Kapitel XXXXI
Larson hatte noch einmal kurz mit der Hotelleitung und dem Personal gesprochen und sie eindringlich darum gebeten, dass sie ihn benachrichtigen sollten, sollte irgendjemand Brandon sehen.
Er hoffte immer noch, dass der Mann in dem Hotel oder zumindest in der Nähe war.
Larson hatte das ungute Gefühl, dass Brandon irgendetwas zustoßen würde. Zumindest solange er sich in Stevie´s Nähe aufhielt. Und auch Stevie schwebte in großer Gefahr.
Larson wusste nicht, wie viele Männer Doyle auf das Mädchen losgeschickt hatte. Der Mann hatte es ihm nicht sagen wollen. Vielleicht wusste es Doyle noch nicht einmal!
Noch mehr als die Frage, was Stevie Doyle gestohlen hatte, weswegen er sie jagen lies, interessierte Larson allerdings die Vergangenheit des Mädchens.
Es kam ihm seltsam vor, dass sie scheinbar nicht zu existieren schien. Niemand wusste wer sie war und woher sie kam. Sie war einfach da und keiner wusste warum.
Auf dem Weg zum Waschsalon, vor dem noch immer Brandon´s Motorrad stand, musterte Dallas ihn immer wieder aus dem Augenwinkel.
Selbst sie schien sehr an Stevie´s Mysterium interessiert zu sein.
„Wieso will Doyle sie haben?“ fragte sie sich und hatte unbemerkt laut vor sich hin gesprochen.
Larson sah kurz zu ihr hinüber.
„Das ist eine ziemlich gute Frage.“ meinte er nur und konzentrierte sich wieder auf die Straße vor sich.
Der Weg war eigentlich nicht weit. Doch er fuhr extra langsam, für den Fall dass Stevie und auch Brandon am Straßenrand entlang liefen. So würde er sie viel schneller entdecken und wieder einfangen können.
„Ich meine, wenn sie ihm etwas gestohlen hat, warum will er dann nicht nur sein Zeug zurück? Warum will er sie auch?“ Diesmal hatte Dallas die Frage an Larson gerichtet.
Larson aber wusste darauf keine Antwort.
Im Grunde hatte er sich die selbe Frage auch schon mehrmals gestellt.
„Sie sind nicht hier!“ meinte er dann, als er endlich den Waschsalon und das Motorrad davor, entdeckte.
Diesmal war es Dallas, die nur stumm nickte.
Larson parkte seinen Wagen und starrte angestrengt vor sich hin.
Er wusste nicht was er nun tun sollte. Er wünschte sich, irgendwer könnte ihm nun einen Tipp geben.
„Vielleicht will er mehr als nur seinen Schatz zurück!“ mutmaßte Dallas und unterbrach die Stille.
Larson ignorierte sie.
„Er hat doch genug Geld um sich noch mal so was zu kaufen oder um sich das Teil, was auch immer es ist zurück zu kaufen. Also warum will er unbedingt sie und das … was auch immer?“
Dallas wartete auf eine Antwort, die ihr Larson aber schuldig blieb.
Er war ein wenig genervt, dass alles schief gegangen war.
Allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, was bisher alles geschehen war. Und er war sich nicht sicher, was er noch erwarten sollte.
Dies war kein einfacher Fall, von vermisste Person auffinden und zurückbringen. Dies war ein einziges großes Rätsel. Oder viele kleine Rätsel, die eng miteinander verknüpft waren.
„Wie lange sucht er schon nach ihr?“
Diese Frage erregte Larson´s Aufmerksamkeit und er drehte sich zu Dallas.
„Wie?“
„Er muss sie und sein Schmuckstück, was auch immer das sein mag, irgendwann aus den Augen verloren haben und hat dann nach ihr und dem Teil suchen lassen!“
Larson nickte kurz.
„Doch seit wann?“ wollte Dallas wissen.
Larson hatte darüber nie so ganz nachgedacht.
Er hatte das Mädchen nur finden und ihr Diebesgut wieder dem ursprünglichen Besitzer zukommen lassen wollen.
„Wieso sollte das wichtig sein?“ kam Larson über die Lippen.
Dallas aber zuckte nur mit den Schultern.
„Vielleicht hat sie das Teil versteckt. Und wenn wir raus bekommen, seit wann sie gejagt wird und wo sie zu dem Zeitpunkt war, könnten wir es vielleicht finden.“
Larson sah sie mit großen Augen an.
„Und vielleicht finden wir auch sie!“ fügte Dallas dann noch schnell hinzu, „Vielleicht ist sie schon auf dem Weg zu dem Schatz!“
Noch immer kam kein Ton dazu über Larson´s Lippen.
Dann wand er seinen Blick wieder auf den Parkplatz vor sich und zum Motorrad.
„Sie wird aber nirgendwo hin gefahren sein!“ war er überzeugt.
Stevie war wieder eingeschlafen und im ersten Moment schien sie einen ruhigeren Schlaf gefunden zu haben.
Beide Männer saßen neben ihr auf dem Bett. Alle beide tief in Gedanken versunken.
„Wir können nicht ewig hier im Zimmer bleiben!“ bemerkte Brandon irgendwann und sah auf Stevie neben sich.
„Und was schlägst du vor?“ wollte Eric leicht genervt wissen. Ihm war selbst bewusst, dass Verstecken auf Dauer auch keine Lösung war.
„Ich hab ehrlich gesagt, keine Ahnung!“ gab Brandon zu.
Eric sah in Richtung Tür, so als erwarte er, dass jemand in den Raum kommen würde.
Dann sah er wieder neben sich.
„Wenn sie wieder aufwacht, werd ich uns was zu essen besorgen und dann werden wir weitersehen!“ meinte Eric und fuhr mit dem Daumen über Stevie´s Handrücken.
Dies schien sie ein wenig zu beruhigen. Allen Anschein nach hatte sie gerade wieder einen Albtraum gehabt. Doch ihre angespannte Mimik lockerte sich und sie drehte sich im Schlaf zu Eric hinüber.
Brandon sah ihn nur irritiert an. Eric ignorierte ihn. Es war nicht das erste Mal, dass er sie so im Schlaf beruhigen konnte. Aber dass musste Brandon nicht unbedingt wissen.
Eine Weile beobachtete Brandon die beiden neben sich. Doch irgendwann fielen auch ihm die Augen zu.
Er schlief einfach im Sitzen ein, wobei er sich an das Kopfende des Bettes anlehnte.
Und nun war er es, der schlecht träumte.
Er hörte Eric nicht, wie er Stevie, nachdem sie abermals unruhig wurde, leise ein Lied vorsummte. Er hörte auch nicht das Versprechen, dass alles wieder gut werden würde, welches Eric Stevie gab.
Eric wusste nicht, was er nun tun sollte. Er konnte nicht viel machen, außer darauf zu warten, dass Stevie aufwachte und sagte, was sie als nächstes tun wollte.
Er bedauerte es ein wenig, dass er die Situation, die ihm nun geboten war, nicht voll und ganz genießen konnte.
Er wusste, dass sie ihn spüren konnte. Es beruhigte sie. Doch er hingegen, spürte nichts. Weder ihre Wärme noch ihre Hand.
Als er im Hotel ankam, hatte er die Aufregung mitbekommen, die dort herrschte.
Die Angestellten liefen umher und suchten jemand.
Die Frau an der Rezeption, war im Grunde die einzige, die einigermaßen ruhig an ihrem Platz stand und ihn mit einem gespielt freundlichen Lächeln begrüßte.
„Ich bin auf der Suche nach einem Gast!“ erklärte er.
Und noch immer lächelte sie ihn an.
„Brandon Norman?“
Ihr Lächeln wich und sie sah ihn verwirrt an.
„Er wohnt doch hier?“ fragte er unsicher nach.
Ohne den Computer vor sich zu nutzen, nickte sie und schüttelte danach den Kopf.
„Er war hier!“ meinte sie dann, „Aber er … er ist verschwunden!“
„Wie?“ Er war irritiert.
Noch bevor er genaueres fragen konnte, trat jemand neben ihn und richtete sich mit scharfen Ton an die Empfangsdame.
Der Mann befahl, dass man ihn sofort benachrichtige sollte man, den Gesuchten sehen.
Die Frau nickte nur und nahm die Visitenkarte des Mannes an sich.
Dann ohne sich zu verabschieden oder sich noch einmal umzusehen, ging der Mann schnellen Schrittes davon. Gefolgt von einer stattlichen Brünetten.
„Brandon ist verschwunden?“ wiederholte er das Gehörte und die Empfangsdame blickte vom Ausgang auf den Mann vor sich.
Wieder nickte sie. Unsicher, was sie sagen sollte.
Für einen kurzen Moment überlegte er, was er nun tun sollte.
„Wenn Brandon verschwunden war, wo könnte dann das Mädchen sein?“ fragte er sich.
Ohne ein weiteres Wort an die verdutzte Frau am Empfang, verließ auch er das Hotel wieder. Er war sich so sicher gewesen, hier das Mädchen zu finden.
Vor der Hoteltür überlegte er kurz, ob er noch einmal Doyle anrufen sollte. Ihn fragen, ob er wüsste wohin das Mädchen verschwunden war.
Doch es war mitten in der Nacht und sein Auftraggeber vermutlich schon längst nicht mehr zu erreichen.
Davon abgesehen, mochte Doyle keine schlechten Nachrichten.
Also sollte er ihn einfach nicht mit der Sache behelligen.
Er bemerkte das Auto, welches wieder in die Stadt hinein fuhr.
Und noch einmal konnte er einen Blick auf den Mann werfen, neben dem er vor einigen Augenblicken an der Rezeption gestanden hatte. Er kannte ihn. Und mochte ihn nicht.
Vielleicht war es so auch gut, dass der andere ihn nicht bemerkt hatte.
Andernfalls hätte es mindestens einen Streit und eine Auseinandersetzung in der Hotelhalle gegeben unter den Beiden. Und vermutlich hätte einer der beiden versucht den anderen zu töten.
„Du suchst also auch nach ihr, Larson!“ knurrte er nur und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.
Er musste das Mädchen unbedingt vor dem FBI-Agenten finden.