Re: Gen Osten - 21 Tage Freiheit pur (Version II)
von vlindertje » Sa 5. Nov 2011, 01:12
Kapitel IV
Langsam schlendern Klara und Antonia die Straßen entlang. Es sind schmale Gassen, geziert von alten Häusern, von denen die meisten renoviert und bewohnt sind. Antonia mag dieses Flair sehr. Zusammen mit Daniel ist sie schon so manches mal diesen Weg entlang spaziert. Ab und an blieben sie vor besonders hübschen alten Häusern stehen und er legte seinen Arm um sie, während sie so dastanden und sich über dieses oder jenes Bauwerk austauschten. Oftmals hatte Antonia auch schon versucht, Klara für diese Architektur zu begeistern, aber mehr als einen kurzen Blick und ein "ach, wie schön" war es ihr meistens nicht Wert. Auch heute Nachmittag schenkt Klara diesen alten Gassen keine besondere Aufmerksamkeit.
"Erzähl mir, wie war es in dem Steinbruch! Was genau muß ich mir eigendlich darunter vorstellen und konnte man da einfach hinein?" "Nun, zuerst benötigten wir Lebensmittel. Der Wechselkurs lag hier bei 1 zu 130. So fuhren wir nach Gárdony oder Argárd. Ganz genau weiß ich es heute nicht mehr. Dafür ist die Reise mit Paul viel zu lange her. Auf jedenfall war es nahe dem großen See, dem Velencei-tó. Dies ist der drittgrößte natürliche See Ungarns. Paul steuerte diesmal, im Gegensatz zu sonst, einen Großmarkt an und wir stürzten uns ins Getümmel. Natürlich kauften wir, neben den nötigen Lebensmitteln, auch eine Flasche Tokajer Wein. Der Abend war also mit so manchen Leckereien gesichert." "Oh ja, ein guter Wein ist nicht zu verachten. Schade, daß du jetzt keinen mehr trinkst. Im übrigen sind wir gleich bei der Cocktailbar, die ich meine."
Die Cocktailbar, die Antonia und Klara betreten, ist nur schwach beleuchtet. Im Hintergrund spielt rockige Musik. An einem hohen Tisch klettern die beiden auf fast ebenso hohe Stühle. Noch ist genügend Platz um sie herum, doch in Kürze wird sich dieses Lokal mit Sicherheit füllen. "Ich kann mich nicht entscheiden." Klara blättert in der Karte hin und her. Es werden unzählige Cocktails angeboten. Cocktails mit und ohne Alkohol. Klara bestellt sich einen "summer dream" und Antonia "saved sex on the beach". "Witzig, klingt, als würde beides irgendwie zusammen gehören." Darüber müssen beide mächtig lachen und beginnen diesen Gedanken auszuschmücken und so sind sie gedanklich plötzlich eher in der Südsee, als in Ungarn.
"Ich stell mir das unglaublich schön vor. Meeresrauschen. Feiner, weicher Sandstrand. Ein warmer Sonnenuntergang. Den ganzen Tag hat man den Liebsten bei sich und brennt auf den Abend, auf die Stille, auf den ungestörten Moment zu Zweit. Diese sexuelle Spannung, die sich dann, an diesem lauen Sommerabend am Strand, in freier Natur, entlädt muß einfach unvergeßlich sein." Klara kann diesem Traumbild nur zustimmen, doch Antonia ist schon in Gedanken versunken. Sie vermißt Daniel, der schon einige Tage wieder arbeiten, und daher nicht in ihrer Nähe, ist. Sie erinnert sich an die vielen schönen Momente zu Zweit, die sie hatten, als sie gemeinsam auf Reise waren. Ein Lächeln zaubert sich auf ihr Gesicht. In diesem Moment kommt die Bedienung an den Tisch. "Der Summerdream?" "Hier, für mich." ruft Klara. Antonia kann diesen Worten gedanklich nur zustimmen. Dieses ganze gemalte Szenario am Sandstrand ist ein wundervoller, idealisierter Sommertraum.
"Jetzt erzähl mir aber endlich von dem Steinbruch!" "Nun, Paul wollte den Schlafplatz erst einmal bei Tag begutachten, bevor wir uns Nachts auf die Suche hätten begeben müssen. Ich hatte bis dahin noch keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Bekannt waren mir nur Berkwerke und diese mochte ich nicht sonderlich. Also war ich ganz gespannt, was denn ein Steinbruch sei. Paul fuhr den Wagen lansam einen steilen Berg hinauf, vorbei an einem leeren Weinberg mit Haus darauf, welches komplett zum Verkauf stand und bog schließlich nach rechts ab. Der Schlafplatz existierte noch. Zum ersten Mal stand ich also vor einem Steinbruch und war erleichtert, daß es nicht bedeutete irgendwo unter Tage zu gehen." "Kann ich gut verstehen." "Es war eher ein Halbkreis voller Steine. Ich habe mir alles viel schlimmer vorgestellt und war daher sehr erleichtert. Zu diesem Zeitpunkt saß dort noch ein Mann auf einen kleinen Bagger, doch bis zum Abend würde er weg sein, meinte Paul. Er hatte Recht."
"Ihr seid dann bestimmt wieder weg gefahren." " Ja, sind wir. Beim hinunter Fahren von dem Berg konnten wir die herrliche Aussicht über den großen See und seine grüne Umgegend genießen. Kurz darauf befanden wir uns an einem Bad. Paul kannte auch dieses noch aus früheren Zeiten. Allerdings staunte er diesmal sehr, denn das Bad hatte die Tore geschlossen und Ketten hingen davor. Seltsamerweise befanden sich aber einige wenige Menschen darin. Irgendwie mußten die da rein gekommen sein und vom Rausfinden wie sie dies angestellt haben könnten, ließ sich Paul nicht abbringen. Wir stellten das Auto also ab und entdeckten, daß die Tore nicht verschlossen waren und auch die Ketten nur so davor hingen. Also gingen auch wir hinein und legten uns, nahe dem Wasser, in die grüne Wiese. Allerdings gingen wir nicht ins Wasser und auch nicht zu dicht heran, denn es war ganz schön schmutzig und sicherlich der Grund, warum das Bad offiziell geschlossen war." "Ist ja ärgerlich." "Wir fanden es nicht so schlimm, denn wir wollten uns nur sonnen."
Klara bestellt sich einen weiteren Cocktail. "So ein Sommertraum ist wirklich lecker." Mit ihrem Handrücken wischt sie sich gekonnt über den Mund. Auch Antonia kann dem nur beipflichten, daß auch ihr alkoholfreier Coktail schmackhaft ist.
"Irgendwann haben wir dann unser Zeug zusammen gepackt und sind zu dem Nachtlager aufgebrochen. Diesmal allerdings war etwas anders, als am Tag. Es sah bei der schwachen nächtlichen Beleuchtung nicht nur alles anders aus, um den Steinbruch herum, sondern dieser war mit einer Eisenstange abgesperrt." "Abgesperrt? Wo habt ihr denn dann übernachtet?" "Du kennst doch Paul. Er läßt sich so schnell von nichts aufhalten. Diese Eisenstange lag auf zwei Pfosten und dienten als Absperrung, damit niemand auf den Platz im Steinbruchgebiet fährt. Paul jedenfalls hob die Querstange einfach hoch und fuhr den Wagen durch, wonach er diese Stange wieder auf die Pfosten legte. Ich erlebte dies alles mit gemischten Gefühlen. Zwar freute ich mich, daß wir nun doch an vorgesehenem Ort die Nacht verbringen konnten, doch zum Anderen hatte ich ein etwas mulmiges Gefühle, denn ohne Grund wird wohl niemand eine solche Absperrung setzen.
Zumindest wurde nun lecker gekocht, etwas, was Paul nur zu gern übernahm. Er packte den Dieselkocher aus und began zu mit dem Zubereiten des Abendessens. Ich stellte inzwischen alles auf und deckte den Tisch. Als ich mich dann in den Stuhl setzte und zum Himmel schaute, verfiel ich in tiefe Bewunderung für den wunderschönen Sternenhimmel. Es waren unzählbar viele Sterne nur mit blosem Auge erkennbar. Ich frage mich noch heute, wie viele mehr wohl zu sehen gewesen wären, hätten wir das Teleskop mit dabei gehabt. Der Ort war wie eine Kuhle, ähnlich einem Nest, und daher gut abgeschirmt vor den Lichtern der Umgebung. Dies hatte natürlich den Vorteil, daß man viele Sterne sah, aber den Nachteil, daß es rund um uns herum beinah eben so dunkel war. Auch hier erlebte ich wieder gemischte Gefühle. Die Schönheit des Sternenhimmels und das Wissen, daß Paul viel Auslandserfahrung hat und schon mal hier war, beruhigten mich und so konnte ich den Abend genießen.
Dadurch, daß wir in dem Steinbruch saßen, störte kein Licht irgendeiner künstlichen Lichtquelle, sondern nur das große, weite Himmelszelt machte sich über uns breit. Während ich so überlegte, was sie mir alles sagen wollen, schenkte Paul den süßen Tokajer Wein ein und wir ließen uns diesen schmecken. Es war der Wahnsinn! Dieser Abend war nur zum Genießen da. Paul hat wieder einmal richtig leckeres Essen gekocht." "Wie immer eigentlich." "Ja, und dazu noch der gute Wein und der scheinbar endlose Sternenhimmel. Wir waren schnell in ein Gespräch vertieft, ließen unsere Gedanken dennoch immer wieder treiben und ich malte so manche Bilder am Firmament. Es war schön und unvergeßlich an diesem Abend einfach nur so rumzuhängen. Ich stelle mir oft viele Fragen, mache mir Gedanken über dies und das, doch diese klitzernde Pracht brachte mich zu den einfachen, mir wirklich wichtigen Dingen zurück."
Auch mit Daniel hatte Antonia schon mehrfach den Sternenhimmel bestaunt und ist mit ihm durch die Nacht gewandert. Sie mußte sich auch in diesem Fall keinerlei Sorgen machen. Daniel ist sehr einfühlsam und nimmt immer wieder Rücksicht auf Antonia, so wie Paul damals, bei ihrer gemeinsamen Reise. Beide führten Antonia so manches mal an ihre Grenzen. Sie zeigten ihr diese und führten sie langsam aber bestimmt über ihre Grenzen hinweg. Schon so manche innere Barriere hatte sie dadurch überschritten. Paul hatte ihr auf der Rumänienreise viel vom Land gezeigt und sie immer wieder, so gut es ging, auf die zu erwartende kommende Situation vorbereitet, so, daß Antonia diese meistern konnte und merkte, daß es oftmals keinen Grund zur Besorgnis gab. Daniel, so spürt sie, verpaßt ihr einen angenehmen Feinschliff und ermuntert sie immer, sie selbst zu sein und auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Er schenkt ihr die innere Ruhe, nach der sie sich so oft und schon so lange sehnt. Mit jedem Schritt ist Antonia über sich hinaus gewachsen und hat begiffen, daß sie mehr kann, stärker und mutiger ist, als sie je dachte. Sie ist neugirig auf die Welt und möchte auch innerlich immer weiter wachsen. Dazu gehört es nunmal Verhaltensmuster zu ändern und die eigenen Grenzen zu erweitern, auch, wenn es ihr anfangs immer wieder viel abverlangt.
Kapitel V
"Weißt du, was mich so erschreckt hat an dem Morgen im Steinbruch? Ich bin richtig erschrocken und war verwirrt." "Was ist passiert?" " Es war plötzlich extrem laut an dem Auto und es schien, als würden Menschen darum schleichen." "Vielleicht wollten sie weiter arbeiten." "Möglich wäre es gewesen, doch es war gerade mal 7:30Uhr. Gut, für Arbeiter längst keine frühe Stunde mehr. Einer der Männer hörte nicht auf, am Auto herum zu klopfen." "Was hatte der denn?" "Paul war, da er ziemlich unsanft geweckt wurde, mächtig genervt. Er öffnete die Tür und schon fing der klopfende Mann an zu plappern, in einer Sprache, die wir natürlich nicht verstanden. Er zeigte zur Absperrung und redete immer und immer weiter." "Vielleicht schimpfte er, weil ihr durch die Absperrung hindurch gefahren seid." "Dachten wir auch. Der Mann schien endlich auch zu kapieren, daß wir nichts kapieren und zeigte, wir sollten mal mitkommen. Widerwillig trabte Paul hinterher, während ich im Auto blieb und wartete, was dieser Herr wohl will. Kurz darauf kam Paul zurück geeilt und warf alles, was noch draußen stand ins Auto. Erst danach sagte er zu mir, daß wir fort müssen. Ich wollte natürlich wissen warum. Da sagte mir Paul nur kurz, daß man ihm eine Schweißmaschine gezeigt hatte und ich verstand sofort, was er mir damit sagen wollte." "Die Männer wollten die Eisenstange auf die Pfosten, auf der sie lag, anschweißen." "Ja, genau. Also verließen wir so schnell, wie möglich den Steinbruch und fuhren bergab. Ein letztes Mal fuhren wir an dem hübschen kleinen Häuslein auf dem Weinberg vorbei, welches zum Verkauf stand, und Paul überlegte, ob er dieses Grundstück vielleicht kaufen sollte. Es war wirklich wünderschön gelegen."
"Wo seid ihr dann hin? Weiter in Richtung Rumänien?" "Dafür warfen wir noch viel zu müde. Wir sind wieder zu dem Bad gefahren und haben uns, im Auto, nochmals schlafen gelegt. Tja und dann war es auf einmal schon halb elf. Dafür hatte ich jedoch noch einmal richtig gut geschlafen." "Und dann gab es erstmal wieder ein ausgedehntes Frühstück." "Ja, stimmt." Klara kennt Antonia gut genug, um dies zu wissen. Sie beide sitzen auch gern bei leckerem Essen oder Getränk zusammen und lassen die Zeit verstreichen. So war es auch beim Frühstück an jenem Morgen mit Paul. Die Sonne stand so hell und klar am Himmel, wie den Tag zuvor. "Die Frage tauchte auf, ob wir denn wirklich schon weiter in Richtung Rumänien wollten oder noch einen Tag lang die Sonne genießen. In Deutschland hatte der Herbst inzwischen Einzug gehalten. Da genossen wir es wirklich sehr, noch einmal die Wärme der Sonne auf der Haut zu spüren." "Laß mich raten, ihr seid geblieben." "Nicht den ganzen Tag, aber vorerst schon. Ich wünschte, noch viel mehr Menschen könnten solche Augenblicke erleben und genießen. Die Sonne küßte das Wasser, so, daß es klitzerte. Ein leichter, sanfter Windhauch berührte das Gras und streichelte es und das Wasser zärtlich. Alles um mich herum wirkte total verspielt und friedlich. Es war wirklich ein wunderschönes Bild, was sich mir bot. Es war sehr angenehm, sich an diesem Ort einfach treiben zu lassen und an Nichts denken zu müssen."
Antonia hat nach wie vor großes Gefallen daran, Neues zu entdecken und es fällt ihr wirklich nicht schwer, das Andere in vollen Zügen zu genießen. Manchmal ist sie so begeistert, daß sie gar nicht weiß, was sie als erstes mit ihrem Fotoapparat festhalten soll. Es ist so vieles schön, interessant und festhaltenswert, wobei dies oftmals auf Fotos kaum festzuhalten ist. In ihrem Herzen und ihren Gedanken hingegen kann sie alles ganz genau abspeichern. Immer wieder kann sie diese inneren Bilder, zu jeder Zeit, an jedem Ort, für sich selbst abrufen. Es gibt auch Momente, die sie zwar gern mit dem Fotoapperat festhalten würde, die aber viel zu schön sind, um diese, durch das Klicken einer Kamera, zu unterbrechen. Unvergeßlich wird dennoch so vieles bleiben. Versiegelt in ihrer Gedankenwelt. Bilder ihres Herzens, die sie nur ausgewählten Menschen zeigt.
"Inzwischen ist es bereits 16 Uhr geworden und das "noch ein klein wenig verweilen" hat fast den ganzen Tag verschlungen. Um diese Zeit befand sich niemand mehr in diesem geschlossenen Bad, außer wir. Paul wollte gern duschen, und da auf der Wiese einige Duschen herum standen, zog er sich aus und ging mit seinem Duschzubehör auf diese zu. Ich konnte es gut verstehen, denn nach dem Rumliegen in der Sonne, hatte auch ich Lust auf eine Dusche. Das war alles so witzig!" "Wieso? Was war los?" Antonia muß sich erst einmal wieder fangen, denn sie überkommt direkt ein kleiner Lachanfall, als sie die Bilder vor ihrem geistigen Auge sieht. "Ich hätte es wirklich fotografieren müssen. Unbescheiblich dieser Anblick. Paul sprang nackig unter einer der Duschen auf der Wiese hin und her. Ich konnte kaum noch vor Lachen. Danach trocknete er sich ab und kam langsam wieder zu mir gelaufen und ich mache mich auf den Weg zur Dusche. Ich stelle mich darunter und drehe sie auf. In diesem Moment sprang ich auch schon zur Seite und Paul konnte sich nun kaum noch vor Lachen halten, weil er es ja im Voraus wußte, daß dies geschehen würde. Jedenfalls wußte ich dann, warum er so hin und her gehüpft ist. Die Sonne schien schon seit Tagen warm vom Himmel und so dachten wir, daß das Wasser, was aus der Dusche kommen würde, auch warm ist. Niemals hatten wir in Betracht gezogen, daß die Leitung unter der Erde kühl bleibt, so daß eiskaltes Wasser heraus kam. Dieses Duschen war wirklich eine Herausforderung, doch ich habe sie, so denke ich, recht gut gemeistert. Man wußte ja nie, wann man mal wieder die Gelegenheit zum Duschen haben würde."
"Na dann lobe ich mir doch meine luxeriösen Hotels. Da weiß ich, daß ich, immer wenn mir danach ist, duschen und baden kann und dies in wundervoll warmen Wasser. Ich hätte mich dort nicht geduscht. Mit Sicherheit nicht. Lieber hätte ich mich, so verschwitzt, wieder angezogen und wäre weiter gefahren oder hätte irgendwo ein Zimmer genommen, um zu duschen. Ich meine, es war sicherlich sehr witzig, aber mir wäre dies eine Nummer zu kalt gewesen." "Kann ich gut verstehen. Ich dusche lieber auch schön warm und genieße es sehr, wie das warme Wasser meinen Körper sanft umhüllt und all die mich bedrückenden Dinge hinweg spült. Wenn ich gestreßt bin, nutze ich das Duschen auch gern mal zur Entspannung." "Oh ja, daß ist es auch. Obwohl ich sagen muß, daß ein Wannenbad da auch sehr angenehm ist." "Stimmt, doch ich habe zu hause nur eine Dusche, wie du weißt." "Achja, genau."
"Nach dem Duschen brachen wir nun aber endgültig nach Rumänien auf. Wir fuhren immer weiter, bis der Tag sich dem Ende neigte. Ich war zwar etwas aufgeregt, wegen dem, was mich wohl erwarten würde und dennoch freute ich mich auf die kommenden Urlaubstage. In Kürze würde wieder ein Land mehr zwischen mir und meiner Heimat liegen." "Paul war ja dabei. Er kannte sich doch im Land aus und außerdem würde er schon auf euch aufpassen." "Davon bin ich einfach auch mal ausgegangen. So verbrachten wir die Nacht wieder auf einem freien Feld an der Straße, die nach Oradea, in Rumänien, führte." "Also Nachtlager beziehen, Abendessen und dann, schup, den nächsten Morgen endlich über die Grenze nach Rumänien." "So fast, denn eine große Herausforderung stand mir noch bevor." Klara sieht Antonia erwartungsvoll an. "Wieso? Was denn?"
"Na du weißt doch, daß ich Böller nicht so mag." "Die Silvesterraketen und all das Knallerzeug?" "Ja. Von weiten sehen sie immer wieder schön aus und inzwischen geht es auch, wenn es in einem guten Sicherheitsabstand um mich herum gezündet wird, doch Paul hatte noch etwas ganz Spezielles vor." "Oh nein!" "Oh doch!" "Du solltest welche zünden?" "Ja. Er hatte eine große Schachtel Böller in Tschechien gekauft. Es waren rote, stiftähnliche Böller, die man durch reiben an einer Streichholzschachtel zündete und dann weg warf, woraufhin sie boom machten. Ich machte ihm klar, daß ich dieses Zeug nicht mag und nicht zünden werde, da ich Angst davor habe, daß sie mich gleich mit wegsprengen." "Na, nun übertreibst du aber wirklich." "Gut, dann eben nicht wegsprengen aber mich verletzen oder was weiß ich was. Jedenfalls streubte sich alles in mir, diese Böller auch nur anzurühren. Paul lächelte mich allerdings nur an und meinte, daß ich den Umgang damit beherschen müßte, wöllte ich meine Angst davor überwinden. Des weiteren wisse man nie, wann man diese, aus Sicherheitsgründen, brauchen würde. Nach einiger Überwindung zündete ich, trotz meiner Angst, einen der Böller. Ich warf ihn hoch und rannte weg, hinüber zu Paul, der mich gleich in seine Arme schloß. Ich hatte ja so eine Angst und wartete auf die Explosion im Hintergrund. Paul dagegen lächelte noch immer, schüttelte den Kopf und meinte, daß, wenn ich an meinen Platz, so wie normalerweise vorgesehen, stehen geblieben wäre, es nicht so gesund für mich gewesen wäre, denn der Böller kam fast genau auf diesem Platz wieder auf." "Daß war bestimmt furchtbar witzig." "Ja, irgendwie schon. Ich mußte über mich selbst lachen und darüber, wie ich mich anstellte. Nach einer weiteren Überwindung ist es mir dann aber doch geglückt und nachdem mir Paul Mut und Lob zugesprochen hatte, habe ich sogar noch einen weiteren Böller gezündet. Es machte sogar irgendwie Spaß auf dem Platz, von dem aus man den Böller warf, stehen zu bleiben und dem Flug desselben zuzusehen, bevor er bumm machte." "Da warst du sicher sehr stolz auf dich, daß du deine Angst vor diesen Böllern überwunden hast." "Ich habe mich sehr über mich selbst gefreut und darüber, daß ich mich nicht von meiner Angst habe zurückhalten lassen. Großen Respekt habe ich vor diesem Feuerwerk allerdings noch immer. Nach dieser Rumknallaktion waren wir sehr müde und wollten nur noch schlafen, denn den nächsten Tag sollte es endlich hinein in das mir unbekannte Land gehen; nach Rumänien."
Klara hat sich inzwischen, nach ihren zwei Gläser Cocktail, noch einen Kaffee gegönnt und auch Antonia hat, trotz ihrer vielen Erzählungen, ihr Glas geleert. "Wollen wir noch eine Kleinigkeit essen? Ich lade dich ein." "Nagut, aber sehr lange kann ich nicht mehr bleiben, da ich versuchen möchte, Daniel zu erreichen." "Wieso? Wo ist er?" "Er mußte von der Arbeit her weiter weg fahren und bekommt dort auch gleich eine kurze Schulung. Aufgrund der Schulung ist er nur schwer zu erreichen und hat selbst auch wenig Zeit. Wir haben aber fast jeden Abend Kontakt. Meist chatten wir, doch heute wollen wir telefonieren und ich kann endlich wieder seine Stimme hören. Ich freu mich da sehr drauf. Mir fehlt der Klang seiner Stimme und seine Art zu reden." "Kann ich mir gut vorstellen. Ihr wart auf eurer Rumänienreise ja jeden Tag zusammen." Klara freut sich auch schon auf ihren morgigen Arbeitstag, da sie dann ihren Schwarm wieder sehen wird. Wahrscheinlich kann sie mit ihm die Frühstückspause verbringen. Vorerst beschließt Klara allerdings Antonia in den kleinen Imbis mitzunehmen und fordert sie derweil auf, ihr doch schon einen Vorgeschmack auf ihren Aufenthalt in Rumänien zu geben, auch, wenn sie heute nicht mehr alles davon erfahren wird.
Zuletzt geändert von vlindertje am Fr 11. Nov 2011, 02:50, insgesamt 1-mal geändert.
"Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt." Dalai Lama