."

Auch mit Daniel hatte Antonia schon mehrfach den Sternenhimmel bestaunt und ist mit ihm durch die Nacht gewandert. Sie mußte sich auch in diesem Fall keinerlei Sorgen machen. Daniel ist sehr einfühlsam und nimmt immer wieder Rücksicht auf Antonia, so wie Paul damals, bei ihrer gemeinsamen Reise. Beide führten Antonia so manches mal an ihre Grenzen. Sie zeigten ihr diese und führten sie langsam aber bestimmt über ihre Grenzen hinweg. Schon so manche innere Barriere hatte sie dadurch überschritten. Paul hatte ihr auf der Rumänienreise viel vom Land gezeigt und sie immer wieder, so gut es ging, auf die zu erwartende kommende Situation vorbereitet, so, daß Antonia diese meistern konnte und merkte, daß es oftmals keinen Grund zur Besorgnis gab. Daniel, so spürt sie, verpaßt ihr einen angenehmen Feinschliff und ermuntert sie immer, sie selbst zu sein und auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Er schenkt ihr die innere Ruhe, nach der sie sich so oft und schon so lange sehnt. Mit jedem Schritt ist Antonia über sich hinaus gewachsen und hat begiffen, daß sie mehr kann, stärker und mutiger ist, als sie je dachte. Sie ist neugirig auf die Welt und möchte auch innerlich immer weiter wachsen. Dazu gehört es nunmal Verhaltensmuster zu ändern und die eigenen Grenzen zu erweitern, auch, wenn es ihr anfangs immer wieder viel abverlangt.


Kapitel V

"Weißt du, was mich so erschreckt hat an dem Morgen im Steinbruch? Ich bin richtig erschrocken und war verwirrt." "Was ist passiert?" " Es war plötzlich extrem laut an dem Auto und es schien, als würden Menschen darum schleichen." "Vielleicht wollten sie weiter arbeiten." "Möglich wäre es gewesen, doch es war gerade mal 7:30Uhr. Gut, für Arbeiter längst keine frühe Stunde mehr. Einer der Männer hörte nicht auf, am Auto herum zu klopfen." "Was hatte der denn?" "Paul war, da er ziemlich unsanft geweckt wurde, mächtig genervt. Er öffnete die Tür und schon fing der klopfende Mann an zu plappern, in einer Sprache, die wir natürlich nicht verstanden. Er zeigte zur Absperrung und redete immer und immer weiter." "Vielleicht schimpfte er, weil ihr durch die Absperrung hindurch gefahren seid." "Dachten wir auch. Der Mann schien endlich auch zu kapieren, daß wir nichts kapieren und zeigte, wir sollten mal mitkommen. Widerwillig trabte Paul hinterher, während ich im Auto blieb und wartete, was dieser Herr wohl will. Kurz darauf kam Paul zurück geeilt und warf alles, was noch draußen stand ins Auto. Erst danach sagte er zu mir, daß wir fort müssen. Ich wollte natürlich wissen warum. Da sagte mir Paul nur kurz, daß man ihm eine Schweißmaschine gezeigt hatte und ich verstand sofort, was er mir damit sagen wollte." "Die Männer wollten die Eisenstange auf die Pfosten, auf der sie lag, anschweißen." "Ja, genau. Also verließen wir so schnell, wie möglich den Steinbruch und fuhren bergab. Ein letztes Mal fuhren wir an dem hübschen kleinen Häuslein auf dem Weinberg vorbei, welches zum Verkauf stand, und Paul überlegte, ob er dieses Grundstück vielleicht kaufen sollte. Es war wirklich wünderschön gelegen."

"Wo seid ihr dann hin? Weiter in Richtung Rumänien?" "Dafür warfen wir noch viel zu müde. Wir sind wieder zu dem Bad gefahren und haben uns, im Auto, nochmals schlafen gelegt. Tja und dann war es auf einmal schon halb elf. Dafür hatte ich jedoch noch einmal richtig gut geschlafen." "Und dann gab es erstmal wieder ein ausgedehntes Frühstück." "Ja, stimmt." Klara kennt Antonia gut genug, um dies zu wissen. Sie beide sitzen auch gern bei leckerem Essen oder Getränk zusammen und lassen die Zeit verstreichen. So war es auch beim Frühstück an jenem Morgen mit Paul. Die Sonne stand so hell und klar am Himmel, wie den Tag zuvor. "Die Frage tauchte auf, ob wir denn wirklich schon weiter in Richtung Rumänien wollten oder noch einen Tag lang die Sonne genießen. In Deutschland hatte der Herbst inzwischen Einzug gehalten. Da genossen wir es wirklich sehr, noch einmal die Wärme der Sonne auf der Haut zu spüren." "Laß mich raten, ihr seid geblieben." "Nicht den ganzen Tag, aber vorerst schon. Ich wünschte, noch viel mehr Menschen könnten solche Augenblicke erleben und genießen. Die Sonne küßte das Wasser, so, daß es klitzerte. Ein leichter, sanfter Windhauch berührte das Gras und streichelte es und das Wasser zärtlich. Alles um mich herum wirkte total verspielt und friedlich. Es war wirklich ein wunderschönes Bild, was sich mir bot. Es war sehr angenehm, sich an diesem Ort einfach treiben zu lassen und an Nichts denken zu müssen."

Antonia hat nach wie vor großes Gefallen daran, Neues zu entdecken und es fällt ihr wirklich nicht schwer, das Andere in vollen Zügen zu genießen. Manchmal ist sie so begeistert, daß sie gar nicht weiß, was sie als erstes mit ihrem Fotoapparat festhalten soll. Es ist so vieles schön, interessant und festhaltenswert, wobei dies oftmals auf Fotos kaum festzuhalten ist. In ihrem Herzen und ihren Gedanken hingegen kann sie alles ganz genau abspeichern. Immer wieder kann sie diese inneren Bilder, zu jeder Zeit, an jedem Ort, für sich selbst abrufen. Es gibt auch Momente, die sie zwar gern mit dem Fotoapperat festhalten würde, die aber viel zu schön sind, um diese, durch das Klicken einer Kamera, zu unterbrechen. Unvergeßlich wird dennoch so vieles bleiben. Versiegelt in ihrer Gedankenwelt. Bilder ihres Herzens, die sie nur ausgewählten Menschen zeigt.

"Inzwischen ist es bereits 16 Uhr geworden und das "noch ein klein wenig verweilen" hat fast den ganzen Tag verschlungen. Um diese Zeit befand sich niemand mehr in diesem geschlossenen Bad, außer wir. Paul wollte gern duschen, und da auf der Wiese einige Duschen herum standen, zog er sich aus und ging mit seinem Duschzubehör auf diese zu. Ich konnte es gut verstehen, denn nach dem Rumliegen in der Sonne, hatte auch ich Lust auf eine Dusche. Das war alles so witzig!" "Wieso? Was war los?" Antonia muß sich erst einmal wieder fangen, denn sie überkommt direkt ein kleiner Lachanfall, als sie die Bilder vor ihrem geistigen Auge sieht. "Ich hätte es wirklich fotografieren müssen. Unbescheiblich dieser Anblick. Paul sprang nackig unter einer der Duschen auf der Wiese hin und her. Ich konnte kaum noch vor Lachen. Danach trocknete er sich ab und kam langsam wieder zu mir gelaufen und ich mache mich auf den Weg zur Dusche. Ich stelle mich darunter und drehe sie auf. In diesem Moment sprang ich auch schon zur Seite und Paul konnte sich nun kaum noch vor Lachen halten, weil er es ja im Voraus wußte, daß dies geschehen würde. Jedenfalls wußte ich dann, warum er so hin und her gehüpft ist. Die Sonne schien schon seit Tagen warm vom Himmel und so dachten wir, daß das Wasser, was aus der Dusche kommen würde, auch warm ist. Niemals hatten wir in Betracht gezogen, daß die Leitung unter der Erde kühl bleibt, so daß eiskaltes Wasser heraus kam. Dieses Duschen war wirklich eine Herausforderung, doch ich habe sie, so denke ich, recht gut gemeistert. Man wußte ja nie, wann man mal wieder die Gelegenheit zum Duschen haben würde."

"Na dann lobe ich mir doch meine luxeriösen Hotels. Da weiß ich, daß ich, immer wenn mir danach ist, duschen und baden kann und dies in wundervoll warmen Wasser. Ich hätte mich dort nicht geduscht. Mit Sicherheit nicht. Lieber hätte ich mich, so verschwitzt, wieder angezogen und wäre weiter gefahren oder hätte irgendwo ein Zimmer genommen, um zu duschen. Ich meine, es war sicherlich sehr witzig, aber mir wäre dies eine Nummer zu kalt gewesen." "Kann ich gut verstehen. Ich dusche lieber auch schön warm und genieße es sehr, wie das warme Wasser meinen Körper sanft umhüllt und all die mich bedrückenden Dinge hinweg spült. Wenn ich gestreßt bin, nutze ich das Duschen auch gern mal zur Entspannung." "Oh ja, daß ist es auch. Obwohl ich sagen muß, daß ein Wannenbad da auch sehr angenehm ist." "Stimmt, doch ich habe zu hause nur eine Dusche, wie du weißt." "Achja, genau."

"Nach dem Duschen brachen wir nun aber endgültig nach Rumänien auf. Wir fuhren immer weiter, bis der Tag sich dem Ende neigte. Ich war zwar etwas aufgeregt, wegen dem, was mich wohl erwarten würde und dennoch freute ich mich auf die kommenden Urlaubstage. In Kürze würde wieder ein Land mehr zwischen mir und meiner Heimat liegen." "Paul war ja dabei. Er kannte sich doch im Land aus und außerdem würde er schon auf euch aufpassen." "Davon bin ich einfach auch mal ausgegangen. So verbrachten wir die Nacht wieder auf einem freien Feld an der Straße, die nach Oradea, in Rumänien, führte." "Also Nachtlager beziehen, Abendessen und dann, schup, den nächsten Morgen endlich über die Grenze nach Rumänien." "So fast, denn eine große Herausforderung stand mir noch bevor." Klara sieht Antonia erwartungsvoll an. "Wieso? Was denn?"

"Na du weißt doch, daß ich Böller nicht so mag." "Die Silvesterraketen und all das Knallerzeug?" "Ja. Von weiten sehen sie immer wieder schön aus und inzwischen geht es auch, wenn es in einem guten Sicherheitsabstand um mich herum gezündet wird, doch Paul hatte noch etwas ganz Spezielles vor." "Oh nein!" "Oh doch!" "Du solltest welche zünden?" "Ja. Er hatte eine große Schachtel Böller in Tschechien gekauft. Es waren rote, stiftähnliche Böller, die man durch reiben an einer Streichholzschachtel zündete und dann weg warf, woraufhin sie boom machten. Ich machte ihm klar, daß ich dieses Zeug nicht mag und nicht zünden werde, da ich Angst davor habe, daß sie mich gleich mit wegsprengen." "Na, nun übertreibst du aber wirklich." "Gut, dann eben nicht wegsprengen aber mich verletzen oder was weiß ich was. Jedenfalls streubte sich alles in mir, diese Böller auch nur anzurühren. Paul lächelte mich allerdings nur an und meinte, daß ich den Umgang damit beherschen müßte, wöllte ich meine Angst davor überwinden. Des weiteren wisse man nie, wann man diese, aus Sicherheitsgründen, brauchen würde. Nach einiger Überwindung zündete ich, trotz meiner Angst, einen der Böller. Ich warf ihn hoch und rannte weg, hinüber zu Paul, der mich gleich in seine Arme schloß. Ich hatte ja so eine Angst und wartete auf die Explosion im Hintergrund. Paul dagegen lächelte noch immer, schüttelte den Kopf und meinte, daß, wenn ich an meinen Platz, so wie normalerweise vorgesehen, stehen geblieben wäre, es nicht so gesund für mich gewesen wäre, denn der Böller kam fast genau auf diesem Platz wieder auf." "Daß war bestimmt furchtbar witzig." "Ja, irgendwie schon. Ich mußte über mich selbst lachen und darüber, wie ich mich anstellte. Nach einer weiteren Überwindung ist es mir dann aber doch geglückt und nachdem mir Paul Mut und Lob zugesprochen hatte, habe ich sogar noch einen weiteren Böller gezündet. Es machte sogar irgendwie Spaß auf dem Platz, von dem aus man den Böller warf, stehen zu bleiben und dem Flug desselben zuzusehen, bevor er bumm machte." "Da warst du sicher sehr stolz auf dich, daß du deine Angst vor diesen Böllern überwunden hast." "Ich habe mich sehr über mich selbst gefreut und darüber, daß ich mich nicht von meiner Angst habe zurückhalten lassen. Großen Respekt habe ich vor diesem Feuerwerk allerdings noch immer. Nach dieser Rumknallaktion waren wir sehr müde und wollten nur noch schlafen, denn den nächsten Tag sollte es endlich hinein in das mir unbekannte Land gehen; nach Rumänien."

Klara hat sich inzwischen, nach ihren zwei Gläser Cocktail, noch einen Kaffee gegönnt und auch Antonia hat, trotz ihrer vielen Erzählungen, ihr Glas geleert. "Wollen wir noch eine Kleinigkeit essen? Ich lade dich ein." "Nagut, aber sehr lange kann ich nicht mehr bleiben, da ich versuchen möchte, Daniel zu erreichen." "Wieso? Wo ist er?" "Er mußte von der Arbeit her weiter weg fahren und bekommt dort auch gleich eine kurze Schulung. Aufgrund der Schulung ist er nur schwer zu erreichen und hat selbst auch wenig Zeit. Wir haben aber fast jeden Abend Kontakt. Meist chatten wir, doch heute wollen wir telefonieren und ich kann endlich wieder seine Stimme hören. Ich freu mich da sehr drauf. Mir fehlt der Klang seiner Stimme und seine Art zu reden." "Kann ich mir gut vorstellen. Ihr wart auf eurer Rumänienreise ja jeden Tag zusammen." Klara freut sich auch schon auf ihren morgigen Arbeitstag, da sie dann ihren Schwarm wieder sehen wird. Wahrscheinlich kann sie mit ihm die Frühstückspause verbringen. Vorerst beschließt Klara allerdings Antonia in den kleinen Imbis mitzunehmen und fordert sie derweil auf, ihr doch schon einen Vorgeschmack auf ihren Aufenthalt in Rumänien zu geben, auch, wenn sie heute nicht mehr alles davon erfahren wird.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Fr 11. Nov 2011, 01:48

Kapitel VI

Erneut schlendern Antonia und Klara die schmalen Gassen der Stadt entlang. Inzwischen hat sich der Tag geneigt und kleine Laternen erleuchten die Wege. Nach einigen Überlegungen, in welches Lokal sie denn gehen sollen oder besser gesagt, worauf sie denn Appetit haben, denn Lokalitäten gibt es in diesem Stadtteil mehr als genug, beschließen sie einen einfachen Currywurstladen aufzusuchen, der eine rießige Auswahle bietet und es sich auf der Bank,die vor dem Geschäft an der Straße steht, gemütlich zu machen. Ähnlich, wie dieser Currywurstladen, sind viele der kleineren Lokale aufgebaut und auch, wenn keine Tische und Stühle draußen stehen, befindet sich meist eine einfache Holzbank davor oder das Fensterbrett des Geschäftes ist breit, so daß man darauf sitzen kann. In anderen Teilen der Stadt mag dies unüblich sein und wild erscheinen, hier dagegen gehört es zu dem gemütlichen Flair der Gassen.

"Wie war dein erster Eindruck, als du zum ersten Mal Rumänien betreten hast?" "Oh, daß läßt sich gar nicht so einfach sagen." Antonia spießt sich gerade ein Stück Currywurst auf, zu welcher sie dieses mal eine herzhafte Käsesoße gewählt hat, nachdem die letzte Soße, welche mit "sehr scharf" angegeben war, wirklich extrem scharf war. Klara hat sich für die klassische Variante entschieden. Sie experimentiert vorsichtshalber nicht mit ihrem Essen herum. Was sie kennt, daß bestellt sie.

"Vielleicht sollte ich meinen ersten Eindruck mit den Worten "viele Autos, scheinbares Durcheinander" sowie "laut und unruhig" beschreiben, denn an der Grenze war ganz schön was los. Bei meiner ersten Einreise in das Land, brauchte noch ein jeder ein Visum. Dieses gab es an der Grenze und wurde, bei der üblichen Kontrolle, mit vergeben bzw. mußte man es ich eintragen lassen, bevor man den rumänischen Grenzposten überschreiten durfte. Für mich sah alles ziemlich chaotisch aus. Das Einordnen der Auto an die jeweiligen Schalter schien anfangs keiner bestimmten Ordnung zu folgen, doch mit der Zeit kristallisierten sich Schlangen heraus.

Es ging sehr langsam voran. Viele der Autos wurden genaustens untersucht und auseinander genommen. Ich verzweifelte schon bei dem Gedanken daran, auch so zerpflückt zu werden. Solche Grenzen sind definitiv nicht entspannendes für mich, auch wenn ich weiß, daß ich alles Rechtens gemacht habe und das Auto ebenso in Ordnung ist. Verstehen konnte ich die Grenzbeamten schon, denn zu dieser Zeit war Rumänien noch nicht im Schengener Abkommen. Diesem trat Rumänien erst 2007 bei." "Das Schengener Abkommen ist doch dafür da, daß geregelt wird, daß innerhalb des Schengen-Gebietes die Personenkontrollen weggefallen und im Gegenzug dazu die Ausweitung polizeilicher Kontrollbefugnisse im Inland erteilt sowie die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit intensiviert wurde." "Ja, genau und aufgrund Europäischen Zollunion fielen auch, in den meisten Staaten die im Schengener Abkommen sind, die Zollkontrollen weg. Nur eben, wenn man dieses Gebiet verläßt oder in dieses einfährt, wurde gründlich untersucht, daß man nicht zu viel mit sich herum führt."

Inzwischen sind die Currywürste verdrückt. Klara und Antonia bleiben dennoch weiterhin vor dem Lokal sitzen. Die Temperaturen, an diesem Abend, sind recht angenehm für diese Jahreszeit. Letztes Jahr lag zu diesem Zeitpunkt schon Schnee. Dieses Jahr jedoch breitet der Spätherbst seine goldene Wärme aus. Allein in der Nacht erreichen die Temperaturen hin und wieder den Nullstand.

"Jedenfalls war es dann endlich so weit und die Grenze nach Rumänien war endlich überschritten. "Bună Romania!" Dies bedeutet so viel wie "Hallo Rumänen!", im Sinne von "sei gegrüßt". " "Konntest du zu diesem Zeitpunkt schon etwas rumänisch?" "Nunja, als Können würde ich es nun nicht gleich bezeichnen. Zwar habe ich mir einen Sprachführer zugelegt und auch ein Kursbuch mit Kassette, doch haben meine kleinen Bemühungen noch nicht so große Resultate gebracht, vor allem, da ich das erste Mal mit der Aussprache der Einheimischen vor Ort und von Angesicht zu Angesicht konfrontiert war. So eine Vorbereitung erwies sich zwar als sehr nützlich und den Sprachführer neben einem Wörterbuch immer bei der Hand zu haben auch, doch eh man eine Sprache wirklich beherrscht, oder auch nur gut versteht, dauert es eine gewisse Zeit." "Oh ja, daß stimmt." " Dazu kam noch der Wechselkurs von 1 zu 10200, der uns das Einkaufen nicht gerade erleichterte sondern einen jeden gründliches Rechnen abverlangte. Nun, auf ebenfalls lag nun die Weite des Landes vor uns ausgebreitet und ich war extrem gespannt, was uns wohl erwarten würde."

"Paul hat dir bestimmt schon so einiges von diesem Land, seinen Erfahrungen und Erlebnissen erzählt." "Hat er. Dabei blühte er jedesmal richtig auf und berichtete voller Begeisterung. Als ich allerdings zu meiner Rechten aus dem Fenster sah, erblickte ich als erstes, nicht die Schönheit, von der mir berichtet wurde, sondern einen unabgesperrten Schrottplatz." "Was, gleich an der Straße?" "Ja, ich mußte auch sofort anmerkten, daß ich diesen Gegensatz ziemlich extrem finde, denn auf der rechten Seite befand sich eben jener Schrottplatz und zur Linken stand ein buntes, übergroßes Werbeschild mit irgend so etwas Teurem, wie eine Harley-Davidson. Paul stimmte mir nur nickend zu und bremste den Wagen." "Was hatte er denn nun schon wieder vor?" Antonia schmunzelt. Klara hat ja so recht. Paul kam immer wieder auf irgendwelche komischen Ideen. " Er bat mich auszusteigen und auf dem Schrottplatz zu gehen. Dort stand, unter anderem ein verrosteter metallener Verschlag, in welchem ich hinein gehen sollte, damit Paul ein Foto davon schießen konnte. Also begab ich mich auf den Schrottplatz und schritt vorsichtig durch den metallenen Müll. Dies hier ist das Foto, was dabei herausgekommen ist."

Antonia reicht Klara eines der Fotos herüber. Dabei fällt ihr Blick auf ein Weiteres. Auf diesem Foto ist eine alte Fabrik, nahe Turda, zu sehen. Sie besteht, unter anderem, aus zwei Türmen, welche mit einem Förderband verbunden sind. Das Besondere daran ist, daß die Türme ziemlich schief stehen, diese Fabrik aber dennoch in Betrieb ist. Antonia reicht Klara auch dieses Foto mit der Bemerkung, daß Paul damals meinte, daß so eine Fabrik in Deutschland garantiert schon lange aus Sicherheitsgründen geschlossen wurden wäre. Klara kann dieser Vermutung nur zustimmen.

"Da muß dein erster Eindruck, am Ende des Tages, bestimmt schrecklich gewesen sein. Alles erscheint so alt und unschön." "Oh nein, daß war er nicht. Zum einen sind dies ja nur zwei Fotos und zum andern war der Tag zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Ende. Wir wollten damals noch nach Turda, da eine Freundin von Paul uns einen heißen Tip gegeben hat. Unsere Fahrt sollte uns sowieso mitten hinein ins schöne Siebenbürgen führen und so lag ihre Empfehlung irgendwie auf unserem Weg. Dort sollte uns, nach ihrer Aussage, eine wunderschöne Schlucht erwarten und nach einigem Suchen fanden wir diese auch. Schon von der Straße aus war der Anblick des zerklüfteten Berges extrem beeindruckend. Inzwischen ist es allerdings schon spät am Abend geworden und noch immer sind wir nicht an dessen Füßen angekommen. Nach dem Antesten verschiedenster möglicher Wege zur Schlucht, hatten wir dann auch den richtigen gefunden und hielten auf einem kleinen Hügel, welcher sich ganz in der Nähe der Schlucht befand. Dort mußten wir erst einmal aussteigen und die überwältigende Schönheit bestaunen. Alles wirkte so still und friedlich. Kahle schroffe Felswände waren ungefähr mittig des Berges deutlich zu erkennen. Wir entdeckten auch ein kleines Camp am Fuße der Felsenwände. Nach langer Zeit des Staunens über die Schönheit dieser Schlucht und der Felsen fuhren wir hinunter und parkten im Camp."

Da die Zeit nun gut vorangeschritten ist, beschließen Antonia und Klara sich für heute zu trennen und eigene Wege nach hause zu gehen. "Aber in Kürze kommst du mich noch einmal besuchen und bringst die Fotos mit." "Auf jeden Fall. Von der Schlucht an habe ich auch neue Fotos aus Rumänien, von der Reise mit Daniel, denn wir haben ebenfalls in dieser Schlucht einige schöne Tage verbracht." "Da freu ich mich ja gleich noch mehr drauf. Du mußt mir unbedingt mehr erzählen!" "Daß mach ich mit Sicherheit. Ich wünsch dir morgen viel Erfolg auf der Arbeit." "Ja und dir dann gleich noch viel Spaß mit Daniel." "Er ist doch nur am Telefon." Antonia macht eine Pause. "Aber mit Sicherheit wird dies auch sehr schön sein, ihn endlich mal wieder zu hören." "Grüß ihn von mir." "Daß werde ich."
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Sa 12. Nov 2011, 11:05

Kapitel VII

Zu hause angekommen kann Antonia es kaum erwarten, Daniel anzurufen. Es tut ihr jedesmal unheimlich gut seine Stimme zu hören, seine warmen Worte, sein Lachen. Wie gern hätte sie ihn jetzt in ihrer Nähe. Gedankenverloren blättert sie die Fotos durch, die auf ihrer gemeinsamen Rumänienreise entstanden sind. Eines der Fotos ziehrt ihren Schreibtisch. Sie weiß, sie muß sich noch ein wenig gedulden, denn es wird noch etwas dauern, bis er wieder bei ihr ist. Sie zählt jeden Tag der noch Verbleibenden. Mit einem heißen Tee in der Hand setzt sie sich aufs Sofa, Daniels Foto im Blick. Sie kann, sie will nicht mehr warten. Langsam greift sie zum Telefon und wählt seine Nummer.

Nach einer liebevollen Begrüßung und zärtlichen Worten vertiefen sich Daniel und Antonia schnell ins Gespräch. Daniel hat so einiges zu berichten. Seine Schulung ist sehr umfangreich. Am Telefon versucht er Antonia zu erklären, was er Neues gelernt hat. Antonia ihrerseits erzählt Daniel von ihrem Treffen mit Klara.

"Oh ja, unbeschreiblich! Cheile Turzii, die Thorenburger Schlucht bei Turda, war wirklich ein eindruckvolles Erlebnis." "Kannst du dich noch erinnern, wie schön und unbeschreiblich der Anblick war? Mir hat sich dieser Moment unvergeßlich eingebrannt." "Wie könnte ich dies je vergessen? Diese Felsen, diese große Schlucht mitten in den Bergen, strahlten eine unglaubliche Ruhe und Überragenheit aus. Als ich dich dann in meine Arme schloß, war der Moment einfach nur perfekt." Ein Lächeln zaubert sich in Antonias Gesicht. Auch sie hat diesen Moment sehr genossen. Sie standen damals beide eine ganze Zeit nur still da und bewunderten den wunderschönen Anblick, der sich ihnen bot.

Im Gegensatz zu Paul mag Daniel ein süßes Frühstück. Antonia ist es egal. Sie mag es gern entspannt in den Tag zu starten. Beide male, die sie in der Schlucht war, hatte sie Gelegenheit dazu mit einem gemütlichen Frühstück zu starten. Jedesmal bot sich ihr ein atemberaubender Anblick. Die Stille der Nacht wurde langsam durch den Morgen vertrieben. Die zwei Hunde des Camps tollten munter herum. Die meisten anderen Campgäste kamen auch langsam aus ihren Hütten. Man konnte in diesem Zusammenhang wirklich von kleinen Hütten sprechen, denn einige waren nur etwas größer als in Deutschland bekannte Hundehütten mit Spitzdach. Auf jedenfall paßten sie gut in die Umgebung und wirkten einladend. Etwas weiter links, vom Toreingang aus gesehen, befand sich ein kleines Hotel mit einer noch kleineren Bar darin, in welcher, neben einigen Getränken, auch wenige Lebensmittel angeboten wurden. Antonia und Daniel hatten den Tag zuvor noch einige Lebensmittel in der Stadt gekauft, denn Antonia wußte, aufgrund ihrer Erfahrung der ersten Reise mit Paul, daß sich diese Schlucht abgelegen jeglicher Ortschaft befindet.

Nach dem Frühstück machten sich Antonia und Daniel auf, um die rießigen Felswände zu durchqueren. Die ältere der beiden Hunde, Lady, folgte ihnen. Anfangs versuchten beide diese zur Umkehr zu bewegen, doch schnell hatten sie sich an ihre neue Begleiterin gewöhnt. "Na, was denkst du, wie es Lady wohl geht?" "Keine Ahnung. Sie war schon alt aber dennoch recht fit. Sie blieb all die Tage, die wir in der Schlucht waren unsere treue Begleiterin." "Ich hab sie so lieb gewonnen. Am liebsten hätte ich sie mit nach hause genommen." "Klar, doch sie hätte sich in Deutschland nicht wohl gefühlt. Die Schlucht war ihr zu hause." "Ich weiß."

Ihr erster Fußmarsch führte Antonia und Daniel am Fuße der Felsen entlang, hindurch durch die Schlucht. Lady folgte ihnen. Zu beiden Seiten türmten sich die Felswände auf, getrennt nur duch einen kleinen Bach, der unterhalb des Weges entlang plätscherte. Sie folgten seinem Fluß. Am Ende der Schlucht verlief sich der Berg in flaches Weideland. Daniel und Antonia beschlossen daher den Berg auf der rechten Seite zu erklimmen und so diesen oben drauf zurück zu gehen. Die Hündin Lady wich die ganze Zeit nicht von ihrer Seite. Sie folgte ihnen und hörte auf beide ziemlich gut.

"Als wir das erste mal durch die Schlucht gelaufen sind, haben wir doch dann auf dem Rückweg zum Camp, oben auf dem Berg, eine Pause eingelegt." "Das war ein toller Ausblick, der sich uns bot. Wer einmal so etwas gesehen hat, der möchte es immer wieder sehen. Alles lag so klein und friedlich ausgebreitet vor uns." Endlose Weite war um sie herum. Die Schlucht, die sie durchwandert hatten beherbergte nur einige Bäume, doch die Hänge zu beiden Seiten zierten den Berg mit dem Grün der Wälder, bevor diese den ungehinderten Blick auf die kahlen, schroffen Felswände frei gaben. Antonia und Daniel wanderten gemächlich zum Camp zurück, gefolgt von Lady, die sie beim Erreichen des Camps sofort verließ, wahrscheinlich um den nächsten Wanderern zu folgen.

"Unsere Tour, die wir uns für den ersten Tag vorgenommen hatten, haben wir viel schneller geschafft, als wir anfangs dachten." "Stimmt, und wären wir nicht so viel schneller gewesen, dann hätten wir nicht noch ein zweites mal aufbrechen können." "Nur sind wir dann links der Schlucht in ein Tal hinein gewandert." "Zumindest war das Laufen dort kein Problem und wir kamen beinah mühelos voran." "Und dann zeigtest du auf den Berg zu unserer Linken und schlugst vor, doch über dieses Feld, wie du es nanntest, zurück zum Camp zu gehen." "Die Idee war doch gut. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sich der Weg so langwierig und anstrengend gestalten würde." "Naja, es war ja auch ein Berg und kein ebenes Feld. Dennoch muß ich zugeben, daß die Aussicht eine angemessene Entschädigung für unsere Mühen war." "Ja, da hast du wohl recht. Die freie Sicht auf das weite Land und die große Leere um uns herum war wirklich schön." "Ich habe gestaunt, daß Lady unserem zweiten Ausflug an diesem Tag wieder gefolgt ist, obwohl wir sie die Zeit über, die wir im Camp waren, nicht gesehen hatten." "Schon komisch, woher sie wußte, daß wir wieder zur nächsten Wanderung aufbrechen?" "Am Ende des Tages kam es mir so vor, als sei Lady die einzige gewesen, die kein Anzeichen von Müdigkeit erkennen ließ."

"An diesem Abend sind wir das erste mal in die kleine Bar des Hotels gegangen. Es war ziemlich gemütlich darin. " "Vor allem saßen wir im Warmen, denn so angenehm die Tage auch waren, so kalt waren inzwischen die Nächte." Antonia muß in diesem Zusammenhang an ihren ersten Besuch in der Schlucht denken, als sie damals, ungefähr um die gleiche Jahreszeit, mit Paul im Auto übernachtet hat. "Du weißt doch, daß ich damals mit Paul auch in dieser Schlucht war. In diesem Hotel sind wir ebenfalls gewesen, haben einheimische Schokolade mit etwas Alkohol zu uns genommen und Schach gespielt. Nach einiger Zeit hat sich dann ein Rumäne aus Turda an unseren Tisch gesellt und angefangen mit Paul Schach zu spielen während ich meine Reisenotizen aufgeschrieben und ein wenig rumänisch geübt habe. Die Rumänen fanden meine Versuche sehr lustig, gaben mir aber auch gute Hilfestellung, so daß ich am Ende des Tages meinen ersten längeren rumänischen Satz sagen konnte." "Wie lautete dieser noch einmal?" Nachdem sie den Satz in rumänisch angesagt hat, gibt sie sofort die deutsche Übersetzung. "Es tut mir leid, aber ich muß jetzt gehen." "Einer der wirklich wichtigen Sätze also." "Es war zumindest ziemlich witzig, denn dies sagte ich nun immer, wenn ich von irgendwo weg mußte oder wollte. Im übrigen erwies sich das Schachspiel zwischen Paul und den Rumänen als ziemlich spannend. Erst spät Abends wollten wir die Bar verlassen, doch dann durften wir noch im Hotel duschen und auf Toilette gehen." "Oh ja, daran kann ich mich noch erinnern, daß du davon berichtet hast. Da bin ich echt froh, daß sich da so einiges geändert hat. Wenn man überlegen muß, ob man in den Wald oder in die seperaten, dafür vorgesehenen Steinhütten geht, um seine Notdurft zu verrichten, ist dies schon ziemlich heftig." "Da hast du recht. Es war aber wirklich so schlimm. Ich beschloß damals, mich zu den offiziellen Toiletten zu begeben, während Paul in den Wald direkt am Camp gehen wollte. Als ich die Toiletten sah, sofern dies bei der Dunkelheit möglich war, denn es gab in diesen fensterlosen Verließ kein Licht, beschloß ich doch lieber in den Wald zu gehen. Von da allerdings kam mir Paul entgegen, sah mich und meinte, daß es im Wald auch nicht besser aussähe und so kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich über den verschmutzten Boden, hinüber zu dem viel zu hohen Plumpsklo balancierte oder wie man es nennen mag. Ich war echt glücklich, nirgends hineingetreten zu sein." "Wie gesagt, ich bin sehr froh, daß sich in diesem Zusammenhang etwas verändert hat und man nun unbesorgter diese Toiletten aufsuchen kann." "Ja, ich auch."

Antonia hat inzwischen ihre Teetasse geleert . Eine Weitere hat sie sich bereits nachgegossen. Daniel ist noch nicht zum Abendessen gekommen, da die Schulung an diesem Abend sehr lang gedauert hat. Es war ihm allerdings sehr wichtig gewesen erst einmal mit Antonia zu sprechen, bevor er in die Gaststube des Hotels, in dem er und seine Kollegen untergebracht sind, essen geht. Deswegen hat er sich mit ihnen, beim Betreten des Hotels, auf einen späteren Essenstermin geeinigt. Dieser Zeitpunkt ist nun erreicht und einer seiner Kollegen klopft an Daniels Zimmertür. Daniel geht kurz zur Tür. "Zwei Minuten." hört Antonia Daniel sagen. Zu Antonia gewandt teilt er ihr mit, daß er nun zum Abendessen gehen muß und daß er es sehr schön fand, ihre Stimme zu hören und mit ihr gedanklich noch einmal in dieser Schlucht gewesen zu sein. "Es tut mir Leid, aber ich muß jetzt leider auflegen. Was hälst du davon, wenn ich versuche, dich morgen anzurufen?" "Daß wäre schön." "Ich weiß aber noch nicht, wie spät es werden wird. Wie du weißt zieht sich hier immer alles ganz schön hin." "Ist schon in Ordnung. Ich werde wach sein und auf deinen Anruf warten."

Nach einigen weiteren Worten ihrer Zuneigung beenden sie das Telefonat. Antonia ist sehr glücklich Daniels Nähe, auch über diese Entfernung hinweg, gespürt zu haben. Seine Worte haben ihr Herz mit Freude gefüllt und so legt sie sich schlafen, Daniels kleines Kissen in ihre Arme geschlungen. Daniel selbst begibt sich nun endlich zum Abendessen. Meist nimmt dies noch so einige Stunden in Anspruch, da sich die Kollegen, neben dem Essen und der Schulung, auch etwas privat austauschen.
Zuletzt geändert von vlindertje am Mo 14. Nov 2011, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » So 13. Nov 2011, 01:31

Kapitel VIII

Daniel hat, zusammen mit drei weiteren Kollegen, an einer kleinen Tafel im hinteren Teil des Raumes Platz genommen. Speisekarten werden gewälzt und Getränke bestellt. Zwei seiner Kollegen bestellen bereits die zweite Runde. "Na, konntest du dich nicht von deinem Mädel losreißen?" Einer der Kollegen grinst Daniel an. "Wir waren doch pünktlich, wie abgesprochen, hier." "Ja schon, wir warten aber dennoch schon eine ganze Weile auf euch." "Tja, da wart ihr wohl zu früh da." "Nagut, da hast du wohl recht. Gabs was Interessantes?" Daniel schmunzelt. "Ich werd euch doch keine Geheimnisse verraten." "Aber ihr wart doch erst vor Kurzem in Rumänien gewesen." "Stimmt. Darüber haben wir auch geredet. Wir waren nämlich, unter anderem, in einer schönen abgelegenen Schlucht in Siebenbürgen." "Na dann laß mal was hören."

"Der Anblick der Schlucht, mit ihren hohen Felswänden ist immer wieder erfurchtgebietend und einladend zugleich gewesen. Alles wirkte so friedlich. Als der zweite Morgen, den wir in dem Camp, zu Füßen der hohen Felsen der Schlucht, verbrachten, anbrach, schlug ich Antonia vor, den Berg auf der linken Seite der Schlucht zu besteigen und dann durch die Schlucht zurück zu wandern. Antonia gefiel mein Vorschlag. Dennoch hatte sie einige Bedenken, da diese Seite der Schlucht ziemlich steil aussah und der Aufstieg für uns beide nicht gerade einfach werden würde. Ich konnte ihr nur recht geben. Wir hatten allerdings viel zu große Lust auf etwas Neues, auf die Herausforderung. Die Abenteuerlust selbst hatte uns sowieso schon längst in ihren Bann gezogen.

In diesem Camp, so muß ich dazu noch erklären, lebten zwei Hunde. Lady, die Hündin, die uns schon den Tag zuvor begleitet hat, tobte bereits früh am Morgen, zusammen mit dem Zweiten, durchs Camp. Antonia und ich wanderten also gemächlich los und Lady folgte uns. Mit der Zeit wurde der Aufstieg wirklich immer steiler und steiler und wir immer langsamer. Selbst die Hündin beschloss, nicht mehr weiter mit uns weiter zu ziehen. Etwas, was wir zu Anfang nicht verstanden, denn nachdem sie aus unserem Sichtfeld entschwunden war, hatten wir versucht, sie durch Rufe wieder zurück zu holen, doch sie reagierte nicht." "Sie kannte sich doch aus in der Gegend. Was sollte ihr schon passieren?" "Daß habe ich Antonia auch gesagt. Also kraxelten wir ohne Lady weiter den Berg hinauf. Es war nur irgendwie seltsam, denn wir hatten uns beide schon gut an unsere treue Begleiterin gewöhnt. Dennoch wußten wir, daß wir sie spätestens im Camp wieder antreffen würden.

Der Auftieg, müßt ihr euch vorstellen, wurde wirklich immer schwieriger und schlagartig ziemlich steil. Der Wald ist längst den kahlen Felswänden gewichen. Ich konnte gut verstehen, warum die alte Hündin umgekehrt ist. Diese Strecke hätte ihr bestimmt viel zu viel abverlangt. Selbst wir wurden immer langsamer, da es immer beschwerlicher wurde. Der Aufstieg zog sich unglaublich lange hin. Oben angekommen wurden wir für unsere Mühen mit einem wunderschönen Ausblick belohnt." "Da habt ihr doch mit Sicherheit eine kleine Pause einlegen müssen." "Nunja, es war schon eine Größere. Glücklicherweise hatten wir uns zuvor Proviant eingepackt und konnte leckere herzhaft belegte Brote verzehren. Ich lümmelte an einem großen Stein und ließ es mir gut gehen. Antonia hatte sich ins Gras fallen gelassen und genoß, von dort aus, Wasser trinkend, die Aussicht.

Wir saßen eine ganz schön lange Weile einfach nur so dort oben herum. Keiner von uns hatte richtig Lust schon weiter zu laufen. Der Aufstieg hatte uns Untrainierten zu viel Kraft gekostet. Irgendwann drängte ich aber dennoch zum Aufbruch, bevor am Ende gar kein Elan mehr vorhanden ist. Also stopften wir all unser Proviant wieder in den Rucksack und waren endlich aufbruchbereit. In diesem Moment allerdings tauchte Lady, die Hündin, auf. Was war das für eine Freude! Wir glaubten die ganze Zeit, sie sei zurück gelaufen, doch nun lief sie direkt auf Antonia zu. Die Hündin war völlig erschöpft, so daß wir ihr zuliebe unsere Pause verlängerten. Schell hatten wir auch ein Behältnis für erfrischendes Wasser gefunden, damit Lady wenigstens etwas Trinken konnte." "Da war die Wiedersehensfreude mit Sicherheit groß. Ich habe auch einen Hund und wenn der mal woanders hin gelaufen ist und dann zurück kommt, bin ich auch immer recht froh, obwohl ich ja weiß, daß er mir nicht weglaufen würde."

"Sie blieb dann auch den Rest unserer Wanderung dicht an unserer Seite. Ich glaube sie hat sich auch sehr gefreut, uns beide wieder gefunden zu haben. Ich habe ein Foto zu hause, da sieht man Lady direkt neben mir und vor uns die kahlen Felsen der Schlucht. Man konnte von dieser Stelle aus, schön in die Schlucht hinein blicken. Irgendwann ging es am Ende des Berges auch wieder hinab. Von da aus konnte man gut die vielen kleinen Felder der Familien des nächtgelegenen Ortes sehen. Der Abstieg an sich erwies sich viel sanfter als der Aufstieg, den wir gewählt hatten." "Kann ich mir gut vorstellen."

"Unten angekommen, ließ sich Lady sich erst einmal in den kleinen Bach fallen, der die Schlucht durchfloß. Sie wirkte erschöpft aber glücklich. So blieb sie denn auch die restliche Strecke, unten durch die Schlucht, bis zum Betreten des Camps, an unserer Seite. Die Schlucht selbst muß man gesehen haben. Sie ist wirklich wunderschön. Ich konnte spüren, daß auch Antonia sich richtig wohl fühlte und daß wir all dies gemeinsam erleben durften, war schon etwas ganz besonderes." "Ja, es ist immer angenehm jemanden an seiner Seite zu haben, mit dem man seine Erlebnisse besprechen und teilen kann." " Auf jeden Fall."

Inzwischen ist das Essen längst schon aufgetafelt und alle vier Männer dabei, dieses zu verdrücken. Alle lauschen sie gespannt Daniels Erzählungen. Er fesselt einfach einen jeden, der ihm zuhört. So wollen auch seine Kollegen wissen, wie es denn dann noch weiter ging den Tag.

"Nunja, unser nächster Anlaufpunkt sollte das Schwarze Meer sein. Ein Rumäne, der in dem Camp arbeitete, hatte sich vorgenommen, den kommenden Tag heim zu fahren und überreicht uns daher noch seine Adresse, mit der Aufforderung, ihn doch zu besuchen, wenn wir denn schon einmal in der Nähe wären, denn er wohne am Schwarzen Meer. Er drückte mir seine Adresse in die Hand, doch ich wollte mich nicht fest legen. Wie ihr ja wißt mag ich, bei diesen Dingen, eher die spontanen Entscheidungen und zufälligen Begegnungen. Sowieso wollten wir erst nach Sibiu, welches auf deutsch Hermannstadt heißt, sowie in andere Städte Siebenbürgens, welches auch als Transsylvanien bekannt ist.

Vielleicht fahren wir irgendwann einmal wieder dort hin. Ich persönlich würde schon gern wissen wollen, was aus der Hündin Lady geworden ist. Auch die Menschen im Camp selbst waren sehr nett. Am Wochenende ist dort, im Vergleich zu den Wochentagen, immer viel los. Antonia hat dies genutzt, um sich in der Landessprache weiter zu üben, auch wenn die Resultate natürlich noch nicht die Besten waren." "Ist ja auch kein Wunder. Schließlich wart ihr noch nicht lange Zeit im Land und so eine komplexe Sprache zu erlernen erfordert viel Zeit und Mühe." "Stimmt. Um so mehr freuten wir uns, als ein Rumäne eintraf, der, neben seiner Muttersprache, auch englisch beherrschte. Es war gleich viel leichter, ohne Sprachbarrieren miteinander zu kommunizieren, wenn er dolmetschte." "Sehr verständlich."

Daniel und seine drei Kollegen sitzen noch eine ganze Weile am Tisch und besprechen dies und das, sowohl privates, als berufliches. Er selbst muß ganz viel an Antonia denken, die in der Zwischenzeit sicher schon tief und fest schläft. Wie gern wäre er jetzt bei ihr. Er würde sich so gern an sie kuscheln und sie in seinen Armen halten, während sie in diesen schlafen würde. Noch allerdings, so weiß er, wird es ein wenig dauern, bis es so weit ist. Als er selbst zu Bett geht, begleiten ihn all die schönen Erinnerungen an ihren gemeinsamen Urlaub in Rumänien.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Fr 25. Nov 2011, 22:41

Kapitel IX

Hunedoara, ein Ort der im deutschen Eisenmarkt genannt wird, befindet sich in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Antonia ist aus ihrem Traum erwacht und kann sich nicht mehr genau erinnern, warum sie gerade jetzt an diesen Ort denken muß. Im Grunde ist es auch nicht so wichtig, denn soeben klingelt ihr Wecker und mahnt sie zur Eile. Langsam steht sie auf. Während sie sich für den Tag zurecht macht, trauert sie ein wenig, daß die Nacht schon vorüber ist. Zwar kann sie sich nicht so genau erinnern, was sie geträumt hatte, dennoch, soviel ist sicher, konnte sie Daniels Nähe spüren. Sie weiß, er war bei ihr heute Nacht, wenn auch nur in ihrem Traum.

Noch immer etwas in Gedanken versunken besteigt Antonia die Straßenbahn und läßt sich auf einem der hinteren Plätze nieder. Während die Bahn vor sich hin rattert, versucht sich Antonia an ihren Traum der letzten Nacht zu erinnern, doch vor ihrem geistigen Auge formt sich kein vollständiges Bild davon. Stattdessen kreisen ihre Gedanken um den Ort Hunedoara, welcher sich ihr schon seit ihrem Erwachen immer wieder aufdrängt. Wahrscheinlich hatte ihr Traum irgend etwas mit diesem Ort zu tun.

Es ist noch nicht so lange her, da war sie selbst mit Daniel an jenem Ort gewesen. Diese Stadt hat zwei, mehr oder weniger schöne, Sehenswürdigkeiten. Zum einen wäre da das Schloß oder eher die Burg. Antionia weiß, daß diese auf deutsch "Schwarze Burg" genannt wird, doch viel mehr ist ihr kaum bekannt. Sobald sich Zeit findet, möchte sich Antonia daher diesbezüglich belesen. Wenn sie Glück hat, ist es heute nicht so geschäftig und sie kann einen Moment für eigene Zwecke durchs Internet serfen. Ihr Arbeitgeber ist sehr tolerant und genehmigt solche Aktionen, zumindest, wenn diese nicht die ganze Arbeitszeit in Anspruch nehmen und zum Zweiten, wenn ansonsten wenig zu erledigen ist. Für ihren Arbeitgeber ist es wichtig, daß seine Angestellten gern zur Arbeit erscheinen und sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen. Sein Konzept scheint aufzugehen, denn viele ihrer Kollegen fühlen sich wohl in der Firma.

Der Vormittag vergeht schnell. Erst kurz vor ihrer Mittagspause hat Antonia Zeit, sich etwas zu belesen. Daß die Burg im 15. Jahrhundert in ihrem gotischen Stil erbaut wurde, hatte ihr Daniel schon während ihrer Reise mitgeteilt. Auch, daß die Stadt zum ersten Mal im Jahr 1265 erwähnt wurde. Viel mehr allerdings weiß Antonia nicht und so freut sie es, herauszufinden, warum der Ort auf Deutsch denn überhaupt Eisenmarkt genannt wird. Gemutmaßt hatten Daniel und Antonia, daß es sicher Eisenvorkommen in dieser Gegend gab. Nun hatte sie die Bestätigung dafür gefunden. Hier gab es einst die zweitgrößte Eisenhütte Rumäniens. Jetzt ist sie weitgehend stillgelegt und auch keine Hochöfen stehen mehr. Laut Internet arbeiten nur noch ein 100-Tonnen-Lichtbogenofen, ein Strangguss und ein Walzwerk. Aber so genau kennt sich Antonia auf diesem Gebiet sowieso nicht aus.

Spannender hingegen findet sie die Entstehungsgeschichte der schwarzen Burg. Im Mittelalter herrschte in der Stadt die mächtige Adelsfamilie Corvin. Die Burg selbst wurde 1452 auf einem Kalkfelsen, auf den Resten einer Festung aus dem 14. Jahrhundert, errichtet. Die übrigen Teile wurden unter Matthias Corvinus und den Fürsten Bethlen erbaut. Vlad Drăculea III.,die historische Vorlage für Graf Dracula, hatte sich ebenfalls zeitweilig hier aufgehalten.

Antonia kann sich noch gut an die Burg erinnern, an die vielen Türmchen und die langen mit Bögen versehenen Gänge. Alles an der Burg erschien wunderschön und intakt zu sein. Im Grunde hätte es sie nicht verwundern müssen, denn die Burg wird oft als ideale Filmkulisse genutzt. Selbst kann sie nur bestätigen, daß sie sich, als sie vor Ort war, in eine andere Welt versetzt fühlte, zumindest solange sie sich in der Burg aufhielt. Draußen war alles anders.

Die Burg an sich war natürlich auch von Außen ein Augenschmaus. Dies war deutlich zu erkennen, auch wenn das Wetter alles in eine trübe Stimmung tauchte. Etwas, was eher merkwürdig war, war, wenn sie den Blick von der Burg abwendete und auf die gegenüberliegende Seite blickte. Dort, direkt neben der Burg, befand sich nämlich eine Fabrik. Diese Fabrik wirkte sehr alt und viele der Teile an ihr waren rostig. Am meisten Aufsehen allerdings erregte in Daniels und Antonias Augen der Rauch, welcher zum Himmel empor stieg. Dieser rote Rauch tauchte die ganze Szenerie in ein anderes Licht. Der Kontrast war so merkwürdig, doch kaum jemand anderes, als sie beide, schienen dies so zu sehen. Die Meisten beachteten das große Fabrikgelände nicht.

Antonia widmet sich wieder ihrer Arbeit. In ihrem Outlookprogramm haben sich inzwischen schon wieder so einige e-mail eingefunden und alle warten darauf, daß sie Antonia bearbeitet. Sie übt diese Tätigkeit schon lange aus, auch wenn sie ihre Arbeit nicht gerade befriedigt. Immerhin ist es ein Broterwerb in nicht zu schlechter Umgebung mit pünktlichem Feierabend. Klara hatte ihr schon oft gesagt, sie solle sich doch eine anspruchsvollere Tätigkeit suchen. Sie kann nicht verstehen, warum es Antonia nicht so wichtig ist, irgendwo Karriere zu machen. Doch für Antonia zählen diesbezüglich andere Werte als für Klara. Beide akzeptieren die Lebenseinstellung des Anderen, auch wenn sie selbst nicht tauschen wöllten.

Antonia selbst fasziniert und lebt eher die gleiche Lebenseinstellung, wie Kai und Andre, zwei Zivildienstleistende, die sie auf ihrer ersten Rumänienreise mit Paul kennen gelernt hatte. Als sie sie zum ersten Mal traf, absolvierten beide ihre letze Woche des einjährigen Zivildienstes in Sibiu. Dies ist ebenfalls eine Stadt in Siebenbürgen, welche auf deusch Hermannstadt genannt wird und 2007 Kulturhauptstadt Europas war. Kai und Andre planten zu ebend jener Zeit ihren Heimweg, den sie trampend zu meistern gedachten. Paul kannte die beiden jungen Männer und so konnten sie damals bei ihnen im Haus übernachten.

In der Stadt gab es so manche Gehöfte und in einem davon lebten Kai und Andre. Die Häuser der Gehöfte haben alle nur eine Etage und ein Spitzdach darauf. Letzteres wird ausschließlich als Lager genutzt. Das Haus selbst bestand aus nicht mehr als zwei Zimmern, ein Kleines und ein Großes, sowie einer Küche. Am meisten hielten sich dementsprechend alle in der Küche oder dem großen Zimmer auf, an dessen Wand eine Landkarte des Gebietes Siebenbürgens hing. Damals hatten Antonia und Paul vor, nur eine Nacht dort zu verbringen, doch dann kam es anders und sie hingen einen weiteren Tag dran.

Andre berichtete ihnen voller Stolz und Freude, daß man von ihrem Gehöft aus das Făgăraș-Gebirge sehen könnte und bei klarer Sicht war dieses tatsächlich zu erkennen, doch oftmals versteckt es sich im Nebel.

An ihrem ersten Abend bei den beiden Zivildienstleistenden, gingen sie zusammen mit Andre in das ART-Caffee, welches sich eher als eine kleine Kneipe erwies. Kai wartete dort auf sie, gemeinsam mit einem rumänischen Rastafari, der bis zum nächsten Morgen auch bei ihnen verweilen würde. Der Abend selbst verlief sehr angenehm und sogar mit dem jungen Rumänen konnten sich Antonia und Paul, dank eines Sprachführers, gut unterhalten.

Zu hause bei Kai und Andre angekommen wurde sich noch angeregt unterhalten und entspannende Musik gehört, bevor Antonia und Paul jeweils ihren Schlafsack auspackten, diesen auf dem Holzboden ausbreiteten und in tiefen Schlaf fielen.

"Hey, Feierabend!" Antonia war inzwischen schon wieder so tief in ihre Arbeit oder eher in ihre Gedanken versunken, daß sie gar nicht gemerkt hat, wie schnell die Zeit verflogen ist. Es ist ihr heute auch gar nicht so wichtig schnell nach hause zu kommen, denn es würde sie sowieso niemand erwarten oder gar vermissen. Eine Weile denkt sie ernsthaft darüber nach, Klara anzurufen und an diesem heutigen Abend wieder mit ihr durch die Nacht zu ziehen. Dann allerdings hält sie es für klüger und entspannender sich nach hause auf ihr Sofa zu begeben und das Buch, welches sie letzte Woche gekauft hatte, zu lesen.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » Sa 26. Nov 2011, 11:25

Kapitel X

Das Telefon klingelt. Antonia greift zum Hörer. "Mit Antonia." "Hi Antonia! Na, wie geht es dir?" "Kai, sei gegrüßt! Schön von dir zu hören." "Ja, ich weiß, ich hab mich schon eine Weile nicht gemeldet. Ich war drei Monate auf Bali." "Oh, wie schön. Da bist du also doch gefahren." "Geflogen." "Ja, klar." "Und ich bereue es nicht." "Es war bestimmt richtig toll. Erzähl mal!" "Naja, genau deswegen rufe ich an. Ich möchte eine kleine Party schmeißen oder besser gesagt, einen gemütlichen Foto-,Film- und Musikabend veranstalten. Hast du Lust zu kommen?" "Klar, wann denn?" "Kommenden Samstag." "Ja, würde passen. Könnte ich noch jemanden mitbringen?" "Klar doch. Stimmt, ich vergaß ja, daß du einen mir noch ganz unbekannten Freund hast. Den mußt du mir sowieso mal vorstellen." Antonia muß leicht schmunzeln. "Mach ich doch gern. Ich denke mal, er müßte zu diesem Zeitpunkt wieder in der Stadt sein." "Schön, dann bring ihn mit!" "Werde ich."

"Sag mal, warst du nicht auch vor Kurzem wieder mal in Rumänien. Ist doch noch nicht so lange her oder habe ich da falsche Gerüchte vernommen?" "Nein, stimmt schon. Ich mußte sogar deswegen heute an dich und Andre denken. Weißt du noch als wir uns kennen gelernt haben?" "Ja, da warst du zwar sehr neugierig aber auch noch viel schüchterner und ruhiger als heute." "Naja, wenn ich irgendwo fremd bin. Ich mußte erst lernen, auch beim ersten Treffen locker zu sein." "Hast du ja glücklicherweise. Aber so unnormal war es ja auch nicht und im Übrigen sind viele bei der ersten Begegnung ruhiger als sie es normalerweise sind. Dennoch hat man schon damals gemerkt, daß du großen Wissensdurst und Freude hast. Ich jedenfalls fand dich gleich sympatisch." "Danke."

"Ihr, also du und Paul, ihr wart so was von leichtsinnig." "Wieso?" "Na wegen der Milch." "Woher sollten wir es denn gewußt haben?" "Stimmt auch wieder. Dennoch, unvorsichtig wart ihr trotzdem." "Keiner von uns konnte doch ahnen, daß man die frische Milch nicht einfach so trinken darf." "Man sollte im Ausland eben ein wenig vorsichtiger sein." "Ja, ich glaube, daß habe ich aus dieser Situation gelernt." "Ihr habts ja überlebt." sagt Kai lachend. "Okay, dann seh ich dich und deinen geheimnisvollen Typen kommendes Wochenende." "Daniel heißt er." "Okay, dann eben dich und Daniel. Machs gut bis dahin und paß auf dich auf!" "Ich versuchs und werde vorsichtshalber keine Milch trinken." scherzt Antonia. "Tschüßi."

Ja, daß war damals ein aufregender Tag. "Der Tag der Milch", wie sie diesen scherzeshalber nannten. Rießenglück hatten sie damals dennoch. Gar nicht auszumalen, wie alles abgelaufen wäre, hätten sie nicht so ein Glück gehabt. Sie war gerade einmal zwanzig und so voller Lebensfreude, Entdeckerlust und Energie. Dies wäre echt ein ziemlich schlechtes Timing gewesen, ganz zu schweigen von der Entfernung zu ihrem Heimatland und der demzufolge wirren fremden Sprache um sie herum. Auf jedenfall war dies der erste Moment, der Antonia die realen Gefahren des Lebens und des Reisens deutlich vor Augen führte. Irgendwie fühlte sie sich damals ins Mittelalter versetzt oder wenigstens in eine Zeit, lange vor der guten medizinischen Versorgung, eine Zeit, in der man noch an den kleinsten Erkankungen verstorben ist.

Der besagte Tag, damals im September, begann ganz unscheinbar und ruhig. Kai und Andre waren schon längst aufgestanden und außer Haus. Der Rastafari war ebenfalls schon abgereist. Irgendwann am Vormittag verließen auch Antonia und Paul das Gehöft und spazierten über den Gemüsemarkt. Dort gab es eine Menge Leckereien zu entdecken. Berge von Obst und Gemüse türmten sich auf. Am Rande des Gemüsemarktes fanden sie einige wenige Leute, die Schuhe und Kleidung auf den Erdboden ausgebreitet anboten. Etwas passendes gefunden hatten die beiden darunter nicht. Allerdings wurde endlich ein schon lang ersehnter Fotoapparat gekauft und nun stand dem Schießen von Erinnerungsfotos nichts mehr im Weg.

Im Anschluß daran verließen Antonia und Paul kurz die Stadt, um sich ins Făgăraș-Gebirge zu begeben. Vor ihnen breiteten sich die Gipfel der Berge aus. Ein wunderschöner Anblick, längst noch, bevor es die Serpentinen hoch hinauf ging. Die Straße, die sie zu dem Gebirge hin fuhren, war schmal, kurvenreich und lang im Schatten, doch vor ihnen, oben an den Gipfeln der Berge, küßte die Sonne die Baumspitzen der Wälder. Der bunte Herbst ummalte die Szenerie. Schließlich begannen die Serpentinen. Bis hoch hinauf waren sie erkennbar. Zu ihren beiden Seiten umgaben sie sanft die einzelnen Berge des Gebirges und trugen sie förmlich dem Gipfel entgegen. Kurz bevor sie oben ankamen mußten Antonia und Paul einfach anhalten. Diese Aussicht: Zwischen den Bergen lag die serpentinartige Straße vor ihnen ausgebreitet, wie ein langer Teppich, der sie hinunter ins Tal geleitet. Dort wiederum endlose Weite. Eine geraume Zeit standen die beiden nur so da. Kein anderes Auto schien den selben Weg zu wählen, wie sie. Warum auch? Dieser Weg war umständlich und energievergeudent für jemanden, der nur in einen Ort auf der anderen Seite des Gebirges wollte. Und obwohl Antonia Bergtunnel damals noch weniger mochte als heute, fuhren sie hindurch auf die andere Seite des Berges und später wieder zurück. Im Grunde war dieser Bergtunnel eine kleine Vorbereitung auf Spanien, doch davon ahnte sie damals noch nichts.

Nach diesem Ausflug kehrten Antonia und Paul zum Gehöft, auf dem Kai und Andre ihren Zivildienst verlebten, zurück. Am Abend traf noch ein Bekannter der beiden Zivis aus București, auf deutsch: Bukarest, ein. Gemeinsam wurde etwas zu Essen zurecht gemacht und Mayonnaise per Hand geschlagen. So machten sie es sich alle gemütlich. Irgendwann holte Paul die gute frische Milch aus dem Kühlschrank und goß sie zum Trinken ein. Sofort gab es Protest der Dabeisitzenden. Was Antonia damals vernahm, erschreckte sie schon ein wenig. Man erklärte Antonia und Paul, daß sie die Milch erst abkochen müßten, da vor eineinhalb Monaten einer in der Nähe von Sibiu innerhalb von drei Tagen an Milzbrand verstorben sei. Hier in Rumänien könne man eben nicht so viel ausrichten wie in Deutschland. Da Milzbrand durch Tierkontakt übertragen würde, müßte man die Milch abkochen, da dann die Erreger absterben würden. Leider war es schon zu spät, denn sowohl Antonia, als auch Paul haben bereits von der unabgekochten Milch getrunken. Antonia wird dieses Erlebnis nie vergessen. Es war ein sehr komisches Gefühl zu erfahren, daß es im schlimmsten Falle in drei Tagen alles vorbei sein könnte und man hier vor Ort auch nichts für sie tun könnte. Kurze Zeit überlegten Antonia und Paul, ob sie vielleicht ihren Urlaub vorsichtshalber abbrechen und nach Deutschland zurückkehren sollten, doch verwarfen sie diesen Gedanken ziemlich schnell. Besorgt allerdings blieb Antonia dennoch. Viele Gedanken gingen Antonia damals durch den Kopf, als sie diese Nachricht erhielt und doch machte sich eine Ruhe in ihr breit, da es sowieso nichts gab, was sie hätte unternehmen können. Die Milch hatte sie ja bereits getrunken. Wahrscheinlich war dies der Tag, an dem sie beschloß, das Leben und alles was geschieht intensiv zu genießen und wahr zu nehmen. Man weiß schließlich nie, wann es der letzte Tag für einen ist. Ihrer Mutter hatte Antonia nie davon erzählt. Sie hätte sich nur viel zu sehr um ihr kleines Töchterchen gesorgt, welches in jenem Moment sowieso weit weg und außer Reichweite war.

Der restliche Abend verlief ruhig und ohne weitere aufsehenerregende Geschehnisse. Nach dem Abendessen, welches sie alle gemeinsam auf dem Fußboden zu sich nahmen, blieb nur noch die kleine Kerze in der Mitte ihres Kreises stehen. Kai und Andre holten ihre Gitarren herzu und deren Bekannter seine Flöte. Gemeinsam spielten sie einige Lieder, welche sie ab und an singend begleiteten. Die Atmosphäre, die sich im Raum ausbreitete, würde Antonia nicht wieder vergessen. Alles war wunderschön einfach gehalten: der Raum, das Essen, die gesellige Runde. Nichts stahl die Aufmerksamkeit des Moments. Sie konnte spüren, wie schön und angenehm es ist im hier und jetzt zu leben. Wie gern würde sie dieses angenehme Gefühl mit nach hause nehmen. Daheim gab es so viel materiellen Ballast, doch hier fühlte sie die Leichtigkeit des Seins ohne mehr zu besitzen als einen Schlafsack, Essen, etwas Kleidung und eine trockene Unterkunft. Schon kurz nach Beginn ihrer Reise nach Rumänien war Antonia klar, daß diese Erlebnisse ihr Leben und ihre Lebenseinstellung verändern würden. Nichts würde nachher so sein, wie zuvor. Diese Reise ließ sie innerlich wachsen und säte etwas in ihr, was zum vollständigen Ausreifen noch viele Jahre benötigen würde. Ihr ganzes Leben lang, bis auf den heutigen Tag, sehnt sich Antonia seither nach einem einfachen Leben auf dem Land. Eines Tages, so weiß sie, wird sie dieses Leben führen.


Kapitel XI

Es ist schon komisch. Seit ihrem Gespräch mit Klara lassen sie ihre Gedanken an ihre Rumänienreisen keine Ruhe mehr. Irgendwie kann sich Antonia kaum davon befreien. Nur schwer kann sie sich auf etwas anderes konzentrieren. Woran dies nur liegen mag? Natürlich war es jeweils eine aufregende Zeit. Bei ihrer ersten Reise war für Antonia alles Neuland. Noch nie war sie so weit von zu hause fort. Dennoch fühlte sie sich sicher, da sie mit Paul reiste, der schon sehr viel Auslandserfahrung hatte und auch bereits mehrfach in Rumänien war. Bei ihrer letzten Reise mir Daniel war sie diejenige mit der meisten Auslandserfahrung. Daniel vertraute ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrem Gespür. Sie wiederum vertraute ihm in allem und fühlte sich in seiner Gegenwart sicher, geborgen und ruhig, so daß sie sich vor nichts zu ängstigen brauchte. Diese besondere Situation stellte ein angenehmes Gleichgewicht zwischen Daniel und Antonia her. Jeder war für den anderen da und jeder vertraute dem anderen. Keiner war zu schwach, keiner zu stark.

Dieses besondere Gleichgewicht besteht seither noch immer, auch wenn sich Antonia gern bei Daniel anlehnt. Dennoch hält sich alles irgendwie die Waage. Es hat den Anschein, als gleichen sich ihrer beiden Schwächen,Ängste, Fehler, Stärken, Erfahrungen und Wissen aus. Sie ergänzen sich zu einem wundervollen Gesamtbild. Als sie so über ihre Beziehung zu Daniel und das Verhältnis zwischen ihnen nachdenkt, fällt ihr auf, daß dies etwas angenehm Neues für sie ist, etwas, was ihr fremd und dennoch wunderbar vertraut vorkommt.

In der Zwischenzeit hat Antonia all die vielen Erinnerungsfotos heraus gesucht. Noch immer beschäftigt sie gedanklich "der Tag der Milch". Es ist schon seltsam, was so ein Gedanke in einem alles auslösen kann. Sie weiß noch genau, wie normal sie die nachfolgenden Tage weiter gelebt hatten. Natürlich hatten sie hin und wieder an den Vorfall mit der Milch gedacht, doch ihr Leben sollte nicht aus Angst stehen bleiben. Diese damalige Einstellung ist Teil ihrer Lebenseinstellung geworden. Antonia möchte sich nicht aus Angst davon abhalten lassen ihr Leben zu leben. Sie möchte sich nicht von Angst lähmen lassen oder gar ihre Träume völlig aufgeben, auch wenn deren Umsetzung nicht immer oder im Jetzt möglich sind.

Damals sind Antonia und Paul gegen Mittag aufgestanden und dann mit Kai, Andre und einem der beiden nachfolgenden Zivildienstleistenden auf einem Trödelmarkt gegangen. Hier konnte man sich gut nach Kleidung umsehen und so hat sich Paul auch ein sehr hübsches und ausgefallenes hellblaues Hemd mit großen Ornamenten gekauft, welches irgendwie an eine Tapete der siebziger Jahre erinnerte. Antonia selbst hat sich, da sie in Socken vernarrt ist, ein paar witzig aussehende Wollsocken gekauft, welche mit Kordelzug und Bommeln ausgestattet sind. Diese haben sich inzwischen als gut bewährt erwiesen. Die gesuchte Zigeunerkleidung war allerdings nirgends zu finden, dabei ist diese so auffällig bunt und anders. Anschließend gingen Antonia und Paul nochmal allein auf den Gemüsemarkt.

Paul liebt es frisches Gemüse einzukaufen und seine Kochkünste verraten einem jeden, daß sich sein Einkaufsbummel auf solchen Märkten für jeden Mitesser rentiert. Wie gern würde Antonia genauso gut kochen können. Sogar so ein einfaches Gericht, wie Nudeln mit Tomatensoße es sind, waren, hat Paul die Soße gekocht, ein Hochgenuß. An diesem Tag allerdings entdeckte Paul einen riesigen Haufen Hagebutten an einem der Stände. Da er sich selbst schon mehrfach in der Weinherstellung geübt hat, konnte er seinem Drang nicht widerstehen und kaufte den Kleinbauern alle seine Hagebutten ab. Antonia war zwar etwas verwirrt darüber, erfreute sich allerdings an der kindlichen Freude, mit der Paul sie und die Hagebutten anstrahlte. Natürlich würde es noch eine ganze Weile dauern, bevor Antonia und Paul wieder zu hause wären, doch wenn man sie jetzt trocknet, so meinte Paul, kann man später recht köstlichen Wein davon gewinnen.

Antonias Blick wandert durch ihr Zimmer. All diese Erlebnisse sind inzwischen schon über zehn und mehr Jahre her. Ihr Blick bleibt an einem alten Holzfaß haften, welches sie als Ablage umfunktioniert hat. Damals, als Paul dieses Faß in die Augen fiel, war er nicht mehr zu bremsen. Wie ein kleines Kind freute er sich. Er hatte sich auf den ersten Blick in dieses Weinfaß verliebt. Ein richtiges altes Weinfaß zu besitzen schien Pauls größter Traum zu sein. Demgemäß handelte er eine Weile mit dessen Besitzer bevor er es abkaufte. Antonia betrachtete das Geschehen mit einer gewissen Freude über Pauls Begeisterung für dieses Teil. Jetzt steht es bei ihr. Für Antonia ist dies eine Erinnerung an ihre erste Rumänienreise und daran, wieviel Freude und Begeisterung Paul damals empfand. Doch auch für Antonia selbst hat dieses Faß eine besondere Bedeutung, denn es erinnert sie immer wieder daran, daß sie nie gedachte Dinge vollbringen konnte. Es ist zu einem kleinen Stück ihrer eigenen Geschichte geworden. Paul hat ihr das Faß irgendwann geschenkt, irgendwann, noch bevor er mit seiner jetzigen Frau zusammen zog.

Damals, vor vielen Jahren, nahm das Faß ihnen beiden einen großen Teil ihres begrenzten Platzes im Auto weg. Auch die Hagebutten taten ihr übriges dazu. Hinzu kam, daß Paul Andre zusagte, einige Gepäckstücke von ihm mit nach Deutschlang zu bringen. Irgendwie mußte alles so ins Auto verstaut werden, daß Antonia und Paul wenigstens noch etwas Platz zum Schlafen blieb. Als dieses Projekt erfolgreich gemeistert war, gingen sie zu viert ins Kino, in einem englischsprachigen Film. So viel sich Antonia noch erinnern kann, war der Film recht in Ordnung, daß Kino selbst hingegen sah interessant aus. Es waren keine festen Bänke oder Klappstühle, wie sie es aus deutschen Kinosälen kannte. Einzelne Stühle standen in Reihen aufgestellt und es wurde sogar während des Filmes geraucht, etwas, was Antonia eher nicht so angenehm fand.

An diesem Tag, so fällt Antonia beim Betrachten der Fotos ein, hatten Paul und sie noch eine Fahrt in ein Nachbardorf unternommen, bevor sie die Gegend um Sibiu endgültig in Richtung schwarzes Meer verließen. Paul hatte vernommen, daß es in Michelsberg, welches auf rumänisch Cisnădioara heißt, irgendwo einen "altdeutschen Mann" gibt, der guten Schnaps brennt. Obwohl er nicht viel über diesen alten Herren herausfinden konnte machten sich Antonia und Paul auf den Weg. Die Straße ging langsam in breite Feldwege über und schließlich erreichten sie das Dorf. Nach einigem Suchen parkte Paul den Wagen neben einen extrem hohen Holzhaufen. Dieser wiederum lies nur erahnen, wie kalt die Winter in jenem Ort wohl waren. Der alte Mann selbst war sehr überrascht und stolz. Er führte Antonia und Paul in den Keller eines Hauses, in welchem riesige Fässer mit feinsten Schnaps standen und Paul wurde angehalten durchzukosten. Schließlich ließ er einen kleinen Kanister befüllen und bezahlte den Alten. Dieser wiederum erzählte seine Geschichte und auch, daß die ganze Jugend bestrebt sei auszuwandern. Seine Kinder selbst seien auch nach Deutschland umgesiedelt, da sie dem schweren Landleben in Rumänien den Rücken kehren wollten. Der Mann erwähnte noch, wie schade es sei, da nun viele Häuser schneller verfallen würden. Antonia und Paul, die das Leben in Deutschand bereits zu Genüge kennen, würden jederzeit dieses ruhige, wenn auch nicht immer leichte Landleben vorziehen. Doch wer hier hinein geboren wird, den lockt der scheinbare Luxus fort. Überall im Gebiet Siebenbürgens ist dies zu beobachten.

Antonia blickt nachdenklich aus dem Fenster, vor welchem sich inzwischen die Nacht breit gemacht hat. Sie selbst fände es schön so auf dem Lande zu leben, vielleicht sogar mit eigenen Brunnen. Auf jedenfall fühlte sie sich bei beiden Reisen mindestens um Jahrzehnte in der Zeit zurück versetzt, auch wenn sie schon deutlich spüren konnte, daß diese "Zeitreise" bei ihrem letzten Besuch nicht mehr die gleiche war, wie bei ihrem Ersten. Zu viel hatte sich verändert, zu viel war modernisiert. Bei ihrer ersten Reise traf sie noch auf eine Schafherde mitten auf einer Schnellstraße. Damals fuhren auch noch viel mehr einfache Viehwagen, die man umgangssprachlich als "Karutzen" bezeichnte, herum, welche oftmals von Esel, manchmal auch von Pferden gezogen wurden. Die vielen öffentlichen Brunnen am Straßenrand jedoch sind bisher erhalten geblieben. Dennoch, in ein paar weiteren Jahren wird dieses Gebiet noch so einiges von seinem jetzigen Charme verloren haben.

Plötzlich klingelt Antonias Telefon und reißt sie aus ihren Gedanken. Daniel hatte ihr doch versprochen sie heute Abend irgendwann anzurufen. Seiner zuvor geäußerten Befürchtung gemäß, ist es inzwischen schon sehr spät geworden. Antonia ist dennoch überglücklich seine Stimme zu hören. Sie liebt es seinen Worten zu lauschen und ihn lachen zu hören. Natürlich hat Daniel nicht viel Zeit. Die Schulung war sehr lang und dann gab es auch noch ein förmliches Abendessen mit den Chefs. Schon bald möchte er schlafen gehen, denn der morgige Tag würde früh beginnen. Dafür allerdings kann Daniel Antonia zusagen, daß er kommendes Wochenende wieder bei ihr sein wird. Antonia muß ihm natürlich gleich von Kais Einladung erzählen und sie beschließen gemeinsam dort hin zu gehen. Nach einigen weiteren lieben Worten beenden Antonia und Daniel ihr Telefonat. Nicht mehr lange und sie würden sich wieder sehen und in die Arme schließen können. Antonia kann es schon jetzt kaum erwarten und auch bei Daniel ist die Vorfreude deutlich zu hören.
Zuletzt geändert von vlindertje am Mo 28. Nov 2011, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)

Beitragvon vlindertje » So 27. Nov 2011, 23:06

Kapitel XII

"Wart ihr auch am Meer?" Klara hält ein Glas Cola in ihren Händen und läßt sich langsam auf das Sofa, direkt neben Antonia, nieder. Den ganzen Vormittag hatte sie Antonia über ihr Handy kurze Nachrichten zukommen lassen und sie angebettelt, doch am Nachmittag bei ihr vorbei kommen zu können, damit sie ihr weiter von ihrer Reise und dem ihr noch unbekannten Daniel berichte. Eigendlich hatte Antonia sich etwas anderes vorgenommen, doch nach einigem hin und her sagte sie ihr zu und so sitzt Klara nun neben ihr auf dem Sofa.

"Ja und Nein. Bei meiner ersten Reise mit Paul sind wir bis zur Grenze nach Bulgarien am schwarzen Meer gefahren." "Und mit Daniel? Erzähl mir mal noch ein bisschen von Daniel!" "Mit ihm war ich aber nicht am Meer, denn mit den öffentlichen Verkehrmitteln hätte es ziemlich lang gedauert bis wir dort angekommen wären. Dafür war unsere Urlaubszeit einfach zu kurz oder es wäre alles in Streß ausgeartet." "Und sonst so? Ist er ein guter Liebhaber?" Antonia schaut Klara fragend an, so, als hätte sie sich eben verhört. "Na, Daniel, ist er ein guter Liebhaber?" Klara blinzelt Antonia an. "Du weiß schon, was ich meine." Noch immer schaut Antonia Klara irritiert und schweigend an. Sie ist völlig verblüft von Klaras direkter Frage und muß ihre Antwort erst einmal langsam in ihrem Kopf zurechtlegen. Klar haben sie sich schon hin und wieder über Männer und ihre Fantasien gesprochen, doch noch nie hatte eine von beiden so genau nachgehakt.

"Na, du kannst mir doch nicht erzählen, daß du mit Daniel drei Wochen in einem fremden Land unterwegs warst und zwischen euch nichts passiert ist. Daß kann ich mir nicht vorstellen. Da ist bestimmt etwas gelaufen zwischen euch." Antonia macht keinen Hehl daraus, daß Daniel und sie sich sehr nahe stehen. Wie nah allerdings und was alles so genau zwischen ihnen lief oder läuft, daß ging, ihrer Meinung nach, Klara nichts an. Sollte sie irgendwann mit Daniel zusammen ziehen oder ihn heiraten, so würde Klara es früh genug erfahren. Noch nie hatte sich Antonia getraut ihr ähnlich konkrete Fragen über ihr Liebesleben zu stellen. Ihr ist es auch egal. Doch sie muß auf diese, ihr gestellte Frage antworten. Klara würde keine Ruhe geben, soviel stand fest. "Ja, ich bin ganz zufrieden." sagte sie schließlich und hofft, daß ihre Antwort keine weiteren Fragen nach sich ziehen würde. Sie hat sich bemüht, diesen Satz so ruhig und gelassen, wie eben nur zufällig nebenbei fallen zu lassen, während sie sich ihr eigenes Glas nachschenkt und doch merkt sie, daß sie bestimmt etwas verlegen wirkt. Es gibt eben Dinge, so Antonias Meinung, die keinem irgend etwas angehen und über die zu sprechen sie nicht gewillt ist. Klara schweigt kurz. Aus Antonias Antwort kann sie heraushören, daß diese keine weitere Information preisgeben würde und obwohl sie gern mehr erfahren hätte, stellt sie ihr diesbezüglich keine weiteren Fragen mehr.

"Vama Veche" Klara sieht Antonia fragend an. "Der Ort, an dem ich mit Paul am Meer war hieß Vama Veche. Das ist der südlichste Ort an der rumänischen Küste des Schwarzen Meeres, nur wenige hundert Meter von der bulgarischen Grenze entfernt. Spät am Abend sind wir eingetroffen und haben sofort unser Nachtlager zurecht gemacht. Diese Nacht war ziemlich unruhig und wir waren irgendwie ständig auf Mückenjagd. Der nächste Morgen jedoch war herrlich angenehm warm und so sind wir gleich ins Schwarze Meer baden gegangen. Dabei wurde ich wieder daran erinnert, wie schrecklich Salzwasser schmeckt." "Oh ja, daß glaub ich dir." "Ja und weil es so wunderbar warm war, breitete Paul eine Plastikplane aus und kippte den ganzen Sack Hageputten zum Trocknen darauf. Wir selbst legten uns nach dem Baden in den weichen Sand und schliefen beide, aufgrund der nächtlichen Mückenjagd, ziemlich schnell ein." "Das war bestimmt sehr angenehm und entspannend." "Schon, nur leider wurden wir sehr unsanft aus unserem Schlaf gerissen. Ich spürte ein Picksen und Stechen an meiner ganzen linken Seite und als ich die Augen öffnete konnte ich die wild fliegenden Sandkörner auch deutlich sehen. Die Hagebutten, die Paul zum Trocknen ausgelegt hatte, waren ebenso von feinsten Sand bedeckt." "Oh nein. Was habt ihr denn da gemacht?" "Wir sind gemeinsam mit den Hagebutten ins Auto hinein und haben uns vor dem Treiben versteckt. Irgendwie hofften wir, daß die Sonne schon bald wieder scheinen würde." "Ja, da kann man wirklich nur drauf hoffen. Was will man denn schon sonst am Meer?"

"Nun, wir haben den Tag genutzt und sind nach Constanța zu fahren, um dringend benötigte Lebensmittel zu kaufen. Zuvor allerdings suchten wir eine Bank auf, da unser Geld zur Neige ging. An dem Bankautomaten hatten wir beide unseren Spaß, denn die vielen, vielen Geldscheine, die wir erhielten waren umgerechnet gerade mal 12 DM." "Da war euer Urlaub wohl ziemlich günstig." "Ja, kann man so sagen. Anschließend fuhren wir wieder zurück zum, naja, Campingplatz." "Wieso naja? Was war da los?" "Es sah bei Tageslicht, wenn man auf den Platz fuhr, katastrophal aus. Drei Restaurantes waren zu sehen, eine Bar und ein Motel. Der ganze Rest war Baustelle oder von irgendwelchen Materialien zugestellt. Uns selbst störte es nicht zu sehr, denn das Wetter war noch immer nicht besser. Also blieben wir im Auto und spielten Schach bis wir vor Müdigkeit einschliefen, in der Hoffnung, daß am nächsten Tag die Sonne wieder scheinen würde." "Und war es so?"

Klara steckte sich gerade ein schmackhaft belegtes Broteckchen in den Mund und auch Antonia ließ es sich schmecken. Das kleine Buffet, welches die beiden nebenher gemeinsam kreiert haben ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch ziemlich lecker. Antonia mag es, solch kleine Häbchen, neben dem Tee, zu sich zu nehmen. Irgendwie macht es alles etwas gemütlicher und die Atmosphäre entspannter. Früher hat sie auch gern gemeinsam mit ihrem Besuch gekocht. Meistens waren es Nudeln mit einer selbst hergestellten Soße dazu und ausgewählter Käse. Die Zutaten wurden entweder im Voraus beschafft, meist jedoch gemeinsam eingekauft. So standen alle gemeinsam in der Küche und genossen, bei meist alkoholischem Getränk, die Vorbereitung auf das Essen, welches dann natürlich besonders gut mundete und bei klassicher Musik sowie vielen Gesprächen genüßlich zu sich genommen wurde. Daran hat Klara allerdings kein Gefallen und so haben sie einfach nur ein paar kleine Brote sowie Oliven und Käse zurecht gemacht.

"Leider nicht. Wir hatten den nächsten Tag recht komisches und trübes Herbstwetter. Die Nacht war auch nicht angenehmer. Uns machte "unsere Maus" zu schaffen. Wir haben sie nie gesehen aber ständig gehört." "Eine Maus." Klara sieht Antonia entsetzt an. "Ja, eine Maus." "Wie konntest du denn da überhaupt schlafen? Schon allein der Gedanke daran würde mir das Schlafen nicht im Geringsten ermöglichen. Wenn ich schon nur daran denke, bekomme ich Gänsehaut." Antonia muß lachen. "So schlimm war es nun auch wieder nicht. Wie gesagt, haben wir sie nie zu Gesicht bekommen sondern immer nur gehört." Klara sitzt, die Arme um ihre Beine geschlungen, in einer Ecke des Sofas. "Auch nicht wirklich ein angenehmerer Gedanke." Antonia möchte Klara von diesem Gedanken ablenken und erzählt daher weiter.

"Nunja, der Wind jedenfalls hatte das Meer aufgewühlt, so daß viele große Wellen darin tobten. Alles wirkte finster und grau. Wir haben uns den ganzen Vormittag im Auto verbarrikadiert und haben es erst gegen 14 Uhr für einen Strandspaziergang verlassen. Von dem sommerlichen Gefühl, den Tag zuvor, war nichts mehr geblieben. In der Ferne, auf dem aufgewühlten Meer, sahen wir noch immer das Schiff vom Vortag, von welchem aus hin und wieder mal wieder ins Meer geschossen wurde. Paul hatte dies den Tag zuvor mit seinem kleinen Fernglas beobachtet. Da es aber so kalt war kehrten wir recht schnell ins Auto zurück und machten es uns gemütlich indem wir unser Essen auspackten. Zuerst gab es Weintrauben und Schokolade, später dann Blattspinat mit Brot. Wir haben dann so lange gegessen, bis wir nichts mehr in uns hineinstopfen konnten." "Ach, ihr wieder." lacht Klara. "Ja, Essen ist entspannend und gesellig." verteidigt sich Antonia und Klara muß ihr unweigerlich zustimmen.

"Mit unseren vollen Bäuchen haben wir, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, der Maus gedacht und ernsthaft überlegt, ob wir auf Mäusejagd gehen sollten. Auf der anderen Seite lockte natürlich auch das Schachbrett. Vor oder unter unserem Auto hat es sich "unser Wachund" bequem gemacht." "Ihr hattet einen Wachund?" "Irgendwie schon. Am Tag habe ich ein paar der wilden streunenden Hunde gefüttert. Es kamen immer mehr herzu. Fing man einmal an mit Füttern, wurde man scheinbar nie fertig. Und einer dieser Hunde bewachte unser Auto." "Oder eher euch, damit ihr euch nicht aus den Staub machen könnt ohne ihn erneut zu füttern." "Gut möglich."
"Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt." Dalai Lama
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