Kapitel XI
Alle drei warteten darauf, dass Brisby endlich sprach. Was war es, was sie herausgefunden hatte?
„Träume sind gefährlich!“ meinte sie nur, stand auf und ging zu dem Fenster hinüber.
„Wieso sollten Träume gefährlich sein?“ wollte Ryan wissen, „Ich meine im Allgemeinen!“
Cassidy warf ihm einen etwas genervten Blick zu, denn seine Frage war eigentlich ein wenig unsinnig, in Anbetracht dessen, was er erst kurz zuvor erlebt hatte.
Brisby warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, ehe sie sich wieder ihren Gästen zu wand.
„Normalerweise sind Träume harmlos!“ begann sie, „Es ist ja nicht so wie in dem Horrorfilm, dass man von irgendeinem Irren verfolgt und ermordet wird und dann in der Realität stirbt!“
Felice und Ryan sahen ihr misstrauisch entgegen, während Cassidy die Augen verdrehte.
„Normalerweise!“ wiederholte Brisby, seufzte kurz und setzte dann fort, „Normalerweise sind Träume mehr oder weniger nur gefüllt mit Erinnerungen und Gedanken, die wir uns machen.“
„Könntest du bitte vorspulen?“ forderte Cassidy, die noch immer auf die Information ihrer Freundin wartete.
„Bei dir ...“ Brisby wies auf Ryan, „... und bei dir ...“ sie zeigte auf Felice, „ sind Träume harmlos!“
Noch immer verstanden die Beiden nicht das geringste, was Brisby eigentlich sagen wollte.
„Doch bei ihr ...“ damit wies sie auf Cassidy, „... sind Träume … lebendiger!“
Cassidy seufzte kurz, da man ihr noch immer die Informationen enthielt.
„Cassidy ist ein Traumwanderer. Genauso wie ihr Bruder.“
Cassidy machte eine Geste, die Brisby bedeuten sollte, doch schneller zum Punkt zu kommen. Aber diese ignorierte ihre Freundin und richtete ihre Erzählung mehr oder weniger an die anderen Beiden, die sie mit großen Augen ansahen.
„Wie der Name sagt, kann ein Traumwanderer in den Träumen herum spazieren. Er kann von einen Traum in den anderer wechseln. ...“
„Das ist doch nichts besonderes!“ meinte Felice dazu.
„Er kann in fremde Träume eindringen!“ antwortete Brisby nur und setzte ihre Erzählung fort, „Einige Traumwanderer können sogar die Träume anderer kontrollieren, was sich dann auch auf die Realität des Träumers auswirken kann.“
Ryan überlegte kurz und murmelte dann nur: „Wie Freddy Krüger!“
Nun rollte Brisby mit den Augen, denn im Grunde hatte sie zuvor noch gemeint, dass eben dies nicht passieren könnte.
„Ist es denn wirklich so schlimm, wenn ein … Wanderer in einen fremden Traum eindringt?“ wollte Felice wissen.
„Wenn er mit seinen Fähigkeiten den Traum und den Träumer beeinflusst oder verletzt, dann schon!“ seufzte Brisby.
Cassidy warf ihrer schwarz gekleideten Freundin einen eindringlichen Blick zu.
„Aber ist es denn immer schlimm, wenn sich ein Wanderer einmischt?“ Felice war ein klein wenig neugierig darauf, mehr über die Fähigkeiten der Traumwanderer zu erfahren.
Brisby schüttelte erst den Kopf. Dann aber antwortete sie, dass dies verheerende Folgen haben könnte.
„Es könnte ziemliches Chaos entstehen!“ war ihre Meinung, „Und wenn wirklich alle Träume wahr werden würden, wer würde dann noch um seinen Erfolg kämpfen?“
Felice wollte schon wieder damit beginnen, dass dies doch auch ein Vorteil sein könnte, wenn Träume wahr werden würden, als Cassidy dazwischen ging.
„Manche Träume sollten nicht wahr werden!“ brummte sie etwas übel launig, „Nicht jeder Traum ist gut!“
Damit stand sie auf, ging ein paar Schritte von der Sitzbank weg und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du solltest Träume nicht mit Wünschen verwechseln!“ meinte sie zu Felice.
Dann sah sie sich zu Brisby um und forderte, dass sie ihr endlich sagen sollte, was sie herausgefunden hatte. Diesmal ohne lange drumherum zu reden.
„Es gibt sogenannte Wächter!“ begann Brisby und ging wieder zur Sitzbank hinüber.
„Sie sind eigentlich dafür zuständig, dass sich die Einmischungen von Wanderern in fremde Träume in Grenzen hält. Dass davon nichts in die Realität übertreten kann.“
„Wieso eigentlich?“ wollte Ryan sofort wissen, und stellte somit die Frage, die Cassidy selbst auf der Zunge lag.
„Was genau passiert ist, haben Andrew und ich nicht herausbekommen!“ kam gleich von Brisby und sie warf Cassidy einen betroffenen Blick zu, „Nur soviel, die Wachen sind nun Jäger!“
Kurz kehrte Stille ein, so als müssten alle drei die Nachricht überdenken.
„Jäger?“ hakte Felice noch einmal nach, „Wen oder was jagen sie?“
„Die Traumwanderer!“ antwortete Brisby, diesmal etwas leiser, „Sie fangen sie ein und ...“
Cassidy sah sie mit großen Augen an.
„Ich weiß nicht genau, was sie mit ihnen machen. Aber es ist mit Sicherheit nichts Gutes!“ versuchte Brisby zu erklären.
„Die Toten!“ kam Cassidy leise über die Lippen und ihre Freunde sahen sie irritiert an.
„Die merkwürdigen Träume, die ich hatte! Ich hab fremde Menschen sterben sehen und nur wenig später ist es dann auch passiert!“
Brisby nickte, obwohl sie nicht ganz sicher war, von welchen Träumen Cassidy sprach.
„Du hast es gesehen, weil du in ihre Träume eingedrungen bist!“ Brisby klang als wolle sie Cassidy beruhigen, „Du hattest irgendeine Verbindung mit ihnen!“
Cassidy schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wollte keine Verbindung haben mit Fremden, die wenig später starben.
„Wieso … sterben die … Leute?“ Felice war ein wenig blass geworden.
„Anscheinend sind sie nach einer Weile nicht mehr so wichtig für die Wächter. Ich meine Jäger! Und sie lassen sie frei!“ war Brisby Vermutung.
Cassidy lachte kurz auf.
„Freilassen sieht anders aus!“ schimpfte sie lautstark und erntete wieder die Blicke ihrer Freunde.
„Soweit ich mit Andrew herausbekommen habe, waren es Traumwanderer, die später den Tod fanden!“ meinte Brisby erneut, „Ich weiß nicht warum, sie sterben mussten.“
„Die Geschichte ...“ Ryan meldete sich nach langem endlich zu Wort, „Chances Geschichte … Hat das irgendwas hiermit zu tun?“
Brisby warf erst ihm und dann Cassidy einen Blick zu.
„Er muss … etwas gesehen haben.“ Wieder nur eine Vermutung.
„Das wenige, was er geschrieben hatte, ist auch passiert!“ brummte Cassidy nur, „Aber warum musste er dann … verschwinden?“
„Er ist auch ein Traumwanderer! Er weiß es nur nicht!“ antwortete Brisby, „Oder wusste es nicht!“
„Also haben ihn die Männer mitgenommen, weil er ...“ Cassidy lies den Satz unbeendet und sah wütend zu Boden.
„Wo ist er?“ kam leise von Felice. Sie war so leise geworden und so blass, dass sich Cassidy, als sie zu ihrer Freundin sah, große Sorgen um sie machte.
„So genau weiß ich das auch nicht!“ murmelte Brisby vor sich hin, „Ich meine, man hat ihn entführt und … Ich hab keine Ahnung, wohin man die Träumer bringt. … Doch ich weiß, dass er nicht mehr in ihrer Gefangenschaft ist!“
Wieder starrten alle drei der fremden Frau ins Gesicht.
„Bevor ihr hier aufgetaucht seit, hab ich … in die Karten gesehen und … da hab ich gesehen, dass er nicht mehr gefangen ist. Aber er ist noch lange nicht außer Gefahr!“
„Karten?“ Ryan zog eine Augenbraue fragend nach oben.
„Sie kennt sich mit Magie aus!“ warf Cassidy nur ein, bevor er noch weiter nachfragen konnte.
„Im Moment ist Chance noch in Sicherheit!“ begann Brisby erneut, „Aber er kann sich nicht für immer in der anderen Welt verstecken!“
Cassidy war sich nicht ganz sicher, was ihre Freundin nun meinte. Die andere Welt. Traumwelt oder Realität?
„Wie finden wir ihn?“ wollte Felice von Brisby wissen. Sie versuchte ihre Stimme und ihren Mut wiederzufinden.
Brisby warf wieder erst Cassidy einen Blick zu und dann den anderen beiden, ehe sie Felice antwortete.
„Es wäre weit aus weniger gefährlich für euch beide, wenn ihr euch da nicht einmischt!“
Felice riss den Mund auf und wollte protestierten, als Brisby nur den Kopf schüttelte und sie besorgt ansah.
„Ihr beide seit … nehmt es mir nicht übel … ihr beide seit gewöhnlich!“
Ryan riss beide Augenbrauen nach oben und war auch kurz davor Protest einzulegen.
„Noch sind sie nicht hinter euch her!“ Brisbys Stimme klang ruhig und dennoch schwang Sorge mit.
„Cassidy hingegen, wird gesucht. Sie ist ein Traumwanderer und vermutlich ein ziemlich starker. Wenn ihr mit ihr unterwegs seit, geratet ihr ebenfalls ins Visier ...“
„Ich lass sie aber nicht allein umher ziehen!“ platzte es aus Ryan und er sprang auf.
„Und ich will helfen Chance wieder zu finden!“ kam sofort von Felice, die ihren Mut wiedergefunden hatte.
„Es ist gefährlich!“ kam erneut von Brisby, „Und es ist nicht nur so, dass Cassidy mehr als einen Verfolger hat!“
Beide warteten darauf, was denn noch gefährlicher sein könnte, als die ominösen Anzugträger, denen sie bereits begegnet waren.
„Die Träume selbst können gefährlich werden!“
„Was?“ kam fast zeitgleich von Ryan und Felice.
„Bis jetzt waren die Träume für euch noch harmlos, egal wie gruselig sie gewesen sein mögen. Doch je länger ihr hier seit und vor allem je mehr ihr euch auf die ganze Sache einlasst umso realer wird es schlussendlich!“ versuchte Brisby zu erklären.
Allerdings verstanden die beiden noch immer nicht ganz ihre Sorge.
„Ihr könnt nicht kontrollieren, was passiert. Im Gegensatz zu Cassidy seit ihr nur zwei … Zuschauer. Sie hingegen ist mehr oder weniger ein Akteur, der alles kontrollieren und verändern kann!“
„Aber wenn wir mit ihr zusammen unterwegs sind, kann uns nichts passieren! Wenn sie das ganze regeln kann!“ war Felice Meinung.
„Genau da liegt das Problem!“ kam von Cassidy.
Wieder sah man sie fragend an.
„Ich kann zwar von einem Traum in den nächsten wechseln und vielleicht auch einiges verändern, aber ich kann nicht kontrollieren, was mit euch passiert. Wir könnten verloren gehen! Wieder!“
Ryker war nicht wirklich weit gefahren und doch hatte sich die Gegend um ihn herum ziemlich schnell verändert.
Er hätte im Grunde alles mögliche erwartet, nur nicht eine Tür, die mitten auf der Straße aufgetaucht war. Eine Tür, um die herum nichts war.
Er trat auf die Bremse und wartete.
Eine Tür?
Und so als hätte er unbeabsichtigt irgendein Signal betätigt, ging die Tür auf und ein bärtiger Mann in einem Holzfäller-Outfit trat heraus.
Ryker wartete kurz, musterte den Mann, suchte dann die Umgebung ab, so als erwartete er noch jemand anderen und stieg dann aus.
„Wird auch Zeit!“ wurde er nur begrüßt und der andere trat beiseite um Ryker durch die Wandlose Tür treten zu lassen.
Hinter der Tür erwartete Ryker allerdings ein Wohnzimmer voller Bücher und schäbiger Tapete und einem ebenso schäbigen Teppich.
„Ziemlich eigenwilliger Trick!“ meinte Ryker nur und musterte den Raum genauer.
„Man muss nur wissen, wie man sich verstecken kann!“ bekam er nur als Antwort von dem Mann.
Auf einem kleineren Tisch, der so wirkte als sei er kurz vorm Zusammenbrechen, bemerkte Ryker ein Funkgerät. Ein ziemlich altes Modell, womit man vermutlich zuletzt vor über fünfzig Jahren zuletzt gearbeitet hatte.
„Vielleicht solltest du dich setzten!“ meinte der Mann nur zu ihm und drückte ihm ein Glas mit brauner Flüssigkeit in die Hand.
Ryker musterte das Glas und nippte kurz.
Definitiv nicht sein Getränk. Vermutlich Jim Bean oder dergleichen.
Dann suchte er sich einen freien Platz und setzte sich.
„Was gibt es?“ Ryker hielt das Glas noch immer in der Hand, beschloss aber nichts mehr von dem Alkohol zu trinken. Unter anderem, da er im Grunde noch immer im Dienst war.
„Die Sache mit den … Selbstmorden ...“ begann der andere, „... sie sind daran schuld!“
Manchmal wünschte sich Ryker, dass man ihm einfach klipp und klar sagte, was er wissen wollte, ohne dass er lange nachfragen müsste. Allerdings schien sein Gegenüber, wie auch die vielen seiner Verhafteten, erst mal lange um den heißen Brei zu reden.
„Wieviel weißt du wirklich von den Wächtern oder den Somnus Vigilare?“ wollte der Mann von ihm wissen und nippte an seinem eigenen Glas Jim Bean.
„Wen?“
„Die Wächter! Somnus Vigilare!“ wiederholte der Mann.
„Die haben also einen Namen?“ Ryker war ein wenig verblüfft. Er hatte schon einmal gehört, dass es sogenannte Wachen gab, aber er wusste nicht, dass sie eine Organisation waren.
„Sie sind normalerweise zum Schutz und zur Kontrolle da!“ seufzte sein Gegenüber und leerte das Glas mit einem Zug, „Jedenfalls waren sie es, als ich noch mitgemacht hatte!“
Ryker entgegnete nichts dazu. Er wusste, dass der Mann einst eine Art Polizist war. Er wusste nur nicht, warum er es nun nicht mehr war.
„Jetzt sind die SV nur noch Jäger!“ knurrte der Mann und schenkte sich nach.
„Wieso?“ Rykers Fragen fielen ziemlich kurz aus. Im Grunde war er gekommen, weil man ihm etwas wichtiges zeigen wollte.
Der andere ging zu einem voll belegten Schreibtisch, stellte sein Glas auf den Bücherstapel und suchte eine dicke Akte hervor.
Diese reichte er wortlos an Ryker.
Ryker stellte sein Glas neben sich ab, nahm den Ordner und öffnete ihn.
Wie er vermutet hatte, waren darin Zeitungsberichte und einige Notizzettel. Das ganze sah genauso aus, wie der Ordner, den er selbst zu hause erstellt hatte.
Alles Berichte über seltsame Todesfälle und Vermisste.
„Das sind nur die Opfer der SV, die ich mitbekommen habe!“ meinte Rykers Gegenüber betrübt und leerte erneut das Glas in nur einem Zug.
Gerade als Ryker erneut nachfragen konnte, weswegen, die Somnus Vigilare, oder wie auch immer sich die Jäger nannten, hinter Cassidy, Chance und den vielen anderen hinterher waren, erwachte das alte Funkgerät zum Leben.
Erst nur ein Rauschen und dann klar und deutlich eine Durchsage.
Beide Männer lauschten gespannt.
„Sie haben den Jungen geschnappt!“ knurrte Rykers Gegenüber, „Der Dummkopf!“
Ryker sah ihn irritiert an.
Und wieder unterbrach ein Funkspruch, der an keinen der beiden gerichtet war, die aufkommende Frage Rykers.
„Schnappt euch Cassidy!“
Klar und deutlich ein Befehl. Bevor der Funkspruch endetet wurden noch ein paar Informationen gewechselt und ein Ort genannt, wo man Cassidy und ihre Freunde finden sollte.
„Wir müssen sie warnen!“ platzte es aus Ryker heraus.
„Das wird nicht so einfach!“ war nur die Antwort des Gegenübers.
Ryker war schon aufgesprungen.
„Hinter ihr ist nicht nur die SV her!“ bekam er sogleich zu hören. Allerdings sagte man ihm nicht, wer noch hinter ihr her war.
Der Alte stellte sein leeres Glas ab und ging wieder in Richtung Tür.
„Wir sollten aufbrechen!“ meinte er und wartete auf Ryker.
Der sah den anderen irritiert an, da dieser doch eigentlich deutlich gemacht hatte, dass es nicht einfach sei, Cassidy zu warnen.
„Es gibt noch viel mehr, was wir tun sollten!“ war nur die Antwort des Mannes.
Er öffnete die Tür und davor war die Straße und Rykers Wagen zu sehen.
Zusammen stiegen beide in das Auto und sogleich verschwand die Tür wieder im Nirgendwo.
Ryker sah seinen Beifahrer fragend an.
„Was jetzt?“ Er war ein klein wenig überfordert von der ganzen Situation.
Sein Nebenmann grübelte.
„Ich könnte eine Art Bindungszauber machen!“ kam von Brisby.
Alle drei sahen sie irritiert an.
„Ein Zauber, damit ihr euch nicht verliert!“ versuchte Brisby zu erklären.
„Klar!“ meinte Ryan ungläubig.
„Wie soll das funktionieren? Es gibt doch in Wirklichkeit keine Magie?“ war Felice Meinung dazu, „Oder?“
Sie richtete ihren Blick erst auf Brisby, die ihr nun noch unheimlicher vor kam, und dann auf Cassidy.
„Der Zauber soll euch helfen, dass ihr immer in Kontakt bleibt. So ist es einfacher euch nicht zu verlieren.“
Noch immer verstand keiner der anderen auch nur ein Wort.
„Cassidy ist so was wie euer Führer hier!“ so Brisbys Erklärungsversuch, „Sie führt euch durch die Traumwelt und ...“
Sie seufzte. Irgendwie erschien es ihr sinnlos zu erklären, wie der Zauber wirken sollte. Die drei würden ihr nicht glauben.
Cassidy überlegte kurz, so als müsste sie die Möglichkeiten abwägen. Dann nickte sie nur mit fragendem Blick.
„Wie funktioniert das ganze?“ wollte sie wissen.
Hilflos sah sie Brisby an.
„Ich brauch von etwas von dir und … das müssen die beiden dann bei sich tragen!“
Wieder rissen alle drei die Augen weit auf.
Sogleich klärte Brisby sie auf, dass sie lediglich eine Strähne von Cassidys Haar bräuchte. Und noch ohne auf eine Erlaubnis oder dergleichen zu warten, ging sie zu ihr, zog ein Messer hervor, wo auch immer sie es verborgen hatte, und schnitt eine lange und dicke Strähne ab.
Cassidy sah sie geschockt an. Zu geschockt um irgendwas zu sagen.
Alles weitere ging schnell und ohne große Erklärung von Brisby von statten.
Sie teilte die abgeschnittenen Haare in zweit in etwa gleichgroße Strähnen, die sie beide sogleich flocht. Die Strähnen legte sie zur Seite, ging durch den Raum, sammelte ein paar Pflanzenblüten zusammen und packte diese in eine kleine Messingschale.
Felice, Ryan und auch Cassidy musterten sie irritiert und ungläubig. Keiner wagte es zu sprechen.
Brisby zog mit einem Stock einen Kreis, stellte die Schale mit den Blüten in den imaginären Kreis hinein und stellte weiße und blaue Kerzen auf, die ohne das sie etwas tat, aufbrannten.
Sie packte die Haarsträhnen in die Schale und begann vor sich hin zu murmeln.
Nach einer Weile bemerkten alle drei, dass der Inhalt der Schale zu qualmen begann.
„Was wird das?“ murmelte Felice Ryan zu, der neben ihr saß und ebenso verwirrt dreinschaute.
Der Rauch wurde immer mehr. Roch allerdings seltsamerweise nach Blumen und nicht nach irgendetwas verbrannten.
Brisby lies den Rauch noch ein paar Sekunden aufsteigen, bevor sie ihn weg blies.
Dann grinste sie siegessicher.
„Das sollte euch ein wenig weiterhelfen!“ meinte sie dann und griff in die Schale.
Was sie hervorholte und dann Felice und Ryan reichte, ähnelte nicht mehr im entferntesten dem, was sie in die Schale getan hatte.
Ungläubig sahen die beiden auf zwei geflochtenen Armbänder, scheinbar aus Leder und mit einem kleinen hellblauen Stein daran.
„Was ist das?“ wollte Ryan wissen und musterte sein Armband eindringlich.
„Ein Schutzzauber und die Möglichkeit, Cassidy nicht zu verlieren!“ kam nur schmunzelnd von Brisby.
Was ihr mehr Vergnügen bereitete, dass sie ihr der Zauber gelungen war oder dass sie die drei damit verblüfft hatte, war nicht zu erkennen.
„Und was wenn sie uns verliert?“ war Felice Frage und sie zeigte auf Cassidy.
„Oh!“ Brisby legte den Kopf kurz schräg und schmunzelte dann.
„Sie hat schon einen Talisman!“ meinte sie dann.
Cassidy sah sie irritiert an.
„Das Armband und das ...“ Brisby zeigte auf Chassidys Hosentasche und Cassidy griff hinein.
Verwundert holte sie ein schwarzes Lederband hervor, an dem ein kleiner silberner Traumfänger mit ebenfalls kleinen blauen Steinen und vier silbernen Federn hing. Der Anhänger war insgesamt nur knapp fünf Zentimeter groß.
„Du bist ziemlich gut!“ schmunzelte Brisby, „Deinen eigenen Schutz mitzubringen!“
Cassidy verstand gar nichts.
„Du hast den Traumfänger mitgebracht und zu deinen Amulett gemacht.“
„Den hat mir Felice geschenkt!“ meinte Cassidy noch immer irritiert, „Aber da war das Ding aus Holz und größer!“
„Dann ist das Armband vermutlich von ihm?“ mutmaßte Brisby nur und zeigt auf Cassidy rechtes Handgelenk.
„Ja?“ Cassidy konnte sich nicht mehr erinnern, wann genau sie das silberne Armband mit den Türkissteinen von Ryan bekommen hatte. Sie trug es eigentlich jeden Tag am Handgelenk, sodass sie manchmal vergaß, dass sie es überhaupt trug.
„Du hast den Traumfänger selbst verändert!“ Brisby klang stolz, „Du hast dir damit selbst eine Verbindung zu deinen beiden Freunden geschaffen!“
„Aha?“ kam nur von Cassidy, „Aber das hilft mir nicht Chance zu finden, oder?“